Schnell wachsende Organisationen. Zur Mannigfaltigkeit einer begrifflichen Einheit


Doktorarbeit / Dissertation, 2012

285 Seiten, Note: summa cum laude


Leseprobe


Inhalt

A Auftakt

B Zugänge und Methoden

C Außenbetrachtungen

D Innenbetrachtungen

E Abschluss

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die fünf Wachstumsphasen nach Greiner (1972)

Abbildung 2: Modell der Organisationsentwicklung nach Greiner (1972)

Abbildung 3: Wachstum einer Bohnenstange (Thompson 1945, S. 116)

Abbildung 4: Limits to Growth (Senge 2006, S. 390)

Abbildung 5: Logistisches Wachstum und Grenzüberschreitung (Vester 2003: S. 82)

Abbildung 6: S-Curve (Filley/House/Kerr 1976, S. 528)

Abbildung 7: Wachstumspfade (Garnsey 1998, S. 530)

Abbildung 8: S-shaped curve – The Filley-House Model (Hambrick/Crozier 1985, S. 34)

Abbildung 9: Wachsende und nicht-wachsende Organisationen (Hansen/Hamiltion 2011, S. 283)

Abbildung 10: Bewegungsablauf eines Pseudopodiums (von Foerster 1967, S. 868)

Abbildung 11: Wachstum im Vergleich (Boston/Boston 2007, S. 114)

Abbildung 12: Attribute, welche den Unterschied zwischen schnell wachsenden und nicht-wachsenden Organisationen herstellen (Barringer et. al. 2005, S. 683)

Abbildung 13: Stetiges Wachstum (Goyal/Sampath 2007)

Abbildung 14: Boom and Bust (Sterman et al. 2007, S. 685)

Abbildung 15: Vernetzung und Wachstum (Vester 2003, S. 69)

Abbildung 16: Welten organisationalen Wandels (Wiebe 2010, S. 230)

Abbildung 17: schnelles Wachstum in Abhängigkeit zur Branche (Umwelt der Organisation) (eigene Darstellung)

Abbildung 18: schnelles Wachstum als mittlerer Bereich in der S-Kurve (eigene Darstellung)

Abbildung 19: schnelles Wachstum als Kontrast (eigene Darstellung)

Abbildung 20: schnelles Wachstum als Boom-Bust-Phase (eigene Darstellung)

Abbildung 21: schnelles Wachstum als retrospektiv, kommunikativ hergestelltes schnelles Wachstum (eigene Darstellung)

Abbildung 22: Kopplungsvarianten zwischen Selbstbeschreibung (SB) und Fremdbeschreibung (FB) (eigene Darstellung)

Abbildung 23: Typologie idealtypischer Zugänge.

Abbildung 24: Forschungsdesign.

Abbildung 25: Datenerhebung für die Websiteanalyse.

Abbildung 26: Darstellung schnellen Wachstums (Balda AG – 001)

Abbildung 27: Homepage der Balda AG im Jahr 2006 (20.08.2006)

Abbildung 28: Startseite Conergy: 2009.

Abbildung 29: Selbstbeschreibung auf der Homepage; pharmex: 2009.

Abbildung 30: Darstellung von schnellem Wachstum; CompuGroup: 2009.

Abbildung 31: Direkte Beschreibung schnellen Wachstums; PSW: 2009.

Abbildung 32: Marktkapitalisierung der Tech-Giganten [11]

Abbildung 33: Im 50. Betriebsjahr konnte die Werbegruppe BBDO ihre Ergebnisse zweistellig steigern.[14]

Abbildung 34: Puma-Schuhe: Die Erlöse des Sportartikelherstellers legen zu [16]

Abbildung 35: Ohne Benennung [13]

Abbildung 36: Mark Zuckerberg [11]

Abbildung 37: Tiefe Verbeugung vor vernachlässigten Kunden: Akio Toyoda, der Chef [6]

Abbildung 38: Funktioniert nicht immer zuverlässig: Ein Mercedes-Benz [4]

Abbildung 39: Umsatzdiagramm der Organisation.

Abbildung 40: Anpassungsleistungen.

Abbildung 41: Differenz zwischen Markt- und Mitarbeiterwachstum..

Abbildung 42: Differenz zwischen Gewinn- und Mitarbeiterwachstum..

Abbildung 43: Differenz zwischen Mitarbeiterwachstum und Strukturwandel

Abbildung 44: Analytisches Darstellungsmodell der Unzuhandenheit in Organisationen.

Abbildung 45: Visionäre Ideen und die Aufnahme von Fremdkapital

Abbildung 46: Wachstumskreislauf.

Abbildung 47: schnelles Wachstum durch Realisierung der visionären Ideen.

Abbildung 48: Die Illusion vom kontinuierlichen Wachstum..

Abbildung 49: Wachstumserzählung der produktorientierten Organisationen.

Abbildung 50: Symbolisierung des Wachstumsverlaufs aus der Erzählung, mit Phasen schnellen Wachstums

Abbildung 51: Produkt-Kunden-Verhältnis.

Abbildung 52: Kunde oder Nichts.

Abbildung 53: Bedeutsamer Kontext der kundenorientierten Organisationen.

Abbildung 54: Darstellung des Wachstumsverlaufs kundenorientierter Organisationen.

Abbildung 55: Innovieren in der Keimzelle.

Abbildung 56: Auf die Umwelt warten.

Abbildung 57: Produktionsengpass und schnelles Wachstum..

Abbildung 58: Wachstumserzählung der politisch- und gesellschaftsorientierten Organisationen.

Abbildung 59: Darstellung der Beschreibung schnellen Wachstums.

Abbildung 60: Drei bedeutsame Kontexte.

Abbildung 61: Ausdifferenzierung – im Interview skizziert, schematische Darstellung, (01-I-Leiter Vertrieb)

Abbildung 62: Ausdifferenzierung – im Interview skizziert, schematische Darstellung, (04P-I-Projektleiter -Pretest)

Abbildung 63: Die Funktion flexibler Stellen.

Abbildung 64: Organigramm Organisation 10 – eigene Rekonstruktion.

Abbildung 65: Übersetzungsprozess.

Abbildung 66: Zeitverhältnisse (in Anlehnung an Rosa 2005, S. 119)

Abbildung 67: Ausdifferenzierung und Ausbildung neuer System/Umwelt-Relationen.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Variabilität der Beschreibung in Bezug auf die Produktionsreferenz.

Tabelle 2: Variabilität der Beschreibung in Bezug auf die Vergleichsreferenz.

Tabelle 3: Variabilität im Ansatz I.

Tabelle 4: Variabilität im Ansatz II.

Tabelle 5: Variabilität im Ansatz III.

Tabelle 6: Variabilität im Ansatz IV..

Tabelle 7: Unterschied zwischen absolutem Wachstum und Wachstumsraten.

Tabelle 8: Wahrnehmung und Bestätigung schnellen Wachstums.

Tabelle 9: Größenverhältnisse der untersuchten Organisationen.

Tabelle 10: Branchen der untersuchten Organisationen.

Tabelle 11: Größter und kleinster Wert der Wachstumsrate ermittelt durch den Birch-Index im Ranking

Tabelle 12: Größter und kleinster Wert in Bezug auf das absolute Wachstum im Ranking.

Tabelle 13: Wachstumsbestimmung für das Jahr 2009.

Tabelle 14: Darstellung schnellen Wachstums.

Tabelle 15: Anzahl der Interviews und Forschungsaufenthalte.

Tabelle 16: Datenkorpus der Textanalyse.

Tabelle 17: Autorisierungsstrategien schnellen Wachstums.

Tabelle 18: Zusammenhänge zwischen den Begriffen „Wachstum“ und „wachsen“.

Tabelle 19: Aufteilung der Varianten von Wachstumserzählungen.

Tabelle 20: Zusammenfassung der produktorientierten Wachstumserzählung.

Tabelle 21: Zusammenfassung der kundenorientierten Wachstumserzählung.

Tabelle 22: Zusammenfassung der politisch-, gesellschaftsorientierten Wachstumserzählungen.

Mir ist die diskriminierende Wirkung von Sprache bewusst.

Jedoch habe ich in dieser Arbeit aus Gründen der Schreib- und Lesbarkeit wei-testgehend auf eine geschlechtssensible Schreibweise mit dem großen ‚I’ und den Endungen ‚–innen / -en’ verzichtet. Es sei aber an dieser Stelle darauf hin-gewiesen, dass in der Regel beide Geschlechter gemeint sind.

Ich danke Ihnen, den Lesern, für Ihr Verständnis!

A Auftakt

„we start with images and end with them“ (Becker 1998, S. 12)

Schnelles Wachstum ist erstrebenswert, gilt als wirtschaftlicher Erfolg, als eine Leistung, die Euphorie weckt. Es sind die Wunder des Silicon Valley, die rasante Ausbreitung der sozialen Netzwerke und die verheißungsvollen Märkte der Greentech, welche schnelles Wachstum als ein zu verfolgendes Ziel darstellen. Die Politik ist an schnell wachsenden Organisationen interessiert, da diese Arbeitsplätze schaffen. Die Wissenschaft, da sich herausfinden lässt, durch welche Faktoren schnelles Wachstum möglich wird. Die Massenmedien, da schnell wachsende Organisationen aufmerksamkeitserregende Fälle darstellen. Schnell wachsende Organisationen sind von einem leuchtenden Schein umgeben, der umso heller scheint, desto spektakulärer das Wachstum ausfällt.

Schnelles Wachstum ist aber auch gefährlich, gilt als Hybris, als ein Weg in die Krise. Es sind die platzenden Blasen der New Economy, das plötzliche Verschwinden ehemals schnell wachsender Organisationen und die unmöglichen (“Alles ist möglich”) Schreckensmeldungen von Toyota, welche schnelles Wachstum als ein risikobehaftetes Unterfangen darstellen. Die Politik warnt vor schnellem Wachstum, da sie Finanzkrisen fürchtet. Die Wissenschaft zeigt nicht intendierte Folgen schnellen Wachstums auf, die von den Organisationen nicht gesehen werden. Die Massenmedien kritisieren schnelles Wachstum, da sie gierige, erfolgssüchtige Führungskräfte am Werk sehen. Schnell wachsende Organisationen sind von einer gewissen Anrüchigkeit umgeben, die das Signal vorausschickt, dass schnelles Wachstum nicht auf Dauer gut gehen kann.

Schnelles Wachstum von Organisationen ist also ein zwiespältiges Phänomen, das seine Einheit darin findet, Aufmerksamkeit bindende Themen zu generieren. Das Aufmerksamkeit bindende Moment liegt dabei – auf den ersten Blick – im Extremen, im Herausragenden, eben auf dem schnellen Wachstum. William Starbuck und Moshe Farjoun (2005) sowie Karl Weick und Kathleen Sutcliffe (2007) haben gezeigt, dass sich aus solchen extremen Fällen lernen lässt. Organisationen, die schnell wachsen sind extreme Fälle, da sie nicht den Normalfall, sondern die Ausnahme darstellen und einen Gegenstand umreißen, der es mit einem verschärften selbstreferenziellen Änderungsdruck zu tun bekommt, für dessen Bewältigung es kaum brauchbare Patentlösungen gibt, obwohl diese am laufenden Band produziert werden. Durch die Beobachtung schnell wachsender Organisationen lässt sich viel lernen, vor allem, wie Organisationen mit ihrer eigenen Veränderbarkeit umgehen.

Auf den zweiten – soziologisch geschulten – Blick auf den Gegenstand schnell wachsender Organisationen erscheinen diese als nicht klar definierbar. Die Frage, womit man es denn eigentlich zu tun hat, liefert einen illustren Blumenstrauß diverser Formen und Farben. Versuche, die Frage nach dem Wesen von schnell wachsenden Organisationen zu beantworten, bekommen es unwillkürlich mit einem kontingenten Möglichkeitsraum zu tun, in dem jede Entscheidung oder Definition ihre logischen Gründe findet, die aber in sich unzureichend und widersprüchlich bleiben. Erstaunlich ist, dass dieses erkenntnistheoretische Paradox in der Regel nicht zur Entfaltung gebracht wird, sondern dass der Blick auf das Extreme mit einer latenten Voraussetzung beginnt, die dazu führt, dass der Gegenstand an analytischer Schärfe verliert. Schnelles Wachstum wird in der Regel als eine begriffliche Einheit präsentiert und auf Konsequenzen abgefragt, ohne dass dabei die Mannigfaltigkeit des Gegenstandes auch nur in Ansätzen mitreflektiert wird.

Das wissenschaftliche Interesse am Gegenstand schnell wachsender Organisationen speist sich zum einen aus der Quelle eines beobachtbaren Feldes, das über zahlreiche Erfahrungen mit seiner Selbstveränderlichkeit verfügt, zum anderen aus der Unbestimmtheit, die dieses Aufmerksamkeit generierende Phänomen fortwährend erzeugt. Eine gezielte wissenschaftliche Beobachtung schnellen Organisationswachstums hat es demnach immer mit zwei Sachverhalten zu tun. Erstens stellt sich die Frage, wie sich mit der Unbestimmbarkeit des Gegenstands methodisch sowie analytisch umgehen lässt und zweitens, welche Erkenntnisse sich aus den beobachtbaren Veränderungen und Wachstumsprozessen ergeben.

Damit ist bereits ein grober Rahmen um das gespannt, worauf die Aufmerksamkeit dieser Arbeit gerichtet ist. Es geht um mehr als nur einen Forschungsgegenstand, es geht um die Bilder von diesem Gegenstand, um die Unterscheidungen, die gezogen wurden und werden, um den Gegenstand beobachtbar zu machen. Es geht um den möglichen Wechsel verschiedener Beobachterperspektiven, die damit einhergehende Infragestellung selbstverständlicher Annahmen und letztlich auch um schnelles Organisationswachstum und die damit einhergehenden, beobachtbaren Folgen.

A 1 Ausgangslage

„Man fragte den Adler: Warum erziehest du deine Jungen so hoch in der Luft? Der Adler antwortete: Würden sie sich, erwachsen, so nahe zur Sonne wagen, wenn ich sie tief an der Erde erzöge?“ (Lessing 1886, S. 254)

A 1.1 Das Exposé hinter sich lassen

Der ursprüngliche Arbeitstitel dieses Dissertationsprojekts, welches im Frühjahr 2008 durch ein ausformuliertes Exposé im Fachbereich 1 „Erziehungs- und Sozialwissenschaften“ der Universität Hildesheim eingereicht wurde, trug den Titel „Wege des Wissentransfers – Am Untersuchungsgegenstand schnell wachsender Unternehmen“. Ziel des damit angekündigten Forschungsvorhabens war es aufzuzeigen, „wie in schnell wachsenden Unternehmen Wissen transferiert wird und, welche Barrieren des Wissentransfers innerhalb solcher Organisationen vorliegen.“ Der Reiz dessen, was es zu ergründen galt, lag in der Frage, wie es Organisationen – in einem anhaltenden (beschleunigten) Wandel ihrer Strukturen, im fortwährenden Arbeiten unter Zeitdruck sowie im Umgang mit neuen, unbekannten Anforderungen – schaffen, mit ihrem Wissen umzugehen und welche Formen des Wissentransfers sich in solchen Organisationen herausbilden. Die Annahme war, dass Organisationen in Phasen schnellen Wachstums einem verschärften, selbstreferenziellen Änderungsdruck unterliegen und sich einer zunehmenden Komplexitätssteigerung und Intransparenz gegenüber sehen. Dies resultiert vordergründig aus dem Hinzukommen neuer Organisationsmitglieder sowie der damit einhergehenden Ausdifferenzierung der Organisation. Aus dieser Annahme ergab sich die Forschungsfrage, welches Wissen in der Organisation wo wichtig ist oder zukünftig sein könnte.

Je intensiver jedoch eine Annäherung an den Forschungsgegenstand erfolgte, umso stärker entzog er sich einer eindeutigen Fixierung. Ausgehend von den diversen, in sich recht heterogenen Forschungsarbeiten über schnell wachsende Organisationen, schälte sich immer mehr die Erkenntnis heraus, dass erst das Problem bearbeitet werden müsste, wie sich ein Zugang zu schnell wachsenden Organisationen finden lässt, wie der Forschungsgegenstand fixiert und identifiziert werden kann, bevor die Folgen eines solchen Wachstums in den Blick geraten können.

Das im Exposé formulierte Forschungsvorhaben wurde daher zurückgestellt. Vorerst galt es zu klären, auf was man stößt, wenn man den Gegenstand „schnell wachsende Organisation“ aus einer polykontexturalen Perspektive in den Blick nimmt. Damit sollte auch dem Risiko vorgebeugt werden, einen Forschungsgegenstand zu analysieren, ohne seine Mannigfaltigkeit hinreichend reflektiert zu haben.

A 1.2 Organisationen oder Unternehmen

Die hier behandelten Organisationen können durchgängig als Unternehmen beschrieben werden, da sie auf das Funktionssystem der Wirtschaft ausgerichtet sind, es ihnen demnach um den Reproduktionszusammenhang von Zahlungen geht (vgl. Baecker 1999, S. 27; Luhmann 1989). Diese Einschränkung ergab sich vordergründig aus dem gewählten Zugang zum Feld und den ökonomisch zugeschnittenen Indikatoren zur Bestimmung von (schnellem) Wachstum (Umsatzwachstum) (vgl. B Zugänge und Methoden, S. 53 ff.). Um betriebswirtschaftliche Implikationen (Effizienz/Rationalität), die durch den Begriff des Unternehmens automatisch mitgeführt werden, zu vermeiden und die Assoziationen eher auf einen soziologisch orientierten Beobachtungsmodus, auf soziale Systeme zu lenken, wird hier der Begriff der Organisation verwendet. Damit werden auch sogenannte Non-Profit-Organisationen adressiert, da auch diese als schnell wachsend beschrieben werden können. Es ist davon auszugehen, dass die hier erarbeiteten Erkenntnisse auch für diese Organisationstypen (mit gewissen Einschränkungen) erhellend sein können. Orientierung und inhaltliche Ausgestaltung findet das Organisationsverständnis an der ausführlichen Abhandlung über „Organisation und Entscheidung“ von Niklas Luhmann (vgl. 2006). Das dort entfaltete Theoriegerüst von Organisationen wird hier in Teilen vorausgesetzt, da für eine explizite Darstellung des theoretischen Rahmens kein Raum in dieser Arbeit ist. Wesentliche Grundvoraussetzungen für das theoretisch angelegte Verständnis von Organisationen werden aber, je nach Relevanz, zu gegebener Zeit hinreichend expliziert, um jeweils klar zu machen, aus welcher Perspektive und mit welchen Annahmen der Gegenstand betrachtet wird.

A 1.3 Aufbau

In diesem Kapitel wird der Inhalt dieser Arbeit kurz skizziert, um zum einen eine Vorstellung davon zu vermitteln, was den Leser erwartet und zum anderen eine gewisse Orientierung durch die einzelnen Kapitel zu bieten.

Die gesamte Arbeit gliedert sich in fünf Abschnitte.

Abschnitt „A Auftakt“ bietet eine Einführung sowie einen Überblick über die Forschungsperspektiven zum Thema. Im zweiten Kapitel „ A 2 Forschungsperspektiven “ werden zwei Ziele verfolgt. Erstens geht es darum, den Stand der Forschung zum Thema aufzuzeigen und zweitens, den Blick der Wissenschaft auf den Gegenstand daraufhin zu reflektieren, mit welchen Vorstellungen und Unterscheidungen schnelle Organisationswachstum betrachtet wurde, wie sich diese Vorstellungen im Laufe der Zeit änderten und wie sich dadurch auch der Gegenstand veränderte.

Abschnitt „ B Zugänge und Methoden “ vertieft die Frage, die sich aus der Reflexion der Forschungsdesiderate ergab und legt das methodische Programm der Arbeit fest. Im ersten Unterkapitel „ B 1 Zugangsprobleme “ gilt es zu klären, wie und ob sich der Forschungsgegenstand so fixieren lässt, dass ein Zugang möglich wird. Die Abhandlung erfolgt entlang zweier Beschreibungsreferenzen. Aus diesen Referenzen wird eine Typologie entworfen, durch die mögliche Zugänge ersichtlich werden. Aus der Diskussion folgen Schlussfolgerungen für das weitere Vorgehen im Forschungsprozess. Das zweite Unterkapitel „ B 2 Forschungsdesign “ widmet sich dem Forschungsdesign, welches sich vordergründig aus den Überlegungen ergibt, die im vorhergehenden Kapitel erörtert wurden. Es werden die jeweiligen Zugänge, die für die Erforschung des Gegenstandes genutzt wurden, aufgeführt und hinsichtlich ihrer Reichweite sowie ihrer Möglichkeiten reflektiert.

Der Abschnitt „ C Außenbetrachtungen “ stellt die Untersuchung von Beschreibungen schnellen Organisationswachstums dar, die von „außen“ (Ranking, Massenmedien) oder für eine Außenperspektive (Webanalyse, Feldzugang) erfolgten. Im ersten Kapitel C 1 Das Ranking EUROPE’S 500 wird ein Ranking untersucht, das Organisationen über gewählte Indikatoren listet, um diese mit dem Attribut schnell wachsend zu beschreiben. Es wird dargelegt, wie schnelles Wachstum durch das Ranking hergestellt wird. Die dort gelisteten Organisationen wurden in einem zweiten Schritt auf ihre Selbstbeschreibungen nach außen abgefragt. Das Kapitel C 2 Websiteanalyse widmet sich den Selbstbeschreibungen der Organisationen, die sich auf deren eigenen Webseiten finden ließen, mit dem besonderen Blick auf Beschreibungen schnellen Wachstums. Aus den im Ranking gelisteten Organisationen ergab sich das Forschungsfeld, welches näher untersucht wurde. Der Zugang zum Feld und die Anzahl der daraus resultierenden Organisationen werden in einem separaten Kapitel C 3 Feldzugang explizit beschrieben. Der Abschnitt wird mit einem Exkurs

C 4 Exkurs - Der Blick aus der Ferne abgeschlossen, in dem die Perspektive der Massenmedien, mit Eingrenzung auf mediale Texte, auf den Gegenstand „schnell wachsende Organisation“ aufgezeigt wird. Dieser Exkurs ist lohnenswert, da er die Vielfalt, welche den Forschungsgegenstand umgibt, noch einmal deutlich herausstellt.

Der Abschnitt „ D Innenbetrachtungen “ besteht aus der Analyse und Diskussion der durch den Feldzugang gewonnenen Daten. In einem ersten Kapitel D 1 Ereignisse und schnelles Wachstum wird der Frage nachgegangen, wie der Begriff „schnelles Wachstum“ von den Interviewten und befragen Personen selbst verwendet wird und, welche Zusammenhänge dadurch in den Blick kommen. Im zweiten Kapitel D 2 Erzählungen und schnelles Wachstum geht es darum, den Wachstumserzählungen nachzuspüren und zu ergründen, wie sich die Organisationen durch ihren Wachstums- und Veränderungsprozess selbst auffielen und wie sich dies mit der Schnelligkeit des Wachstums in Verbindung bringen lässt. Das abschließende Kapitel D 3 Zerfall und schnelles Wachstum widmet sich einer Beobachtung, die sich aus dem Datenmaterial ergab. Beschrieben wird, wie sich die Organisation aufgrund von Größenzunahme ausdifferenziert und dadurch gleichsam zerfällt.

Abschnitt E Abschluss beendet die Arbeit in zwei Blickrichtungen. Der Blick zurück soll noch einmal zusammenfassend aufzeigen, was sich entdecken ließ ( E 1 Der Blick zurück – was sich entdecken ließ ). Der Blick nach vorn hingegen soll die Frage klären, wem die Ergenisse dieser Forschungsarbeit ggf. einen Nutzen bringen (E 3 Der Blick nach vorn – wem nützt es?). Dazwischen schiebt sich die Frage: E 2 Was ist schnell am schnellen Wachstum?

A 2 Forschungsperspektiven

„In der allgemeinen Menschenwelt bewegt sich der Soziologe da, wo die Menschen diese ihre Welt Wirklichkeit nennen. Die Kategorien seiner, des Soziologen, Analysen sind nur Verfeinerungen jener Einteilungen, mit deren Hilfe andere Menschen ihr Leben bewältigen: Macht, Status, Rasse, Volkszugehörigkeit und so weiter. Täuschende Einfachheit und scheinbare Selbstverständlichkeit mancher soziologischen Forschungsergebnisse sind die Folge.“ (Berger zitiert nach Plessner 2007, IX)

Der Stand der Forschung für das hier zu bearbeitende Thema lässt sich, ist man an einer detaillierten und ausführlichen Wiedergabe der diversen bisherigen Bemühungen interessiert, kaum noch in seiner Gänze erfassen[1] ; erst recht nicht, wenn dafür nur ein Kapitel dieser empirisch orientierten Arbeit vorgesehen wurde. Eine ausführliche Abhandlung der thematischen Forschungslandschaft darf daher weder erwartet noch gesucht werden. Um der Explikation der ständig nachwachsenden Artikel, Aufsätze und Monographien zu entkommen und dennoch eine überblicksartige Skizze der vergangenen Ereignisse und Entwicklungen aufs Papier zu bringen, bedurfte es einer Perspektivenverschiebung in die dritte Dimension. Die Froschperspektive (hüpfend durchs Labyrinth) wurde zu Gunsten der Vogelperspektive (der Blick auf die Oberfläche) aufgegeben. Durch diesen Perspektivenwechsel kamen verschiedene Forschungsareale in Sicht, welche das Thema jeweils unterschiedlich rahmten und mit anderen Unterscheidungen operierten.

Für dieses Kapitel erschien es wichtig, die Forschungsdesiderate nicht nur gebetsmühlenartig wiederzugeben, sondern vor allem die Vorstellungen aufzudecken, wie schnelles organisationales Wachstum interpretiert, verstanden und beschrieben wurde. Ich folge damit den Hinweisen von Gareth Morgan (1997, 2011) und Karl Weick (1989), welche anmerken, dass Theorien über Organisationen durch Bilder und Metaphern angeleitet werden und dass diese Bilder einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie der Forschungsgegenstand hergestellt und untersucht wird.

„Organizations are complex, dynamic, and difficult to observe, which means that whenever we think about them, the thinking will be guided by indirect evidence and visualizations of what they may be like, often captured in metaphors. (…) it emphasizes that theorists depend on pictures, maps, and metaphors to grasp the object of study.” (Weick 1989, S. 529)

[...]


[1] So umfasst bereits der Rückblick von Starbuck zwischen den Jahren 1920 und 1964 über 200 Datenquellen (1965).

Ende der Leseprobe aus 285 Seiten

Details

Titel
Schnell wachsende Organisationen. Zur Mannigfaltigkeit einer begrifflichen Einheit
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)
Note
summa cum laude
Autor
Jahr
2012
Seiten
285
Katalognummer
V263798
ISBN (eBook)
9783656527411
ISBN (Buch)
9783656533603
Dateigröße
3369 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Organisation, Wachstum, Qualitative Forschung
Arbeit zitieren
Torsten Bergt (Autor:in), 2012, Schnell wachsende Organisationen. Zur Mannigfaltigkeit einer begrifflichen Einheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263798

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