Welche Entwicklungsphasen gab es in der Pflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik?

Die Pflegeausbildung in der DDR und in der BRD


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Methode

3 Die Pflegeausbildung in der DDR

4 Die Entwicklungsphasen der Pflegeausbildung in der DDR
4.1 Vor Gründung der DDR (1945-1949)
4.2 Integration in das staatliche Fachschulsystem (1950 - 1960)
4.3 Facharbeiterberuf in der Systematik der Ausbildungsberufe ( 1961 - 1973)
4.4 Facharbeiterberuf im Fachschulsystem (1974-1990)

5 Eckdaten der Pflegeausbildung in der DDR

6 Zusammenfassung und Diskussion

Literaturverzeichnis

Anhang (Abkürzungsverzeichnis, Tabellen)

1 Einleitung

Es ist zu erkennen, dass es in der Gesundheitsbranche in den letzten Jahren zu einigen entscheidenden Änderungen in der Ausbildung von Gesundheits- und Krankenpflegern gekommen ist. Durch einen zunehmend demographischen Wandel, eine rasche Entwicklung der Pflegewissenschaft, eine zunehmende Verlegung von Pflege aus dem stationären Bereich in den ambulanten Sektor und ständig neue Herausforderungen, die Pflege neu zu finanzieren (Robert-Bosch-Stiftung 2000, 14 ff.). Historisch gesehen, ist es wichtig, zu erfahren, wie die Ausbildungsinhalte in der Krankenpflege zu früherer Zeit waren, um besser nachvollziehen zu können, wie der Ausbildungsstand der heutigen Gesundheits- und Krankenpfleger ist. Von 1949 - 1990 war Deutschland in zwei Staaten unterteilt, in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) und in die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Die Ausbildungsinhalte in Ost und West waren unterschiedlich. So gilt es, um sich besser in die Lage hineinzuversetzen, die verschiedenen Ausbildungen näher zu betrachten. Als es 1990 die DDR nicht mehr gab, kam es dazu, dass überwiegend Bildungsstrukturen aus der BRD übernommen wurden. Selten fragte man sich, weshalb so wenig aus der DDR Beachtung fand (Thiekötter 2006, 15ff.). Aufgrund dessen beschäftigt sich die Autorin dieser Hausarbeit mit diesem Thema. Diese Arbeit untersucht die Pflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik. Es soll die Frage: „ Welche Entwicklungsphasen gab es in der Pflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik?“ geklärt werden. Im ersten Teil der Arbeit wird die Krankenpflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik beschrieben. Darauf folgt eine Darstellung der Entwicklungsphasen der Berufsausbildung in der DDR. Der Schluss ist eine Zusammenfassung mit Diskussion. Der Untersuchungszeitraum dieser Arbeit reicht von 1945 - 1990, da die Pflege während der Existenz der DDR und auch schon im Vorfeld betrachtet wird.

2 Methode

Für die Bearbeitung der Hausarbeit wurde die Methode der Literaturanalyse angewendet. Recherchiert wurde nach den Begriffen der oben aufgeführten Gliederung. Es wurde in Büchern, Internetdatenbanken und bei „Google scholar“ gesucht. Es werden in der Hausarbeit nur die Entwicklungsphasen der Krankenpflegeausbildung der DDR beleuchtet, da die DDR 40 Jahre lang existierte und dies einen sehr großen Zeitrahmen darstellt. Die Pflegeausbildung in der BRD wird nur im Schlussteil der Arbeit mit betrachtet, da eine größere Präsentation das Ausmaß der Ausarbeitungen zu stark dehnen würde. Die Verfasserin der Hausarbeit bezieht sich größtenteils auf das Buch „Pflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik“ von Andrea Thiekötter. Die Hausarbeit wird nach dem Skript von Tolle und den Arbeitsvorgaben von Dr. Phil. S. Hähner-Rombach strukturiert und umgesetzt. Lediglich bei der Verwendung von Tabellen wurde eine kleinere Schriftgröße verwendet, als nach dem Standard für wissenschaftliches Arbeiten vorgegeben ist, da die Größe der Tabelle sonst in dieser Arbeit keinen Platz gefunden hätte. Verwendung fand ausschließlich deutsche Literatur, da die Bearbeitungsdauer der Hausarbeit sehr kurz war und die Autorin keine hilfreiche englische Literatur passend zum Thema gefunden hat. Die Berufsbezeichnung Schwester oder Pfleger meint immer beide Geschlechter in dieser Arbeit. Für die Tabellen 3 bis 6 befindet sich im Anhang dieser Hausarbeit ein Abkürzungsverzeichnis.

3 Die Pflegeausbildung in der DDR

Die DDR gab es vierzig Jahre lang. In diesen vier Jahrzenten kann man die Pflegeausbildung aufgrund von drei gesetzlichen Änderungen in vier Zeitzonen unterteilen. Diese werden in Punkt vier dieser Hausarbeit beschrieben. Nach 1974 durften konfessionelle Krankenpflegeschulen die Ausbildung zur Pflegekraft nicht mehr selbstständig, sondern nur in Kooperation mit staatlichen Schulen anbieten. Die Pflegeausbildung mit einem einjährigen Praktikum dauerte bei staatlichen Schulen zu diesem Zeitpunkt drei Jahre und bei konfessionellen Schulen vier Jahre. Im Jahr 1977 wurde beispielsweise Marxismus / Leninismus 216 Stunden lang in den Krankenpflegeschulen der DDR gelehrt. Auch andere Fächer wie „Schwester und Gesellschaft“ wurden unterrichtet, sodass der politische Einfluss der DDR hier immer wieder erkennbar war. Rund 17% der Theorie in der Pflegeausbildung galten dem sozialistischen Gedankengut. Von 307 Gesamtstunden nahmen medizinorientierte Fächer, wie „OP-Kurs“ oder „Ausführung ärztlicher Tätigkeiten“ 175 Stunden ein. Die Grundkrankenpflege und die Patientenbeobachtung nahmen gerade ein Drittel der Gesamtstunden ein. An konfessionellen Krankenpflegeschulen gab es trotz staatlicher Aufsicht Bibelkunde – Unterricht. Dieses Fach bot Raum, um ethische und religiöse Fragen zu diskutieren, während an staatlichen Schulen vorwiegend sozialistische Themen diskutiert wurden sind (Thiekötter 2009, 87 ff.). Ein Absolventen - Gelöbnis damals lautete:

„In hoher Verpflichtung gegenüber der sozialistischen Gesellschaft und ihren Bürgern, eng verbunden mit der Deutschen Demokratischen Republik, meinem Vaterland, gelobe ich, All mein Wissen und Können, meine ganze Kraft für das körperliche und geistige Wohlbefinden der Menschen voll einzusetzen Kranke und hilfsbedürftige Menschen gewissenhaft zu pflegen und kulturvoll zu betreuen, mich dem Patienten gegenüber aufmerksam zu verhalten, seine Persönlichkeit und Würde zu achten und meine berufliche Schweigepflicht zu wahren Stets bereit zu sein, ärztliche Verordnungen fachgerecht auszuführen und bei akuten und lebensbedrohlichen Zuständen sachkundig Erste Hilfe zu leisten Ständig mein medizinisches Wissen und pflegerisches Können zu vervollkommnen und durch meine Arbeit zu einem hohen Niveau der Krankenpflege beizutragen

Alle Vorzüge der Gemeinschaftsarbeit zum Wohle der Patienten bewußt nutzen und die vertrauensvollen Aufgaben zwischen den Mitarbeitern des Gesundheitswesens und den Bürgern zu vertiefen

Meinem Beruf die Treue zu bewahren, ihn mit Stolz auszuüben und mich in all meinen Handlungen von den edlen Zielen des sozialistischen Humanismus leiten zu lassen. Ich erkläre feierlich, dieses Gelöbnis stets zu erfüllen (Ministerium für Gesundheit 1977, 12).“

In konfessionelle Schulen kamen entweder Lehrkräfte aus staatlichen Schulen, um politisch-ideologisches Gedankengut zu unterrichten oder es wurden an staatlichen Schulen Klassen gebildet, welche regelmäßig besucht werden konnten von konfessionellen Schülern. Auch zu Prüfungen an konfessionellen Schulen musste staatliches Lehrpersonal anwesend sein, damit die Auszubildenden eine staatliche Anerkennung erhielten. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis hatte in der DDR einen besonders hohen Stellenwert, für Auszubildende wurden beispielsweise extra Sprechstunden eingerichtet, um am Patienten lernen zu können. Informationen über die Qualität der Unterrichtsmaterialien in der DDR gibt es sehr unterschiedliche. Einerseits sagten Lehrer, dass das Material sehr gut war, andererseits, dass es nicht ausreichend war. Literatur für Pflegekräfte gab es jedenfalls kaum in der DDR. Inoffiziell nutzen Pflegekräfte durch Kontakte und Bekanntschaften aus dem Westen teilweise westdeutsche Bücher, um deren und ihre eigenen Erkenntnisse, beispielsweise mit denen von „Juchli“ zu vergleichen. Lehrer mussten kreativ sein und selbst Unterrichtsmaterial entwickeln. Konfessionelle Schulen hatten teilweise Kontakte zu Partnerschulen in der BRD, so waren sie meist besser ausgestattet als staatliche. Häufig funktionierten Geräte wie Polylux, Diaprojektoren nicht richtig, aus diesem Grund mussten Schüler viel mitschreiben und auswendig lernen. Es herrschte eine enge Kooperation zwischen Ärzten und Lehrpersonal. Ärzte waren darauf bedacht, dass die Auszubildenden Theorieerfahrung mit der Praxis verknüpfen konnten. Pflegekräfte halfen Medizinstudenten. Zur Fortbildung von Pflegekräften hielten Medizinstudenten Vorträge. Bei Lehrerkonferenzen mussten Lehrkräfte Schüler erwähnen, die sich politisch auffällig verhielten. Die Anzahl der Ausbildungsjahre wurde in der DDR kontinuierlich erhöht. 1990 wurde das Ausbildungssystem Ost gegen das Ausbildungssystem West ausgetauscht (Thiekötter 2009, 87ff.).

4 Die Entwicklungsphasen der Pflegeausbildung in der DDR

4.1 Vor Gründung der DDR (1945-1949)

Die folgende Darstellung ist aus Thiekötter (2006, 92-95). Bevor die DDR am 7. Oktober 1949 gegründet wurde, war die sowjetische Besatzungszone (SBZ) seit 1945 in „Ostdeutschland“ zuständig. Zu dieser Zeit war die sowjetische Militäradministration (SMAD) in Deutschland für das Gesundheitswesen kurz nach dem 2. Weltkrieg verantwortlich. Zur Unterstützung der SMAD wurde die Deutsche Zentralverwaltung für Gesundheitswesen (DZVG) gegründet. Durch die SMAD kam es zur Bestandsaufnahme des Personals in Kliniken und Krankenpflegeschulen. Ärztliche Schulleiter und Schulschwestern, die Mitglied der NSDAP waren, wurden entlassen. Krankenpflegeschulen wurden staatlich, privat und konfessionell geführt. Es galt das Krankenpflegegesetz von 1938. Dieses besagte, dass die Ausbildung 200 Stunden Theorie beinhaltet. Die Ausbildungsdauer lag bis 1943 bei anderthalb, danach bei zwei Jahren. Am 1. Juli 1946 trat die Krankenpflegeverordnung durch die DZVG und die SMAD in Kraft. Diese besagte, dass die Ausbildung nur in öffentlichen und anerkannten Krankenpflegeschulen stattfinden konnte. Landes - und Provinzialverwaltungen durften öffentliche Krankenhäuser benennen, Krankenpflegeschulen zu eröffnen und zu unterhalten. Sie legten die Schulleitung und die Anzahl der Schüler fest, wirkten bei den Ausbildungsinhalten mit, bearbeiteten Ausnahmeregeln und achteten auf das Einhalten der Regel, dass Schüler nicht im Stellenschlüssel im Krankenhaus berücksichtigt wurden. Bei einer Zulassung zur Pflegeausbildung war man zwischen 18 und 33 Jahren alt. Man musste gesundheitlich und politisch geeignet sein und einen Volksschulabschluss besitzen. Im Januar 1946 beauftragte die SMAD die DZVG ein einheitliches Lehrprogramm für Krankenpflegeschulen zu verabschieden. Die Ausbildung in der Pflege dauerte zum damaligen Zeitpunkt zwei Jahre und beinhaltete 400 Theoriestunden. Die allgemeinen Lebensbedingungen zur damaligen Zeit waren schlecht. Vor allem in der SBZ bekam man kein Trinkwasser, es herrschte Wohnungsnot, es gab zu wenig Lebensmittel, Heizmaterial, Medikamente, Kleidung und Seuchen und Infektionskrankheiten drohten auszubrechen. Die Krankenpflegeausbildung fand zu diesem Zeitpunkt in öffentlich - staatlichen Schulen statt; konfessionelle Krankenhäuser durften nach extra Verhandlungen mit Behörden lehren. Private Schulen gab es nicht mehr. Am 10. 10.1949 übergab die SMAD ihre Funktion der DDR - Administration. Es wurde ein Ministerium für Arbeit und Gesundheitswesen gegründet. Ab 1950 folgte die Bildung eines Ministeriums für Gesundheitswesen (MfG), welches für Krankenpflegeschulen zuständig war.

4.2 Integration in das staatliche Fachschulsystem (1950-1960)

Die folgende Darstellung ist aus Thiekötter (2006, 95-112). 1949 erschien im Juli erstmals die Zeitschrift „Die Heilberufe“, diese wurde von der SMAD unterstützt. Thematisiert wurde in dieser Zeitschrift vor allem, dass Auszubildende als günstige Arbeitskräfte genutzt werden, dass die Arbeitszeit in der Pflege verkürzt werden soll und das der Umfang an Theoriestunden in der Pflegeausbildung erhöht werden soll. Der Politiker Gehring forderte zum damaligen Zeitpunkt eine „Neuordnung im Gesundheitswesen“. Des Weiteren forderte er: „fortschrittliche Menschen in den Berufszweigen des Gesundheitswesens heranzubilden, die nicht nur recht und schlecht ihre Berufspflicht erfüllen, sondern von der Notwendigkeit einer besonders hohen fachlichen Qualifikation und der gleichzeitigen aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben überzeugt sind“ (Gehring 1949, 126). In dieser Forderung ließ sich die neue Ideologie der DDR erkennen. Ebenfalls wurde von den zukünftigen Auszubildenden eine breite Allgemeinbildung gefordert. Dieser Reformprozess wurde geprägt vom sowjetischen Bildungsmodell. Alle bisher bestehenden Schulen wurden zu staatlichen Fachschulen umgewandelt. Hierzu gab es am 23.3.1950 eine Gesetzesgrundlage über die Neuordnung des Fachschulwesens in der DDR. Ab 11.01.1951 gab es eine erneute Änderung, die Pflegeausbildung wurde in drei Stufen unterteilt, in Unter-, Mittel-, und Oberstufe. Ziel der Unterstufe war die Grundausbildung, hierfür waren 1038 Theoriestunden im ersten Jahr vorgesehen. In der Mittelstufe wurden arbeitstätige Pflegekräfte neben ihrem Beruf zum Beispiel zu Stationsschwestern, Gemeindeschwestern oder OP-Schwestern ausgebildet. Die Oberstufe diente zur berufsbegleitenden Ausbildung von Lehrern und Führungskräften im Gesundheitswesen. Jede Stufe dauerte zwei Jahre. Das zweite Jahr jeder Ausbildungsstufe, war zur Einübung in der Praxis gedacht. Nach dem ersten Jahr jeder Stufe wurde ein Examen abgelegt, mit dem man den praktischen Teil im zweiten Jahr einer jeweiligen Stufe antreten konnte. Nach den zwei Jahren bekam man dann seine staatliche Anerkennung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Welche Entwicklungsphasen gab es in der Pflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik?
Untertitel
Die Pflegeausbildung in der DDR und in der BRD
Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main
Veranstaltung
Geschichte in der Pflege
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V199127
ISBN (eBook)
9783656254812
ISBN (Buch)
9783656255536
Dateigröße
530 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
welche, entwicklungsphasen, pflegeausbildung, deutschen, demokratischen, republik
Arbeit zitieren
Josefine Teichmann (Autor:in), 2012, Welche Entwicklungsphasen gab es in der Pflegeausbildung in der Deutschen Demokratischen Republik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199127

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