Alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen

Alternative Kostformen, Fasten, Heilfasten, Trennkost - kritisch betrachtet


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2011

12 Seiten


Leseprobe


Alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen

Darstellung und Bewertung

Alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen kommen auf, wenn die Bevöl- kerung nach einfachen, klaren Ernährungsregeln verlangt, die von der wissenschaftlich be- gründeten Diätetik und Ernährungsmedizin pauschal nicht gegeben werden können oder schwerste Erkrankungen vorliegen, die einer Therapie auch der Diätetischen nicht oder kaum zugänglich sind. Der therapeutische Wert von Alternativen Ernährungsformen und Außensei- terdiätkostformen ist wissenschaftlich nicht belegbar und Erfolge sind zumeist nur durch Ein- zelberichte belegt. Der Erfolg dieser Kostformen in der Bevölkerung beruht auf einer Verein- fachung und zumeist recht unwissenschaftlichen aber eingängigen Beschreibung. Es existiert eine Vielzahl von Ernährungsempfehlungen und Kostformen mit wissenschaftlich höchst um- strittenen, teilweise sogar gefährlichen, Regeln. Diese richten sich sowohl an Gesunde als auch an Erkrankte. Leider finden sich alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkost- formen oftmals in der „Alternativ-Therapie“ von Schwerstkranken, wie beispielsweise Tu- morpatienten, MS-Patienten oder therapieresistenten Rheumatikern Anwendung. Diese alter- nativen Therapien sind wirkungslos, oftmals gefährlich und daher abzulehnen.

Anforderungen an die gesunde Ernährung und Diätkostformen

Jede Ernährungsform und Diätkostform muß die Deckung des Bedarfs an essentiellen Nähr- und Wirkstoffen sowie Flüssigkeit gewährleisten. Sie sollte präventiv- oder therapeutisch wirksam sein. Es darf keine extreme Verschiebung der Nährstoffrelation vorkommen. Eine Vielzahl von Erkrankungen läßt sich diätetisch therapieren. Die diätetische Therapie muß wissenschaftlich abgesichert sein. Die gesunde, präventive Ernährung muß ebenfalls den Re- geln der Wissenschaft folgen und nachweisbar gesund sein. Ernährung darf nicht krank ma- chen und diätetische Therapie muß bei der Vielzahl der Patienten wirksam sein und nicht nur im Einzelfall.

Kritikpunkte Alternativer Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen

Kritik ist bei alternativen Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen stets angezeigt, wenn diese eine unzureichende oder fehlende wissenschaftliche Begründung aufweisen. Wis- senschaftlich unhaltbar oder gar gefährlich ist es, wenn Ernährungsformen oder Diäten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten oder eine Überprüfung völlig fehlt. Schil- derungen oder Einzelberichte sollten niemals Hintergrund einer Ernährungsform oder Diät- kostform sein. Liegen keine exakten vergleichenden Therapiestudien vor, sind Ernährungs- formen oder Diäten abzulehnen. Ernährungsformen, die alternativ sind aber keine gesundheit- lichen Risiken in sich birgen, können eventuell durchgeführt werden. Die Basis von Außen- seitermethoden ist in vielen Fällen falsch, überholt oder rein spekulativ. Kennzeichen von Außenseiterkostformen ist oftmals der Fanatismus der Anhänger. Der Fanatismus der Anhän- ger sorgt für eine breite Bekanntheit von alternativen Ernährungsformen. Die Zahl der An- hänger aller alternativen Kostformen in Deutschland liegt bei < 1 bis 1,5 Mio. Menschen. Für viele Kostformen gibt es Bücher, Speziallebensmittel, Kurse und Kliniken. Hier darf auch der kommerzielle Hintergrund nicht vergessen werden. Mit alternativen Kostformen läßt sich viel Geld verdienen. Außenseiterdiätkostformen richten sich oftmals an Schwerstkranke, die sich an einen Strohhalm klammert wollen und bereit sind, viel zu investieren (Ideale und Geldmit- tel).

Vorteile Alternativer Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen

Hervorgehoben werden muß, dass viele Außenseitermethoden die Menschen hinsichtlich gesünderer Ernährungsweise sensibilsieren und viele Formen der alternativen Ernährung oder Diäten die Gründzüge einer gesunden, präventiven Ernährung tragen.

Was gehört nicht zu den Alternativen Ernährungsformen ?

Die gesunde Ernährung nach den Prinzipien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V., Frankfurt am Main (10 Regel der gesunden Ernährung - Ernährungskreis der DGE) oder die Empfehlungen zur gesunden, präventiven Ernährung der Gesellschaft für Ernährungsme- dizin und Diätetik e.V., Aachen (diaita-Pyramide) sowie die klassische Vollwerternährung/- kost nach Claus Leitzmann (emeritierter Professor der Ernährungswissenschaft, Gießen, geb. 1933), Karl von Körber (Doktor der Ernährungswissenschaft, München, geb. 1955) und Tho- mas Männle (Diplomierter Ernährungswissenschaftler, Gießen, geb. 1953) gehört nicht zu den Alternativen Ernährungsformen, da sie auf wissenschaftlich begründbarem Fundament ruhen.

Dietary Guidelines der USA

1. Eat a variety of foods
2. Maintain healthy weight
3. Choose a diet low in fat, saturated fat and cholesterol
4. Choose a diet with plenty of vegetables, fruits and grain products
5. Use sugar only in moderation
6. Use salt and sodium only in moderation
7. If you drink alcoholic beverages, do so in moderation

Die Dietary Guidlines der USA sind grundsätzlich den Empfehlungen der DGE oder der Ge- sellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. ähnlich. Sie zeichnen sich lediglich zu- sätzlich zu den DGE Empfehlungen durch eine gute Verständlichkeit aus. Die DGE gibt für die gesunde Ernährung 10 Regeln vor und erläutert sie ausführlich. In den USA ist das Modell zur gesunden, präventiven Ernährung der Food Guide, der sich als Ernährungspyramide dar- stellt. Der Ernährungskreis der DGE wird in vielen Untersuchungen als relativ schwer ver- ständlich und einem Ernährungsdreieck oder einer Ernährungspyramide unterlegen beschrie- ben. Die diaita-Pyramide fusst auf der Ernährungspyramide nach Wilett und schließt Geträn- ke, Salz und die Vitamin-/Mineralstoffsubstitution mit ein. Zudem ist die diaita-Pyramide auf die Ernährungsgewohnheiten im Deutschsprachigen Raum abgestimmt. Während DGE und Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik eine vollwertige Ernährungsweise emp- fiehlt, spricht Leitzmann et al. von Vollwert-Ernährung. Definition der Vollwert-Ernährung nach Leitzmann, Körber und Männle: Vollwerternährung ist eine überwiegend lakto- vegetabile Ernährungsform, in der Lebensmittel bevorzugt werden, die möglichst wenig ver- arbeitet sind. Daneben können auch geringe Mengen an Fisch, Fleisch und Eiern enthalten sein. Es wird empfohlen, die Kost schmackhaft und schonend zuzubereiten und etwa die Häf- te der Nahrungsmenge als unerhitze Frischkost (Rohkost) zu verzehren. Lebensmittelzusatz- stoffe sollten vermieden werden. Zusätzlich zu den gesundheitlichen Aspekten werden auch die Umwelt- und Sozialverträglichkeit des gesamten Ernährungssystems in die Betrachtungen und Empfehlungen einbezogen. Die Vollwert-Ernährung teilt die Lebensmittel in 4 Wertstu- fen (Sehr empfehlenswert, Empfehlenswert, weniger empfehlenswert und nicht empfehlens- wert) ein.

Prinzipien der vollwertigen Ernährung (DGE)

- Berücksichtigung des Energiegehaltes und der Nährstoffdichte von Lebensmitteln
- Deckung des Nähr- und Wirkstoffbedarfs gemäßden nationalen und internationalen Empfehlungen (Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr der DGE, 2000)
- Umsetzung präventivmedizinischer Erkenntnisse
- Berücksichtigung von Erkenntnissen der Ernährungsphysiologie und -soziologie
- Berücksichtigung der Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung (von Bevölkerungs- schichten)

Die Vollwertkost nach Werner Kollath (Die Nahrung soll so natürlich wie möglich sein - Laßt unsere Nahrung so natürlich wie möglich!) ist eine ovo-lakto-vegetabile Kostform mit allen Vorteilen dieser Ernährungsweise. Kollath (Werner Kollath, Arzt, Deutschland, 1892- 1970) teilt die Lebensmittel in Wertigkeitsstufen ein. Diese Kost ist empfehlenswert. Dr. med. Max Otto Bruker entwickelte eine sehr restriktive Form der Vollwertkost. Die Vollwertkost nach Bruker ist nur eingeschränkt empfehlenswert und enthält eine Vielzahl von Unsinnigkei- ten in den Erläuterungen und Empfehlungen. Die Nahrungsmittel aus Bioläden oder Reform- häusern, die im Vergleich zum herkömmlichen Angebot keinen Vorteil hinsichtlich Schadstoffbestaltung bieten aber bei regionalem Anbau geschmackliche Vorteile haben kön- nen sowie mehr Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe enthalten kön- nen, wenn sie reif geernetet wurden, können Bestandteil einer Außenseiterkostform und auch einer gesunden, präventiven Ernährungsweise oder diätetischer Therapie sein. 70 % der Käu- fer in Reformhäusern oder Bioländen geben als Kaufgrund die Hinwendung zur gesünderen Ernährung an. Viele Kunden müssen sich nach diätetischen Grundsätzen versorgen.

Optimale Nährstoffrelation (nach] präventivmedizinischen Gesichtspunkten und praktisch orientiert (Cave: Umsetzbarkeit)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grundsätze und Bewertung der Vollwert-Ernährung Grundsätze der Vollwert-Ernährung

1. Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel (überwiegend lacto-vegetabile Ernährungsweise)
2. Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel Reichlicher Verzehr unterhitzer Frischkost (50 % der Nahrungsmenge)
3. Zubereitung genussvoller Speisen aus frischen Lebensmitteln, schonend mit wenig Fett
4. Vermeidung von Zusatzstoffen
5. Vermeidung von Nahrungsmitteln aus bestimmten Technologien (beispielsweise Gen- technik, Food Design oder Bestrahlung)
6. Möglichst ausschließliche Verwendung von Erzeugnissen aus anerkannt ökologischer Landwirtschaft (nach den Rahmenrichtlinien der AGÖL oder IFOAM)
7. Bevorzugung von Erzeugnissen aus regionaler Herkunft und entsprechender Jahreszeit
8. Bevorzugung unverpackter oder umweltschonend verpackter Lebensmitteln
9. Vermeidung oder Verminderung der allgemeinen Schadstoffaufnahme durch Verwendung umweltverträglicher Produkte und Technologien
10. Verminderung von Veredlungsverlusten durch geringeren Verzehr tierischer Lebensmittel
11. Bevorzugung landwirschaftlicher Erzeugnisse, die unter sozialverträglichen Bedingungen erzeugt, verarbeitet und vermarktet werden (u. a. fairer Handel mit Entwicklungsländern)

Die Bevorzugung einer lactovegetabilen Kost ist aus präventivmediziner Sicht sinnvoll, so- fern tierische Nahrungsmittel wie Fisch (Jod, Omega-3-Fettsäuren), Fleisch (Eisen, Zink ...) und Eier nicht völlig ausgeschlossen werden und der Bedarf an allen Nähr- und Wirkstoffen gedeckt wird. Der Verzehr von gering verarbeiteten Lebensmitteln und zu einem großen Teil unerhitzter kann Risiken mit sich bringen. Die Hinweise zur Zubereitung sind notwendig und sinnvoll. Zusatzstoffe haben die Bevölkerung vor der Gefahr von Lebensmittelvergiftung durch den Verzehr von verdorbenen Speisen weitgehend bewahrt. Zusatzstoffe unterliegen der Zusatzstoffzulassungsverordnung und sind prinzipiell nicht gesundheitsschädlich. Pseu- doallergische Reaktionen gegen Zusatzstoffe (insbesondere Farbstoffe) sind äußerst selten. Technologien wie beschrieben sind mit Ausnahme der Gentechnik überflüssig. Gentechnik könnte, richtig eingesetzt, die Welternährungsproblematik lösen und Allergien leichter thera- pierbar machen (beispielsweise gentechnische Veränderung von Weizen und Erlangung von glutenfreiem Weizen für Patienten mit glutensensitiver Enteropathie (Zöliakie/Sprue). Leider stehen nicht für große Teile der Bevölkerung ausreichend Lebensmittel aus anerkannt ökolo- gischem Landbau zur Verfügung. Lebensmittel sollten prinzipiell aus regionaler Erzeugung stammen und entsprechend der Jahreszeit verzehrt werden. Die Punkte 8 bis 11 sind sinnvoll und sollten zu den Grundlagen nicht nur der Vollwert-Ernährung gehören.

Kritikpunkte an „naturbelassenen Lebensmitteln“ - Ist kaltgepresstes Öl besser als Heissgepresstes ? - Schadstoff Zucker ? Essen wir zu salzig ? Salz der weiße Tod ?

1. Naturbelassene Nahrungsmittel

Für den Verbraucher ist es oft schwer zu unterscheiden, ob ein Nahrungsmittel besonders gut ist oder herkömmlich produziert wurde. Markenzeichen wie Demeter (T: 06155-84690), Bio- land (T: 07161-910120), Biokreis e.V. (T: 0851-32333), ANOG (T: 0228-461262), Naturland (T: 089-8545071), ECO Vin (T: 06133-1640), Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (als übergeordnete Organisation, Brandschneise 1, 64295 Darmstadt, T: 06155-2081, F: 06155-2083, AGOEL@t-online.de), Ökosiegel (T: 05151-959699), Biopark (T: 038738- 70309) und Biokreis Ostbayern bürgen für hohe Qualität und kontrollierten Anbau nach festgelegten Kriterien. Auch Lebensmittel mit dem Neuformzeichen, wie sie ausschließlich Reformhäuser anbieten, haben besondere Qualitätsmerkmale. Empfehlung: Es stehen nicht ausreichend „ naturbelassene “ Lebensmittel zur Verfügung. Sie können - müssen aber nicht - gesundheitliche Vorteile und geschmackliche Vorteile haben.

2. Kaltgepresste Öle

Kaltgepresse Öle beispielsweise können vermehrt Schadstoffe enthalten, wenig erhitzbar sein und im Vergleich zu Warmpressungen keine oder nur wenig Vorteile aufweisen. Empfeh-lung: Kaltgepresste Öle können aus geschmacklichen Gründen empfohlen werden - gesund heitliche Vorteile haben sie kaum.

3. Saccharose

Saccharose als Süßungsmittel ist Rohrzucker, Honig, Dicksäften oder Sirup kaum unterlegen. Saccharose kann vor dem Hintergrund der ernährungsmedizinischen Forschung keinesfalls als Vitamin- oder Mineralstoffräuber bezeichnet werden. Trotzdem ist ein Konsum von 100 Gramm täglich, wie er in Deutschland laut Ernährungsbericht von 1996 üblich ist, der Ge- sundheit kaum zuträglich. Die von der Food and Drug Administration durchgeführte Evalua- tion von gesundheitlichen Effekten von zuckerhalten Süßungsmitteln ergab, dass diese ledig- lich die Kariesgefahr erhöhen. Gleichzeitig ist hervorhebenswert, dass nahezu alle Süßigkei- ten auch Fettigkeiten sind, die die Adipositaswahrscheinlichkeit erhöhen.

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen
Untertitel
Alternative Kostformen, Fasten, Heilfasten, Trennkost - kritisch betrachtet
Autor
Jahr
2011
Seiten
12
Katalognummer
V166796
ISBN (eBook)
9783640831302
ISBN (Buch)
9783640830985
Dateigröße
696 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fasten, Alternative Kostformen, Heilfasten, Trennkost, Zucker, Sven-David Müller, Diätberatung
Arbeit zitieren
M.Sc. Sven-David Müller (Autor:in), 2011, Alternative Ernährungsformen und Außenseiterdiätkostformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166796

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