„Ist der Stock für Erziehung notwendig?“

Die autoritäre Erziehung in der Nachkriegszeit


Facharbeit (Schule), 2009

22 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Begründung der Themenwahl
1.1 Was ist das Thema?
1.2 Warum gerade dieses Thema?
1.3 Persönliche Motivation

2. Fachliche Auseinandersetzung
2.1 Theoretische Grundlage
2.1.1 Bezeichnung der Nachkriegszeit
2.1.2 Was ist der autoritäre Erziehungsstil und welche Merkmale weist er auf?
2.1.3 Auswirkungen des autoritären Erziehungsstils auf das Kind
2.1.4 Der autoritäre Erziehungsstil und seine Rahmenbedingungen in der Nachkriegszeit
2.1.5 „Ist der Stock für Erziehung notwendig?“
2.2 Praxisbezug
2.2.1 Umfragen und Erfahrungsberichte
2.2.2 Relevanz für die Praxis

3. Persönliche Schlussfolgerung

4. Literaturliste

1. Begründung der Themenwahl

1.1 Was ist das Thema?

8. Mai 1945: Der Krieg ist vorbei, Deutschland liegt in Schutt und Asche, sowohl politisch, als auch äußerlich. Not und Elend regieren die Straßen. Viele Männer sind nach dem Krieg in Kriegsgefangenschaft oder haben ihn erst gar nicht überlebt. Der Krieg hat zahlreiche Opfer gekostet und weite Teile Deutschlands und Europas zerstört.1

„Deutschland war dreifach geschlagen: militärisch, politisch und moralisch.2

Viele Frauen waren zu dieser Zeit mit ihren Kindern alleine. Wie wurden diese damals erzogen und warum wurden sie so erzogen? Warum pflegten sie ihren Erziehungsstil? War der autoritäre Stil zu dieser Zeit gerechtfertigt? Gehören Schläge zur Erziehung dazu?

„Ist der Stock für Erziehung notwendig?“

Die autoritäre Erziehung in der Nachkriegszeit.

1.2 Warum gerade dieses Thema?

Schon seit meiner frühen Schulzeit habe ich mit regem Interesse am Geschichtsunterricht teilgenommen.

Ich bin sehr interessiert an der Geschichte unseres Landes, ebenso finde ich gerade die Zeitspanne vor dem zweiten Weltkrieg bis zur Nachkriegszeit ein sehr spannendes Kapitel in der deutschen Geschichte.

Der zweite Weltkrieg und die darauf folgende Nachkriegszeit, waren und sind heute noch prägende Ereignisse in der Geschichte unseres Landes.

Ebenso wie die Politik zu dieser Zeit das Land bestimmte, hat sie auch das Leben der Menschen beeinflusst und ebenso ihre Erziehung.

Die Nachkriegszeit war eine Aufbauzeit. Sie war Zeit des Wirtschaftwunders. Die Menschen hatten nun eine Republik. Eine Bundesrepublik!

Die Erziehung zu dieser Zeit war eine sehr spezielle und dieser möchte ich auf den Grund gehen.

Meine Oma ist in dieser Zeit geboren und aufgewachsen. Von ihr habe ich einige Informationen schon als kleiner Junge bekommen. Ich wurde schon früh aufgeklärt, dass ich in einer sehr viel liberaleren Welt aufwachse als sie aufwuchs. Meine Oma erklärte mir ebenfalls, dass die freie Meinungsäußerung ein sehr hohes Gut ist, dass man heute nicht mehr so richtig zu schätzen weiß.

Durch diese Erzählungen und Geschichten wurde ich auf diese Zeitepoche unseres Landes sehr aufmerksam. Ich habe erzählt bekommen, dass die Erziehung damals sich sehr unterschied zwischen der jetzigen.

Damals, so meine Oma, gehörte ein Klaps oder ein Stock zur Erziehung dazu, da diese Aussage mich sehr neugierig gemacht hat und ich die Lebensumstände und die Not, die diesen Erziehungsstil geprägt haben besser verstehen möchte, möchte ich der Frage „Ist der Stock für Erziehung notwendig?“ auf den Grund gehen und sie beantworten.

Durch meine momentane Ausbildung bekomme ich immer wieder Gedankengänge von Kindergarten- und Horteltern mit.

Diese stellen sich meistens die Frage „Wie erziehe ich mein Kind richtig?“. Mit viel Autorität oder eher partnerschaftlich oder Lassie Faire. Viele Eltern haben nämlich große Angst zu sehr in den autoritären Erziehungsstil zu rutschen, weil dies doch seit der Zeit des Nationalsozialismus sehr verpönt ist, so viele Eltern.

Diese Aspekte geben mir den Anreiz und die Motivation eine Facharbeit zu der autoritären Erziehung in der Nachkriegszeit zu schreiben.

1.3 Persönliche Motivation

Als ich mir Gedanken zu einem Thema für die Facharbeit machte, fiel mir eine Streitschrift von Bernhard Bueb in die Hände „Lob der Disziplin“.

Als ich das Vorwort studierte fielen mir einige Ansichten und Sätze aus dem Buch sehr stark auf, wie z.B. „Mit dieser Streitschrift will ich einen Beitrag leisten, das rechte Maß zu finden, Autorität und Disziplin in der Erziehung wieder zu Ansehen verhelfen, und dadurch Kindern und Jugendlichen eine neue Zukunft eröffnen.3

Diese möchte ich näher auf den Grund gehen und zeigen, ob seine Ansichten heute noch zeitgemäß sind.

Diese Aspekte sind meine persönliche Motivation, um diese offen stehenden Fragen zu beantworten und mein Fazit aus dem Erziehungsstil zu ziehen.

2. Fachliche Auseinandersetzung

2.1 Theoretische Grundlage

Bevor ich nun den inhaltlichen Teil meiner Arbeit berichte, tauchen zunächst einige Grundfragen auf. Zu diesen werde ich nun Stellung beziehen und erläutern.

2.1.1 Bezeichnung der Nachkriegszeit

Ich möchte die Epoche unseres Landes die als Nachkriegzeit beschrieben wird ein wenig größer halten als die regulären Angaben der Nachkriegszeit sind.

Als Nachkriegszeit und späte Nachkriegszeit, möchte ich die Regierungszeit der ersten drei Bundeskanzler unserer Bundesrepublik eingrenzen. Zunächst haben wir unseren ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer. Dieser war Mitglied des parlamentarischen Rates, der auch im Mai 1949 unsere Verfassung, das Grundgesetz beschlossen hat. Der erste deutsche Bundestag wird gewählt und Konrad Adenauer wird der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949. Dieser bleibt nun 14 Jahre Regierungschef unseres Landes und übergibt sein Amt 1963 an Ludwig Erhard.4 Der zweite Bundeskanzler unseres Landes Ludwig Erhard wird als „Vater des Wirtschaftswunders“5 bezeichnet. Aber auf Grund der finanziellen Krise der Bundesrepublik trat er, im Jahre 1966 als Kanzler zurück und übergab sein Amt an Kurt Georg Kiesinger.6 Kurt Georg Kiesinger war der dritte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Unter ihm bildete die Republik zum ersten Mal eine große Koalition, d.h. die CDU (Christlich Demokratische Union) und die SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) bildeten die Regierung unter dem Regierungschef Kurt Georg Kiesinger. Die Zeit des dritten Bundeskanzlers war kurz, sie ging nur 3 Jahre, bis 1969.7

Die Zeitspanne zwischen 1945, dem Ende des zweiten Weltkrieges und 1969, das Ende der Amtszeit der großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger möchte ich als Nachkriegzeitepoche eingrenzen. Denn die Bewegung der 68er Pädagogik begann nämlich Ende 1968 mit der Bewegung der Antiautoritären Erziehung.

Schließlich kommt für mich die Nachkriegszeit von 1945 bis 1968/69 in Frage.

Ich werde die 24 Jahre Nachkriegszeit in drei weitere Zeitspannen unterteilen, denn in jeder Zeitspanne waren die Rahmenbedingungen für den autoritären Erziehungsstil andere. Zunächst haben wir die Zeit von 1945, Ende des zweiten Weltkrieges, bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949. Dies nenne ich die frühe Nachkriegszeit. Den anschließenden Zeitraum von 1949 bis 1959 bezeichne ich als die mittlere Nachkriegszeit und die späte Nachkriegszeit, dann von 1959 bis zu den 68er Pädagogen, nämlich bis ins Jahr 1968/69.

2.1.2 Was ist der autoritäre Erziehungsstil und welche Merkmale weist er auf?

Bevor ich der Frage „Was ist der autoritäre Erziehungsstil?“ auf den Grund gehe, möchte ich zunächst eine kurze Erläuterung von „Erziehungsstil“ nennen.

Das Wort „Erziehungsstil“ setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, zum einen aus dem Wort „Erziehung“ und aus dem Wort „Stil“.

„Erziehung“ bedeutet „die planmäßige Tätigkeit zur körperlichen, geistigen und sittlichen Formung junger Menschen“8 und der Begriff „Stil“ bedeutet „…eigentümliche und einheitliche Ausdrucksmittel“9. Wenn man nun die beiden Begriffe zusammen erläutert, merkt man folglich, dass die Art und Weise wie jemand in seiner eigenen Art, oder in einer einheitlich vorgegebenen Art, junge Menschen geistig, körperlich formt, ein Erziehungsstil ist.

Nun noch mal eine formale Definition:

„Erziehungsstil bezeichnet relativ konstante erzieherische Verhaltensweisen oder typische Ausprägungen des Umgangs von Erzieher und Zu Erziehendem.“10

Kurz gesagt bezeichnet ein Erziehungsstil die Art und Weise, wie ein Erzieher einen Zu Erziehendem konstant erzieht.

Was wird nun als autoritär bezeichnet?

Das Wort „autoritär“ kommt aus dem lateinisch-französischen und bedeutet abwertend, diktatorisch, unbedingten Gehorsam fordernd.11

In der autoritären Erziehung gehen alle Aktivitäten von der erziehenden Person aus. Der Zu Erziehende hat kein oder kaum Stimmrecht. Der Erzieher bzw. die erziehende Person bestimmt alle Regeln für das Zusammensein, alles was getan wird liegt beim Erzieher oder den Eltern. Er bestimmt was gemacht wird, die Rollen in der Gruppe legt er fest, er kann zwischen Liebling der Gruppe und Außenseiter entscheiden. Die Gruppe oder die zu erziehende Person erfährt immer nur den nächsten Schritt seines Handelns, nicht mehr und nicht weniger. Es herrscht stets ein Befehlston und die erziehende Person lässt keine oder nur wenige Diskussionen zu. Die Beziehung, wenn man von einer Beziehung zwischen erziehender Person und Zu Erziehendem sprechen kann, ist meist unpersönlich aber freundlich.12

„Autoritäre Erziehung ist Zwang, Gewalt, ist schließlich immer Macht des Stärkeren. Autoritäre Erziehung heißt, dass man ein Kind dahin erzieht, wo es die Erwachsenen haben wollen“13 Dieser Satz ist sehr aussagekräftig und beinhaltet, dass der Zu Erziehende immer den kürzeren zieht bzw. immer die schlechteren Karten hat. Der Erzieher oder die erziehende Person arbeitet mit Drohungen, Einschüchterungen um den Zu Erziehenden, in die Richtung zu lenken in der er ihn haben möchte. Die Bedürfnisse des Zu Erziehenden werden manchmal oder meist gar nicht beachtet, weil diese von der erziehenden Person ausgehen. Kinder die autoritär erzogen wurden müssen hohe Anforderungen der Eltern durchstehen, bekommen aber von Seiten der erziehenden Person keine Unterstützung auf emotionaler Basis.

Kinder die eine solche Erziehung erlebten oder durchleben müssen, haben oft ein geringes Selbstbewusstsein und Ehrgefühl. Dieser Erziehungsstil fördert nicht die Kinder in ihrem Selbstständigen Handeln, sondern schränkt sie durch die stetigen Vorgaben immer mehr ein. 14

Autoritäre Erziehung beinhaltet auch Gewalt, die der Zu Erziehende nicht immer körperlich, sondern auch verbal zu spüren bekommt. Das Kind agiert unter Zwang und stetiger Angst.

2.1.3 Auswirkungen des autoritären Erziehungsstils auf das Kind

Die Auswirkungen die die autoritäre Erziehung auf das Kind haben sind maßgeblich negativ. Das Maß der Konsequenz hängt von der Art und Anzahl der Gewalt in der Familie ab. Natürlich spielt auch der emotionale Zustand des Kindes eine Rolle. Aber allgemein gesehen sind die Auswirkungen des autoritären Erziehungsstils verheerend.

Kinder die eine autoritäre Erziehung erlebt haben sind meist unselbstständig, können Entscheidungen meist nicht selbst treffen. Sie benötigen hierbei immer andere die die Entscheidungen treffen. Aus dieser Entscheidungsunfähigkeit folgen auch ein geringes Selbstbewusstsein und Versagensängste. Aber trotz der ständigen Abhängigkeit der anderen, bzw. der Mitmenschen, besteht ein mangelndes Vertrauen.

Betroffene können auch im späteren Leben kaum oder gar nicht Konflikte lösen, denn die Meinung und die Bedürfnisse wurden als Kind in der Familie nicht angehört und berücksichtigt. Das Konfliktlöseproblem ist die Folge.

Erwachsene die autoritär erzogen wurden haben meistens ebenfalls auch einen „…egozentrischen Sprachgebrauch…“15, d.h. sie benutzen sehr oft die Worte wie ich, mir, mein und mich. Dies ist eine selbst bestimmende Rede und bedeutet, dass alles von einem Selbst, bzw. dem Redner ausgeht.

Kinder können sich somit auch nicht, oder bedingt in ihrer kreativen Ausdrucksweise entfalten, dies ist die Folge dafür, dass die Kinder früher wenig Nachfrage und Spielraum für sich Selbst, sondern nur Beanstandungen und Zurechtweisungen seitens der Eltern ernten mussten. Die mangelnde Kommunikation zwischen Eltern und Kind können auch die Kommunikationsfreudigkeit und die Ausdrucksweise der Kinder maßgeblich beeinflussen.

In einigen besonders schwerwiegenden Fällen kann die autoritäre Erziehung psychische Erkrankungen hervorrufen. Beispielsweise Paranoia oder Sadismus.

2.1.4 Der autoritäre Erziehungsstil und seine Rahmenbedingungen in der Nachkriegszeit

„Noch nie hat ein Mensch so unsägliches Unglück über ein Volk gebracht, wie über uns der Mann, dem wir unser Schicksal anvertraut hatten, Adolf Hitler“16 Mit diesen Worten stellte Gustav Wyneken, Nestor der deutschen Jugendbewegung, sein Manifest an die „Volkgenossen“ vor.17

Der Satz von Gustav Wyneken zeigt deutlich die Wut und die Trauer, die Verzweiflung und doch die richtungweisende Struktur, nämlich den Nationalsozialismus keine Chance mehr zu lassen, die nicht nur er, sondern viele Menschen zu dieser Zeit spürten. Was ist aber mit der Erziehung zu dieser Zeit geschehen?

Der Krieg ist zu Ende, Deutschland völlig zerstört, die Erziehung der Kinder in der frühen Nachkriegszeit ist eine ganz besondere. Natürlich ist autoritäre Erziehung in der Nachkriegszeit, nicht gleich autoritäre Erziehung in der Nachkriegszeit, denn die Rahmenbedingungen und die Gründe warum so erzogen wurde waren nicht immer die gleichen. Schauen wir zunächst auf die frühe Nachkriegszeit. In der frühen Nachkriegszeit im Jahre 1945, fand man eine ganz besondere und zuvor noch nie da gewesene Rahmenbedingung vor.

Nach Ende des zweiten Weltkrieges stehen unzählige Familien ohne Väter da. Entweder sind sie in Kriegsgefangenschaft bei den Alliierten Siegermächten, oder sind während des Krieges gefallen. Die Frauen waren zu dieser Zeit, weitestgehend mit ihren Kindern alleine beschäftigt. Dies war zu dieser Zeit die Basis für ihre Erziehung. Keine Basis mit festem Fundament, denn die NS Erziehung wurde gerade durchlebt und ist noch in wärmster Erinnerung.18

Wie sehr die NS Erziehung auch im deutschen Schulsystem einhielt, zeigt ein gemaltes Bild eines Kindes aus dem Jahre 1944 (Bild siehe Anhang). Man kann erkennen, dass selbst gegen Ende des Krieges, noch immer in den wenigen Schulen die es während des Krieges gab, stets Gehorsamkeit und Unterdrückung ausgeübt wurde. Selbst die nationalsozialistische Ideologie wurde den Kindern eingetrichtert.19

Die Alliierten begannen mit der Entnazifizierung, der Umerziehung der Deutschen. Die Frauen und Mütter erzogen ihre Kinder, wie sie es für richtig hielten und wie es neben den anderen anstrengenden Arbeiten noch irgendwie möglich war. Die „Re-education“, zu Deutsch „die Umerziehung“, der britischen und amerikanischen Besatzungsmächte sollten die angesehenen demokratisch-partnerschaftlichen Werte vermitteln, statt der in Deutschland gegebenen autoritären Erziehungstradition unter Hitler. Die Besatzungsmächte wollten die Schulorganisation und die Familienmoral umgestalten, sodass auch dort der autoritäre Erziehungsstil keine Überlebenschance mehr hat. Deutschland sollte entnazifiziert werden, dies war zunächst keine schlechte Idee, aber nun knüpften die Siegermächte an der Pädagogik einfach von 1932 wieder an, d.h. die Epoche um Adolf Hitler und Nazideutschland wurde einfach ignoriert. Plötzlich sollten keine Erziehungsstile der Zeit mehr angewandt werden. Dies sorgte bei vielen für Unverständnis und Ablehnung.20

Sofort gegen Ende des zweiten Weltkrieges war es der Militärregierung wichtig, dass sich „… keinerlei nationalsozialistisches Gedankengut…“21 ausbreiten konnte und durfte. Somit ordneten sie eine Überprüfung in Form eines Tests an, um den Rang festzulegen. Waren sie nur Mitläufer, Mittäter, Hauptschuldiger etc. Zunächst wurden alle Pädagogen entlassen die einer nationalsozialistischen Organisation angehörten, dies betraf aber weitaus mehr Lehrerinnen und Lehrer als die Alliierten anfangs dachten. Bald aber wurden viele wieder eingestellt, weil sie anschließend als Mitläufer eingestuft wurden.22 Dies zeigt auch, dass der Kern, gleich ob Mitläufer oder nicht, nationalsozialistische Hindergründe besaß, somit auch den für die Nationalsozialisten bekannten disziplinarischen, autoritären Erziehungsstil.

Auch während die Siegermächte versuchten Deutschland zu entnazifizieren, haben die Frauen an ihren Kindern überwiegend, den autoritären Erziehungsstil weiter ausgeübt. Denn sie hatten genug mit den Trümmern in ihren Seelen, den Trümmern in ihre Wohnung oder Behausung, sowie der ständigen Suche nach Essen, Arbeit und Geld zu tun. Es war einfacher die Kinder mit Gewalt in die Schranken zu weisen, als lange Diskussionen zu führen. Es war eine arme Zeit, man lebte von der Hand in den Mund. Man wusste nie was der morgige Tag bringen wird. Man war stets auf der Suche nach Arbeit, machte Tauschgeschäfte um an Essen zu gelangen.

Die Alliierten bemerkten durch die Entnazifizierung, dass sehr viele Leute als Nationalsozialisten eingestuft wurden. Sie stellten im Juni 1947, die Wendung des Bildungssystems vor. So wurde dort auch ein umfassendes Bildungs- und Schulsystem gefordert. Die Alliierten entließen alle Lehrer die einer nationalsozialistischen Partei oder Organisation angehörten aus dem Schuldienst. Nun musste man aber als Lehrer, zur Zeit Hitlers, einer Lehrereigenen nationalsozialistischen Organisation angehören um unterrichten zu dürfen. Was natürlich auch zeigte, dass somit die NS Ideologie auch stetig an Lehrer übertragen wurde und ausgeübt wurde. Folglich wurden so gut wie alle Lehrer entlassen, aber die Alliierten bemerkten, dass dieses Kriterium nicht ausschlaggebend sein durfte. Somit wurden viele als Mitläufer eingestufte und wieder in den Schuldienst zurückberufen. Folglich betraf auch das nicht alle Lehrer, somit gab es zu dieser Zeit ein Mangel an Lehrerinnen und Lehrern. Mit Schnellkursen wurden dann 40.000 Neulehrer ausgebildet und durften dann die Schüler unterrichten. Die einzige Grundvoraussetzung war ein Antifaschist zu sein und der Arbeiterklasse anzugehören. Diese Schnellkurse dauerten zunächst nur drei Monate. Später wurden sie dann auf bis zu 12 Monate verlängert.

Zu dieser Zeit benötigten die Menschen Arbeit, Lehrer werden in drei Monaten war doch eine gute Sache, man bekommt gutes Geld und das mit den Kindern bekommt man schon irgendwie geregelt. So dachten wohl, einige angehende Lehrer zu dieser Zeit. Dreimonatige Ausbildung, dies war keine Ausbildung, sonder ein Crash Kurs in Pädagogik. Mit diesem Lehrermangel, die Ausbildung der Neulehrer kann man den autoritären Erziehungsstil erklären. Denn sie waren alle noch von der NS Zeit geprägt und die Erziehung mit Schlägen, den Stock und Gehorsamkeit gehörte einfach zu dem Erziehungsbild der frühen Nachkriegszeit dazu.23

[...]


1 vgl. Online Quelle: www.bpd.de; 28.12.08; 21:34 Uhr

2 Online-Quelle: www.bpb.de; 28.12.08; 21:34 Uhr

3 Bueb, Bernhard: Lob der Disziplin – Eine Streitschrift; 2006; S. 12.

4 vgl. Online-Quelle: www.deutsche-bundeskanzler.de; 20.03.09; 16:16 Uhr

5 Online-Quelle: www.deutsche-bundeskanzler.de; 20.03.09; 17:30 Uhr

6 vgl. Online-Quelle: www.deutsche-bundeskanzler.de; 20.03.09; 17:30 Uhr

7 vgl. Online-Quelle: www.deutsche-bundeskanzler.de; 20.03.09; 17:40 Uhr

8 Bertelsmann Volkslexikon; 1966; S.482

9 ebd. S.1662

10 Blank-Mathieu, M.: et.al. Erziehungswissenschaften; 1999; Band 2; S. 21.

11 vgl. Online-Quelle: www.lexikon.meyers.de; 20.03.09; 18:30 Uhr

12 vgl. Blank-Mathieu, M.: et.al. Erziehungswissenschaften; 2002; Band 2 vgl. Hederer/Schieferle/Tröger, Pädagogik für Erzieher I; 1984; S.70

13 Online-Quelle: www.dasan.de; 08.12.08; 15:25 Uhr

14 vgl. Online-Quelle: www.kindererziehung.com; 01.01.09; 20:55 Uhr

15 Online Quelle: www.hallofamilie.de; 06.04.09; 19:47 Uhr

16 Füssl, Karl-Heinz: Die Umerziehung der Deutschen; 1994; S.37

17 vgl. ebd.

18 vgl. Beutler, Kurt: Jahrbuch für Pädagogik, Auschwitz und die Pädagogik; 1995; S.115f.

19 vgl. Norbert Kutalek; Hände auf die Bank – Erinnerungen an den Schulalltag; Eva Tesar (Hg); (1992)

20 vgl. Beutler, Kurt: Jahrbuch für Pädagogik, Auschwitz und die Pädagogik; 1995; S.115f.

21 Albin Dannhäuser; Erlebte Schulgeschichte 1939 bis 1955; 1997; S.197f.

22 vgl. ebd.

23 vgl. Online Quelle: www.bpd.de; 29.03.09; 16:02 Uhr

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
„Ist der Stock für Erziehung notwendig?“
Untertitel
Die autoritäre Erziehung in der Nachkriegszeit
Hochschule
Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Grund- und Hauptschule) in Mannheim
Note
1,8
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V184128
ISBN (eBook)
9783656088424
ISBN (Buch)
9783656088752
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Fachschule für Sozialpädagogik Helene-Lange Schule/ Fröbel Seminar Mannheim
Schlagworte
stock, erziehung, nachkriegszeit
Arbeit zitieren
Sascha Krüger (Autor:in), 2009, „Ist der Stock für Erziehung notwendig?“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184128

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