Junktion aus Nähe und Distanz

Eine empirische Analyse der Magazine "stern" und "NEON"


Bachelorarbeit, 2010

178 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Theorie
2.1 Was ist eine Junktion?
2.1.1 Junktionsklassen und –grundtechniken
2.1.2 Semantische Relationen
2.2 Nähe und Distanz
2.3 Junktionen im Nähe-Distanz-Modell

3. Empirie
3.1 Beschreibung des Analysekorpus
3.2 Nähe-Distanz-Analyse
3.2.1 Methode
3.2.2 Nähe-Distanz-Analyse: Bildung
3.2.3 Nähe-Distanz-Analyse: Fußball
3.2.4 Nähe-Distanz-Analyse: Migration
3.2.5 Nähe-Distanz-Analyse: Wirtschaft
3.2.6 Nähe-Distanz-Analyse: Interview
3.3 Junktionswerte und Junktionsprofile
3.3.1 Methode
3.3.2 Analyse: Bildung
3.3.3 Analyse: Fußball
3.3.4 Analyse: Migration
3.3.5 Analyse: Wirtschaft
3.3.6 Analyse: Interview
3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse

4. Erörterung der Problemfälle
4.1 aber – Koordination oder Subordination?
4.2 und, oder, entweder…oder, sondern – Koordination
von Aussagen oder Bezugsobjekten?
4.3 auch, dann – Junktor oder Abtönungspartikel?
4.4 bald, später, nun – Junktor oder Temporaladverb?
4.5 so – Junktor oder Modaladverb?
4.6 so wie, wie, als – Aussagenverknüpfung?
4.7 aber auch – junktionsartige Wortverbindung?
4.8 dafür, dazu, dadurch – Konjunktionaladverb oder Pro-Adverb?
4.9 ehrlich gesagt – V2-Einbetter oder Textglied?
4.10 nur nicht dazu – Junktion?
4.11 später, zuvor, nach – Temporaladverb oder Konjunktionaladverb?

5. Fazit

6. Literatur
6.1 Analysekorpus
6.2 Fachliteratur
6.3 Internetquellen

Anhang
Junktionsprofil- und Näheanalysen
Analysetexte

1. Einleitung

Sind die Magazine stern und NEON eher nähesprachlich oder eher distanzsprachlich geschrieben? Wie sind Sachverhalte in benannten Zeitschriften miteinander verbunden? Was sagt die Art und Weise der Aussagenverknüpfung über die Nähe- bzw. Distanzsprachlichkeit der Artikel aus? Diesen Fragen will die vorliegende Bachelorarbeit „Junktion aus Nähe und Distanz – Eine empirische Analyse der Magazine stern und NEON“ nachgehen.

Ziel der Arbeit ist es zum einen für jeden Magazinartikel ein eigenes Junktionsprofil zu erstellen, zum anderen herauszufinden, was sich anhand eines Junktionsprofils über Nähe und Distanz aussagen lässt. Um den ungefähren Nähewert der Texte zu ermitteln wird der Zeitparameter im Nähe-Distanz-Modell untersucht. Analysiert werden pro Magazin je vier Artikel aus den Bereichen Bildung, Fußball, Migration, Wirtschaft und pro Magazin jeweils ein Interview.

Um einen Überblick über das Thema Junktion zu gewinnen, wird im Theorieteil zunächst kurz geklärt, was es mit dem Begriff Junktion auf sich hat, die für diese Analyse bedeutsamen Junktionsklassen und -grundtechniken werden erklärt und die semantischen Klassen nach Peter von Polenz vorgestellt. Danach erfolgt ein Einblick in die Theorie der Nähe und Distanz, insbesondere mit Blick auf den für diese Arbeit relevanten Zeitparameter.

In der darauffolgenden Empirie wird zunächst das Analysekorpus vorgestellt. Es folgt die Analyse der Nähemerkmale hinsichtlich des Zeitparameters, um die Texte ungefähr nähe- bzw. distanzsprachlich verorten zu können. Im zweiten Abschnitt der Empirie wird für jeden Analysetext der entsprechende Junktionswert ermittelt und ein Junktionsprofil erstellt. Dabei wird – wie auch in der Nähe-Distanz-Analyse – immer ein Artikel aus dem stern und einer aus der NEON behandelt (in der vorliegenden Arbeit werden die jeweiligen Eigenschreibweisen der Zeitschriften adaptiert). Auf diese Weise soll innerhalb eines Bereichs ein direkter Vergleich der Magazine ermöglicht werden. Die Empirie schließt mit einer kurzen Zusammenfassung der Analyseergebnisse ab.

Die während der Junktionsanalyse aufgetretenen Problemfälle werden im darauffolgenden Kapitel näher erörtert und klassifiziert. Im Fazit erfolgt abschließend eine Zusammenfassung, Interpretation und Bewertung der Ergebnisse der Arbeit. Vor allem wird hier nochmal auf die Frage eingegangen, inwieweit mithilfe eines Junktionsprofils eine Aussage über die Nähe- bzw. Distanzsprachlichkeit von Texten gemacht werden kann.

Im Theorieteil und bei der Erörterung der Problemfälle stellen Peter von Polenz„ „Deutsche Satzsemantik“ (2008), Wolfgang Raibles Bericht über „Junktion“ (1992) sowie Àgel/Diegelmanns „Theorie und Praxis der expliziten Junktion“ (2010) die grundlegenden Sekundärquellen dar. Hinsichtlich des Themas Nähe und Distanz basiert diese Arbeit vorrangig auf Àgel/Hennigs „Grammatik aus Nähe und Distanz“ (2006).

2. Theorie

Im folgenden Teil wird die für die in Kapitel 3 durchgeführte Nähe-Distanz- und Junktionsanalyse relevante Theorie dargestellt. Dabei wird es zu allererst um die Frage „Was ist eine Junktion ?“ gehen sowie um die beiden Pole Integration und Aggregation. Darauf folgt eine Beschreibung der Junktionsklassen und der wichtigsten Grundtechniken zur Realisierung von Junktionen, ebenso werden die semantischen Relationen nach Peter von Polenz erklärt.

Um die Analysetexte hinsichtlich Nähe-bzw. Distanzsprachlichkeit verorten zu können, wird abschließend das Nähe- und Distanzmodell von Hennig/Ágel erläutert, wobei für die vorliegenden Untersuchungen lediglich der Zeitparamater betrachtet wird.

2.1 Was ist eine Junktion ?

Junktion wird abgeleitet von dem lateinischen Wort iunctio, das übersetzt Verbindung bedeutet (vgl. Bußmann 2008: 317). Nach der Theorie Tesnieres gehört die Junktion neben der Konnexion und Translation zu den „tragenden Säulen der strukturellen Syntax“ (Heringer 2003: 129). Sie dient dem „strukturellen Ausbau“ (ebd.) von Sätzen. In Anlehnung an Tesnieres Begriff der jonction, die die „Verbindung von satzwertigen Einheiten“ (Raible 1992: 28) meint, gibt Wolfgang Raible der Dimension Junktion folgende Aufgabe: „Linear aufeinanderfolgende (Satz-)Einheiten werden zueinander in Relation gesetzt und dadurch zu größeren Einheiten zusammengeordnet.“ (Raible 1992: 30). Eine Einheit meint hier eine Sachverhaltsdarstellung, also eine Proposition bzw. Aussage. Eine Junktion ist somit die syntaktische Realisierung einer satzsemantischen Verknüpfung.

Die Junktion bewegt sich zwischen den zwei entgegengesetzten Polen Aggregation und Integration. Diese meinen den Grad der Integrativität des einen Sachverhalts in den anderen. Raible benennt in seinem Werk „Junktion“ (1985) acht unterschiedliche Techniken bzw. Ebenen, auf denen eine Junktion realisiert werden kann. Zwei oder mehr Sachverhalte bzw. Satzeinheiten können unverbunden nebeneinander stehen, wobei die Art ihrer Verknüpfung dem Hörer überlassen ist. Dies ist nach Raible (vgl. 1992: 28) die extremste Art der Aggregation, welche sich in seiner Klassifikation der Junktionen auf Ebene I befindet. Das andere Extrem – das der Integration – schreibt Raible den Ebenen VII und VIII zu. Diese spielen jedoch für die vorliegende Arbeit keine Rolle. Alle weiteren Verbindungsmöglichkeiten befinden sich innerhalb dieser beiden Extreme. Sie werden im Folgenden noch weiter erklärt.

2.1.1 Junktionsklassen und -grundtechniken

Es gibt vier Typen von formalen Möglichkeiten, die Verbindung zwischen zwei oder mehreren Sachverhalten bzw. Aussagen zu realisieren. Diese sind die Koordination, die Subordination, die Inkorporation sowie die Unifikation (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 356). Jeder dieser Junktionsklassen kann ein bestimmter Grad der Integrativität zugeordnet werden. Innerhalb jeder Klasse existieren außerdem Techniken, mittels derer eine Junktion ausgedrückt wird. Zusätzlich sind die unterschiedlichen Techniken innerhalb der Klassen nochmal hinsichtlich ihrer Integrativität zu unterscheiden.

Die Koordination, als eine Verbindung von zwei Hauptsätzen, ist ein aggregativer Fall. Sie entspricht im Wesentlichen der von Raible beschriebenen Ebenen I, II und III. Auf der Ebene II wird eine Junktion hergestellt, indem ein Teil des vorangegangen Satzes im nachfolgende Satz wieder aufgenommen wird (vgl. Raible 1992: Faltblatt). Auf der Ebene III werden zwei Hauptsätze explizit miteinander verknüpft (vgl. Raible 1992: Faltblatt). Ebene I – die Juxtaposition – wird in dieser Arbeit nicht in die Analyse mit einbezogen, da es hier lediglich um explizite Verknüpfungen gehen soll. Im Falle der Koordination seien zwei Grundtechniken genannt: Zum einen die Koordination durch Konjunktoren, zum anderen durch AP-Junktoren (AP=Adverb und Partikel) (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 359), wobei eine Junktion mittels eines AP-Junktors integrativer ist als die mittels einer Konjunktion (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 361). Ágel/Diegelmann machen außerdem noch eine Unterscheidung zwischen einfachem (allerdings, und) und paarigem (sowohl… als, zwar…doch) Junktor (vgl. 2010: 360).

Die Subordination bezeichnet ein Abhängigkeitsverhältnis von zwei oder mehreren Elementen durch Unterordnung (vgl. Bußmann 2008: 697). In Raibles Klassifikation befindet sie sich auf den Ebenen IV und V. Auf Ebene IV findet eine Integration eines Nebensatzes mit finitem Verb in einen Hauptsatz mit finitem Verb statt (vgl. Raible 1992: 18). Infinite Verben, Gerundien und Partizipien dienen der Integration auf der Ebene V (vgl. Raible 1992: 18f). Für diese Arbeit sind folgende sechs Grundtechniken der Subordination relevant: Erstens die infinite Subordination ohne „zu“ als eine Infinitivkonstruktion ohne

„zu“, zweitens die infinite Subordination ohne „zu“ als eine Partizipialkonstruktion, drittens die Subordination durch Verbzweitsatzeinbetter, viertens die durch Subjunktorersatz und fünftens die durch einen Subjunktor, schließlich sechstens die infinite Subordination mit „zu“ (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 362) – dabei nimmt der Integrationsgrad von Technik eins bis sechs stetig zu.

Die dritte Junktionsklasse ist die Inkorporation. Sie entspricht der Ebene VI bei Raible. Ein Sachverhalt bzw. eine Aussage P1 wird nominalisiert und in eine Aussage P2 eingefügt. Im Gegensatz zur Subordination ist sie sehr integrativ. Innerhalb der Integration selbst gibt es noch die Variante „außerhalb der Felderstruktur“, die eher aggregativ ist, und „innerhalb der Felderstruktur“, welche eher integrativ ist (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 367).

Die Unifikation schließlich drückt eine maximale Integration des einen Sachverhalts in den anderen aus. Der Junktor ist hierbei Prädikat des Satzes. Wie bei der Inkorporation wird auch hierfür nur eine Grundtechnik angenommen (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 368).

2.1.2 Semantische Relationen

Bei der Betrachtung des Themas Junktion ist auch deren Inhaltsseite zu berücksichtigen. Verknüpfungen können jeweils in verschiedenen Relationen zueinander stehen. Ebenso können Relationen formal jeweils unterschiedlich realisiert werden.

Nach Peter von Polenz (2008) gibt es 15 semantische Klassen bzw. Relationen. Von Polenz beginnt mit der kopulativen Relation. Hierbei wird eine Aussage P2 zu einer Aussage P1 hinzugefügt, ergänzt oder es werden mehrere Aussagen summiert (vgl. Polenz 2008: 268). Bei der disjunktiven Verknüpfung wird zu einer Aussage P1 eine Alternative P2 genannt oder P1 oder P2 zur Wahl gestellt (vgl. Polenz 2008: 270). Immer aber wird ein Sachverhalt semantisch in den anderen Sachverhalt ein- oder ausgeschlossen. Anders bei der adversativen Relation. Hier wird einer Aussage P1 einer Aussage P2 entgegengesetzt oder P1 mit P2 kontrastiert (vgl. ebd.). Bei der konzessiven Verknüpfung handelt es sich gewissermaßen auch um einen Gegensatz, jedoch wird hierbei zunächst eine Aussage P1 zugestanden bzw. eingeräumt und dieser dann eine Aussage P2 entgegengesetzt (vgl. Polenz 2008: 271).

Wird eine Aussage P1 durch eine Aussage P2 näher erklärt oder präzisiert, so handelt es sich um eine explikative Relation (vgl. Polenz 2008: 272). Diese Verknüpfung könnte z.B. „ P1 besteht darin, dass P2 “ (ebd.) lauten. „ Dass P1, ist nur so zu verstehen, dass P2 “ (Polenz 2008: 273) entspricht dagegen einer restriktiven, also einschränkenden, Relation. Komparative Verknüpfungen vergleichen zwei oder mehr Sachverhalte miteinander.

Bei einer temporalen Relation wird eine Zeitbeziehung zwischen Satzinhalt und dessen Kontext ausgedrückt. Dabei kann P2 der Aussage P1 zeitlich vorangehen – Vorzeitigkeit –, P1 folgen – Nachzeitigkeit –, oder gleichzeitig mit P1 erfolgen – Gleichzeitigkeit (vgl. Polenz 2008: 275). Ein „Sonderfall gleichzeitiger Temporalverknüpfung“ (ebd.) stellt die komitative Relation dar. Ein Sachverhalt wird hier durch das gleichzeitige Miteinander zweier Teilsachverhalte P1 und P1 beschrieben (vgl. ebd.).

Die instrumentale Relation erklärt, mit welchen Mitteln P2 ein Sachverhalt P1 als Basishandlung erreicht wird (vgl. Polenz 2008:276f). Ähnlich der instrumentalen Relation ist die finale. Hier geht es ebenfalls darum, eine Basishandlung P1 zu erklären, jedoch indem eine Aussage darüber gemacht wird, „welchen Sachverhalt P2 als ZweckR jemand mit P1 erreichen will“ (Polenz 2008: 277).

Wird ein Sachverhalt P1 erklärt durch einen Sachverhalt P2, der als logische Folge auf die Tatsache P1 erwartet wird, so handelt es sich um eine konsekutive Verknüpfung (vgl. Polenz 2008: 279). Die konsekutive Verknüpfung muss von der kausalen unterschieden werden. Im konsekutiven Fall tritt P2 als Folge unmittelbar nach P1 auf. Die kausale Relation ergänzt „eine als UrsacheR gekennzeichnete Aussage P1 […] durch eine als Folge aus P1 aufgefaßte [sic!] Aussage P2“ (ebd.). Hier gibt es unterschiedliche Verlaufsrichtungen bzw. Typen von Ursache und Folge innerhalb des Textes.

Wie auch die kausale Relation lässt sich die konditionale grundsätzlich, wenn auch nur in zwei Typen einteilen. Im Falle des Typs A wird einer als Hypothese, Regel o.ä. vorausgesetzter Sachverhalt P1 bedingt durch einen Sachverhalt P2 bzw. „ P1 führt R zu P2“ (Polenz 2008: 283). Pragmatischer ist der Typ B. Hier wird jemandem ein Sachverhalt P1 zur BedingungR für die Gültigkeit einer eigenen Handlung P2 gesetzt (vgl. Polenz 1985: 284).

Abschließend nennt Polenz die meta-kommunikative Relation. Eine Aussage P1 wird durch eine Aussage P2 erklärt, wobei mit der Aussage P2 wiederum etwas über P1 ausgesagt (vgl. Polenz 2008: 285) – hier liegt eine enge Verbindung zur restriktiven und expliziten Relation vor.

2.2 Nähe und Distanz

Die Anzahl und Komplexität von Junktionen geben nicht nur Aufschluss über die technische und inhaltliche Beschaffenheit sprachlicher Äußerungen, sondern auch über deren ungefähre sprachliche Nähe bzw. Distanz.

Ein in der Sprachenwissenschaft lange Zeit angewandtes Modell, das Kommunikationsbedingungen und Strategien von Nähe- und Distanzsprachlichkeit beschreibt, stammt von Koch/Oesterreicher (1986). Jedoch weist dieses Modell Schwächen auf. Ágel/Hennig (2006) haben deshalb den Versuch unternommen, ein neues Nähe-Distanz-Modell zu entwickeln – in Auseinandersetzung mit bereits vorhandenem Material von Koch/Oesterreicher (1986) und anderen Wissenschaftlern. Für die vorliegende Arbeit wird auf das Modell von Ágel/Hennig zurückgegriffen.

Dieses unterscheidet sich hinsichtlich des Verständnisses von Nähe und Distanz von Koch/Oesterreicher im Wesentlichen dadurch, dass lediglich die Kommunikationsbedingungen einbezogen werden, „die nachweislich für das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein bestimmter grammatischer Merkmale verantwortlich sind“ (Ágel/Hennig 2006: 24). Koch/Oesterreicher betrachten dagegen beispielsweise Bedingungen wie Vertrautheit der Gesprächspartner, face- to-face -Interaktionen, freie Themenentwicklung während des Gesprächs und Ausschluss der Öffentlichkeit als konstitutiv für Nähesprechen (vgl. 1986: 23).

Die Modellierung von Nähe und Distanz erfolgt bei Ágel/Hennig auf der Grundlage eines Prototypenkonzepts (vgl. 2006: 16). Es gibt fünf Ebenen im Nähe-Distanz-Modell: Die erste Ebene I (UNIAX = Universales Axiom) stellt die Basis des Modells dar. Hier wird von dem Grundsatz ausgegangen, dass es sich bei dem Nähesprechen um eine offene Produzenten-Rezipientenbeziehung (Offene P-R) und bei dem Distanzsprechen um eine geschlossene Produzenten- Rezipientenbeziehung (Geschlossene P-R) handelt (vgl. 2006: 18). Auf diesem Axiom aufbauend folgen die Ebenen II (UNIKOM = Universale Parameter der Kommunikation) und III (UNIDIS = Universale Parameter der Diskursgestaltung). Ágel/Hennig fassen diese Ebenen zusammen, da sie beide als

„Kommunikationsbedingungen“ bezeichnet werden können (vgl. 2006: 18). Erste meint dabei die außersprachlichen Bedingungen von Kommunikation, zweite diejenigen Parameter, die sich in der konkreten Kommunikation darlegen (vgl. ebd.). Schließlich erfolgt die sprachliche Realisierung von Nähe- bzw. Distanzsprechen, ebenfalls in zwei Ebenen unterteilt, nämlich in IV (UNIVER = Universale Diskursverfahren) und V (UNIMERK = Universale Diskursmerkmale). UNIVER bezeichnet dabei die übergeordneten Verfahren der einzelnen sprachlichen Merkmale UNIMERK (vgl. ebd.).

Innerhalb der Ebenen führen Ágel/Hennig noch fünf Parameter an: 1 Pollenparameter, 2 Zeitparameter, 3 Situationsparameter, 4 Parameter des Codes und 5 Parameter des Mediums. Diese Parameter werden den Ebenen II-V zugeordnet und beinhalten jeweils unterschiedliche Verfahren bzw. Merkmale. Die Merkmale der jeweiligen Parameter beziehen sich aufeinander, z.B. führt Parameter 1 auf der Ebene II zu Parameter 1 auf allen anderen Ebenen (vgl. 2006: 19).

Das Nähe- und Distanzmodell von Ágel/Hennig ist somit hierarchisch gegliedert – „empirisch vorfindliche einzelsprachliche Merkmale [sollen] durch entsprechende hierarchische Rückführung über die Ebenen II-IV auf das universale Axiom“ (2006: 19) bezogen werden.

2.3 Junktionen im Nähe-Distanz-Modell

Hinsichtlich der Verwendung von Junktionen in sprachlichen Äußerungen ist der Zeitparameter relevant. Für das Nähesprechen ist der Zeitparameter auf der Ebene II gekennzeichnet durch das Merkmal ‚P-R-Zeitgebundenheit„ und auf der Ebene III durch ‚Zeitgleichheit von Planung und Produktion„ (vgl. Ágel/Hennig 2006: 19). Sprachlich drückt sich diese Zeitrelation auf der Ebene IV durch eine aggregative Strukturierung des Gesagten bzw. Geschriebenen aus, auf der Ebene V können aggregative Satzstrukturen ausgemacht werden (vgl. ebd.).

Wie bereits in 2.1 verdeutlicht, bewegen sich Junktionen zwischen den entgegengesetzten Polen Aggregation und Integration, welche auch für das Nähe- bzw. Distanzsprechen von Bedeutung sind. Nähe und Distanz darf nicht gleichgesetzt werden mit Integration und Aggregation, jedoch korreliert ein hoher Junktionswert – der auf die Integrativität eines Textes schließen lässt – mit einem hohen Distanzwert (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 378f). Folglich kann mithilfe einer Junktionsanalyse eine Aussage gemacht werden, inwieweit ein Text eher nähe- bzw. distanzsprachlich ist.

Hierfür wird der Zeitparameter untersucht, der jedoch nicht nur Aussagenverknüpfungen beinhaltet, sondern insgesamt fünf Verfahren mit entsprechenden Merkmalen (vgl. Àgel/Hennig 2006: 380ff). Verfahren 2a umfasst eine aggregative Satzstrukturierung ohne Beeinflussung der Projektionsstruktur – hierzu zählen z.B. Links- und Rechtsversetzung, Ausklammerung, Nachtrag oder aggregative Koordination1. Verfahren 2b umfasst ebenso eine aggregative Strukturierung, jedoch mit Beeinflussung der Projektionsstruktur – durch aggregative Diskurseinheiten wie Anakoluth oder Kontamination. Verfahren 2c beinhaltet on-line-Reparaturen – Wiederholungen, Korrektursignale –, während einfache Verfahren der Einheitenbildung zu 2d gehören – z.B. einfachere Hypotaxen wie abhängige Hauptsätze, unabhängige Nebensätze, oder das Merkmal ‚keine syntaktische Kohäsionsmarkierung„. Das letzte Verfahren 2e beinhaltet schließlich Heckenausdrücke und Überbrückungsphänomene.

Hinsichtlich des Zeitparameters bezogen auf Junktionen werden in dieser Arbeit aggregative Satzstrukturen untersucht. Dabei werden sämtliche koordinierende Junktionen, d.h. Koordination durch Konjunktoren und AP-Junktoren, dem Pol Aggregation zugeordnet. Subordinationen fallen demgegenüber bereits in den Bereich der Integration und bleiben bei der Nähe-Distanz-Analyse unberücksichtigt.

3. Empirie

Der dritte Teil dieser Arbeit umfasst die Untersuchung der Analysetexte. Dabei handelt es sich um zehn Artikel aus dem Nachrichtenmagazin stern und NEON – dem „jungen Lifestyle-Magazin“ des Verlags Gruner+Jahr. Es wird immer ein Artikel pro Magazin aus den Bereichen Sport, Bildungs- und Migrationspolitik, Wirtschaft sowie jeweils ein Interview analysiert. Untersucht werden circa 1360 Wortformen pro Artikel – diese Zahl orientiert sich an dem Artikel mit den wenigsten Wortformen.

Ziel der Analyse ist es, für jeden Zeitungsartikel den Junktionswert zu ermitteln sowie ein eigenes Junktionsprofil zu erstellen und dann herauszufinden, was sich anhand des Junktionswerts und -profils über Nähe und Distanz aussagen lässt. Des Weiteren soll ein Vergleich der Magazine stern und NEON hinsichtlich ihrer sprachlichen Strukturierung ermöglicht werden.

Im ersten Schritt erfolgt zunächst eine kurze Beschreibung des Analysekorpus, daraufhin die ungefähre Verortung der Zeitschriftenartikel hinsichtlich Nähe und Distanz. Abschließend werden die einzelnen Junktionswerte und Junktionsprofile untersucht.

Eine detaillierte Analyse der Nähe-Distanz-Untersuchungen und der jeweiligen Junktionsklassen, -grundtechniken sowie semantischen Relationen der Artikel einschließlich deren tabellarischer Auswertungen hinsichtlich der vier Kategorien Form, Inhalt, Form-Inhalt und Inhalt-Form befinden sich im Anhang dieser Arbeit.

3.1 Beschreibung des Analysekorpus

Das Magazin stern ist eine der am meisten gelesenen Zeitschriften Deutschlands. Laut einer Media-Analyse des Verlags Gruner+Jahr (vgl. Gruner+Jahr Medien: MA 2010-I) erreicht der stern pro Ausgabe 7,28 Millionen Leser, das entspricht 11,2 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. Im Vergleich zu anderen Wochenmagazinen wie Spiegel und Focus liegt er damit weit vorne. Der Spiegel erreicht pro Ausgabe 5,91 Millionen Leser – das entspricht 9,1 Prozent der Bevölkerung –, der Focus lediglich 5,24 Millionen – 8,1 Prozent (vgl. ebd.).

stern - Leser sind persönlichkeitsstarke Meinungsführer und Entscheider“ heißt es in dem Profil des Magazins (Gruner+Jahr: Stern Profil 2010: 3). Jeder zweite Leser komme demnach aus den „gesellschaftlichen Leitmilieus“ (ebd.) und hebe sich „durch einen großen finanziellen Spielraum und eine hohe Markenaffinität“ (ebd.) von der durchschnittlichen Bevölkerung ab.

Der stern wird etwas mehr von Männern gelesen – 4,52 Millionen, das entspricht einer Reichweite von 14,3 Prozent. Mit 10,0 Prozent – 3,35 Millionen – erreicht er jedoch auch viele Frauen und übertrifft damit sogar die Reichweite klassischer Frauenzeitschriften (vgl. Profil 2010: 6). Am meisten wird das Magazin von 30- bis 39-Jährigen (Reichweite: 13,4 Prozent) und 40- bis 49-Jährigen (Reichweite: 13,8 Prozent) gelesen, von den über 50-Jährigen konsumieren immer noch 12,4 Prozent den stern (vgl. Gruner+Jahr: Stern Profil 2010: 6). Aber auch die Altersgruppe zwischen 20 und 29 stellt mit einer Reichweite von 10,7 Prozent eine nicht unerhebliche Leserschaft dar (vgl. ebd). Wie bereits erwähnt haben stern-Leser im Durchschnitt ein relativ hohes Bildungsniveau. 12,3 Prozent haben eine weiterführende Schule besucht oder das Abitur absolviert, insgesamt 16,7 Prozent besitzen die Hochschulreife (vgl. ebd.).

Auch das stern-Magazin NEON spricht laut Gruner+Jahr schlaue, einkommensstarke und markenaffine Leser an (vgl. Gruner-Jahr: NEON: 4). Es erscheint monatlich. Am häufigsten wird NEON von 20- bis 35-Jährigen gelesen. Von den insgesamt 790.000 Lesern pro Ausgabe – das entspricht einer Reichweite von 7,5 Prozent – sind 41 Prozent zwischen 20 und 29, 20 Prozent zwischen 30 und 39 Jahre alt (vgl. ebd.). Hier liegen jedoch Frauen mit einem Anteil von 59 Prozent weiter vorne – bei den Männern beträgt die Reichweite 41 Prozent (vgl. ebd.).

Themen, die in der NEON behandelt werden, reichen von Gesellschaft und Politik über Modetrends, Beziehungen und Karriere bis hin zu Reisethemen und der Popkultur – „NEON bietet Unterhaltung und emotionale Authentizität auf hohem Niveau“ (Gruner+Jahr: NEON: 3). Auch der stern wirbt mit emotionaler und konkreter Berichterstattung – mit „37-Grad-Journalismus“ (Gruner+Jahr: Stern Profil 2010: 2). Hier soll die „menschliche Seite der Nachricht“ (vgl. ebd.) gezeigt sowie eine Orientierung und ein Überblick über das aktuelle Zeitgeschehen gegeben werden. Laut Gruner+Jahr zeichnet sich das Magazin vor allem durch eine thematische Mischung, eine klare, kritische Haltung zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen, sozialem Engagement sowie einer visuellen Kraft – große, ausdrucksstarke Bilder – aus (vgl. stern Profil: 2).

Beide Magazine richten sich somit an eine bildungsstarke Leserschaft mit einem durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Einkommen und versprechen eine qualitative, authentische und emotionale Berichterstattung. Lediglich die Altersgruppen variieren: NEON-Leser sind im Schnitt zwischen 20 und 35 Jahre alt, stern-Leser dagegen zwischen 30 und 49. NEON ist ein junges Lifestyle- Magazin, stern ein aktuelles Nachrichtenmagazin, das neben dem Zeitgeschehen ebenfalls noch Lifestyle präsentiert – jedoch mehr auf die entsprechende Zielgruppe ausgerichtet.

Die Frage für die vorliegende Arbeit lautet nun: Gibt es Unterschiede in der sprachlichen Gestaltung der jeweiligen Beiträge? Dabei muss vorab darauf hingewiesen werden, dass es sich sowohl bei stern als auch bei NEON um journalistische Erzeugnisse handelt. Demnach ist anzunehmen, dass die jeweiligen Beiträge auch in journalistischem Stil – also eher nähesprachlich – formuliert sind. In Anbetracht der Leserschaft könnten sich beide Magazine dennoch durch eine vergleichsweise komplexere sprachliche Strukturierung auszeichnen.

Da die Altersgruppen der Leser jedoch variieren, liegt die Vermutung nahe, dass es doch Unterschiede hinsichtlich der Nähe- bzw. Distanzsprachlichkeit geben könnte, wenn auch nur graduelle. So müsste NEON mehr nähesprachlich sein als stern, da sie eine jüngere Leserschaft anspricht und sich damit evtl. auch anderer sprachlicher Gestaltungsmittel bedienen würde – beispielsweise stärker aggregativer Satzstrukturen.

Ob es diesbezüglich Unterschiede zwischen den beiden Magazinen gibt und wie diese dann gegebenenfalls ausgeprägt sind, will diese Arbeit u.a. untersuchen.

3.2 Nähe-Distanz-Analyse

Im Folgenden werden die Artikel aus den Magazinen stern und NEON ungefähr hinsichtlich ihrer Nähe- bzw. Distanzsprachlichkeit bezogen auf den Zeitparameter verortet. Die Texte werden auf der Mikroebene untersucht, dabei erfolgt die gesamte Analyse aus einer Näheperspektive.

An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass Nähesprachlichkeit in Zeitungsartikeln immer konstruiert ist. D. h., der Autor eines Artikels verwendet i. d. R. viel Zeit auf das Verfassen des Textes – nichts bleibt dem Zufall überlassen, was die genaue Bestimmung der Zeitparameter erschwert. Es gibt de facto keine Zeitgleichheit von Planung und Produktion. Deshalb sind Nähemerkmale in journalistischen Texten immer auch stilistische Mittel – um einen Text bewusst nähesprachlich zu gestalten. Aus diesem Grund ist es aber wiederum sinnvoll, den Zeitparameter zu untersuchen und auch die (konstruierten) Nähemerkmale ausfindig zu machen.

3.2.1 Methode

Als Vergleichstexte für die Nähe-Distanz-Analyse werden Immanuel Kants Prolegomena und das DomianDaniel-Transkript von Susanne Günther (vgl. Ágel/Hennig 2006: 65) verwendet. Erster ist in dieser Analyse der prototypisch distanzsprachliche Text, zweiter der prototypisch nähesprachliche.

In Kants Prolegomena tauchen bei 1782 Wortformen ca. 22 Zeitmerkmale auf. Zur statistischen Auswertung wird nun die Token-Frequenz mit der Textlänge ins Verhältnis gesetzt. Hinsichtlich des Zeitparameters weist der Kant-Text also eine Nähe von 0,012 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] auf, das entspricht 1,2 Prozent. Da die Analysetexte jedoch eine geringere Anzahl an Wortformen aufweisen, müssen die Werte der Proto-Texte entsprechend angeglichen werden. Der Kant-Text hat also auf 1782 Wortformen 22 Nähemerkmale, folglich müsste er auf 1360 Wortformen x Nähemerkmale besitzen [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. x entspricht dabei 17 Merkmalen2. Daraus ergibt sich folgender angeglichener Nähewert für den Kant- Text: 17 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Damit gilt er als 100 Prozent distanzsprachlich. Das DomianDaniel-Transkript umfasst 1784 Wortformen mit insgesamt 1127 Nähemerkmalen, davon sind 186 Merkmale dem Zeitparameter zuzuordnen (vgl. Ágel/Hennig 2006: 39). Auch hier müssen die Merkmale wieder den Wortformen der Analysetexte entsprechend angeglichen werden ( 187 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. Gemessen am Zeitparameter weist der Prototext in diesem Fall eine Nähesprachlichkeit von 0,105 ( 143 [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] auf, das entspricht 10,4 Prozent. Damit gilt der DomianDaniel-Text als 100 Prozent nähesprachlich hinsichtlich des Zeitparameters. Bild 1 verdeutlicht die Verteilung innerhalb der Nähe-Distanz- Skala.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 1: Beispiel Nähe-Distanzpol

3.2.2 Nähe-Distanz-Analyse: Bildung

Der stern - Artikel umfasst auf 1370 Wortformen 58 Nähemerkmale (siehe Anhang, stern: Tabelle 8.6, 10; NEON: Tabelle 9.6, 18). Im Verhältnis zum Nähe- Prototext bedeutet dies, dass der Analysetext zu 36 Prozent3 nähesprachlich und zu 64 Prozent distanzsprachlich ist (zur Berechnung der Nähesprachlichkeit vgl. Àgel/Diegelmann 2010: 46). Der Nähewert des NEON-Artikels liegt dagegen bei 23 Prozent, der Distanzwert folglich bei 77 Prozent. Damit ist der NEON-Text um 13 Prozent distanzsprachlicher als der Artikel aus dem stern. Innerhalb des Nähe- Distanzpols verteilen sich die Analyseartikel folgendermaßen (vgl. Bild 2):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2: Nähe-Distanzpol Bildung

3.2.3 Nähe-Distanz-Analyse: Fußball

Anders als im Bereich Bildung unterscheiden sich die Fußball-Artikel hinsichtlich ihres Nähewertes überhaupt nicht. Beide Texte besitzen auf einer Länge von ca. 1360 Wortformen 46 Nähemerkmale hinsichtlich des Zeitparameters (siehe Anhang, stern: Tabelle 10.6, 26; NEON: Tabelle 11.6, 35). Davon entfallen ungefähr gleich viele Merkmale – für den stern-Artikel 33, für den NEON-Artikel 34 – auf koordinierende Konjunktoren und AP-Junktoren. Prozentual ausgedrückt sind beide Texte zu 32 Prozent nähesprachlich. Innerhalb des Nähe-Distanzpol sieht die Positionierung folgendermaßen aus (vgl. Bild 3):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 3: Nähe-Distanzpol Fußball

3.2.4 Nähe-Distanz-Analyse: Migration

Der stern-Artikel im Bereich Migration ist mit nur 35 Nähemerkmalen auf 1363 Wortformen – davon sind 26 Merkmale Junktionen – der wohl distanzsprachlichste Analysetext. Sein Nähewert liegt bei 25 Prozent. Der NEON- Artikel beinhaltet demgegenüber bei 1364 Wortformen deutlich mehr Nähemerkmale, nämlich 52, wovon 49 auf koordinierende Konjunktoren und AP- Junktoren entfallen (siehe Anhang, stern: Tabelle 12.6, 42; NEON: Tabelle 13.6, 51). Damit ist der NEON-Text zu 36 Prozent nähesprachlich. Innerhalb des Nähe- Distanzpols verteilen sich die Texte wie folgt (vgl. Bild 4):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 4: Nähe-Distanzpol Migration

3.2.5 Nähe-Distanz-Analyse: Wirtschaft

Die Nähewerte der Wirtschaft-Analysetexte unterscheiden sich um 7 Prozent. Der stern-Artikel hat auf 1362 Wortformen 44 Nähemerkmale hinsichtlich des Zeitparameters – das entspricht 30 Prozent Nähesprachlichkeit –, der NEON-Text besitzt auf 1363 Wortformen 53 Nähemerkmale – ist damit also zu 37 Prozent nähesprachlich. Von den Nähemerkmalen entfallen beim stern-Artikel 41 auf koordinierende Konjunktoren und AP-Junktoren, beim NEON-Text 45 (siehe Anhang, stern: Tabelle 14.6, 58; NEON: Tabelle 15.6, 66). Innerhalb des Nähe- Distanzpols verteilen sich die Artikel wie folgt (vgl. Bild 5):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 5: Nähe-Distanzpol Wirtschaft

3.2.6 Nähe-Distanz-Analyse: Interview

Die Interview-Artikel sind erstens durchschnittlich nähesprachlicher als die anderen Texte, zweitens unterscheiden sie sich auch untereinander. Der stern- Artikel ist zu 41 Prozent nähesprachlich – auf 1361 Wortformen kommen 58 Nähemerkmale, davon entfallen 49 auf Junktionen –, der NEON-Artikel ist demgegenüber zu 53 Prozent nähesprachlich – 1362 Wortformen, 77 Nähemerkmale davon 70 Junktionen (siehe Anhang, stern: Tabelle 16.6, 74; NEON: Tabelle 17.6, 83). Damit besteht zwischen den Artikel ein Unterschied von zwölf Prozent. Der NEON-Artikel ist zudem der Analysetext mit der höchsten Nähesprachlichkeit. Innerhalb des Nähe-Distanzpols positionieren sich die Texte folgendermaßen (vgl. Bild 6):

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Bild 6: Nähe-Distanzpol Interview

3.3 Junktionswerte und Junktionsprofile

Nachdem die Analysetexte nun im Bezug auf den Zeitparameter nähe- bzw. distanzsprachlich verortet wurden, werden in diesem Kapitel die jeweiligen Junktionswerte ermittelt und Junktionsprofile erstellt.

Zunächst sollen die Formrelationen der jeweiligen Analysetexte dargestellt werden, um auf diese Weise die Aggregativität bzw. Integrativität anhand des Basiswertes (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 377) zu ermitteln und diese dann mit den Proto-Texten in Beziehung zu setzen. Daraufhin folgt die Darstellung der in den jeweiligen Texten ermittelten Inhaltsrelationen. Abschließend werden Form und Inhalt zueinander in Beziehung gesetzt. Es wird also untersucht, mit welchen Formen welche Inhalte realisiert werden und andersrum.

3.3.1 Methode

Um den Junktionswert angeben zu können, müssen zunächst die Basispunkte für den jeweiligen Text ermittelt werden (zur Methode siehe Àgel/Diegelmann 2010: 376ff). Jeder Junktionstechnik wird ein bestimmter Basiswert zugeordnet, welcher deren Integrativität ausdrückt. Koordinationen sind wenig integrativ, weshalb sie auch einen niedrigen Basiswert bekommen. Unifikationen demgegenüber haben den höchsten Wert. Bei der Vergabe der Basispunkte wird die jeweilige Anzahl der Belege mit dem entsprechenden Basiswert multipliziert. Der Junktionswert ergibt sich nun aus der Summe der Basispunkte geteilt durch die Gesamtanzahl der Konnekte, die durch die Junktoren verknüpft werden. Die Verteilung der Werte auf die verschiedenen Techniken sieht folgendermaßen aus (vgl. Tabelle 1):

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Tabelle 1: Basiswert je Grundtechnik

Die Proto-Texte für Aggregation und Integration im Bereich der expliziten Junktionen sind dieselben wie bei der Nähe-Distanz-Analyse, d. h. zum einen Kants Prolegomena (proto-integrativ) und zu anderen das DanielDomian- Transkript (proto-aggregativ) (vgl. Ágel/Diegelmann 2010: 378).

Da die Proto-Texte mehr Wortformen besitzen als die Analysetexte, müssen erste – wie auch schon bei der Nähe-Distanz-Analyse – an zweite angeglichen werden. Kant besitzt auf 1783 Wortformen 116 Konnekte und 223 Basispunkte; DanielDomian auf 1784 Wortformen 212 Konnekte und 191 Basispunkte. Die Länge der Analysetexte macht 76 Prozent der Proto-Texte aus, sodass die Werte der Proto-Texte um 24 Prozent reduziert werden müssen (vgl. Tabelle 2):

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Tabelle 2: Proto-Texte Junktion, relative Daten

Ausgehend von der Anzahl der Konnekte und der Basispunkte wird für jeden Proto-Text jeweils ein Quotient pro Konnekt ermittelt. Die Werte für DanielDomian und Kant bilden dann die Endpunkte für eine Aggregations- /Integrationskala ‚Q Basispunkte„ (vgl. Àgel/Diegelmann 2010: 380).

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Tabelle 2.1: Proto-Texte, Quotient pro Konnekt

In der für diese Arbeit relevanten Skala gilt Kant mit einem Wert von 0,9 als 100 Prozent integrativ, DanielDomian mit einem Wert von 1,9 als 100 Prozent aggregativ. Der Abstand der Texte Kant und DanielDomian beträgt bei ‚Q Basispunkten“ 1,0. Der jeweilige Vergleichswert wird entsprechend seiner Q Basispunkte in diese Skala eingeordnet. Der Junktionswert ist dabei der Abstand zum Aggregationspol (vgl. 2010: 382), also zum Kant-Text, in Prozent.

3.3.2 Analyse: Bildung

Junktionswert: Zunächst werden die Q Basispunkte ermittelt. Der Artikel im stern hat dabei einen Quotienten von 1,1 der in NEON einen Quotienten von 1,7 (vgl. Tabelle 3). Damit beträgt der Abstand des stern-Artikels zum aggregativen Proto-Text 0,3, der des NEON-Artikels 0,8.

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Tabelle 3: Bildung, absolute Daten und Q Basispunkte

Auf der Grundlage dieser Werte wird die Verortung der Analysetexte hinsichtlich Aggregativität folgendermaßen berechnet:

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Der Abstand des stern-Textes zum Aggregationspol beträgt also 33,3 Prozent,

zum Integrationspol 66,7 Prozent. Dagegen beträgt der Abstand des NEON- Textes zum Aggregationspol 88,9 Prozent und zum Integrationspol 11,1 Prozent. Verglichen mit den Ergebnissen aus der Nähe-Distanz-Analyse stimmt die Tendenz überein – der stern-Text ist aggregativer als der NEON- Text, in der entsprechenden Näheanalyse ist stern nähesprachlicher als NEON. Jedoch liegen die Junktionswerte basierend auf den Basispunkten deutlich auseinander. Demnach beträgt der Abstand zwischen den beiden Texten 55,6 Prozent. Auf einer Integrations-/Aggregationsskala sieht die Verortung der Artikel folgendermaßen aus (vgl. Bild 7):

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Bild 7: Integrations-/Aggregationsskala Bildung

Junktionsprofil: Allgemein wird an dieser Stelle vermerkt, dass bei keinem der Analysetexte die Junktionsgrundtechniken Subordination durch Partizipialkonstruktion, Infinitivkonstruktion ohne zu sowie Verbzweitsatzeinbetter ausfindig gemacht wurden. Auch eine Subordination durch Subjunktorersatz findet sich extrem selten. Dominiert werden die Texte dagegen von Koordinationen, sowohl durch Konjunktor als auch AP-Junktor, und Subordinationen durch Subjunktor und Infinitivkonstruktion mit zu.

Die Bildung-Texte geben bereits einen Vorgeschmack auf die durchschnittliche Verteilung der Techniken. Der stern-Artikel ist zu 36 Prozent nähesprachlich und weist dementsprechend eine aggregativere Strukturierung auf als der NEON-Artikel – mit insgesamt 68 Prozent Koordinationen gegenüber 50 Prozent Koordinationen im NEON-Text. Im stern-Artikel entfallen von den 68 Prozent 36 auf Konjunktoren und 32 Prozent auf Subjunktoren. Von den 50 Prozent Koordinationen im NEON-Artikel sind dagegen 38 Konjunktoren und nur zwölf Prozent AP-Junktoren (vgl. Tabelle 3.1).

Der Anteil an Subordinationen liegt im stern-Artikel bei lediglich 32 Prozent – davon 29 Prozent durch Subjunktoren –, im NEON-Artikel bei 47 Prozent – davon 31 durch Subjunktoren und 16 durch Infinitivkonstruktion mit zu. Komplexere Techniken wie Inkorporation und Unifikation spielen für den stern-Text keine Rolle, im NEON-Text finden sich immerhin drei Prozent Inkorporation wieder (detaillierte Auswertung siehe Anhang, stern: 6f, NEON: 15f).

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Tabelle 3.1: Formrelationen im Vergleich (%), Bildung4

Hinsichtlich der inhaltlichen Relationen spielt in beiden Texten die kopulative eine maßgebliche Rolle – der Anteil liegt hier sowohl im stern als auch in der NEON bei über 30 Prozent (vgl. Tabelle 3.2). Auffallend ist auch, dass im nähesprachlicheren Text, also stern, fast alle inhaltlichen Relationen realisiert sind – wenn auch nur jeweils zu einem sehr geringeren Prozentsatz – während in der NEON lediglich sieben ausfindig gemacht wurden, dafür kommen diese prozentual häufiger vor. Vor allem kausale, adversative, temporale und finale Beziehungen sind hier relevant. Für stern ist neben dem kopulativen das adversative Verhältnis mit 31 Prozent ebenfalls maßgebend. Die Relation ‚metakommunikativ„ kommt in keinem der Analysetexten vor, weshalb sie in den Tabellen nicht aufgeführt ist.

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Tabelle 3.2: Inhaltsrelationen im Vergleich (%), Bildung

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Diagramm 1.1: Form-Inhalt, Bildung stern

Mittels koordinativer Techniken werden in beiden Texten hauptsächlich kopulative und adversative Inhaltsrelationen ausgedrückt – im stern-Text mehr als 95, im NEON-Text 100 Prozent der Koordinationen durch Konjunktoren. Mittels AP-Junktoren werden im stern mehr als 60, in NEON mehr als 70 Prozent realisiert. Für NEON ist hier noch die Relation komparativ relevant. Im Bereich der Subordinationen durch Subjunktor und durch Infinitiv mit zu werden im NEON-Text vor allem kausale und temporale, im stern kausale, adversative und finale Inhaltrelationen realisiert. Letztere dominieren auch beim Infinitiv mit zu: Im stern finden sich zu je 50 Prozent finale und adversative Relationen, in NEON 90 Prozent finale und demgegenüber lediglich zehn Prozent adversative Verhältnisse. Für die Inkorporation ist im NEON-Text die kausale und temporale Relation gleichermaßen relevant.

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Diagramm 2.1: Form-Inhalt, Bildung NEON

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Diagramm 1.2: Inhalt-Form, Bildung stern

Wie Diagramm 1.2 und 2.2 zeigen, wird die kopulative Relation einzig mit koordinativen Techniken realisiert. Gleiches gilt für alle folgenden Analysetexte. Die Subordination ist bei den Bildung-Texten vor allem für die Relationen kausal, temporal, konditional und komparativ relevant – im stern- Text bei kausal, konditional aber auch disjunktiv ausschließlich –, im stern zudem für final. Die Relation disjunktiv wird im stern ausschließlich durch Konjunktoren ausgedrückt, explikativ und instrumental ausschließlich mit AP- Junktoren. Für die adversative Relation in NEON ist die Koordination durch Konjunktor zu knapp 70 Prozent relevant, final wird maßgeblich mit Infinitiv mit zu ausgedrückt.

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Diagramm 2.2: Inhalt-Form, Bildung NEON

3.3.3 Analyse: Fußball

Junktionswert: Sowohl der stern- als auch der NEON-Text haben, basierend auf den Basispunkten, einen Junktionswert von 1,5 (vgl. Tabelle 4) – der Abstand zum aggregativen Proto-Text beträgt damit in beiden Fäll 0,6.

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Tabelle 4: Fußball, absolute Daten und Q Basispunkte

Auf Grundlage der Zahlen in Tabelle 4 erfolgt die Berechnung des Junktionswerts wie in 3.4.1. Demnach beträgt der Abstand der Texte zum Aggregationspol 66,7, zum Integrationspol 33,3 Prozent (vgl. Bild 8). Der Junktionswert der Artikel stimmt fast genau mit dem Nähewert der Nähe- Distanz-Analyse überein (vgl. 2.2.2).

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Bild 8: Integrations-/Aggregationsskala Fußball

Junktionsprofil: Sowohl im stern als auch in der NEON kommen die koordinativen und subordinativen Techniken jeweils zu fast gleichem Anteil vor – im stern sind es 63 Prozent Koordinationen, in der NEON 61; im stern 29 Prozent Sudordinationen in der NEON lediglich ein Prozent mehr. Auch die komplexeren Techniken Inkorporation und Unifikation finden sich in den Artikeln wieder. Im stern finden sich acht Prozent Inkorporationen in der NEON vier wieder. In letzterem ist auch die Unifikation mit einem Anteil von immerhin fünf Prozent bei drei Belegen vertreten. Die Subordination wird in keinem der beiden Artikel durch einen Subjunktorersatz ausgedrückt, im stern erfolgt diese zu 25 Prozent hauptsächlich durch Subjunktor, in der NEON zu 19 Prozent durch Subjunktor (vgl. Tabelle 4.1).

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Tabelle 4.1: Formrelationen im Vergleich (%), Fußball5

Im Bereich der Inhaltsrelationen dominiert in der NEON mit knapp 50 Prozent die kopulative, alle übrigen Relationen sind demgegenüber wenig relevant. Im stern sind kopulative und temporale Relation mit je 29 Prozent gleichermaßen relevant (vgl. Tabelle 4.2). Auch die adversative spielt mit einem Anteil von 19 Prozent eine kleine Rolle (detaillierte Auswertung siehe Anhang, stern: 22f, NEON: 31f).

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Tabelle 4.2: Inhaltsrelationen im Vergleich (%), Fußball

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Diagramm 3.1: Form-Inhalt, Fußball stern

In beiden Texten wird eine Koordination durch Konjunktor maßgeblich mit der kopulativen Relation ausgedrückt, für den AP-Junktor spielen sowohl im stern als auch in der NEON die kopulative, adversative, temporale und komparative Relation eine Rolle, obwohl anteilig unterschiedlich. Subordination durch Subjunktor wird im stern maßgeblich durch ein temporales Verhältnis zum Ausdruck gebracht, ebenso in der NEON. Infinitiv mit zu wird in beiden Texten ausschließlich mit der finalen Relation realisiert. Bei den Inkorporationen im stern sind die Inhaltsrelationen kausal, temporal, final und instrumental zu je 25 Prozent bei je einem Beleg relevant. In der NEON sind zu je 50 Prozent bei zwei Belegen die kausale und temporale Relation relevant. Die Unifikation wird hier ausschließlich kausal ausgedrückt.

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Diagramm 4.1: Form-Inhalt, Fußball NEON

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Diagramm 3.2: Inhalt-Form, Fußball stern

Kopulativ wird – wie bereits erwähnt – durch koordinative Techniken zum Ausdruck gebracht. Die adversative und temporale Relation wird in beiden Texten durch dieselben Techniken realisiert – bei adversativ durch Konjunktor, AP-Junktor und Subjunktor, bei temporal durch AP-Junktor, Subjunktor und Inkorporation – nur zu jeweils unterschiedlichen Teilen. Konditional ist sowohl im stern als auch in der NEON – hier noch konzessiv und konsekutiv – ausschließlich durch einen Subjunktor ausgedrückt, jedoch findet sich für jede dieser Relationen auch nur ein Beleg im Text. Auch für die konzessive Relation im stern findet sich nur ein Beleg. Final wird maßgeblich durch einen Infinitiv mit zu ausgedrückt – in der NEON bei sechs Belegen sogar ausschließlich.

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Diagramm 4.2: Inhalt-Form, Fußball NEON

3.3.4 Analyse: Migration

Junktionswert: Beim stern-Artikel liegt der Quotient bei 1,7, damit beträgt der Abstand zum aggregativen Proto-Text 0,8, beim NEON-Artikel liegt er bei 1,5, mit einem Abstand zum Proto-Text von 0,6.

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Tabelle 5: Migration, absolute Daten und Q Basispunkte

Für den stern-Artikel ergibt sich so, basierend auf den Basispunkten (vgl. Tabelle 5), ein Junktionswert von 88,9 Prozent, der Abstand des NEON-Artikels zum Aggregationspol liegt bei 66,7 Prozent. Verglichen mit der Nähe-Distanz-Analyse stimmt hier wieder die Tendenz überein – der stern-Text ist aggregativer und nähesprachlicher als der NEON-Text –, jedoch weicht der Junktionswert in beiden Fällen von dem Nähewert ab, beim stern- jedoch stärker als beim NEON-Artikel (vgl. Bild 9).

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Bild 9: Integrations-/Aggregationsskala Migration

Junktionsprofil: Wie schon in den vorangegangenen Texten ist auch hier die Koordination die dominierende Technik – mit 65 Prozent im stern und 61 in der NEON. Subordinationen finden sich im stern zu 32, in der NEON zu 39 Prozent. Unifikationen kommen in keinem der Texte vor, Inkorporationen mit einem Anteil von lediglich drei Prozent nur im stern. Die koordinativen Techniken werden hauptsächlich durch Konjunktoren realisiert – 40 Prozent im stern, 37 in der NEON –, die subordinativen maßgeblich durch Subjunktoren – 30 Prozent im stern, 33 in der NEON. In letzterem findet sich zu einem verschwindend geringen Prozentsatz noch eine Subordination durch Subjunktorersatz (vgl. Tabelle 5.1).

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Tabelle 5.1: Formrelationen im Vergleich (%), Migration6

Bezogen auf die Inhaltsrelationen ist in beiden Texten abermals die kopulative von maßgebender Bedeutung (vgl. Tabelle 5.2). Im stern ist mit einem Anteil von 25 Prozent auch die temporale relevant, in der NEON mit 27 Prozent die adversative (detaillierte Auswertung siehe Anhang, stern: 39f, NEON: 47f).

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Tabelle 5.2: Inhaltsrelationen im Vergleich (%), Migration

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Diagramm 5.1: Form-Inhalt, Migration stern

In beiden Texten werden Konjunktoren maßgeblich durch kopulative und adversative Relationen ausgedrückt – im stern spielen noch disjunktive, in der NEON explikative eine Rolle. Für die Realisierung von AP-Junktoren sind im stern maßgeblich kopulativ und temporal, in der NEON kopulativ und adversativ relevant. Mit nur einem Beleg wird der Subjunktorersatz in der NEON ausschließlich durch die komparative Inhaltsrelation ausgedrückt. Subordinationen durch Subjunktor werden in den Texten sehr unterschiedlich realisiert – gemeinsam sind jedoch beiden die Relationen kausal, temporal und komparativ. Der Infinitiv mit zu wird im stern ausschließlich adversativ ausgedrückt, in der NEON dagegen zu 75 Prozent final – bei drei Belegen. Die Inkorporation im stern ist bei nur einem Beleg ausschließlich temporal.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 6.1: Form-Inhalt, Migration NEON

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Diagramm 5.2: Inhalt-Form, Migration stern

Wie gehabt, wird kopulativ einzig durch Koordination ausgedrückt. Kausal ist in beiden Texten maßgeblich durch einen Subjunktor realisiert – im stern bei jedoch nur zwei Belegen ausschließlich. Bei insgesamt 22 adversativen Belegen in der NEON werden knapp 32 Prozent durch einen Konjunktor, 23 durch AP-Junktor und 41 durch einen Subjunktor realisiert. Die temporale Relation wird im stern mit 40 Prozent AP-Junktoren und 60 Prozent Subjunktoren – bei 10 Belegen –, sowie in der NEON mit 22 Prozent AP- Junktoren und 78 Prozent Subjunktoren – bei neun Belegen – ausgedrückt. Alle übrigen Inhalt-Form-Relationen spielen kaum eine Rolle, da sich für die einzelnen inhaltlichen Relationen nur eine sehr geringe Anzahl an Belegen gefunden hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diagramm 6.2: Inhalt-Form, Migration NEON

[...]


1 Genauere Erklärungen der Merkmale finden sich in Ágel/Hennig (2006): Grammatik aus Nähe und Distanz, ab S. 385 im Modellglossar.

2 Zahlen sind auf- bzw. abgerundet

3 Prozentwerte sind auf- bzw. abgerundet

4 Prozentwerte sind auf- bzw. abgerundet

5 Prozentwerte sind auf- bzw. abgerundet

6 Prozentwerte sind auf- bzw. abgerundet

Ende der Leseprobe aus 178 Seiten

Details

Titel
Junktion aus Nähe und Distanz
Untertitel
Eine empirische Analyse der Magazine "stern" und "NEON"
Hochschule
Universität Kassel  (Sprachwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
178
Katalognummer
V162245
ISBN (eBook)
9783640767618
ISBN (Buch)
9783640767922
Dateigröße
25861 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Junktion, Nähe und Distanz, Linguistik
Arbeit zitieren
Katrin Maiterth (Autor:in), 2010, Junktion aus Nähe und Distanz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162245

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