Das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Thema einer Unterrichtsstunde in der 8. Klassenstufe

Standbilder bauen als Möglichkeit einer handlungsorientierten Annäherung an das Gleichnis


Unterrichtsentwurf, 2009

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1. Thematik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Beschreibung der Lerngruppe

Die Lerngruppe 8 a/b besteht überwiegend aus Jungen (17 Jungen, 9 Mädchen), was typisch für das Stiftische Gymnasium ist. Im 7. Schuljahr wurde die Gruppe im Fach katholische Religionslehre nicht unterrichtet.

3. Legitimierung und thematische Einbettung in die Unterrichtsreihe

Die Fachkonferenz Religion des Stiftischen Gymnasiums sieht für die 8. Jahrgangsstufe den obligatorischen Inhalt Jesus – Brücke zwischen Gott und den Menschen vor.[2] Das Leitmotiv des 7./8. Schuljahrs Umbruch und Aufbruch – Mensch und Welt im Licht des Glaubens tangiert die SchülerInnen im besonderen Maße, da das Erwachsenwerden für Jugendliche eine Herausforderung darstellt.[3] Gemäß des Lehrplans ist dieses Leitmotiv u.a. im Bereich des Neuen Testaments mit dem Inhalt Jesus Christus – Grund unserer Hoffnung zu behandeln.[4] Die Heranwachsenden können mit Hilfe des Evangeliums die Annahme und Liebe Gottes erfahren[5], wie es im Gleichnis vom verlorenen Sohn zum Ausdruck gebracht wird.

Zur thematischen Einbettung der heutigen Stunde soll der folgende Überblick über die Unterrichtsreihe dienen.[1]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Methodisch-didaktischer Kommentar

Die heutige Stunde weist einen synchronen Ansatz auf und folgt dem Verfahren der interaktionalen Bibelauslegung, die dem Text sowie dem Leser mittels der Spannung von Nähe und Distanz gerecht wird[6] und drei Phasen aufweist:

1. „Erste Annäherung“, 2. „Erarbeitung“, 3. „Gestaltwerdung/ Verleiblichung“[7].

Zum Einstieg fungiert der Satz „Ein Vater ist …“ als stummer Impuls, den die SchülerInnen vervollständigen sollen. Das Brainstorming stimmt sie auf die Stunde ein und fördert die Motivation, da die SchülerInnen auch persönliche Erfahrungen mit ihren eigenen Vätern einfließen lassen können, was zugleich dem biographischen Lernen[8] entspricht. Die Äußerungen erfolgen in einer Redekette, die nach Mattes zu einer entspannten und mitbestimmten Atmosphäre beiträgt.[9] Da die Assoziationen später noch einmal aufgegriffen werden, notiert sie die Referendarin auf der Folie.

In der Hinführungsphase liest die Lehrperson das Gleichnis im Sinne eines verzögerten Lesens bis zur Heimkehr des jüngeren Sohnes (Lk 15,20a) vor, sodass eine Spannung bezüglich des Fortgangs der Geschichte aufgebaut wird, zu dem die SchülerInnen Hypothesen aufstellen. Obwohl das Gleichnis in der Unterstufe nicht behandelt wurde, ist es dennoch möglich, dass manche Lerner es kennen. Die SchülerInnen lesen den Text zu Ende und formulieren anschließend Fragen an dessen Figuren, wobei sie auch Unverständliches (z.B. die Reaktion des Vaters) problematisieren können. Gemäß Hilger entspricht diese Hinführung dem ersten Schritt der interaktionalen Bibelarbeit, bei dem es darum geht, sich dem Text spontan zu nähern.[10]

Während der Erarbeitung I agieren die Lernenden in selbst gewählten Gruppen. Als Vorbereitung auf die Standbilder, die sich besonders zur Darstellung von Beziehungskonstellationen und Konflikt-situationen eignen[11], charakterisieren die SchülerInnen die Figuren des Gleichnisses, was laut Berg der zweiten Phase der interaktionalen Auslegung zuzuordnen ist.[12] Zur ganzheitlichen Wahrnehmung dient die dritte Phase der interaktionalen Bibelarbeit, bei der die Gruppen das Gleichnis in Form von Standbildern darstellen,[13] sodass sie sich handlungs- und produktionsorientiert mit dem Text auseinandersetzen und zu einem vertieften Verständnis der Figuren gelangen. Eine Schwierigkeit besteht darin, während der Bauphase nicht zu sprechen und sich als "Statue" passiv zu verhalten[14] (die Methode wurde bereits einmal mit den SchülerInnen durchgeführt). Zur Sicherung und Würdigung der Schülerergebnisse fotografieren die Bildhauer ihre Standbilder, die in einer Zusammenschau in der nächsten Stunde ausgehändigt werden.

Bei der Präsentation und Evaluation der Standbilder beschreiben die SchülerInnen zunächst, was sie sehen, um zu schlussfolgern, wer welche Figur darstellt und welche Handlung des Gleichnisses zu sehen ist. Des Weiteren erläutern sie die dargestellten Gefühle und Beziehungskonstellationen. Danach bewerten die SchülerInnen das Standbild, wobei sie auch die Möglichkeit haben, Verbesserungsvorschläge anzubringen. Abschließend äußern sich die präsentierenden Lerner zu ihrem Standbild und dem Feedback ihrer MitschülerInnen.[15]

Im Anschluss folgt auf der Metaebene eine Methodenreflexion, bei der die Lerngruppe kritisch zur Methode Standbilder Stellung nimmt.

In der Erarbeitungsphase II deuten die SchülerInnen anknüpfend an ihre Assoziationen zum Begriff Vater das Gleichnis in Bezug zu ihrer heutigen Lebenswelt, was dem Prinzip der Korrelation[16] entspricht. Ihre Ergebnisse notieren sie auf das Arbeitsblatt Jesu Aussagen über das Reich Gottes, das bereits in den vorherigen Stunden als Sicherung der Gleichnisdeutungen diente, sodass eine Übersicht über exemplarische Reich-Gottes-Aussagen entsteht.

Zur Sicherung stellen die Lernenden ihre Ergebnisse vor, die die Lehrperson auf die Folie Jesu Aussagen über das Reich Gottes schreibt.

In der Eventualphase kommentieren die SchülerInnen das Ende der Erzählung, indem sie auf die offene Gestaltung und ein mögliches weiteres Verhalten des älteren Sohnes eingehen.

Als Hausaufgabe verfremden die SchülerInnen das Gleichnis, indem sie das Geschehen in einen aktuellen Kontext situieren.[17] Dadurch setzt sich die Lerngruppe unter Einbezug der Deutung des Gleichnisses in einem produktionsorientierten Verfahren erneut mit dem Text auseinander und stellt es in Beziehung zur heutigen Lebenswelt.

5. Kompetenzen

In dieser Stunde möchte ich folgende Kompetenz schwerpunktmäßig fördern:

- Gestaltungskompetenz (Darstellung des Gleichnisses in Form von Standbildern)
- Deutungskompetenz (Auslegung des Gleichnisses)

6. Lernziele

Stundenziel

Die SchülerInnen sollen ausgehend von ihren Assoziationen zum Satz „Ein Vater ist …“ mit Hilfe eines handlungs- und produktionsorientierten Verfahrens das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) deuten und zu einem vertieften Verständnis der Hauptfiguren (dem Vater und seinen zwei Söhnen) gelangen, indem sie diese im Rahmen der interaktionalen Textauslegung charakterisieren und in Form eines Standbildes darstellen.

[...]


[1] Momentan gibt es noch keinen neuen Kernlehrplan für das Fach katholische Religionslehre.

[2] Vgl. Formblatt zu den verbindlichen Absprachen der Fachkonferenz Katholische Religionslehre SI (Klasse 5-10), Stiftisches Gymnasium

Düren.

[3] Vgl. Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.), Richtlinien und Lehrpläne für das

Gymnasium – Sekundarstufe I – Katholische Religionslehre, Frechen 1993, 41.

[4] Vgl. ebd. 48f.

[5] Vgl. ebd. 41.

[6] Vgl. Horst Klaus Berg, Ein Wort wie Feuer. Wege lebendiger Bibelauslegung (Handbuch des biblischen Unterrichts: Band1) München

82004, 193.

[7] Berg, Ein Wort wie Feuer (82004) 460.

[8] Vgl. Ziebertz, Hans-Georg, „Biographisches Lernen“, in: Hilger, Georg/ Leimgruber, Stephan/ Ziebertz, Hans-Georg, Religionsdidaktik. Ein

Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf, München 42007, S. 349-360, hier: 360.

[9] Vgl. Mattes, Wolfgang, Methoden für den Unterricht. 75 kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende, Braunschweig/ Paderborn/

Darmstadt 112007, 22.

[10] Vgl. Hilger, Georg, „Wie Religionsunterricht gestalten? Methodenfrage und ihre Implikationen“, in: Hilger, Georg/ Leimgruber, Stephan/

Ziebertz, Hans-Georg, Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf, München 42007, 201-218, hier: 212.

[11] Vgl. Greving, Johannes/ Paradies, Liane, Unterrichts-Einstiege. Ein Studien- und Praxisbuch, Berlin 72005, 93.

[12] Vgl. Berg, Ein Wort wie Feuer (82004) 460.

[13] Vgl. Hilger, „Wie Religionsunterricht gestalten? Methodenfrage und ihre Implikationen“ (42007) 213.

[14] Vgl. http://www.bpb.de/files/KGE30N.pdf (Zugriff am: 26.10.09)

[15] Vgl. ebd.

[16] Vgl. Hilger, Georg, „Korrelieren lernen“, in: Hilger, Georg/ Leimgruber, Stephan/ Ziebertz, Hans-Georg, Religionsdidaktik. Ein Leitfaden für

Studium, Ausbildung und Beruf, München 42007, S. 319-329, hier: 329.

[17] Vgl. Berg, Ein Wort wie Feuer (82004) 467.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Thema einer Unterrichtsstunde in der 8. Klassenstufe
Untertitel
Standbilder bauen als Möglichkeit einer handlungsorientierten Annäherung an das Gleichnis
Hochschule
Studienseminar für Lehrämter an Schulen - Vettweiß
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V156267
ISBN (eBook)
9783640746996
ISBN (Buch)
9783640747184
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Jgst. 8, Botschaft vom Reich Gottes, Gleichnisse, Standbilder
Schlagworte
Gleichnis, Sohn, Thema, Unterrichtsstunde, Klassenstufe, Standbilder, Möglichkeit, Annäherung, Gleichnis
Arbeit zitieren
Christine Schaffrath (Autor:in), 2009, Das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Thema einer Unterrichtsstunde in der 8. Klassenstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156267

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