Online-PR - Lohnt sich ein kommunikationsorientierter Webauftritt für Unternehmen?

Mit einer besonderen Betrachtung von Corporate Blogs und Corporate Websites, als neue zukunftsträchtige Kommunikationsinstrumente


Hausarbeit, 2008

49 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Herangehensweise an die Betrachtung neuer Möglichkeiten für Public Relations durch Online-Medien (JH/ SR)

2. Theoretische Grundlagen und Begriffsklärung (JH)
2.1 Veränderte Ansprüche an die Unternehmenskommunikation
2.1.1 Corporate Communication = Kommunikation von Werten
2.2 Kundenkommunikation- Informationsweitergabe und Feedback
2.2.1 Vernetzung von Strategien als Erfolgsgarant für Kundenkommunikation
2.3. Was bedeutet eine kommunikationsorientierte Kundenansprache?

3. Was bietet Online-Kommunikation: Neues Medium = neue Kommunikationsmöglichkeiten?(JH)
3.1 Zentrale Charakteristika der Online-Kommunikation- kommunikationstheoretische
Grundlage
3.1.1 Multimedialität: Ein Internet, aber verschiedene bekannte
Kommunikationskanäle
3.1.2 Intermedialität: Inte(rnet)gration von Medieninhalten
3.1.3 Kommunikationsmodi: Massen- oder Individualkommunikation?
3.1.4 Interaktivität und Individualität: Das Internet als gleichberechtigter
Raum
3.2 Freie Rezeptionswahl von Online-Kommunikation durch die Nutzer

4. Online-PR - Mehr als nur Ergänzung der traditionellen Public Relations (?) (JH/SR)
4.1 Strategische Positionierung durch gezielten Webauftritt (JH)
4.2 Identifizierungen von Zielgruppen – Wer soll angesprochen werden: Public-
und/oder Professional-Surfer? (JH)
4.2.1Stakeholder- Eine problembehaftete Bezugsgruppe
4.3 Kommunikation über Onlinemedien- Monolog oder Dialog?
4.4 Wirkungsebenen und Dimensionen von Websites – Bewertung des Online-
Auftritts (JH/SR)
4.4.1 Input Ebene – Produzieren von Botschaften
4.4.2 Output Ebene – Verfügbarkeit von Botschaften
4.4.3 Outcome Ebene – Wirkung der Kommunikation
4.4.4 Outflow Ebene – Monetäre Auswirkungen
4.4.5 Die 4 Ebenen als Instrument für die Erfolgsmessung der
PR-Maßnahme
4.5 Wirkungsstufen der PR am Beispiel der Corporate Website der Krankenkasse DAK (JH/SR)

5. Das Massenphänomen Weblog - Definition und Merkmale (SR)
5.1. Motivation für Blognutzung und die Blogosphäre
5.1.1 Die Rezipienten- Erwartung am Glaubwürdigkeit und Authentizität von Weblogs
5.1.2 Relevanz von Weblogs als Meinungsbildungsmedium

6. Corporate Weblogs - Aufgabe von Unternehmenskommunikation (JH/SR)
6.1 Einsatz von Corporate Blogs in Deutschland noch in den Anfängen (SR)
6.2 Corporate Blogs – Chance oder Risiko?(JH/SR)
6.3 Eine Herausforderung – Einsatz von Corporate Blogs verlangt nach sorgfältiger Planung(JH/SR)
6.4 Corporate Website versus Corporate Blog (SR)
6.4.1 Eine Gegenüberstellung

7. Fazit- Corporate Website in Kombination mit Corporate Blog als zukunftsträchtiges Kommunikationsinstrument für Unternehmen(JH/SR)

8. Anhang
8.1 Zusätzliche Erläuterungen
8.1.1 Die vier Funktionen der erfolgreichen Kommunikation nach Mast
8.1.2 Klassifikation der Kommunikationsmodi online nach Morris und Organ
8.1.3 Sechs Hauptbedingungen des Interaktivitätspotenzials nach McMillan und Downes
8.2 Abbildungsverzeichnis

9. Literaturverzeichnis

Angabe zur Verfassung des jeweiligen Textes:

Janine Horn (JH) und Saskia Rennebach (SR)

1. Einleitung: Herangehensweise an die Betrachtung neuer Möglichkeiten für die Public Relations durch Online-Medien

Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Online-Kommunikation von Unternehmen. Die Online-Medien bieten neue Möglichkeiten der Kommunikation und sind durch einen schnellen Wandel bezüglich Ihrer Entwicklung gekennzeichnet. Das Internet, als das bekannteste Online-Medium, gilt als Synonym für Fortschritt und Erreichbarkeit der verschiedensten Zielgruppen, die von Interesse für das Unternehmen sind.

„Unternehmen sind gezwungen, sich darzustellen und ihre Darstellung wirkungsvoll zu inszenieren. Alle Bemühungen, die damit in Zusammenhang stehen, sind Aufwendungen, die als Kommunikationskosten im Unternehmen anfallen.“ (Piwinger/Porák 2005, S.11)

Die von Piwinger und Porák beschriebene Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit, bei Anspruchs- oder Zielgruppen kann über die verschiedensten Kommunikationsmodi und Medien durchgeführt und kommuniziert werden. Im Rahmen dieser Arbeit sollen ausnahmslos die Online-Medien, spezifisch das World Wide Web und Internet in den Mittelpunkt rücken. Es soll die Frage beantwortet werden, ob sich ein kommunikationsorientierter Webauftritt für ein Unternehmen lohnt. Die Kommunikationsorientierung meint hier die Bereitschaft zum Dialog mit Zielgruppen über das Internet.

Um diese Frage beantworten zu können, müssen verschiedene Punkte und Grundlagen beleuchtet werden. Zunächst soll diese Arbeit verdeutlichen, welche Möglichkeiten die Online-Kommunikation für die Unternehmenskommunikation bieten und welche Nutzungsfelder die Online-PR für sich hier bereits erschlossen hat und in Zukunft erschließen kann.

Die Schwierigkeit der Online-PR, die gewünschten Zielgruppen anzusprechen, soll detaillierter betrachtet werden, da die gezielte Ansprache der „ Adressaten von PR- und Werbeaktivitäten“ (Mast et al.2005, S. 26) für einen erfolgsorientierten Dialog unabdingbar ist. Des Weiteren soll die klassische Wirkungskette und deren vier Wirkungsebenen der Public Relations im Bezug auf die Online-PR betrachtet werden.

Um diese Ausarbeitung einzugrenzen und zu einer aussagefähigen Beantwortung der grundlegenden These zu kommen, wurde eine weitere Einschränkung vorgenommen. Online-PR kann anhand verschiedenste Methoden durchgeführt werden und deshalb betrachtet diese Arbeit allein die Corporate Communications in einem praxisorientierten Abschnitt. Es sollen an dieser Stelle Corporate Websites und Corporate Blogs mithilfe von aktuellen Beispielen vorgestellt und auf ihre Möglichkeiten der Kommunikationsorientierung hin untersucht werden.

Da Corporate Blogs die Ideologie der dialogorientierten Kommunikation zu verkörpern scheinen, sollen die Chancen und Stärken dieses Kommunikationsinstrumentes für ein Unternehmen zusammengetragen werden, gleichzeitig werden diesen positiven Eigenschaften aber auch die Schwächen und Risiken gegenübergestellt.

Anschließend soll besser: wird diese SWOT-Analyse die Grundlage für das Fazit bieten und die Beantwortung der leitendenbesser: anfangs gestellten Frage dieser Arbeit ermöglichen.

Das Fazit und der Ausblick bauen auf die Untersuchungen und Studien des Universitätsprofessors für Kommunikationsmanagement in Politik und Wirtschaft Zerfaß auf, der der Online-Kommunikation und besonders der Corporate Communication online eine zukunftsträchtige Bedeutung zuweist. Diese Aussicht gilt es zu belegen oder in bestimmten Punkten in Frage zu stellen.

Als wichtiger Hinweis soll an dieser Stelle festgehalten werden, dass die Betrachtungen der Beispiele von Corporate Websites und Corporate Blogs sich ausschließlich auf den deutschen Raum beziehen. Die besagten Methoden der Online-PR werden in anderen Ländern, wie beispielsweise Amerika, bereits ganz anders genutzt und in die PR-Strategien eingeflochten.

Dennoch konzentriert sich die vorliegende Ausarbeitung allein auf den Status der Corporate Communication in Deutschland, da eine zusätzliche Betrachtung internationaler Ansätze den Umfang dieser Arbeit sprengen würde und für die Ergebnisfindung nicht relevant ist.

Die unterschiedliche Wertstellung der zu betrachtenden PR-Methoden in Deutschland schlägt sich auf den Umfang der relevanten Literatur nieder. Es sind mehrere Bücher erschienen, die sich als Leitfäden für Online-PR anbieten, aber weniger eine reflektierte Betrachtung der Methoden beinhalten.

Das Medium des Webblogs ist außerdem noch ein recht junges Medium, welches noch viele Fragen und Schwierigkeiten für die Nutzung aufwirft. Die unzureichende Literaturlage erklärt sich demnach durch die geringe zeitliche Relevanz des Mediums.

Die vorgelegte Ausarbeitung wird diese Literaturlücke nicht schließen können, soll aber die Wichtigkeit einer Betrachtung der Corporate Communication online herausstellen und erste Ansätze bieten.

2. Theoretische Grundlagen und die Begriffsklärung

2.1 Veränderte Ansprüche an die Unternehmenskommunikation

Im Rahmen dieses Abschnittes sollen die Besonderheiten der Unternehmenskommunikation herausgearbeitet werden. Im Mittelpunkt soll die Kundenkommunikation stehen sowie die Beleuchtung der Wahrnehmung von Kundenbedürfnissen in punkto Kommunikation durchgeführt werden.

Die Wirtschaft hat sich in vielerlei Hinsicht verändert. Kunden sind nicht mehr blindlings treu, sondern fordern Informationen. Die „Smart customers“ haben die Möglichkeit sich über verschiedenste Informationskanäle zu informieren und haben veränderte Erwartungshaltungen an die Beratungs- und Informationsleistung der Unternehmen (vgl. Mast et al. 2005, S. 3). Es gilt somit für die Unternehmen diese Informationsbedürfnisse zu identifizieren und zu befriedigen.

2.1.1 Corporate Communication = Kommunikation von Werten

„Wertorientierte Unternehmensführung und Kommunikation bieten den Konsumenten und anderen Stakeholdern des Unternehmens Orientierung und bilden den Ausgangspunkt für den erzielbaren ökonomischen Wert der Kommunikation. Das erkennbare Handeln nach Wertgrundsätzen beeinflusst das Image und die Reputation positiv und letztlich auch den Wert der Marke.“ (Mast et al. 2005, S. 73)

Mast verdeutlicht, dass Unternehmen nicht mehr nur Geschäftsberichte kommunizieren sollten, sondern einen Standpunkt in der Gesellschaft und somit im Ansehen der Ziel- und Anspruchsgruppen[1] schaffen müssen. Corporate Communication baut auf das festlegen von Unternehmenswerten auf. Diese Unternehmenswerte werden „in der Regel in Form von Visionen dem Handeln von Mitarbeitern und Management implizit zugrunde“ gelegt (Mast et al. 2005, S. 73).

Aus den grundlegenden Visionen wird weiterführend ein bestimmtes Unternehmensleitbild, welches die Unternehmensziele fokussiert, entwickelt. Das wertorientierte Kommunikationsmanagement, dass die Corporate Communication bestimmt, kommuniziert die identifizierten Werte und Unternehmensleitbilder an die jeweiligen Bezugsgruppen (vgl. Mast et al., S. 73).

Corporate Communication beschreibt demnach den Standpunkt des Unternehmens gegenüber gesellschaftlichen Werten. Das Unternehmen erhält somit eine Art Persönlichkeit und Meinungsansätze, die es den Bezugsgruppen ermöglichen sich mit dem Untenehmen und dessen wertorientierten Einstellung zu identifizieren.

2.2 Kundenkommunikation – Informationsweitergabe und Feedback

Eine intensive Kundenkommunikation wird von den Unternehmen durch das Marketing und Public Relations abgedeckt. Die strategischen Grundlagen des Marketings werden an dieser Stelle hier nicht thematisiert. Festgehalten soll dennoch werden, dass Kundenkommunikation mehrere Kanäle sowie Rahmenbedingungen als grundlegend benötigt.

„Die Kommunikation mit dem Kunden vollzieht sich innerhalb wirtschaftlicher, politischer, gesellschaftlicher, rechtlicher und technologischer Rahmenbedingungen. Das Unternehmen steht dabei in Kontakt mit den Medien, mit Händlern, Partnern, Kommunikationsagenturen und Verbraucherorganisationen, aber auch im Wettbewerb mit Konkurrenzunternehmen (Mast et al. 2005, S. 23).“

Das Zitat von Mast et al. verdeutlicht die Notwendigkeit der verschiedenen Kommunikationskanäle. Ein Beispiel hierfür ist die Werbung, die gleichermaßen über verschiedenste Medien transportiert wird. Als weitaus wichtiger kann der Dialog mit dem Kunden verstanden werden. Hier erfolgt im Optimalfall ein Austausch von Informationen sowie ein Feedback der Kunden, wie die Informationen des Unternehmens aufgenommen werden und welche Fragen noch zu klären sind. Zusätzlich kann ein dialogorientierter Austausch mögliche Schwachstellen des Unternehmens in punkto Reputation und Produktauswahl aufzeigen.

Ein grundlegender Eckpfeiler der Unternehmenskommunikation sollte demnach die transparente Kommunikation sein, die nutzwertorientierte Kommunikation mit dem Kunden definiert (vgl. Mast et al. 2005, S. 17). Nur so kann der Kunde Vertrauen zum Unternehmen aufbauen. Dieses Vertrauen und die Einschätzung des Kunden, dass seine Meinung beachtet und anschließend ausgewertet wird, binden den Kunden an das Unternehmen.

2.2.1 Vernetzung von Strategien als Erfolgsgarant für Kundenkommunikation

Erfolgreiche Kundenkommunikation erfordert die Vernetzung verschiedener Strategien. Des Weiteren wurden von Mast vier Funktionen festgelegt, die den Erfolg der Kommunikation zwischen Kunde und Unternehmen charakterisieren. Mast legte diese Funktionen für jegliche Kommunikation; persönlich, schriftliche sowie elektronisch fest. Die beschriebenen Funktionen unterscheiden zunächst nicht zwischen einseitiger oder zweiseitiger Kommunikation. Sie sind demnach universell anwendbar.

Mast hält fest, dass Aktualität, Erklärungen und Vertiefungen, der Mehrwert und eine emotionale Ansprache[2] besonders wertvoll beziehungsweise grundlegend für eine versprechende Kundenansprache sind (vgl. Mast et al. 2005, S. 157 f.).

2.3 Was bedeutet kommunikationsorientierte Kundenansprache?

Die einführend gestellte Frage, ob sich ein kommunikationsorientierter Webauftritt von Unternehmen lohnt, verlangt nach einer Klärung des Begriffs kommunikationsorientiert und dessen Verwendung innerhalb der vorliegenden Ausarbeitung. Diese Begriffsdefinition soll auf der Grundlage der Kommunikationsforschung und der Definition von Kundenkommunikation erfolgen.

Die bereits genannten generellen Funktionen von Kommunikation verdeutlichen den besonderen Stellenwert der Kundenwünsche, die für bei der Erarbeitung einer Kommunikationsstrategie beachten werden müssen. Erfolgreiche Kundenkommunikation impliziert eine intensive vorhergehende Beschäftigung mit Kundenbedürfnissen. Diese Auseinandersetzung mit Ansprüchen, Bedürfnissen und der anschließenden Informationsvermittlung gegenüber den Kunden soll den Begriff kommunikationsorientiert definieren. Des Weiteren soll dieser Begriff auch die Bedeutung der zweiseitigen Kommunikation betonen. Grundlegend impliziert Kommunikation das Vorhandensein eines Kommunikators, der einen Inhalt sendet sowie einen Rezipienten, der den Inhalt empfängt.

Zweiseitigkeit ist allerdings auch konstituierend für eine dialogorientierte Kommunikation. Der wechselseitige Informationsaustausch beeinflusst hier die Inhalte der Interaktion für beide Kommunikationspartner. In Anlehnung an das Konzept des persönlichen Gesprächs[3] lässt sich die kommunikationsorientierte Kommunikation definieren. Das Gespräch ermöglicht: eine sofortige Reaktion auf Missverständnisse und Störung innerhalb des Gesprächsverlaufs sowie eine intensive Pflege von Beziehung zum Gesprächspartner (vgl. Mast et al. 2005, S. 167).

„Der Trend zur Dialogorientierung liegt auch in der Hoffnung begründet, zweiseitige Kommunikationsprozesse würden die Effizienz der Unternehmenstätigkeit erhöhen.“ (Mast et al. 2005, S. 18).

Ein kommunikationsorientierter Auftritt eines Unternehmens versinnbildlicht demnach eine dialogorientierte Kommunikation, die die Wichtigkeit der Kundenzufriedenheit verinnerlicht hat und durch gegebene Feedbackmöglichkeiten der Kunden, sofortige Reaktionen auf Krisen und (Kommunikations-)Störungen ermöglicht.

3. Was bietet Online-Kommunikation: neues Medium = neue Kommunikationsmöglichkeiten?

In dem vorangegangenen klärenden Abschnitt wurde deutlich, dass Kundenkommunikation verschiedene Möglichkeiten und Funktionsfelder beinhaltet. Der folgende Abschnitt soll sich allerdings vorrangig mit der Online-bezogenen Kommunikation auseinandersetzen.

Online-Kommunikation bezeichnet allgemein den computervermittelten Austausch von Aussagen zwischen Sender und Empfänger und wird synonym verwendet mit den Begriffen der computervermittelten Kommunikation, also der computer-mediated communication (vgl. Köhler 2006, S. 139).

Die Unterschiede zwischen Online-Kommunikation und der monomedialen Massenkommunikation sind an den zentralen Charakteristika der Online-Kommunikation zu verdeutlichen

3.1 Zentrale Charakteristika von Online-Kommunikation – kommunikationstheoretische Grundlagen

Das Internet wird häufig als eine Grenzaufhebung zwischen Massenkommunikation und Individualkommunikation besprochen. Das Internet erreicht über seine globale Vernetzung nicht nur das Massenpublikum, sondern herunter gebrochen auf jeden Nutzer gleichermaßen Einzelpersonen sowie Kleingruppen. Jeder Nutzer kann sich seinen eigenen Nutzungsraum schaffen und sein Nutzungsverhalten bestimmen. Zusätzlich hebt das Internet durch die beschriebene Netzwerkstruktur die Dimensionen Zeit und Raum nahezu auf (vgl. Köhler 2006, S. 139 ff.) Im Folgenden sollen die zentralen Charakteristika der Online-Kommunikation wie Multimedialität, Intermedialität, die Kommunikationsmodi, Interaktivität, Individualität sowie die Besonderheiten der Rezeption von Online-Kommunikation genauer beleuchtet werden.

3.1.1 Multimedialität: Ein Internet, aber verschiedene bekannte Kommunikationskanäle

Eine Besonderheit der Online-Kommunikation gegenüber traditioneller, monomedialer Massenkommunikation ist die Zusammenführung sowie Kombination der verschiedenen Kommunikationskanäle wie Text, Bild, Ton und Video (vgl. Köhler 2006, S. 141). Diese Multimedialität der Online-Kommunikation kann als eine Abgrenzung gegenüber anderen Medien verstanden werden. Multimedialität ist allerdings nicht nur für die Online-Kommunikation typisch. Auch das Fernsehen kombiniert Bild und Ton. Grundsätzlich lässt sich sogar festhalten, dass Kommunikation generell durch multimediale Eindrücke beeinflusst wird. Sprache, Text, Bild und Ton transportieren Informationen, die vom Rezipienten ausgewertet und verarbeitet werden (vgl. Osterrieder 2006, S. 40). Die Multimedialität kann demnach nicht als Alleinstellungsmerkmal für die Online-Kommunikation beschrieben werden. Dennoch stellt sie einen Unterschied dar, zu der anfänglich genannten monomedialen Massenkommunikation.

3.1.2 Intermedialität: Inte(rnet)gration von verschiedenen Medieninhalten

Eine erweiterte Form der Multimedialität wird durch Intermedialität definiert. Intermedialität wird als die Transformation des Inhaltes eines Mediums in ein anderes Medium verstanden (vgl. Osterrieder 2006, S. 40). Hiermit ist die Bezugnahme auf Inhalte aus anderen Medien durch Online-Kommunikation gemeint, wie zum Beispiel das Diskutieren von Nachrichten und Informationen im Rahmen von Blogs oder Foren.

Des Weiteren fasst Patrick Rössler diese Entwicklung wie folgt zusammen;

„Jeder Modus integriert auf seine eigene Art und Weise nicht nur die bekannten Darstellungsformen der klassischen Massenmedien, sondern ergänzt diese um neue, online-spezifische Optionen und um Teilmodi, die bislang der interpersonalen Kommunikation vorbehalten waren. Er verfügt über seine „eigene Nutzerkultur mit jeweils spezifischen Rollen und Verhaltensstandards.“ (Rössler 1998, S. 19)

Die Betonung der eigenen Nutzerkultur und Verhaltenstandards lässt sich abermals mit dem gewählten Beispiel der Blogs belegen. Aber die angesprochene Nutzerkultur wird im Verlauf dieser Ausarbeitung einer näheren Analyse unterzogen.

Schlussfolgerung aus der Feststellung von Rössler muss an dieser Stelle sein, dass das Internet neue Möglichkeiten der Kommunikation eingeführt hat. Diese neuen Kommunikationsmodi sind demnach gleichermaßen konstituierend für die Online-Kommunikation und begründen die bereits behandelten Charakteristika.

3.1.3 Kommunikationsmodi: Massen- oder Individualkommunikation?

Durch die Kommunikationsforschung wurde festgestellt, dass die Online-Kommunikation die Grenzen zwischen Massen- und Individualkommunikation verwischt (vgl. Rössler 1998, S. 29). Hierfür sind die variierenden Kommunikationsinstrumente im Internet konstituierend. Schließlich kann der Nutzer über eine E-mail nur einen Rezipienten oder eine Mehrheit an Nutzern kontaktieren. Es ist demnach möglich über dasselbe Kommunikationsinstrument eine asynchrone one-to-one oder eine many-to-many Kommunikation[4] zu führen. Die verschiedenen Websites im Internet stellen noch eine differenzierte Einteilung des Kommunikationsmodus dar. Hier kann es zu einer asynchronen selektionsbasierten many-to-one oder one-to-many Kommunikation kommen. Ein Beispiel hierfür wäre das Anklicken und Lesen der Inhalte einer Website um Informationen zu erhalten. Eine synchrone one-to-many oder many-to-one Kommunikation über eine Website kann in Form eines Chats zustande kommen.

3.1.4 Interaktivität und Individualität: Internet als gleichberechtigter Raum

Die angesprochenen neuen Kommunikationsmodi werden grundlegend durch die direkte Möglichkeit der Teilnahme an der Kommunikation Online bestimmt.

„Zentral erscheint die Beobachtung, daß Interaktivität dann gegeben ist, wenn die Teilnehmer eines Kommunikationsprozesses ihre Rollen austauschen und ihre Beiträge situationsbezogen kontrollieren können (Rogers 1995 zit. n. Rössler 1998, S. 33).“

Die Interaktivität wird nach Rössler häufig als die zentrale Besonderheit der Online-Kommunikation hervorgehoben (vgl. Rössler 1998, S. 32). Dem Nutzer des Internets stehen diverse Portale offen, an denen er oder sie sich beteiligen können. Man kann Gedanken oder Informationen austauschen, aber auch ganz essentiell eigene Websites ins Netz stellen, die grundsätzlich gleichberechtigt sind mit den Websites großer Unternehmen.

Laut einer qualitativen Studie nach McMillan und Downes, die im Jahre 1998 durchgeführt und ausgewertet wurde, steigt die Interaktivität aus der Sicht der Nutzer unter bestimmten Bedingungen an. Sechs Hauptbedingungen[5] wurden von McMillan und Downes festgehalten, wie der Nutzer allein durch seine aktive Rolle aus der Kommunikation profitiert kann, sowie wenn alle Nutzer und Teilnehmer an der Kommunikation partizipieren und auf Mitteilungen reagieren können (vgl. Rössler 1998, S. 29). Grundlegend wurde durch diese Studie belegt, dass der Nutzer der Möglichkeit der Interaktivität eine große Bedeutung beimisst. Deutlich wird außerdem, dass der Grad der Interaktivität durch Online-Kommunikation ebenfalls die Individualität des Nutzers hervorbringt und unterstützt.

„Prinzipiell kann jeder Nutzer auch als Anbieter agieren und umgekehrt; die Trennung zwischen Kommunikator und Rezipient ist jedoch nicht grundsätzlich aufgehoben, sondern wiederum abhängig vom individuellen Nutzungsstil. „(Rössler 1998, S. 30)

Die Interaktivität ist demnach durch die Individualität des jeweiligen Nutzers eingeschränkt. Verschiedene Nutzer des Internets gehen auch unterschiedlich mit dessen Kommunikationsmöglichkeiten um. Online-Kommunikation ermöglicht dennoch jedem Nutzer eine aktive Teilnahme an dem Kommunikationsgeschehen und diese Möglichkeit wird vom Nutzer sehr geschätzt.

Für Unternehmen stellt das Internet somit eine erhöhte Möglichkeit dar verschiedene Zielgruppen durch eine Online-Kommunikation, die auf spezifische Verhaltensmuster der gewünschten Zielgruppe reagiert, zu erreichen. Die Ansprache von Kunden und Zielgruppen übers Internet scheint zusätzlich einen hohen Stellungswert bei den Angesprochenen zu haben. Sie fühlen sich anders in die Kommunikation involviert als über andere Medien. Dieser Fakt sollte als wichtiger Punkt für die Unternehmen und deren Kundenbindung verstanden werden.

3.2 Freie Rezeptionswahl von Online-Kommunikation durch die Nutzer

Die Reichweite von Online-Kommunikation ist auf den ersten Blick uneingeschränkt. Das Internet zeichnet sich durch seine Globalität, aber auch durch eine übermäßige Fülle an nicht immer verifizierbaren Informationen aus. Dieses Überangebot macht es dem Nutzer schwer, die gewünschten Nutzungsergebnisse zu erreichen, wie zum Beispiel die gewünschten Informationen zu finden. Des Weiteren ist die Rezeption der Inhalte im World Wide Web auch stark von den verschiedenen Nutzungsverhalten der User abhängig.

„ Die Art der Rezeption von Internetseiten ist völlig dem User überlassen. Reihenfolge, Geschwindigkeit und Tiefe der gelesenen Artikel bestimmt der User völlig selbstständig. Im Gegensatz zu den anderen aufgeführten Medien ist nicht nur die Rezeptionsgeschwindigkeit und die zeitliche Abfolge frei wählbar auch die Tiefe der Informationen kann aktiv selbst bestimmt werden.“ (Osterrieder 2006, S. 128)

Diese individuellen Nutzungsbedingungen des Mediums Internet bringen auch Probleme für die Unternehmen mit sich, die im Folgen durch die Chancen und Risiken der Online-PR beleuchtet werden sollen.

4. Online-PR – Mehr als nur Ergänzung der traditionellen Public Relations (?)

Durch die bisherigen Betrachtung der Online-Kommunikation und deren Charakteristika wurde deutlich, dass der Schluss, Online-Kommunikation bietet völlig neue Angriffsflächen, die jegliche Regeln der Kommunikation ignorieren, grundlegend falsch ist (vgl. Fuchs et al. 1998, S. 99).

Fuchs war es, der die Bedeutung von Online-Kommunikation herausgearbeitet hat. Er beschreibt Online-PR als Teil der Gesamtkommunikation eines Unternehmens oder einer Gesellschaft. Fuchs stellt außerdem heraus, dass es sich bei der Online-Kommunikation um ein mächtiges Instrument handeln kann, wenn sie integriert wird (vgl. Fuchs et al. 1998, S. 100). Hierzu muss deutlich gemacht werden an welcher Stelle Online-Kommunikation im Kommunikationsmix von Unternehmen integriert werden soll. Die kommunikationsorientierte Unternehmensstrategie[6], der Kommunikationsmix, umfasst die Entscheidungen über welche Medien und welche Inhalte kommuniziert werden (vgl. Bruhn 2004, S. 199). Das Unternehmen muss also abwiegen welche Form von Online-Präsenz sinnvoll ist. Als hervorzuheben bleibt, dass es allerdings nicht nur abzuwägen gilt, wie die Online-Präsenz aufgebaut wird, sondern das diese das Unternehmensleitbild transportiert.

„Online-PR bedeutet die Nutzung eines komplett neuen Mediums. Es geht einfach nur um ein zusätzliches PR-Instrument, um einen animierten Pressedienst etwa. Es geht um eine kommunikative Plattform mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, um eine, zumindest in Teilen, neue Art der Kommunikation. (Fuchs et al. 1998, S. 101)“

Die beschriebene Neuartigkeit der Online-Kommunikation lässt sich auf die bereits näher erläuterten Charakteristika Intermedialität, Interaktivität und Individualität in der Nutzung durch die Rezipienten konstatieren. Die Online-Kommunikation bringt demnach neue Ansätze und Möglichkeiten, die eine Weiterentwicklung der traditionellen Public Relations veranlassen können. Dennoch wird laut Faulstich diese Innovation und Chance nicht genutzt, sondern die Online-Präsenz und Online-PR in Deutschland eher zur Unterstützung der traditionellen PR[7] genutzt. Er spricht davon, dass Online-PR auf die Organisationsformen der anderen Medien aufbaut und die funktionelle Nutzung eher traditionell ausfällt (vgl. Faulstich 2001, S. 200). Die neuen Möglichkeiten, die dieses relativ neue Medium bietet, werden demnach von der Forschung nicht hinterfragt oder bezweifelt. Die Entdeckung der Chancen ist bereits geschehen, die Ausschöpfung dieser Möglichkeiten ist nach den zitierten Aussagen allerdings noch am Anfang.

[...]


[1] Anspruchsgruppen (Stakeholder) definierten „diejenigen Menschen, die von Entscheidungen eines Unternehmens betroffen sind oder mit ihrem Handeln selbst die Aktion einer Firma beeinflussen können.“ (Mast et al. 2005, S. 28)

[2] Die genannten vier Funktionen für eine erfolgreiche Kommunikation sind im Anhang 8.1.1 auf Seite 36 detailliert beschrieben.

[3] „Dialoge in Form von persönlichen Gesprächen geben den Kommunikationspartnern die Möglichkeit, abwechselnd zu sprechen, Rückfragen zu stellen, Unklarheiten aus dem Weg zu räumen und die verbale wie nonverbale Ebene der Kommunikation mit einzubeziehen, Gespräche sind deshalb allen anderen Kommunikationsformen überlegen, wenn es darum geht persönlichen Kontakt mit dem Kunden herzustellen und Einfluss auf ihn auszuüben (Mast et al. 2005, S. 167)“.

[4] Die Klassifikation der Online-Kommunikationsmodi durch Morris und Ogan sind im Anhang 8.1.2 auf Seite 37 zu finden.

[5] Die komplette Nennung der sechs gefundenen Hauptbedingungen sind im Anhang 8.1.3 auf Seite 37 nachzulesen.

[6] Bruhn als Ordinarius für Marketing und Unternehmensführung an der Universität Basel beschreibt diese kommunikationsorientierte Unternehmensstrategie als Kommunikationspolitik.

[7] Traditionelle PR beinhaltet laut Faulstich eine Darstellung der Unternehmen/ Gesellschaften für die Öffentlichkeit. Online wird diese Darstellung über den Internet-Auftritt via eigener Website abgedeckt.

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Online-PR - Lohnt sich ein kommunikationsorientierter Webauftritt für Unternehmen?
Untertitel
Mit einer besonderen Betrachtung von Corporate Blogs und Corporate Websites, als neue zukunftsträchtige Kommunikationsinstrumente
Hochschule
Universität Lüneburg  (Angewandte Kulturwissenschaften)
Note
1,3
Autoren
Jahr
2008
Seiten
49
Katalognummer
V149243
ISBN (eBook)
9783640722792
ISBN (Buch)
9783640723218
Dateigröße
2127 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Online-PR, Lohnt, Webauftritt, Unternehmen
Arbeit zitieren
Magister Saskia Rennebach (Autor:in)Janine Horn (Autor:in), 2008, Online-PR - Lohnt sich ein kommunikationsorientierter Webauftritt für Unternehmen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149243

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