Auf den Spuren des Apostels Thomas in Indien

Texte, Traditionen und Perspektiven für den Religionsunterricht in der Grundschule


Examensarbeit, 2010

111 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Patristische Texte
1.1 Origenes und das Gebiet Parthien
1.2 Die Thomasakten
1.2.1 Der Inhalt
1.2.2 Pädagogische und theologische Absichten
1.2.3 Historische Elemente
1.3 Pantänus in Indien
1.3.1 Indien versus Äthiopien
1.3.2 Bartholomäus und Mar Thoma
1.3.3 Das Matthäus-Evangelium vor 70 n. Chr
1.3.4 Bewertung des Berichts über Pantänus in Indien
1.4 Hieronymus, die Thomastradition und das Calamina-Rätsel
1.4.1 Das Traditionswissen der patristischen Texte außerhalb Indiens
1.4.2 Das Calamina-Rätsel
1.5 Schlussfolgerungen zu den patristischen Texten

2 Südindische Traditionen
2.1 Kerala im 1. Jahrhundert n. Chr
2.1.1 Die Voraussetzungen Keralas als Nährboden für eine christliche Mission
2.2 Traditionen an der Ostküste - das Grab des Apostels
2.2.1 Die Traditionen des Pilgerortes und seine Zeugen
2.2.2 Das Grab des Thomas
2.3 Traditionen an der Westküste
2.3.1 Die sieben Kirchen apostolischer Gründung
I Palayur
II Kodungallur - Muziris
III Paravur
IV Niranam
V Malayattur
VI Bewertung der Orte
2.4 Die Balladen
2.4.1 Das Margam-Kali-Pattu
I Der Inhalt
II Parallelen und Unterschiede zu den Thomasakten
III Exkurs Nordisten – Südisten
2.4.2 Das Rambanpattu
I Parallelen und Unterschiede zum Margam-Kali-Pattu und den Thomasakten
2.4.3 Bewertungen der Balladen
2.5 Die Reisewege des Apostels Thomas
2.6 Das Thomaskreuz – Symbol der Thomaschristen

3 Umsetzungsmöglichkeiten für die Grundschule
3.1 Filme in der Grundschule
3.2 Pädagogisches Konzept des Filmes
3.3 Voraussetzungen, Kompetenzen und Inhalte des Bildungsplanes
3.4 Aufbau des Filmes
3.4.1 Kapitel
3.4.2 Kapitel
3.4.3 Kapitel
3.3.4 Kapitel
3.3.5 Kapitel
3.3.6 Kapitel
3.3.7 Kapitel
3.3.8 Kapitel
3.3.9 Kapitel

4 Abschließende Bemerkungen

Literaturverzeichnis

Anhang

Einleitung

Schließlich erinnern wir noch daran, dass einer alten Überlieferung zufolge Thomas zuerst Syrien und Persien evangelisierte, dann bis in das westliche Indien vordrang, von wo aus das Christentum schließlich auch Südindien erreichte1 (Benedikt XVI. 2006, übersetzt nach Nedungatt 2006, o.S.).

Während der Generalaudienz am 27.9.2006 sprach Papst Benedikt XVI. über den Apostel Thomas und brachte dessen traditionsgemäße Mission in Indien zum Ausdruck. Dies bewirkte einen großen Protest in den Reihen der Thomaschristen, die ihren Ursprung auf eine südindische Mission des Apostels Thomas zurückführen, den zunächst ungläubigen Jünger, der erst durch das eigene Erleben des auferstandenen Jesus und die Berührung seiner Wundmale gläubig wurde und bekannte: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20, 282). Er soll laut südindischer Traditionen 52 n. Chr. in dem heutigen Bundesstaat Kerala gelandet sein und den christlichen Glauben in Südindien verbreitet haben. Papst Benedikt XVI. hatte jedoch von einer Ausbreitung des Christentums nach Westindien gesprochen und nicht von einer südindischen Mission des Apostels Thomas. Dies wurde dahingehend interpretiert, dass er Thomas als Apostel Südindiens negierte. Außerdem wurde Thomas Verortung durch Benedikt XVI. in Westindien als das heutige Pakistan angenommen und Benedikt XVI. unterstellt, er würde die von seinen Vorgängern, wie z. B. Papst Johannes Paul II., angenommene, südindische Tradition der Thomaschristen ablehnen (vgl. ebd.). An den Protestreaktionen wird deutlich, wie sensibel dieses Thema für die Thomaschristen ist. Zwei Monate später wurde der Text auf der offiziellen Webseite des Vatikans dahingehend geändert, dass nicht mehr das Christentum, sondern „er [Thomas] schließlich auch Südindien erreichte“ (Benedikt XVI. 2006, o.S.).

Die heftigen Reaktionen auf die Aussagen Benedikt XVI. erklären sich durch die kontroversen Diskussionen bezüglich einer apostolischen Gründung der Thomaschristengemeinden in Indien, die zum Teil als gesichert angenommen, für möglich gehalten oder komplett negiert wird3. Viele indische Wissenschaftler versuchen, die für Thomaschristen feststehende Glaubenswahrheit, zu beweisen (z.B. Vadekkara 2007). Sie argumentieren häufig über die einzigartige, beständige und einheitliche Tradition, können damit jedoch vor allem in Europa nicht überzeugen (vgl. Nedungatt 2008, S. xii). Demgegenüber gibt es in Europa sehr unterschiedliche Meinungen, einige europäische Wissenschaftler negieren eine apostolische Gründung aufgrund der schlechten Quellenlage oder weil sie die indischen Überlieferungen allein auf die Thomasakten zurückführen (z. B. Garbe 1914;|‚ Diele 1964;|‚ Baus 2000;|‚ Stein 2002). Andere halten eine apostolische Gründung für möglich oder sind davon überzeugt (z. B. Väth 1925;|‚ Podipara 1966;|‚ Waldmann 1997;|‚ Schnabel 2002). In dieser Arbeit sollen die genannten Positionen nicht Hauptgegenstand sein, jedoch sind sie Hintergrund der Ausarbeitung und waren hilfreich für die Auswahl der dargestellten Probleme.

Diese Arbeit prüft historisch-kritisch, welche Anhaltspunkte für eine südindische Mission des Apostels Thomas sprechen. Es soll gezeigt werden, dass es viele einzelne Hinweise gibt, die, im Zusammenhang gesehen, eine Anwesenheit des Apostels Thomas in Indien nahe legen. Außerdem wird verdeutlicht, dass es viele ungeklärte Hinweise gibt, die in Zukunft näher erforscht werden sollten und somit eine Dringlichkeitsanfrage an die theologische Wissenschaft stellen. Die ersten beiden Teile dieser Arbeit geben einen Überblick über die Quellenlage und untersuchen Aspekte, die in Bezug auf eine mögliche Mission des Thomas in Indien eine Rolle spielen und auf einen historischen Kern der Thomasüberlieferungen hinweisen könnten. Dabei werden zuerst Texte und anschließend südindische Traditionen untersucht. Innerhalb der Texte wird eine Auswahl dargestellt, die beispielhaft auf typische Probleme dieser Thematik hinweist. Die Texte sind, bis auf die Thomasakten, patristische Texte, die im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Außerdem werden die Thomasakten näher betrachtet. Sie wurden in die patristischen Texte eingereiht, obwohl sie eine apokryphe Schrift sind. Sie lassen sich im Rahmen dieser Arbeit, deren Fokus auf der Untersuchung von Anhaltspunkten für eine Mission des Thomas in Indien liegt, systematisch den übrigen patristischen Texten zuordnen: Sie waren im Römischen Reich ab dem Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. bekannt und stellen, wie die patristischen Texte, Literatur dar, die sich im Einzugsbereich der Kirche in den ersten Jahrhunderten n. Chr. erschließen ließ. Sie wurden dementsprechend im 6. Jahrhundert n. Chr. in dem Decretum Gelasianum als apokryph verurteilt (vgl. Schneemelcher 1990, S.31).

Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit den südindischen Traditionen, die von den Thomaschristen überliefert sind. Sie haben im Leben der Thomaschristen einen zentralen Stellenwert. Die Untersuchungen der Traditionen der Thomaschristen erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Thomaschristen indissh in ihrer Kultur, shristlish im Glauben und orientalissh im Gottesdienst sind4. Die indische Kultur durchdringt ihr Leben und schlägt sich in zahlreichen, spezifisch indischen Bräuchen nieder, die sich religionsübergreifend auch bei Angehörigen anderer Religionen wiederfinden. Christlich sind die Thomaschristen im eigentlichen Sinn, da sie an Jesus Christus, den Erlöser glauben. Die orientalische Prägung des Gottesdienstes erklärt sich durch den ostsyrischen Einfluss, unter dem alle gottesdienstlichen Vollzüge vom 4. bis 16. Jahrhundert n. Chr. standen (vgl. Podipara 1966, S.71-78). Vor diesem Hintergrund werden die Überlieferungen der Westküste und der Ostküste dargestellt und auf mögliche historische Anhaltspunkte untersucht, die eine Anwesenheit des Thomas nahe legen könnten. Dabei wird stets versucht, die in der Literatur angeführten Beweise und die der Autorin vor Ort vermittelten Hinweise kritisch zu prüfen. Als Bestandteil der südindischen Überlieferungen werden außerdem noch zwei Balladen in den Blick genommen, die von der Mission des Thomas in Indien erzählen.

Sie werden inhaltlich zusammengefasst und mit den Thomasakten verglichen, um mögliche Zusammenhänge zwischen beiden herzustellen. Im Weiteren werden verschiedene Theorien zu möglichen Reisewegen des Thomas dargestellt und das Thomaskreuz als Symbol der Thomaschristen untersucht.

Im letzten Teil der Arbeit wird mit Hilfe eines Filmes ein Vorschlag zur Umsetzung des Themas in einer vierten Grundschulklasse gemacht. Im Zusammenhang mit einer Reise durch Südindien, auf der die Autorin auf den Spuren des Apostels Thomas unterwegs war und die wichtigsten Orte der Thomaschristen besuchte, entstanden Videoaufnahmen, die für den kurzen Lehrfilm verwendet wurden. Der Film ist der Hauptteil der didaktischen Auswertung und wird im schriftlichen Teil der Arbeit durch eine methodisch-didaktische Analyse gestützt. Dabei wird die Verwendung von Filmen in der Grundschule didaktisch fundiert und das pädagogische Konzept des entstandenen Filmes dargelegt. Weiterhin erfolgen eine Einordnung in den Bildungsplan und anschließend didaktische Begründungen zu den einzelnen Filmkapiteln. Dabei werden methodische Vorschläge zur Verwendung und Umsetzung dieser Abschnitte in der Grundschule gemacht.

1 Patristische Texte

Im Folgenden werden patristische Texte untersucht, die den Apostel Tho- mas erwähnen. Insgesamt gibt es eine große Anzahl solcher Texte, hier soll nur ein Einblick in einige dieser gegeben werden5. Die patristischen Texte, die Thomas erwähnen, verfolgen entweder homiletische, dichterische oder historische Absichten. Für die hier vorgestellten Texte wurden solche ausgewählt, die einen historischen Anspruch haben (vgl. Nedungatt 2008, S.213-215). Anhand der Auswahl soll untersucht werden, ob und welche Ansatzpunkte es bezüglich einer Historizität des Apostels Thomas in Indien innerhalb patristischer Texte gibt. Außerdem werden typische Probleme und Unklarheiten bezüglich der historischen Nachweisbarkeit der Mission des Apostels Thomas in Indien deutlich gemacht. Diese Unklarheiten tauchen immer auch in anderen Texten auf, beispielhaft sollen sie anhand der Auswahl vorgestellt werden. Es werden Texte von Origenes, Eusebius von Caesarea, Hieronymus und die Thomasakten betrachtet. Anhand des Textes des Origenes erfolgt eine Auseinandersetzung mit verschiedenen geographischen und dynastischen Gebieten, die zu unterschiedlichen Zeiten als Parthien bezeichnet wurden. Diese werden, wenn möglich, in einen Zusammenhang mit Indien gestellt. Danach werden die Thomasakten entstehungsgeschichtlich eingeordnet, inhaltlich zusammengefasst und ihre theologische und pädagogische Absicht wird herausgestellt. Weiterhin werden die in den Akten enthaltenen historischen Elemente herausgearbeitet und untersucht, inwieweit diese historische Zugänge für eine indische Mission des Thomas bieten. Anschließend wird anhand zweier Berichte von Eusebius von Caesarea und Hieronymus über Pantänus in Indien die mögliche Verwechslung Indiens mit Arabien bzw. Äthiopien thematisiert. Außerdem wird die Erwähnung des Bartholomäus als Apostel Indiens problematisiert und die Möglichkeit eines hebräischen Matthäusevangeliums untersucht. Im Anschluss wird anhand eines weiteren Textes des Hieronymus der Frage nachgegangen, inwiefern es ein außerhalb Indiens vorliegendes Traditionswissen über eine indische Mission des Thomas gegeben haben könnte. Dafür werden die Thomasakten und andere patristische Texte herangezogen. Mit Hilfe dieses Textes wird das Problem der Verortung der Stadt Calamina als Missionsort des Apostels erörtert. Abschließend wird versucht, die patristischen Texte als Zeugen einer indischen Mission des Thomas zu bewerten.

1.1 1 Origenes und das Cebiet Parthien

Origenes erwähnt in seinem Genesis-Kommentar den Apostel Thomas in Bezug auf Parthien. Da das Original nicht mehr erhalten ist, stammt der vorliegende Text aus einer Übersetzung der Kirchengeschichte des Euse- bius von Caesarea, der Origenes zitiert:

So war die Lage der Juden. Die heiligen Apostel und Jünger unseres Erlö- sers aber hatten sich über die ganze Erde zerstreut. Nach der Überliefe- rung hatte Thomas Parthien (als Wirkungskreis) erhalten, Andreas Scythien, Johannes Asien, wo er nach längerem Aufenthalt in Ephesus starb. Petrus hatte offenbar im Pontus, in Galatien, Bithynien, Kappadozien und Asien den Diasporajuden gepredigt;|‚ schließlich kam er auch noch nach Rom und wurde seinem Wunsche entsprechend mit dem Kopfe nach unten gekreuzigt. Was soll ich von Paulus sagen, der „von Jerusalem bis Illyrien das Evangelium Christi verkündet hatte“ und später in Rom unter Nero gemartert wurde? So berichtet wörtlich Origenes im dritten Buche seiner Erklärungen zur Genesis (Eusebius von Caesarea: HE III, I, I).

Origenes berichtet von einer Tradition, nach der Thomas Parthien als Missionsgebiet erhalten hatte. Näheres über die Mission des Thomas weiß er anscheinend nicht, er berichtet nur von Johannes, Petrus und Paulus ausgiebiger. Der Genesis-Kommentar wird auf das Jahr 224 n. Chr. datiert und ist damit das älteste Dokument, das es bezüglich der Mission des Thomas gibt. Origenes schrieb es, bevor er Alexandria verließ und nach Caesarea zog. Die Tradition, auf die er sich beruft, könnte demnach eine alexandrinische sein. Anscheinend gab es schon Anfang des 3. Jahrhundert n. Chr. in Alexandria Traditionswissen über die Mission des Thomas (vgl. Nedungatt 2008, S.184). Dieses in den patristischen Texten vorliegende Traditionswissen wird unter 1.4.1 genauer untersucht. Hier soll zunächst nur eine Betrachtung des Gebietes Parthien im Zusammenhang mit Indien erfolgen. Dabei werden drei unterschiedliche Konnotationen Parthiens und die namentliche Austauschung mit Indien aufgezeigt.

Etymologisch kommt Parthien von dem persischen Wort Parthava, aus dem Persien und Parthien im Deutschen wurde. Parthien ist das Land der Parther oder Perser, einem Volksstamm. Die Bezeichnung wurde im Laufe der Zeit verschiedenen geographischen Gebieten zugeordnet und gehörte zu verschiedenen Reichen. Einerseits war Parthien der Name einer Landschaft südöstlich des Kaspischen Meeres, etwa der heutigen irani- schen Provinz Khorasan entsprechend (Abb. 1a/1b). Ab dem 6. Jahrhun- dert v. Chr. war die Landschaft Teil des Persischen Reiches. Auch unter Alexander dem Großen, der ab 330 begann, Persien zu beherrschen, hieß die Landschaft so. Nach dessen Tod 323 v. Chr. wurde Parthien Teil des Seleukidenreiches, dass wiederum größtenteils 141 v. Chr. an die Parther fiel. Deren Reich selber wurde dann als Parthien bezeichnet und umfasste nicht nur die Landschaft Parthien, sondern reichte bis an den Indus (Abb. 2). Weiterhin gab es auch noch ein Gebiet im Nordosten Indiens, das zeitweise als Parthien bezeichnet wurde. 19 n. Chr. gründete Gondophares das heute als Indo-Parthisches Königreich bezeichnete Reich (Abb. 3). Dieses Reich wurde in den ersten Jahrhunderten n. Chr. entweder als Parthien oder als Indien bezeichnet. Es umfasste das heutige Afghanistan, Pakistan und den Punjab. Der Begriff Parthien wurde also auf drei unterschiedliche Weisen konnotiert: Er bezeichnete eine Landschaft im heutigen Nordiran, unter den Parthern das gesamte Partherreich und unter Gondophares gab es ein Parthien, gelegen im heutigen Nordwesten Indiens, das teilweise auch als Indien bezeichnet wurde (vgl. Nedungatt 2008, S.114-118). Moraes weist in diesem Zusammenhang außerdem darauf hin, dass Indien ein geographisches Gebiet bezeichnete, während Parthien als dynastische Bezeichnung verwendet wurde (vgl. Moraes 1964, S.8). Dies zeigt, dass es eine eindeutige Bezeichnung Parthiens über Jahrhunderte hinweg nicht gab, beziehungsweise sich diese immer wieder veränderte. Gleichzeitig wurden Parthien und Indien im Fall des Indo-Parthischen Reiches synonym gebraucht (vgl. Nedungatt 2008, S.116;|‚ Tubach 2002, S.73f.).

Schreibt Origenes von Thomas, dass dieser Parthien als Missionsgebiet erhielt, weist dies eventuell auf die Dynastie Parthien unter Gondophares hin. Die Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass kaum etwas darüber bekannt ist, inwiefern das Reich des Gondophares im Westen überhaupt bekannt war. Die Rekonstruktion dieses Reiches erfolgte anhand von Münzfunden in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts und der Apollonios-Vita Philostrats (vgl. Tubach 2002, S.74-80). Außerdem waren die Parther als ständige Rivalen des Römischen Reiches wohl weitaus bekannter. Schnabel jedoch ordnet dem von Origenes genannten Parthien das Indo- Parthische Reich zu. Er bezieht sich dabei auf die Thomasakten, die Thomas in Indien bei dem historischen König Gondophares verorten (siehe auch 1.2). Da das Indo-Parthische Reich sowohl ehemalige Teile des Partherreiches als auch Nordindiens umfasste, sieht Schnabel die Aussagen des Origenes nicht im Widerspruch zu den Thomasakten und anderen patristischen Zeugen, die Thomas in Indien verorten (vgl. Schnabel 2002, S.858). Zwar wurde Parthien und Indien im Fall des Indo- Parthischen Reiches synonym gebraucht, allerdings geht die Bedeutung des Wortes Parthien über diese geographische Bezeichnung hinaus und kann auch anders zugeordnet werden. Trotzdem weisen, wie unter 1.2.3 gezeigt werden wird, die Parallelen zwischen den historischen Elementen in den Thomasakten und dem Indo-Parthischen Reich auf eine Verortung in diesem hin.

1.2 2 Die Thomasakten

Die Thomasakten sind in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. in Edessa (Mesopotamien) entstanden und Teil einer Sammlung apokrypher Apostelakten der Manichäer, von denen erstmals Ende des 4. Jahrhundert

n. Chr. von Filastrius von Brescia berichtet wird6. Nur die Thomasakten sind bis heute vollständig erhalten. Der syrische Originaltext ist nicht erhalten geblieben. Die verschiedenen griechischen und späteren syrischen Rückübersetzungen dokumentieren eine verwickelte Textgeschichte und -gestaltung, die den „religiösen Entwicklungen im syrischen Raum und außerhalb seiner angepasst wurden“ (Drijvers 1989, S.290). Die Akten wurden von Manichäern, enkratischen Sekten und Orthodoxen gelesen, wie spätere armenische, koptische, äthiopische, arabische und lateinische Fassungen zeigen (vgl. Drijvers 1989, S.290/291). Im Folgenden sollen der Inhalt, pädagogische und theologische Absichten und historische Elemente der Thomasakten dargestellt werden.

1.2.1 Der Inhalt

Inhaltlich geht es in den Akten um Thomas Wirken in Indien. Der Text be- steht aus zwei Erzählblöcken. Im ersten Teil wird von Thomas Anreise und seinem Aufenthalt in König Gundafors Reich berichtet, der zweite Teil er- zählt von Thomas Wirken am Hofe des Königs Mazdai und dem Märtyrer- tod des Thomas (vgl. Drijvers 1989, S.303-367). Die Akten beginnen mit dem Auslosen der Missionsländer unter den Aposteln. Auf Thomas fällt das Los, nach Indien zu reisen. Er weigert sich und wird am nächsten Tag von Jesus an den indischen Kaufmann Abban verkauft, der auf der Suche nach einem Zimmermann für seinen König Gundafor ist. Thomas reist mit ihm nach Indien, wobei sie einen Zwischenhalt in Andrapolis machen, wo Thomas an einer königlichen Hochzeit teilnimmt. Er wird von einem Mundschenk geschlagen, der anschließend von einem Löwen getötet wird. Dies wird als göttliches Zeichen gedeutet, so dass Thomas die Königtochter heiraten soll. Er verweigert dies und offenbart seine enkratische Botschaft. Nach der Weiterreise und Ankunft am indischen Hof wird er von König Gundafor aufgefordert, ihm einen königlichen Palast zu bauen. Er verteilt das Geld dafür an Arme und Bedürftige und offenbart Gundafor schließlich, dass dieser seinen Palast erst nach dem Tod besichtigen könne. Dessen Bruder Gad stirbt aus Gram über diesen Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes. Hg. v. Wilhelm Schneemelcher/Edgar Hennecke. 5. Aufl. Tübingen: J. C. B. Mohr, S.303-367.

Betrug, sieht im Himmel jedoch den Palast und kehrt auf die Erde zurück, um seinem Bruder den Palast abzukaufen. Die Geschichte endet mit der Taufe der beiden königlichen Brüder. Thomas reist anschließend weiter durch Indien und verbreitet überall seine enkratische Botschaft. Er vollbringt Wundertaten, Heilungen und bekehrt viele Menschen, vor allem Frauen. Nach einer Reise durch „ganz Indien“, verlässt er das Königreich Gundafors und kommt er an den Hof des Königs Mazdai (Drijvers 1989, S.328). Er bekehrt die Frau eines Verwandten Mazdais und auch dessen eigene Frau. Aus Widerwillen dagegen lässt Mazdai Thomas auf einem Berg außerhalb der Stadt von vier Lanzen durchbohren. Der Leichnam wird in einem königlichen Grab bestattet und später heimlich in den Westen überführt (vgl. Drijvers 1989, S.303-367). In die Erzählung wurden später das Hochzeits- und das Perlenlied eingeflochten. Das Perlenlied wurde ausgiebig untersucht und unterschiedlich eingeordnet und bewertet. Auf beide Lieder soll hier nicht weiter eingegangen werden, da sie für das behandelte Thema keinen Erkenntnisgewinn bringen.

1.2.2 Pädagogische und theologische Absichten

Die Thomasakten sind eine „religiöse[r] Unterhaltungsliteratur mit didakti- scher Tendenz“ (Tubach 2002, S.51). Es finden sich Parallelen zum anti- ken Roman, wobei die Akten keine volkstümliche Literatur sind, sondern durch eine biblische Typologie und Symbolik Vorwissen verlangen und damit ein gelehrtes Milieu ansprechen. Im Mittelpunkt steht die soterologi- sche Botschaft, wobei es darum geht, die eigene Erlösung selbst zu vollziehen, indem die Wahrheit des ewigen Lebens anerkannt wird und der Geschlechtlichkeit abgesagt wird. Der enkratischen Botschaft kommt eine zentrale Stellung zu, sie wiederholt sich sehr oft. Von einem Erlöser im eigentlichen soterologischen Sinne ist nicht die Rede, Sünde oder Gnade tauchen nicht auf und auch von der Auferstehung und Himmelfahrt ist keine Rede. Vielmehr ist jeder Mensch fähig, seine Erlösung selbst zu vollziehen, indem er die Wahrheit anerkennt und enkratisch lebt. Gleichzeitig sind die Thomasakten keine gnostische Schrift, es wird nicht von einem bösen Schöpfer und damit von einer grundsätzlich schlechten Materie ausgegangen, sondern von einem guten Urzustand des Men- schen nahe bei Gott und von der Freiheit des Menschen als Grund von Gutem und Bösem. Von der Freiheit des Menschen wird ein Dualismus entwickelt, in dem sich der Mensch entweder für das Böse, Krankheit, Tod und (sexuelle) Versuchung entscheidet oder für die Erkenntnis von Wahrheit und einer Absage an die Sexualität. Thomas wird in den Akten als irdischer Zwillingsbruder Jesu dargestellt, dessen Antlitz er in wichti- gen Szenen annimmt, Gestalt und Name beider werden austauschbar. Der Erlöser kann durch seine Worten und Taten den Urzustand der Menschen wiederherstellen und ihnen so den Weg zu ihm bahnen (vgl. Tubach 2002, S.49-54;|‚ Drijvers 1989, S.293-301). Die pädagogischen Absichten bestehen, den theologischen entsprechend, darin, die Leser zu dem von Thomas gezeichneten Lebensweg zu motivieren und sich für den Weg der Wahrheit und eine enkratische Lebensweise zu entscheiden.

1.2.3 Historische Elemente

Durch Münzfunde ist die Existenz des Königs Gondophares im Indo- Parthischen Königreich belegt (Abb. 3). Dieser wurde als der Gundafor der Akten identifiziert. Er war regierte von 19 bis mindestens 46 n. Chr. in der Hauptstadt Taxila (vgl. Tubach 2002, S.73f.). Schnabel datiert seinen Tod auf das Jahr 55 n. Chr. (vgl. Schnabel 2002, S.858). Seine militärischen Unternehmungen waren erfolgreich, so dass er unter anderem das Gebiet Arachosien einnahm (Abb. 6). Dieses wurde von den Parthern als India alba - Weißes Indien bezeichnet. Da Gondophares für seine Münzprägungen auch Prakit7 verwendete, wurde er wahrscheinlich als Inderkönig von fremden Kaufleuten bezeichnet (vgl. Tubach 2002, S.73- 91).

Ein weiterer historischer Aspekt ist die Erbfolge. In den Akten stirbt Gad, der Bruder Gundafors aus Gram über den Betrug durch Thomas. Gunda- for trauert um Gad, denn „er hatte ihn sehr lieb“ (Drijvers 1989, S.312). Als Gad aus dem Himmel zurückkehrt, spricht er zu seinem Bruder: „Ich weiß, […] wenn jemand dich um die Hälfte deines Königreichs gebeten hätte, du hättest sie für mich gegeben“(ebd.). Hier wird in Referenz zu Est 5,3;|‚ 5,6 und 7,2 die brüderliche Eintracht betont, die die Erbfolge sicherte. Dies erklärt sich durch die in Godophares Reich übliche tanistry -Erbfolge. Diese erfolgte über den Neffen des Königs. Der Bruder des Königs hatte den Status des Vizekönigs, genoss viele Privilegien, er durfte unter anderem Münzen prägen lassen. Der Verfasser der Thomasakten knüpfte hier offensichtlich an die Sitten und Gebräuche der Region und Zeit des Indo- Parthischen Reiches an. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass die tanistry -Erbfolge sonst bei einigen Steppenvölkern und auch in der Anfangszeit des Partherreichs bestand, danach aber nicht mehr. Lediglich bei den Saken, die unter parthischer Oberhoheit standen und aus deren Herrschaft Gondophares heraustrat und das Indo-Parthische Reich gründete, war die tanistry-Erbfolge gängige Praxis (vgl. Tubach 2002, S.94-103). Diese Erbfolge zeigt sich auch im zweiten Teil der Akten, als Thomas am Hof des Königs Mazdai auftritt (vgl. Drijvers 1989, S.328f.). Hier wird in die Darstellung des tanistry-Motives zusätzlich ein dem edessanischen Milieu bekannter Rangtitel eingeflochten. Charis, ein naher Verwandter Mazdais, ist Vizekönig, er hat den Rang des sesundus, des zweitwichtigsten Mannes im Reich nach dem König. Dieser Rangtitel war in Edessa bekannt, da er Usus im Partherreich war. Als in den Akten Charis Frau von Thomas missioniert wird und der Geschlechtlichkeit absagt, ist die Erbfolge gefährdet, da die Ehe bisher kinderlos war. In den Akten wird Charis zwar als naher Verwandter, nicht direkt als Bruder bezeichnet, jedoch befürchtet Mazdai durch die Bekehrung Mygdonias die Gefährdung seiner Dynastie, was die tanistry-Erbfolge nahe legt. Die Verknüpfung von tanistry-Erbfolge und dem secundus-Rang zeigt, dass der Autor offensichtlich mit indo-parthischen und edessanischen Aspekten arbeitete (vgl. Tubach 2002, S.94-103).

Außerdem ist der Name Mazdai ein historischer. Es gab im Alexander- reich einen Mazaios. Er war Satrap von Babylonien und regierte bis 328 v. Chr., die Wahl dieses Namens in den Akten könnte eine Anknüpfung an edessanisches Wissen über diesen sein. Gleichzeitig wird der Name manchmal mit dem Kusan-Herrscher Vasudeva verknüpft (Abb. 4). Des- sen Name taucht auf griechischen Münzen als Basodeo oder Basdeo, aus dem der Name Mazdai entstanden sein könnte. Er starb 176 n. Chr., es wäre zeitlich möglich, dass in den Akten an Wissen über diesen Herrscher angeknüpft wird (vgl. Tubach 2002, S.98/99). Eine weitere Möglichkeit ist, dass Mazdai eine Form von Mahadeva oder Mahdeo ist. Dies ist ein Name einer südindischen Herrschaftsdynastie. Ähnlich dem Wort Caesar ist es sowohl Beiname als auch Titel vieler südindischer Herrscher der frühen Choladynastie, die vom 2. Jahrhundert v. bis zum 2. Jahrhundert n. Chr. im Südosten Indiens herrschten (Abb. 4). Diese Bestimmung würde zur Verortung des Thomasgrabes in Mylapore passen (siehe auch 2.2). Da die Chola-Dynastie mit dem Römischen Reich in regem Austausch stand, wie Funde römischer Münzen in der Gegend um Mylapore belegen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Name im Römischen Reich und darüber hinaus bekannt war (vgl. Nedungatt 2008, S.325;|‚ zu den Münzfunden: vgl. Wheeler 1971, S.143). Welcher Herrscher mit Mazdai von dem Verfasser der Akten gemeint war, lässt sich jedoch nicht sicher bestimmen.

Auch die Frauennamen Tertia und Mygdonia, die Ehefrauen Mazdais und Charis` können mit historischen Fakten verbunden werden. Tertia ist ein geläufiger lateinischer Frauenname, Mygdonia ist ein Landschaftsname der Gegend um Nisibis, die östlich von Edessa liegt (vgl. Tubach 2002, S.101). Zusätzlich finden sich in den Akten Anteile der indischen Mythologie. Charis träumt von einem Adler, der Mazdai und Charis Rebhühner und Tauben vom Tisch stiehlt. Mazdai schießt einen Pfeil auf den Vogel, der diesen trifft, ihm aber nicht schaden kann (vgl. Drijvers 1989, S.338). Dieser Traum entspricht dem Mythos des Himmelsadlers Garuda, der ausgesandt wird, das Soma, die Unsterblichkeitsspeise der Götter, zu stehlen. Er schafft es und wird von Indra, dem Götterkönig, auf der Flucht von einem Pfeil getroffen, der ihn aber nichts anhaben kann. Dieser Mythos ist Teil des Mahabharata, einem hinduistischen Epos, und in dieser Variation eine südindische Fassung (vgl. Bornkamm 1933, S.60- 62). Des Weiteren zeigt der Text Kenntnis von den Monsunwinden und verknüpft wiederum edessanische mit indischen Gegebenheiten. Als Thomas von Gundafor zum Palastbau aufgefordert wird, möchte er diesen zur Verwunderung des Königs während der Zeit des Winterregens von November bis April bauen (vgl. Drijvers 1989, S.310). Dies entsprach den Regenbedingungen Edessas, jedoch nicht denen Indiens, wo die Regenperiode in die Sommermonate fällt (vgl. Tubach 2002, S.104).

Insgesamt finden sich einige historische Elemente in den Thomasakten, die offensichtlich edessanische, indo-parthische und (süd-)indische Verhältnisse aufnehmen, um einerseits an Bekanntes aus der Heimat der Leser (Edessa) anzuknüpfen und andererseits, um an Historisches in der Ferne (Indien/Parthien) anzuknüpfen. Diese Anknüpfungspunkte im Zusammenhang mit der Figur des Thomas sprechen dafür, dass soziokulturelles Wissen über Thomas Mission in Indien in Edessa vorhan- den gewesen sein könnte. Die literarische Ausgestaltung für eine edessanische Leserschaft würde auch erklären, dass sich, außer eventu- ell dem Namen Mazdai, keine weiteren indischen Personennamen in den Akten finden. Ein Reiseweg lässt sich, im Gegensatz zu der Apostelge- schichte, jedoch nur schwer anhand der Akten konstruieren. Die Reise des Thomas wird nicht anhand von klar benannten Stationen, die er be- sucht, entwickelt. Die Ortsbestimmungen seiner Reise bleiben diffus und lassen sich nicht näher bestimmen. Insofern lassen sich wenige histori- sche Zugänge finden, die die Missionstätigkeit des Apostels Thomas eindeutig verorten lassen. Thomas könnte aufgrund des in den Akten erwähnten Königs Gondophares eine Reise nach Nordindien bzw. in das Indo-Parthische Reich unternommen haben. Eventuell reiste er von dort weiter nach Südindien, worauf die südindische Fassung der Mahabharata- Episode und der erwähnte König Mazdai hinweisen könnten. Eindeutiges lässt sich aus den Akten nicht erschließen (zu möglichen Reisewegen des Thomas siehe 2.5). Edessa als Missionsgebiet kann ausgeschlossen werden, da dort nie eine apostolische Gründung beansprucht wurde, sondern lediglich die Aufbewahrung der sterblichen Überreste des Tho- mas, die aus Indien dorthin transportiert worden sein sollen (vgl. ebd. S.103-111).

1.3 Pantänus in Indien

Eusebius von Caesarea und Hieronymus berichten von Pantänus in Indien. Dieser war selber wahrscheinlich nicht schriftstellerisch tätig, insofern stammt das erste Dokument, das von seinem Besuch in Indien berichtet, von Eusebius von Caesarea. Pantänus lebte in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., war ein stoischer Philosoph und nach seiner Konversion zum Christentum Lehrer der christlichen Katechetenschule von Alexandria. Einer seiner Schüler war Clemens von Alexandria (vgl. Nedungatt 2008, S.181).

Eusebius berichtet von ihm:

Es gab nämlich tatsächlich damals noch Wortverkündiger […], die das Verlangen hatten […], die Apostel nachzuahmen[…]. Zu ihnen gehörte Pantänus, der nach Indien gekommen sein soll, wo er, wie berichtet wird, bei einigen dortigen Bewohnern, die von Christus Kenntnis hatten, das schon vor seiner Ankunft dorthin gelangte Matthäusevangelium vorgefun- den habe. Bartholomäus, einer der Apostel, soll diesen gepredigt und ihnen die Schrift des Matthäus in hebräischer Sprache hinterlassen haben, die denn damals noch erhalten gewesen sei (Eusebius von Caesarea, HE V, X).

Außerdem berichtet knapp 100 Jahre später Hieronymus von dem glei- chen Besuch des Pantänus in Indien, er schmückt den Bericht des Euse- bius hier noch weiter aus:

Pantänus, ein Anhänger der stoischen Philosophie, wurde wegen seiner hervorragenden Gelehrsamkeit von Demetrius, dem Bischof von Alexand- rien, nach Indien gesandt, um den Brahmanen und Philosophen dieses Landes Christum zu verkünden (Hieronymus Briefe IVa, 70, 4).

Hier stellen sich gleich mehrere Fragen. Zum Einen ist unklar, was mit Indien tatsächlich gemeint ist. Zum Anderen taucht Bartholomäus und nicht Thomas als Apostel Indiens auf. Außerdem ist die Rede von einem Matthäusevangelium, das von dem Apostel Bartholomäus mitgebracht wurde. Dies kollidiert mit der von der heutigen Forschung angenommenen Entstehungszeit des Matthäusevangeliums. Im Folgenden sollen diese drei Probleme untersucht werden.

Um sich dem Problem der Verortung Indiens anzunähern, wird zunächst die Problematik der literarischen Bestimmung Indiens in Verwechslung mit und Abgrenzung zu Äthiopien anhand etymologischer und sprachlicher Faktoren untersucht. Danach werden zwei unterschiedliche Meinungen dazu vorgestellt und versucht, unter Berücksichtigung beider zu einer Einschätzung des Problems zu gelangen. Zuletzt soll dies auf den aktuellen Text bezogen werden. Um die Mission des Bartholomäus in Indien zu betrachten, werden vier verschiedene Thesen dazu vorgestellt, zwei davon verorten ihn in Indien, eine widerlegt das und die letzte These versucht, sowohl Bartholomäus als auch Thomas als Apostel Indiens erscheinen zu lassen. Unter dem Aspekt eines hebräischen Matthäusevangeliums wird die gängige Lehrmeinung unter Beachtung einer gegensätzlichen bezüglich der Urgestalt des Matthäusevangeliums vorgestellt. Anschließend wird eine Bewertung des Berichts von Pantänus in Indien versucht.

1.3.1 Indien versus Äthiopien

Zunächst soll die Frage nach dem genannten Indien geklärt werden.

Wikenhauser/Schmid vermuten, dass mit Indien hier Arabien gemeint ist (vgl. Wikenhauser/Schmid 1973, S.232). Dies gründet sich auf der An- nahme, dass Indien in der Antike äquivalent zu Orient gebraucht wurde. Unter Orient fielen Arabien und, synonym dafür gebraucht, Äthiopien und viele andere, von Griechenland aus im Osten gelegene Länder, was zu einer Verwechslung Indiens mit Arabien bzw. Äthiopien führte. Dies zeigt sich schon etymologisch an der griechischen Namensbezeichnung Äthiopiens. Äthiopien heißt auf griechisch Aı0ıouía, zusammengesetzt aus dem altgriechischen aí0aLo, aíthalo - das rußige, rußfarbene, sonnengebräunte und o†, ops - das Gesisht. Dementsprechend wurden Menschen mit dunkler Hautfarbe grundsätzlich Äthiopier genannt oder auch, wie z. B. von Vergil in Anlehnung an die Orientbestimmung Inder 8 (vgl. Nedungatt 2008, S.66). Andererseits wurde deutlich zwischen Indien und Äthiopien unterschieden: Ptolemäus verband auf einer Karte Äthiopien mit Indien über einen Landstreifen, so dass der Indische Ozean zu einem großen See wurde. Dabei platzierte er die fischessenden Äthiopier (Ichthyophages Ethiopiens) östlich des Sees (Abb. 5). Er unterscheidet hier Indien und Äthiopien klar, wobei seine Konstruktion des Sees und die geographische Platzierung der (fischessenden) Äthiopier an dessen östlichen Ufer verwirrend wirken. Baum stellt dazu fest, dass „bei Ptolemaeus […] die Begriffe ,Indien' und ,Äthiopien' daher relativ klar [sind], ganz im Gegensatz zum Mittelalter, in dem nicht immer klar ist, was mit ,Indien' gemeint ist“ (Baum 1999, S.114).

Daneben wurde teilweise auch zwischen India citerior - diesseitiges Indien und India ulterior - jenseitiges/weiter entferntes Indien unterschieden, um Äthiopien (I. citerior) und Indien (I. ulterior) auseinanderzuhalten. Doch diese Unterscheidung führte zum Teil auch zu weiteren Verwechslungen (vgl. Nedungatt 2008, S.63-70).

Die Meinungen bezüglich einer Verwechslung der beiden Länder sind geteilt. Beispielsweise zeigt Schneider in einer Untersuchung von Dokumenten vom 8. Jahrhundert v. Chr. bis 6. Jahrhundert n. Chr., dass viele Texte von der Verwechslung von Äthiopien und Indien durchdrungen sind (vgl. Schneider 2006, S.262-265). Dagegen proklamiert Nedungatt, dass in der Mehrzahl der patristischen Texte klar zwischen Indien und Äthiopien bzw. Arabien unterschieden wurde. So schreibt beispielsweise Tertullian: „Wir sind doch keine Brahmanen oder indische Gymno- sophisten9, Waldmenschen und aus dem Leben ausgeschieden!“ (Tertullian, Apologetikum 42). Dies zeugt von Wissen über die religiösen Strömungen Indiens, weshalb eine Verwechslung in diesem Fall wohl ausgeschlossen werden kann. Nedungatt gibt weitere Beispiele von Origenes, Bardesanes, Chrysostomos, Ambrosius von Mailand, Hierony- mus, Theodoret von Kyros und einigen mehr, die eine klare Unterschei- dung zwischen Äthiopien und Indien machen (vgl. Nedungatt 2008, S.75- 79). Hinzu kommt noch, dass es schon ab dem 3. Jahrhundert v. Chr., eventuell schon früher, regen Handelsaustausch zwischen dem Westen und Indien gab, zunächst durch Griechen und Araber, danach durch die Römer (siehe auch 2.1.1).

Zwar scheint es Wissen gegeben zu haben, dass Indien klar von Äthiopien unterscheidet. Dies folgt schon aus den Handelskontakten. Jedoch gab es laut Schneiders Untersuchungen Verfasser patristischer Texte, die nicht über dieses Wissen verfügten (vgl. Schneider 2006, S.262-265). Kartunnen kommt zu dem Schluss, dass die Vorstellungen von Indien in der griechischen Antike unklar waren und Indien oft mit Äthiopien verwechselt wurde. Durch den Alexanderfeldzug bis nach Indien und den regen Handelskontakt zum Römischen Reich wurden die Vorstellungen eindeutiger, so dass es seit diesem Zeitpunkt zum Teil in der Literatur eine Unterscheidung zwischen Indien und Äthiopien gab, viele Verfasser jedoch durch die frühen griechischen Vorstellungen geprägt waren und damit die beiden Länder verwechselten (vgl. Kartunnen 1998, S.966-969).

Was dies für den Bericht des Eusebius von Caesarea bedeutet, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Es könnte tatsächlich Indien gemeint sein, wie es Hieronymus in einer Konkretisierung auf die Brahmanen annahm. Gleichzeitig könnte auch Arabien bzw. Äthiopien gemeint sein, Hieronymus hätte das Land aufgrund der Bezeichnung Indien dann schlichtweg falsch zugeordnet.

1.3.2 Bartholomäus und Mar Thoma

Als weitere Unklarheit stellt sich die Erwähnung des Bartholomäus bei Eusebius von Caesarea. Es gibt Ansätze, die den Apostel Bartholomäus in Indien verorten, beispielsweise schlägt Diele vor, Bartholomäus habe in Indien, nicht Arabien bzw. Äthiopien das Evangelium verkündet. Später seien dann ostsyrische Missionare mit den Thomasakten dazugekommen und hätten den Namen Bartholomäus durch Thomas aus den Akten ersetzt. Deshalb fänden sich auch heute keine Hinweise und Überlieferungen mehr zu Bartholomäus in Indien (vgl. Diele 1963, S.62). Auch Moraes und Perumalil schlagen Bartholomäus als Apostel Indiens vor. Sie beide verorten ihn in Kalyan, in der Nähe Mumbais (vgl. Moraes 1964, S.43-45;|‚ Perumalil 1971, S. 71-101). Perumalil beruft sich dabei auf Sanskrit-Texte, die dokumentieren sollen, dass Bartholomäus um 62. n. Chr. auf Anweisung des Königs Aristakarman bei lebendigem Leib gehäu- tet und in das Meer geworfen worden sein soll (ebd.). Da König Aristakar- mans Herrschaft jedoch auf das 1. Jahrhundert v. Chr. datiert wird, ist diese These kaum haltbar (vgl. Nedungatt 2008, S.131).

Als weiterer Erklärungsversuch dient eine Verwechslung des Namens Bartholomäus mit Mar Thoma. Mar ist ein indischer Ehrentitel, der geistli- chen Autoritäten zukommt und stets vor den Namen gestellt wird. So er- gibt sich der Name Mar Thoma. Pantänus könnte auf seinem Besuch in Indien diesen ihm fremden Titel als Barthoma/ Bartholoma identifiziert ha- ben (vgl. Waldmann 1997, S.16).

Nedungatt erklärt, unter Betrachtung der genannten Thesen und noch weiterer Aspekte, die patristische Texte und Traditionen bezüglich des Bartholomäus miteinbeziehen, es könnten sowohl Bartholomäus als auch Thomas Apostel Indiens gewesen sein. Dabei beruft er sich auf Passio Sancti Bartholomei, die Bartholomäus auch als Apostel Indiens darstellt. Des Weiteren bezieht er andere patristische Zeugen mit ein, wie z. B. Gregor von Tours, der sowohl Thomas als auch Bartholomäus als Apostel Indiens proklamiert (Nedungatt 2008, S.130-134). Doch auch dies bleibt eine vage Vermutung, eine beweisträchtige Erklärung gibt es dazu bisher nicht. Für eine Klärung der Frage, ob Bartholomäus oder Thomas oder sogar beide Apostel Indiens sein könnten, sind weitere Untersuchungen notwendig.

1.3.3 Das Matthäus-Evangelium vor 70 n. Chr.

Eusebius schreibt davon, dass Pantänus ein Matthäus-Evangelium in hebräischer Schrift in Indien vorfand. Heutzutage gilt ein hebräisches Original des Matthäusevangeliums als äußerst unsicher, es wird größten- teils ein griechisches Original angenommen (vgl. Wikenhauser/Schmid 1973, S.231). Einige Wenige nehmen einen hebräischen bzw. aramäi- schen Proto-Matthäus an, aus dem, zusammen mit der Q-Quelle oder ei- nem Proto-Lukas das heutige Matthäusevangelium entstanden sein könnte (vgl. Parker 1980, S.389-413). Schnelle bemerkt dazu, dass sich „eine hebräische Urfassung von Überlieferungskomplexen des Matthäusevangeliums […] nicht nachweisen“ lasse (Schnelle 2007, S.262). Dementsprechend wird von der Mehrheit der Theologen das Matthäusevangelium auf 70-90 n. Chr. datiert (vgl. Wikenhauser/Schmid 1973, S.246). Dies würde bedeuten, dass kein Evangelist, ob Bartholo- mäus oder Thomas, der laut südindischen Traditionen 52 n. Chr. dort lan- dete (siehe auch 2.3.1), ein Matthäus-Evangelium mitgebracht haben könnte.

1.3.4 Bewertung des Berichts über Pantänus in Indien

Insgesamt ist der Bericht des Eusebius voller Unklarheiten. Wikenhauser und Schmid bemerken dazu: „Ganz problematisch ist, was Eusebius […] über Pantänus sagt […]“ (ebd. S.232). Sie identifizieren das genannte Indien als Arabien, erklären zu dem Bericht aber nichts weiter (vgl. ebd.). Ansonsten finden sich verschiedene Thesen und Erklärungsansätze, wobei Einiges vollkommen unklar bleibt, anderes plausibel, aber doch nicht endgültig nachweisbar erscheint. Das Einzige, was herausgelesen werden kann, ist, dass Pantänus im 2. Jahrhundert n. Chr. offensichtlich Christen in Indien vorgefunden hat. Doch ob diese Aussage in Anbetracht der vielen Unstimmigkeiten überhaupt stimmt, kann nicht mit Sicherheit angenommen werden. Reinbold nimmt an, dass der gesamte Bericht, obwohl meistens als historisch bewertet, auf einer Legende beruht und nicht historisch ist. Er begründet dies dadurch, dass es das genannte Matthäusevangelium nie gegeben habe, es keine anderen zeitgenössischen Berichte zur Bartholomäusmission in Indien gebe, sondern diese erst 300 Jahre später auftauchten. Außerdem formuliere Eusebius diesen Bericht betont vorsichtig, was für dessen eigene Zweifel daran spreche (vgl. Reinbold 2000 S.287/288).

Eine Verwechslung mit Arabien könnte angenommen werden, genauso wie eine korrekte Zuordnung zu Indien. Der Name Mar Thoma könnte als Bartholomäus missverstanden worden sein, es könnten aber auch Bartholomäus und Thomas als Apostel Indiens angenommen werden. Für eine Klärung bedarf es weiterer Untersuchungen dazu. Eine hebräische Fassung des Matthäusevangeliums wird meistens in der Forschung nicht angenommen, außerdem passt die Datierung der Entstehung des Evangeliums nicht zu den Traditionen, laut denen Thomas nach Indien kam. Aus dem Bericht über Pantänus in Indien können dementsprechend keine Schlussfolgerungen bezüglich einer Mission des Thomas in Indien gezogen werden. Es könnte sein, dass es schon im 2. Jahrhundert n. Chr. Christen in Indien gab, falls die geographische Zuordnung stimmt. Sicher ist dies jedoch nicht.

1.4 Hieronymus, die Thomastradition und das Calamina- Rätsel

Hieronymus schreibt im Anhang zu De viris illustribus, das zwischen 392 und 393 n. Chr. entstand, von Traditionswissen über die Mission des Apostels Thomas (vgl. Nedungatt 2008, S.196):

Der Apostel Thomas, wie es uns durch die Tradition überliefert wurde, pre- digte das Evangelium des Herrn den Parthern, den Medern, den Persern, Karmanen, Hyrcaniern, den Baktriern, den Magern. Er ruhte in der Stadt Calamina, die in Indien ist (übersetzt nach ebd.).10

Außerdem erwähnt er in einem Brief an Marcella (395/396 n. Chr.) die Apostel und ihre Missionsländer. „Danach war er [Christus] mit Thomas in Indien, mit Petrus in Rom, mit Paulus in Illyricum, mit Titus in Kreta, mit Andreas in Achaia“ (übersetzt nach Schaff 1892, o.S.).11 Anscheinend gab es zur Zeit des Hieronymus Traditionswissen über den Apostel Thomas in Indien. Außerdem wird die Stadt Calamina erwähnt, in der Thomas begraben sein soll. Im Folgenden wird die Tradition, wie sie außerhalb Indiens bestand und durch patristische Texte belegt ist, behandelt. Dafür wird die in Europa gängige Meinung dazu dargestellt, die die Traditionen unter den Einfluss der Thomasakten stellen. Unter Rückbezug auf den Origenes-Kommentar und andere patristische Texte wird diese Meinung kritisch betrachtet. Weiterhin soll die Stadt Calamina verortet werden, um sich einem möglichen Ort des Grabes des Thomas anzunähern.

1.4.1 DasTraditionswissenderpatristischenTexteaußerhalbIndiens

Das von Hieronymus genannte Traditionswissen über die Mission des Thomas scheint recht bekannt gewesen zu sein. Dies zeigt sich daran, dass er Thomas in Indien an erster Stelle und neben Petrus nennt, woraus sich schließen lässt, dass dies den Adressaten grundsätzlich bekannt war (vgl. Nedungatt 2008, S.197). Als Begründung für dieses Traditionswissen wird oft der Einfluss der Thomasakten angeführt, durch die im 5. Jahrhundert n. Chr. die Thomastradition aufgekommen sein soll (vgl. Diele 1963, S. 62;|‚ Kartunnen 1998, S.968). Zum Teil wird auch vermutet, dass alle in das späte 3. Jahrhundert n. Chr. und später datierten Texte unter dem Einfluss der Thomasakten standen (vgl. Mundadan 1970, S.12/13). Zu der These, dass die Thomastradition im 5. Jahrhundert n. Chr. aufkam, passt die Datierung der Schriften des Hieronymus auf das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. jedoch nicht, wenn man berücksichtigt, dass Hieronymus hier von Tradition spricht und damit auf einen schon länger zurückreichenden Zeitraum verweist (vgl. Rebenich 1992, S.213). Dementsprechend muss die Thomastradition schon früher aufgekommen sein, entweder unter dem Einfluss der Thomasakten oder durch andere Überlieferungen. Da von den Thomasakten erstmals Ende des 4. Jahrhundert berichtet wird, könnte der Bericht des Hieronymus unter deren Einfluss stehen (vgl. Drijvers 1989, S.290). Dagegen spricht jedoch, dass Hieronymus die Stadt Calamina erwähnt, von der in den Thomasakten keine Rede ist. Dies weist möglicherweise auf eine von den Thomasakten unabhängige Überlieferung hin. Der Auszug aus dem Genesis-Kommentar des Origenes, der Thomas in Parthien verortet, soll in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts entstanden sein, etwa zur gleichen Zeit wie die Thomasakten, was einen Einfluss der Akten auf diesen unwahrscheinlich macht und für den Einfluss durch andere Überlieferungen spricht. Die einzigen anderen Dokumente, die früheren Entstehungsdatums sind, sind die oben angeführten Texte über Pantänus in Indien, die nicht eindeutig sind und über den Apostel Thomas nichts oder nur bedingt etwas aussagen, wenn man von einer Namensverwechslung ausgeht.

Alle anderen Texte stammen aus dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. und später und verorten Thomas entweder nur in Indien oder in Indien und Parthien. Die Texte aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. kommen aus dem syrischen Raum12, so dass sie unter dem Einfluss der Thomasakten stehen könnten (vgl. Nedungatt 2008 S.186-210). Dementsprechend könnten die meisten patristischen Texte unter dem Einfluss der Thomasakten stehen, da sie in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. oder später entstanden. Der einzige eindeutige Text, der früher entstand und von einer Tradition über Thomas in Parthien berichtet und damit wahrscheinlich nicht unter diesem Einfluss stand, ist der des Origenes. Außerdem weist die von Hieronymus erwähnte Stadt Calamina unter Umständen auf eine von den Thomasakten unabhängige Tradition hin.

1.4.2 Das Calamina-Rätsel

Ein weiteres Problem wirft die Stadt Calamina auf. Nirgendwo in Indien findet sich eine Stadt dieses Namens und auch in den patristischen Texten taucht die Stadt bei Hieronymus das erste Mal unvermittelt auf. Spätere Schreiber, wie z. B. Isidor von Sevilla u.a., übernahmen dann wahrscheinlich von Hieronymus den Namen der Stadt (vgl. Nedungatt 2008, S.160). Podipara identifiziert den Namen mit Cholamandalam, der Sanskrit-Version von Coromandel, der Bezeichnung der Südostküste Indiens. Diese Küstenbezeichnung wurde als Synonym für die Stadt gebraucht (vgl. Podipara 1966 S.24/25). Podipara führt als Beweis unter anderem eine Biographie des Franz Xaviers an, in der es heißt, dass „der heilige Gottesmann Thomas in der Stadt Calamina predigen wollte, die das einheimische Volk Meilapore nennt“ (Vita S. Francisci Xaverii 1630, Lib. III. Rom, 3, 131;|‚ zit. n. ebd., S.26). Nedungatt schließt sich Podipara

[...]


1 „Thomas first evangelized Syria and Persia and then penetrated as far as western India from where Christianity reached also south India” (Benedikt XVI. 2006, übersetzt nach Nedungatt 2006, o.S.).

2 Alle in dieser Arbeit angegebenen Bibelstellen beziehen sich auf die Einheitsübersetzung.

3 Einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Positionen bietet Nedungatt (2008): Quest for the historical Thomas.Apostle of India. A re-reading of the evidence. Bangalore: Theological Publications of India. S.xi-xxxiv ;|‚3-30.

4 Dies wurde der Autorin 2009 auf ihrer Reise durch Kerala von mehreren Thomaschristen vermittelt.

5 Eine umfassende Übersicht über diese Texte findet sich in Nedungatt, George (2008): Quest for the historical Thomas, Apostle of India. A Re-reading of the Evidence. Bangalore: Theological Publications of India. S.181-226.

6 Eine Übersetzung der Thomasakten findet sich in Drijvers, Han J. W. (1989): Thomasakten. In: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. II. Band.

7 Prakit war im Gegensatz zu Sanskrit die Sprache der einfachen Bevölkerung in Indien.

8 In Referenz zum Blauen Nil schreibt Vergil: „usque coloratis amnis devexus ab Indis - Jener Strom, herfließend von dunkelfarbigen Indern (Äthiopiern)“ (Vergil, Georgica IV, 293. zitiert und übersetzt nach Nedungatt 2008, S.66) Dies ist Teil des Gedichts Georgica, was keinen historischen Anspruch hat, jedoch Vorstellungen der Welt jener Zeit enthält (vgl. Nedungatt 2008, S.66).

9 Jain-Mönche, die jeglichen materiellen Besitz ablehnen, sogar Kleidung. Sie werden ein Indien Digambaras - Luftgekleidete genannt.

10 „The Apostle Thomas, as it has been handed down to us by tradition, preached the lord`s gospel to the Parthians, the Medes, the Persians, Carmans, Hyrcanians, the Bactrians and the Magians. He slept in the city of Calamina, which is in India” (Nedungatt 2008, S.196, nach Patrologia Latina 23, 721b).

11: „So afterwards he was with Thomas in India, with Peter at Rome, with Paul in Illyricum, with Titus in Crete, with Andrew in Achaia” (Schaff 1892, o. S.).

12 z. B. die Didascalia Apostolorum, Texte von Ephräm, dem Syrer oder Cyrillonas.

Ende der Leseprobe aus 111 Seiten

Details

Titel
Auf den Spuren des Apostels Thomas in Indien
Untertitel
Texte, Traditionen und Perspektiven für den Religionsunterricht in der Grundschule
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau  (Institut für evangelische und katholische Theologie/ Religionspädagogik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
111
Katalognummer
V165400
ISBN (eBook)
9783640813827
ISBN (Buch)
9783640814039
Dateigröße
6293 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spuren, apostels, thomas, indien, texte, traditionen, perspektiven, religionsunterricht, grundschule
Arbeit zitieren
Sophie Liedtke (Autor:in), 2010, Auf den Spuren des Apostels Thomas in Indien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165400

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