Haushaltsnahe Dienstleistungen

Entlastung oder Belastung von Privathaushalten in der modernen Dienstleistungsgesellschaft?


Hausarbeit, 2010

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft
2.1 Gesamtgesellschaftliche Entwicklung
2.2 Dienstleistungsarbeit als Frauenarbeit
2.3 Spektrum haushaltsnaher Dienstleistungen

3 Vergabe haushaltsnaher Dienstleistungen
3.1 Hauswirtschaftliche Tätigkeiten
3.2 Pflege- und Betreuungsleistungen
3.3 Familienunterstützende Dienstleistungen als Spiegel heutiger Familienpolitik in der Politik

4 Haushaltsnahe Dienstleistungen als Be- oder Entlastung?

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Wir leben in einer sich immer schneller und auf vielfältige Art und Weise verändernden Ge­sellschaft, die - je nach Betrachtungswinkel - mal als Wissens-, Informations- oder auch Dienstleistungsgesellschaft bezeichnen wird. Letztere Bezeichnung meint dabei zum einen die Tatsache, dass immer mehr Menschen in ihrer beruflichen Tätigkeit Dienstleistungen erbringen, sodass die Beschäftigungsstruktur eines Landes durch ein Übergewicht in diesem Bereich gekennzeichnet ist (Häußermann/Siebel 1995: 21). Zum anderen bedeutet es, dass auch Angebot und Nachfrage verschiedener professioneller Dienstleistungen ansteigen. Der Blick auf Haushaltsnahe Dienstleistungen umfasst in diesem Sinn also nicht die im Haushalt und durch unbezahlte Arbeit erbrachten Dienste, sondern eben entsprechende bezahlte Angebote. Gerade im Bereich von genuinen Haushaltstätigkeiten ist eine zunehmenden Aus­lagerung und Inanspruchnahme entsprechender Dienste zu beobachten - angefangen bei der Kinderbetreuung, über die Verpflegung oder Wäschedienste, bis hin zur Altenbetreuung oder Pflege (vgl. Thiessen 2004: 120). Im Folgenden soll diese Entwicklung daher noch ge­nauer vor dem Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Veränderungen verdeutlicht werden (siehe Kapitel 2). Daraufhin wird die Vergabetätigkeit privater Haushalte bei verschiedenen haushaltsnahen Dienstleistungen genauer betrachtet (siehe Kapitel 3) und schließlich auf positive oder negative Auswirkungen auf die (verbleibende) Hausarbeit, ergo Be- oder Ent­lastung hin untersucht werden (siehe Kapitel 4).

2 Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft

"Mit dem Begriff der,Dienstleistungsgesellschaft' werden solche Gesellschaften belegt, de­ren Beschäftigungsstruktur durch ein Übergewicht von Dienstleistungen gekennzeichnet ist." (Häußermann/Siebel 1995: 21). Ob oder warum auch die Bundesrepublik als Dienstleis­tungsgesellschaft bezeichnet werden kann, und wodurch sich diese auszeichnet, soll in den nun folgenden Absätzen beleuchtet werden.

2.1 Gesamtgesellschaftliche Entwicklung

Für die Entwicklung unserer Gesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft gibt es ver­schiedene Thesen und Theorien. Eine grundlegende von ihnen ist die Drei-Sektoren-Theorie, nach der sich Beschäftigung und Konsum mit der Zeit vom ersten, dem Agrarsektor, über den zweiten, den industriellen Sektor, hin zum dritten, dem tertiären Sektor verschoben ha­ben. Jean Fourastié begründete diese Verschiebung zwischen den Sektoren mit deren unter­schiedlicher Produktivität, welche im primären Sektor am höchsten, im tertiären am gerings­ten ist. Produktivitätssteigerung ist dabei Ausdruck von technischem Fortschritt im Sinne aller Maßnahmen und Kenntnisse, die menschliche Arbeitsproduktivität steigern können. Darüber hinaus verändert sich nach Fourastié jedoch auch die Nachfrage und Konsumstruk­tur der Gesellschaft, die sich bei steigendem Realeinkommen durch eine (Über-)Sättigung an Produkten zur Befriedigung von Grundbedürfnissen mehr und mehr auf neue, noch unbe­friedigte Wünsche richtet - die Nachfrage nach Dienstleistungen, ergo nach "Tertiärem", steigt. Inwiefern die vollständige Entwicklung zu einer Dienstleistungsgesellschaft jedoch realistisch ist und erreicht werden kann, ist nicht klar und wird von Experten unterschiedlich beurteilt (vgl. ebd.: 27 ff.).

"Die Dienstleistungsgesellschaft ist laut Fourastié in doppelterWeise positiv gekennzeichnet. Zum einen liegt die Hoffnung in der 'Höherentwicklung der menschlichen Lebensweise', zum anderen in der Stabilisierung krisenhafter Phänomene wie Arbeitslosigkeit durch Expansion des tertiären Sektors" (Thiessen 2004: 57). Dementsprechend zeigt sich ein Anstieg der Er­werbstätigen im Tertiären Sektor, dem Bereich der Dienstleistungen. Wie der Datenreport 2008 für die Bundesrepublik zeigt, hat sich deren Anteil von noch 59,5% im Jahre 1991 auf 72,3% im Jahre 2006 erhöht (Datenreport 2008: 115).

2.2 Dienstleistungsarbeit als Frauenarbeit

Die wirtschaftlichen Entwicklungen der Nachkriegszeit führen in Deutschland dazu, dass sich der industriell geprägte Bereich entlohnter Arbeit zur Männerdomäne entwickelte. Den Frauen hingegen fallen im wesentlichen Reproduktionstätigkeiten und andere nicht­entlohnte Arbeit im Haushalt zu - ein Bereich der von der Gesellschaft und gleichermaßen von der Statistik lange gar nicht als "Arbeit" oder im wahrsten Sinne "wertvolle" Produktion aufgefasst wird. Während also vor der Industrialisierung Mann und Frau gleichermaßen im Wesentlichen im eigenen Privathaushalt (v. a. in der landwirtschaftlichen Produktion) tätig waren, erfolgt sodann eine geschlechtsspezifische Trennung von Erwerbs- und Haushaltsar­beit in die feminisierte und privatisierte Praktizierung dieser Aufgaben zugunsten eines männlichen Ernährermodells (vgl. Häußermann/Siebel 1995:175 ff.). Diese jahrzehntelange "Normalität" der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern erfährt im ausgehenden letzten Jahrtausend wiederum eine leichte Trendwende, da seither ein Anstieg der Frauenerwerbs­ arbeit zu verzeichnen ist. Die vermehrte Aufnahme einer Erwerbstätigkeit durch Frauen lässt sich zudem mehrheitlich nicht in bereits vorhandenen Berufen der Männer, sondern vorran­gig im Dienstleistungsbereich - und hier insbesondere im Bereich öffentlicher und privater Dienstleistungen (siehe Abb. 1) - verorten (vgl. ebd.: 183 ff.; Datenreport 2008:115). Egal ob öffentlich oder privat: Festzuhalten bleibt somit, dass Dienstleistungsarbeit, im Sinne der Koordinationsarbeit von Dienstleistungen, Frauenarbeit ist, und zwar "Arbeit, weil sie Ver­antwortung, Kompetenz, Zeit und Mühe erfordert" (Balbo 1984:186), wie des Weiteren in Kapitel 4 noch erläutert wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Erwerbstätige im Dienstleistungssektor, Männer und Frauen, in %

Ergebnisse des Mikrozensus.

Quelle: Datenreport 2008, S. 115

Die Dimensionen der nicht-bezahlten Arbeit im Privathaushalt sind dabei Schätzungen zur Folge so groß, dass sie in etwa einem Drittel des gesamten BSP (und dies gilt für viele Indust­rienationen) entsprechen (vgl. ebd.: 186 f.). Der Aspekt der Dienstleistungsarbeit als Frauen­arbeit ist jedoch auch von Seiten der Dienstleistungserbinger(innen) zu betrachten, wie in Kapitel 3 zu sehen sein wird.

2.3 Spektrum haushaltsnaher Dienstleistungen

In dem oben beschriebenen Prozess der Tertiarisierung werden heutzutage gleichermaßen Tätigkeiten, die originär im Haushalt und damit von Hausfrauen erbracht wurden, mehr und mehr aus dem privaten Bereich ausgelagert und verberuflicht. Thiessen merkt allerdings an, dass die in erster Linie ausgelagerten Tätigkeiten wiederum v. a. jene aus den Bereichen männlicher Berufstätigkeit sind, wie etwa Arbeiten beim Hausbau, Renovierungsarbeiten oder Lebensmittelproduktion. Der verbleibende und größere Teil aller Haushaltsarbeiten jedoch liegt bislang immer noch im schlecht (sofern die Dienstleistungen fremdvergeben werden) oder unbezahlten weiblichen Arbeitsbereich, allen voran die Bereiche Erziehung, Pflege, Versorgung und Betreuung, sowie die Herstellung von Gütern des täglichen Bedarfs. Diese werden trotz neuer Möglichkeiten der Auslagerung oftmals immer noch in den Privat­haushalten selbst erbracht und auch bei zeitlichen Engpässen, etwa aufgrund von Erwerbs­arbeit, in Eigenarbeit erledigt (vgl. Häußermann/Siebel 1995: 194 f.; Thiessen 2004: 120 ff.). Moderne Haushalte müssen die Versorgung ihrer Mitglieder folglich vor dem Hintergrund einer komplexer werdenden Gesellschaft und oftmals im Spagat zwischen Erwerbs- und Fa­milienarbeit sicherstellen. Um dieses Unternehmen zu vereinfachen, dienen in eher techni­schen Bereichen alltäglicher Hausarbeit in gewissem Maße bereits entsprechende moderni­sierte Güter und Dienstleistungen (bspw. neue kraft- und zeitsparende Haushaltsgeräte). Arbeitsbereiche, in denen derartige Neuerungen jedoch (noch) nicht Einzug gehalten haben, sind die der personenbezogenen Dienstleistungen (vgl. Thiessen 2004:122 f.).

Tabelle 1: Arten von Dienstleistungen in Privathaushalte

Abbildung in dieser L]eseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Zusammenstellung

Daher soll im Folgenden zwischen haushälterischen Dienstleistungen im personenbezogenen Bereich auf der einen, zu dem hier auch die Arbeits- bzw. Dienstleistungsbereiche im privat­intimen Bereich des alltäglichen Daseins (nämlich des Waschen, Kochen und Putzens) zählen, und in sonstigen Arbeitsbereichen auf der anderen Seite unterschieden werden (vgl. Über­blick in Tabelle 1). Beiderseits bestehen Möglichkeiten die entsprechenden Tätigkeiten aus­zulagern. Ob und inwieweit dies tatsächlich geschieht wird im anschließenden Kapitel aufge­griffen.

[...]

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Details

Titel
Haushaltsnahe Dienstleistungen
Untertitel
Entlastung oder Belastung von Privathaushalten in der modernen Dienstleistungsgesellschaft?
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung)
Veranstaltung
Soziale Dienste
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
15
Katalognummer
V182001
ISBN (eBook)
9783656054535
Dateigröße
694 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit stellte zu 100% die Prüfungsleistung des aboslvierten Mastermoduls (im Wintesemester 2009/2010) dar.
Schlagworte
soziale Dienste, Privathaushalt, Hauswirtschaft, Gleichstellung
Arbeit zitieren
Mareike Bröcheler (Autor:in), 2010, Haushaltsnahe Dienstleistungen , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182001

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