Neuzeit: Die Moderne - Kunstströmungen in der Malerei


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

9 Seiten


Leseprobe


DADAISMUS [1916-1923]

Geschichtlicher Hintergrund:

- 1918 Ende des 1. Weltkrieges
- Ausrufung der Weimarer Republik
- literarisch-künstl. Bewegung
- begründet durch junge Gruppe von Dichtern und Malern

Charakteristika:

- Dadaismus wollte Kunst durch Antikunst ersetzen und mit allen (aner-) bekannten Werten brechen

- Dadaismus=Antwort auf eine aus den Fugen geratene Welt mit einer fragwürdig gewordenen Kultur

- Motto: "Protest gegen die Dummheit und Eitelkeit des Menschens" -Provokation, Irritation, Absurdität, Irrationalität

- Ausdrucksmittel:

- Versuch, durch Grenzüberschreitung in jeder Hinsicht, die herkömmlichen Kunstmaßstäbe lächerlich zu machen
- Durch Verwendung sinnloser Satzbrocken
- Lärmmusik
- Collagen (Photomontagen) aus beliebigen z.B. Zeitungsschnipseln Materialien
- Bruitistische Konzerte, Lautgedichte, absurde Textgedichte, aus Alltagsgegenständen entworfene Kostümierungen der Akteure (all diese Veranstaltungen waren die Urform der Happenings)
- Ready-mades=Fertigteile zum Kunstobjekt erhoben z.B. Vorderrad eines Fahrrades

Vertreter:

- Kurt Schwitters
- Marcel Duchamps

NEUE SACHLICHKEIT [1922-1933]

Geschichtl. Hintergrund:

- Eine erstarrte, reaktionäre Gesellschaft in der Weimarer Zeit/Hungerjahre
- 1923 Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle in München
- um 1922 entstandene künstl. Richtung in Dtld.
- 2 unterschiedl. Richtungen : Neue Sachlichkeit und Verismus

Charakteristika:

- Hauptanliegen war eine detailgetreue, sachliche Darstellung/ Erfassung der Wirklichkeit

- Die expressionistischen Ideale, ihr Erlösungspathos und der Ich-kult wichen einem prosaischen, auch zynischen Blick auf die Wirklichkeit

1. Neue Sachlichkeit

- Idyllische, neoklassizistische Ausrichtung, die alle Gesellschaftskonflikte aussparte (goldene 20-iger)

2. Verismus ( lat. Veritas=Wahrheit)

- Sozialkritische Tendenz
- Extrem naturalistische Darstellungen, auch des Hässlichen
- Motive: Kriegskrüppel, Prostituierte, Bettler, Kriegsgewinnler
- Ausdrucksweise: -fast fotografisch genaue Bildsprache gepaart mit eigentümlicher Kühle wirkten bei aller Realistik verfremdet u. fern wirkend, durch in sich geschlossene Farbflächen mit metallischer Schärfe kontuiert=klare Formen mit glatter Oberfläche und somit eigener Präsenz

Vertreter:

- Otto Dix
- George Grosz
- Christian Schad

SURREALISMUS [1924-1945]

Geschichtl. Hintergrund :

- Nach dem 1. WK aus dem Dadaismus entstandene Kunst- und Literaturrichtung
- Zunächst enge Bindung an das dadaistische Prinzip des Unlogischen, des Irrationalen und Zufälligen
- Entstehungsland=Frankreich, ,,sur" (frz.) ,,Über "wirklichkeit, weist auf die Bedeutung des Surrealen auf die Kunst hin
- Abspaltung vom Dadaismus um 1920

Charakteristika:

- Beeinflusst durch neue Erkenntnisse in der Psychoanalyse (S. Freud), verwerteten die Surrealisten in ihren Werken Traum- und Rauscherlebnisse als Quelle künstl. Eingebung (Verzicht auf Verstandeskontrolle)

- Durch Grenzauflösung zw. dem Realen und der Unwirklichkeit stellten sie Dinge in traumhaft absurde Verbindungen und phantastische Verzerrungen gleichsam naturgetreu dar

- Grundeinstellung dieser Künstler: die Existenz einer verdrängten Erfahrungswelt, die es in Traumbildern, halluzinatorischen Erscheinungen und bildlichen Suggestionen darzustellen galt ,,Ich glaube an die künftige Auflösung der beiden scheinbar gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit, in einer Art absoluter- wenn man so will-Überwirklichkeit" [André Breton]

- Motive/Umsetzung:

- banale Alltagsgegenstände in neuen, unwirklich anmutenden Zusammenhängen
- spannungsgeladene, irritierende Bildwelten, die wie ans Tageslicht gezerrte Traumvisionen in einer Zeichen- und Chiffrensprache, anmuten
- auch abstrakte Formen kamen vor

Vertreter:

- Salvador Dali
- Joan Miro
- Max Ernst

Abstrakte Malerei [1945-1960] Geschichtl. Hintergrund:

- 1945 Ende 2.WK (Abwurf der 1. Atombombe)
- Nachkriegsordnung-Spaltung der Welt in sozialistische und kapitalistische ,,Lager"
- Orientierungslosigkeit der europ. Malerei (viele Avantgardisten waren emigriert)
- Abstraktion als Weltsprache und Suche neuer Ausdrucksformen, dadurch Entstehung vieler verschiedener Stile und Richtungen:
- Abstrakter Expressionismus

1. Tachismus
2. Informel
3. Action Painting

- Geometrische Abstraktion (parallel zum abstrakten Expressionismus) Charakteristika [allgemein]:

- Abstrakte Malerei-unverbindlich und offen, somit keine Auseinandersetzung mit Kriegsfolgen bzw. Elend (Angst vor Vergleich mit NS-Kunst bzw. sozialist. Realismus)
- Wurzeln der Abstraktion sind bereits im Expressionismus, dem Bauhaus, dem Konstruktivismus und dem Surrealismus zu finden
- Anders als die Künstler des ersten Weltkrieges wollten sie keine neuen Utopien und Werte schaffen
- Anliegen bzw. Problembehandlung=ungeschminkt, ohne jegliche traditionelle Abbildfunktion, Kunst sollte für sich sprechen bzw. als individuelles Ausdrucksmittel fungieren
- Einzig die Subjektivität des Künstlers wurde gültiges Maß

1. franz.: ,,Tachismus" (Taché=Fleck): z.B. Georges Mathieu

2. abgewandelter dt. Stil:,,informell" (ohne abbildliche Form) :z.B. Willi Baumeister

- Umsetzung:

- Farbauftrag in kontrollierter Aktion, aber auch zufallsbestimmt
- ohne harmonische Relationen und inszenierter Gewichtsverteilung

3. Action Painting (Aktionsmalerei): (z.B. Jackson Pollock)

- extremste Ausbildung des abstrakten Expressionismus
- keine Vorhersage über Endprodukt möglich, und somit auch keine Bedeutung im Sinne einer Fiktion, gleich Darstellung und Aussage
- Aussage soll Betrachter in sich selbst suchen bzw. das Bild lediglich als Protokoll oder Dokument einer Aktion bzw. eines Arbeitsprozesses ansehen

- Geometrische Abstraktion: (z.B. Barnett Newman)

- Hierbei werden die individuelle Stimmung des Künstlers (individuelle Handschrift) und der Entstehungsprozess völlig zurückgeschraubt
- Arbeiten mit glatten klaren Farbflächen, wobei der Farbe eine große Bedeutung zukommt
- Einziges Anliegen: Konfrontation des Betrachters mit dem Werk ohne jegliche Gegenständlichkeit

NEOKONSTRUKTIVISMUS [1955-1975]

- Entwickelte sich aus der geometrischen Abstraktion

- Besondere Stile waren:

1. OP Art
2. Colour Field Painting
3. Hard Edge

Charakteristika:

- Hier wurde die Farbe bewusst eingesetzt, als physikalisches Phänomen, deren Wirkung experimentell erprobbar und somit einsetzbar ist
- Gestaltungsgrundlagen waren die unmittelbare Verwendung von Fläche, Linie, Volumen, Raum und Farbe
- Darum sind die Bilder, deren einziger Gegenstand die Farbe ist, trotz aller Ungegenständlichkeit sehr konkret

1. OP Art: (z.B. Viktor Vasarely)

- gezielte Untersuchung von Farb- u. Formeffekten, basierend auf Erforschung optischer Reizeffekte (siehe Impressionismus)
- durch harmonierende und konstruierende Wechselwirkungen der Farben und Formen wurde im statischen Bild Bewegung erzeugt, z.B. sogenannte Flimmerbilder
- nahmen großen Einfluss auf Dekor- und Designgestaltung

2. Colour-Field Painting: (z.B. Josef Albers)

- Hauptaufgabe: analytische Farbuntersuchungen, Farbe war kein ,,Begleitumstand", sondern eigentliches Ziel
- Umsetzung: autonome Farbe in vielfältigen Wechselbeziehungen,

Ziel: Kommunikation durch Farbe

3. Hard Edge: (z.B. Frank Stella)

- Farbe ebenfalls im Zentrum des Interesses
- Intention: entfallen einer tieferen Bedeutungs- und Interpretationsebene, Bild kein Kunstobjekt, sondern anfassbare Wirklichkeit, somit mehr Objekt Teil des realen Raums

NEUER REALISMUS [1958-1975]

Geschichtl. Hintergrund:

- 1959 Verschärfung des Ost-West-Konfliktes (Raketendrohungen zw. USA und UdSSR) durch Castros Sieg in Cuba; bis 1962 Höhepunkt des Kalten Krieges
- 1961 Berliner Mauer
- Vietnamkrieg bis 1968
- 1966-68 weltweite Studentenunruhen, als Protest gegen den Krieg
- allgemein eine Zeit der Emanzipation und Neudefinierung, somit auch in der Kunst, die völlig neue, der Gesellschaftsentwicklung angepasste, Wirkungskreise und Ausdrucksmittel suchte:

1. Nouveau Rèalisme
2. Pop Art
3. Photorealismus

Charakteristika :

- ähnlich objekthaften Charakter, wie z.B. beim Hard Edge-Stil, weist auch die Kunst in den 60-iger Jahren auf, doch war man auf der Suche nach einem neuen Realitätsprinzip mit größtmöglicher Wirklichkeitsverbundenheit und damit einhergehender Breitenwirkung

- deshalb verstärkt Verzicht auf das gemalte Bild, da es Illusion und Fiktion ist bzw. der Bildraum nur malerisch definiert wird

- somit verstärkte Integration der Kunst in das Leben , durch Verwendung neuer Ausdrucksformen (Einbeziehung aller Wahrnehmungsformen des Menschen)

1. Nouveau Rèalisme (auch Neo-Dadaismus), z.B. Yves Klein, Nikki de St. Phalle

- Extreme Steigerung der Ungegenständlichkeit

- Gratwanderung zwischen Welt der Kunst und der realen Dingwelt

- Ablehnung herkömmlicher Bildentstehung:

- Integration realer Alltagsgegenstände, z.B. Schwämme in das Bildgefüge (Combine Paintings)
- Anstelle von Pinseln als Gestaltungsmittel dienten menschliche Modelle und deren Aktionen nach Anleitung des Künstlers, z.B. Wälzen bemalter Modelle auf einer Großleinwand (Happening)
- Umsetzung neuer Raumkonzepte, keine gemalte Räumlichkeit sondern durch z.B. Schlitze in der Leinwand real hervorgerufener Bildraum, oder Gestaltung des Kunstwerkes als großräumige Installation, somit Teil der tatsächlich vorhandenen Umwelt (Environment)

- Keine Aufdeckung tieferer Wahrheiten durch ungewohnte Zusammenstellungen sondern lediglich Darstellung des wirklichen Leben, Betrachter war gefordert, Zusammenhänge selbst zu erkennen

2. Pop Art, z.B. Endie Warhol

- Unterschied zwischen Kunstwerk und Gebrauchsgegenstand tendiert gegen Null
- Bedienung populärer Massenkunst durch Nutzung der Konsumwelt als Motiv der Kunst
- Integration der medialen Bilderfluten (Wirtschaftswunder - Werbung) in die eigenen Arbeiten, so z.B. Coca-Cola-Büchsen, Waschmittelpackungen, Comic-Bildchen, Marylin Monroe
- Siebdruck als favorisiertes Medium, da problemloses und zugleich variables Vervielfältigungsverfahren

3. Photorealismus/Hyperrealismus, z.B. Gerhard Richter

- Gegenposition zur konsumverherrlichenden Pop Art

- Ähnlich wie Künstler der Neuen Sachlichkeit wollten auch die Photorealisten durch die Schärfe und Brillianz in ihren Bildern (naturgetreue Wiedergabe) das Abgebildete hinterfragen

- Kritik an der selbstgefälligen Wohlstandgesellschaft

- Umsetzung: mit Hilfe von Diaprojektoren auf eine Leinwand kopierte Photographien

- In Folge gab es viele weitere künstlerische Formen:

- Minimalisten - nüchterne Rauminstallation mit geometrischen Körpern

- Konzeptkünstler - Reduzierung der Kunst auf das Konzept des Kunstwerkes, nur gedankliche Anregung ohne wirkliche Realisierung des Kunstwerkes

- Auch Photographie oder die jungen Medien, wie Video und Computer, reizten zu neuen experimentellen Kunstformen

- Fazit: Seit Mitte der 60iger Jahre erlebte die Kunst eine Entmaterialisierung, daher Reduzierung der Kette Künstler-Kunstwerk-Betrachter auf Künstler und Vorstellungswelt des Betrachters. Infolgedessen verlor die Kunst, da sie in verstärktem Maß integriert wurde, zwangsläufig die Möglichkeit, einzuwirken und hatte somit ihre Funktion als Trägerin von Utopien und Gegenentwürfen für eine bessere Welt, eingebüßt. Es stellte sich die Frage, woran Kunst erkennbar ist, wenn sie sich nicht mehr von alltäglichen Dingen unterscheidet.

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Details

Titel
Neuzeit: Die Moderne - Kunstströmungen in der Malerei
Autor
Jahr
2000
Seiten
9
Katalognummer
V103097
ISBN (eBook)
9783640014774
Dateigröße
394 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
eine Ubersicht über die unterschiedlichsten Entwicklungen in der Moderne
Schlagworte
Neuzeit, Moderne, Kunstströmungen, Malerei
Arbeit zitieren
Melanie Wilkens (Autor:in), 2000, Neuzeit: Die Moderne - Kunstströmungen in der Malerei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103097

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