Das Hochmittelalter


Ausarbeitung, 2000

8 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1.) Ein Sachse erlangt das Königtum

2.) Deutsche Könige und Kaiser im Hochmittelalter

3.) Mensch, Natur und Kultur im Hochmittelalter

4.) Zeitgefühl, Klima, Lebensbedingungen

5.) Der Adel

Das Hochmittelalter, auch hohes Mittelalter genannt, wird zeitlich von 1000 n. Chr. bis 1250 n. Chr. eingeordnet. Es ist aber unumgänglich die hist. Ereignisse seit 919 n. Chr. mit einzubeziehen, sie sind für die Einordnung von großer Bedeutung.

1.) Ein Sachse erlangt das Königtum

Im ostfränkischen Reich erstarkten bei Nachlassen der Königsmacht wieder die Stämme, und einheimische Grafen stiegen zu deren mächtigen Herzögen auf. Nach dem Tod des letzten Karolingers wählten sie den diesem Herrschergeschlecht stammesverwandten Her-zog Konrad von Franken zum König (911-918). Die Stellung des Königtums gegenüber den herzögen konnte dieser jedoch in keiner Weise stärken.

Vor seinem Tod bat Konrad I. seinen Bruder, das Königtum jetzt seinem mächtigsten Widersacher anzutragen, Herzog Heinrich von Sachsen. Dieser wurde dann 919 zum König gewählt, doch nur von den Sachsen und Franken. Aber er war so klug, die übrigen Herzö-ge lediglich zur Heeresfolge zu verpflichten. Ihre Macht tastete er nicht an. Den zum Ge- genkönig erhobenen Arnulf von Bayern zwang er 921 freilich militärisch in die Knie. Und Lothringen, das sich unter seinem Vorgänger dem Westfrankenreich angeschlossen hatte, unterwarf er 925 ebenso wieder seiner Herrschaft. Heinrich I. verzichtete übrigens auf Salbung und Krönung in der Kirche. Er wollte ,,Volkskönig" sein, was ihm natürlich das Stirnrunzeln der Geistlichkeit einbrachte.

Er führte den Titel eines Königs der Franken. Aber zu seiner Zeit begann man, sein Gebiet lateinisch als ,,Regnum Theotonicorum" zu bezeichnen, als Reich der Deutschen. ,,Theotonicus" war eine Umformung von ,,theodiscus" für ,,deutsch", was eigentlich soviel wie volkstümlich bedeutete.

2.) Deutsche Könige und Kaiser im Hochmittelalter

Aus dem Hause der Ottonen

919-936 Heinrich I.

936-973 Otto I., der Große seit 962 römischer Kaiser

973-983 Otto II.

983-1002 Otto III. seit 996 römischer Kaiser

1002-1024 Heinrich II. seit 1014 römischer Kaiser

Aus dem Hause der Salier

1024-1039 Konrad II. seit 1027 römischer Kaiser

1039-1056 Heinrich III. seit 1046 römischer Kaiser

1056-1106 Heinrich IV. seit 1084 römischer Kaiser

1106-1125 Heinrich V. seit 1111 römischer Kaiser

1125-1137 Lothar II. von Supplinburg (Sachse) seit 1133 römischer Kaiser

Aus dem Hause der Staufer

1138-1152 Konrad III.

1152-1190 Friedrich I. Barbarossa seit 1155 römischer Kaiser

1190-1197 Heinrich VI. seit 1191 römischer Kaiser

1198-1218 Otto IV. von Braunschweig seit 1209 römischer Kaiser

1198-1208 Philipp von Schwaben (Doppelwahl)

1212-1250 Friedrich II. (Doppelwahl) seit 1220 römischer Kaiser

1250-1254 Konrad IV.

3.) Mensch, Natur und Kultur im Hochmittelalter

Über die Bevölkerung im Hochmittelalter läßt sich leider nur sehr wenig mit Bestimmtheit sagen, da es keine verläßlichen Angaben über diesen Zeitraum gibt. Einzig brauchbar sind Hochrechnungen aus wenigen Aufstellungen, die jedoch nur einen Ausschnitt aus einem begrenztem Raum zu einer bestimmten Zeit geben können.

In jedem Fall erwiesen ist, daß Europa zu Beginn des Mittelalters nur sehr dünn besiedelt war, allerdings gab es räumliche Unterschiede. Die größte Bevölkerungsdichte wiesen die Städtelandschaften in der Lombardei, in den Niederlanden, in Frankreich und Italien auf. Weiterhin waren Küstengebiete, Flußtäler und fruchtbare Ebenen bevorzugte Siedlungs- gebiete. In Deutschland waren in erster Linie das Gebiet des Niederrheins, Niedersachsen, die Rhein-Main Tiefebene, Teile des Oberrheins, die Täler des Mittelrheins, der Mosel, des Neckars und der Tauber, das Weserbergland und die Schwäbische Alb besiedelt. Kaum besiedelt waren hingegen im Norden die Marsch- und Sumpfgebiete, im Süden die Berg- landschaften und die höheren Mittelgebirge.

Im 12. und 13. Jahrhundert hatte der Bevölkerungszuwachs durch die Völkerwanderung im seinen Höhepunkt. Im entstanden erste große Siedlungen und kleinere Städte, dadurch wurde neuer Lebens- und Siedlungsraum wurde benötigt. Daher kam es zu großangelegten Rodungen, zu Eindeichungen und zum vermehrten Trockenlegen von Sümpfen und Moo-ren. Viele Siedlungen, die in dieser Zeit entstanden sind, bezeugen dies heute noch mit Na- mensendungen auf -holz, -wald oder roda.

Als Folge des starken Bevölkerungswachstums kam es zu großen Ostsiedlung im 12. und 13. Jahrhundert. Die ehemals slawischen Gebiete jenseits der Elbe und Saale bis nach Sie- benbürgen wurden von Deutschen erobert und besiedelt. Zum größten Teil waren diese Siedlungszüge organisierte Unternehmen, oft im Auftrag von Königen oder mächtigen Grundherren.

Trotz dieser großen Umwälzungen und Siedlungsprojekte blieb der Lebensraum des ein- zelnen Menschen stark begrenzt. Reisen waren seltene Erlebnisse, zudem waren die Stra-ßen in einem sehr schlechten Zustand und oft durch Räuber gefährdet. Erst im 11. und 12. Jahrhundert wurden die Menschen mobiler, vor allem durch Pilgerreisen. Es entstanden Pilgerhospitäler und Gasthäuser. Trotzdem blieb die Mehrheit der Bevölkerung in ihrem Lebensraum auf das Dorf beschränkt. Für Informationen aus der Welt außerhalb des Dor-fes war man auf die Erzählungen der Kaufleute angewiesen.

4.) Zeitgefühl, Klima, Lebensbedingungen

Der Zeitablauf war auch den Menschen des Hochmittelalters bewußt, allerdings be-schränkten sich Datierungsfragen nur auf die Gebildeten. Der einfache Mensch verfolgte weder die Jahreszahlen, noch wußte er, wann er geboren worden war.

Viel wichtiger als irgendwelche abstrakte Jahreszahlen war für die bäuerliche Gesellschaft die Wiederkehr der Jahreszeiten und der Wechsel von Tag und Nacht. Das gesamte All-tags- und Arbeitsleben war an den Tag gebunden, begann mit dem Hahnenschrei zu Son-nenaufgang und endete mit dem Sonnenuntergang. Eine genaue Zeitmessung, wie sie für uns gang und gebe ist, gab es damals nicht. Die Tageszeit bestimmte man nach dem Stand der Sonne und dem Glockengeläut der nahen Kirche. Im Kloster hingegen war man auf eine genauere Zeiteinteilung angewiesen, um die Stundengebete alle drei Stunden genau einzuhalten. Dazu benutzte man eine Reihe von primitiven Uhren wie etwa Kerzen, die eine bestimmte Zeit brannten, Sonnenuhren und kostbare Wasseruhren, an deren Wasser-standsanzeiger man das Fortschreiten der Zeit beobachten konnte. Der Nachteil war, daß Sonnenuhren nur bei Tag und gutem Wetter funktionierten und Wasseruhren bei Frost einfroren. Später kamen noch Sanduhren dazu.

All diese Uhren waren relativ ungenau und auf ständige menschliche Bedienung angewie-sen. Die uns heute vertrauten mechanische Räderuhren, die damals noch keine Minuten-zeiger hatten, wurden erst im ausgehenden 13. Jahrhundert entwickelt.

Das Klima während des Mittelalters war vom 8. bis 13. Jahrhundert relativ günstig mit einem Klimaoptimum von 1150 bis 1300, das vermutlich positive Auswirkungen auf das Bevölkerungswachstum und den Aufschwung der Landwirtschaft hatte.

Bis dahin kannte man im Abendland bei leichteren Fällen einige Kräuter, bei schwereren Fällen galt der Aderlaß als Allheilmittel. Meistens blieb den Kranken nur die Hoffnung auf ein Wunder.

Neben den vielen Mangelerscheinungen, die durch die zahlreichen Hungersnöte ausgelöst wurden, bedrohten auch zahlreiche Krankheiten das Leben der Menschen. So waren Ty-phus, Pocken, Cholera oder Lepra eine ständig gegenwärtige Gefahr. Die Krankheiten verliefen in den meisten Fällen tödlich. Weiterhin gab es zahlreiche Gelähmte, von rheuma-tischen Erkrankungen Geplagte und viele Blinde und Halbblinde. Genau wie heute gab es Epileptiker und Geisteskranke, die allerdings damals als Besessene angesehen wurden. Zu-dem hatten viele Menschen schlechte Zähne, obwohl Kariesfälle selten waren, da es noch keinen Zucker gab.

Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug damals 25 bis 32 Jahren. Allerdings war die sehr hohe Kindersterblichkeit, die zwischen 40% und 60 % lag, für die niedrigen Werte verantwortlich. Diejenigen, die Kindheit und Jugend überstanden, konnten damit rechnen, älter zu werden. Die Lebenserwartung beim Mann war etwa 47, bei Frauen 44 Jahre. Bei den Frauen war vor allem die Geburt ein hohes Risiko.

Alte Leute waren selten, wurden einerseits aufgrund ihrer Erfahrungen geachtet, anderer-seits allerdings auch als Belastung empfunden.

5.) Der Adel

Der Adel war im Gegensatz zur bäuerlichen Bevölkerung weitgehend frei von produktiver Arbeit. Ihren Lebensunterhalt bezogen sie aus der Grundherrschaft. Die adelige Ober-schicht beherrschte das Land und vor allem seine Bewohner, schützte sie mit dem Schwert und erhielt dafür Abgaben. Auch die Kirche war von dieser Schicht durchsetzt. Bischöfe entstammten dem Adel, ebenso wie die Äbte. Zudem waren zahlreiche unversorgte adelige Söhne und Töchter Mönche und Nonnen.

Dennoch war die Oberschicht nicht generell wohlhabend und schon gar nicht gleichförmig. Es gab eine deutlich gestufte Herrenschicht mit reichen und armen Adeligen. An der Spitze der Hierarchie stand der König, gefolgt vom fürstlichen Adel. Darunter rangierte der nichtfürstliche Adel und die Ministerialen.

Das Rittertum war eine gesamteuropäische Institution, die sich von Südfrankreich ausge-hend nach Norden und Westen bis ins Deutsche Reich ausdehnte. Die Ursprünge des Rit-tertums liegen im Kriegswesen. Ritter (Reiter) waren bewaffnete Krieger zu Pferd. Bis in die hohe Karolingerzeit war das aus den Freien gebildete Fußheer maßgeblich. Danach wurde die Kerntruppe zunehmend aus schwer bewaffneten Reitern gebildet.

Ein solcher Reiterkrieger zu sein, war allerdings eine sehr teure Angelegenheit. Pferd und Ausrüstung erreichten im 11. Jahrhundert einen Wert von 5-10 Ochsen. Für so eine auf- wendige und kostspielige Ausrüstung war Grundbesitz unbedingt nötig. Zu den ritterlichen Hauptwaffen zählte zunächst das Panzerhemd. Es bestand aus eisernen Ringen, die einzeln zusammengeflochten und vernietet wurden. Die Kettenhemden hatten lange Arme und gepanzerte Fäustlinge. Die Beine und Füße wurden ebenfalls mit Hosen und Schuhen aus Panzerringen geschützt. Diese Rüstung, die schließlich den ganzen Kör-per bis auf die Gesichtsmitte einhüllte, blieb bis ins 13. Jahrhundert im Gebrauch.

Als Helm war zunächst der normannische Helm mit dem Nasenband weit verbreitet. Ab dem Beginn des 13. Jahrhundert kam dann der Topfhelm mit Sehschlitzen auf, später dann noch mit einem beweglichen Visier.

Der Schild bestand aus lederbezogenem Holz, das in der Mitte und an den Rändern metal-lene Beschläge besaß. Bis 1200 waren große, stark gewölbte Schilde in Gebrauch, danach wurden die Schilde kleiner und flacher. Sie bekamen eine dreieckige Form mit gerader Schildkante und abgerundeten Ecken. Auf die Schilde wurden die Wappen ihrer Träger aufgemalt. Das Schwert hatte sich seit der Karolingerzeit kaum verändert. Es bestand aus einem kur-zen Griff mit einer geraden Parierstange und einer langen Klinge mit beidseitigen Blutrin-nen. Die Lanze wurde im Verlauf des 12. Jahrhunderts zur charakteristischen Angriffswaffe des Ritters. Der Schaft bestand aus Eschenholz und war mit einer Brechscheibe am Lanzen-schaft zum Schutz der Hand versehen. Die Lanzen waren oft bemalt und mit Fähnchen geschmückt, im 12. Jahrhundert mit einem schmalen Band, im Verlauf des 13. Jahrhun-derts mit einer hochrechteckigen Fahne.

Die hohen Adeligen mußten, wenn sie ihre jeweilige Machtposition festigen und ausbauen wollten, eine ständige militärische Macht zur Verfügung haben. Um dies zu erreichen, wa-ren sie gezwungen, auf niedrigere Schichten zurückzugreifen. Dies bot edelfreien Dienst-männer und immer häufiger Nichtadeligen und Unfreien die Möglichkeit zum Aufstieg. Daraus setzte sich vor allem die Gruppe der Ministerialen zusammen.

Im hohen Mittelalter nahm die Zahl der Kämpfe zwischen den einzelnen Adelsgeschlech-tern um Macht und Einfluß im Deutschen Reich immer mehr zu, der Adel mußte ständig militärische Macht zur Verfügung haben. Die bislang bei den Kämpfen eingesetzten Bau-ern, freie Bauern mit kleinem Grundbesitz, wurden durch den häufigen Kriegsdienst all-mählich ruiniert, da die Äcker während der Kriege zu oft unbebaut blieben. Die Schwä-cheren unter ihnen wurden zu Fronbauern, daß heißt, sie gaben ihre Freiheit auf und un-terstellten sich und ihr Land einem reichen Grundherrn, der für sie Kämpfer stellte, dafür dann aber Abgaben verlangte. Hier lagen die Wurzeln der Grundherrschaft. Diejenigen, die sich behaupten konnten, wurden mit Lehen ausgestattet und stiegen als Vasallen in den niederen Adel auf. Dieser Prozeß begann bereits im frühen Mittelalter und zog sich bis ins hohe Mittelalter.

Hinzu kam noch eine wichtige Entwicklungslinie. Die Errichtung von Territorien durch den hohen Adel, ein rapides Bevölkerungswachstum, die Ausweitung und Differenzierung der Wirtschaft, verlangte von der Herrenschicht eine Umstellung der Verwaltungsstruk-tur. Im Gegensatz zum frühen Mittelalter standen dafür keine ausreichende Zahl von Va-sallen zur Verfügung. Daher war man auf Unfreie für die Verwaltung und den Krieg an-gewiesen. Diese neue Schicht, die Ministerialen, mußten materiell gut ausgestattet sein, um die Ritterdienste erfüllen zu können. Daher wurden sie mit Grundbesitz und unfreien Bau-ern ausgestattet. Dieser vom Dienstherren zur Verfügung gestellte Grundbesitz wurde be-reits im 11. Jahrhundert erblich und damit zum persönlichen Eigentum. Dies war die Grundlage für den Aufstieg in den niederen Adel.

Die Ministerialen waren neben dem Kriegsdienst auch Funktionsträger für die Eigenwirt- schaft ihrer Herren. Sie hatten die Aufsicht über die Bauern, die hörigen Handwerker und die hörigen Kaufleute. In der Zeit des Burgenbaus wurden sie dann noch Bugverwalter oder Burggrafen. Im Laufe der Zeit lösten sich die Ministerialen immer weiter aus der Masse der Hörigen. Sie übernahmen schließlich sogar auch Verwaltungsaufgaben beim fürstlichen Adel. Allerdings waren die Ministerialen auch keine homogene Schicht. Die Bedeutung ihrer Stellung war abhängig vom jeweiligen Machtstatus ihrer Herren.

Der Aufstieg der Ministerialen führte auch dazu, daß sie einen Lebensstil entwickelten, der sich am Vorbild des hohen Adels orientierte. Schon bald gab es kaum noch Unterschiede zwischen dem Leben des alten Adels und dem der Ministerialität.

Im 13. Jahrhundert kam es zu einem Aussterben zahlreicher altadeliger Familien. Der An-teil der Ministerialen am Adel nahm statt dessen immer mehr zu, bis er kurz vor 1300 80% betrug. Die Ministerialen gaben dem Rittertum seine Kraft, es war für sie ein Vehikel des Aufstieges. Allerdings war das Rittertum nicht nur an die Ministerialität gebunden, es war zentraler Bestandteil der adeligen Kultur.

Wie schon erwähnt, war der Ritter materiell so gestellt, daß er sich ein zum Kampf freige- stelltes Leben leisten konnte. Um Ritter zu werden, war eine lange Ausbildungszeit nötig. Mit 8 Jahren wurde der adelige Junge zunächst Page, meist bei einem Onkel oder anderen Verwandten. Dort verblieb er 2-4 Jahre. Meistens mit 14 wurde er dann Knappe, um schließlich mit 20 Ritter zu werden. In dieser Zeit lernte er den Umgang mit den verschie- densten Waffen und die höfischen Umgangsformen. Nicht alle erreichten dieses Ziel, so, wenn sie nicht die erforderlichen körperlichen Voraussetzungen hatten. Die Ritterweihe war Abschluß der Lehrzeit. In einer feierlichen Zeremonie bekam der junge Ritter seine Waffen überreicht. Meistens schloß sich daran ein mehrtägiges Turnier an. Auch der Kampf des Ritters war ritualisiert. Gekämpft wurde mit Lanze und Schwert, Fernwaffen galten als unritterlich. Auch Schlachten folgten gewissen Regeln. Oft wurden Ort und Zeit vereinbart. Man darf sich allerdings nicht dazu verleiten lassen, die Kampfbeschreibungen aus den Ritterepen mit denen der Wirklichkeit zu vergleichen. Die Norm waren rohe ungezügelte Gewalttaten. Es gab kein staatliches Gewaltmonopol und keine Legitimation von Gewalt. Recht hatte immer der Stärkere. Die Ritter waren oft maßlos im Einsatz von Gewalt, un- beherrscht im Kampf und grob gegenüber Frauen. Daher findet sich in der Literatur oft der Versuch, dieses Verhalten zu mäßigen. Die Ritter sollten Ehre (ere), Treue (triuwe) und Recht (reht) bewahren und Freundlichkeit (milte) zeigen. In diesem Zusammenhang wurde auch immer wieder der Dienst für den Glauben erwähnt. Der Ritter sollte seine Kraft in den Dienst der Armen und Schwachen stellen. Dies wurde vor allem zum Leitbild der Rit-terorden, der Johanniter, der Templer und des Deutschen Ordens.

Das Hochmittelalter war auch die Zeit der Burgen. Besonders viele Burgen wurden vor allem im 12. und 13. Jahrhundert erbaut. Die Burg war Ausdruck der Macht einer Familie, ein weithin sichtbares Zeichen der Herrschaft. Die Burg war Zentrum der Grundherr-schaft des Herren, die Verwaltungszentrale und zugleich repräsentativer Treffpunkt des Adels. Der Burgenbau war ein altes Recht des Königs, viele Burgen wurden jedoch ohne Geneh- migung errichtet. Bis ins 12. Jahrhundert waren Burgen eher selten. Die meisten Adeligen lebten auf großen Gütern. Erst Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) begann mit einer planvol-len Burgenpolitik. Die meisten der königlichen und fürstlichen Burgen wurden nur selten von den Herrschenden selbst bewohnt. Sie dienten vielmehr der Absicherung oder Erwei-terung ihres Herrschaftsbereiches und wurden in der Regel von Ministerialen verwaltet.

Die neuen Adelsburgen unterschieden sich von den alten Fluchtburgen, die für eine viel größere Zahl von Menschen gedacht waren und nur wenige Mauern und Gebäude aus Stein besaßen. Die neuen Burgen umschlossen ein kleineres Areal, hatten mehrere Vertei- digungswerke und bestanden fast nur aus Stein. Zentrales Bauwerk war der Bergfried. Um in herum waren hohe, mit Türmen und Zinnen versehene Mauern errichtet, die durch Gräben und Vorwerke gesichert wurden. Im 12. und 13. Jahrhundert war es für die deut-sche Burg typisch, daß es neben dem Turm ein herrschaftliches Wohngebäude, den Palas, gab. Der Turm, bislang als Wohnturm genutzt, hatte nunmehr nur noch militärische Zwecke. Der gesellschaftliche Mittelpunkt der Burg war der Festsaal im ersten Stock des Palas. Dieser und alle anderen Räume der Burg waren düster und durch Kamine nur spärlich beheizt. Es gab riesige Festsäle, so zum Beispiel den Festsaal in Gelnhausen, der 300 qm groß war. Die Säle waren bunt, die Wände oft mit Bildern bemalt oder mit Teppi-chen verhängt. Mobiliar hingegen war nur spärlich vertreten. Tische und Bänke wurden für Mahlzeiten extra aufgestellt. Gelegentlich gab es Truhen, die die Schränke ersetzten. Das Bett war das einzige bequeme Möbel und diente sowohl zum Sitzen wie zum Liegen. Zu den am meisten geschätzten Bequemlichkeiten gehörte ein warmes Bad.

Die Wichtigsten Ereignisse von 919 - 1250 n. Chr. (Hochmittelalter)

919 n.Chr. Heinrich I. zum König von Franken und Sachsen gewählt. Erstmalige Verwendung des Namens "Reich der Deutschen". Er führte heftige Kämpfe gegen die Dänen, Ungarn und heidnischen Slawen zwischen Elbe und Oder.

936 n.Chr. Ernennung Otto I. (Sohn Heinrichs) zum König.

962 n.Chr. Krönung Ottos (des Großen) vom Papst zum Römischen Kaiser.

Um 1000 n.Chr. Entdeckung der Nordostküste Amerikas durch die von Island aus begonnenen Oseberg-schiffahrten der Wikinger.

1024 n.Chr. Auf die sächsischen Ottonen folgten mit Konrad II. die fränkischen Salier, die das deutsche Reich nach Osten und Westen erweiterten.

1096 n.Chr. Beginn der Kreuzzüge. Die von dem Araber Mohammed in Mekka 630 begründete Religion des Islams wurde zur Bedrohung für Byzanz. Da sich auch die heiligen Stätten des Christentums in Jerusalem in den Händen der Araber befanden, rief Papst Gregor VII. zum Kreuzzug auf.

Das Ziel der Kreuzzüge, den Islam niederzuwerfen, wurde jedoch nicht erreicht und scheiterte an den nationalen Interessen der beteiligten Ritterschaften.

1096-1099 Erster Kreuzzug (15.7.1099 Erstürmung Jerusalems)

1147-1149 Zweiter Kreuzzug.

1189-1192 Dritter Kreuzzug.

1202-1204 Vierter Kreuzzug.

1218-1229 Fünfter Kreuzzug.

1248-1254 Sechster Kreuzzug.

1270 Siebenter Kreuzzug.

Folge der Kreuzzüge waren die Gründung von Ritterorden (Johanniter und Deutscher Orden). 987-1259 n.Chr. Kapetinger-Könige in Frankreich

1066 n.Chr. Nach der siegreichen Schlacht bei Hastings wurde England von französischen Normannen un-terworfen. Auf Wilhelm den Eroberer (1066-1087 König von England)

folgten bis 1272 mehrere Könige, darunter der dänische Wikinger Knut der Große. Aus angelsächsischen und norman-nisch-romanischen Elementen auf keltischer Grundlage formte sich die englische Nation.

1125-1190 n.Chr. Deutsches Reich der Staufer-Könige

1158 n.Chr. Regierungsbeginn Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Unter ihm erreichte die Stauferzeit ihre Blüte in Baukunst, höfischer Ritterkultur und Wissenschaft (um 1200 Gründung von Universi-täten in Paris und Bologna).

1215 n.Chr. Magna Charta (libertatum) in England: König Johann ("ohne Land") verbriefte das Wider-standsrecht der Barone gegen den englischen König. Die Magna Charta gilt als Grundstein der englischen Verfassung.

1227-1254 n.Chr. Erbitterter Machtkampf der Staufer mit dem Papsttum, der mit dem Tod des Stauferkönigs Friedrich II. im Jahre 1250 endet. Sein Tod beendete gleichzeitig die Stauferepoche.

Um 1250 n.Chr. Beginn der Inquisition, der Verfolgung von Menschen, die von den katholischen Glaubenssät-zen abwichen, als Ketzer sowie deren Folterungen und Verbrennungen. Im Laufe der Zeit mehrere Millionen Opfer.

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Das Hochmittelalter
Autor
Jahr
2000
Seiten
8
Katalognummer
V99810
ISBN (eBook)
9783638982474
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Leider fehlt das Quellenverzeichnis.
Schlagworte
Hochmittelalter
Arbeit zitieren
Daniela Steffens (Autor:in), 2000, Das Hochmittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99810

Kommentare

Blick ins Buch
Titel: Das Hochmittelalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden