Immanuel Kant: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels


Referat (Ausarbeitung), 2004

12 Seiten


Leseprobe


Biographie

Immanuel Kant wurde im Jahre 1724 als Sohn des Sattlers Johann Georg Kant und dessen Frau Anna Regina in Königsberg geboren. Er war das vierte von elf Kindern.

Im Alter von 6 Jahren wurde Immanuel in die „Vorstädter Hospitalschule“ eingeschult, die er zwei Jahre besuchte, bevor er auf das pietistisch geführte “Collegium Fridericianum“ wechselte. Während seiner Zeit im Collegium entdeckte Kant seine Begeisterung für antike Literatur. Allerdings entwickelte er auf Grund des religiösen Zwanges der Schule eine enorme Abneigung gegen den Pietismus.

1740 fing er im Alter von 16 Jahren sein Studium der Philosophie, Mathematik und der Naturwissenschaften an der Universität Königsberg an. Er bezog seine eigene Wohnung und verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch das erteilen von Privatstunden. Ab 1746 - dem Jahr in dem sein Vater starb – verdingte sich Kant als Hauslehrer in der Umgebung von Königsberg.

Mit 31 Jahren, also 1755, reichte er die für seine Professur nötigen drei lateinischen Dissertationen an der Uni Königsberg ein und wurde Privatdozent. Im selben Jahr erschien sein Werk „Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels“, auf das im folgenden noch genauer einzugehen sein wird.

1764 bekommt er zum ersten mal die Gelegenheit an der Universität Königsberg als ordentlicher Professor für Dichtkunst zu arbeiten. Allerdings lehnt er ab, da ihm das Fach nicht zusagt. Die Jahre darauf verdient er als Unterbibliothekar an der Schlossbibliothek sein erstes festes Einkommen.

Auch Berufungen nach Jena und Erlangen (1769) lehnt er – in Erwartung einer Professur in Königsberg – ab. Im Jahr darauf wird der mittlerweile 46 jährige Kant auch tatsächlich ordentlicher Professor für Metaphysik und Logik an der Universität von Königsberg.

Es folgt eine zehnjährige Publikationspause und intensive Denkphase, bevor er 1781 in nur wenigen Monaten seine „Kritik der reinen Vernunft“ niederschreibt. In kürzester Zeit erscheinen daraufhin eine ganze Reihe seiner bedeutendsten Werke.

Mit 62 Jahren wird Kant 1786 Rektor der Universität, überbringt dem neuen König Friedrich Wilhelm II die Huldigung der Hochschule und wird von ihm besonders ausgezeichnet.

1794 erhält Kant einen Zensurverweis des preußischen Ministers Wöllner für seine Schrift „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“. Auch wenn er nicht wirklich zensiert wird, hält sich Kant dennoch an diesen Verweis, allerdings nur während der Regierungszeit dieses Regenten.

1800 lässt die körperliche Kraft des 76 jährigen Kant nach und sein Schüler Wasionski übernimmt seine Pflege. Als er drei Jahre später auch noch seine erste ernsthafte Erkrankung – eine Magenverstimmung – bekommt, beschleunigt sich sein körperlicher Verfall radikal.

Am 12. Februar 1804 stirbt Immanuel Kant und wird unter großer Anteilnahme der Bevölkerung im Professorengebäude des Königsberger Doms bestattet.

Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels

Kants Universum ist das Universum seiner Zeit: sechs Planeten und zehn Begleiter kreisen um die Sonne als ihren Mittelpunkt. Von der Sonne aus gesehen ist die Reihenfolge der Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter und als letztes Saturn. Die Kreisbewegungen sind allesamt mehr oder minder elliptisch. Zudem geht er davon aus, dass alle Fixsterne ebenfalls Sonnen sind, um die Planeten kreisen. Diese könne man aber auf Grund ihrer weiten Entfernung und Mangels genauerer Gerätschaften nicht sehen.

Ansonsten setzt er im Großen und Ganzen nur eine einzige physikalische Lehre voraus, auf die er sich während seiner Argumentation immer wieder beruft - Newtons Gravitationsgesetz: Körper werden voneinander angezogen oder stoßen sich ab. Dabei üben dichtere Körper eine größere Kraft aus als weniger dichte Körper.

Vor diesem Hintergrund versucht er das Universum von seinem Anbeginn bis zu seiner Unendlichkeit zu erklären.

Gott schuf nach dem Nichts die Materie. Das sind kleinste Teilchen, die das ganze Universum ausfüllen. Kant nennt sie auch Partikel. Diese kleinsten Teilchen waren unterschiedlicher Masse und Dichte. Die dichteren Teilchen zogen die leichteren an und wurden von noch dichteren angezogen. So entstanden Klumpen. Diese konnten nun auf Grund ihrer größeren Dichte noch mehr Teilchen anziehen. Aber je größer die Anziehung, desto größer ist auch die Abstoßung, zum Beispiel von anderen großen Klumpen. Durch die Abstoßung voneinander fingen nun die großen Klumpen an, sich zu bewegen, nämlich voneinander weg zu bewegen.

Die ständige Anziehung und Abstoßung und der natürliche Trieb der Klumpen, ihren Weg geradeaus fortzusetzen – welche von der Geschwindigkeit unterstützt wird – führen zu Kreisbewegungen. Die Klumpen stören sich solange und zwingen durch die Anziehungskräfte einander solange die Richtung zu wechseln, bis sie alle auf einer Ebene ihre Kreise um den größten und dichtesten Klumpen drehen.

Da die dichtesten Partikel als erste angezogen werden, bilden sie stets den Kern eines Klumpen. Und da dichtere Teilchen eine größere Anziehungskraft als weniger dichte Teilchen besitzen, ist der größte Anziehungspunkt der Kern des Klumpen. Dieser Kern macht sich am deutlichsten am Äquator sichtbar. Daher ist die Drehebene, auf der sich alle Klumpen um den größten drehen, die Äquatorialebene dieses größten Klumpens.[1]

Auf diese Weise drehen sich die Monde um die Planeten, die Planeten um die Sonnen, die Sonnen um den Mittelpunkt der Galaxien und so weiter.

Nun könnten sich die Klumpen alle in verschiedene Richtungen drehen. Dem ist aber nicht so. Kant erklärt das damit, dass Gott die Partikel dazu bewog, sich alle in eine Richtung zu drehen. Also drehen sich die Partikel der größten Zentralkraft auch alle in eine Richtung. Dies löst einen Wirbel um diese Zentralkraft aus. Dieser Wirbel führt dazu, dass der am nächsten gelegene Klumpen, sich ebenfalls in die gleiche Richtung dreht. Dieser erste Klumpen, zieht den zweiten Klumpen an - oder besser gesagt, er zieht ihn hinter sich her. Also bewegt er sich in dieselbe Richtung. Und so wie der erste mit dem zweiten, verhält sich auch der zweite mit dem dritten und so weiter, bis sich alle Klumpen in dieselbe Richtung drehen.

Nachdem er den Ursprung des Universums erklärt hat, geht Kant auf die Größe und die Dichte der Planeten ein. Er stellt die Behauptung auf, dass, je weiter ein Partikel von der Sonne weg ist, umso leichter ist er, da die dichtesten Teilchen am schnellsten angezogen werden. Ergo: je weiter ein Planet von der Sonne entfernt ist, desto leichter seine Dichte und daher umso größer er selbst.

Die Planeten die zwar entfernter sind als Ihre großen Nachbarn, aber trotzdem kleiner als diese, oder die einfach zu klein sind für Ihre Entfernung, verdanken diesen Umstand ihrer Nähe zu den großen Planeten. Die großen Planeten ziehen nämlich mehr Teilchen an und nehmen den kleinen dadurch den Raum zur Anziehung von Partikeln. Oder salopp gesagt: Die großen Planeten nehmen den Kleinen das Futter weg.

Aber nicht nur die Größe nimmt mit der Entfernung zu, sondern auch die Exzentrizität. Je weiter ein Planet von der Sonne weg ist, desto weniger Anziehungskraft wird auf ihn ausgeübt und desto versuchter ist er, seinen Weg senkrecht fortzusetzen. Dies führt zu immer größeren Abweichungen bei immer entfernteren Planeten.

Die größte Abweichung findet man bei Kometen. Sie sind soweit von der Sonne entfernt, dass sie sich sehr schnell senkrecht fortbewegen können. Doch sobald sie an eine Kraft geraten, die sie wieder Richtung Sonne zieht – z.B. ein anderer Planet – stürzen sie auf sie los. Der Grund für Ihre außerordentliche Geschwindigkeit liegt darin, dass sie der vorherige „freie Flug“ sehr schnell werden ließ. Sie haben sich auf ihrem Weg immer mehr Partikel anverleibt und nun fliegen sie auch noch durch einen Raum, der bereits von anderen Planeten „teilchengesäubert“ worden ist. Damit existiert kein Widerstand, der sich ihnen entgegenstellt und sie bremst.

Da sie von der Sonne am weitesten entfernt sind, haben Kometen auch die leichteste Dichte unter allen Planeten. Und da die dichtesten Partikel als erste angezogen werden, sitzen die leichtesten Partikel auf der Oberfläche. Diese Oberflächenpartikel werden von der Sonnenwärme angezogen und steigen auf. Wenn sie aber eine gewisse Höhe erreicht haben, werden sie von der Hitze der Sonnenstrahlen gezwungen, nach hinten zu „fliehen“, wo sie von der Sonne am weitesten weg sind. Da ein Komet sehr viele solcher leichten Partikel besitzt, sieht man einen Dunstkreis, auch „Schweif“ genannt.

Ein weiteres Phänomen, das Kant fasziniert und er zu erklären versucht, ist die Tatsache, dass nahezu alle Planeten „schief“ sind. Ihr Äquator verläuft nicht waagrecht auf der gleichen Achse, wie der der Sonne, sondern weicht diagonal dazu ab.

Kant geht davon aus, dass die Himmelskörper zunächst flüssig sind und daher eine ebenmäßige Oberfläche haben und auch „gerade“ sind. Wenn sie dann im Laufe der Jahre fest werden, leidet diese Ebenmäßigkeit und die größten, schwersten und dichtesten Teilchen auf der einen Seite, haben kein Gegengewicht mehr auf der anderen Seite. Ihr Schwung „kippt“ den Himmelskörper solange, bis auf der anderen Seite ein äquivalentes Gegengewicht ist.

Als Beweis führt er an, dass der Jupiter auf Grund seiner Größe und Undichte immer noch flüssig ist, was man auch an der ständigen Veränderung seiner Oberfläche sieht. Und dieser noch „flüssige“ Planet ist auch immer noch „gerade“.

Doch weder Kometen noch die „Schiefe“ der Planeten faszinieren Kant so sehr wie der Saturn und seine Ringe.

Der Saturn ist der am weitesten von der Sonne entfernte Planet. Das bedeutet, das die Anziehungskraft der Sonne hier sehr gering, fast kometenhaft ist. Also geht Kant davon aus, dass der Saturn früher einem Kometen noch viel ähnlicher war. Seine Bahnen verliefen viel exzentrischer und daher auch viel öfter sonnennah. Im Laufe der Jahre und Umdrehungen wurden seine Bahnen immer sonnenzentrischer und ebenmäßiger, so wie schon zuvor die der anderen Planeten.

Da der Saturn früher ein Komet war, besaß er auch einen Schweif. Durch die stetige Zentrisierung in einem gemäßigteren Klima als die anderen Planeten[2], wurde auch der Planet, und vor allem seine Oberfläche, kälter. Die Folge war, dass nicht mehr so viele Dunstwolken aufstiegen und er seinen Schweif verlor. Da sich der Saturn aber auch um seine eigene Achse dreht, wurde aus dem einstigen Schweif eine den Planeten umhüllende Kugel.

Die schnellste Drehung ist am Äquator, also ist auch die größte Anziehungskraft dort. Das bedeutet, das die Dunstpartikel, die weiter oben oder unten sind, entweder ins „Nichts“ abgestoßen werden oder zurück zum Saturn angezogen werden oder von den Dunstpartikeln um den Äquator angezogen werden. So entsteht eine Ringfläche.

Die Anziehung und Abstoßung zwischen dem Saturn und den Dunstpartikeln sowie der Dunstpartikel untereinander schafft eine Lücke zwischen dem Planeten und seinen Dunstpartikeln. Die Innere Ringgrenze fixiert sich an dem Punkt, an dem Anziehung und Abstoßung zwischen Saturn und den Dunstpartikeln sich aufheben.

Die Sonne hat auf die Ringpartikel genau dieselbe verscheuchende Wirkung wie auf den Kometenschweif. Also werden die Partikel, die nicht nah genug am Saturn und dessen Zentrifugalkraft sind „verscheucht“. So wird die äußere Ringgrenze fixiert.

Kant erfährt, dass die Wissenschaftler Bradley und Cassini beobachtet haben, dass es wohl mehrere Ringe sind, die um den Saturn kreisen. Sie sind sich aber nicht ganz sicher. Das verleitet Kant dazu zu berechnen, wie schnell sich der innere und der äußere Kreis bewegen. Er nimmt dazu die Entfernungen der Ringgrenzen zur Hilfe und berechnet, dass in derselben Zeit, die inneren Dunstpartikel drei mal um den Saturn laufen, während die äußeren nur zwei mal rum sind. Daraus schlussfolgert er, dass es mehrere Ringe sein müssen. Denn wenn man davon ausgeht, dass sich die Partikel erst noch einpendeln müssten, würde das bedeuten, dass sich der Ring auflöst, da die inneren Ringpartikel zu langsam und die äußeren Partikel zu schnell würden um sich noch an die Zentrifugalkraft des Saturn zu halten. Auch wenn seine Zahlen nur geschätzt sind und seine Berechnungen nicht ganz nachvollziehbar, so ist Kant doch von seinen Ergebnissen so überzeugt, dass er sogar eine genaue Ringzahl vorgibt: drei. Aber wie trennen sich diese Ringe von einander?

Die Inneren, schnelleren Partikel werden so schnell, dass ihre Abziehungskraft enorm zunimmt und sie Ihren eigentlichen Platz verlassen, sprich näher zum Saturn gezogen werden. Gleichzeitig werden sie aber immer noch von den langsameren Partikeln festgehalten. Solange, bis sie so schnell sind und ihre Zentrifugalkraft so hoch ist, dass sie sich von den langsameren Partikeln endgültig losreißen. Der Abstand zwischen den Ringen beträgt die Breite, die benötigt wird um Anziehung und Abstoßung wieder aufzuheben. Auf diese Weise trennen sich der erste Ring vom zweiten und der zweite vom dritten.

An diesem Punk greift Kant wieder einen Gedanken auf, den er bereits zu Beginn seiner Arbeit angesprochen hatte. Bei der Entstehung des Universums erklärte er, wie sich die Monde um die Planeten, die Planeten um die Sonnen und die Sonnen um... ja was? bewegen. Die Milchstraße ist ein Kreis, genauso, wie der den die Planeten um die Sonne schlagen. Nur eben viel größer. Die elliptische Bewegung der Planeten wurde bereits erklärt. Um sie auf einen Nenner zu bringen, könnte man sagen, der Grund für die Bewegung ist die Sonne. So wie der Grund für die Monde die Planeten sind. Wenn sich nun also die Sonnen genauso verhalten, wie die Monde und Planeten, dann muss es eine noch viel größere Anziehungskraft geben, die die Sonnen anzieht. Und wenn es eine Galaxis gibt, dann gibt es auch andere. Und wenn sich alles immer um einen Zentralkörper dreht, dann müssen sich die Galaxien auch um einen drehen. Dieser Zentralkörper ist wiederum nur ein Teil eines größeren Ganzen und so weiter...

Für Kant breitet sich das gesamte Universum von einem mächtigsten, anziehendsten Kern in die Unendlichkeit aus. Das heißt, dass sobald ein System erschaffen ist, es nur noch ein Teil eines größeren Systems ist.

Also hat die Schöpfung einen Anfang, sprich Kern, aber kein Ende. Da ein Anfang vorhanden ist, ist das für Kant der Beweis, das Gott noch weitaus machtvoller und einfach mehr ist als seine unendliche Schöpfung. Damit ist für Kant der Beweis vollbracht, dass Gott unendlich, allmächtig und allweise ist.

Den Rest seines Werkes verbringt Kant damit, Gottes Allmacht und Allwissenheit zu preisen und phantasievolle Bilder von der Sonne und anderen Planeten zu bringen, die er allerdings nicht annährend so gut zu erklären und zu beweisen versucht, wie seine Theorien im ersten Teil.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Siehe Zeichnung

[2] Die Bahn des Saturn ist sehr weit von der Sonne entfernt, daher ist es hier auch viel kälter.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Immanuel Kant: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Autor
Jahr
2004
Seiten
12
Katalognummer
V109381
ISBN (eBook)
9783640075621
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nach einer Kurzen Biografie Kants wird sein Werk genauer erläutert. Zum Schluss soll eine Grafik seine Theorie zur Entstehung des Universums verständlicher machen.
Schlagworte
Immanuel, Kant, Allgemeine, Naturgeschichte, Theorie, Himmels
Arbeit zitieren
Solmaz Hazrati (Autor:in), 2004, Immanuel Kant: Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/109381

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