Der Einfluss von Photovoltaikeinspeisungen auf das Lastmanagement am Beispiel der Stadt Cottbus


Diplomarbeit, 2011

65 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Zielstellung

2 Vorbetrachtungen
2.1 Lastprofile
2.2 Wirtschaftliche Bedeutung der Lastprofile
2.3 Netzstruktur
2.4 Energiewirtschaft
2.5 Photovoltaik
2.5.1 Technik der Photovoltaik
2.5.2 Bedeutung der Photovoltaik

3 Lastprofilanalyse
3.1 Vorbemerkung
3.2 Energieversorgungssystem der Stadt Cottbus
3.3 Lastprofil der Stadt Cottbus
3.3.1 Tageslastgang
3.3.2 Detailliertere Analyse
3.3.2.1 Grundlage der Analyse
3.3.2.2 Wochenlastgang
3.3.2.3 Monatslastgang
3.3.3 Abschließende Bemerkung
3.4 Photovoltaikeinspeisungen
3.4.1 Aktueller Stand in Cottbus
3.4.2 Lastprognose
3.5 Auswirkungen der Photovoltaik auf den Lastgang der Stadt Cottbus

4 Herausforderungen in der Zukunft

5 Fazit

Literatur

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Lastgang der Stadt- und Überlandwerke Luckau – Lübbenau 2009

Abb. 2: Lastgebirge der Stadt- und Überlandwerke Luckau-Lübbenau Januar 2009

Abb. 3: Geordneter Lastgang der Stadt- und Überlandwerke Luckau – Lübbenau 2009

Abb. 4: Aufbau des deutschen Energieversorgungsnetzes

Abb. 5: Entwicklung eines Energieträgers von der Ressource zum Rohstoff

Abb. 6: Umwandlung eines Rohstoffes in nutzbare Energie

Abb. 7: Photoeffekt

Abb. 8: Diffusion durch die Raumladungszone

Abb. 9: Mittlerer Tageslastgang für die Stadtwerke Cottbus 2009

Abb. 10: Vergleich von Maximum, Mittelwert und Minimum

Abb. 11: Lastgebirge der Stadtwerke Cottbus für April 2009

Abb. 12: Geordneter Lastgang der Stadtwerke Cottbus 2009

Abb. 13: Tageslastgang der Stadtwerke Cottbus mit Lastbereichen

Abb. 14: Tageslastgang für die Stadt Bochum 2009

Abb. 15: Geordneter Tageslastgang der Stadt Bochum 2009

Abb. 16: Tageslastgang der Stadtwerke München 2009

Abb. 17: Geordneter Lastgang der Stadtwerke München 2009

Abb. 18: Vergleich der relativen Tageslastprofile

Abb. 19: Tageslastgang je Wochentag für die Stadt Cottbus 2009

Abb. 20: Wochenlastgang der Stadt Cottbus

Abb. 21: Wochenlastgang der Stadt Bochum

Abb. 22: Monatslastgang der Stadt Cottbus

Abb. 23: Jahreslastgang der Stadt Cottbus 2009

Abb. 24: Entwicklung der Jahresarbeit der PV-Anlagen in Cottbus 2009

Abb. 25: Solarrechner 50Hertz Transmission GmbH

Abb. 26: Reale Sonneneinstrahlung in Cottbus 2009

Abb. 27: Vergleich reale und prognostizierte Solareinstrahlung

Abb. 28: Relativer Anteil von Photovoltaikeinspeisungen

Abb. 29: Vergleich Lastbedarf und PV-Einspeisung

Abb. 30: Geordneter Lastgang der Stadt Cottbus 2009

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Spannungsebenen in Deutschland

Tabelle 2: Entwicklung der Photovoltaik in Deutschland

Tabelle 3: Netzzusammensetzung

Tabelle 4: Vergleich der markanten Lastprofilpunkte

Tabelle 5: Entwicklung der Photovoltaik in Cottbus

1 Zielstellung

Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, auf Grundlage von Leistungsdaten, ein Lastprofil für den Verbrauch an elektrischer Energie[1] zu erstellen, welche eine Aussage über den Einfluss von Photovoltaikeinspeisungen ermöglicht. Dazu werden Daten der Stadtwerke Cottbus verwendet und anhand von Werten der Stadtwerke München, der Stadt- und Überlandwerke Luckau – Lübbenau und nmr – Netz Mittleres Ruhrgebiet GmbH verglichen.

In dem ersten Teil der Arbeit werden die notwendigen Grundlagen hinsichtlich der Lastprofile und ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gelegt, sowie auf die Netzstruktur, die Energiewirtschaft und die Photovoltaik eingegangen.

Der Kern dieser Arbeit ist der zweite Abschnitt. Hier wird zuerst das Energie-versorgungsnetz der Stadt Cottbus dargestellt. Anschließend wird das Lastprofil für das Jahr 2009 analysiert. Der Einfluss von Photovoltaikeinspeisungen wird ebenfalls untersucht und ausgewertet.

Der dritte Teil mit dem Titel „Herausforderungen in der Zukunft“ ist ein Aufzeigen von möglichen zukünftigen Forschungsschwerpunkten.

Eine abschließende und zusammenfassende Betrachtung erfolgt im vierten und letzten Teil dieser Arbeit.

2 Vorbetrachtungen

2.1 Lastprofile

Der Kern dieser Arbeit ist die Auseinandersetzung mit den Lastprofilen bzw. mit den Lastgebirgen der Stadt Cottbus unter Berücksichtigung des Einflusses von erneuerbaren Energien, namentlich Photovoltaik (PV). Dabei stellt sich als Erstes die Frage: Was sind überhaupt Lastprofile?

Lastprofile, auch Lastganglinien genannt, sind die Belastungen in einem Energie-versorgungsnetz über einen Zeitraum und werden mit der Funktion

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

dargestellt. Sie ergeben sich aus den einzelnen Abnahmen je Zeitraum und stellen den absoluten oder relativen Verlauf des Bedarfs in einem Zeitraum dar. Dabei kommt es regelmäßig zu starken Schwankungen im Tages- und Jahresverlauf. Dennoch lassen sich grundsätzlich periodische Muster erkennen und entsprechend anwenden. Die Daten zur Ermittlung der Lastprofile basieren auf den Mittelwert des Verbrauchs in einem Viertelstundenraster. Das bedeutet, es werden die einzelnen zeitlich kleinsten, messbaren Werte über die Zeit aufsummiert und durch die Anzahl der Werte geteilt. Das Ergebnis ist ein Durchschnittswert für die entsprechenden 15 Minuten. Problematisch hierbei ist jedoch, dass positive und negative Lastspitzen nicht oder nur unzureichend dargestellt werden können. Erst durch das Auftreten mehrerer, gleich gerichteter, erheblicher Lastspitzen wird der Mittelwert signifikant beeinflusst. [8; 16]

Graphisch lassen sich die so ermittelten Werte in einer Zeitreihe (Abbildung 1) für einen Tag oder als Mittelwert aller Lastwerte eines täglichen Zeitintervalls, einer Woche, eines Monat oder eines Jahres darstellen[2]. Diese Darstellungsform ist das häufigste Instrument zur Informationsgewinnung hinsichtlich der zeitlichen Verbräuche.

Dem gegenüber wird die geordnete Lastganglinie verwendet, um den maximalen und minimalen Leistungsbedarf zu ermitteln. Das heißt, es wird festgestellt, wie viel Kraftwerks-leistung mindestens bereitstehen muss und für wie lange [8; 16].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Lastgang der Stadt- und Überlandwerke Luckau – Lübbenau 2009

Quelle: eigene Darstellung nach [28]

Eine weitere Möglichkeit der graphischen Darstellung ist das sogenannte Lastgebirge (Abbildung 2). Hierbei werden die einzelnen Tageszeitreihen dreidimensional als Flächendiagramm nebeneinander dargestellt. Der Gesamtzeitraum kann einen Monat oder ein Jahr betragen. Hieraus lassen sich sodann unter anderem jahreszeitliche Verschiebungen des Leistungsbedarfs erkennen und/ oder bewerten [8; 16].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Lastgebirge der Stadt- und Überlandwerke Luckau-Lübbenau Januar 2009

Quelle: eigene Darstellung nach [28]

Es wird in den Lastganglinien grundsätzlich nicht nach den Abnehmern unterschieden, sondern nach der Spannungsebene und nach der abgenommenen Leistung je Zeitintervall. Der Hintergrund ist, für die operative Netzbetriebsführung ist es nicht wichtig, wer im aktuellen Moment die Leistung bezieht, sondern ausschließlich wie viel. Erst für die strategische Netzführung und -entwicklung ist es von entscheidender Bedeutung, wer wo wie viel Leistung maximal nachfragt, da das speisende Netz entsprechend ausgelegt werden muss. Die Netzauslegung und Optimierung rückt zunehmend in den Vordergrund, um die langfristige Stabilität in dem Energieversorgungsnetz zu sichern.

Dieses Abnahme- und Verbrauchsverhalten entspricht aber gerade nicht dem Idealverlauf einer Lastganglinie. In diesem Idealfall wäre die jeweils benötigte Menge an elektrischer Energie je Zeiteinheit nicht nur kurzfristig bekannt, sondern mindestens mittelfristig planbar (hinsichtlich der benötigten Leistung und dem Zeitraum, in welchem die Energie nachgefragt wird). Diese Informationen würden die Netzbetriebsführung erheblich vereinfachen und die Möglichkeit der Automatisierung deutlich erhöhen. [8]

2.2 Wirtschaftliche Bedeutung der Lastprofile

Die primäre Aufgabe der Energieversorgungsunternehmen (EVU) ist es, den Verbraucher mit Energie zu versorgen. Dabei legt ausschließlich der Verbraucher fest, wann er in welchem Maße Energie verwenden will. Um darüber hinaus auch die Netzstabilität garantieren zu können, ist es zwingend notwendig einen sogenannten Kraftwerksfahrplan zu erstellen. Das heißt, es wird festgelegt, wann welches Kraftwerk in welchem Umfang elektrische Energie generiert. Insbesondere die großen thermischen Kraftwerke benötigen eine Anlaufzeit von mehreren Stunden. [2; 8; 9]

Grundsätzlich besteht nun die Möglichkeit, sämtliche Kraftwerke im Stand – by – Modus laufen zu lassen. Dieses ist aber weder ökonomisch, noch ökologisch sinnvoll. Es bedarf mithin einer Möglichkeit die benötigte Last zu prognostizieren, um zum einen finanzielle und zum anderen materielle Reserven und Ressourcen zu schützen. Dabei sind jedoch diverse technische Restriktionen zu beachten. Die Vorgabe einer Spannungsebene, sowie eines Toleranzbereichs wird als netztechnische Restriktion bezeichnet. Dem gegenüber werden unter anderem die Verpflichtungen zur Mindestabnahme von Brennstoffmengen und von Mindesteinsatzzeiten als betriebstechnische Restriktion bezeichnet. Ihr Zusammenspiel führt im Ergebnis zu einem Fahrplan, welcher auf Grundlage von verschiedenen Freiheitsgraden innerhalb der Restriktionen erstellt wird. Das Ziel eines EVU´s wird dabei immer die Erzielung des maximalen Deckungsbeitrages sein, also maximale Erlöse minus minimaler Kosten. [2; 8; 9]

Eine Prognose auf Basis von Vergangenheitswerten ermöglicht eine grundsätzliche Tendenz abzuleiten. Dazu werden insbesondere Lastprofile verwendet. Zum einen lassen sich die zeitlichen Anforderungen darstellen und zum anderen die benötigte Leistung. Die benötigte Mindest- und Maximalleistung lässt sich am Besten aus einer geordneten Lastganglinie entnehmen. Das Maximum der geordneten Lastganglinie stellt mithin das Maximum der bereitzustellenden Energie dar. [2; 4; 8; 9]

Abbildung 3 zeigt eine solche Linie auf Basis von ¼ h – Maximalwerten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Geordneter Lastgang der Stadt- und Überlandwerke Luckau – Lübbenau 2009

Quelle: eigene Darstellung nach [28]

Das Minimum liegt hier bei 0,57 MWh, das Maximum bei 1,49 MWh. Für dieses Netz bedeutet das, dass immer (24/7)[3] eine Leistung von mindestens 0.57 MWh nachgefragt wird. Diese Leistung muss mithin immer zur Verfügung stehen. Dieser Bereich wird auch als Grundlast bezeichnet, da dieses stets nachgefragt wird. Entsprechend werden hierfür primär Grundlastkraftwerke eingesetzt, um den Bedarf zu decken. Grundlastkraftwerke sind zum Beispiel Braunkohle- oder Kernkraftwerke. Sie können relativ konstant betrieben werden, was insbesondere die langen An- und Abfahrzyklen reduziert. Diese Betriebsart trägt mit den recht minimalen variablen Kosten dazu bei, die energetisch und damit wirtschaftlich optimale Fahrweise zu wählen. Insbesondere vor dem Hintergrund der stetig zu steigernden Energieeffizienz gewinnt diese Fahrweise an Bedeutung [2; 8; 9]

Für 23 Stunden erhöht sich der Mindestbedarf um mindestens 0,14 MWh auf 0,81 MWh. Der Wert von 0,57 MWh grenzt die Mittellast nach unter von der Grundlast ab. Nach oben wird die Mittellast von der Spitzenlast begrenzt. In Abbildung 3 ist das bei einem Wert von 1,36 MWh der Fall. Spitzenlast ist, wie es der Name schon besagt, eine Last, welche nur in Spitzen, also im Tagesmaximum anliegt. Das Ausgleichen von Lastspitzen ist eine der größten Herausforderungen in der Energiewirtschaft. Hierbei gilt es nicht nur alle Nachfrager mit Energie zu versorgen, sondern auch und insbesondere die Netzfrequenz stabil bei 50 Hz (± 5 % = ± 2,5 Hz) zu halten. Um dieses zu realisieren, werden Spitzenlastkraftwerke verwendet. Der bekannteste Vertreter ist das Gasturbinenkraftwerk. [2; 8; 9]

Die Anfahrzeit (Schwarzstart) eines Gasturbinenkraftwerks beträgt nur wenige Sekunden (ungefähr 30 Sekunden). Der große Vorteil eines solchen Kraftwerks ist die Verfügbarkeit des verwendeten Brennstoffs. Dieser bedarf nur noch einer Mischung mit Luft, um die optimale Zündfähigkeit zu erlangen. Durch anlagentechnische Prozessoptimierung ist das unproblematisch möglich. Die Spitzenlast ist mithin das komplette Gegenteil der Grundlast. [2; 8; 9]

Die Mittellast stellt in dieser Sichtweise den Puffer zwischen Spitzen- und Grundlast dar. Sie wird sehr häufig und sehr stark, obgleich nicht immer nachgefragt. In Abbildung 3 ist dieses recht gut zu erkennen. Auch ist die Mittellast im Sinne eines Fahrplanmanagements gut planbar. Regelmäßig werden hierfür, wie für die Spitzenlast, Gasturbinenkraftwerke eingesetzt. [2; 8; 9]

2.3 Netzstruktur

Der Ursprung des Energieversorgungsnetzes, wie wir es heute kennen, liegt im 19. Jahrhundert. Spätestens mit der Erfindung der Glühlampe im Jahre 1879 begann der Siegeszug der elektrischen Energie. Wurden zuerst noch dezentrale Gleichstromgeneratoren verwendet, so setzten sich mehr und mehr Wechsel- und Drehstromgeneratoren durch. Die primäre Aufgabe war zunächst die Beleuchtung von Fabriken, Bürohäusern und anderen ähnlichen öffentlichen Einrichtungen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es bereits rund 500 Kraftwerke, welche überwiegend in Privatbesitz waren. Zunehmend steigerte sich aber auch die Nachfrage nach elektrischer Energie in privaten Haushalten. Die Aussicht auf zusätzliche Erträge und daraus folgend Gewinne förderten den aktiven Ausbau der Energieversorgung.

Bereits 1885 wurde das erste deutsche Energieversorgungsunternehmen (Aktien-gesellschaft Städtische Elektrizitätswerke) in Berlin gegründet. Weitere Stadt- und Überlandwerke folgten. Bis zu den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte sich so eine Struktur, bestehend aus 9 überregionalen Verbundunternehmen bestand. Jedes einzelne Unternehmen hatte seinen klar abgegrenzten Versorgungsbereich, in welchem es als Monopolist auftrat. Mit dem Beginn der Liberalisierung des Energiemarktes wurden durch Fusionen 4 Großunternehmen gegründet, welche den Markt weiterhin mittels Regelzonen unter sich aufteilten. [9; 12; 15]

Jedes Unternehmen bot alle Schritte und Prozesse der vollständigen Wertschöpfungskette von der Primärenergiegewinnung, über die Erzeugung, den Transport, die Verteilung, den Handel und den Vertrieb an. Erst mit den sogenannten Unbundling (Entflechtung) wurde diese vertikale Integration schrittweise aufgehoben und in eine horizontale Konzernstruktur überführt. Im Ergebnis wurden von 3 der 4 EVU die Bereiche Transport nicht nur in rechtlich selbständige Unternehmen ausgegliedert, sonder auch verkauft. [9; 12; 15]

Das deutsche Energieversorgungsnetz gliedert sich grundsätzlich nach Spannungsebenen. Diese sind in Tabelle 1 dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Höchstspannungsnetz wird von den ausgegliederten und zum Teil verkauften Unternehmen der 4 Bilanzkreisverantwortlichen betrieben. Die Hauptaufgabe liegt hier im Transport der elektrischen Energie innerhalb der Regelzone. Dazu kommt in Abhängigkeit des Lastflusses auch ein Austausch zwischen den Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) zur Sicherung der Netzstabilität. Die Netznennspannung beträgt überwiegend 380 kV. Verbraucher sind auf dieser Spannungsebene nicht angeschlossen. Jedoch speisen die konventionellen Kraftwerke zum Teil direkt in diese Spannungsebene ein. Die relativ einfache Struktur dieser Netzebene im Vergleich zum Mittelspannungsnetz ist dennoch relativ, fast absolut, sicher. Der Grund ist die Parallelschaltung von mehreren Leitungen auf einem Streckenabschnitt, womit auch das sogenannte (n-1) – Kriterium erfüllt wird. Das heißt, fällt eine Leitung aus, so müssen alle verbleibenden Leitungen zusammen die gleiche Menge an Energie transportieren können, ohne weitere Störfälle hervorzurufen. Der weit überwiegende Teil des Netzes besteht aus Freileitungen. [9; 12; 15]

Die Spannungsebene Hochspannung (110 kV Netznennspannung), unterhalb der Höchstspannungsebene, wird von den Verteilnetzbetreibern (VNB) mit der Aufgabe geführt, die Energie innerhalb ihres Netzes zwischen den einzelnen Ein- und Ausspeisepunkten zu verteilen. Dieses, dem Höchstspannungsnetz unterlagerte, Netz ist deutlich verzweigter. Es speisen auf dieser Netzebene nicht nur konventionelle Kraftwerke ein, sondern auch größere EEG-Anlagenparks, z. B. Windenergieanlagen. Ein weiterer signifikanter Unterschied ist das Vorhandensein von Abnehmern. In dieser Spannungsebene sind es regelmäßig Industrie-anlagen und größere Gewerbeparks. [9; 12; 15]

Die Regionalnetzbetreiber (RNB), welche das Mittelspannungsnetz führen, sind dem Hochspannungsnetz mit den Netznennspannungsebenen 20 kV und 10 kV unterlagert. Der Vermaschungsgrad ist um ein Vielfaches höher als im Vergleich zum Hochspannungsnetz. In nicht ländlichen Gebieten beträgt die Netznennspannung überwiegend 10 kV. Müssen jedoch größere Distanzen mit einer geringeren Lastdichte überwunden werden, so wird regelmäßig eine Nennspannung von 20 kV verwendet. Auf dieser Netzebene gibt es vermehrt Abnehmer und mittlere regenerative Energieerzeugungsanlagen, die in dieses Netz einspeisen. [9; 12; 15]

Die unterste Netzebene wird in der Regel ebenfalls von dem RNB betrieben. Dieses ist das Niederspannungsnetz mit einer Netznennspannung von 0,4 kV bzw. 0,23 kV. Es weist den höchsten Vermaschungsgrad auf, sowie die meisten Abnehmer und Einspeiser. Nahezu sämtliche kleinen EEG-Anlagen speisen in diese Netzebene ein. Jeder einzelne Haushalt ist an diese Netzebene angeschlossen und bezieht daraus seine sämtliche elektrische Energie. Graphisch lässt sich die Netzstruktur wie folgt darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.4 Energiewirtschaft

Auf einzelne Bereiche der Energiewirtschaft wurde bereits in den vorangegangenen Ausführungen eingegangen, ohne näher darzulegen, was Energiewirtschaft konkret ist. Dieses wird nun im folgenden Abschnitt detaillierter ausgeführt.

Energiewirtschaft setzt sich aus den Worten „Energie“ und „Wirtschaft“ zusammen. Unter Wirtschaft wird im Allgemeinen der entgeltliche Austausch von Waren und Dienstleistungen verstanden. Dieses wird auch in der vorliegenden Arbeit so verstanden. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Wort Energie. Dieser Begriff wird recht vielfältig verwendet. Physikalisch ist es die Fähigkeit eines Systems, Arbeit zu verrichten. Dabei spielt es keine Rolle, ob das System aus einem oder mehreren Stoffen oder Körpern, bzw. aus einer Kombination von diesen besteht. [8]

Regelmäßig wird die Energie auch nach den möglichen Erscheinungsformen charakterisiert. So wird unter anderem zwischen mechanischer, elektrischer, chemischer und thermischer Energie unterschieden. Die Frage, welche sich stellt, ist, wie lassen sich die einzelnen Energieformen möglichst verlustfrei ineinander überführen. Die Darstellung der einzelnen Prozesse zu Energiegewinnung auf Basis des Energieerhaltungssatzes ist nicht Gegenstand dieser Arbeit und es wird in soweit auf die vielfältig vorhandene Literatur verwiesen. [8]

Entscheidend für das Verständnis von Sinn und Zweck des Lastprofilmanagements ist das Wissen um die grundsätzliche Energiegewinnung auf Basis von Rohstoffen. Dies gilt insbesondere bei der so genannten konventionellen Energieerzeugung, zum Beispiel aus Braun- oder Steinkohle. Aus diesem Grund soll im Folgenden der grundsätzliche Weg eines Rohstoffes vom Status einer Ressource zur Endenergie dargestellt werden und dabei hauptsächlich auf die einzelnen Definitionen eingegangen werden.

Rohstoffe, als in der Natur vorkommende Energiequelle, sind knapp und nicht immer und überall verfügbar. Sie werden vor ihrer Gewinnung zur besseren Kategorisierung in Ressourcen und Reserven unterschieden. Die Definition dieser Begriffe wurde von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aufgestellt. Demnach sind Ressourcen: „... die Mengen eines Energierohstoffes, die geologisch nachgewiesen sind, aber derzeit nicht wirtschaftlich gewonnen werden können und die Mengen, die nicht nachgewiesen sind, aber aus geologischen Gründen in dem betreffenden Gebiet erwartet werden können.“. Unter Reserven definiert die BGR: „Reserven sind die Mengen eines Energierohstoffes, die mit großer Genauigkeit erfasst wurden und mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten wirtschaftlich gewonnen werden können.“. [1]

[...]


[1] Unter Energie wird in dieser Arbeit generell elektrische Energie verstanden.

[2] Die Daten der Stadtwerke Cottbus wurden in MWh zur Verfügung gestellt. Entsprechend sind alle weiteren Angaben auf diese Einheit normiert.

[3] 24/7 = 24 Stunden pro Tag und 7 Tage je Woche.

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Photovoltaikeinspeisungen auf das Lastmanagement am Beispiel der Stadt Cottbus
Hochschule
Brandenburgische Technische Universität Cottbus
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
65
Katalognummer
V167433
ISBN (eBook)
9783640841257
ISBN (Buch)
9783640839803
Dateigröße
1642 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, photovoltaikeinspeisungen, lastmanagement, beispiel, stadt, cottbus
Arbeit zitieren
Bastian Garnitz (Autor:in), 2011, Der Einfluss von Photovoltaikeinspeisungen auf das Lastmanagement am Beispiel der Stadt Cottbus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167433

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