Nationales Krisenmanagement im internationalen Konjunkturzusammenhang vor dem Hintergrund einer globalen Bankenmalaise

Beurteilung regulativer Maßnahmen unter Berücksichtigung des historischen Kontextes


Masterarbeit, 2010

190 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsübersicht

Vorwort

Inhaltsübersicht

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Verzeichnis der Kästen

Einleitung
1. Einführung in die Problemstellung
2. Gang der Untersuchung

Kapitel 1 Von der Finanz- zur Wirtschaftskrise
1.0 Vorwort
1. 1 Hintergrundanalyse
1.1.1 Destabilisierung durch makroökonomische Faktoren
1.1.2 Ende der Immobilienhausse als kriseninduzierender Wendepunkt
1.1.3 Zur Genesis aus mikroökonomischer Sicht
1.1.3.1 Subprime-Segmentierung
1.1.3.2 Originate-to-Distribute Modell
1.1.3.3 Asset-Valuation
1.1.3.4 Vertrauenskrise am Interbankenmarkt
1.2 Chronologie der Wirtschaftskrise
1.2.0 Etappenweiser Verlauf der Krise
1.2.1 Genese bis zum „Schwarzen Montag“ am 15.09.2008
1.2.2 Meltdown durch Lehman Brothers

Kapitel 2 Parameter der Wirtschaftspolitik
2.1 Regulatorisches Umfeld
2.2 Definition einer Rezession
2.3 Ableitung und Beurteilung von Aktionsparametern
2.3.1 Wirkung einer expansiven Fiskalpolitik
2.3.2 Wirkung einer expansiven Geldpolitik

Kapitel 3 Internationale Reaktionen auf die Finanzkrise
3.1 Konjunkturstabilisierung
3.1.1 Ausgewählte konjunkturpolitische Reaktionen
3.1.2 Zentralbankpolitische Maßnahmen
3.1.2.1 Leitzinspolitik
3.1.2.2 Qualitative Easing
3.1.2.3 Quantitative Easing
3.1.2.4 Charakteristika der EZB-Politik
3.1.3 Effektivität der ergriffenen Maßnahmen
3.2 Finanzmarktstabilisierung
3.2.1 Adaption des Beihilferecht im Lichte der Bankenkrise
3.2.1.1 Die Bankenmitteilung
3.2.1.2 Die Rekapitalisierungsmitteilung
3.2.1.3 Die Mitteilung über die Behandlung wertgeminderter Aktiva
3.2.1.4 Die Mitteilung zur Bankenumstrukturierung
3.2.1.5 Inanspruchnahme der Stabilisierungsmaßnahmen
3.2.2 Grundlegende Ansätze für ein neues Regulierungsregime
3.2.2.1 Neufassungen der EU-Banken und der -Kapitaladäquanzrichtlinie
3.2.2.2 Kodifikation neuer Rechtsbereiche
3.2.2.3 Eckpunkte einer neuen europäischen Finanzmarkaufsicht
3.3 Die Euro-Schuldenkrise am Beispiel Griechenlands
3.3.1 Ursachen der Krise
3.3.1.1 Inländische Perspektive
3.3.1.2 Mangelnde Transparenz innerhalb der EU
3.3.2 Reform- und Rettungsplan
3.3.2.1 Rettungsabkommen von EU und IWF
3.3.2.2 Griechisches Sparpaket
3.3.3 Zwischenfazit
3.4 Abschottungspolitik und Protektionismus

Kapitel 4 Maßnahmen der Bundesregierung

4.1 Finanzmarktstabilisierung mittels SoFFin
4.1.1 Überblick zum gesetzlichen Regelungskomplex
4.1.2 Beurteilung der ergriffenen Maßnahmen
4.2 Lex HRE - Das Rettungsübernahmegesetz
4.2.1 Zur Vorgeschichte
4.2.2 Gang der Verstaatlichung
4.2.2.1 Erste Inanspruchnahmen des SoFFin
4.2.2.2 Übernahme
4.2.3 Beurteilung der Staatsbeteiligung
4.3 Konjunkturstabilisierung
4.3.1 Konjunkturpaket 1
4.3.2 Konjunkturpaket II
4.3.2.1 Kredit- und Bürgschaftsprogramm
4.3.2.2 Die Umweltprämie
4.3.2.3 Das Kurzarbeitergeld
4.3.3 Wertung der Maßnahmen
4.4 Weitere Ansätze

Kapitel 5 Exemplarischer Abriss vorangegangener Finanz-Malaisen
5.1 Rückbesinnung auf die Theorien der sozialen Marktwirtschaft
5.2 Synopse ausgewählter Finanzkrisen
5.2.1 Die Japanische Falle
5.2.2 Das Schwedische Modell
5.2.3 Konklusion
5.3 Induktionen für die Gegenwart

Kapitel 6 Schlussfolgerungen
6.1 Zentrale Thesen
6.2 Konjunkturelle Perspektiven
6.2.1 Weltwirtschaftliche Aspekte
6.2.2 Inflationsrisiken
6.2.3 Deutscher Blickwinkel
6.3 Regulatorischer Ausblick
6.3.1 Allgemeine Überlegungen
6.3.2 Stressszenarios
6.3.3 Kernelemente einer reformierten Finanzordnung

Resümee

Literaturverzeichnis

Anlagenverzeichnis

Anlagen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Stand der weltweiten Wertberichtigungen nach Bloomberg per 02. November 2009

Abb. 2: Abschreibung Kreditausfälle ausgewählter Banken

Abb. 3: Entwicklung der Weltproduktion und des Welthandels

Abb. 4: Entwicklung der Arbeitslosenquoten im Verlauf der Finanzmarktkrise

Abb. 5: Leit- und Hypothekenzins 1993 - 2009

Abb. 6: All-In-One Case-Shiller Home Price Index

Abb. 7: Verkäufe bestehender Häuser und Neubauten

Abb. 8: Verschuldung privater Haushalte in % des verfügbaren Einkommens

Abb. 9: Hypotheken Cash-Outs

Abb. 10: Leistungsbilanzsalden der Länder mit dem größten Überschuss/ Defizit im Jahr 2007

Abb. 11: Leistungsbilanzüberschuss/ -defizit je Quartal und in Relation zum BIP

Abb. 12: S&P/Case-Shiller Home Price Indices Stand: 31.12.2009

Abb. 13: Zahlungsrückstände bei US-Hypothekenkrediten nach Risikogruppen

Abb. 14: Anteil Subprime-Loans am gesamten Kreditvergabevolumen im US-Hypothekenmarkt

Abb. 15: Charakteristik von Subprime-Kreditnehmern

Abb. 16: Unterschiedliche Zinssätze bei ARM sowie deren Anteil am Gesamtmarkt

Abb. 17: Struktur einer synthetischen Verbriefung

Abb. 18: Aufbau eines tranchierten MBS-Portfolios

Abb. 19: Spreads zwischen EU Geldmarktzinssätzen EURIBOR zu EUREPO

Abb. 20: Preisbereinigtes Wirtschaftswachstum in Deutschland

Abb. 21: Negatives Produktpotenzial, Bruttoinlandsprodukt und Kapazitätsauslastung ab 3/ 2008

Abb. 22: Verschiebung der AD-Funktion auf höheres Produktionsniveau AD1

Abb. 23: Crowding-out im IS-LM-Modell

Abb. 24: Reales Bruttoinlandsprodukt im internationalen Vergleich

Abb. 25: Expansive Geldpolitik im AS-AD-Modell

Abb. 26: Entwicklung der Leitzinsen im Vergleich - Eurozone/ USA

Abb. 27: Entwicklungen der Zentralbankbilanzen im Überblick

Abb. 28: Kapitalhilfen, Garantien und Wertpapierankäufe für Banken im Vergleich

Abb. 29: Finanzlage 2009 ausgewählter Staaten im internationalen Vergleich

Abb. 30: Die größten Gläubiger Griechenlands im Überblick

Abb. 31: EU-Länderratings 2010 im Vergleich und Folgen für fünfjährige CDS in Basispunkten

Abb. 32: Darstellung des Sparpakets in Relation zu anderen Kennziffern Griechenlands

Abb. 33: Prognose wesentlicher Kennzahlen der PIIGS für 2010

Abb. 34: Anti-dumping cases and growth between 2007 - 2008

Abb. 35: Struktur des SoFFin und des FMSA

Abb. 36: Finanzierung des SoFFin

Abb. 37: Das Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Finanzmärkte

Abb. 38: Bad Bank - Zweckgesellschaftsmodell

Abb. 39: Bad Bank - Konsolidierungsmodell

Abb. 40: Pfandbrief-Umlauf in Mio. EUR

Abb. 41: Old HRE Group - gap close to zero

Abb. 42: Konzept des Hedging mittels Duration

Abb. 43: Etappen und Zusammensetzung der Staatshilfen für die HRE

Abb. 44: Haushaltsbelastung durch finanzpolitische Maßnahmen in Mrd. €

Abb. 45: Diskretionäre finanzpolitische Maßnahmen im europäischen Vergleich

Abb. 46: Funktionsweise des Deutschlandfonds

Abb. 47: Volumen der Zusagen und Bewilligungen des Wirtschaftsfonds Deutschland

Abb. 48: Volkswirtschaftliche Kennziffern der G-20-Staaten 2010

Abb. 49: (Prognostiziertes) Wachstum in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise

Abb. 50: Anteile der Risikoarten am gesamten Kapitalbedarf bei Risikotragfähigkeitsbetrachtung

Abb. 51: Übersicht zu den Ergebnissen deutscher Banken beim EU-Stresstest 2010

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Real Personal Consumption Expenditures

Tabelle 2: Schätzung der Konjunkturpakete in Relation zum BIP in %

Tabelle 3: Gewährter Garantierahmen in Mrd. €

Tabelle 4: Kapitalmaßnahmen in Mrd. €

Tabelle 5: Entwicklung des Welthandels seit 1980

Verzeichnis der Kästen

Verzeichnis der Kästen

Kasten 1: Zur Geldpolitk

Kasten 2: Adverse Selektion und Moral Hazard am Kreditmarkt

Kasten 3: Beispielrechnung für eine CDO

Kasten 4: Zur Untragbarkeit der Landesbank-Geschäftspläne nach § 32 Abs. 1 Nr. 5 KWG

Kasten 5: Zur Kreditklemme

Einleitung

1. Einführung in die Problemstellung

Der ehemalige britische Premierminister Sir Winston Churchill sorgte 1947 im House of Commons mit einem seiner berühmten Aphorismen für viel Aufsehen:

„ Indeed it has been said that democracy is the worst form of Government except for all those other forms that have been tried from time to time ”

Transformiert man dieses Zitat in eine gegenwartsnahe Analogie für die Weltwirtschaft, so könnte das Ergebnis wie folgt lauten:

„In der Tat ist die Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem - wie die Demokratie als Regie­rungsform - wahrscheinlich das schlechteste System seiner Art, abgesehen von allen anderen uns bekannten Wirtschaftssystemen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert wurden Ausgehend von dieser Sentenz soll im Verlauf der Abhandlung die zeitlose Validität der hier aufgestellten Hypothese nachgewiesen und aufgezeigt werden. So hat die gegenwärtige Krise auf den globalen Finanzmärkten vielfach die Diskussion über die Funktionstüchtigkeit des marktwirtschaftlichen Systems neu entfacht. Unter dem populären Schlagwort eines „Raub­tierkapitalismus“[1] - bei dem Gewinne privatisiert, Verluste indessen sozialisiert würden - stellt eine Reihe von Kritikern nicht nur die Bankmanager an den Pranger und betreibt inso­weit Banker-Bashing[2], sondern darüber hinaus das Prinzip der marktwirtschaftlichen Ordnung generell in Frage. Dabei übersehen entsprechende Verlautbarungen, dass materieller Wohl­stand an Gütern und Dienstleistungen, so wieer heute in der westlichen Welt vorherrscht, ohne eine marktwirtschaftliche Grundordnung als Fundament sowohl individuell-geistiger als auch kulturell-gesellschaftlicher Leistungen nicht möglich wäre.[3] So stellte bereits Adam Smith[4] fest, dass das Streben des Einzelnen, welches zu seinem persönlichen Profit bestimmt ist, letztlich dem Wohl der Allgemeinheit dient. Wenngleich sich aus dieser Feststellung selbstverständlich auch eine Verpflichtung zur Ausbalancierung sozialer Ungleichgewichte ableiten lässt, so darf dabei nicht übersehen werden, dass volkswirtschaftliche Entwicklungen stets gewissen zyklischen Schwankungen unterliegen.[5] Finanzkrisen bilden in diesem Kontext keine Ausnahme. Sie erscheinen gleichfalls als zyklische Ereignisse wie Prof. Wilfried Fuhr­mann vom Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie der Universität Potsdam zutreffend konstatiert.[6] Die letzte Krise von globalem Ausmaß, der internationale Zusammenbruch des neuen Mark­tes im Jahr 2000, die vor genau zehn Jahren ihren Verlauf nahm und dieser These somit fort­während Geltung verschafft, hielt als sog. „Dotcom-Blase“[7] Einzug in die Annalen finanz­wirtschaftlicher Schocks. In der Illusion, das Perpetuum Mobile der Geldvermehrung gefun­den zu haben, erreichte der Nemax 50, der die Kursentwicklung der Blue-Chips unter den sog. Wachstumswerten abbildete, am 10. März 2000 sein nachfragegetriebenes absolutes Allzeit­hoch bei 9.666 Punkten, ehe die Anleger in Scharen den organisierten Absturz des deutschen Nemax 50 bis zum Oktober 2002 um 97 % auf 318 Punkte initiierten und somit über 200 Mrd. € an Wert vernichteten [8]. Die augenscheinliche Konnexität zwischen der Implosion der „Dotcom-Blase“ mit all ihren realwirtschaftlichen Auswirkungen sowie der diesbzgl. ein­geleiteten geldpolitischen Abwehraktionen - welche im Kausalzusammenhang zur hier disku­tierten Finanzmarktkrise stehen - gilt inzwischen empirisch als zweifelsfrei erwiesen.[9]

Jedoch bilden finanzwirtschaftliche Rückkopplungen zwischen bestimmten Wendepunkten nur einen möglichen Erklärungsansatz für wirtschaftliche Abschwungphasen. Vielmehr sind multinationale Dependenzen innerhalb der Weltwirtschaft für die Transmission makroöko- nomischer Impulse verantwortlich.[10] Dies ergibt sich aus der Untersuchung der gegenwärtigen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, wobei schnell deutlich wird, dass internationaler Handel von einem zunehmenden Gleichlauf von Vernetzung und Wettbewerb gekennzeichnet ist. Zum einen bedienen sich multinational aufgestellte Unternehmen einer globalisierten Infrast­ruktur und Wertschöpfung, auf der anderen Seite werden Engagements bewusst nach der Ausnutzung von Aufsichtsarbitrage-Effekten beurteilt. Im Rahmen dieser Tendenz sind Mo­netäre Finanzinstitute (MFI) trendbestimmend. Kein Gut in der modernen Ökonomie unter­liegt einer so intensiv ausgeprägten Fluktuation wie Geld. Es kann binnen kürzester Zeit über internationale Zahlungsverkehrssysteme[11] in andere Länder transferiert werden. Die damit verbundenen Risiken dieser hoch volatilen Liquiditätsflüsse sind in der aktuellen Wirtschafts­krise deutlich geworden. Mit ihnen geht ein unausgewogenes, stark fremdfinanziertes Wirt­schaftswachstum bis hin zu Überbewertungen [12] einher, wobei letztere überdies geeignet sind, zu einem jähen, unkontrollierten Ende von Prosperität und ökonomischer Stabilität zu füh­ren. [13] Im Zuge dieser Globalisierung wird ein unausgeglichenes Verhältnis von Ertrag und Verlust offensichtlich, welches sich am besten mit den Worten des britischen Notenbankgou­verneurs verdeutlichen lässt: Noch nie in der Geschichte finanzieller Unternehmung hatten „so wenige so vielen so viel Geld zu verdanken“.[14]

Somit zeigt sich in dieser Krise augenscheinlich eine Schattenseite der Globalisierung: Auf­grund des hohen Anteils an grenzüberschreitendem Austausch von Materialien und Vorleis­tungen sind viele Wertschöpfungsketten mittlerweile international so stark vernetzt, dass ein scharfer Rückgang der Endnachfrage nach Konsumgütern an einem Ende der Welt ohne län­gere Verzögerungen zu entsprechenden Nachfragerückgängen bei Vorprodukten und Rohstof­fen sowie Investitionsgütern in weit entfernt liegenden Volkswirtschaften führt.[15] Diese Ent­wicklungen scheinen bisher im jüngeren Risikomanagement der Banken nicht adäquat wahr­genommen worden zu sein. Dabei sollten gerade Finanzinstitute ein ureigenes Interesse an einer nachhaltigen und stabilen Entwicklung ihrer Absatzmärkte besitzen, sofern die entstan­denen Kosten des Risikomanagements die vermiedenen Risikokosten überwiegen und die Zielkonflikte, die sich im Zusammenhang mit Moral Hazard ergeben, durch den Gesetzgeber weitestgehend eliminiert werden.

Dies wirft den Ruf nach einem Mehr an Wirtschaftsregulierung und einem Weniger an Wirt­schaftsfreiheit auf.[16] Diese Kritik übersieht dabei, dass regulatorische Eingriffe in die Fi­nanzmärkte bereits gängige Praxis sind. Finanzmärkte zeichnen sich im Vergleich zu zahlrei­chen Gütermärkten sogar durch eine besonders hohe Regulierungsdichte aus. So hat das Libe­rale Institut Zürich ermittelt, dass im vermeintlichen Hort des freien Kapitalismus, den USA, mehr als 100 Behörden mit der Regulierung der Finanzbranche beschäftigt sind und diesen hierfür 85.000 Seiten an Vorschriften zur Verfügung stehen. [17] Die Kritik an angeblich unge­zügelten Finanzmärkten verfehlt mithin den Kern des Problems. Es geht in der vorliegenden Master Thesis folglich nicht primär um die Untermauerung der ohnehin unbestrittenen Not­wendigkeit einer Regulierung, sondern - wie von den fünf Wirtschaftsweisen gefordert - um mögliche Lösungsansätze einer intelligenteren Regulierung, die systemische Risiken vermin­dert, indem sie für mehr Transparenz und höhere Risikopuffer sorgt [18], um letztlich den Erfor­dernissen einer pluralen und paritätischen Markwirtschaft gerecht zu werden und insofern Winston Churchills Ansicht:

„Capitalism is inherent in a vice: The distribution of goods, Socialism on the contrary is inhe-rent in a virtue: The even distribution of misery.”

dauerhaft Gültigkeit verschaffen zu können.

2. Gang der Untersuchung

Die vorliegende Arbeit hat den Anspruch, die gegenüber der Finanzmarktkrise ergriffenen Maßnahmen der Regierung zu erfassen und unter den ursprünglichen Blaupausen der Sozialen Marktwirtschaft als Referenz auf deren Legitimität hin zu beurteilen. Dies macht es notwen­dig, die Ursachen, die zur Finanzkrise beigetragen haben, zu analysieren, um ihr die Komple­xität zu nehmen und zu erkennen, über welche Transmissionskanäle aus einer regressiven Dämpfung eines Subsegmentes des US-amerikanischen Hypothekenmarktes der gesamte Im­mobilienmarkt in den USA, die internationalen Finanz- und Kapitalmärkte und letztendlich die gesamte Weltwirtschaft in eine Depression gelangen konnten. In Zeiten globaler Finanz­marktturbulenzen werden - wie bereits angedeutet - Zweifel an den markwirtschaftlichen Funktionsprinzipien laut. Es werden Studien angelegt, die zu einer breiten Verunsicherung gegenüber etablierten wirtschaftspolitischen Praktiken führen.[19] Daher soll die vorliegende Arbeit gleichfalls einen Beitrag zur Suche nach Konstanten im Modell der modernen Sozialen Marktwirtschaft liefern.

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, gilt es, aufbauend auf diesen einleitenden Gedan­ken sich im ersten Themenblock mit der Finanzmarktkrise auseinanderzusetzen. Ähnlich einer Case Study werden die wesentlichen Faktoren, die zur Genesis der Krise gereichten, ihr Verlauf sowie mögliche Tendenzen eingehend beleuchtet, um einen möglichst umfassenden Überblick zum Lebenszyklus der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise zu liefern.

Kapitel 2 widmet sich dem wirtschaftspolitischen Umfeld nationaler Konjunkturpolitik. Es skizziert die wesentlichen Grundgedanken ordnungspolitischer Modelle anerkannter Ökono­men und trifft Aussagen zu den Kernelementen einer Rezession.

Widmet sich Kapital 4 dem nationalen Krisenaktionsapparat, so wird Kapitel 3 die Tragweite der weltwirtschaftlichen Auswirkungen[20] aufzeigen und Bezug auf die Beschlussfassungen diverser Regierungen, Notenbanken sowie relevanter supranationaler Einrichtungen nehmen. Gerade unter dem Aspekt aktueller finanzpolitischer Verwerfungen einzelner EU-Staaten er­scheint die Politik der Europäischen Gemeinschaft es Wert, beleuchtet zu werden.

Dem Anspruch, die staatlich eingeleiteten Antizipationsmaßnahmen - insb. das juristische Instrumentarium der Bundesrepublik zur Finanzmarktstabilisierung und Konjunkturstimulati- on - umfassend darzustellen und einer rechtlichen Würdigung zu unterziehen, soll Kapital 4 gerecht werden. Hier gilt es im Besonderen der Prätention an einen interdisziplinären Diskurs - wie sie im Wirtschaftsrecht vorherrscht - entsprechend Rechnung zu tragen. Im Speziellen sollen dabei evt. auftretende Interpretationsasymmetrien zwischen rechts- und wirtschaftswis­senschaftlichen Erkenntnissen, die jeweils die Deutungshoheit für sich beanspruchen, in Ein­klang gebracht werden. So stellte bereits der Begründer der Geldtheorie - Georg Friedrich Knapp - fest:

„Die Juristen haben ja meist von makroökonomischen Fragen dieser Art keine blasse Ah­nung, und die Hilflosigkeit, mit der der große Savigny[21] vor der Erscheinung des Geldes stand, hat mich immer belustig.“[22]

Festzustellen gilt es hierbei letztlich, dass nationales Krisenmanagement - weitestgehend unabhängig von juristischen Dogmen - ökonomischer Vernunft weichen muss, was im Ver­lauf der Arbeit zu der Erkenntnis verhelfen könnte, dass differenzierte wissenschaftliche An­sichten zur Krisenbewältigung letztlich „Hand in Hand“ gehen sollten.

Um über die geographische Perspektive hinaus die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise gleich­falls in einen historischen Kontext zu setzen, werden im Kapitel 5 exemplarisch einige Malai­sen der Vergangenheit summarisch präsentiert, wobei sich verdeutlicht, dass wirtschaftliches Interagieren stets durch vereinzelte - in ihrer Schwere durchaus vergleichbare - Rückschläge gekennzeichnet ist.

Kapitel 6 stellt die Conclusio dieser Arbeit dar. Es werden die zentralen Thesen der Untersu­chung zusammengefasst. Daneben wird ein Ausblick hinsichtlich eines darüber hinaus gehen­den Bedarfs weiterer Anpassungen angeboten.

Den Abschluss dieser Master Thesis bildet das Resümee.

Abschließend scheint noch ein Hinweis geboten. Die Komplexität des zu bearbeiteten The­mengebietes lässt nicht immer eine detaillierte und umfassende Analyse einzelner Ge­sichtspunkte zu. Letztendlich soll sich jedoch ein aus der Gesamtschau schlüssiger Überblick ableiten lassen.

Kapitel 1 Von der Finanz- zur Wirtschaftskrise

1.0 Vorwort

Die gegenwärtige Finanzkrise zeichnet sich durch drei Spezifika aus. Zum einen nahm sie ihren Ursprung in einem quantitativ betrachtet unbedeutendem Teilsegment des US- Hypothekenmarktes[23], zum anderen übertrug sie sich angefangen bei dem Markt für private Wohnimmobilien auf die Gesamtheit der - nationalen wie internationalen - Finanzmärkte und leitete drittes in Verbindung mit aparten Strukturkrisen[24] [25] eine Konjunktur- und Wachstums­krise von globaler Dimension ein. Angesichts dieser beispiellosen weltweiten Konjunktur­dämpfung sind markante Vergleiche allerorts vorzufinden. Dementsprechend bezeichnete BaFin-Präsident Jochen Sanio im Rahmen einer IKB-Sitzung im Juli 2007 das amerikanische Hypothekendilemma als „schlimmste Finanzkrise der Neuzeit“, die einzig mit der Wirt­schaftsdepression Anfang der dreißiger Jahre im zurückliegenden Jhd. verglichen werden könne.[26] Ähnlich gelagerte Äußerungen gab es in der Folgezeit en masse. Konkrete Schäden mit entsprechender Präzision zu beziffern, fiel jedoch ungleich schwerer. Ging der IWF in 2008 von 945 Mrd. US-$ an akkumulierten Verlusten aus, ergaben Berechnungen der Com­merzbank Research, dass sich infolge der Weltwirtschaftskrise die Verluste bis Ende 2010 auf 10,5 Billionen US-$ (ca. 7,3 Billionen €) belaufen, was in etwa 1.500 US-$ je Erdenbewohner entspricht. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) in Manila geht gar von einer - kumulativ betrachteten - Entwertung von Vermögensgegenständen i. H. v. 50 Billionen US-$ aus.[27] Der für Deutschland ermittelte Gesamtverlust - bestehend aus Abschreibungen, Insolvenzen und negativem Wirtschaftswachstum - beträgt 474 Mrd. US-$. Allein die Wertverluste an Wohn- immobilien in den USA und England, die besonders vehement von der Immobilienkrise heimgesucht wurden, lagen laut Notenbanken und einer Schätzung der Commerzbank insge­samt bei 4,65 Billionen US-$.[28] Weitere 1,66 Billionen US-$ entfallen auf die Risikovorsorge

für kritische Portfolios sowie Wertberichtigungen auf die Assets der Finanzinstitute (siehe Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Stand der weltweiten Wertberichtigungen nach Bloomberg per 02. November 2009

Quelle: Deutsche Bank Research – Die internationale Finanzkrise 2009

Der deutsche Bankensektor partizipiert mit 101 Mrd. US-$ an der Verlusttragung, was 8,6 % des globalen Volumens entspricht (Abb. 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Abschreibung Kreditausfälle ausgewählter Banken

Quelle: Deutsche Bank Research - Die internationale Finanzkrise 2009

Die seit Jahrzehnten heftigsten Finanzmarktverwerfungen in der westlichen Welt führten nicht minder zu gravierenden negativen Folgen für die Realwirtschaft. Im Finanzstabilitätsbe­richt 2009 sieht die Bundesbank die Finanzkrise in Wechselwirkung mit einem seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht erfahrenen Einbruch des globalen Wachstums in eine kaum noch kontrollierbare Abwärtsspirale münden[29]. Die tiefe Rezession wurde vor allem von ei­nem besonders drastischen Einbruch des Welthandels zu Beginn des Jahres 2009 ausgelöst, dem sich kaum ein Land entziehen konnte. Vor allem die Industrieländer sahen sich einem beispiellosen Rückgang der Wertschöpfung ausgesetzt. Durchschnittlich verzeichneten die OECD-Länder im Vorjahresvergleich ein Schrumpfen der Industrieproduktion um 16,6 % und eine Verringerung des realen Bruttoinlandsprodukts um 4,7 %. Beim Welthandel kam es zu einem in Stärke und Abruptheit bis dato unübertroffenen außerordentlichen Rückgang um 12 %. [30] Die weltweite Produktion sank im Jahr 2009 mit 1,1 % deutlich (siehe Abb. 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Entwicklung der Weltproduktion und des Welthandels

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle : Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, 2009

Abb. 3 zeigt, dass die zunehmende Integration des Welthandels und der Finanzmärkte zu ei­ner Synchronisierung der Konjunkturzyklen auf internationaler Ebene geführt hat.[31] Aus his­torischer Sicht besteht nach wie vor ein enger Zusammenhang zwischen der US-Konjunktur - die als kriseninduzierender Akteur fungiert - und der weltwirtschaftlichen Entwicklung[32]. Demnach erscheint vor dem hier dargelegten Hintergrund eine Isolation vom Einfluss der amerikanischen Konjunkturlage ausgeschlossen.[33] Diese interdependenten Strukturen lassen sich ferner anhand der Auswirkungen für den globalen Arbeitsmarkt empirisch belegen. Die­ ser hat nach einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im Jahr 2009 27 Mio. Arbeitsplätze eingebüßt[34], 20 Mio. allein im Zuge der Weltwirtschaftskrise, wovon 6,1 Mio. auf das Gebiet der EU entfallen (siehe Abb. 4) [35]. Die höchsten Ausschläge lassen sich indes­sen vor allem in den USA (nicht in Abb. 4 enthalten) mit einer Verdopplung der offiziellen Arbeitslosenquote auf ca. 10 %[36], in Spanien - gleichfalls mit einer Verdopplung - auf ca. 20 %[37] sowie in Island und Lettland mit ungleich intensiveren Arbeitsstellenverlusten lo­kalisieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Entwicklung der Arbeitslosenquoten im Verlauf der Finanzmarktkrise

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Hallerberg, Mark - Who hast to pay the price? The costs of the crisis, 2009

Die hier lediglich in Ansätzen dargelegte Kontraktion des Welthandels und die Veränderun­gen der internationalen Finanzströme stellten die Effizienz der in den Boomjahren praktizier­ten internationalen Arbeitsteilung insoweit in Frage, wie sie zur Fehlallokation von Ressour­cen - insb. von Liquidität und Kreditschöpfung - und dem Aufbau makroökonomischer Un­gleichgewichte beigetragen hat.[38] Längst sind noch nicht alle Fragen geklärt. Es besteht wei­terhin Uneinigkeit über die Verantwortlichkeiten und künftige Szenarien, auch innerhalb der G-20.[39] Sicher ist einzig, dass die heutige Krise die Quintessenz eines äußerst komplexen Zu­sammentreffens verschiedenster Ursachen und Wirkungen ist. Diese zu verstehen und aufzu­decken ist daher keine einfache Aufgabe, soll dennoch im nächsten Abschnitt angegangen werden.

1.1 Hintergrundanalyse

Die Finanzkrise ist, wie bereits konstatiert, nicht monokausal erklärbar, sondern bedarf einer mannigfaltig angelegten Explikation. Sie kann in erster Linie als Folge eklatanter Fehlent­wicklungen und hieraus entstandener Fehlanreize sowohl auf makro- wie auch auf mikroöko­nomischer Ebene beschrieben werden.[40] Dieser Einteilung folgend baut sich die Analyse auf.

1.1.1 Destabilisierung durch makroökonomische Faktoren

Die gängige Wahrnehmung bzw. Diagnose der Krise konzentriert sich zumeist auf jenen Be­reich, wo sie in die Außenwahrnehmung trat: die fahrlässige Profitorientierung der Banker[41] verkennt jedoch zugleich, dass auf gesamtwirtschaftlicher Ebene einer viel zu expansiven Zinspolitik der US-amerikanischen Notenbank FED eine entscheidende Rolle zukommt.[42] Mit einem historisch niedrigem Leitzinsniveau von 1 %[43] in 2003 (Abb. 5), welches auch noch in Phasen einer gefestigten konjunkturellen Entwicklung beibehalten[44], mithin gleichsam als überdehnte Liquiditätszufuhr ausgemacht wurde[45], schuf dieses starke Anreize für unaus­weichlich profitorientierte Finanzmarktakteure, ihre Eigenkapitalrendite durch einen hohen Fremdfinanzierungsgrad (Leverage) zu hebeln (siehe Kasten 1)[46]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Leit- und Hypothekenzins 1993 - 2009

Quelle: http://www.federalreserve.gov/

Kasten 1 - Zur Geldpolitik

In einem Aufsatz aus dem Jahr 1993 zur Notenbankpolitik sieht der US-Ökonom John Taylor eine ideale niedrige Inflationsrate bei 2 %. Dieser als Taylor-Regel bekanntgewordene Leitwert dient dem Sachverständigenrat in seinem Jahresgutachten 2007 - zur Beurteilung der Geldpolitik der FED in den Jahren der Finanzmarkthausse seit der Jahrtausendwende.

Die Taylor-Regel basiert auf der Vorstellung, dass der von einer Notenbank festgelegte kurzfristi­ge Nominalzins (i) in Phasen ohne Störungen einem neutralen Realzins (r) zuzüglich der Inflati­onsrate (π) entsprechen soll. Dann geht von der Geldpolitik weder ein expansiver noch ein restrik­tiver Impuls auf die Realwirtschaft aus. Beim Auftreten von Schocks, die zu einer Output-Lücke und/oder zu einer Abweichung der Inflationsrate von der Zielinflationsrate (π*) führen, ist ein Aufschlag (Agio) beziehungsweise Abschlag (Disagio) auf den neutralen Zins vorzunehmen. Die von John Taylor entwickelte Regel lautet wie folgt:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

Unterstellt man nun, dass der natürliche Realzins zuzüglich der Inflationsrate der Gesamtkapital­rendite in einer Volkswirtschaft entspricht und dass der von der Notenbank angestrebte kurzfristi­ge Zinssatz mit der Fremdkapitalrendite in der sog. Leverage-Gleichung:

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]

identisch ist, sorgt der Taylor-Zins in einer Phase ohne Schocks dafür, dass kein Anreiz für ein Hochhebeln der Eigenkapitalrendite (rEK) durch eine zusätzliche Fremdfinanzierung geschaffen wird, da die Gesamtkapitalrendite (rGK) identisch mit der Fremdkapitalrendite (rFK) ist. Diese Daumenregel bietet einen Anhaltspunkt für eine objektive Beurteilung der Zinspolitik. Bei einem für die Verhältnisse der Vereinigten Staaten eher niedrig angesetzten - neutralen Realzins von 2 % zeigt sich für die amerikanische Geldpolitik eine für die Jahre 2003 bis 2005 eindeutig zu expansi­ve Geldpolitik. Für die Europäische Zentralbank bewegen sich die Abweichungen vom Taylor-Zins demgegenüber in einer vergleichsweise engen Bandbreite (siehe Graphik).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die mit den Leitzinsen einhergehenden niedrigen Renditen von US-Treasuries als sichere Anlage schienen mithin nur bedingt attraktiv. Demgemäß bestand vor allem für institutionelle Investoren ein großer Anreiz, sich renditestärkere und damit riskantere Anlageformen zu suchen.

Motive zur Senkung der Zuteilungskonditionen für Zentralbankgeld - Inputfaktor aller Kre­ditschöpfungsprozesse - über ein in der Geschichte einmalig lang anhaltendes Zeitfenster werden der h. M. zufolge in dem bereits diskutierten Platzen der „New Economy Bubble“ sowie der durch die Terroranschläge des 11. September 2001 und einiger Bilanzskandale (Enron, Worldcom) erzeugten Verunsicherung gesehen.[47] Diese Faktoren verhindern eine Vergleichbarkeit z. B. mit der US-Sparkassenkrise in den 1980-er Jahren, den Emerging- Market-Krisen in Asien und Russland 1997/98, dem Eklat um den Hedge-Fonds Long Term Capital Management (LTCM) oder der Technologieblase 2000 [48]. Somit erschien eine auße­rordentlich ausgedehnte Niedrigzinsphase vor dem Hintergrund der Mehrfachzielorientie- rung - welche die FED im Gegensatz zur EZB inne hat - durchaus angemessen.[50] Retros­pektiv betrachtet waren die oben erwähnten Ereignisse nichts weiter als periodische Tiefpunk­te in einem sog. „Boom-Bust-Zyklus“[51], der sich über 25 Jahre erstreckt und zuletzt bekann­termaßen in einer leitzinsgetriebenen Immobilienhausse mündete (siehe Abb. 6).

Abb. 6: All-In-One Case-Shiller Home Price Index

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: S&P/ Case-Shiller

Die Frustration privater Anleger am amerikanischen Aktienmarkt in der Phase nach der Dot­com-Blase führte dazu, dass die diesmal vorhandene Liquidität überwiegend dem Immobi­lienmarkt zugeführt wurde. Das ist im Wesentlichen auf systemische Elemente zurückzufüh­ren. Die einsetzende Erholung der globalen Aktienindizes ab 2002 wirkte sich bilanziell posi­tiv auf die Eigenkapitalpolster nach IFRS[52] und US-GAPP im Finanzsektor aus, sodass die MFI - um ihren Leverage zu optimieren - entsprechend im Immobiliensektor als Hypothe­karkreditgeber auftraten. Fokussierte sich das amerikanische Konsumverhalten in der Folge­zeit primär auf den Aufbau von Immobilienvermögen, investierten in Europa Pensionsfonds - bedingt durch eine verstärkte Umstellung auf eine kapitalgedeckte Altersversorge[53] - über­proportional an den Börsen[54], was zu einer rascheren Stimulation der hiesigen Börsen führte[55] und somit - basierend auf dem Fair Value-Ansatz - der Eigenkapital decke internationaler Geldhäuser entsprechende Ressourcen verlieh. Diese traten wiederum entweder als Kreditge­ber am - nicht nur amerikanischen[56] - Immobilienmarkt oder als Nachfrager entsprechender Mortgage Backed Securities (MBS)[57] in Erscheinung.

An dieser Stelle sind die angebotsseitigen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die­se Blasenbildung geklärt. Dies allein genügt zur Interpretation der Ursachen jedoch nicht. Nun stellt sich vielmehr die Frage, welche Bedingungen auf der Nachfrageseite bestanden. Im Wesentlichen sind hier zwei Gründe anzuführen. Zum einen ein großzügiges - nahezu an Sparverweigerung grenzendes - Konsumverhalten, sowie andererseits eine nicht durch Fun­damentalfaktoren gerechtfertigte Marktwertsteigerung der Immobilienpreise. Von letzterem wird immer dann ausgegangen, wenn die Wertsteigerung von Grundstücken und Gebäuden nicht auf elementaren Fakten wie einem gestiegenen Pro-Kopf-Einkommen, Zinserhöhungen, weniger Bauland, besserer Bauqualität oder erhöhten Vergaberichtlinien bei Hausbauanträgen zurückzuführen ist. Man spricht dann von einer spekulativen Preisblase.[58] Ohnehin wird der Wohnungspolitik in den USA eine spezielle Rolle zuteil, da sie seit der Weltwirtschaftskris in den 1920-er Jahren mit dem Ziel betrieben wird, möglichst vielen Bürgern Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen..[59] Die von der FED veröffentlichten Flow of Funds Accounts wiesen für das vierte Quartal 2006 einen Immobilienbestand des privaten Sektors i. H. v. 22.642,2 Mrd. US-$ .[60] aus, womit ca. 32,9 % des privaten Vermögens in Wohneigentum ge­bunden waren. Infolge dieser aggressiven staatlichen Eigenheimförderung - auch als National Homeownership Strategy bezeichnet - stiegen sowohl Preise als auch die Anzahl der verkauf­ten Einheiten massiv an (Abb. 7).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7: Verkäufe bestehender Häuser (links) und Neubauten (rechts)

Quelle: National Association of Realtors und Bureau of Census, 2009

Die Eigentümerrate stieg nach Daten des Bureau of Census[61] in seiner Hochphase Ende 2006 auf 69 % und entspricht somit in etwa den Zahlen in Ländern, die gegenwärtig gleichermaßen von einer Immobilienkrise betroffen sind. Spanien weist eine Wohneigentümerrate von 81 % auf, das Vereinigte Königreich 69 %, verglichen mit der Schweiz (31 %) und Deutschland (41 %) sind dies beträchtliche Disproportionalitäten.[62]

Allein in den Jahren 2003 - 2004 sind die US-Häuserpreise um 25 % gestiegen.[63] Dies führte zu der irrationalen Erwartung ewig fortwährender Immobilienwertzuwächse. Hier schließt sich die Lücke zum Konsumverhalten der amerikanischen Bürger. Nach Keynes wird die Konsumneigung von sechs objektiven Faktoren beeinflusst, mitunter eben auch von dem Wil­len des Individuums zu sparen, da mit dem Ausmaß des Konsums die maximale Sparquote determiniert wird.[64] Letztere weicht bei US-Haushalten jedoch erheblich vom europäischen und asiatischen Standard ab, welcher mit durchschnittlich 10 % bzw. 40 % nur bedingt mit einer 0 - 2,4 %-igen privaten Sparrate in den USA verglichen werden kann.[65] Dies ist u. a. darin begründet, dass Amerikanern eine ausgeprägte Selbstwertschätzung über Statussymbole und Reichtum nachgesagt wird.[66] Man nimmt an, dass US-Amerikaner eine überproportional häufig positive Grundeinstellung hinsichtlich zukünftiger Wertsteigerungen ihrer Vermögens­positionen haben und diese analog in den Binnenkonsum transportieren. Eine weitere Ursache ist in einer differenten Staatsvorsorge zu sehen. Die US-Bevölkerung ist - mangels Alternati­ven - angehalten, Ausgaben für den Gesundheitssektor[67], Altersvorsorge und Bildung in aller Regel selbst zu bestreiten, womit eine existenziell induzierte Kreditaufnahme viel näher liegt als in anderen Staaten. Hieraus resultiert ein 70 %-iger Anteil der Verbrauchsausgaben am US-BIP, währenddessen die äquivalente Quote in Deutschland 56 % beträgt.[68] Die Immobi­lienhausse nahm diesem Konsumbedarf nunmehr die Barrieren, da die Immobilienwerte stie­gen und ggf. mit höheren Beleihungswerten zu moderaten Konditionen umgeschuldet werden konnten. Die Verbrauchsausgaben stiegen um 34,4% (Tabelle 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Real Personal Consumption Expenditures (2005 = 100%)

Quelle: US Bureau of Economic Analysis, 2009

Allerdings ging mit dieser - letztlich nicht pagatorischen - Realisierung zusätzlicher Ein­kommen eine tief greifende Verschuldung der privaten Haushalte einher, sodass die Ver­schuldungsquote von approximativ 120 % im Jahr 2000 auf über 180 % zunahm (Abb. 8).

Abb. 8: Verschuldung privater Haushalte in Prozent des verfügbaren Einkommens

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Deutsche Bank Research - Die internationale Finanzkrise 2009

Bei genauer Betrachtung banden die Hypotheken annähernd 120 % der disponiblen privaten Einkommen (siehe Abb. 9). Für die US-Haushalte war somit zeitweilig eine negative Spar­quote symptomatisch, d. h. sie gaben mehr Geld aus als sie durch Einkommen erzielten.

Abb. 9: Hypotheken Cash-Outs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Deutsche Bank Research - Die internationale Finanzkrise 2009

Die Interpretation dieser Ausgabenkultur birgt Spannungspotenzial. So sieht Ken Fisher - Chef von Grüner Fisher Investments - keinen Nachweis dafür, dass die hohen gesamtwirt­schaftlichen Schulden der USA jemals den Ruin der Wirtschaft und des Marktes bedeuten könnten, rät z. B. Deutschland vielmehr zur Nachahmung.[69] Hingegen sieht die Rohstoffko­ryphäe Jim Rogers in der Schuldenquote ein sich verschärfendes Desaster, welches künftig die Handlungsspielräume der Politik eingrenzt.[70] Unabhängig von dieser Diskussion ging mit der hier beschriebenen Verschuldensneigung der US-Verbraucher eine starke Passivie­rung der Leistungsbilanz der Vereinigten Staaten einher. Die Bevölkerung der USA nahm dementsprechend die Funktion des „consumer of last resort“ im internationalen Konjunk­turgeflecht ein, da das existierende Kreditvolumen neben der Binnenkonjunktur zugleich US-Importe stimulierte.[71] Da der US-Dollar als zentrale Verrechnungseinheit für den Roh­ölhandel und zugleich als globale Leitwährung fungiert, erlaubt es den USA zudem - be­dingt durch die Devisennachfrage - sich ihr Leistungsbilanzdefizit in eigener Währung zu finanzieren und über die eigene Wertschöpfung hinaus weltweit zu konsumieren. Die prob­lemlose Konvertierbarkeit gewährt dem US-Dollar somit internationale Akzeptanz, nebs- tdem den mit Fremdwährungsreserven ausgestatteten Exportüberschussnationen den Stimu­lus, mittels ihres Devisenstocks den USA beträchtliche Liquidität zukommen zu lassen, primär durch den Aufkauf von US-Treasuries bzw. den - krisenauslösenden - MBS.[72] Als Abnehmer - und somit faktisch Kreditgeber der USA - traten überwiegend die Länder in Erscheinung, die hohe Sparraten aufwiesen bzw. aufgrund ihrer Leistungsbilanzüberschüsse massiv Fremdwährungspositionen akkumulierten (Abb. 10).

Abb. 10: Leistungsbilanzsalden der Länder mit dem größten Überschuss/ Defizit im Jahr 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle : Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, 2009

Die mit diesen Kapitalströmen verbundene steigende Nachfrage nach US-Dollar führt ge­meinhin zu einer Wechselkurssteigerung. Importe werden damit preiswerter, Exporte hinge­gen hochpreisiger, mit entsprechenden defiziterhöhenden Effekten für die Leistungsbilanz.[73] Hierdurch wäre eine Dollarabwertung erforderlich gewesen[74],wie es in einem System mit flexibler Wechselkursbildung (sog. Floating) für notwendig erachtet wird.[75] Eine solche Wechselkursreaktion hätte über steigende Importpreise frühzeitig eine restriktivere Zinspoli­tik in den USA erfordert. Dieser realwirtschaftliche Anpassungsmechanismus wurde jedoch längere Zeit unterbunden, da viele Länder aufgrund ihrer inoffiziellen Wechselkursbindung an die US-Währung in hohem Maß Dollarbestände ankauften, um eine handelspolitisch uner­wünschte Aufwertung ihrer heimischen Währungen zu verhindern. Carry Trades[76] zwischen US-Dollar und Yen sowie der chinesische Landeswährung Renminbi führten dazu, dass eine stabilisierende Wechselkursbewegung ausblieb.[77] Diese Devisenmarktinterventionen übten somit Abwertungsdruck auf die japanische Währung aus und standen ferner einer allseits ge­forderten Aufwertung der chinesischen Währung im Weg,[78] womit sich die globalen Un­gleichgewichte im Außenhandel zu Ungunsten der USA fixierten, welche allein 2007 ein Leistungsbilanzdefizit von 800 Mrd. US-$ (6 % des US-BIP) erwirtschafteten.[79]

Abb. 11: Leistungsbilanzüberschuss/ -defizit je Quartal (links) und in Relation zum BIP (rechts)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: US Bureau of Economic Analysis, 2009

1.1.2 Ende der Immobilienhausse als kriseninduzierender Wendepunkt

Die zentrale Fundamentalursache für den Ausbruch der Finanzkrise aus makroökonomischer Perspektive ist in einem Paradigmenwechsel der Zinspolitik der FED zu sehen. Leistete diese in den Jahren bis 2007 einer gesamtwirtschaftlich mangelnden Austeritätspolitik Vorschub [80], führte eine in 17 Etappen verlaufende sukzessive Revalvation des Hauptrefinanzierungssatzes von 1 % in 2004 auf 5,25 % in 2006 zum Niedergang des Immobilienbooms. Dies liegt dar­an, dass mit dem Ende einer außerordentlich langwierigen amerikanischen Niedrigzinspolitik die systeminhärente Instabilität der Immobilienhausse zu Tage trat, welche auch nicht durch generöse steuerliche Schuldzinsenanrechnungen sowie partielle staatliche Kreditrisikoüber­nahmen kompensiert werden konnte.[81] Halbierte scilicet eine dreijährige Phase mit Leitzinsen unter 2 % die Hypothekenzinsen auf 4 %[82] (iehe Abb. 5), führte die ab 2004 einsetzende Leitzinsprogression zur Anpassung der überwiegend variabel verzinsten Hypothekarkredite. Die Refinanzierungsbedingungen des Anteils der Hypothekarschuldner, die sich erst durch das günstige Zinsniveau zum Eingehen einer Immobilienkreditverbindlichkeit animieren lie­ßen und somit eine stark erhöhte Immobiliennachfrage auslösten, wurden dramatisch beeint­rächtigt. Nunmehr sah sich diese Klientel[83] mit der Bedienung des Schuldendienstes überfor­dert, auch blieb ihr aufgrund mangelnder Immobilienpreissteigerung (siehe Abb. 12) das In­strument der Umschuldung mit höherem Beleihungswert verwehrt. Die Immobilienkrise in den USA begann einzusetzen.

Abb. 12: S&P/Case-Shiller Home Price Indices Stand: 31.12.2009

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: S&P/ Case-Shiller

[...]


[1] Der inzwischen weit verbreitete Begriff Raubtierkapitalismus wird u. a. von linkspolitischen Fraktionen regel­mäßig aufgegriffen (vgl. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/876/434624/text/); ein Buch unter dem Titel: „Raubtierkapitalismus: Wie Superspekulanten, Finanzjongleure und Firmenjäger eine Weltwirtschaftskrise provozieren" ist erschienen, ferner wurde vom ifo-Präsidenten Hans-Werner Sinn der Begriff Kasino­Kapitalismus geprägt.

[2] Banker-Bashing (engl. to bash = einprügeln/ scharf kritisieren) ist als Sammelbegriff der Vorwürfe ggü. der Finanzbranche zu verstehen, welche mit den aktuellen weltwirtschaftlichen Verfehlungen im Zuge der Finanz­marktkrise in Verbindung gebracht werden.

[3] Vgl. Jorberg, Thomas, „Nur was dem Menschen dient, ist Aufgabe der Wirtschaft", in: Lehren aus der Finanz­marktkrise - Ein Comeback der Sozialen Marktwirtschaft, Band II, 2008, S. 21.

[4] Adam Smith (1723 - 1790) gilt als Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre und steht für sein Eintre­ten zugunsten eines defensiv agierenden Staates im Fokus ökonomischer Diskussionen. Mit ihm wird im Allge­meinen die moderne Ausprägung der sog. Laissez-faire-Regulierung in Verbindung gebracht.

[5] Vgl. Herzog, Bodo, Die Finanzmarktkrise: Ursachen, Lehren und Lösungsansätze, in: Lehren aus der Finanz­marktkrise - Ein Comeback der Sozialen Marktwirtschaft, Band I, 2008, S. 9.

[6] Vgl. Fuhrmann, Wilfried, Der Staat. Die Geldgier, Das Vertrauen, in einem Vorwort zur Vertrauensökonomik - Der Interbankenhandel in der Krise von 2007 - 2009, 2010, S. 1.

[7] Der Begriff Dotcom-Blaseist ein durch die Medien geprägter Kunstbegriff für eine im März 2000 geplatzte Spekulationsblase, die insbesondere die so genannten Dotcom-Unternehmen der New Economy betraf und vor allem in Industrieländern zu Vermögensverlusten für Kleinanleger führte. Auslöser des Booms waren die hohen Gewinnerwartungen, die durch neue technologische Entwicklungen entfacht wurden. Die Verbreitung des Internets in weiten Kreisen der Bevölkerung der Industriestaaten, der Einzug des Mobiltelefons in den Alltag, die Entwicklung von Handheld-Computern und einige andere Dinge kamen zusammen.

[8] Vgl. Ehren, Mark, Vor zehn Jahren platzte die Dotcom-Blase, in: boerse.ARD.de vom 10.03.2010.

[9] Vgl. hierzu exemplarisch Helpenstein, Thilo, Entstehung und Auswirkungen der US-Hypothekenkrise im Subprime-Segment, 2008, S. 8.; Schlemmer, Michael, Die Hypothekenkrise in den USA und ihre Auswirkungen, 2008, S. 8; Henze, Michael, Die amerikanische Immobilienkrise - Ursachen und mögliche Auswirkungen auf die Immobilienfinanzierung in Deutschland, 2008, S. 2; Kunze, Mathias, Die Finanzmarktkrise 2007 in den USA und in Europa 2007, S. 4.

[10] Vgl. Stiglitz, Joseph E., Die Roaring Nineties - Der entzauberte Boom, 2003, S. 214.

[11] Zum Beispiel SWIFT, SEPA.

[12] Sog. Volkswirtschaftliche Blasen (vgl. bubble economy).

[13] Als Beispiele dienen hier die Asienkrise 1997/ 98 oder die Verwerfungen einiger osteuropäischer Staaten (insbesondere im Baltikum) in dergegenwärtigen Finanzkrise.

[14] Rede von Mervyn Allister King am 20. Oktober 2009 in Edinburgh.

[15] Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Expertise: Deutschland im internationalen Konjunkturzusammenhang, 2009, S. 2.

[16] Siehe zu Bonusregelungen:

http://www.handelsblatt.com/meinung/breakingviews/eu-bonusregelung-fehlzuendung;2452998; zur Errich­tung neuer Behörden: http://www.euractiv.com/de/finanzdienstleistungen/eu-expertengruppe-strengere- berwachung-finanzmrkte/article-179776.

[17] Vgl. von Prollius, Michael, Die Krise der Banken und Zentralbanken, in: Aus Schaden klug? Ursachen der Fi­nanzkrise und notwendige Lehren, 2009, S. 36.

[18] Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2008/ 2009: Die Finanzkrise meistern - Wachstumskräfte stärken, S. 3/4.

[19] Vgl. Merkl, Michael, Die Legitimation staatlicher Eingriffe in die Soziale Marktwirtschaft, 2009.

[20] Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2008/ 2009: Die Finanzkrise meistern - Wachstumskräfte stärken, S. 3/4.

[21] Diese werden mitunter zutreffend in: Frick, Markus; Ursachen, Auswirkungen und eingeleitete Maßnahmen aus der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, 2009 dargestellt.

[22] Friedrich Carl Savigny (1779 - 1861) war ein deutscher Rechtsgelehrter und Begründer der Historischen Rechtsschule, welcher sich zeitlebens mit dem Recht der Obligationen sowie dem Internationalen Privatrecht auseinandersetzte.

[23] Vgl. Merkl, Michael, Die Legitimation staatlicher Eingriffe in die Soziale Marktwirtschaft, 2009.

[24] Dieses Zitat ist einem Briefwechsel: Zur staatlichen Theorie des Geldes zwischen Georg F. Knapp und Fried­rich Bendixen in den Jahren 1905 - 1920 entnommen, zit. bei Glatzl, Stefan, Geldpolitik und Bankenaufsicht im Konflikt, 2008, S. 1.

[25] Der Anteil der Subprime-Hypotheken am Gesamtmarkt betrug zum Ende des Jahres 2007 ca. 10 %. Vgl. Mül­ler, Siegfried, Ringvorlesung Finanzkrise, 2009, S. 12.

[26] Vgl. Merkl, Michael, Die Legitimation staatlicher Eingriffe in die Soziale Marktwirtschaft, 2009.

[27] Namentlich ist hier die Automobilindustrie gemeint: Ihr wird nach diversen Studien eine Überkapazität in der PKW-Produktion von 12 Mio. Stück bei 39 Mio. Stück Gesamtproduktion für Europa (bei globaler Betrachtung eine Überkapazität von 30 Mio. PKW bei einer Gesamtproduktion von 80 Mio. PKW weltweit) attestiert. Vgl. hierzu Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2008/ 2009: Die Finanzkrise meistern - Wachstumskräfte stärken, S. 223.

[28] Vgl. Möschel, Wernhard, Die Finanzkrise-Wie soll es weitergehen?, in: ZRP 2009, S.129.

[29] Vgl. Finanzkrise - Der Amerikanische Patient, in: Der Spiegel (30/ 2008) S. 78.

[30] Vgl. Konrad-Adenauer-Stiftung, Fragen und Antworten zur Wirtschafts- und Finanzkrise, 2009, S. 31.

[31] Vgl. Preisschild für Finanzkrise: 10,5 Billionen Dollar, in: Die Welt vom 24.01.2010.

[32] Vgl. Bundesbank Finanzstabilitätsbericht 2009, S. 8.

[33] Vgl. Riecke, Torsten, Welthandel meldet sich zurück, in Handelsblatt.de vom 29.03.2010.

[34] Vgl. Europäische Zentralbank, Monatsbericht Oktober 2009, S. 109 - 110.

[35] Vgl. Europäische Zentralbank, Monatsbericht März 2009, S. 11.

[36] Vgl. Rams, Andreas, „Subprime"-Kreditkrise - finanzwirtschaftliche Entwicklungen, in: Zeitschrift für Sozial­ökonomie (4/ 2008), S. 31.

[37] Vgl. Klapper, Bradley, 27 Millionen Menschen haben 2009 den Job verloren, in: Financial Times vom 27.01.2010.

[38] Vgl. Wirtschaftskrise kostet weltweit 20 Millionen Jobs, in: Handelsblatt.de vom 07.12.2009.

[39] Vgl. Börsianer wittern Wende am US-Arbeitsmarkt, in Handelsblatt.de vom 05.02.2010; Wende am US- Arbeitsmarkt steht kurz bevor, in: Handelsblatt.de vom 22.02.2010.

[40] Vgl. Bundesbank, Monatsbericht Februar 2010, S. 19.

[41] Vgl. Bundesbank, Monatsbericht Dezember 2009, S. 26.

[42] Vgl. Kurm-Engels, Marietta, G20 gibt noch keine Entwarnung, in: Handelsblatt.de vom 07.09.2009.

[43] Vgl. Haasis, Heinrich, Banken in der Sozialen Marktwirtschaft sind kein Selbstzweck, in: Lehren aus der Fi­nanzmarktkrise - Ein Comeback der Sozialen Marktwirtschaft, Band II - Ordnungspolitische und sozialethische Perspektiven, 2009, S. 16.

[44] Vgl. Guse, Tatjana, Die Politik des Federal Reserve Systems - Das Fundament der Krise, in: Der Werdegang der Krise - Von der Subprime- zur Systemkrise, 2009, S. 21.

[45] Gem. Section 2A des Federal Reserve Act verwehrt sich die FED gegen priorisierte Zielparameter. Neben der Wahrung der Preisstabilität wird sie weiterhin im Rahmen der Wachstums- und Beschäftigungspolitik tätig, was Raum für politisch modulierte Entscheidungen einräumt (sog. Multi-Indikatoren-Ansatz).

[46] Vgl. Baader, Roland, Papiergeld und Zentralbank als Ursprung aller Krisen, in: Aus Schaden klug? Ursachen der Finanzkrise und notwenige Lehren, 2009, S. 73.

[47] Vgl. Soros, George, Das Ende der Finanzmärkte und deren Zukunft, 2008, S. 7, 93.

[48] Gem. IAS 39. 45,46 werden financial assets in der Folgebewertung erfolgswirksam mit dem sog. beizulegen­den Wert (Fair Value) bilanziert, was eine Erhöhung des bilanziellen Equities zur Folge hat und Banken gem. dem Basel II -Akkord neuen Raum für Kreditausreichungen bietet.

[49] Die kapitalmarktbasierte private Vorsorge wurde in den USA bereits in den 1980-er Jahren in den Mittel­punkt gestellt.

[50] Vgl. Hickel, Rudolf, Kassensturz - Sieben Gründe für eine andere Wirtschaftspolitik, 2006, S. 241.

[51] Vgl. Schulmeister, Stephan, Der „Aufbau" der großen Krise durch „business as usual" auf Finanzmärkten, in: Finanzkrise und Divergenzen in der Wirtschaftsentwicklung als Herausforderung, 2009, S. 49.

[52] Neben den USA grassieren ferner Immobilienkrisen u. a. in Großbritannien, Spanien, Dubai; Vgl. Maisch, Michael, Großbritannien kriecht aus der Rezession, in: Handelsblatt.de vom 26.01.2010; Grüttner, Anne, Spa­niens Häusermarkt bleibt im Tief, in Handelsblatt.de vom 22.09.2009 ; Backfisch, Michael, Dubai steht leer, in Handelsblatt.de vom 18.10.2009; Brüggmann, Mathias, Kuwait verschärft Situation in den Golf-Staaten, in Handelsblatt.de vom 23.02.2010.

[53] Mit Hypothekenkrediten forderungsbesicherte Wertpapiere, die vornehmlich von entsprechenden Hypothe­kenbanken und deren Zweckgesellschaften am Kapitalmarkt zur Refinanzierung platziert wurden.

[54] Vgl. Grimm, Nico, Die spekulative Preisblase auf dem US-Immobilienmarkt, 2007, S. 22.

[55] Vgl. Mojentale-Baumann, Ruth, Der US-amerikanische Hypothekenmarkt für selbst bewohntes Eigentum, S. 10.

[56] Im Vergleich dazu hielten Anleger zum Höhepunkt der Aktienhausse in den USA im Jahr 2000 12.778,5 Mrd. $ an Unternehmens- und Investmentfondsanteilen, was 26,1 % des damaligen Privatvermögens entsprach.

[57] Dem statistischen Bundesamt der USA.

[58] Vgl. Helbrecht, Ilse, Wohneigentum in Europa: Ursachen und Rahmenbedingungen unterschiedlicher Eigen­tumsquoten, 2002.

[59] Vgl. Bernanke, Ben, The Economic Outlook, 2005.

[60] Vgl. Keynes, John Maynard, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 1936, S. 79 ff.

[61] Vgl. Czaykowski/ Wink/Theiselmann/ Gehring, Konsumverhalten und Hypothekenmarkt in den USA, in: Der Werdegang der Krise - Von der Subprime- zur Systemkrise, 2009, S. 34.

[62] Vgl. Rickens, Christian, Die unersättliche Nation, in: Manager Magazin, 2005, Heft 7, S. 138.

[63] Vgl. Keynes, John Maynard, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 1936, S. 79 ff.

[64] Die am 21. März 2010 verabschiedete Gesundheitsreform soll die Quote der krankenversicherten US-Bürger von 83 % auf 95 % steigern. Vgl. Die Gesundheitsreform im Detail, in: Handelsblatt.de vom 22.03.2010.

[65] Vgl. Czaykowski/ Wink/Theiselmann/Gehring, Konsumverhalten und Hypothekenmarkt in den USA, in: Der Werdegang der Krise - Von der Subprime- zur Systemkrise, 2009, S. 33.

[66] Vgl. Finanzmärkte - die finale Krise steht erst noch bevor, in: Handelsblatt.de vom 18.03.2010..

[67] Ebenda.

[68] Vgl. Münchau, Wolfgang, Vorbeben - Was die globale Finanzkrise für uns bedeutet und wie wir uns retten können, 2008, S. 155.

[69] Vgl. Schulmeister, Stephan, Der „Aufbau" der großen Krise durch „business as usual" auf Finanzmärkten, in: Finanzkrise und Divergenzen in der Wirtschaftsentwicklung als Herausforderung, 2009, S. 48.

[70] Köhler, Wolfgang, Wall Street Panik - Banken ausser Kontrolle, 2008, S. 127.

[71] Vgl. Schuldenabbau durch Inflation, in: Neue Zürcher Zeitung.de vom 15.02.2010.

[72] Vgl. Wagenblaß, Horst, Volkswirtschaftslehre - Öffentliche Finanzen und Wirtschaftspolitik, 2001, S. 173.

[73] Strategie zur Kreditaufnahme in niedrig verzinsten Währungen, um damit höher verzinsliche Finanzprodukte in anderen Währungen zu erwerben.

[74] Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 2007/ 2008: Das Erreichte nicht verspielen, S. 93.

[75] Allen voran wird eine Aufwertung von Seiten der OECD und der USA gefordert. Vgl. Hoffbauer, Andreas, OECD fordert von China mehr Sozialausgaben, in: Handelsblatt.de vom 02.02.2010; Bayer, Tobias, China stresst die eigene Industrie, in: Financial Times.de vom 26.02.2010; Bayer, Tobias, China verabschiedet sich von der Dollarbindung, in: Börse-Online.de vom 08.03.2010; China lehnt Yuan-Aufwertung ab, in: Handelblatt.de vom 14.03.2010.

[76] Vgl. Köhler, Wolfgang, Wall Street Panik - Banken ausser Kontrolle, 2008, S. 123.

[77] Vgl. Fetzer, Joachim, Ist man hinterher immer klüger?, in: Lehren aus der Finanzmarktkrise - Ein Comeback der Sozialen Marktwirtschaft, Band I, Ordnungspolitische und sozialethische Perspektiven, 2008, S. 31.

[78] Vgl. Herzog, Bodo: Die Finanzmarktkrise: Ursachen, Lehren, Lösungsansätze, in: Lehren aus der Finanzmarkt­krise - Ein Comeback der Sozialen Marktwirtschaft, Band I, Ordnungspolitische Perspektiven, 2008, S. 10.

[79] Vgl. Deutsche Bank Research, Die intern. Finanzkrise: Ursachen, Ausprägungen und Ausblick, 2009, S. 5.

[80] Sog. Subprime-Kreditnehmer, die im Wesentlichen zu der von Überschuldung betroffenen Gruppe gehören.

Ende der Leseprobe aus 190 Seiten

Details

Titel
Nationales Krisenmanagement im internationalen Konjunkturzusammenhang vor dem Hintergrund einer globalen Bankenmalaise
Untertitel
Beurteilung regulativer Maßnahmen unter Berücksichtigung des historischen Kontextes
Hochschule
Hochschule Anhalt - Standort Bernburg  (Lehrstuhl für Bank- und Versicherungsrecht)
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
190
Katalognummer
V163004
ISBN (eBook)
9783640778003
ISBN (Buch)
9783640778218
Dateigröße
3441 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Förderung durch die Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung
Schlagworte
Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Subprimekrise, Euro-Krise, Griechenland, Irland, Staatsschuldenkrise, Griechenlandkrise, Irlandkrise, PIIGS, PIIGS-Krise, Europäische Stabilität
Arbeit zitieren
Bachelor of Laws Danny Trautwein (Autor:in), 2010, Nationales Krisenmanagement im internationalen Konjunkturzusammenhang vor dem Hintergrund einer globalen Bankenmalaise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163004

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