Tourismus und sozio-kultureller Wandel in Nepal


Studienarbeit, 2001

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geschichtliche und wirtschaftsgeographische Grundlagen
2.1 Die Werdung Nepals zu einem hindu- monarchischen Staat
2.2 Geographische Lage und Klima
2.3 Landnutzung und Einkommensquellen
2.4 Demographie

3 Gesellschaft und Kultur in Nepal
3.1 Der Hinduismus und das Kastensystem
3.2 Ausdruck der Kultur
3.3 Die Familie

4 Tourismus in Nepal

5 Auswirkungen des Tourismus
5.1 Handel mit Souveniren
5.2 Abholzung und Bodenerosion
5.3 Müll
5.4 Wasserverschmutzung

6 Sozio- kultureller Wandel

7 Zusammenfassung

Literatur

1. Einleitung

Das Entwicklungsland Nepal ist aufgrund seiner reichhaltigen, naturräumlichen Ausstattung und der Vielzahl an Kulturträgern, die sich in verschiedenen ethnischen Gruppen darstellen, ein seit dem Erstarken der Tourismusströme in den fünfziger Jahren beliebtes Reiseziel. Nepal entspricht in Teilen seiner Struktur einer kosmogenen Gesellschaft.

Die kosmogene bzw. kalte Kultur wird von SCHERRER (1986 in FIF) als eineinheitliches, das ganze Verhältnis von Mensch und Natur beinhaltendes System beschrieben, das zirkulär ist und Veränderungen von Strukturen widersteht. Die Einheit von Natur, Gesellschaft und Ökonomie kann sich so über mehrere Generationen halten und ihren Ausdruck in der Kultur bewahren. Ein Drittel der Nepal besuchenden Touristen kommen aus Europa, einer Akkumulationsgesellschaft mit ihren expandierenden Industrialisierungsprozessen, die ,,mit der Trennung von Gesellschaft, Ökonomie und Natur im zivilisatorischen Prozess die Einheit der Lebenszusammenhänge aufgebrochen" hat (FIF, 1992).

Die europäische und auch nordamerikanische Kultur, heiße Kulturen genannt, stellt einen Gegensatz zu der traditionellen Kultur Nepals dar. Inwiefern das Aufeinandertreffen von Touristen des heißen Kulturkreises und Gesellschaften der kalten Kultur zu positiven oder negativen Veränderungen des sozio- kulturellen Gefüges im Land führen ist aus drei Gründen schwierig zu beantworten:

Erstens unterliegen gerade die Entwicklungsländer, seit dem Einsetzen der Entwicklungshilfe -und Zusammenarbeit einer Veränderung des ökonomischen, ökologischen und sozialen Sektors, der sich aufgrund einer fortschreitenden Globalisierung und Erhöhung der Bildung in einer Dynamik befindet, die schwer erkennen lässt, inwieweit der Tourismus Teil dieser war und ist. Zweitens ist Nepal so unterschiedlich an Landschaftsregionen und den darin lebenden ethnischen Gruppen, dass Einflüsse des Tourismus einen Wandel im Kulturkreis der einen Stammesgemeinschaft verursachen können, in der Anderen jedoch nicht. Die Veränderung einer Gesellschaft kommt drittens oftmals erst Jahre nach einer „Fremdeinwirkung" zum Ausdruck, was die Forschung nach der Ursache des Wandels erschwert. Diese Arbeit versucht trotzdem der Frage nachzugehen, ob und inwiefern der Trekking- und Bergsteigertourismus die Gebirgszonen Nepals beeinflusst und damit eine Veränderung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens hervorgerufen hat?!

2. Geschichtliche und wirtschaftsgeographische Grundlagen

2.1. Die Werdung Nepals zu einem Hindu- monarchischen Staat

Das 1768 von Prithvi Narayan Shah gegründete Königreich Nepal, ging aus einer Vielzahl von Fürstentümern und Königreichen hervor und hat seine heutige Ausdehnung seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Das feudale Prinzip und die Verwaltung durch Familien (ghars) und verschiedenen Kasten (thar) sind kennzeichnend für die Zeit bis 1846.

Da sich im 19. Jahrhundert das nepalische Königshaus als zu schwach erwies, kam es zu Konflikten zwischen den adligen Familien, in denen sich die Ranas durchsetzen konnten und mit ihrem feudalistischen Familienclan Nepal bis 1951 beherrschten. Zentralisierung und Vereinigung aller exekutiven, legislativen und judikativen Funktionen auf den Rana-Premierminister waren Kennzeichen diesen autokratischen Systems (DSE, 1988). 1951 kam es zum Zusammenbruch der Rana-Herrschaft, deren Absetzung durch eine junge nepalische Generation getragen wurde, die im Kontakt mit der indischen Unabhängigkeitsbewegung stand. Gestützt von der indischen Regierung kam es Sturz des Rana- Premierministers.

Bis 1959 herrschten König Tribhuvan und später König Mahendra, als es dann zu den ersten freien Wahlen in Nepal und der neuen Verfassung kam. Probleme in der Verwaltung, das feudalistische Erbe der Rana-Herrschaft, mangelnde Qualifikation und Motivation der Bediensteten waren Gründe, weshalb die Modernisierung der Regierung so langsam von statten ging. 1960 kam es zu einem Staatsstreich von König Mahendra, der ein Verbot der politischen Parteien und die Einführung des Panchayat-Systems zur Folge hatte. Dieses auf Dezentralisierung von Verantwortung und Initiative ausgerichtete Klassensystem ließ dem König weiterhin jegliche Entscheidungsgewalt und verhinderte die Einflussnahme von Parteien und Gewerkschaften.

Auch wenn in der Folgezeit Wahlen abgehalten wurden (1981, 1986) blieb die Entscheidungsgewalt bis 1989 beim König. 1990 kam es zu Unruhen und Protesten, die in einem Blutbad, von königlichen Soldaten angerichtet, endeten. Der Druck der Demokratie-bewegung war zu diesem Zeitpunkt so stark, dass es noch im gleichen Jahr zu einer Auflösung des Panchayat-Systems und zur Bildung einer Regierung unter Premierminister Krishna Bhattarai kam.

Auch heute trägt Nepal Züge einer feudalen Gesellschaftsordnung, Ministerrat und König bilden die Exekutive. Die letzte am 9. November 1990 beschlossene Verfassung erlaubt demokratische Wahlen, die am 12. Mai 1991 das erste Mal stattfanden und zu einem Zweikammerparlament als Volksvertretung sowie einer Verwaltungsgliederung in 14 Zonen, 45 Distrikte und Panchayats (Städte oder Dörfer) führte. Nepal stellt sich heute in einer konstitutionellen Hindu- Monarchie dar.

2.2. Geographische Lage und Klima

Nepal liegt auf den Grenzlinien zwischen Süd- und Zentralasien mit Indien im Süden und China im Norden. Dieses sich entlang der Südflanke der Himalaya- Hauptkette ausbreitende und bis zur nordindischen Gangesebene herunterreichende Gebiet hat eine Gesamtfläche von 147181 km (STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN 1993). In Nepal können drei naturräumliche Einheiten ausgegliedert werden: Im Süden bildet das nach Indien angrenzende 16 bis 50 km breite Terai mit seinen teilweise noch heute ausgedehnten Wäldern zwischen der nordindischen Ebene und dem Vorbergen des Himalaya einen Lebensraum, der nach Ausrottung der Malaria immer mehr durch Einwanderer aus Indien zersiedelt wird.

Aus der Teraiebene erheben sich Richtung Norden die Churia - Berge, gefolgt von der steilen Mahabhara t- Kette, die in das eigentliche Mittelgebirge, dem Pahar, und weiter nördlich in die Himalaya- Hauptkette übergeht. Das Pahar als zweite naturräumliche Einheit ist nach RIEGER (in NOHLEN 1994) durch dichte Besiedelung, fortgeschrittene Entwaldung und Erosion geprägt. Das Innere diese Mittelgebirges weist neben engen Schluchten auch ausgedehnte und intensiv bewirtschaftete Flusstäler (Kalhmandu, Pokhara) auf. Die intensive Bewirtschaftung findet sich ebenso in den breiten, ebenen Tälern, welche zwischen den Ketten der Churia - Berge und dem Gebiet der Mahabharat liegen und auch als Inneres Terai bezeichnet werden. Als dritte Einheit ist die Himalaya- Hauptkette mit Everst (8848 m), Kangchendzönga (8586m), Makalu (8475 m), Dhaulagiri (8172 m) und Annapurna (8078 m) zu nennen, an die sich die dünnbesiedelte Nordhimalayische Trockenzone und im Nordwesten das Tibetische Randgebirge anschließen. Herrscht in der Teraiebene tropisches Klima, so sind im Mittelgebirge subtropische Verhältnisse prägend. Der von Mitte Juni beginnende und bis Ende September dauernde Monsun beeinflusst das landwirtschaftliche und kulturelle Leben entscheidend, welcher sich in der Himalaya- Kette entlädt und Niederschläge zwischen 1000­2000 mm mit sich bringt (RIEGER, 1994).

Nach KRACK (1996) wird das Klima Nepals in fünf Vegetationszonen unterschieden, es befindet sich in einer klimatischen Übergangszone und reicht vom tropischen bis zum alpin-arktischen Typ. Die tropische Zone des Terai sowie des Inneren Terai-Tal ist Heimat des artenreichen Monsunwaldes. Dieses Gebiet bietet gute Vorrausetzungen für den Reisanbau und Zuckerrohr. Nicht umsonst wird deshalb diese Region als die fruchtbarste Region Nepal bezeichnet (ebd., 1996).

In den Höhenlagen zwischen 1000 und 2100 m findet sich die subtropische Zone mit Scheinkastanien, Erlen- und Eichenwäldern. Die gemäßigte Zone erstreckt sich von 3100 m bis zur Baumgrenze, welche auf unterschiedlichem Höhenniveau liegt. Oberhalb 3100 m, in der subalpinen und alpinen Zone dominieren Hemmlock- und Himalaya-Tannen, in der alpinen Zone herrscht die Trockensteppe mit über 375 Farnarten vor.

Da 87% des Energiebedarfs (KRACK. 1996) aus Brennholz gedeckt werden, resultiert hieraus eine erhebliche Beeinträchtigung der Waldökosysteme. Im Norden an Tibet (autonome Region der Volksrepublik China) angrenzend und im Süden, Osten und Westen von Indien umschlossen, ist Nepal politisch und wirtschaftlich stark von den Einflüssen dieser Länder geprägt.

2.3. Landnutzung und Einkommensquellen

In Nepal gehen 43% der Gesamtbevölkerung einer Erwerbstätigkeit nach. Die Gewinnung von Braunkohle, Talk und Granat sowie die Produktion von Zement, Eisenstäben und Winkeln wie auch Jutewaren sind Hauptpfeiler des produzierenden Gewerbes, in dem 1992 jedoch nur 4% der Erwerbspersonen arbeiteten, während 83% in der Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei tätig waren. RIEGER (1994) bezeichnet Nepal als „Agrarland auf niedrigem Entwicklungsstand". Die restlichen 13% arbeiten im Dienstleistungsbereich (STATISTISCHES BUNDESAMT WIESBADEN, 1993). Das durchschnittliche Jahreseinkommen von 180 $ Pro- Kopf (1993) macht Nepal zum zweitärmsten Land Asiens und zu den zehn ärmsten Ländern der Welt zugehörig.

Der Ackerbau mit Yaks wird zwischen 4500 und 5000 m, das Sammeln von Kräutern und die Landwirtschaft mit Ziegen, Schafen und Rindern zwischen 4000 und 4700 m praktiziert, wobei der Anbau von Weizen, Kartoffeln und Gerste nur bis 3700 m möglich ist.

Während im Terai soviel Reis angebaut wird, dass ein Großteil nach Indien exportiert wird, ist im Mittelgebirge der Selbstversorgungsgrad oft nicht einmal gesichert, dass es als „Getreidezuschussgebiet" betitelt wird, wo es schon zu Getreidelieferungen per Luftbrücke gekommen ist.

2.4. Demographie

Während die Gesamtbevölkerung nach Volkszählungsergebnissen 1971 um die 11,5 Millionen Einwohner betrug, lag sie 1991 bei 18,5 Millionen Einwohnern, die Bevölkerungsdichte bei 125 Einwohnern/ km2. Nur 60 % des Landes sind bewohnbar, in den Bergregionen liegt nur ein Drittel des nutzbaren Ackerlandes, aber zwei Drittel der Bevölkerung Nepals dort lebt. Die Bergregionen erreichen somit Dichten von 1500 Einwohnern/ km2 (Berlin 4000, Niedersachsen 150, BRD insgesamt 246 Einwohner/ km2). Nepal zählt zu den Ländern mit den höchsten Bevölkerungswachstumsraten, die Säuglingssterblichkeit bei 15% liegt, ein Fünftel aller Kinder stirbt vor Erreichen des fünften Lebensjahres. Das jährliche Bevölkerungswachstum wird ab 2001 mit 2,08% prognostiziert, was bei Annahme eines gleichbleibenden Trends zu einer Bevölkerung von 27,8 Millionen im Jahr 2011 führen würde.

Eine zunehmende Migration in die Städte findet statt, davon zeugen 1971 16 Städte mit mehr als 10 000 Einwohnern, während es 1993 schon 36 Städte waren. Die Analphabetenrate lag 1990 bei 74,4 %, von denen 88 % Frauen sind. Die Lebenserwartung des gleichen Jahres liegt bei 50 Jahren. In Nepal lassen sich 25 Ethnische Gruppen unterscheiden, die auf zwei Sprach – und Volksfamilien zurückgehen, nämlich die Tibeto- Burmesen im Norden und die Indo-Arier im Süden. Deutliche Unterschiede gibt es im Bildungsniveau, RIEGER (1994) verdeutlicht diesen Zusammenhang: ,,Eine Analyse der Wahlberechtigten mit Hochschulabschluss im Jahr 1967 ergab 44,56 % Brahmanen, 15,7 % Chehttris und 29,98 % Newars, insgesamt also über 90 %. Dagegen liegt der Anteil dieser drei Gruppen an der Gesamtbevölkerung nicht höher als 56 %". Benachteiligte Gruppen, d.h. andere ethnische Gruppen versuchen seit der Demokratisierung des Landes an mehr Einfluss zu gewinnen, haben aber Schwierigkeiten sich gegen die Interessen der in Nepal führenden Kasten durchzusetzen , was die nicht erfolgte Anerkennung der Mongol National Organization (MNO) zeigt, die sich für die Interessen ethnischer Gruppen einsetzt. Die Amts- und Nationalsprache ist Nepali, die von 55% der Bevölkerung verstanden wird.

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Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Tourismus und sozio-kultureller Wandel in Nepal
Hochschule
Fachhochschule Eberswalde  (Fachgebiet Landschaftsnutzung und Naturschutz)
Note
1,7
Autoren
Jahr
2001
Seiten
26
Katalognummer
V136842
ISBN (eBook)
9783640905263
ISBN (Buch)
9783640905379
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
tourismus, wandel, nepal
Arbeit zitieren
Dipl.Ing.Ing Oliver Thaßler (Autor:in)Matthias Scala (Autor:in), 2001, Tourismus und sozio-kultureller Wandel in Nepal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/136842

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