Politische Bildung in der Grundschule

Ziele und Prinzipien


Hausarbeit, 2010

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


A INHALTSVERZEICHNIS

B Einleitende Worte

C Politische Bildung in der Grundschule
1. Definitionsansätze zum Politikbegriff
1.1 Unterscheidung eines engen und eines weiten Politikbegriffs
1.2 Drei Dimensionen des Politischen: Polity, Policy und Politics
1.3 Politikzyklus als Analysemodell
2. Kinder und Politik
2.1 Die Persönlichkeit des Kindes
2.1.1 Kognitives Denken
2.1.2 Emotionalität
2.1.3 Selbst- und Weltbilder
2.2 Einflussfaktoren auf politisches Lernen
2.2.1 Familie
2.2.2 Schule
2.2.3 Peers
2.2.4 Medien
3. Politikunterricht in der Grundschule
3.1 Zum allgemeinen Verständnis politischen Lernens
3.2 Didaktische Überlegungen zur Umsetzung im Sachunterricht der
Grundschule
3.2.1 Ziele und Prinzipien politischen Lernens
3.2.2 Begründung des politischen Bildungsanspruchs
3.2.3 Methoden und Medien

D Abschließende Worte

E Literaturverzeichnis

B EINLEITENDE WORTE

Politisches Lernen in der Grundschule???

Ja, nein oder vielleicht?

Mit dieser Frage sind eine Menge weiterer Fragen verbunden, die in der folgenden Arbeit diskutiert und gegebenenfalls deren Antworten reflektiert werden sollen. Was ist unter dem Politikbegriff zu verstehen? Wie vollziehen sich politische Lernprozesse? Welche Sozialisationsinstanzen spielen dabei eine Rolle? Und wie sieht eigentlich politische Bildung in der Grundschule aus?

Nach einem kurzen allgemeinen Einstieg in die Thematik „Politik“ werden Sozialisationsfaktoren vorgestellt, die das politische Lernen der Kinder beeinflussen. Anschließend wird auf den Politikunterricht in der Grundschule, der zu diskutieren gilt, eingegangen. Nachdem politisches Lernen eher allgemein betrachtet wurde, sollen Ziele und Prinzipien, die im Sachunterricht verfolgt würden, betrachtet werden. Dabei sollen sowohl die Rahmenrichtlinien mit einbezogen als auch für das politische Lernen geeignete Methoden und Medien vorgestellt werden.

C POLITISCHE BILDUNG IN DER GRUNDSCHULE

1. Definitionsansätze zum Politikbegriff

„Politik ist offenbar ein Sammelbegriff für alles das, was wir üblicherweise auf der ersten Seite der Tageszeitung […] und in den ersten Minuten der Tageschau sehen.“[1]

Von unserem Alltagsverständnis her scheint diese Aussage zu stimmen. Doch haben wirklich nur Debatten des Bundestages, eine Rede des Kanzlers oder Terror-Anschläge in anderen Ländern mit Politik zu tun?

An dieser Stelle kann festgehalten werden, dass laut der Politikwissenschaft kein einheitlicher Politikbegriff existiert; aus verschiedenen Definitionsversuchen konnte keine konstante Definition abgeleitet werden. „Politikbegriffe gehen auf unterschiedliche ideengeschichtliche Traditionen und historische Erfahrungen zurück, und sie sind von unterschiedlichem Interesse geprägt.“[2]

Zur Differenzierung, was unter dem Politikbegriff verstanden werden kann, stellt die Politikwissenschaft jedoch einige Anhaltspunkte bereit, die den umfangreichen Rahmen einzugrenzen versuchen.

1.1 Unterscheidung eines engen und eines weiten Politikbegriffs

Der „enge“ Politikbegriff umfasst alle Faktoren, die wir in unserem Alltagsverständnis als politisch bezeichnen und definiert diese als „Politik“; dabei kann es sich beispielsweise um das politische System in all seinen Einzelheiten und seinen Entscheidungsprozessen handeln.[3] Der „weitere“ Politikbegriff bezeichnet das, was immer und überall geschieht, wo Menschen ihr gesellschaftliches Leben öffentlich zu organisieren versuchen; beispielsweise durch Bürgerinitiativen oder Demonstrationen.[4]

Diese Definitionsansätze sind allerdings zu unkonkret, um daraus Schlussfolgerungen für politisches Lernen zu ziehen, da die engere Begriffsbestimmung deutlich andere Unterrichtsgegenstände vorgibt als die weitere Version. Daher hat die Politikwissenschaft weitere Erklärungsansätze herausgearbeitet, die deutlichere Aussagen bieten sollen.

1.2 Drei Dimensionen des Politischen: Polity, Policy und Politics

Aus dem angelsächsischen Bereich wurde ein Definitionsversuch übernommen, der das Feld der Politik in drei Dimensionen[5] – mit jeweils unterschiedlicher englischer Bezeichnung – trennt.

Der Begriff „polity“ beschreibt den Handlungsrahmen von Politik. Wichtige Aspekte sind an dieser Stelle verschiedene Institutionen, die Verfassung eines Staates, sowie politische Kulturen einer Gesellschaft.

Inhaltliche Dimensionen von Politik werden unter dem Begriff „policy“ zusammengefasst. Hierbei handelt es sich um politische Programme, Ziele und Aufgaben und um unterschiedliche politische Felder, wie Außen-, Sicherheits-, Gesundheits- oder Finanzpolitik. Ebenso die Wert- und Orientierungssysteme politischer Überzeugungen zählen zu diesen inhaltlichen Aspekten.

Der aktive Prozess der Politik wird als „politics“ bezeichnet. Dazu gehören beispielsweise Auseinandersetzungen und Konflikte um politische Willensbildungen oder Entscheidungen, die beispielsweise in Parlamentsdebatten, Streiks oder Demonstrationen stattfinden.

Zusammengefasst können diese Dimensionen nach Allemann (1999) als Systematik der Politik bezeichnet werden, welche institutionell, inhaltlich und prozessual bestimmt werden.

1.3 Politikzyklus als Analysemodell

Eine weitere anschauliche Möglichkeit der Begriffsbestimmung bietet das Politikzyklusmodell, welchen von den grundlegenden politischen Prozessen ausgeht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Der Politikzyklus als Analysemodell

Es beschreibt Politik als eine prinzipiell endlose Kette von Versuchen zur Bewältigung von gesellschaftlichen Gegenwarts- und Zukunftsproblemen[6]. Der Vorteil dieses Modells besteht darin, die Prozesshaftigkeit politischer Entscheidungen gut zu veranschaulichen und Politik als dynamischen Prozess zu verstehen.[7] In dem mittleren Feld ist die Wechselwirkung in der Auseinandersetzung mit einem Problem klar erkennbar. Die getroffene Entscheidung wird bewertet und es folgen bestimmte Reaktionen, die eventuell wiederum neue Probleme schaffen. Dabei wirken viele verschiedene Randbedingungen auf den Prozess der Problembewältigung und Entscheidungsfindung ein, welche in den äußeren rechteckigen Kästchen dargestellt sind.

Die soeben erläuterten Anhaltspunkte sind im Hinblick auf den Inhalt der weiteren Arbeit von großer Bedeutung, da sie das Feld „Politik“ abstecken und somit eine Abgrenzung des politischen Lernens zu anderen Formen des Lernens vornehmen. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass nicht ausschließlich von einem engeren Politikverständnis ausgegangen werden darf, da sonst „zahlreiche Lernpotentiale gerade in der Grundschule verschüttet würden.“[8]

2. Kinder und Politik

Nicht nur durch Nachrichten im Radio, Fernsehen oder Internet, sondern auch durch Gespräche mit ihren Eltern oder anderen Erwachsenen bekommen Kinder Tag für Tag bewusst oder unbewusst, gewollt oder nicht gewollt, politische Themen oder Diskussionen mit, die sie teils nicht richtig einzuordnen wissen. Andererseits eigenen sie sich oft auch in der täglichen Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen politische Kenntnisse, Einstellungen und Verhaltensmuster an. Neben diesen zum größten Teil unbewussten Lernprozessen der politischen Sozialisation kann politische Bildung auch absichtsvoll und systematisch vermittelt werden[9] – so etwa im Sachunterricht der Grundschule.

Bevor jedoch auf das politische Lernen in der Grundschule eingegangen werden soll, soll die Frage geklärt werden, ob Grundschüler aufgrund ihrer physischen und psychischen Voraussetzungen überhaupt schon in der Lage sind, ein politisches Bewusstsein zu entwickeln.

2.1 Die Persönlichkeit des Kindes

Kinder stellen früh eigenständige Persönlichkeiten dar, deren Interessen nicht nur über erwachsene Stellvertreter durchgesetzt werden sollen. Für Kinder sollen Situationen gestaltet werden, in denen sie die Chance erhalten, selbst ihre Interessen einzubringen oder durchzusetzen. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist dabei sowohl das Ergebnis als auch die grundlegende Voraussetzung für politisches Lernen.[10]

2.1.1 Kognitives Denken

Nach Piaget[11] befindet sich ein Kind im Grundschulalter zum größten Teil in der Phase der konkreten Operationen.[12] Dabei ist sein Denken weiterhin an anschaulich erfahrbare Inhalte gebunden. Es können verschiedene Merkmale eines Gegenstandes und Vorgangs gleichzeitig erfasst und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Regeln beziehen sich ab diesem Zeitpunkt auf die Relation zwischen zwei und mehr Begriffen. Das Kind kann voraus denken und sein Handeln reflektierend steuern.[13] Es ist in der Lage Umkehroperationen vorzunehmen und Dinge miteinander zu vergleichen. Ein- und Zuordnungen können vorgenommen und somit die Welt strukturiert werden. Das Kind entwickelt Vorstellungen über Vergangenes und erhält einen Sinn für Zukünftiges.[14] Nach dieser Theorie wären die Lernvoraussetzungen für ein politisches Lernen nicht in vollem Maße gegeben; andererseits werden die Thesen von Piaget heute durch den Einsatz modifizierter Untersuchungsmethoden und aufgrund der veränderten Lebensbedingungen in Frage gestellt. Auch eine Studie über das Philosophieren mit Grundschulkindern von Schneider (2003) kam zu dem Ergebnis, dass Kinder in diesem Alter keineswegs „Gefangene ihrer Denkoperationen waren“[15].

2.1.2 Emotionalität

Emotionale Intelligenz spielt eine sehr wichtige Rolle im Leben des Kindes und entwickelt sich von den ersten Lebensjahren bis in die Schulzeit hinein. Kinder können demnach ihre eigenen Gefühle wie Stolz, Schuld oder Eifersucht erkennen, kontrolliert mit diesen umgehen und sich in die Gefühle anderer Menschen hineinversetzen.[16] Goleman[17] ist in diesem Zusammenhang davon überzeugt, dass Schulerfolg weniger vom Faktenwissen als von emotionalen und sozialen Faktoren bestimmt wird.[18] Verhaltenseigenschaften, wie beispielsweise selbstsicheres und aufmerksames Auftreten, Wissen über erwartetes Verhalten, fähig zu sein zu warten, Anweisungen zu befolgen oder seine Bedürfnisse zu äußern, sind nach seiner Auffassung Elemente einer emotionalen Intelligenz.[19] Starke Gefühle können somit Lernprozesse fördern, aber auch blockieren.[20]

[...]


[1] Reeken 2007, S. 8.

[2] Massing/ Skuhr 1993, S. 242.

[3] Vgl. Reeken 2007, S. 9.

[4] Vgl. ebd., S. 9.

[5] Vgl. ebd., S. 10.

[6] Reeken 2007, S.11.

[7] Vgl. ebd., 2007, S. 10.

[8] Ebd., S. 10.

[9] Vgl. Schneider 2007, S. 5.

[10] Vgl. ebd., S. 15.

[11] Piaget unterscheidet die Stufe der sensumotorischen Intelligenz (0- 18/24 Monate), das präoperationale Stadium (18/24 Monate bis 4 Jahre), die Stufe der konkreten Operationen (7/8 bis 11/12 Jahre) und die Stufe der formalen Operationen (ab 11/12 Jahren).

[12] Vgl. Schneider 2007, S. 15.

[13] Vgl. http://www.kindergartenpaedagogik.de/1226.html

[14] Vgl. Schneider 2007, S. 15.

[15] Ebd., S. 16.

[16] Vgl. ebd., S. 17.

[17] Daniel Goleman wurde 1946 in Stockton, Kalifornien, USA geboren und ist ein amerikanischer Psychologe, der als Wissenschaftsjournalist bekannt wurde.

[18] Vgl. Schneider 2007, S. 17.

[19] Vgl. ebd., S. 17.

[20] Vgl. ebd., S. 17.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Politische Bildung in der Grundschule
Untertitel
Ziele und Prinzipien
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
18
Katalognummer
V164806
ISBN (eBook)
9783640799183
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politische Bildung, Grundschule, Politikunterricht, Politikbegriff, Politiy, Policy, Politics, Politikzyklus, Einflussfaktoren, Familie, Peers, Medien, Schule, Politisches Lernen, Ziele, Prinzipien, Methoden
Arbeit zitieren
Sabrina Spahr (Autor:in), 2010, Politische Bildung in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164806

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