Grünes Klassenzimmer. Der Wald und die Forstwirtschaft im Lehrplan an Schulen in Brandenburg


Bachelorarbeit, 2011

230 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I Vorwort

II Danksagung

III Tabellenverzeichnis

IV Abbildungsverzeichnis

V Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen und Zielsetzungen für eine erfolgreiche Integration des Waldes/der Forstwirtschaft im Lehrplan an den Schulen des Landes Brandenburg
2.1 Zielaspekte - Lernen am Wald
2.2 Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
2.3 Individuelle Förderung
2.4 Soziale Dimensionen - Sozialer Raum - Sozialverhalten
2.5 Lernqualität im Unterricht
2.6 Bildungsangebote

3 Politische und rechtliche Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung der Rahmenlehrpläne in Brandenburg
3.1 Bildungspolitische Zielsetzungen
3.1.1 BNE - orientierte Grundsätze
3.1.2 Länderspezifische Zielsetzungen
3.2 Schulrechtliche Voraussetzungen
3.3 Lehrerbildung
3.4 Möglichkeiten der Finanzierung von waldbezogenen Bildungsangeboten
3.5 Aufbau und Gestaltung des Lehrplanes durch den Gesetzgeber

4 Schulorganisatorische Grundlagen
4.1 Schulorganisation in Brandenburg
4.2 Steuerungsinstrumente zur qualitativen Ausrichtung der Lehrinhalte
4.3 Kooperationen
4.4 Unterrichtsgestaltung unter Berücksichtigung der Rahmenlehrpläne
4.5 Übersichten Lernfelder Wald/Forstwirtschaft
4.5.1 Übersichten - Primarstufe
4.5.2 Übersichten - Sekundarstufe I

5 Unterrichtsmethodik - Didaktik
5.1 Der Wald als Lernort - Gegenstand zum Verstehen und Bewerten waldbezogener Bildungsprozesse
5.2 Praxislernen
5.3 Lernformen und die Umsetzung im Schulalltag
5.3.1 Waldprojekte
5.3.2 Försterwanderungen
5.3.3 Waldjugendspiele
5.3.4 Waldschulen und deren Aufgaben zur Wahrnehmung und Umsetzung von Lehrinhalten zum Thema Wald
5.3.5 Waldtheater
5.3.6 Schulprojekte mit Umweltbildungscharakter

6 Methodik - Durchführung einer Befragung unter sozialempirischen Gesichtspunkten zum Thema Wald/Forstwirtschaft im Lehrplan an Schulen in Brandenburg
6.1 Ziel und Gegenstand der Befragung
6.2 Gliederung der Befragung
6.3 Methodisches Vorgehen
6.4 Ablauf und Durchführung
6.5 Auswertung und Ergebnisse
6.5.1 Primarstufe
6.5.1.1 Schüler - Grundschule
6.5.1.2 Lehrer - Grundschule
6.5.2 Sekundarstufe I
6.5.2.1 Schüler - Oberschule
6.5.2.2 Lehrer - Oberschule

7 Zusammenfassung
7.1 Gesamtbilanzierung der Ergebnisse
7.2 Handlungsempfehlungen
7.3 Praxisbeispiele
7.4 Abschlussdiskussion
7.5 Meinungsbild des Autors

VI Literaturverzeichnis

VII Anlagen

VIII Selbständigkeitserklärung

I Vorwort

Naturentfremdung bei Kindern und Jugendlichen ist ein hinlänglich bekanntes Phänomen unserer heutigen, schnelllebigen Konsumgesellschaft. Umso wich- tiger wird es in Zukunft sein, den Wald wieder enger in das Bewusstsein der jüngeren Generationen zu rücken. Die Wertvorstellungen des Lebens, die bei jedem Menschen unterschiedlich zum Ausdruck kommen, haben einen erheb- lichen Einfluss auf die individuelle Entfaltung und die Entwicklung des Sozial- verhaltens unserer Kinder und Jugendlichen. Dies soll zum Anlass genommen werden, den Wald als Lebensgrundlage für eine nachhaltige und gerechtere Zukunft zu sehen. Der Wald kann große emotionale Wirkungen auf die Ge- fühlswelt von Menschen haben und bietet somit immer eine Handlungsbasis für die Kommunikation und das Lernen miteinander. Ein Ökosystem wie der Wald ist nicht nur aufgrund seiner Multifunktionalität von Bedeutung, sondern verkörpert auch Geborgenheit, Ruhe, Besinnlichkeit und Entspannung vor dem immer mehr zunehmenden Alltagsstress. Der Wert unserer Wälder lässt sich nicht allein in Zahlen beschreiben, vielmehr wird es insbesondere in die- ser Arbeit darum gehen, den Wald als Bildungs- und Lernobjekt für unsere Kinder und Jugendlichen zu skizzieren, um bestmögliche Entwicklungschan- cen und Entfaltungsmöglichkeiten zukünftiger Generationen zu sichern. Aus diesem Gedanken heraus habe ich mich entschlossen, dieses angesprochene Thema bezüglich der Lehrpläne an den Schulen im Land Brandenburg umfas- send zu analysieren.

David Plato

- Studiengang Forstwirtschaft (B. Sc.) -

II Danksagung

Hiermit möchte ich den Personen Aufmerksamkeit zukommen lassen, die sich an der fachlichen Beratung dieser komplexen Thematik unterstützend beteiligt haben. Im Vorfeld der Durchführung danke ich insbesondere Herrn Klaus Ra- destock, dem Leiter des Haus des Waldes (HdW), der mir zahlreiche Tipps für die Gliederung und Strukturierung des Grundkonzeptes dieser umfassenden Analyse gegeben hat. Auch gebe ich meinen Dank an Herrn Arne Barkhausen, dem Leiter der Oberförsterei Cottbus, der mir bei der Einführung in die empirische Sozialforschung behilflich gewesen ist. Die Durchführung der Befragung an 2 Cottbuser Schulen konnte aufgrund tatkräftiger Mitwirkung von Frau Just, Schulleiterin der Wilhelm-Nevoigt-Grundschule und Frau Wohl- fahrt, stellv. Schulleiterin der Sachsendorfer Oberschule durchgeführt werden. Meinen besonderen Dank dafür. Insbesondere spreche ich meinen Dank für meine Betreuerin Frau Astrid Schilling aus, von der ich viele Anregungen er- hielt, um bei der Durchführung der Befragung möglichst realitätsnahe Befra- gungsergebnisse zu erhalten. Auch meiner externen Gutachterin Frau Marion Vater (Landesbetrieb Forst Brandenburg), deren Tätigkeitsfeld sich aus der Waldpädagogik und der forstlichen Öffentlichkeitsarbeit zusammensetzt, spreche ich einen großen Dank für die mir möglich gewesenen regelmäßigen Konsultationen aus. Ihre wertvollen Ratschläge haben mir im Verlauf der Be- arbeitungszeit immer wieder neue fachliche Impulse für die Gestaltung der Arbeit gegeben. Zuletzt möchte ich die zahlreichen ergänzenden Hinweise folgender Personen bezüglicher Fragestellungen, die sich während der Unter- suchung inhaltlich ergeben haben ausdrücklich positiv erwähnen. Genannt sind hier, Oskar Dietterle (HNEE), Prof. Dr. Klaus Günther - Dieng (HNEE), Jan Engel (LFE) und Veit Brucker (Waldsolarheim).

III Tabellenverzeichnis

Tab. 1 Themenfeld - Naturphänomene erschließen

Tab. 2 Themenfeld - Zeit und Geschichte verstehen

Tab. 3 Themenfeld: Wechselbeziehungen in der Natur

Tab. 4 Themenfeld: Die besondere Bedeutung der Pflanzen im Stoffkreislauf ..

Tab. 5 Themenfelder - Wahlpflichtfach Naturwissenschaften

Tab. 6 Vor- und Nachteile

Tab. 7 Ausgewählte Befragungstypen (s. vgl. Anhang Fragebögen)

Tab. 8 Darstellung der Untersuchungsfelder und Bewertungskriterien

Tab. 9a Einzelauswertung - Schüler Grundschule
Tab. 9b Einzelauswertung - Schüler Grundschule

Tab. 10a Einzelauswertung - Lehrer Grundschule
Tab. 10b Einzelauswertung - Lehrer Grundschule

Tab. 11a Einzelauswertung - Schüler Oberschule
Tab. 11b Einzelauswertung - Schüler Oberschule

Tab. 12a Einzelauswertung - Lehrer Oberschule
Tab. 12b Einzelauswertung - Lehrer Oberschule

IV Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Prinzipien des Leitbildes „Nachhaltige Entwicklung“

Abb. 2 Grundkonzept BNE

Abb. 3 Zukunftsrelevante Themenstellungen

Abb. 4 Naturverständnis

Abb. 5 Nachhaltigkeitsviereck

Abb. 6 Zielsetzungen der Waldpädagogik

Abb. 7 BNE - orientierter Ansatz

Abb. 8 Themenfelder - WAT

Abb. 9 Themenfelder - Sachunterricht

Abb. 10 Themenfelder - Biologie

Abb. 11 Ursache - Wirkungs - Modell

Abb. 12 Zusammenwirken von Praxistätigkeit und Schule

Abb. 13 Försterwanderung

Abb. 14 Beispiel: Waldjugendspiele

Abb. 15 Beispiel: Waldspiel - Sinneserfahrung

Abb. 16 Beispiel: Zielgruppenorientiertes Waldschulprogramm der Waldschule Kleinsee ..

Abb. 17 Beispiel: Waldtheater

Abb. 18 Projektbeitrag - Langzeitbeobachtung eines Waldstückes

Abb. 19 Tagesveranstaltung zum Anlass des „Tag des Baumes 2010“ im Pädagogischen Zentrum für Natur und Umwelt in Anwesenheit von Förstern, Lehrern, Vertretern von Fachbehörden (Fachbereich Umwelt und Natur) und einer Landtagsabgeordneten...

Abb. 20 Beispiele für Verknüpfungen von Bildungsbausteinen für komplexe Projektgestaltungen.

Coverbild: © Marta Monika Czerwinski

V Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Der Wald ist ein bedeutender Unterrichtsgegenstand in der Schule, welcher hinsichtlich der Wissensvermittlung, Überzeugung und Empathie von Schülern und Lehrern anhand konkreter Fragestellungen im Hinblick auf den Lehrplan an den Schulen im Land Brandenburg untersucht werden kann. Primäres Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, aufgrund der derzeit im Schulbereich vorhandenen Bildungsmöglichkeiten zu analysieren, welche Ansprüche und Vorstellungen seitens der Lehrer und Schüler tendenziell an die Thematik ge- stellt werden. Dazu wurde eine schriftliche Befragung unter sozialempirischen Gesichtspunkten in zwei Schulen der Primarstufe und Sekundarstufe I durch- geführt und anschließend deskriptiv ausgewertet. In diesem Zusammenhang erfolgte eine quantitative Messung der Befragungsergebnisse, die kategorisch in tabellarischer Form dargestellt wurden. Während des gesamten Verlaufs der Untersuchung wurden pädagogische, soziale und politische Aspekte ein- bezogen und im Kontext zur Relevanz dieses Themenfeldes unter hypotheti- schen Annahmen diskutiert. Im Anschluss der Auswertung wird eine Gesamtbilanz aufgestellt. Schulrechtliche und organisatorisch relevante Fra- gestellungen werden in der Abschlussbetrachtung der Gesamtauswertung be- rücksichtigt, so dass eine praxisorientierte Arbeitsweise mit dem Lehrplan ermöglicht werden kann. Unterstützend dabei wirken die bereits vorhandenen Bildungsangebote im Umweltbildungsbereich. Die dafür geeigneten Lernfor- men bezüglich der Thematik bilden einen Grundrahmen für die intensive Aus- einandersetzung mit der Umsetzung im Lehrplan. Anregungen für die fachliche Gestaltung des Unterrichtes, wie beispielsweise die Bedeutung von Försterwanderungen, Waldjugendspielen, Waldschulen und Waldschulprojek- ten bieten weitere Gesprächsimpulse für die Abschlussdiskussion. Abschlie- ßend soll die Arbeit einen Ausblick für die weitere Thematisierung der angesprochenen Problematik in den Rahmenlehrplänen an den Schulen in Brandenburg wiedergeben. Ihr Inhalt dient vor allem der Motivation von Leh- rern und Schülern, den Wald als eine interessante und erfolgreiche Lehr- und Lernstation im Lehrplan zu verankern. Entsprechende Handlungsempfehlun- gen für die waldbezogene Bildungsarbeit werden mit methodisch - didaktisch geeigneten Praxisbeispielen für den Unterricht am Ende der Arbeit erläutert.

2 Grundlagen und Zielsetzungen für eine erfolgreiche Integration des Waldes/der Forstwirtschaft im Lehrplan an den Schulen des Landes Brandenburg

2.1 Zielaspekte - Lernen am Wald

Im Rahmen von Natur- und Umweltbildung ist der Wald als integratives Themenfeld für die Bildungsprozesse von primärer Bedeutung. Ein Zusammenhang von Wald und Bildung besteht unter ganz unterschiedlichen Prämissen. Unser Wald ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Demnach dürfte jedem Einzelnen bewusst sein, dass der Wald mehr oder weniger eine sozioökonomische Schlüsselrolle in unserer Gesellschaft einnimmt. Aus naturwissenschaftlicher Perspektive skizziert das Ökosystem Wald eine umfassende und vielseitige Lehrstation, die unter dem Gesichtspunkt der biologischen Formen- und Artenvielfalt Beachtung findet, zumal der Naturraum Wald in der Bedeutung seiner Multifunktionalität anschaulich als Lehrbereich dargestellt werden kann1. Darüber hinaus lässt sich die Bedeutung unserer Wälder im Zusammenhang mit den Wechselbeziehungen zur Umwelt bildungsgerecht erläutern, um den Heranwachsenden das Bewusstsein für die Bedeutung des Waldes zu verdeutlichen. Dabei ist die Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zur Umwelt ein wichtiger Aspekt und stellt bezüglich der Lernprozesse enorme Herausforderungen an die Umweltbildung. In der heutigen Wissensgesellschaft kann tiefgreifender, intensiver und vorausschauender auf mehreren Ebenen gleichzeitig gelernt und über verschiedene Netzwerke Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Dies sollte möglichst mit naturwissenschaftlichen Zusammenhängen und sozialen Erfahrungen verknüpft werden, um qualitätsorientierter den Lern- bzw. Erfahrungsprozess auszugestalten2. Bedeutend dabei ist, dass für das Lernen am Wald Menschen Einflussnehmen können, die einen fachlichen und emotionalen Bezug zum Wald haben. Durch Begegnungen und den Kontakt mit diversen Fachleuten wird der Wald in einer anderen Akzeptanz wahrgenommen.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Natur und die darin liegende Bedeutung für die Lernentwicklung trägt dazu bei, ein wachsendes Umweltverständnisses zu fördern3. Mit der Ressource Wald soll es ermöglicht werden, die Menschen zu motivieren, sich zukunftsorientiert an der Gestaltung unserer Lebensweisen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu beteiligen. Der Wald als Lernobjekt wird in Zukunft mit multifunktionalen Zielsetzungen weiter an Bedeutung gewinnen, da es aufgrund der Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte unabdingbar sein wird, an Nachhaltigkeitskonzepten zu arbeiten, die den zukünftigen Problemen wie Demografie, Klimawandel, Ressourcenschonung und den damit verbundenen Handlungsfeldern gerecht werden können. Diese Anforderungen für eine nachhaltige Entwicklung werden in wichtigen Tätigkeitsfeldern der Menschen zum Ausdruck gebracht. Umso notwendiger ist es, unsere Jugendlichen zu einem Verständnis zu erziehen, das sie weitestgehend dazu befähigt, selbstkritisch sowie vorausschauend zu handeln, um dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung die dafür benötigte Aufmerksamkeit zu geben4.

2.2 Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ist die Antwort auf die Herausforderungen des globalen Wandels. Im Jahr 1992 wurde die AGENDA 21 in Rio de Janairo als Aktionsprogramm beschlossen, mit dem Ziel, sich den Problemen der sich zunehmenden weltweiten Veränderungen zu stellen. Durch die weitere Verflechtung von Umweltproblemen, grenzenlosen Wirtschaften (Globalisierung), dem strukturellen Wandel und einem wachsenden Nord-Süd-Gefälle kommt man zu der Erkenntnis, dass ein Leitbild der nachhaltigen Entwicklung unausweichlich erscheinen dürfte5. Aus diesem Hintergrund heraus wird das Konzept BNE instrumental in die Umweltbildung integriert. In Bildungsprozessen, deren Aufgabe es ist, Fragen höheren Stellenwertes für Gegenwart und Zukunft zu erkennen, sollte der Zugang zu explizierten Wissen und Erfahrungen geöffnet werden, die dafür notwendig sind.

Gleichzeitig wird mit BNE der Erwerb von Sachwissen gefördert, was die Auseinandersetzung mit Werthaltungen und Bewertungen im Einzelnen, die ethischer Herkunft sind einschließt. Mit der ethischen Anschauung bezüglich nachhaltiger Fragestellungen und die darauf bezogenen didaktischen Methoden und Parameter für die Ausgestaltung der Bildungskonzeptionen, ergeben sich Perspektiven, unter denen komplex-übergreifende Fragen betrachtet und herangezogen werden können6.

Folgende Handlungsoptionen werden hierbei definiert:

- Leitbilder
- Mensch - Natur - Verständnis
- Retinität als Ausdruck für die Abhängigkeit aller unserer Tätigkeiten und Produkte von natürlichen Lebensgrundlagen
- globale Wirkungszusammenhänge und Verantwortungsbereiche
- Nachhaltigkeitsstrategien

Aufgrund der ineinander greifenden Bildungsaufgaben gilt es, im Hinblick auf die einzelnen Steuerungsprozesse kurzzeitiges und regionales Denken abzu- lösen. Dabei sind derzeitige wissenschaftliche, fundierte Zusammenhänge zielführend mit anderen Wissensgebieten zu verknüpfen7. Mit dem Programm BNE erfolgt die Förderung von Kompetenzen, die zur Lösung zukünftiger Probleme befähigen sollen, sich verantwortungsbewusst zu beteiligen und vo- rausschauend mit dem heutigen Handeln die Zukunft für nachfolgende Gene- rationen zu sichern. Verstärkt sollen Werte, Problemstellungen, vorhandenes kulturelles Wissen unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsperspektiven zukunftsorientiert reflektiert und das eigene Verhalten selbstkritisch hinterfragt und beurteilt werden. Um die Nachhaltigkeitsprozesse fachlich einordnen zu können, ist es empfehlenswert, wenn Sachkenntnisse, Orientierungswissen und die Handlungsweise eng im Zusammenhang stehen8.

Das Prinzip des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung9, wird inhaltlich mit dem Nachhaltigkeitsdreieck Ökologie, Ökonomie und Soziales (s. Abb. 1) zum Ausdruck gebracht.

Abb. 1 Prinzipien des Leitbildes „Nachhaltige Entwicklung“9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die in der Abbildung dargestellten 3 Kategorien des Leitbildes nachhaltige Entwicklung sind primärer Bestandteil der Agenda 21, welche die politischen Verpflichtungen auf höchster Ebene zur Zusammenarbeit im Kontext von Entwicklung und Umweltschutz zum Ausdruck bringen soll. Präzisiert wird die Agenda 21 durch Programmbereiche.

Programmbereiche

I Soziale und wirtschaftliche Dimensionen
II Erhaltung und Bewirtschaftung von Ressourcen
III Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen
IV Möglichkeiten der Umsetzung

Mit diesen Programmbereichen findet eine Neuorientierung der Bildung am Konzept der nachhaltigen Entwicklung statt. Diese Aufgaben werden durch die inhaltliche Ausgestaltung der Lernaufgaben, die Vermittlung grundlegen- der Schlüsselqualifikationen, eine stärkere Thematisierung von Verhaltens- weisen, die erhebliche Auswirkungen auf die nachhaltige Entwicklung zum Inhalt haben näher in den Blickwinkel des Bewusstseins jedes Einzelnen ge- stellt10. Daher muss Umweltbildung explizit auf die Entwicklung und Steuerung fachspezifischer Handlungs- und Gestaltungskompetenzen fokussiert werden, flankiert durch genau festgelegte bildungspolitische Zielsetzungen. Mit dem Grundkonzept BNE11 werden für die fachliche Konkretisierung Unterrichts- und Organisationsprinzipien aufgestellt, die in den Umweltbildungsprogram- men Berücksichtigung finden. Im Rahmen der UN - Dekade BNE 2005 - 2014 findet das BLK - Programm 21 für die weitere Ausgestaltung der Bildungsin- halte sekundäre Anwendung in der Praxis. Die zunehmenden Gestaltungs- kompetenzen für die einzelnen Bildungsbereiche stehen dabei im Mittelpunkt bei der Umsetzung des Konzeptes12.

Abb. 2 Grundkonzept BNE12

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Umweltbildung dient in hohem Maße dazu, sich mit dem Lebensstil unserer Gesellschaft, sowie der damit einhergehenden Probleme und Herausforderungen intensiv auseinanderzusetzen.

Dazu gehört zum einen das Blickfeld zu unseren natürlichen Lebensgrundla-

gen (Boden, Luft, Klima, Wasser, Biodiversität), die Komplexität der vorhan- denen Ressourcen im Zusammenhang mit der Lebens- und Wirtschaftsweise unserer Gegenwart sowie die sich daraus ergebenen zukunftsrelevanten Fra- gen und Perspektiven, die im Sinne des Nachhaltigkeitsbegriffes umfassend erörtert werden sollen13. Die Themenkomplexe sind demnach inhaltlich mit Visionen und möglichen Konzepten für die Lebensbedingungen nachfolgender Generationen belegt, die im Hinblick unserer Umweltsituation kritisch begleitet werden sollten. Für den Zeitraum der UN - Dekade der Vereinten Nationen BNE 2005 - 2014 wurden durch die deutsche UNESCO - Kommission folgen- de Themenschwerpunkte14 definiert.

- Konsumverhalten und nachhaltiges Wirtschaften
- Kulturelle Vielfalt
- Gesundheit und Lebensqualität
- Wasser und Energieversorgung
- Biosphärenreservate als Lernorte
- Welt - Erbestätten als Lernorte
- Nachhaltigkeitslernen in der Wissenschaft
- Bürgerbeteiligung und „Good Governance“
- Armutsbekämpfung durch nachhaltige Entwicklungsprojekte
- Gerechtigkeit zwischen den Generationen: Menschenrechte und ethische Orientierung (Deutsche UNESCO Kommission 2003)15

Abb. 3 Zukunftsrelevante Themenstellungen16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Aufstellung von Themenstellungen orientiert sich an verschiedenen Prin- zipien. Von zentraler Bedeutung ist daher das Menschen- und Weltbild, das mit bestimmten Werten und Normen hinterlegt ist. Mit der Verständigung über die Notwendigkeit der nachhaltigen Entwicklung sind neue Formen der Ver- antwortung erkennbar geworden. Ethisch kommen dadurch drei Zielsetzungen zum Ausdruck16.

- „ Neben Menschenrechte und Menschenwürde treten als Ziel gesellschaft- lichen Zusammenlebens und damit auch von Bildung der Erhalt der natür lichen Lebensgrundlagen und Gerechtigkeit im Zugang zu ihnen und hinsichtlich ihrer Verteilung in dieser Einen Welt16.“

Die Einbeziehung eines ethischen Leitbildes hat Einfluss auf Ziele, Inhalte und Arbeitsweisen für die Ausgestaltung der Bildungsprozesse, die dazu beitragen sollen, die Wahrnehmungs- und Reflexionsfähigkeit sowie die inhaltliche Aus- einandersetzung mit Zukunftsproblemen weiter zu entwickeln. Unter dem As- pekt des Verhältnisses von Mensch und Natur hat das Naturverständnis für die genauere Betrachtung der Lebensformen eine zunehmende Bedeutung. Perspektivisch gesehen nimmt das Verständnis von Natur und Umwelt und deren Wechselbeziehungen zum Menschen, für die Lernaufgaben eine Schlüsselfunktion ein (vgl. Mensch und Wald, S. 31-33)17.

Abb. 4 Naturverständnis18

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Natur sollte unter den Zielsetzungen der nachhaltigen Entwicklung aus wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten im Zusammenhang mit ästheti- schen Erwägungen und Naturwerten verstanden werden. Bildungsprozesse sind zielführend, wenn die Sichtweise auf Natur und das Mensch - Natur - Verhältnis im Vordergrund steht. Aus Sicht der Retinität sollen alle unsere Tä- tigkeiten und Handlungen auf möglichst natürlicher Basis erfolgen18. Schema- tisch werden mit dem Nachhaltigkeitsviereck (s. Abb. 5) die einzelnen Themenfelder problemorientiert dargestellt und zukunftsweisend in die Bil- dungsmodule integriert, um eine komplexe Diskussion und Beurteilung anzu- regen. Die Dimensionen des Nachhaltigkeitsvierecks umfassen ökonomische, ökologische, kulturelle und soziale Kriterien, die zielführend für die inhaltliche Ausgestaltung der Themengebiete im Rahmen des BLK - Programms 21 ein- gebunden werden. Das Fundament der Bildung für nachhaltige Entwicklung umfasst politische und pädagogische Zielstellungen und im Kontext zur UN - Dekade 2005 - 2014 interdisziplinare Lernmethoden und Bildungsstrukturen, mit dem Ziel, das Grundkonzept BNE nach den Programmbereichen der AGENDA 21 zukunftsorientiert umzusetzen19.

Abb. 5 Nachhaltigkeitsviereck19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Rahmen der UN - Dekade BNE 2005 - 2014 werden Ziele waldbezogener Bildungsarbeit (s. Abb. 6 und 7) definiert, die einen hohen Stellenwert für die fachliche Umsetzung beinhalten20.

Abb. 6 Zielsetzungen der Waldpädagogik20

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7 BNE - orientierter Ansatz20

2.3 Individuelle Förderung

Die Umweltbildung hat in Anbetracht der individuellen Förderung unserer Kinder und Jugendlichen eine nicht unerhebliche Wirkung bezüglich der Entwicklung der Fähig- und Fertigkeiten. Anhand des Themenfeldes Wald kann die Begegnung mit der eigenen Identität begleitet werden. Durch die Dreidimensionalität, die der Wald als geschlossener Raum abbildet, kann jeder Einzelne in diese Objektstruktur eindringen. Es vollzieht sich demzufolge ein Prozess, der die Gefühle des Menschen beeinflusst und verändern lässt21. Der Körper nimmt ein anderes Mikroklima war, was unmittelbar Auswirkung auf den Organismus und die emotionale Gefühlswelt hat. Mit zielgerichteten Bildungsangeboten kann eine archetypische Begegnung und die Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche gesteuert werden, was im Wald grundsätzlich bedingungslos gegeben ist. Körperliche Aktivitäten, emotionale Berührungen, Kontakte zu anderen Menschen in unberührter Umgebung dienen im Bildungsprozess zur Reflektion der eigenen Person und von sich zu einem anderen Menschen. Zur Wahrnehmung der eigenen Person ist der Ich- Sinn Orientierungsprozess prägend, welcher in der ganzheitlichen Natur- und Umwelterziehung praxisnah auf allen Lernebenen begleitet werden sollte22. Der individuelle Lernprozess kann durch den Kontakt und das Einfühlungsvermögen zu umweltrelevanten und waldbezogenen Themen gesteuert werden. Das Objekt Wald dient dem Interesse einer kognitiven Kompetenzentwicklung.

Dieses Informationslernen erfolgt über ein drei Stufenmodell, das über die Sinneswahrnehmung gesteuert wird23. Mit dem vertieften Eindringen in die Raumstrukturen des Waldes verändert sich die Sinneswahrnehmung, die durch den Aufbau der einzelnen Strukturebenen begründet wird. Die Waldat- mosphäre widerspiegelt eine andere Reflexion im Gegenzug der sonst in der Alltagsbegegnung vom Menschen gewohnten Umgebung, durch die sich die Empfindungen ändern und der Sichtweise für den Wald und deren Umweltein- flüsse eine andere Bedeutung zugerechnet werden kann24. Eine weitere Vo- raussetzung für die persönliche Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler ist die moralische Kompetenz, die für eine vorsorgliche, umweltge- rechte Handlungsweise von großer Relevanz ist. Grundlage dazu ist das Normenwissen und die Bereitschaft, dieses situationsgerecht anzuwenden (moralische Motivation). Eltern und Pädagogen haben im Vorschulalter unse- rer Kinder eine Autoritäts- und Vorbildfunktion, die im Rahmen der Umweltbil- dungsarbeit verstärkt zum Tragen kommen sollte. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, dass moralisches Verhalten langfristig unve- ränderbar werden kann und mit der individuellen Förderung der Kinder ver- einbar ist25.

2.4 Soziale Dimensionen - Sozialer Raum - Sozialverhalten

Die seit den siebziger Jahren verstärkt zunehmenden ökologischen Umwelt- probleme (Klimawandel, Waldsterben, Meeresverschmutzung, Versteppung, Bodenversauerung, Naturkatastrophen) erfordern einen grundlegenden Umdenkungsprozess26 im Bereich der Umweltbildung. Mit der AGENDA 21 wurden Ziele für einen Paradigmenwechsel von der Umwelterziehung zur Umweltbildung definiert. Damit Umweltfragen nicht nur mit naturwissenschaft- lichen Erkenntnissen zu beantworten sind, kommt der Umweltbildung ein ho- her Stellenwert zu.

Unter den derzeit gesellschaftlichen Lebensbildern ist es notwendig, eine da- für adäquate Umweltpädagogikstrategie zu erarbeiten und in der Umweltbil- dungsarbeit integrativ fachlich umzusetzen. Den ökologischen Folgen kann nur mit ressourcenschonenden Umgang, einem vorausschauenden Konsum- verhalten und generationsgerechten Handlungsweisen begegnet werden. An diesem Punkt ist es eine Aufgabe von Schule, auf der subjektiven Ebene die benötigten Voraussetzungen zu schaffen. Begründet wird dies mit der Verbin- dung der 3 Ebenen Mensch - Gesellschaft - Natur. Die zunehmende Ver- schlechterung der sozialen Umgangsformen bei Kindern und Jugendlichen, die gesellschaftliche Konkurrenzorientierung und die verstärkten risikobehafte- ten Veränderungsprozesse machen es dringend erforderlich, pädagogische Konzepte für soziales und kommunikatives Lernen zu entwickeln. Dabei sollen gleichzeitig die sozialen Kompetenzen gefördert werden. Diese Ziele können, strategisch formuliert, nicht ausschließlich im herkömmlichen Fachunterrichts- system erreicht werden27. Vielmehr müssen die Gedankenprozesse und Handlungen der zukünftigen Generationen hinsichtlich des paradigmatischen Zeithorizontes im Bildungsverständnis etabliert werden, von der stoffexpansi- ven Belehrungsdidaktik, hin zu dialektischen Subjekt - Objekt - Beziehungen, mit dem Ziel, die konstituierte Bildungstheorie langfristig, im Dialog zwischen den verantwortlichen Akteuren, zu integrieren. Durch diesen Entwicklungspro- zess wird auf Veränderungen von Normen, Wertvorstellungen, sozialer Orga- nisation und menschlichen Verhaltensmustern im Bereich der Wirtschaft und der Politik hingewirkt28. Ein Diskurs der Offenheit und Versachlichung unter den fachlich Verantwortlichen beinhaltet eine praxisnahe Herangehensweise aller Umsetzungsprozesse, mit dem Ziel, den anstehenden Umweltbildungs- aufgaben gerecht zu werden. Die umweltorientierte Ausrichtung des Unter- richtes setzt Impulse für die fortlaufende Lernentwicklung unserer Schüler. Umweltbezogene Lehrinhalte geben Denkanstöße für die eigene Lebensrele- vanz und können fächerübergreifend in den Lernprozess eingebunden wer- den. Gegenwärtig haben Schulstudien zur sozialen Integration noch hypothetischen Charakter und befinden sich im weiteren Untersuchungsver- lauf, so dass abschließende handlungsrelevante Aussagen über die Integrati- on des sozialen Lernens bis auf weiteres nicht getroffen werden können.

Mit gestaltungspädagogischen Denkansätzen und Erfahrungen sowie unter- schiedlicher integrationspädagogischer Aspekte wird zunehmend eine „ Päda gogik der Vielfalt “ angestrebt, die eine Verschiedenartigkeit der Menschen im bildungstheoretischen Ansatz differenziert einbezieht29. Dieser Ansatz wird charakterisiert dargestellt:

- Selbstachtung und Anerkennung der Anderen
- Kennenlernen der Anderen
- Entwicklung zwischen Verschiedenen
- Prozesshaftigkeit
- Achtung vor der Mitwelt
- keine Definitionen
- keine Leitbilder

Zur Frage sozialer Beziehungen sagt die Autorin: „ Individualität ist im Ver- ständnis der Pädagogik der Vielfalt kein Gegensatz zu Gemeinsamkeit. Selbstachtung und Anerkennung der Anderen lässt erst wirklich Gemeinsam- keit entstehen. “30

Ein Klima des Miteinanders und die Akzeptanz der Verschiedenartigkeit ist die entscheidende Voraussetzung für die Erarbeitung praxistauglicher pädagogi- scher Strategien. Um den subjektiven Ausgangsbedingungen der Lernenden gerecht zu werden, müssen für das soziale Lernen angemessene Konzepte entwickelt werden, die über die ausschließlich informellen Kontakte von Kin- dern und Jugendlichen hinausgehen. Um die den Anforderungen entspre- chenden Strategien erfolgreich anzuwenden, bedarf es einen systematischen Ortes im Unterricht, damit eine qualitätsorientierte Umsetzung in der Lernpha- se gewährleistet werden kann. Hierbei werden die Diskurse der Integration ökologischer und sozialer Prozesse, sowie der Verschiedenheitsdiskussion hinreichend in Erwägung gezogen31. Jede Naturerfahrung stellt einen Zu- sammenhang zu den Sozialerfahrungen im Laufe der individuellen Entwick- lung dar.

Das Objekt Natur und deren Bedeutung für die Kontaktperson, hinterlässt Werte innerhalb der Beziehung zwischen Kind und der Bezugsperson (El- tern/Lehrer/Erzieher). Die Empfindung, die Eltern für Naturphänomene haben, überträgt sich auf die nachfolgende Generation, so dass die Kinder die Ein- stellung und ihr Verhalten zur Natur dahin gehend aufbauen. Soziale Erfah- rungen und die Verbindung mit Naturerfahrungen sind Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen, da abgegrenzte Naturerlebnisse eine seelenlose, nicht eindeutige und folgenlose Idylle abbil- den und die Gedankenprozesse demzufolge ohne Selbstfindungswert im Kon- text zum Sozialverhalten gesteuert werden. Daher sollten Natur- und Sozialerfahrungen miteinander verknüpft werden, um den Selbstfindungspro- zess nachhaltig zu steuern. Dies sollte unter Einbeziehung von Erwachsenen (Pädagogen/Eltern) begleitet und gefördert werden. Aus psychologischer Sichtweise zeigt die Natur vielseitige Charaktere, die für die Sozialentwicklung der Kinder und Jugendlichen von erheblicher Bedeutung sind32.

- Naturveränderungen, Erfahrung von Verlässlichkeit und Sicherheit
- Vielfalt an Formen, Farben und Materie der Natur, Anregung der künstli- chen Fantasie sich mit der Umwelt inhaltlich auseinander zusetzen
- Irrationale Sehnsüchte nach Erlebnissen und eine subjektive Vorstellung von Wildnis können befriedigt werden

In der persönlichen Entwicklungsphase nimmt die Natur (der Wald) als sozia- ler Raum eine wichtige Schlüsselrolle ein. Die in der Natur offenen Raum- strukturen bieten eine enorme Freizügigkeit, seinen eigenen Interessen nachzugehen. Durch die unerwarteten Möglichkeiten lernt man, die jeweiligen Grenzen zu erkennen, was wiederum für die Identitätsentwicklung förderlich ist. Im Alltag unserer Kinder und Jugendlichen hat sehr häufig der psychisch seelische Gesundheitszustand Auswirkungen auf das Sozialverhalten. Zu- nehmende Naturerfahrungen tragen zur Erholung und Stabilisierung des menschlichen Wohlbefindens bei, indem negative Affekte wie Angst oder Är- ger kompensiert werden, was für die positive, persönliche Entwicklung einen besonders hohen Stellenwert einnimmt33.

Das Selbstvertrauen ist die Grundlage der menschlichen Identität. Ein ver- stärkter Naturbezug stärkt es und sorgt gleichzeitig für die Ausgeglichenheit der menschlichen Seele. Daraus lässt sich die allgemein positive Wirkung von Naturerfahrungen ableiten, die im Bezug auf das Sozialverhalten überdimensional an Bedeutung gewinnt, wenn das Miteinander im sozialen Raum verhältnismäßig gut funktionieren soll33 und die Sozialerfahrungen im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung in der Beurteilung unserer Kinder und Jugendlichen hinreichend berücksichtigt werden34.

2.5 Lernqualität im Unterricht

Im Themenfeld Wald liegen große Bildungspotenziale, welche für eine ver- stärkte Einbindung in den Schulunterricht sprechen. In den verschiedenen Un- terrichtsfächern können fachliche Bezüge zu naturwissenschaftlichen, ökologischen, historischen, kulturellen und literarischen Lehrinhalten herge- stellt werden. Demnach kann das Thema Wald in allen Schulfächern zielför- dernd eingebunden werden. Insbesondere in der Grundschule haben vielfältige Aktivitätsbereiche zum Thema Wald einen großen pädagogischen Stellenwert35. Der Unterricht im Freien regt das Denken an, erhöht die Auf- nahmefähigkeit der Schüler und fördert den Lernprozess. Inmitten des Natur- raumes Wald können genauere Vorstellungen von den Wechselbeziehungen Mensch und Natur entwickelt werden. Insgesamt erweitern die Schüler ihr in- dividuelles Denken und Handeln, das für die Persönlichkeitsentwicklung von großer Bedeutung ist36. Der Lernort Wald nimmt bezüglich der Lernqualität eine Schlüsselfunktion ein, die im Zusammenhang mit der Lernentwicklung unserer Kinder und Jugendlichen, im Schulunterricht konsequent Berücksich- tigung finden sollte37. Umgesetzt wird dies maßgeblich mit geeigneten didakti- schen Methoden.

Die Lehrinhalte sollten einen Bezug zu den Erlebnissen, Gedanken und Le- bensperspektiven unserer Jugendlichen haben und erfahrungs- und situati- onsorientiert im Unterricht Anwendung finden, um die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensweise entsprechend dem Leitbild BNE zu fördern. Durch eine damit verbundene Partizipation beider Zielgruppen (Schüler und Lehrer) kann die Entscheidungskompetenz auf den verschiedenen fachlichen Ebenen der Unterrichtsfächer gesteuert werden, was wiederum die Chance ermöglicht, sich einer mehrperspektivischen Sichtweise anzunehmen, um die Vernetzung mit den Lehrinhalten zu verbessern38. Eine tiefgreifende hand- lungs- und gestaltungsaufbauende Methodik im Unterrichtsverlauf versteht sich als Animation, aktiv Umwelt- und Naturthemen auch außerhalb des Schulraumes zu berücksichtigen und langfristig Sorge zu tragen, dass sich unsere Jugendlichen dieser Themen annehmen und in ihren Denkmustern in Verbindung mit Handlungsplänen und selbst gemachten Erfahrungen reflek- tieren. Erlebnisorientierte Inhalte in Gesprächen mit den Schülern können das Interesse an der Natur unmittelbar verstärken39.

2.6 Bildungsangebote

Für die fachliche Umsetzung in der Bildungsarbeit werden zielgruppenorien- tierte Bildungsangebote zu verschiedenen waldbezogenen Themenmodulen genutzt und interdisziplinär im Lernprozess angewendet. Fachbezogene An- gebote von Institutionen umweltbildungsrelevanter Aufgaben werden im au- ßerschulischen Bereich zunehmend positiv angenommen. Die vielseitigen Aufgaben die von Umweltverbänden, Umweltzentren, Waldschulen etc. aus- geführt werden, bieten die Möglichkeit, sich für das entsprechend bevorzugte Themenfeld, das dafür fachlich sinnvolle Bildungsangebot auszuwählen. Bei- spielsweise sind naturschutzbedeutende Fragestellungen und Veranstaltun- gen geeignet, unter Federführung des NABU, SDW, BUND durchführen und begleiten zu lassen. Um eine qualitätsorientierte Bildungsarbeit im schulinter- nen Unterricht zu gewährleisten, können „Umweltmobile“ oder „rollende Wald- schulen“(s. Beispiel. Landesjagdverband Brandenburg e.V. - http://www.ljv- brandenburg.de) flexibel zum Einsatz kommen, ohne dass ein erheblicher Mehraufwand entsteht. Mehrtätige Klassenfahrten, die einen Bezug zu einem Wald- oder Umweltthema haben, können in Umweltzentren, Schullandheimen und Jugendwaldheimen organisiert werden. Dabei wird durch Kombination von praktischen Tätigkeiten und pädagogischen Konzepten die Bewusst- seinsbildung für die Bedeutung des Waldes und die Aufgaben der Forstwirt- schaft angeregt. Waldschulen bieten für Wandertage und Fachexkursionen eine große Bandbreite an Themen zum Wald an, die Inhalte wie Multifunktio- nalität des Waldes, Was macht eigentlich ein Förster?, Kenntnisse zu Flora und Fauna, Aufgaben der Jagd etc. bündelt und in Form von Veranstaltungen wie Walderlebnistage, Försterwanderungen mit Grillabend am Holzfeuer usw. umsetzt40. Grüne Unterrichtsthemen im außerschulischen Lernprozess wer- den mittlerweile auch in „grünen Klassenzimmern“(s. Pädagogisches Zentrum für Natur und Umwelt Cottbus) durchgeführt.

Übersicht - Angebotsformen40

- Waldjugendspiele
- Umwelt - / Waldralleys
- Multiplikatoren - Seminare
- Jugendarbeits- und Waldeinsätze
- Natur - / Waldprojekttage
- Familienwaldtage
- Natur - / Waldführungen
- Natur - / Walderlebnistage
- Themenbezogene Angebote
(Vorträge Referenten, Projekte etc.)
- Schülerarbeitsgemeinschaften
- AG von Umweltgruppen, Naturschutzvereinen (s. NAJU Brandenburg)
- Mitarbeit im Rahmen von Ganztagsschulangeboten
- Junior - Ranger - Camps
- Exkursionen
- Waldtheater

Übersicht - Themen41

Die Bedeutung von Natur und Landschaft

- Natur - Lebensgrundlagen des Menschen
- Naturhaushalt - Leistungsfähigkeit und Funktionen
- Tier - und Pflanzenwelt
- Gewässer
- Boden
- Erholungswert
- Natur - und Artenschutz

Grundlagen der Ökologie und deren Zusammenhänge

- Klimaveränderungen und deren Ursachen
- Luftreinhaltung und Verringerung von Immissionen
- Bodenschutz
- Landschaftswasserhaushalt, Wasser - und Gewässerschutz
- Ressourcenschutz in Stoffkreisläufen
- biologische Vielfalt
- Waldfunktionen

Auswirkungen von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Handeln auf die Umwelt

- Energie
- Bauen und Wohnen
- Mobilität
- Ernährung
- Gesundheit
- Arbeit
- Schaffung zusätzlicher Einkommensmöglichkeiten (Diversifizierung)
- Land - und Forstwirtschaft
- Abfälle - Vermeidung und Verwertung
- Konsum und Lebensstil
- Tourismus
- Gerechtigkeit und globale Nachbarschaft
- Globale Umweltrisiken

Internationale Kooperationen

3 Politische und rechtliche Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung der Rahmenlehrpläne in Brandenburg

3.1 Bildungspolitische Zielsetzungen

3.1.1 BNE - orientierte Grundsätze

BNE ist das Fundament für die Umweltbildung im Rahmen der Umsetzung der bildungspolitischen Zielsetzungen der Landesregierung. Hauptanliegen ist es, kompetenzfördernd zu agieren, um komplexe Zusammenhänge der ökologi- schen, ökonomischen und sozialen Dimensionen der nachhaltigen Entwick- lung zu erkennen und das Interesse an der Lebensgestaltung zu forcieren. Dabei soll eine möglichst kritische Reflexion der eigenen Bedürfnisse und die davon abhängige Tragweite eigener Handlungen bezüglich nachhaltiger Her- ausforderungen angesprochen werden. Integrativ orientieren sich die Inhalte an Kernthemen der AGENDA 21 sowie an zum größten Teil problembehafte- ten Komplexfeldern (Ernährung, Mobilität, Wohnen). Damit soll das Lernver- ständnis und die Auffassungsgabe kontinuierlich gefördert werden, indem die erweiterte Wissensvermittlung sekundär an bereits vorhandenem Grundwis- sen anknüpft42. Im Rahmen der Umsetzung des Rahmenkonzeptes der Um- weltbildungsarbeit in Brandenburg wird die Herausbildung und Stärkung von individuellen und gemeinschaftlichen Umweltverhalten etabliert. (s. Rahmen- konzept für die Umweltbildungsarbeit in Brandenburg)43.

3.1.2 Länderspezifische Zielsetzungen

In der Koalitionsvereinbarung44 für die 5. Legislaturperiode haben sich die Regierungsfraktionen auf folgende bildungspolitische Schwerpunkte geeinigt, die für die Umweltbildungsarbeit inhaltlich hervorzuheben sind.

- Verbesserung der Unterrichtsqualität in der Grundschule und die individuelle Förderung
- Verstärkung der naturwissenschaftlichen und experimentiellen Anteile im Primärbereich (Sachkunde) und integrierter naturwissenschaftlicher Unterricht in der Sekundarstufe I
- Weiterführung des Programmes zur Studien- und Berufsorientierung (Pra- xislernen - Netzwerke Schule und Wirtschaft)
- qualitative Verbesserung der Ganztagsangebote an Ganztagsschulen
- Ausbau der Selbstständigkeit von Schulen
- Schulleitungen sollen bei Personalentscheidungen von Lehrkräften unter Berücksichtigung der Mitbestimmungsrechte einen größeren Einfluss ha- ben

Das Brandenburgische Schulgesetz (BbgSchulG)45 definiert hinsichtlich der Bildungsinhalte Ziele und Grundsätze der Erziehung und Bildung, die für die Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Wertegrundsätzen von primärer Relevanz sind. Dazu gehören insbesondere die Fähigkeit und Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler

§ 4 Abs. 5 Satz 1-14 lt. BbgSchulG46:

- für sich selbst, wie auch gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erbringen,
- die eigene Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksfähigkeit zu entfalten und in diesem Sinne auch mit Medien sachgerecht, kritisch und kreativ umzugehen,
- sich Informationen zu verschaffen und kritisch zu nutzen sowie die eigene Meinung zu vertreten, die Meinungen anderer zu respektieren und sich mit diesen unvoreingenommen auseinander zu setzen,
- Kreativität und Eigeninitiative zu entwickeln,
- Beziehungen zu anderen Menschen auf der Grundlage von Achtung, Ge- rechtigkeit und Solidarität zu gestalten, Konflikte zu erkennen und zu er- tragen sowie an vernunftgemäßen und friedlichen Lösungen zu arbeiten,
- sich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau einzusetzen und den Wert der Gleichberechtigung auch über die Anerkennung der Leistungen von Frauen in Geschichte, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft einzu- schätzen,
- eigene Rechte zu wahren und die Rechte anderer auch gegen sich selbst gelten zu lassen,
- ihr künftiges privates, berufliches und öffentliches Leben verantwortlich zu gestalten und die Anforderungen des gesellschaftlichen Wandels zu be- wältigen,
- soziale und politische Mitverantwortung durch individuelles Handeln und durch die Wahrnehmung gemeinsamer Interessen zu übernehmen und zur demokratischen Gestaltung einer gerechten und freien Gesellschaft beizu- tragen,
- Ursachen und Gefahren der Ideologie des Nationalsozialismus sowie anderer zur Gewaltherrschaft strebender politischer Lehren zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken,
- die eigene Kultur sowie andere Kulturen, auch innerhalb des eigenen Landes und des eigenen Umfeldes, zu verstehen und zum friedlichen Zusammenleben der Kulturen und Völker beizutragen sowie für die Würde und die Gleichheit aller Menschen einzutreten,
- sich auf ihre Aufgaben als Bürgerinnen und Bürger in einem gemeinsamen Europa vorzubereiten,
- ihre Verantwortung für die eigene Gesundheit, für den Erhalt der Umwelt und die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen zu begreifen und wahrzunehmen,
- ein Verständnis für die Lebenssituation von Menschen mit körperlichen, seelischen und geistigen Beeinträchtigungen zu entwickeln und zur Notwendigkeit gemeinsamer Lebenserfahrungen beizutragen

Mit dem Thema „Wald“ als Lernort können die Schulen in Brandenburg mit geeigneten didaktischen Unterrichtsmethoden diesen Anforderungen besser gerecht werden, da das Objekt „Wald“ in vielerlei Hinsicht dazu beitragen kann, in der Bildungsarbeit und im sozialen Raum (Schule) Normen und Wer- te entwickeln zu lassen, die im alltäglichen Leben, im Umgang mit anderen Menschen und der eigenen, persönlichen Entwicklung einen hohen Stellen- wert haben47.

3.2 Schulrechtliche Voraussetzungen

Die Rechtsgrundlagen für das Schulwesen im Land Brandenburg sind der Ar- tikel 7 des Grundgesetzes48 der Bundesrepublik Deutschland, Artikel 29 - 30 der Verfassung des Landes Brandenburg49, sowie die vom Ministerium für Bil- dung, Jugend und Sport (MBJS) erlassenen Rechtsverordnungen, Verwal- tungsvorschriften, Runderlasse und Dienstanweisungen. Für eine erfolgreiche pädagogische Umsetzung des Themenfeldes Wald/Forstwirtschaft im Rah- men des Programmes BNE an den Schulen in Brandenburg bestehen grund- sätzlich aufgrund der Regelungen im Brandenburgischen Schulgesetz keine strukturellen und organisatorischen Einwände. Näheres bezüglich der Bil- dungsinhalte in den einzelnen Unterrichtsfächern ist in den Rahmenlehrplä- nen50 festgelegt. Diese können von den jeweiligen Schulen durch schuleigene Lehrpläne fachlich konkretisiert werden. Weitere schulrechtliche Bestimmun- gen (lt. BbgSchulG)51 die unmittelbar keinen Einfluss auf die Rahmenlehrplä- ne haben, werden für die zu Grunde gelegenen fachlichen Ansätze zum Thema Wald/Forstwirtschaft nicht berücksichtigt.

3.3 Lehrerbildung

Eine grundlegende Voraussetzung für die Implementierung von Bildung für nachhaltige Entwicklung und demzufolge auch das Themenfeld Wald/Forstwirtschaft ist eine auf BNE ausgerichtete Kompetenzentwicklung zukünftiger Lehrergenerationen. In Anbetracht dieser Herausforderungen sollte bemerkt werden, dass viele gegenwärtig im Schuldienst tätigen Lehrer nicht umfassend und ausreichend mit Umweltthemen vertraut sind. In diesem Zusammenhang ergibt sich die Notwendigkeit der Fort- und Weiterbildung, die entsprechende Vorgaben der Unterrichtsdidaktik- und Methodik vermittelt. Angehende Pädagogen müssen daher in der Erstausbildung die dafür benötigten Kompetenzen erwerben, um Fragen einer nachhaltigen Entwicklung inhaltlich und in methodisch geeigneter Weise, sowie didaktisch professionell begleiten und erläutern zu können52. Insbesondere der Erwerb von Gestaltungskompetenzen sollte mit dem Ziel gefördert werden, Fähigkeiten zu erweitern, die es ermöglichen, Fachwissen themen- und situationsgerecht anzuwenden. Damit wird angestrebt, aus Gegenstandsanalysen und Studien, Hintergründe und Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Bedeutung zueinander herauszuarbeiten, darzustellen und verständlich zu vermitteln. Die wissenschaftliche Erstausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer gewährleistet eine fächerübergreifende Betrachtungsweise fachdidaktischer und erziehungswissenschaftlicher Theorien und öffnet somit den Blickwinkel für weitere mit dem Thema Umweltbildung mögliche Perspektiven53. Beispielsweise können zum Thema Wald Schwerpunkte wie Biodiversität und Klimaschutz angesprochen werden und mit Inhalten des Lebensalltages kombiniert werden. Charakterisiert wird dies mit der Verknüpfung von Lernkontakten, Partizipation, Handlungsorientierung und Problemanalysen. Die 2. Phase des Vorbereitungsdienstes dient hauptsächlich der Fortführung der Kompetenzentwicklung. Primäres Ziel dabei ist es, eine Verbesserung der Handlungsfähigkeiten zu ermöglichen, sowie die Ergebnisse des schulpraktischen Handelns im Kontext zu den Leitlinien einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zu bearbeiten. Hier sind unterschiedliche Modelle für die Einbeziehung des BNE Programmes im Lehramtsstudium möglich (s. Programm TRANSFER 21)52.

- Mit Beginn des ersten Semesters werden Fragestellungen einer nachhal- tigen Entwicklung studienbegleitend aus verschiedenen fachwissenschaftlichen Perspektiven sowie unter fachdidaktischen Aspekten in je einer Veranstaltung bearbeitet. Dabei ist eine angemessene Verteilung von Leistungspunkten (Credit points) notwendig
- Ein Projektstudium zum Themenfeld „Nachhaltige Entwicklung“ wird über zwei bis drei Semester in die Bachelor - Studienphase integriert. Fachvertreterinnen und- Vertreter aus mehreren Disziplinen sind für die Konzeption und Umsetzung verantwortlich
- Im Zusammenhang mit der Master - Studienphase werden Praxissemes- ter bzw. schulpraktische Studien durchgeführt, in denen ein gemeinsam definiertes Thema interdisziplinär bearbeitet wird.

Mit dem Erwerb verschiedener nachhaltigkeitstheoretischer Grundkompeten- zen besteht für die 2. Phase der Lehrerausbildung die Möglichkeit diese wei- terzuentwickeln, einzusehen und themenbezogen zu evaluieren. Durch die im Pflichtbereich anzuwählenden spezifischen Module werden Lern- und Anwen- dungsbezüge hergestellt, die auf das Thema Nachhaltigkeit ausgelegt sind. Diese werden interdisziplinär berücksichtigt. Entsprechende Umsetzungsmo- delle und Module sollten so strukturiert werden, dass sie im allgemeinem breit anwendbar sind54. BNE ist nach intensiver Erörterung der Möglichkeiten im Lehramtsstudium und Vorbereitungsdienst integrierbar und verstetigt nachhal- tigkeitsorientierte Sachthemen und Alternativen in der Lehrerbildung. Eine waldbezogene und forstwirtschaftliche Betrachtung einzelner Themen bezüg- lich der Unterrichtsfächer und der Ausgestaltungsperspektiven kann mit einer vorausschauenden und verantwortungsbewussten Lehrerbildung in Branden- burg realisiert und kritisch reflektiert werden55. Aus Sicht der Umweltbildung sollte nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch erlebnisorientierter und emo- tionaler Zugang zur Natur ermöglicht werden. Ganzheitliche Bildungskriterien sind hier von Vorteil. Um den Ansprüchen einer kompetenzorientierten Um- weltbildungsarbeit an den Schulen in Brandenburg gerecht zu werden, sind regelmäßige Konsultationen für die Lehrbeauftragten zu Fort- und Weiterbil- dungen umweltbildungsbezogener Lernmodule zu empfehlen56.

3.4 Möglichkeiten der Finanzierung von waldbezogenen Bildungsangeboten

Waldbezogene Bildungsangebote können unter verschiedenen finanziellen Voraussetzungen begleitet und umgesetzt werden. Insbesondere werden hierbei außerhalb des internen Schulunterrichtes bestehende Kooperationen, waldbezogene Bildungsveranstaltungen, Waldprojekte etc. berücksichtigt. Nachfolgend werden die bestehenden Finanzierungs- und Förderungsmög- lichkeiten57 erläutert.

1. Förderung über die Richtlinie des ehemaligen MLUV über die Gewährung von Zuwendungen für die Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ILB) und LEADER vom 13.11.2007
2. Förderung aus Lottomitteln für auf das gemeinwohlorientierte gerichtete Projekte, wenn eine Förderung aus Mitteln regulärer Förderrichtlinien ausgeschlossen ist
3. Förderung von Kleinprojekten bis maximal 2500 € aus Mitteln der Ge- meinschaftsaktion „Gesunde Umwelt“ - unsere Zukunft im Land Branden- burg
4. Förderung über deutsch-polnische Umweltbildungsmaßnahmen über INTERREG IVA auf Grundlage der Operationellen Programme der Euro- regionen Pomerania, Pro Europa Viadrina und Spree - Neiße - Bober
5. Waldpädagogische Angebote des Landesbetriebes Forst Brandenburg sowie Angebote der Umweltbildungseinrichtungen in den Großschutzge- bieten können gegen einen geringen Kostenbeitrag genutzt werden. Wei- tere Umweltbildungsleistungen des LFB können gegen Entgelt in Anspruch genommen werden.
6. Entgelte für die Angebote der Umweltbildungseinrichtungen freier Träger und von freiberuflichen Umweltbildnern werden von diesen festgelegt.

[...]


1 Stoltenberg, Ute (2009): Mensch und Wald - Theorie und Praxis einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung am Beispiel des Themenfelds Wald, S. 11-15.

2 Ebd.

3 Ebd.

4 Ebd.

5 Ebd.

6 Ebd.

7 Ebd.

8 Ebd.

9 Gärtner, Helmut/Rode, Gesine Hellberg (2001): Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung

- Band 1 Grundlagen, S. 3-4 u. S. 9-15.

10 Ebd.

11 Ebd.

12 Ebd.

13 Stoltenberg, Ute (2009): Mensch und Wald - Theorie und Praxis einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung am Beispiel des Themenfelds Wald, S. 28-29.

14 Ebd.

15 Ebd.

16 Ebd.

17 Ebd.

18 Ebd.

19 Stoltenberg, Ute (2009): Mensch und Wald - Theorie und Praxis einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung am Beispiel des Themenfelds Wald, S. 31-35.

20 AFZ - Der Wald (01/2007): „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ - Welchen Beitrag kann Waldpädagogik leisten?

21 Corleis, Frank (2006): Schule und Wald: Der Wald als Ressource einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der Schule, S. 72-73.

22 Ebd.

23 Nützel, Rudolf (2007): Förderung des Umweltbewusstseins von Kindern - Evaluation von Naturbegegnung mit Kindern einer Großstadt, S. 85.

24 Corleis, Frank (2006): Schule und Wald: Der Wald als Ressource einer Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der Schule, S. 72-73.

25 Nützel, Rudolf (2007): Förderung des Umweltbewusstseins von Kindern - Evaluation von Naturbegegnung mit Kindern einer Großstadt, S. 85.

26 Gärtner, Helmut/Rode, Gesine Hellberg (2001): Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung - Band 1 Grundlagen, S. 3-4 u. S. 9-15.

27 Ebd.

28 Ebd.

29 Prengel, Annedore (1995): Pädagogik der Vielfalt. Verschiedenheit und Gleichberechtigung in Interkultureller, Feministischer und Integrativer Pädagogik. Opladen. (1. Auflage 1993).

30 Ebd.

31 Gärtner, Helmut/Rode, Gesine Hellberg (2001): Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung - Band 1 Grundlagen, S. 119-125.

32 Gebhard, Ulrich (2001): Kind und Natur. Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung. Westdeutscher Verlag, Opladen, S. 67.

33 Lorenz, U (2000): Naturerfahrung im Kindergarten, Studienverlag, München.

34 Nützel, Rudolf (2007): Förderung des Umweltbewusstseins von Kindern - Evaluation von Naturbegegnung mit Kindern einer Großstadt, S. 92-94.

35 Berthold, Margit/Ziegenspeck Jörg W (2002): Der Wald als erlebnispädagogischer Lernort für Kinder S. 103-104.

36 Bierbaum, H/Dörenkamp G: Die Waldschule. Allgemeines über ihr Wesen und Wirken und Besonderes aus der Waldschule der M. Gladbach.

37 Berthold, Margit/Ziegenspeck Jörg W (2002): Der Wald als erlebnispädagogischer Lernort für Kinder S. 103-104.

38 MLUV (2009): Rahmenkonzept für die Umweltbildungsarbeit in Brandenburg. Stand: 02.03.2009, Abs. 6 u. 7, S. 10-12.

39 Ebd.

40 MLUV (2009): Rahmenkonzept für die Umweltbildungsarbeit in Brandenburg. Stand: 02.03.2009, Abs. 6 u. 7, S. 10-12.

41 Ebd.

42 Umweltbundesamt (2003): Projektbericht - BNE in Umweltzentren, S. 14.

43 MLUV (2009): Rahmenkonzept für die Umweltbildungsarbeit in Brandenburg. Stand: 02.03.2009, Abs. 6 u. 7, S. 10-12.

44 5. Wahlperiode Brandenburg: Vereinbarung zur Zusammenarbeit in einer Regierungskoalition für die 5. Wahlperiode des Brandenburger Landtages 2009-2014, S.10-11.

45 Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS): Brandenburgisches Schulgesetz in der Fassung vom (GVBL I/09,12 ; S. 202,269). Potsdam,

http://www.bravors.brandenburg.de/sixcms/detail.php?gsid=land_bb_bravors.01.c.47195.de.

46 Ebd.

47 Berthold, Margit ; Ziegenspeck, Jörg W (2002): Der Wald als erlebnispädagogischer Lernort für Kinder, Thesen - S. 113-117.

48 Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland Stand: 2010, http://www.gesetze-im- internet.de/bundesrat/gg/gesamt.pdf.

49 Verfassung des Landes Brandenburg Stand: 2009, http://www.bravors.brandenburg.de/cms/detail.php?gsid=land_bb_bravors_01.c.23338.de.

50 Ministerium für Bildung, Jugend und Sport MBJS (2004): Rahmenlehrplan Grundschule - Biologie. Berlin: Wissenschaft und Technik Verlag, S. 7 - 23.

51 Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS): Brandenburgisches Schulgesetz in der Fassung vom (GVBL I/09,12 ; S. 202,269).Potsdam, http://www.bravors.brandenburg.de/sixcms/detail.php?gsid=land_bb_bravors.01.c.47195.de.

52 Freie Universität Berlin - Programm TRANSFER-21-Koordinierungsstelle, Prof. Dr. Gerhard de Haan (2007): Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Lehrerbildung - Kompetenzerwerb für zukunftsorientiertes Lehren und Lernen.

53 Ebd.

54 Ebd.

55 Ebd.

56 MLUV (2009): Rahmenkonzept für die Umweltbildungsarbeit in Brandenburg. Stand: 02.03.2009, Abs. 6 u. 7, S.12.

57 MLUV (2009): Rahmenkonzept für die Umweltbildungsarbeit in Brandenburg. Stand: 02.03.2009, Abs. 6 u. 7, S.12.

Ende der Leseprobe aus 230 Seiten

Details

Titel
Grünes Klassenzimmer. Der Wald und die Forstwirtschaft im Lehrplan an Schulen in Brandenburg
Hochschule
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH)
Autor
Jahr
2011
Seiten
230
Katalognummer
V196634
ISBN (eBook)
9783656286264
ISBN (Buch)
9783656286622
Dateigröße
37201 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
forstwirtschaft, lehrplan, schulen, brandenburg, analyse
Arbeit zitieren
David Plato (Autor:in), 2011, Grünes Klassenzimmer. Der Wald und die Forstwirtschaft im Lehrplan an Schulen in Brandenburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196634

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