Paul Hindemith: Mathis der Maler

Entstehung, Handelnde Personen, Handlung, Musikalische Gestaltung und Kompositionstechnik


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Allgemeines

III. Entstehung
3.1 Biographische Bezüge
3.2 Historische Bezüge

IV. Handelnde Personen

V. Handlung

VI. Musikalische Gestaltung
6.1 Musikalische Zitate
6.2 Musikalische Anlage

VII. Hindemiths Kompositionstechnik

VIII. Fazit

IX. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Mathis der Maler zählt heute wohl zu den weniger bekannten Opern der deutschen Operngeschichte. Dennoch nimmt sie eine wichtige Rolle in Hindemiths Schaffenszeit ein.

Die Oper, mit unverkennbarem Zeitbezug, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus geschrieben. Die Nationalsozialisten verhinderten zunächst die Uraufführung in Deutschland, da das „deutsche“ Thema der Oper ein zu großer Anstoß gewesen wäre. In dieser Zeit der persönlichen Angriffe, der Aufführungsverbote seiner Werke und der ausbleibenden Konzertverpflichtungen intensivierte Hindemith seine musiktheoretische Arbeit. Hindemith hielt die zentralen Bereiche der Musiktheorie, vor allem die Natur von Tonbeziehungen für unveränderbar und kritisierte die traditionelle Harmonie- und Kontrapunktlehren.[1] Aufschlüsse über die Eigenschaften des musikalischen Materials holte er sich aus den unterschiedlichsten Bereichen wie „der Physik, der Akustik, der Ästhetik, der Physiologie, der historischen Musiktheorie, dem Vorgang des Musikmachens als Singen oder Spielen, der Musikgeschichte und nicht zuletzt aus den musikalischen Meisterwerken“.[2]

Was ist jedoch das Spezifische an der Musik Hindemiths? Zum einen fügen sich modale Passagen (Originalzitate aus dem von Böhme editierten Altdeutschen Liederbuch von 1877) homogen ein. Zum anderen werden Situationen in der Handlung durch ihren Charakter entsprechende Formen begleitet (zum Beispiel: der Auftritt des Kardinals durch ein Concerto Grosso).

Infolgedessen betrachte ich allgemeine Fakten der Oper, entstehungsgeschichtliche Informationen mit historischen Bezügen, handelnde Personen und die Handlung sowie die musikalische Gestaltung des Werkes. Abschließend erläutere ich Hindemiths Kompositionstechnik noch einmal im Allgemeinen Sinne.

II. Allgemeines

Die Musik sowie der Text der Oper wurden von Paul Hindemith selbst komponiert. Die Uraufführung fand am 28. Mai 1938 im Stadttheater Zürich statt. Die deutsche Fassung wurde am 13. Dezember 1946 in Stuttgart uraufgeführt. Die Spieldauer beläuft sich auf ungefähr drei Stunden und fünfzehn Minuten. Dementsprechend lang und verworren ist auch die Handlung, die in und um Mainz, in Königshofen, in der Martinsburg und im Odenwald zur Zeit der Bauernkriege und Reformation spielt.[3] Dabei werden die Verstrickungen des Malers Matthias Grünewald in Fragen von Politik, gesellschaftlich nützlichem Handeln und moralischer Verantwortung behandelt.[4] Die Oper ist in sieben Bilder untergliedert, eine Art der sinfonischen Dichtung die sich im 19. Jhd. mit Franz Liszt entwickelte.[5]

Das Orchester ist mit zwei Flöten (auch Piccolo), zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotten, vier Hörnern, zwei Trompeten, drei Posaunen, einer Tuba, Pauken, Schlagwerk und Streichern besetzt.[6] Im vierten Bild erklingen zusätzlich noch drei Trompeten für die Bühnenmusik. Die Besetzung (von Anton Bruckner übernommen) ist nach dem Vorbild des Barock und der Klassik in den Instrumentengruppen meist gegeneinander gesetzt. Dabei verzichtet Hindemith auch nicht auf die Symbolik der Instrumente. Die Hörner im ersten Bilde deuten zum Beispiel auf Unruhen im Lande hin und am Schluß des sechsten Bildes verleihen die Blechbläser dem „Alleluia“ den sakralen Charakter.[7]

III. Entstehung

3.1 Biographische Bezüge

In ihrer Zusammenarbeit am Lehrstück (1930) erwogen Hindemith und Bert Brecht auch Opernpläne, die jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten nicht verwirklicht wurden.

Hindemith suchte deshalb den Kontakt zu Gottfried Benn (ein deutscher Arzt, Dichter und Essayist), von dem er 1930 drei Gedichte für Männerchor komponiert hatte. Während er ihn für ein gemeinsames Projekt, das Oratorium „Das Unaufhörliche“ gewinnen konnte, wurde auch das Projekt einer Oper geschlossen. Die Auffassungen über deren Thematik gingen jedoch von Anfang an auseinander, da Benn ein zeitgenössisches Stück bevorzugte, Hindemith jedoch historisch orientierte Vorschläge, wie zum Beispiel Matthias Grünewald und Johannes Gutenberg. Aufgrund dieser Unstimmigkeiten blieb Benns Engagement aus, weshalb Hindemith im Oktober 1932 beschloss selbst einen Text zu entwerfen. Er begann noch im November 1933 die Vor- und Zwischenspiele zu komponieren, die am 27. Februar als Symphonie Mathis der Maler unter Wilhelm Furtwängler uraufgeführt wurden. Die drei Sätze der Symphonie waren dabei nach den Tafeln des Isenheimer Altars benannt (Engelkonzert, Grablegung, Versuchung des heiligen Antonius). Inzwischen entstanden auch weitere Entwürfe des Librettos, das Ende Juli 1934 seine endgültige Fassung erhielt. Am 27. Juli 1935 lag die Oper schließlich in Partitur vor.[8]

3.2 Historische Bezüge

Hindemith wählte unter den handelnden Personen einige historische Vorbilder aus.

Im Mittelpunkt der Oper steht das Leben des Malers Mathis Gothart Nithart, allgemein als Matthias Grünewald bekannt, über dessen Leben und Wirken historisch jedoch so gut wie nichts überliefert wurde. Mathis der Maler wurde wahrscheinlich um 1475/80 in Würzburg geboren. In den Jahren 1485- 1486 ist er in Aschaffenburg nachweisbar und lebte von 1501 bis 1525 als Bürger und Maler in Seligenstadt, wo er eine Werkstatt, ein Haus und eine Mühle am Main besaß. Durch die Beteiligung am Bauernkrieg wurde sein Besitz eingezogen und er ging nach Frankfurt am Main. Dort zeichnete er mit Erlaubnis des Frankfurter Rates im Mai 1527 die Mainmühlen ab und trat als „Wasserkunstmacher“ in die Dienste der Stadt Halle. Die Stadt war damals Residenz des Kardinal Albrecht, der von Hindemith ebenso in der Handlung der Oper verwendet wird. Am 31. August 1528 starb Mathis in Halle an der Pest.[9]

Kardinal Albrecht von Brandenburg bekam schon mit 24 Jahren, am 9. März 1514 das Amt des Erzbischofs von Mainz. Er wurde am 21. Juni 1490 als Sohn des Markgrafen Cicero in Berlin geboren. Seine Mutter war Prinzessin Margarete von Sachsen. Kardinal Albrecht führte ein sehr prunkvolles und verschwenderisches Leben und konnte deshalb nie seine zahlreichen Schulden ausgleichen. Er unterhielt drei Residenzen, in Halle, Aschaffenburg und Mainz. Am 24. September 1545 starb er in Aschaffenburg.[10]

Historische Ereignisse, welche in der Oper thematisiert werden sind die Weinsberger Bluttat (16. April 1525) und die Schlacht bei Böblingen (12. Mai 1525). Diese werden im dritten Auftritt des vierten Bildes erwähnt. Die Weinsberger Bluttat umschließt die Tötung des Grafen Ludwig von Helfenstein und seiner Begleiter vor den Toren der Stadt Weinsberg durch aufständische Bauern.[11] Zudem war auch der Antoniterorden, ein historische belegter Orden, der gegen Ende des elften Jahrhunderts gegründet wurde. Die Mitglieder des Ordens hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die am Antoniusfeuer Erkrankten zu pflegen. Mathis der Maler schuf seinen berühmten Altar (Isenheimer Altar) zwischen 1512 und 1516, für die Niederlassung dieses Ordens in Isenheim/ Elsaß. Einige Bildtafeln des Isenheimer Altars haben den Verlauf der Opernhandlung im sechsten und siebten Bild wesentlich beeinflusst und dem Komponisten Anregung zur Musik gegeben, im besonderen Maße zum Engelkonzert, der heilige Antonius beim Apostel Paulus, die Versuchung des heiligen Antonius und die Grablegung. Außerdem stimmt auch der Brief Luthers (erster Auftritt im dritten Bild) fast wörtlich mit dem Schreiben überein, dass der Reformator am 25. Juni 1525 an den Kardinal Albrecht richtete.[12] Wöhlke zitiert dabei die entsprechenden Stellen aus Luthers Werke (Weimarer Ausgabe, Band 18):

„… und ist kürzlich das die meynung, das sich Ewer Churfürstlich gnad in den Ehelichen standt begeben und das Bistumb zu weltlichen fürstenthum macheten und den falschen namen und scheyn geistlichs standts fallen und faren lassen, und sind diß meine ursachen.

Erstlich, das damit der straff gottes zuvorkumen und dem Sathan die ursachen der empörung genommen würden… zum anderen, das nun auch der gemeyn mann, so weyt bericht und in verstandt kummen ist, wie der geystlich nichs sey. … was ist’s dann, das man wider den strom fechten will und halten, das nit wil und kan gehalten seyn. …Aber ein viel großer exempel were Ewer Churf. G. als die gleich mitten in Teutschen landen, der größten haubter eyns ist, das wurde vil leut stillen und eingewinnen, und andere Bischöff hernach ziehen, da würde Got sich sehen lassen in ehren…“

[...]


[1] Vgl. Schubert. Hindemith, 1994, 14-18.

[2] Schubert, 1994, 35.

[3] Vgl. Steiert. Hindemith, 1986- 1997 , 74.

[4] Vgl. Schubert, 14.

[5] Vgl. Wöhlke, Franz, 1965, 22.

[6] Vgl. Steiert, 74.

[7] Vgl. Wöhlke, 74.

[8] Vgl. Steiert, 74.

[9] Vgl. Wöhlke, Franz, 1965, 9 ff.

[10] Vgl. Wöhlke, Franz, 11-12.

[11] Vgl. Wöhlke, 12-13.

[12] Vgl. Wöhlke, 13-14.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Paul Hindemith: Mathis der Maler
Untertitel
Entstehung, Handelnde Personen, Handlung, Musikalische Gestaltung und Kompositionstechnik
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V169582
ISBN (eBook)
9783640879694
Dateigröße
562 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
paul, hindemith, mathis, maler, entstehung, handelnde, personen, handlung, musikalische, gestaltung, kompositionstechnik
Arbeit zitieren
M. S. (Autor:in), 2009, Paul Hindemith: Mathis der Maler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169582

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