Ursachen und Folgen von Kinderarmut


Hausarbeit, 2005

25 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


1. Einleitung

Kinder- und Jugendarmut ist längst nicht mehr nur ein Problem in den Entwicklungsländern. Auch hierzulande wird die Situation immer prekärer. So stieg die Anzahl der Kinder in den letzten Jahren auf rund drei Millionen, womit fast jedes fünfte Kind in Deutschland von Armut betroffen ist.

Durch diese Tendenz, die auch in anderen Industrienationen zu beobachten ist, kam es in den letzten Jahrzehnten vermehrt zur Veröffentlichung von Studien und Berichten. Sogar die Bundesregierung befasste sich mit dem Thema, was die Brisanz dessen unterstreicht. Des Weiteren zeigt diese große Menge an Informationsmaterial die Vielschichtigkeit der Problematik Armut, wodurch es notwendig wird, Eingrenzungen und Konkretisierungen vorzunehmen.

Ziel meiner Hausarbeit ist es, zunächst den Begriff der Armut näher zu definieren, um dann zu untersuchen, welche Ursachen für deren Auftreten verantwortlich sind und welche Gruppen verstärkt mit Armut in Berührung kommen. Abschließend werden die daraus resultierenden Folgen auf die Entwicklung der Kinder aufgezeigt.

2. Grundlagen

2.1 Definitionen von Armut

2.1.1 Absolute Armut

Als absolut arm gelten die Menschen deren Lebensstandard ein Niveau besitzt, welches die Existenz jener physisch absolut bedroht. Dieses trifft zum Beispiel auf obdachlose oder hungernde Menschen zu. Laut der Unicef sterben jährlich fast 11 Millionen Kinder an den Folgen von Armut und Unterentwicklung, wobei die häufigste Todesursache Mangelernährung (60% aller Todesfälle) ist. Des Weiteren ist zu sagen, dass 98% der Todesfälle auf Entwicklungsländer entfallen.[1]

Deshalb ist diese Armutsdefinition für die Bundesrepublik Deutschland, als industrialisierter Staat, von untergeordnetem Interesse. Dennoch darf aufgrund der so genannten Straßenkinder, deren Anzahl in der BRD auf rund 40.000 geschätzt wird[2], der Begriff nicht vollkommen außer Acht gelassen werden.

2.1.2 Relative Armut

Man kann sagen, dass wenn heute in Deutschland über Armut gesprochen wird, meistens die relative Armut gemeint ist. Zwar geht man bei dieser Form der Armut ebenfalls von einer Unterversorgung mit materiellen und immateriellen Ressourcen von Menschen bestimmter sozialer Schichten aus, jedoch ist diese immer im Verhältnis zum Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft zu sehen. „Allgemein definiert ist relative Armut ein bestimmter Grad an gesellschaftlicher und sozialer Benachteiligung von Personen oder Haushalten in Relation zum Durchschnitt der Bevölkerung.“[3]

Als Folgen dieser Erscheinung kann es zu Unterversorgung beispielsweise in Bereichen wie Bildung oder Gesundheit kommen, worauf ich zu einem späteren Zeitpunkt detaillierter eingehen werde

2.2 Messung von Armut

Um den Zustand der Armut und das Ausmaß bestimmen zu können versucht man durch unterschiedliche Ansätzen dieses messbar zu machen. Dabei sind im Wesentlichen zwei Ansätze von übergeordneter Bedeutung: der Ressourcen- und der Lebenslagenansatz.

2.2.1 Ressourcenansatz( relative Einkommensarmut)

Allgemein gesehen handelt es sich bei dem Ressourcenansatz um eine als Unterausstattung mit ökonomischen Mitteln definierte Armut. Empirische Erhebungen konzentrieren sich jedoch ausschließlich auf eine Ressource, nämlich auf das verfügbare Einkommen. „Arm sind danach Personen bzw. Haushalte, deren Einkommen unterhalb eines bestimmten Prozentsatzes des äquivalenz-gewichteten Durchschnittseinkommens liegt“.[4]

Die Europäische Union setzte diese Schwelle bei 50% an, welche dann auch als maßgeblich angesehen wird.

2.2.2 Lebenslagenansatz

Im Gegensatz zum Ressourcenansatz, der sich hauptsächlich nur auf das Einkommen bezieht und somit eher eindimensionale Betrachtungen erlaubt, probiert man mit dem Lebenslagenkonzept die Einseitigkeit zu überwinden, indem man versucht eine Häufung bestimmter Unterversorgungslagen herauszufinden (z.B. Kombination schlechte Wohnsituation/ niedriger Bildungsabschluss), um so neben dem materiellen Indikator andere nicht-materielle, kulturelle Indikatoren zu berücksichtigen und sie in Beziehung zueinander zu setzen.

Somit versteht man den Begriff der Armut bei diesem Ansatz als eine gehäufte Unterversorgung in mehreren unterschiedlichen relevanten Lebensbereichen. Dazu zählen zum Beispiel die Bereiche der Gesundheit, Bildung oder des Wohnens.

Um diesen Zustand messbar machen zu können werden in den einzelnen Bereichen Minimalstandards eingeführt, wobei man bei der Unterschreitung von einer Unterversorgung spricht.

Da es aber unterschiedliche Ansichten über die Gewichtung der einzelnen Bereiche gibt, wird hauptsächlich der Ressourcenansatz als Messinstrument verwendet.

3. Mögliche Ursachen für Armut und spezifische Risikogruppen

3.1 Generelle Ursachen

Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die von relativer Armut betroffen sind, ist in den letzten 20 Jahren stetig angestiegen und lag um die Jahrtausendwende bei fast drei Millionen. Somit betrifft dieses Phänomen mittlerweile jedes fünfte Kind/ jeden fünften Jugendlichen bis zu einem Alter von 15 Jahren.[5] Bestätigt wird das durch eine Grafik der Unicef, in der die Veränderung der Kinderarmut in den 90er Jahren veranschaulicht wird(Tabelle 1). Dies lässt erkennen, dass das Armutsrisiko bzw. die Armut längst „nicht mehr allein das Schicksal einer kleinen, randständigen und sozialpolitisch vernachlässigten Gruppe“[6] ist, sondern bereits eine große Zahl der so genannten Normalbürger oder Normalfamilien erreicht hat.

Doch worin liegen die Ursachen dafür?

Ein Aspekt ist das Auseinanderdriften der Gesellschaft. So löst sich die klassische Mittelschicht allmählich auf und es kommt zu einer Konzentration an den Polen „arm“ und „reich“[7], was eine verstärkte Betroffenheit von Armut zur Folge hat. Diese Meinung wird auch vom internationalen Komitee der Vierten Internationale in Bezug auf den ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung unterstützt. Dabei wird von einem kontinuierlichen Wachstum der sozialen Ungleichheit gesprochen. Unter anderem wird diese Behauptung durch die Aufschlüsselung des Volkseinkommens unterstützt. So lag dieses 1973 bei 720,4 Milliarden DM und stieg bis 1998 auf 2,8 Billionen DM. Jedoch fand die Steigerung von rund 400% nicht gleichmäßig in allen Schichten statt. Bei den Arbeitern und Angestellten ist im selben Zeitraum eine Steigerung von nicht einmal 7% erreicht wurden.

Des Weiteren sank die Kapitalertragssteuer im gleichen Zeitraum von 3,3% auf 1,4%. Ebenfalls eine Entwicklung zugunsten der reichen Bevölkerung. Aus diesen Zahlen kann man resultierend die immer größer werdende Kluft zwischen den Polen erklären.[8] 8

Der nächste Ansatz ist das Kind selbst, welches als Armutsrisiko deklariert wird. So sagt beispielsweise der deutsche Kinderschutzbund, das ein Kind in die Welt zu setzen, immer noch die schnellste Möglichkeit sei, sich finanziell zu ruinieren. So kostet ein Kind die Eltern allein bis zum Erreichen der Volljährigkeit schon zwischen 100.000 und 360.000 €.[9] 9 Diese Zahlen zeigen, welche gravierenden, vor allem finanziellen Einschnitte ein Kind verursacht. Ergänzend dazu lässt sich sagen, das die meisten Kinder noch weit über den Beginn ihrer Volljährigkeit hinaus auf die finanzielle Hilfe ihrer Eltern angewiesen sind, aufgrund von weiterführenden schulischen bzw. beruflichen Ausbildungen, welche durchschnittlich nochmals 500€ monatlich[10] 10 von den Eltern verlangen. Diese Zahl müsste also auch noch zu dem anfangs genannten Wert addiert werden.

Die finanzielle Lage der Familien wird allerdings nicht nur durch steigende Ausgaben verschlechtert, sondern auch durch das mehrfach sinkende Haushaltseinkommen, da ein Partner, erfahrungsgemäß die Frau, die Berufstätigkeit unterbricht oder zumindest zeitlich reduziert(Teilzeit). Bei steigender Kinderanzahl wird dieser Fall natürlich immer wahrscheinlicher.[11] 11 Folglich muss es der Familie gelingen mit weniger Einkommen und dadurch geringeren Einnahmen die steigenden Ausgaben zu decken. Dieser Versuch erweist sich für Familien, die bereits vor dem Kind dem Risiko der Armut ausgesetzt waren, als besonders schwierig.

Fraglich ist letztlich aber dennoch, ob die Armut der Eltern zwangsläufig auf die Kinder übertragbar ist und sie damit auch als arm anzusehen sind. Natürlich stellt sich diese Frage auch bei reichen Eltern und deren Kindern.

Bei vielen Betrachtungen der Kinderarmut ist die Ausgangslage des finanziellen Statutes des Haushaltes bzw. der Familie, welchem das Kind einfach untergeordnet wird. Auf die Verteilung der Ressourcen innerhalb der Familie wird leider keine Rücksicht genommen, weshalb unklar bleibt, wie viel der verfügbaren Mittel überhaupt dem Kind zugute kommen. So zeigen beispielsweise Alltagsbeobachtungen, dass gerade arme Eltern häufig ihre Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen oder zumindest einschränken, um ihrem Kind/ ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen, Dies erfolgt oftmals durch den Kauf gewisser Statussymbole, wie es beispielsweise Markenklamotten sein können, damit sie mit ihren Klassenkameraden und Freunden „mithalten“ können und nicht ausgeschlossen werden und somit ärmer im sozialen Kontext sind. An diesem Beispiel lässt sich gut demonstrieren, dass die Armut der Eltern nicht unmittelbar mit der des Kindes gleichgesetzt werden kann.[12] 12

[...]


[1] http://www.unicef.de/armut_macht_kinder_k.html

[2] http://www.offroadkids.de/05_situation/index_situation_3.html

Angaben lt. Spiegel

[3] Altgeld/Hofrichter , S. 130; vgl. http://lexikon-definition.de/Armut.html

[4] Altgeld/Hofrichter, S. 131

[5] Altgeld/Hofrichter, S. 7; vgl. Altgeld/Hofrichter, S. 127

[6] Altgeld/Hofrichter, S. 23

[7] Altgeld/Hofrichter, S. 21

[8] http://www.wsws.org/de/2001/mai2001/arm-m16.shtml

[9] Unterschiedliche Angeben: vgl. http://www.ronja007.de/kinder/Eltern/kosten.html und http://www.netscape.de/index.jsp?cid=2022532453&sg=Finanzen_SparenAnlegen

[10] http://www.freenet.de/freenet/nachrichten/kontrovers/gesellschaft/kostenfaktor_kind

[11] Vgl. http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Elternschaft/s_1533.html

[12] Altgeld/Hofrichter, S.134

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Ursachen und Folgen von Kinderarmut
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
25
Katalognummer
V63711
ISBN (eBook)
9783638566926
ISBN (Buch)
9783656797104
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ursachen, Folgen, Kinderarmut
Arbeit zitieren
Bastian Kaiser (Autor:in), 2005, Ursachen und Folgen von Kinderarmut, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63711

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