Der Aralsee. Eine beispiellose ökologische Katastrophe


Hausarbeit, 2010

39 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis:

Tabellenverzeichnis:

0 Vorwort

1 Einleitung

2 Faktoren für den Zustand eines Gewässers im Allgemeinen, sowie des Aralsees im Besonderen
2.1 Wasserspiegel, Oberfläche und Volumen
2.2 Salzgehalt
2.3 Gelöste organische Stoffe
2.4 Temperatur
2.5 Eisbedeckung
2.6 Dichte
2.7 Duchsichtigkeit
2.8 pH-Wert und Sauerstoffgehalt
2.9 Gesamtbewertung

3 Struktur und Entwicklung des Aralsees
3.1 Lage, Zuflüsse
3.2 Entwicklung und Zustand bis 1960
3.3 Entwicklung von 1960 bis 2000
3.4 Entwicklung nach 2000

4 Auswirkungen der Entwicklung
4.1 Auswirkungen auf Menschen
4.2 Auswirkungen auf Tiere
4.3 Auswirkungen auf die Umgebung
4.3.1 Auswirkungen auf die regionale Umgebung
4.3.2 Auswirkungen auf die überregionale Umgebung
4.4 Sind die Auswirkungen reversibel?
4.5 Waren die Auswirkungen vorhersehbar?
4.6 Ein spezielles Problem der Aralsee-Region?

5 Einordnung / Charakteristik des Problems
5.1 Das Problem in 5 Phasen
5.2 Vergleiche mit anderen Seen
5.3 Warnungen
5.4 Komplexität des Problems
5.5 Resümee

6 Rettungsversuche und Perspektive
6.1 Ansätze auf der politischen Ebene
6.2 Realisierte Baumaßnahmen
6.3 Utopische Ansätze

7 Lehren aus der Entwicklung und Versuch einer Erklärung

8 Fazit

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Geographische Lage des Aralsees http://2.bp.blogspot.com/_eW8U4L0niRE/SeKH2frQpLI/AAAAAAAAEtc/XEv8EyGR6Mk/s320/aral.sea.map.jpg (23.10.2010)

Abbildung 2: Wirkungsgefüge mit 7 Komponenten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Wasserspiegel, Oberfläche und Volumen von 1970 bis 1990

Tabelle 2: Salzgehalt Western basin und Eastern basin von 1960 bis 2008

Tabelle 3: Veränderung des Wasserspiegels von 2001 bis 2008

0 Vorwort

Die meiste Literatur zum Thema „Aralsee“ ist in russischer Sprache erschienen. Ein großer Teil wurde auf Englisch geschrieben, nur wenige Publikationen sind auf Deutsch. Dies bedingt leichte Unterschiede in der Schreibweise von Ländern, Ortsnamen, Flüssen und Personen. Die Unterschiede wurden hier bewusst so gelassen. In der erwähnten Literatur finden sich auch zum Teil voneinander abweichende wissenschaftliche Messwerte, wobei keine Quelle den Anspruch auf „die Wahrheit“ erheben könnte. In der Regel sind die Abweichungen marginal. Zumindest zur Darstellung der Entwicklungen und der Dimensionen dieser Entwicklungen sind sie völlig ausreichend.

1 Einleitung

Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass diese … Tragödie des Aralsees in den letzten 40 Jahren die größte, jemals vom Menschen verursachte Wasser-katastrophe darstellt.“ Mit diesem Satz spricht MAUSER (2007: 76) drei Teilaspekte an, die es im Nachfolgenden zu untersuchen gilt:

1. der zeitliche Fokus liegt auf den letzten 40 Jahren (bzw. auf der Zeit nach 1960)
2. es handelt sich um ein Problem anthropogener Art
3. der Ursprung der Problematik betrifft das Medium Wasser; die katastrophalen Auswirkungen gehen aber deutlich darüber hinaus

Das Thema „Aralsee“ hat in den letzten Jahren eine gewisse „Renaissance“ erfahren, nicht zuletzt auch, weil der Aralsee in dem Buch von AL GORE „Eine unbequeme Wahrheit“ (2007: 150 f.) Erwähnung findet. Zur Illustration darf an dieser Stelle auch auf mehrere Filme zu dem Thema (siehe Quellenverzeichnis) verwiesen werden. Die Entwicklung des Aralsees ist ein anschauliches Beispiel für die Komplexität von ökologischen Problemen, deren Entwicklung man so nicht vorhersehen konnte – oder auch nicht vorhersehen wollte (siehe Kapitel 5.3). Wie im Kapitel 5.2 dargestellt wird, ist das Problem aber nicht völlig einzigartig. Gerade deshalb ist diese Problematik so aktuell. Die Entwicklung (Schrumpfung) des Aralsees ist eng mit der Entwicklung (Niedergang) der Sowjetunion bzw. der UdSSR verbunden (siehe Kapitel 3.3). Offen darf an dieser Stelle bleiben, was davon Ursache und was Wirkung gewesen ist.

Die vorliegende Arbeit möchte:

-die Entwicklung des Aralsees aufzeigen
-deren Dynamik und Komplexität veranschaulichen
-die Folgen bis in die Gegenwart darstellen
-mögliche Motive und Motivationen für das Handeln der Menschen aufzeigen, insbesondere in den 1950er und 1960er Jahren
-nach denkbaren Handlungsalternativen fragen
-die Frage ansprechen, ob der See noch „gerettet“ werden kann
-ähnliche Szenarien in anderen Teilen der Welt beschreiben

Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf dem Aralsee in der Gestalt von 1960. Von nachgeordneter Bedeutung ist hingegen das sog. Aral Sea Basin, „... which is situated between 55°00´ E and 78° 20´ E and 33° 45´ N and 51° 45´ N and has a total area of 2.7 million km² ...“ (GIWA 2005: 17). Die in diesem Gebiet liegenden fünf ehemaligen Sowjetstaaten Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan haben im Jahre 1996 gemeinschaftlich jeweils einen Briefmarkenblock herausgegeben, der den eindringlichen Appell trug „Save the Aral Sea“ (http://www.stamp.elcat.kg/images/big/115-119.jpg). Dies sollte jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass der Zerfall der Sowjetunion in souveräne Einzelstaaten Anfang der 1990er Jahre nicht eben zum Erhalt des Aralsees beigetragen hat. Nationale Interessen und teilweise massive wirtschaftliche Probleme standen für diese Staaten im Vordergrund. An Umweltproblemen hatte und hat man in vielen dieser Staaten kaum Interesse.

2 Faktoren für den Zustand eines Gewässers im Allgemeinen, sowie des Aralsees im Besonderen

Wann kann man eigentlich davon sprechen, dass ein Gewässer in einem „guten“ oder „schlechten“ Zustand ist? Mit dieser Frage befasst sich unter anderem die Wissenschaft der Limnologie, die Binnengewässer als Ökosysteme, deren Struktur, sowie deren Stoff- und Energiehaushalt erforscht. Objekte der Limnologie sind dabei neben den stehenden Gewässern auch die Fließgewässer, sowie das Grundwasser (vgl. Schwoerbel 1993: 1). „Die Seen sind größere stehende Gewässer ohne direkte Verbindung zum Meer, die inselhaft auf dem Festland verteilt sind. Sie enthalten gewöhnlich elektrolytarmes Süßwasser.“ (Schwoerbel 1993: 18) Der Aralsee gehört damit – obwohl er gelegentlich auch als „Aralmeer“ bezeichnet wird – zu den Seen im oben genannten Sinne. Anders als bei der Bewertung von Fließgewässern wird bei der Beurteilung von stehenden Gewässern nur die Nährstoffbelastung und deren Auswirkung auf den Sauerstoffgehalt (der sog. „Trophiegrad“) herangezogen. Man unterscheidet daher vier Kategorien von Seen (vgl. Bank 2007: 243 f.):

- Oligotrophe Seen (klare, nährstoffarme Seen mit geringer Plankton-produktion)
- Mesotrophe Seen (Seen mit geringem Nährstoffangebot, mäßiger Planktonproduktion, sowie Sichttiefen von über 2 m)
- Eutrophe Seen (nährstoffreiche Seen mit Sichttiefen von meist unter 2 m und hoher Planktonproduktion)
- Polytrophe Seen (Seen mit sehr hohem, stets frei verfügbaren Nährstoffangebot, sehr geringer Sichttiefe und einer Massenentwicklung von Phytoplankton)

Eine andere Kategorisierung nimmt die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) vom 23.10.2000 vor, die auch auf Seen mit einer Oberfläche von über 0.5 km² angewendet werden soll (vgl. Schlungbaum / Selig 2008: 130 f.) Der ökologische Zustand wird dabei in fünf Klassen aufgeteilt: I = Sehr gut, II = Gut, III = Mäßig, IV = Unbefriedigend, V = Schlecht). Die EU-WRRL orientiert sich dabei an dem sog. Referenzzustand der Gewässer, den sie als „sehr guten ökologischen Zustand" definiert. Die Abweichung des Ist-Zustandes von diesem Referenzzustand wird dann als Maß der Beeinträchtigung angenommen.

Für den Aralsee liegen dazu kaum Angaben vor. Trotzdem wurden seit vielen Jahren einige Parameter gemessen, die Aufschluss über den Zustand des Aralsees und seine Entwicklung geben können. Neben dem Wasserspiegel, der Oberfläche und dem Volumen sind dies: der Salzgehalt, gelöste organische Stoffe, die Temperatur, die Bedeckung mit Eis, die Dichte, die Durchsichtigkeit, sowie der pH-Wert und der Sauerstoffgehalt des Wassers.

2.1 Wasserspiegel, Oberfläche und Volumen

In der nachfolgenden Tabelle (vg. Encyclopedia 2009: 262 ff.) sind die Werte für Wasserspiegel (= Höhe h), Oberfläche (A) und Volumen (V) der Jahre 1970, 1980, 1987 und 1990 exemplarisch dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Wasserspiegel, Oberfläche und Volumen von 1970 bis 1990

In einem Zeitraum von 20 Jahren hat also die Höhe des Wasserspiegels um ca. ein Viertel abgenommen, während das Volumen um mehr als ein Drittel weniger wurde; die Oberfläche hat nur noch etwa die Hälfte des Ausgangswertes.

2.2 Salzgehalt

Der Salzgehalt (Salinity) des Aralsees ist seit 1960 ständig gestiegen. In der nachstehenden Tabelle werden einige signifikante Messdaten aufgeführt, die im westlichen bzw. im östlichen Teil des Aralsees festgestellt wurden (vgl. Kostianoy 2010: 131):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Salzgehalt Western basin und Eastern basin von 1960 bis 2008

Während der Salzgehalt in beiden Teilen also bis 1980 nur gering ansteigt, verdoppelt er sich in den zehn Jahren bis 1990 beinahe. In 1998 ist der Salz-gehalt im östlichen Teil geringfügig höher, vervierfacht sich in den folgenden zehn Jahren aber noch, während der Wert im westlichen Teil nur etwas mehr als halb so hoch ist. „This could be associated with the increased water exchange between fresher western and saltier eastern parts of the Large Aral, which is confirmed by intense currents in the strait and its depth of up to 7 m...“ Kostianoy 2010: 215) Zu bemerken ist auch noch, dass der Salzgehalt mit zunehmender Wassertiefe in der Regel (leicht) ansteigt. Höhe und Verlauf hängen aber stark vom Monat der Messung ab (vgl. Kostianoy 2010: 133 f.). Die o.g. Tendenz einer zunehmenden „Versalzung“ im Laufe der Jahre findet sich aber auch dort bestätigt. Interessant ist dabei auch, dass sich im Laufe der Jahre (hier zwischen 1952 und 2008) auch die prozentuale Verteilung der Ionen im Wasser des Aralsees verändert hat (vgl. Kostianoy 2010: 223). Der Anteil von Cl- ist von 34.5 % auf 43.3 % gestiegen; auch der Na+-Anteil ist von 21.9 % auf 24.8 % angestiegen. Deutlich gesunken sind hingegen die Anteile von SO42- (31.1 % auf 22.6 %), sowie von Ca2+ (4.6 % auf 0.5 %). KOSTIANOY (2010: 223 f.) bemerkt erklärend zu dem starken Abfall des Ca2+-Anteils: „Of course, this must have been expected, because the precipitation of both calcium carbonate and gypsum consumes calcium.“

2.3 Gelöste organische Stoffe

Beachtlich ist, welche Mengen an Phosphor (P), Stickstoff (N) und Silizium (Si) im Laufe der Jahre in den Aralsee eingebracht wurden. In der Hauptsache geschah dies durch die beiden Zuflüsse Amu-Darya und Syr-Darya, also durch sog. fluviale Einträge. In geringerem Ausmaß kamen dazu noch atmosphärische Einträge an Phosphor und Stickstoff; die Verluste an Phosphor und Stickstoff durch Fischerei und Industrie fallen nicht ins Gewicht (vgl. Létolle 1996: 75). In der Spitzenzeit (1966-1970) wurden pro Jahr etwa 115.500 t Phosphor, 112.100 t Stickstoff und 45.585.000 t Silizium eingebracht. Bemerkenswert ist dabei, dass die Mengen in den Jahren 1960-1965 nur halb so hoch waren. Als logische Folge des Versiegens der beiden Zuflüsse nehmen die Werte in den Jahren bis 1985 immer weiter ab (1.500 t Phosphor, 1.400 t Stickstoff, 588.000 t Silicium). Ab den 1980er Jahren entfielen dann die Verluste durch Fischerei und Industrie ganz.

2.4 Temperatur

Naturgemäß ist die Wassertemperatur monatlichen Schwankungen unterworfen; ebenso verändert sie sich mit zunehmender Tiefe. Aussagekräftige Werte liefert die Temperatur, die an der Oberfläche des Sees gemessen wird, die sog. „Sea Surface Temperature“ - kurz: „SST“. Vergleicht man hierbei die Werte, die in den 1950er Jahren in drei verschiedenen Regionen des Sees (Small Sea / Large Sea – western part / Large Sea – eastern part) gemessen wurden mit denen aus den Jahren 1994-2000 (vgl. Zavialov 2005: 59), so fällt Folgendes auf: im Monat Mai ist die Temperatur im Laufe der Jahre um mehr als 4° C angestiegen, und zwar recht gleichmäßig in allen drei Seeteilen. Ähnliches gilt für den Monat August, wobei hier der Anstieg nur bei 1.5° C bis 2.5° C lag und im westlichen Teil des Großen Aral am geringsten war. Für den Monat November ergibt sich ein ganz anderes Bild: im Kleinen Aral stieg die Temperatur minimal an, während sie in den beiden Teilen des Großen Aral um 2.6° C bzw. 2.7° C abnahm. ZAVIALOV (2005: 27) bemerkt dazu: „The water temperature of the Aral Sea, as a shallow water body, is also subject to strong variability at short temporal scales, associated with local meteorological forcing at the surface and, frequently, wind-induced upwellings of colder deep waters. The latter phenomenon is especially characteristic for the western steep slope, where sudden temperature drops by up to 13° C (!) over the period of only a few hours have been reported...“.

[...]

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Der Aralsee. Eine beispiellose ökologische Katastrophe
Hochschule
FernUniversität Hagen  (infernum)
Note
1,8
Autor
Jahr
2010
Seiten
39
Katalognummer
V206663
ISBN (eBook)
9783656338628
ISBN (Buch)
9783656339663
Dateigröße
746 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
aralsee, eine, katastrophe
Arbeit zitieren
Dipl.-Jur. Univ. , M.A. Christian Dickenhorst (Autor:in), 2010, Der Aralsee. Eine beispiellose ökologische Katastrophe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206663

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