Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen

Operations audit of small and medium-sized enterprises


Bachelorarbeit, 2008

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

3 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

4 VORWORT

5 ABSTRACT

6 GRUNDLAGEN
6.1 KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN (KMU)
6.1.1 Definition KMU
6.1.1.1 Definition laut Handelsgesetzbuch
6.1.1.2 Definition der Europäischen Kommission
6.1.1.3 Definition des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn
6.1.2 Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen
6.1.2.1 Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen
6.1.2.2 Verbindung zwischen Eigentümer und Unternehmen
6.1.2.3 Operative Unternehmenszusammenhänge
6.1.2.4 Unternehmensressourcen
6.1.2.4.1 Kapital
6.1.2.4.2 Personal
6.2 UNTERNEHMENSBEWERTUNG
6.2.1 Theoretische Grundlagen der Unternehmensbewertung
6.2.2 Bewertungsanlässe
6.2.2.1 Bewertung im Rahmen des Zugewinnausgleichs

7 BEWERTUNGSMETHODEN
7.1 DISCOUNTED-CASHFLOW-VERFAHREN
7.1.1 Discounted-Cashflow – Entity-Methode
7.1.2 Discounted-Cashflow – Equity-Methode
7.2 ERTRAGSWERTVERFAHREN
7.3 SUBSTANZWERTVERFAHREN
7.4 MULTIPLIKATORMETHODE

8 BEWERTUNG VON KLEINEN UND MITTLEREN UNTERNEHMEN
8.1 PROBLEME BEI DER BEWERTUNG VON KMU
8.2 ANFORDERUNGEN AN EIN BEWERTUNGSVERFAHREN BEI KMU

9 SCHLUSSBETRACHTUNG

10 LITERATURVERZEICHNIS

2 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Klassifizierung von KMU nach HGB

Abbildung 2: Klassifizierung von KMU nach EU-Empfehlung

Abbildung 3: Klassifizierung von KMU nach dem IfM, Bonn

Abbildung 4: Bewertungsanlässe

Abbildung 5: Discounted Cashflow-Verfahren

Abbildung 6: DCF – Equity-Methode

Abbildung 7: Beispielrechnung zum Ertragswertverfahren

3 Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4 Vorwort

Die vorliegende Arbeit ist als Bachelorarbeit 1 an der Fachhochschule Vorarlberg im Studiengang Betriebswirtschaftslehre in Zusammenarbeit mit der h+p antares GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, erstellt worden.

Im Zusammenhang mit Unternehmenstransaktionen stellt sich insbesondere bei der Veräußerung oder dem Kauf von kleinen und mittleren Unternehmen die Frage „Zu welchem Preis?“. Die Anlässe zur Veräußerung von Unternehmen steigt nicht nur infolge der Globalisierung, welche Unternehmen zu immer mehr Dynamik zwingt, sondern auch die Öffnung sowie Verflechtung von Märkten beschleunigt die Merger & Acquisition- Aktivitäten. Insbesondere Gesellschaftertrennungen, Scheidungen von Anteilseignern und Generationswechsel stellen bei kleinen und mittleren Unternehmen einen Grund zur Unternehmensbewertung dar. Über 99% aller Unternehmen in der Bundesrepublik Deutschland fallen in die Kategorie der kleinen und mittleren Unternehmen. Dies unterstreicht die enorme volkswirtschaftliche Bedeutung dieses Unternehmenstyps. Oftmals sind die Gründer bzw. die Gründerfamilien noch operativ im Geschäftsbetrieb integriert und somit, aufgrund der Affinität zum Unternehmen und der direkten Bindung durch eigenes Kapital, von enormer Wichtigkeit für die Unternehmung. Diese besonderen, nicht quantifizierbaren, Merkmale verhindern eine Unternehmensbewertung nach den gängigen Theorien zur Bewertung von großen Unternehmen bei welchen bereits über Jahrzehnte hinweg, durch enormen Aufwand - eine hohe Transparenz geschaffen wurde.

Bisher existieren zur Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen keine speziellen Verfahren bzw. Methoden welche die für die kleinen und mittleren Unternehmen spezifischen Merkmale berücksichtigen. Eine Bewertung fand bisher mit stark vereinfachten Systemen wie der Preisfindung mittels ergebnis-, umsatz- oder produktmengenorientierter Kenngrößen statt. Diese vereinfachte Preisfindung über Multiplikatoren stellt aber keinen Ersatz für die Ermittlung des Zukunftserfolgswerts dar.

München, 29. August 2008 Moritz Ertl

5 Abstract

Eine Unternehmensbewertung muss nicht den Preis bilden, den der Käufer dem Verkäufer für die Übertragung von Unternehmensanteilen bezahlt. Jedoch bildet diese einen Preis ab der am ehesten dem Unternehmenswert entspricht. Zudem liefert die Bewertung wichtige Anhaltspunkte welche für die Preisbildung – in Übereinkunft von Angebot und Nachfrage – zwischen Käufer und Verkäufer von Bedeutung sind. Außerdem kann aufgrund eines objektiven Schemas ein Preis gebildet werden, der in den Verhandlungen als wichtiges Argument für Käufer bzw. Verkäufer dient.

Ziel dieser Arbeit ist es, neben der Definition von kleinen und mittleren Unternehmen, die theoretischen Grundlagen der Unternehmensbewertung im Allgemeinen darzustellen und gängige Unternehmensbewertungsmethoden theoretisch als auch praktisch zu interpretieren. Hierbei werden insbesondere das DCF-Verfahren, das Ertragswertverfahren, das Substanzwertverfahren und die Multiplikatormethode betrachtet. Ebenso sollen die Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen als auch die Bewertung dieser aufgezeigt werden. Mit den Erkenntnissen dieser Arbeit soll in einer weiteren Arbeit ein speziell für kleine und mittlere Unternehmen entwickeltes Bewertungssystem erstellt werden. Es ist daher nicht das Ziel dieser Arbeit ein neues Konzept zur Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen zu erstellen. Abschließend sollen die Probleme der Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen aufgezeigt werden.

Soweit in der vorliegenden Arbeit personenbezogene Begriffe verwendet werden, kommt ihnen keine geschlechtsspezifische Bedeutung zu.

6 Grundlagen

6.1 Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

6.1.1 Definition KMU

Die Definition von kleinen und mittleren Unternehmen ist nicht einheitlich festgelegt.1 So ist beispielsweise die Definition der Deutschen Gesetzgebung, unter § 267 HGB, nicht identisch mit der Empfehlung der Europäischen-Kommission. Eine Abgrenzung zu großen Unternehmen kann so unter diversen theoretischen Ansätzen stattfinden. Einheit unter den Theorien herrscht jedoch unter dem Gesichtspunkt der quantitativen Merkmale zur Eingruppierung.2 Umsatz, Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl bilden die theoretische Fundierung zur Bewertung. Eine allgemein anerkannte als auch einheitliche Methode zur Einstufung ist allerdings nicht bekannt. Die Bemessung rein quantitativer Charakteristika ist mit dem benötigten Zahlenwerk sehr einfach möglich. In der Praxis hat sich gezeigt, dass Banken zur Klassifizierung von kleinen- und mittleren Unternehmen wiederum andere Größen verwenden.3 Zur Begrifflichkeit der kleinen- und mittleren Unternehmen zählen ebenso die Kleinstunternehmen. Zu beachten ist, dass unabhängig vom Branchentyp des Unternehmens eine Klassifizierung erfolgt. So kann beispielsweise eine Dienstleistungsgesellschaft mit wenigen Mitarbeitern aufgrund des hohen Umsatzes mit einem Unternehmen des produzierenden Gewerbes, welches sehr viele Mitarbeiter beschäftigt, in die gleiche Kategorie fallen, obwohl beispielsweise deutliche Unterschiede in der Bilanzsumme herrschen.

Kleine und mittlere Unternehmen fallen umgangssprachlich meist unter den Begriff „Mittelstand“. Besonders im internationalen Sprachgebrauch bürgert sich, zumindest wenn von der Bundesrepublik Deutschland die Rede ist, die unübersetzte Übernahme des Begriffs „Mittelstand“ ein. 4

Der nachfolgende Abschnitt gibt einen Überblick über die drei wichtigsten Klassifizierungstabellen für kleine und mittlere Unternehmen.

6.1.1.1 Definition laut Handelsgesetzbuch

Die Deutsche Gesetzgebung (§267 HGB) definiert die Größenklassen von Kapitalgesellschaften im § 267 HGB anhand dreier Merkmale. Um einer Kategorie zugewiesen zu werden, dürfen zwei von drei Merkmalen nicht überschritten werden. Um einer höheren Kategorie zugeordnet zu werden, müssen über zwei Abschlussstichtage hinweg die Anforderungen erfüllt sein.5 Das Vorliegen einer KMU ist unabhängig von der Rechtsform. Lässt man zur Vereinfachung die KGaA sowie die Partnerschaft aufgrund ihrer insgesamt geringen Bedeutung unberücksichtigt, so kommt nach deutschem Gesellschaftsrecht jede Rechtsform für ein kleines und mittleres Unternehmen in Frage.6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Klassifizierung von KMU nach HGB

Quelle: Ausarbeitung durch den Verfasser basierend auf §267 HGB

6.1.1.2 Definition der Europäischen Kommission

Zum 06. Mai 2003 verabschiedete die Europäische Kommission eine neue Empfehlung zur KMU-Definition. Diese ist seit 01. Januar 2005 gültig und richtet sich als Empfehlung an den europäischen Wirtschaftsraum, an die Europäische Investitionsbank und den Europäischen Investitionsfonds. Neben den Kriterien dürfen außerdem maximal 25% der Unternehmensanteile von anderen Unternehmen gehalten werden die nicht dieser Empfehlung entsprechen. Ebenso dürfen maximal 25% der Unternehmensanteile einer staatlichen Institution oder Körperschaft des öffentlichen Rechts zuordnungsfähig sein. Die Definition der Europäischen Kommission stellt keine Anforderungen an die Gesellschaftsform. Als Unternehmen wird angesehen was einer wirtschaftlich ausgerichteten Tätigkeit nachgeht. Als äußerst wichtig erweist sich diese Empfehlung bei der Vergabe von Fördermitteln durch die Europäische Union, da diese lediglich diese Kategorisierung anwendet.

Zur Kategorisierung kann anstatt der Umsatzgröße die Bilanzsumme herangezogen werden. Die Anzahl der Mitarbeiter ist fixiert, sodann erfolgt die Auswahl zwischen Umsatz oder Bilanzsumme. 7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Klassifizierung von KMU nach EU-Empfehlung

Quelle: Ausarbeitung durch den Verfasser basierend auf der Empfehlung der Europäischen Kommission

Die Europäische Union sieht KMU häufig der Unvollkommenheit des Marktes ausgesetzt. So ergäben sich insbesondere in der Gründungsphase oft Probleme beim Zugang zu Kapital und Krediten. Es ist daher eine der Prioritäten der Europäischen Kommission die KMU in ihrem Bemühen um wirtschaftlichen Wachstum zu fördern.8

6.1.1.3 Definition des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn

Das von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Nordrhein-Westfalen gegründete Institut für Mittelstandsforschung hat im Jahr 2002 eine eigene Definition für kleine und mittlere Unternehmen veröffentlicht. Kleinstunternehmen werden bei der Einstufung nicht berücksichtigt, ebenso wenig wie das Merkmal der Bilanzsumme. Hingegen der Empfehlung der Europäischen Kommission dürfen bei der Klassifizierung des Instituts für Mittelstandsforschung keine Werte überschritten werden. 9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Klassifizierung von KMU nach dem IfM, Bonn

Quelle: Ausarbeitung durch den Verfasser basierend auf der Definition der KMU nach dem IfM, Bonn

6.1.2 Besonderheiten von kleinen und mittleren Unternehmen

6.1.2.1 Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen

„Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen sind der Motor der europäischen Wirtschaft. Sie tragen wesentlich zur Entstehung von Arbeitsplätzen bei, fördern den Unternehmergeist und die Innovationstätigkeit in der EU und spielen deshalb eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit und der Beschäftigung.“10(Günther Verheugen, EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie)

Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen spielen in der europäischen Wirtschaft eine zentrale Rolle. Sie bilden eine wichtige Quelle für unternehmerische Fähigkeiten, Innovation und Beschäftigung. „In den 25 Mitgliedsstaaten der erweiterten Europäischen Union gibt es etwa 23 Mio. KMU, die rund 75 Mio. Arbeitsplätze stellen und 99% des Unternehmensbestands ausmachen.“11

Kleine und mittlere Unternehmen haben besonders auf Grund ihrer hohen – meist nicht mit Zahlen definierbaren - qualitativen Merkmale hohe Wettbewerbsvorteile gegenüber großen Unternehmen. In Deutschland stellen die rund 3,3 Millionen KMU 40 Prozent der Bruttoinvestitionen und 49 Prozent aller Umsätze. Zudem sind 70 Prozent aller Arbeitnehmer bzw. 80 Prozent aller Auszubildenden bei KMU beschäftigt.12 „Mit Recht wird der Mittelstand daher als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet.“13

6.1.2.2 Verbindung zwischen Eigentümer und Unternehmen

Die enge Verbindung von Eigentümer und Unternehmen ist von unschätzbarer Bedeutung für die in die Kategorie der kleinen und mittleren Unternehmen fallenden Unternehmen. Diese Verflechtung dokumentiert sich idealtypisch in der

- „Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko, d.h. der Einheit von wirtschaftlicher Existenz des Unternehmens und seiner Leitung, und in der
- verantwortlichen Mitwirkung der Leitung an allen unternehmenspolitisch relevanten Entscheidungen.“14

Neben diesen Ausprägungen kleiner und mittlerer Unternehmen übt der Eigentümer zudem meist eine geschäftsführende Funktion aus.15 Über diese Punkte hinaus hat die Verflechtung immense Auswirkungen auf das Unternehmen und deren sozioökonomischen Felder.

Die zentrale Stellung des Eigentümers bzw. der Eigentümerfamilie hat Konsequenzen für die Unternehmensführung- und Struktur. So kommt es bei KMU zu einer stärkeren Übereinstimmung von persönlichen Zielen des Unternehmers und den Unternehmenszielen. Bei den persönlichen Zielen dominieren hierbei metaökonomische Ziele wie Freude an der Arbeit und Selbstverwirklichung noch vor der Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen. Deshalb wäre es falsch, dem Eigentümer-Unternehmer eine ausschließliche Verfolgung des Gewinnzieles zu unterstellen. Unter Beachtung steht jedoch, dass dieser Aspekt mit steigender Mitarbeiterzahl an Bedeutung verliert.16 Die Ertragslage ist also, aufgrund des nicht vom Eigentümer unabhängigen Managements, ganz entscheidend von der Unternehmerpersönlichkeit abhängig.17

Darüber hinaus bestehen zwischen dem Eigentümer und Kunden, Lieferanten sowie der relevanten Öffentlichkeit meist persönliche Kontakte.18 So ist es nach Behringer sogar möglich dass ein Fortbestehen des Unternehmens, nach einem Verkauf, ohne den vorherigen Unternehmer aufgrund des sehr stark ausgeprägten und persönlichen Kontakt zu den Kunden nicht möglich ist.19

6.1.2.3 Operative Unternehmenszusammenhänge

Operative Entscheidungen in kleinen und mittleren Unternehmen werden meist „Problem-

/-Anlassorientiert“ gelöst, bzw. erst nach Auftreten eines Problems nach Lösungen dafür gesucht. Lösungen werden dann nicht in Form von wissenschaftlich fundierten

Konzepten, sondern in Form von praktisch umsetzbaren Problemlösungen angewandt.20 Managementebenen, wie man sie von großen Unternehmen gewöhnt ist, sucht man bei KMU meist vergeblich. Entscheidungen werden zum größten Teil, eventuell mit Einbezugnahme von Facharbeitern, vom Inhaber getroffen. Die Unternehmensführung ist von folgenden Prägungen bestimmt:

- Kaum Gruppenentscheidungen
- Große Bedeutung von Improvisation und Intuition
- Durch Funktionshäufung überlastet, soweit Arbeitsteilung personenbezogen
- Unmittelbare Teilnahme am Betriebsgeschehen
- Geringe Ausgleichsmöglichkeiten bei Fehlentscheidungen
- „Führungspotential nicht austauschbar“21
- „Unternehmensplanung ist nicht hinreichend dokumentiert oder fehlt komplett“22

Im Gegensatz zu Großunternehmen erbringen KMU neben Standardleistungen meist auch stark individualisierte Leistungen. Dies führt zwangsläufig zu selbstbestimmender Organisation der Mitarbeiter als auch der Organisationsschichten. Durch Hierarchisch übergreifende innerbetriebliche Kontakte werden Entscheidungen schneller und unbürokratischer getroffen.

Ergänzend ist zu erwähnen, dass geringe gesetzliche Vorgaben und geringe Dokumentationsauflagen für kleine und mittlere Unternehmen dem Unternehmer größeren Handlungsspielraum bei Entscheidungen überlassen. Bei der späteren Nachverfolgung von Entscheidungsgrundlagen oder Dokumentationen – auch im Hinblick auf operativ grundlegende Entscheidungen – ist eine Nachverfolgung von Entscheidungsgrundlagen jedoch nur unter sehr schweren Bedingungen möglich. Durch das Fehlen von unabhängigen Kontrollorganen, wie Aufsichtsräte oder Beiräte, wird eine Bewertung von Unternehmensanteilen zudem erschwert.23

Die Bedeutung und das Verständnis von Marketing und Vertrieb sind im Bezug auf kleine und mittlere Unternehmen nicht – gemäß moderner Auffassung - wie bei Großunternehmen als Funktionseinheit zu sehen. In kleinen und mittleren Unternehmen stellt der Kontakt zum Unternehmen ohnehin eine Kernkompetenz dar.24 „Für kleine und mittlere Unternehmen ist es daher strategisch besonders aussichtsreich, vor allem Märkte mit hohem individuellen Bedarf oder ausgeprägten Serviceansprüchen zu bedienen. Diese Märkte erfordern ein hohes Maß an Flexibilität, die neben der Kundennähe eine der Kernkompetenzen der kleinen und mittleren Unternehmen darstellt.“25

Nebst dem (selbst bestimmten) Unternehmerlohn sind Nebenbezüge, in Form von Sachleistungen etc., in kleinen und mittleren Unternehmen gängige Praxis. Diese Bezüge wurden in der Regel nicht nach betriebswirtschaftlich ökonomischen Vergleichswerten bestimmt, sondern vom Unternehmer bzw. Eigentümer festgesetzt. Ob eine Angemessenheit der Bezüge besteht, muss bei kleinen und mittleren Unternehmen allenfalls für steuerliche Zwecke dokumentiert werden und ist daher bei der Bewertung von Unternehmensanteilen zu untersuchen.

6.1.2.4 Unternehmensressourcen
6.1.2.4.1 Kapital

Im Gegensatz zu großen Unternehmen stehen kleinen und mittleren Unternehmen nur begrenzt Finanzierungsmöglichkeiten offen. Wohingegen sich großen Unternehmen der anonyme Kapitalmarkt öffnet, steht KMU meist nur persönliches Kapital des Inhabers oder Fördergelder zur Verfügung. Das liegt zu einem Teil daran, dass sie häufig nicht in der Lage sind, die von den traditionellen Kreditgebern geforderten Garantien zu geben.26 Neben Kapital von Banken oder Investoren ist es KMU in der Regel nur möglich auf Fördergelder zurückzugreifen. Diese bemessen sich, je nach ausgebender Institution, an der Größeneinstufung klein, mittel oder groß. In finanziell schwachen Zeiten stehen KMU also nur begrenzt mittel zur Verfügung.

Andererseits sorgt die wirtschaftliche Unabhängigkeit – in wirtschaftlich starken Zeiten - die durch den mehrheitlichen Kapitalgeber, als auch gleichzeitigen Unternehmer entsteht, für weniger Unsicherheit. Ebenso können Entscheidungen über Kapitalflüsse wesentlich unabhängiger getroffen werden.

[...]


1 Vgl. Wollny (2008), S. 8

2 Vgl. Ruehling, (2003), S. 2

3 Vgl. Wollny (2008), S. 8

4 Vgl. The Economist, Mittelstand oder Mittelfeld, 1998, S. 97ff.

5 Vgl. Hopt/Merkt (2006), S. 988

6 Vgl. Letmathe (2007), S. 701

7 Vgl. Liikanen (2003)

8 Vgl. Europäische Kommission (2006), S. 5

9 Vgl. Diederichs (2007), S. 37

10 Europäische Kommission (2006), S. 3

11 Europäische Kommission (2006), S. 5

12 Vgl. Enquete Kommission (2002), S. 129

13 Günterberg/Wolter (2002), S. 14

14 Günterberg / Wolter (2002), S. 2

15 Vgl. IDW (2007), S. 151

16 Vgl. Herrle (2007), S. 5

17 Vgl. AWH (2006). S. 5

18 Vgl. Brockhaus (2002), S. 20

19 Vgl. Behringer (2004), S. 15

20 Vgl. Bamberger (2005), S. 231

21 Pfohl/Kellerwessel (1982), S. 28ff

22 IDW (2007), S. 151

23 Vgl. IDW (2007), S. 151

24 Vgl. Krüger/Klippstein/Merk/Wittberg (2006), S. 362

25 Krüger/Klippstein/Merk/Wittberg (2006), S. 363

26 Vgl. Europäische Kommission (2006), S. 9

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen
Untertitel
Operations audit of small and medium-sized enterprises
Hochschule
Fachhochschule Vorarlberg GmbH
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
36
Katalognummer
V116941
ISBN (eBook)
9783640187577
ISBN (Buch)
9783640188925
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unternehmensbewertung, Unternehmen, Operations
Arbeit zitieren
Moritz Ertl (Autor:in), 2008, Unternehmensbewertung von kleinen und mittleren Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116941

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