Stadtentwicklung und Probleme in Nairobi und deren Auswirkungen auf die Lebensbedingungen


Facharbeit (Schule), 2011

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Nairobi – Beispiel einer dynamischen Stadt

2 Allgemeines zu Nairobi

3 Stadtentwicklung Nairobis
3.1 Historischer Überblick
3.1.1 Stadtgenese unter der Kolonialherrschaft
3.1.2 Veränderungen nach der Kolonialzeit
3.2 Bevölkerungsentwicklung
3.3 Wirtschaftliche Entwicklung

4 Aktuelle stadt- und sozialgeographische Situation
4.1 Ethnische Segregation
4.2 Informelle Siedlungen
4.3 Infrastruktur
4.3.1 Technische Infrastruktur
4.3.2 Soziale Infrastruktur

5 Die zwei Gesichter Nairobis und das Potenzial exogener Entwicklungshilfen

6 Literaturverzeichnis
6.1 Sekundärliteratur
6.2 Internetquellen
6.3 Abbbildungsverzeichnis

1 Nairobi – Beispiel einer dynamischen Stadt

Seit Beginn der städtischen Siedlungsentwicklung um etwa 3000 v. Chr. entwickeln und verändern sich Städte sowohl in wirtschaftlicher, als auch in sozialer Hinsicht kontinuierlich, wodurch mit der Zeit ein vollkommen anderes, sich ständig wechselndes Bild dieser Städte entsteht und sich die Lebensumstände der Bevölkerung drastisch verändern können. In den Städten der afrikanischen Tropen sind diese Entwicklungen vor allem von einer starken Urbanisierung und einem exponentiellem Bevölkerungswachstum gezeichnet, was aufgrund eklatanter infrastruktureller Defizite zu großen Problemen führt. Trotz starker Bemühungen zur Entwicklungshilfe seitens der UN gelten die Länder südlich der Sahara aufgrund der eben genannten Probleme zu den ärmsten Ländern der Welt.

Kenias Hauptstadt Nairobi gilt als perfektes Beispiel für die Entwicklung einer jungen Stadt in einem Entwicklungsland. Nach seiner kolonialen Entstehung wuchs die Stadt schnell zur größten Metropole Ostafrikas, was jedoch viele Probleme mit sich brachte und zu teilweise katastrophalen Lebensbedingungen führte. Doch woher stammen diese Probleme, wie entwickelten sie sich und welche Ursachen entstanden dadurch?

Im Rahmen dieser Seminararbeit wird die Stadtentwicklung Nairobis aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, um so die Ursachen der städtischen Probleme in der Geschichte der Stadt zu erforschen, deren Entwicklung zu beschreiben und gegebenenfalls Möglichkeiten zur Lösung der Probleme zu erarbeiten.

2 Allgemeines zu Nairobi

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Lage von Nairobi

Nairobi ist die Hauptstadt Kenias und liegt im Südwesten des Landes am Fluss Athi. Mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern[1] ist Nairobi zudem die größte Stadt des Landes und belegt Platz zwölf in der Liste der größten Städte Afrikas. Die knapp südlich des Äquators gelegene Metropole liegt auf der südlichen Breite 1° 17' und östlichen Länge 36° 50'[2] und befindet auf einer durchschnittlichen Höhe von ca. 1800m ü. NN, wobei sie von 2300m im Westen bis auf 1500m nach Osten abfällt. Somit gilt sie als eine der höchstgelegenen Hauptstädte Afrikas. Durch diese äquatoriale Lage herrscht in Nairobi das tropische Tageszeitenklima mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von ca. 18°C bis 20°C. Diese für afrikanische Verhältnisse sehr milden und für Europäer sehr angenehmen Temperaturen verdankt die Stadt ihrer hohen Lage im kenianischen Hochland. Außerdem unterliegt die Stadt dem Einzugsbereich der Innertropischen Konvergenzzone. Dies hat im Rahmen des Passatkreislaufs jährlich zwei Zenitstände der Sonne im März und September zur Folge, welchen mit kleiner Verzögerung jeweils eine Regenzeit folgt. Dadurch entsteht die für diese Region typische bimodale Verteilung der jährlichen Niederschlagsmenge in den humiden Monaten von September bis Mai. Die Sommermonate von Juni bis August sind arid (vgl. Abbildung 2) .[3]

3 Stadtentwicklung Nairobis

3.1 Historischer Überblick

3.1.1 Stadtgenese unter der Kolonialherrschaft

Die Entstehung Nairobis ist eine Folge des Baus der Uganda-Bahn, die dazu diente, den Victoria-See mit dem Indischen Ozean zu verbinden und seitdem eine wichtige Handelsroute darstellt. Als 1896 mit dem Bau begonnen wurde, errichtete man eine Versorgungsstation und ein zentrales Materiallager für den Weiterbau der Strecke. Nach der Fertigstellung der Strecke 1899 entwickelte sich an diesem Ort eine sehr schnell wachsende Siedlung mit weitreichenden Gleisanlagen, Werkstätten und Arbeiterunterkünften, die durch den Nairobi River mit Wasser versorgt wurde. Durch die Lage an zahlreichen Flüssen und Bächen bekam die Siedlung den Namen „Nairobi“, was in der Massai-Sprache „Ort des kalten Wassers“ bedeutet. Mit der Verlegung wichtiger öffentlicher Verwaltungseinrichtungen wie der Eisenbahn-Verwaltung und schließlich dem Sitz der Provinzverwaltung 1907 nach Nairobi wuchs die Bedeutung der Stadt ständig. Sie verwandelte sich von einem einfachen Materiallager in eine aufstrebende Pionierstadt.

Einer der Faktoren, die zu den heutigen Problemen führten, ist die ungeplante Bebauung und die nur spärlich vorhandene Stadtplanung, die bis zu den Anfangsjahren der Stadt zurückzuführen ist, in denen die Bahnstation zunächst willkürlich umbaut wurde. Direkt an der Bahnstrecke lokalisierten sich in den östlichen Stadtgebieten Eisenbahnarbeiter in sehr kleinen und dürftigen Behausungen, wodurch die sie größtenteils von ihren Familien getrennt leben mussten. Die Europäer dagegen ließen sich auf den Hügeln westlich des Stadtzentrums, dem sog. „Upper Nairobi“, in weitreichenden Grundstücken und großen Villen nieder, da das dort herrschende milde Klima und die vorteilhafte Lage ihren Ansprüchen am nächsten kamen. Außerdem entstand ein europäisches Geschäftsviertel nahe dem Stadtzentrum. In unmittelbarer Nähe dazu errichtete die asiatische Bevölkerung einen indischen Basar, der jedoch später in Verbindung mit den Ausbrüchen hygienisch bedingter Pest- und Choleraepidemien abgebrannt wurde. Heute befinden sich dort größtenteils mittelständische asiatische, hauptsächlich indische Geschäfte. Daraus resultiert der noch heute sichtbare West-Ost Sozialgradient (vgl. Abbildung 3).[4]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Gradient der Standortwertigkeit

Zu dieser Zeit wächst die Stadt in enormen Ausmaßen. Um neuen Wohnraum für die einströmenden Bevölkerungsmassen zu schaffen wurde der städtische Verwaltungsbezirk wiederholt stufenweise vergrößert (vgl. Abbildung 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Bezirkserweiterung Nairobis

Die Lenkung dieser Massen wurde im Großen und Ganzen von europäischen Stadtplanern übernommen. Ihr Ziel war jedoch nicht eine nachhaltige und allgemein vorteilhafte Stadtstruktur, sondern lediglich die Bevölkerung räumlich und die Viertel funktional zu trennen. Dadurch ist die Stadt von einer deutlich erkennbaren Funktionsteilung gezeichnet. Während das Stadtzentrum einen öffentlichen Verwaltungsbezirk darstellt, befinden sich nördlich davon Dienstleistungsbetriebe und im Süden ein mittelständisches Geschäftsviertel. Der Osten wird – weit entfernt von den Europäern auf den westlichen Hügeln - von den Arbeitern als Wohnraum genutzt. Entlang der Bahntrasse entstanden weitreichende Industriegebiete, um die sich später großräumig informelle Siedlungen bildeten.[5]

3.1.2 Veränderungen nach der Kolonialzeit

Nach dem Ende der Kolonialzeit 1963 schwächte sich diese Trennung jedoch sukzessive ab und die Grundbesitzstrukturen veränderten sich elementar. Von nun an hatten unter anderem reiche Afrikaner und Asiaten die Möglichkeit, in den europäisch beherrschten Gebieten Häuser und Grundstücke zu erwerben. Gleichzeitig wuchs durch den starken Anstieg der Bevölkerung in den peripheren Wohngebieten die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Dienstleistungsbetrieben enorm, wodurch sich viele solcher Betriebe vor Ort lokalisierten und somit zusätzlichen neuen Verwaltungen im Stadtzentrum Platz boten. Um der stetigen Platznot zu trotzen, erbaute man dort immer neue Hochhäuser nach westlichem Model. Dank der erlangten Freiheit in Handel und siedelten sich ab 1963 zunehmend internationale Botschaften und Außenstellen größerer Organisationen, wie den Vereinten Nationen, in Nairobi an. Dadurch stieg die Attraktivität der Stadt und es wurden unter anderem zahlreiche bekannte Hotels errichtet, die einen Aufschwung in der Tourismus-Branche ermöglichten. Nairobi rückte so als scheinbar weit entwickelte Stadt immer mehr ins Licht der Weltöffentlichkeit.

3.2 Bevölkerungsentwicklung

Nicht nur die Bedeutung der Stadt wuchs seit ihrer Gründung kontinuierlich, auch die quantitative und strukturelle Entwicklung der Bevölkerung in Nairobi ist als besonders zu betrachten. Die Stadt wurde anfangs als „typische Europäerstadt“ für Weiße errichtet und von Weißen geleitet. Afrikanern war es bis 1920 nicht einmal erlaubt, eigenen Grund und Boden im Stadtgebiet zu besitzen. Zudem wurde die afrikanische und asiatische Zuwanderung kontrolliert. Die Europäer blieben aber trotz aller Einwanderungsbeschränkungen stets eine kleine Minderheit, die nie über einen Anteil von 10% der Gesamtbevölkerung hinauskam.[6]

[...]


[1] vgl.: The Town Clerk

[2] vgl.: The East African Statistical Department

[3] vgl.: Morgan, W.T.W., S. 44

[4] vgl.: Feld, S.

[5] vgl.: Bürger, G., S. 4

[6] vgl.: Bähr, J./Jürgens, U., S. 295

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Stadtentwicklung und Probleme in Nairobi und deren Auswirkungen auf die Lebensbedingungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
20
Katalognummer
V190676
ISBN (eBook)
9783656199113
ISBN (Buch)
9783656200246
Dateigröße
982 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nairobi, Kenia, Ostafrika, Afrika, Stadtgeographie, Stadtentwicklung, Urbanistik, Kulturgeographie, Lebensbedingungen, Probleme, Slums, Informelle Siedlungen, Segregation, Dritte Welt
Arbeit zitieren
Marco Oliva (Autor:in), 2011, Stadtentwicklung und Probleme in Nairobi und deren Auswirkungen auf die Lebensbedingungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/190676

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