Togo - von der deutschen zur französischen Kolonie


Hausarbeit, 2007

12 Seiten, Note: 17/20


Leseprobe


Der Erste Weltkrieg veränderte grundlegend die Machtstrukturen Europas und damit, durch die Kolonialherrschaften, auch in Afrika, natürlich vor allem was (ehemals) deutsche Kolonien angeht. Togo teilte dabei das Schicksal Kameruns: beide wurden schnell erobert und dann zwischen Briten und Franzosen geteilt wird. Togo ist mit seinen 56.785 km² Fläche (selbst heute nur knapp 6 Mio. Einwohner !) ein sehr kleines Land, konnte aber trotzdem immer die Kolonialherren für sich gewinnen und einen vorteilhaften Status erlangen. Die genauen Umstände, Veränderungen und Konstante dieses Übergangs sind soziologisch sowie historisch von größtem Interesse, nichtsdestotrotz bleibt es ein wenig erforschter und beschriebener Moment der Geschichte Togos. Wie ging Togo in französische Herrschaft über? Was veränderte sich für die Togolesen, bzw. was wurde aufrechterhalten? Wie beurteilen schließlich die Togolesen rückblickend die verschiedenen Kolonialherrschaften? Um diese Fragen zu beantworten werde ich zunächst kurz auf die deutsche Kolonialzeit in Togo zurückgreifen.

Nachdem Togo ende des 19. Jahrhunderts durch die Deutschen erschlossen und zum deutschen Schutzgebiet erklärt wurde, gewann diese kleine Kolonie immer mehr an öffentlichem Interesse. Mehr und mehr sprach man von ihr als Musterkolonie, die sogar seit 1907 wirtschaftlich selbsttragend war, sogar in manchen Jahren Profite für den deutschen Staat abwarf, während die meisten anderen Kolonien sich als Verlustgeschäft erwiesen. Die deutschen, in Togo ansässigen Gesellschaften profitierten ebenfalls in vollen Zügen von der Kolonie. Außerdem schien durch den erstaunlich friedlichen Ablauf der Kolonialherrschaft die „zivilisatorische Arbeit“ der Deutschen besonders geglückt. So blieb die Bevölkerung nach ersten Gefechten außergewöhnlich ruhig und arbeitsam. Dies ermöglichte, in Ruhe (mithilfe von Zwangsarbeit[1]) die Infrastruktur des Landes auszubauen, die sich vor allem auf die 3 Eisenbahnlinien stützte, die von Lomé aus nach Aného, Kpalimé und Atakpamé führten. Auch ein Netz autofähiger Landstraßen wurde erbaut, was in Anbetracht der zwei einzigen Autos des Landes zu jener Zeit wohl als übertrieben angesehen werden darf. Als besondere Innovation wurde Togo, genauer gesagt Kamina, zum Standpunkt einer für damalige Zeit außergewöhnlich starken Radiostation, die eine direkte Kommunikation mit Berlin erlaubte und als Zwischenstation für die Kommunikation zwischen den deutschen Kolonien und der Hauptstadt genutzt wurde. Nachdem in den ersten Jahren die Bildung nur von den Missionaren übernommen worden war und dank der linguistischen Kenntnisse der Bremener Mission auf ewe stattfanden, übernahm nach und nach die deutsche Kolonialadministration diese Aufgaben und schaffte es somit die deutsche Sprache weit zu verbreiten.

Die Deutschen waren insgesamt sehr stolz auf ihren zivilisatorischen Einfluß und sahen sich in ihrem insgesamt freundlichgesinnten Paternalismus als eine Art „guter Tyrann“[2] von Voltaire.

1. Die Eroberung Togos

1.A Militärische Übernahme

Als der Erste Weltkrieg in Europa 1914 ausbrach, waren weder Deutsche (in Togo) noch Franzosen (Dahomey) oder Engländer (Gold Coast) militärisch und ideologisch auf einen Konflikt vorbereitet[3], so überraschen dies auch scheinen mag, zumal der Konflikt sich in Europa schon seit längerer Zeit abzeichnete. Die Kämpfe wurden geführt auf der einen Seite von den togolesischen Kampftruppen, die von von Doering mit Mühe und Not auf eine 1200 Mann starke Armee aufgestockt wurden und auf der Seite der Alliierten von mittelmäßigen englischen Truppen von der Golfküste unter der ausgezeichneten Führung Oberstleutnant Bryants und für die Franzosen das Bataillon Maroix, das zufällig kurz zuvor von Dakar in den Dahomey geschickt wurde um einen Aufstand niederzuschlagen.[4]

Im Laufe des Augusts 1914 erobern die Alliierten in bemerkenswert harmonischer Zusammenarbeit den Süden des Landes, die Deutschen verschanzen sich in Kamina nach einigen verlorenen Kämpfen (aber nur wenig Toten). In der Nacht vom 24. zum 25. August sprengen die Deutschen die Radiostation und ergeben sich am 26. August ohne Konditionen. Es handelt sich also um sehr kurze, nur auf ca. 3 Wochen beschränkte Gefechte[5] und insgesamt würde ich aus heutiger Sicht sagen, daß von Doerings Strategie sehr vernünftig war, da er nicht, wie viele andere Feldherren, einen aussichtslosen Kampf unnötig verlängerte.[6]

[...]


[1] Peter Sebald: Togo 1884-1914: Eine Geschichte der deutschen „Musterkolonie“ auf der Grundlage amtlicher

Quellen, Berlin, 1988, Seite 510f.

[2] Yvonne François : Le Togo, Paris, 1993, Seite 30.

[3] Jean de Menthon : À la rencontre du … TOGO, Paris, 1993, Seite 75.

[4] Robert Cornevin : Histoire du Togo, Paris, 1969, Seite 209.

[5] Peter Sebald : Togo 1884-1914, Berlin, 1988, Seite 593ff.

[6] Full : 50 Jahre Togo, Berlin, 1932, S. 26; Robert Cornevin : Histoire du Togo, Paris, 1969, Seite 211.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Togo - von der deutschen zur französischen Kolonie
Hochschule
Sciences Po Paris, Dijon, Nancy, Poitier, Menton, Havre
Veranstaltung
Deutschland und Frankreich in Afrika
Note
17/20
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V66520
ISBN (eBook)
9783638590945
ISBN (Buch)
9783656802181
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Togo, Kolonie, Deutschland, Frankreich, Afrika
Arbeit zitieren
Helene Nägele (Autor:in), 2007, Togo - von der deutschen zur französischen Kolonie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66520

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