"Das ist ein Schlachten und kein Krieg"

Diskursanalyse zur Presseberichterstattung zum Völkermord in Ruanda


Magisterarbeit, 2009

86 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen

Zum Titel

1. Einleitung

2. Diskursanalyse
2.1 Allgemeine Einführung zur Diskursanalyse
2.1.1 Der Diskursbegriff
2.1.2 Die Diskursanalyse
2.2 Der Ansatz der Düsseldorfer Schule
2.2.1 Allgemein
2.2.2 Die Analyseebenen
2.2.2.1 Lexik
2.2.2.2 Metaphorik
2.2.2.3 Argumentation
2.2.3 Das Migrationsprojekt

3. Der Völkermord in Ruanda
3.1 Die Vorgeschichte der Hutu und Tutsi
3.2 Der Bürgerkrieg
3.3 Chronologie der Ereignisse
3.4 Die Rolle der UNO

4. Begriffsdefinitionen
4.1 Definitionen der Begriffe „Genozid“/„Völkermord“
4.1.1 Offizielle Definition der UNO
4.1.2 Andere Definitionen
4.2 Definitionen des Begriffs „Bürgerkrieg“

5. Medien-Auswahl
5.1 Kriterien zur Auswahl der Zeitungen
5.2 Die Zeitungen
5.2.1 Die tageszeitung
5.2.2 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung
5.3 Korpusvorstellung

6. Analyse der Artikel
6.1 Die Artikel der taz
6.1.1 Lexik
6.1.1.1 Bezeichnungen für die Ereignisse
6.1.1.2 Bezeichnungen für die beteiligten Personen
6.1.2 Metaphorik
6.1.2.1 Haupt-Metaphernbereiche
6.1.2.2 Sonstige Metaphernbereiche
6.1.2.3 Einzelne Metaphern
6.1.3 Argumentation
6.2 Die Artikel der FAZ
6.2.1 Lexik
6.2.1.1 Bezeichnungen für die Ereignisse
6.2.1.2 Bezeichnungen für die beteiligten Personen
6.2.2 Metaphorik
6.2.2.1 Haupt-Metaphernbereiche
6.2.2.2 Sonstige Metaphernbereiche
6.2.2.3 Einzelne Metaphern
6.2.3 Argumentation
6.2.3.1 Argumente zum Flugzeugabsturz
6.2.3.2 Argumente zur Entsendung neuer Sicherheitskräfte
6.2.3.3 Argumente zur französischen Intervention
6.3 Vergleich
6.3.1 Gemeinsamkeiten
6.3.2 Unterschiede

7. Fazit

8. Quellen
8.1 Literatur
8.2 Online-Quellen

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zum Titel

Der Titel dieser Arbeit, „Das ist ein Schlachten und kein Krieg“, ist ein Zitat aus einem Artikel, der am 25. April 1994 in der FAZ erschienen ist. Der Ausspruch stammt ursprünglich von einem Leutnant aus Bangladesch, der Teil der UNAMIR war. Er gab seine Einschätzung zu den Ereignissen wieder, nachdem er zusammen mit den anderen Soldaten von der Mission abgezogen und nach Nairobi ausgeflogen wurde. Die FAZ verwendete das Zitat als Überschrift des Artikels.

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Presseberichterstattung zum Völkermord, der von April bis Juli 1994 im zentralafrikanischen Staat Ruanda stattgefunden hat. Hierzu wurde ein Korpus aus Zeitungsartikeln bestimmt, das nach verschiedenen Kriterien untersucht wird. Dies geschieht in Form einer Diskursanalyse nach dem Modell der so genannten Düsseldorfer Schule. Die zentrale Frage, die dabei beantwortet werden soll, lautet:

Welches Afrika-Bild zeigt sich in der Berichterstattung deutscher Tageszeitungen zum Völkermord in Ruanda?

Da gerade heutzutage Themen wie Globalisierung und Entwicklungszusammenarbeit von wachsendem Interesse sind, erschien es interessant, das von deutschen Medien vermittelte Afrika-Bild zu untersuchen. Zunächst erfolgt eine allgemeine Einführung in den Diskursbegriff. Hier wird dargelegt, was eine Diskursanalyse allgemein kennzeichnet. Daran anschließend wird die Düsseldorfer Schule als eine besondere Form der Diskursanalyse näher vorgestellt. Dabei soll verdeutlicht werden, welches die Charakteristika sind, die sie von einer klassischen Diskursanalyse unterscheiden.

Es folgt ein kurzer Bericht der Ereignisse in Ruanda. Der Ablauf des Völkermordes wird dabei nur grob skizziert, da die Ereignisse selbst nicht der inhaltliche Schwerpunkt dieser Arbeit sind. Sie sollen dennoch nicht gänzlich unerwähnt bleiben, da einige grundsätzliche Informationen hilfreich sind, um die später analysierten Berichte in den Zeitungen inhaltlich einordnen zu können. Als Basis für die weitere Arbeit folgen die Definitionen der Begriffe „Völkermord“, „Genozid“ und „Bürgerkrieg“, da sie in der Presseberichterstattung vermehrt auftauchen. Um die korrekte Verwendung der Begriffe beurteilen zu können, ist eine Kenntnis dieser Definitionen hilfreich. Es ist jedoch wichtig an dieser Stelle hervorzuheben, dass eine Verwendung der Begriffe in Abweichung von der offiziellen Bedeutung keineswegs als falsch dargestellt werden soll.

Nach diesen inhaltlichen Aspekten wird die Auswahl der berücksichtigten Medien erläutert. Die Analyse bezieht sich auf die Berichterstattung in zwei überregionalen deutschen Tageszeitungen. Dabei handelt es sich zum einen um die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), zum anderen um die tageszeitung (taz). Beide Medien werden kurz vorgestellt, es werden Angaben zu Auflage, Leserschaft und politischer Ausrichtung gemacht um beurteilen zu können, ob diese Parameter Einfluss auf die Berichterstattung haben. Ebenso wird dargelegt, warum gerade diese Zeitungen für die vorliegende Analyse ausgewählt wurden.

Um die Bedeutung der analysierten Artikel für den Diskurs zu verdeutlichen, folgen einige Angaben zur inhaltlichen und zeitlichen Eingrenzung des Korpus.

Auf dieser Basis werden die vorhandenen Artikel mittels der drei Analyseebenen der Düsseldorfer Schule analysiert. Zum einen wird eine Wortanalyse durchgeführt. Dabei soll zunächst untersucht werden, mit welchen Begriffen die Ereignisse in Ruanda in der Presseberichterstattung bezeichnet werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Verwendung der Begriffe „Völkermord“, „Genozid“ und „Bürgerkrieg“ da sie in dem Diskurs einen zentralen Stellenwert einnehmen. Außerdem soll festgestellt werden, ob es andere Begriffe gibt, die in der Berichterstattung dominieren, und falls ja, welche das sind. Dabei wird vor allem auch der zeitliche Aspekt berücksichtigt. So soll ermittelt werden, ob sich die Verwendung der Begriffe im Laufe der Berichterstattung verändert. Darüber hinaus werden die verwendeten Metaphern untersucht. Es wird erörtert, aus welchen Herkunftsbereichen die Metaphern stammen und in welcher Weise sie auf den Genozid übertragen werden. Im nächsten Schritt wird die Argumentation untersucht, die sich in den einzelnen Artikeln erkennen lässt. Die Berichte der beiden ausgewählten Medien werden dabei zunächst unabhängig voneinander beurteilt. Die genannten Kriterien werden jeweils auf die Gesamtheit der relevanten Artikel einer Zeitung bezogen, um so eine Aussage über den Stil der Berichterstattung des jeweiligen Mediums zu treffen. In einem weiteren Schritt findet schließlich ein Vergleich statt, in dem Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet werden. Hierbei ist von besonderem Interesse, ob es einen Zusammenhang zwischen der Art der Berichterstattung und der Auflage sowie der politischen Ausrichtung der entsprechenden Zeitung gibt. Abschließend werden in einem Fazit alle gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst und bewertet. In diesem Zusammenhang soll auch die eingangs gestellte Frage nach dem sich in der Berichterstattung abzeichnenden Afrika-Bild beantwortet werden.

2. Diskursanalyse

2.1 Allgemeine Einführung zur Diskursanalyse

2.1.1 Der Diskursbegriff

Bevor in diesem ersten Teil der Arbeit die verwendete Methode der Diskursanalyse vorgestellt wird, erscheint es sinnvoll, zunächst den Begriff des Diskurses näher zu beleuchten. Da es sich um einen Begriff mit vielfältigen Verwendungsweisen handelt, gehört es „sicherlich zu den vorrangigsten Erfordernissen im Umgang mit dem Diskursbegriff, genau zu bestimmen, was darunter verstanden werden soll.“ (Landwehr, 2008, S. 60) Dazu soll zunächst ein Blick in die Vergangenheit, auf seine Ursprünge geworfen werden. „Die Sprachwurzeln des Diskursbegriffs liegen in den altlateinischen Wörtern ‚discurrere’ / ‚discursus’, die ursprünglich eine Bewegung des ‚Hin- und Herlaufens’ bzw. des orientierungslosen Umherirrens bezeichnen.“ (Keller, 2008, S. 99) Diese klassische Bedeutung hat wenig mit den Kontexten zu tun, in denen wir heute von einem Diskurs sprechen. Die Frage nach dem, was unter einem Diskurs zu verstehen ist, ist dabei fast so alt wie der Begriff selbst. Bereits vor hunderten von Jahren war der Begriff einem stetigen Wandel ausgesetzt. Stand noch im 6. Jahrhundert die Frage im Raum, was genau ein Diskurs ist, wandelte sich die Frage und bereits im 7. Jahrhundert „lag die höchste Wahrheit nicht mehr in dem, was der Diskurs war, oder in dem, was er tat, sie lag in dem, was er sagte: eines Tages hatte sich die Wahrheit vom ritualisierten, wirksamen und gerechten Akt der Aussage weg und zur Aussage selbst hin verschoben: zu ihrem Sinn, ihrer Form, ihrem Gegenstand, ihrem referentiellen Bezug.“ (Foucault, 2003, S. 14) „Im 13. Jahrhundert avanciert der Begriff ‚discursus’ zur scholastischen Fachterminologie und bezeichnet formale Strukturen logischen Schlussfolgerns und die Verstandestätigkeit.“ (Keller, 2008, S. 99) Dieses Verständnis als Aussage oder Verstandestätigkeit kommt der heutigen Verwendung zumindest schon nahe. Eine ähnliche Bedeutung, die nicht auf Logik, sondern Sprachgebrauch hin ausgerichtet war, entwickelte sich schließlich in der italienischen Renaissance. „‚Diskurs’ bezeichnet hier einerseits die mündliche, öffentliche, akademische oder institutionelle Rede, andererseits die schriftliche, gelehrte, schließlich wissenschaftlich- dialogische Abhandlung.“ (Keller, 2008, S. 100) Heute hat der Begriff eine sehr weitreichende Bedeutung. So kann mit Diskurs beispielsweise ein Gespräch, eine Rede, Diskussion oder Debatte, aber auch eine schriftliche Abhandlung, eine Kommunikationsgemeinschaft oder einfach eine textuelle Einheit, die größer ist als ein Satz, gemeint sein. (vgl. Landwehr, 2008, S. 15) Das Lexikon der Sprachwissenschaft definiert Diskurs als einen „aus der angloamerikanischen Forschung übernommene[n] Oberbegriff für verschiedene Aspekte von Text“ (Bußmann, 1990, S. 189). Eine zweite Erklärung gibt an, ein Diskurs sei „im philosophischen Kontext [eine] Erörterung mit dem Ziel der Wahrheitsfindung.“ (Bußmann, 1990, S. 189) Für das heutige wissenschaftliche Verständnis von Diskurs ist in jedem Fall die Arbeit Foucaults von Bedeutung. „Die nähere Bestimmung der Eigenschaften der Diskursanalyse […] betreibt Foucault zunächst im Wege einer Negativdefinition. Die Diskursanalyse ist zunächst einmal, das ist Foucaults Einstieg, keine Begriffsgeschichte.“ (Busse, 1987, S. 238) Zu den weiteren Einschränkungen eines Diskurses gehören seiner Meinung nach „die Begrenzungen seiner Macht, die Bändigungen seines zufälligen Auftretens und die Selektionen unter den sprechenden Subjekten.“ (Foucault, 2003, S. 26) Schließlich scheint auch Foucault an einer klaren Definition des Begriffs zu scheitern, wie er selbst vermuten lässt.

„Schließlich glaube ich, dass ich, statt allmählich die so schwimmende Bedeutung des Wortes ‚Diskurs’ verengt zu haben, seine Bedeutung vervielfacht habe: einmal allgemeines Gebiet aller Aussagen, dann individualisierbare Gruppe von Aussagen, schließlich regulierte Praxis, die von einer bestimmten Zahl von Aussagen berichtet; und habe ich nicht das gleiche Wort Diskurs, das als Grenze und als Hülle für den Terminus Aussage hätte dienen sollen, variieren lassen, je nachdem ich meine Analyse oder ihren Anwendungspunkt verlagerte und die Aussage selbst aus dem Blick verlor?“ (Foucault, 1973, S. 116) Foucault ist jedoch nicht der einzige, der unser heutiges Verständnis von Diskursen geprägt hat. „So verschaffte Jürgen Habermas mit seinem normativen Modell der Diskursethik dem Begriff in der wissenschaftlichen und politischen Öffentlichkeit seit dieser Zeit große Prominenz.“ (Keller, 2008, S. 102) Eine andere mögliche Definition liefern Dietrich Busse und Wolfgang Teubert, die unter einem Diskurs „virtuelle Textkorpora, deren Zusammensetzung durch im weitesten Sinne inhaltliche (bzw. semantische) Kriterien bestimmt wird“, verstehen. (Busse u.a., 1994, S. 14) Diese Definition trifft auf das vorliegende Korpus genau zu, daher soll sie in der vorliegenden Arbeit gelten. Zu den virtuellen Korpora, die einen Diskurs bilden, sollen darüber hinaus alle Texte gehören, die „sich mit einem als Forschungsgegenstand gewählten Gegenstand […] befassen, untereinander semantische Beziehungen aufweisen und/oder in einem gemeinsamen Aussage-, Kommunikations-, Funktions- oder Zweckzusammenhang stehen.“ (Busse u.a., 1994, S. 14) Die im Folgenden analysierten Artikel erfüllen genau diese Anforderungen.

2.1.2 Die Diskursanalyse

Diskursanalyse ist ein „aus der angloamerikanischen Forschung übernommene[r] Oberbegriff für die Analyse von Diskursen.“ (Bußmann, 1990, S. 189) Was genau unter einem Diskurs zu verstehen ist, wurde im vorangegangenen Abschnitt bereits thematisiert. Um das Verständnis dieser Methode zu vertiefen, soll an dieser Stelle noch kurz die Geschichte der Analyse dieser Diskurse zusammengefasst werden. Der Begriff der Diskursanalyse geht auf den französischen Philosophen Michel Foucault zurück, der gemeinhin als Begründer der Diskursanalyse gilt. Er entwickelte erstmals ein Diskurssystem, „das sich unter gesellschaftstheoretischen, philosophischen und geschichtswissenschaftlichen Gesichtspunkten mit Diskursen als Erscheinungs- und Zirkulationsformen des Wissens beschäftigt.“ (Keller, 2008, S. 97) Heute ist die Diskursanalyse eine in den Geisteswissenschaften weit verbreitete Forschungsmethode, wobei sich verschiedene Herangehensweisen unterscheiden lassen. In der Forschungspraxis hat sich bis heute kein einheitliches Verfahren zur Diskursanalyse durchgesetzt, selbst „ob es sich bei der Diskursanalyse um eine Theorie oder um eine Methode handelt, ist strittig.“ (Kerchner, Schneider, 2006, S. 35) Diese Auseinandersetzungen um den Begriff der Diskursanalyse haben seiner Verbreitung jedoch keinen Abbruch getan. „Indem [die verschiedenen Disziplinen] unterschiedliche Versatzstücke aus dem Theoriereservoir aufgreifen und weiter entwickeln, haben verschiedene diskursanalytische Schulen und Zentren eine überregionale und interdisziplinäre Ausstrahlung erlangt.“ (Kerchner, Schneider, 2006, S. 51) Diese Vielfältigkeit ist ein klarer Vorteil des bis heute nicht ganz klar umrissenen Verständnisses des Begriffs der Diskursanalyse. Eine dieser Schulen ist die, die in den vergangenen Jahren an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf etabliert wurde und den theoretischen Hintergrund zu der vorliegenden Arbeit bildet. Je nach thematischem Schwerpunkt oder dem gewählten Vorgehen lassen sich einige grundsätzliche Formen der Diskursforschung unterscheiden. So können Arbeiten, die über die klassische Wort- oder Begriffsgeschichte hinausgehen und dabei eine chronologische Abfolge von thematisch zusammenhängenden Texten sprachlich analysieren, als Diskursgeschichte bezeichnet werden. (vgl. Busse u.a., 1994, S. 60) Dabei ist die Diskursanalyse den anderen sprachwissenschaftlichen Disziplinen in einigen Teilen relativ ähnlich. Sie könnte auch „als eine Form der Wort-, Satz- oder Textsemantik angesehen werden, die Beziehungen zwischen Wort- und Satzbedeutungen und Texten auch dann analysiert, wenn die Bezugsgrößen aus verschiedenen Texten stammen sollten.“ (Busse u.a., 1994, S. 22) Es gibt jedoch nicht nur Gemeinsamkeiten, in anderen Bereichen unterscheidet die Diskursanalyse sich deutlich von etwa der Lexikologie, der Lexikographie oder auch den bereits erwähnten Formen der Wort-, Satz- oder Textsemantik.

„Der Unterschied besteht hauptsächlich in ihrer anderen Zielsetzung und in ihrer anderen Auswahl der untersuchten Bezugsgrößen, also etwa in der Zusammenstellung des Korpus oder in der Untersuchung von semantischen Beziehungen im Wortschatz bzw. innerhalb von Aussagegefügen über die Textgrenzen hinweg.“ (Busse u.a., 1994, S. 26/27) Diese semantischen Beziehungen sind ein Charakteristikum der Diskursanalyse. Hierauf wird auch im Hauptteil der Arbeit zurückgegriffen, wenn die Lexik des Korpus näher untersucht wird. Neben dieser wortsemantischen Analyse hat die Diskursanalyse eine zweite Grundlage. Gemeint ist „die textanalytische Erschließung des Sinns, der sich in syntagmatischen Verknüpfungen der Wörter ausdrückt.“ (Busse u.a., 1994, S. 22) Allgemein können vier Ebenen der Analyse unterschieden werden. Erstens die der eigentlichen Aussage selbst, zweitens die Ebene des Erscheinens der Objekte, der verschiedenen Aussagen und Begriffe. Drittens ist die Ebene der Ableitung neuer Formationsregeln zu nennen, viertens und letztens schließlich die Ebene der Substitution einer diskursiven Formation durch eine andere, die so genannte Ebene der „Interpositivität“. (vgl. Busse, 1987, S. 241)

Nach diesen allgemeinen Informationen zu Herkunft und Wesen der Diskursanalyse soll nun noch ein kurzer Blick auf die tatsächliche Anwendung dieser Theorie geworfen werden. Als Beispiel eines Fachbereiches, in dem die Diskursanalyse heute Anwendung findet, wurde die Politik ausgewählt. Zur Begriffsklärung ist zu sagen, dass hier vor allem drei Diskursbegriffe vorherrschen, die zunächst kurz skizziert werden sollen. Es handelt sich zum einen um einen normativ-kritischen Diskursbegriff, wie ihn erstmals Habermas in seiner Theorie des kommunikativen Handelns und der Diskursethik entwickelt hat. Habermas greift in seiner Formulierung die Theorie der Sprechakte nach Austin und Searle auf, kritisiert gleichzeitig jedoch deren Wirklichkeitsbild. In Abgrenzung zu Austin und Searle begreift er Kommunikation als verständigungsorientiertes Handeln, in dem Subjekte mit ihrer Sprache nicht mehr auf die ganze Welt, sondern gezielt auf unterschiedliche Ausschnitte Bezug nehmen können. (vgl. Kerchner, Schneider, 2006, S. 36/37) Demgegenüber ist die Nutzung sprach- und wissensbasierter Ansätze weit verbreitet, die einen analytisch-pragmatischen Diskursbegriff etablieren. Als Drittes seien die Bemühungen erwähnt, eine eigene Diskurstheorie des Politischen zu formulieren. Grundlage hierfür soll der genealogisch- kritische Diskursbegriff Foucaults sein, der theoretisch weiterzuentwickeln und empirisch zu testen ist. (vgl. Kerchner, Schneider, 2006, S. 33) Auch hier stellt sich die Diskursanalyse also als eine Methode dar, die sich quasi noch in der Entstehung befindet. Obwohl anwendbare Verfahren vorliegen, hat sich noch kein einheitliches Vorgehen etabliert.

2.2 Der Ansatz der Düsseldorfer Schule

Die Düsseldorfer Schule wurde, wie bereits erwähnt, in den vergangenen Jahren an der Heinrich-Heine-Universität geprägt. Im folgenden Abschnitt sollen zunächst die Grundgedanken der Düsseldorfer allgemein vorgestellt werden. Dabei wird im Besonderen dargelegt, was die Methode von anderen Theorien zur Diskursanalyse unterscheidet. Im Anschluss wird auf die drei Analyseebenen eingegangen, die von den Düsseldorfern etabliert wurden und auch in dieser Arbeit Anwendung finden. Dabei handelt es sich um die Lexik, die Metaphorik und die Argumentation. Die einzelnen Ebenen werden kurz dargestellt und anhand verschiedener Beispiele erläutert. Als Letztes folgen Informationen zu dem Projekt „Die Einwanderungsdiskussion im öffentlichen Sprachgebrauch seit 1945“, welches von 1994 bis 1999 unter Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Heinrich-Heine- Universität durchgeführt wurde. (vgl. Keller u.a., 2008 b, S. 359)

Dies geschah in Form einer Diskursanalyse, an der sich die vorliegende Arbeit im Bezug auf Methode und Herangehensweise orientiert. Anhand dieses Projektes sollen die eingangs vorgestellten Charakteristika des Düsseldorfer Ansatzes näher erläutert und verdeutlicht werden.

2.2.1 Allgemein

Zu Beginn soll kurz darauf eingegangen werden, welches Verständnis die Düsseldorfer allgemein von Diskurs haben. Wichtig ist, „den Diskurs nicht als Menge von Texten zu definieren, sondern kleinere und abstraktere Untereinheiten anzusetzen.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 361) Dies geschieht, indem der Diskurs als „ein Geflecht von thematisch zusammengehörigen Aussagen, die über Textkorpora zu erschließen sind“ (Niehr, Böke, 2000, S. 12), gesehen wird. Busse und Teubert grenzen den Diskursbegriff weiter auf einen ‚Kommunikationsbereich’, einen ‚Gesellschaftsausschnitt’ oder ‚Zeitraum’ ein (vgl. Busse u.a., 1994, S. 14), was Matthias Jung in seinem Aufsatz „Diskurshistorische Analyse - eine linguistische Perspektive“ mit der Begründung in Frage stellt, dass „gerade heutzutage die Interpretation verschiedener Kommunikationsbereiche […] von besonderer gesellschaftlicher Relevanz und große[m] sprachwissenschaftliche[m] bzw. sprachgeschichtlichem Interesse ist.“ (Keller u.a., 2008 a, S. 35)

In den diskursanalytischen Arbeiten der Düsseldorfer wird eine Unterscheidung zwischen intranationalen Diskursen, bei denen das gesamte Textkorpus aus einem Land stammt, und internationalen Diskursen gezogen, bei denen das Korpus Texte aus verschiedenen Ländern umfasst. Bei beiden Varianten steht der Vergleichsaspekt im Vordergrund. Dabei ist besonders die Äquivalenz bzw. Nicht-Äquivalenz der jeweiligen Diskurse zu beachten. Um einen aussagekräftigen Vergleich gewährleisten zu können, sollten möglichst viele Parameter wie soziale Trägergruppen, Textsorte, Teilthema oder auch der gewählte Zeitabschnitt in allen Diskursen konstant bleiben. (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 12) „Die methodisch zentrale Stellung des Vergleichsaspekts in [den Arbeiten der Düsseldorfer] und ihnen ähnelnden Untersuchungen unterscheidet sie denn auch von anderen diskursanalytischen Ansätzen.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 11) So ist charakteristisch, dass die Düsseldorfer in ihren Veröffentlichungen stets von Diskursvergleich anstatt von Diskursanalyse sprechen.

2.2.2 Die Analyseebenen

Charakteristisch für eine Diskursanalyse nach der Düsseldorfer Schule sind die bereits erwähnten Analyseebenen. Dabei handelt es sich um die Lexik, die Metaphorik und die Argumentation des entsprechenden Textkorpus. Die einzelnen Ebenen und ihre jeweilige Analyse sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

2.2.2.1 Lexik

Es gibt zweifellos zahlreiche verschiedene Herangehensweisen, um einen Textkorpus diskursanalytisch zu untersuchen. „Einen theoretisch-methodischen Ansatz bietet die Analyse ‚zentraler Ausdrücke’ im Kontext thematisch definierter Diskurse - Begriffsgeschichte als themenorientierte ‚Diskursgeschichte’.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 362/63) Daher widmet sich die erste von den Düsseldorfern favorisierte Analyseebene auch der Lexik. Wichtig ist dabei zunächst, die Kernbegriffe des untersuchten Diskurses zu ermitteln. Solche Begriffe, die in einer öffentlich relevant gewordenen Diskussion einen zentralen Stellenwert einnehmen, bezeichnen die Düsseldorfer als Indikatoren und Faktoren sozial- und bewusstseinsgeschichtlicher Veränderungen innerhalb der Sprachgemeinschaft. (vgl. Keller u.a., 2008 b, S. 362) Bei der Ermittlung solcher Begriffe spielen nicht nur qualitative, sondern auch quantitative Gesichtspunkte eine nicht unerhebliche Rolle. „Besonders bei hochfrequenten Wörtern kann eine Auszählung Anhaltspunkte für die Dominanz bestimmter Ausdrücke, ihre zeitlichen Schwankungen und die Ablösung eines Ausdrucks durch einen (konkurrierenden) anderen bieten.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 363) Diese quantitative Erfassung kann ersten Vermutungen dienen, welche Begriffe in dem Diskurs eine zentrale Rolle spielen.

Um als wirkliche Schlüsselbegriffe zweifelsfrei identifiziert zu werden, ist es jedoch unverzichtbar, sie unter qualitativen Gesichtpunkten zu betrachten. Denn das rein quantitative Vorkommen allein ist nicht aussagekräftig. So kann ein Begriff etwa in zitierter Form verwendet werden und somit gar nicht der Meinung des Textautors entsprechen. Ebenso kann er in Anführungszeichen oder mit einem vorgestellten „so genannt“ vorkommen, wodurch eine Distanzierung des Autors von dem entsprechenden Begriff kenntlich gemacht werden kann. „In diesem Sinne ist das Hauptauswahlkriterium für die lexikalische Ebene der Diskursanalyse das Kriterium der ‚Diskursrelevanz’.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 20) Indikatoren für die Diskursrelevanz eines Begriffes können beispielsweise „häufigeres Vorkommen, sprachliche Heterogenität bzw. Konkurrenz, metasprachliche Thematisierung [und] Sprachwandel“ (Keller u.a., 2008 b, S. 363) sein. Generell kann man sagen, „um als diskursrelevantes Wort registriert zu werden, muss eine sprachliche Einheit qualitativen wie quantitativen Mindestanforderungen genügen, d.h. es muss mindestens sach- und zeittypisch sein und gehäuft auftreten.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 20) Für die Recherche nach diesen Wörtern kann man dabei auf traditionelle, historisch-lexikographische Verfahren zurückgreifen. Dazu dienen das Aufspüren von Erstbelegen neuer Wörter oder Bedeutungsvarianten, die Datierung und Systematisierung bestimmter Gebrauchsweisen, das gezielte Interesse an Einzelwörtern und Syntagmen, die innerhalb eines Diskurses eine pragma-semantische Schlüsselfunktion erhalten, da sich in ihnen die verschiedenen politischen Programme, Maßnahmen und Ziele, heterogenen Sichtweisen und Einstellungen der Sprecher bzw. der Sprachgemeinschaft und ihr Wandel sprachlich komprimieren. (vgl. Keller u.a., 2008 b, S. 363) Diese ersten Schritte dienen dazu, die Schlüsselbegriffe des Diskurses zu ermitteln. Ist dies geschehen und sind die Begriffe bekannt, gilt es, „unter quantitativen, qualitativen und zeitlichen Gesichtspunkten Divergenzen und Konvergenzen im Wortgebrauch aufzuspüren.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 363) Deutliche Differenzen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Übereinstimmungen in den Begriffen. Diese können „sehr vordergründig (z.B. bei gleichen Ausdrücken), aber auch sehr hintergründig sein.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 19) Bei der Untersuchung der Begriffe, ihrer Differenzen und Übereinstimmungen gilt es zu ermitteln, inwiefern gleiche oder verschiedene diskursrelevante Wörter dominieren. Ebenso ist von Interesse, ob gleiche Wörter in unterschiedlicher, oder verschiedene Wörter in gleicher Weise gebraucht werden. Falls das Textkorpus einen größeren Zeitraum abdeckt, kann ebenfalls untersucht werden, ob gleiche oder in gleicher Weise gebrauchte Wörter zu unterschiedlichen Zeiten auftreten. Da die vorliegende Arbeit nur den relativ kurzen Zeitraum von vier Monaten betrachtet, kann dieser Aspekt hier jedoch vernachlässigt werden. (vgl. Keller u.a., 2008 b, S. 364)

2.2.2.2 Metaphorik

„Metaphern fungieren nicht nur als stilistischer Schmuck, sondern als bildliche ‚Erläuterungen’ mit kognitivem Mehrwert.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 21) Innerhalb eines Diskurses stehen die Metaphern nicht isoliert, im Gegenteil werden sie aus- und weitergesponnen oder auf verschiedene Arten miteinander verknüpft. So prägen sie den Inhalt und das Konzept eines Textes und somit auch eines Diskurses entscheidend mit. „Formal gesehen haben wir es bei Metaphern zunächst ebenfalls mit lexikalischen Einheiten zu tun, die als solche auch den gleichen Auswahlkriterien und Fragestellungen wie die zu analysierenden Wörter unterliegen.“ (vgl. Keller u.a., 2008 b, S. 364) Bei der Analyse der jeweiligen Begriffe oder Metaphern gibt es jedoch entscheidende Unterschiede, die in jedem Fall beachtet werden sollen. So stehen „bei der diskursgeschichtlichen Wortanalyse […] vor allem die Heterogenität, die Konkurrenz und der Wandel diskursrelevanter Wörter in Bezug auf einen bestimmten Referenten im Mittelpunkt. Bei der Metaphernanalyse interessiert zusätzlich das semantische Netzwerk aus metaphorischen Ausdrücken, das den Diskurs umspannt und für den Sprachteilnehmer kognitiv strukturiert.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 21)

Dieses Netzwerk ist der entscheidende Unterschied zwischen der Analyse von einzelnen Begriffen und Metaphern. Denn diese stehen nie für sich alleine, sie sind stets einem bestimmten Bereich entnommen. Dieser Ursprungsbereich hat entscheidenden Einfluss auf die Funktion und Aussage einer Metapher, da sich die Eigenschaften des Ursprungsbereiches auf den Zielbereich übertragen lassen. „Am Anfang der Metaphernanalyse steht da[her] die Rekonstruktion der verschiedenen mit den Metaphernlexemen verbundenen Metaphernbereiche und -konzepte.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 366) Diese Zuordnung der Metapher zu ihren ursprünglichen Bereichen ist immer auch mit einem gewissen Maß an Interpretation der einzelnen Metaphern verbunden. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass Zuordnungs- oder Abgrenzungsprobleme auftreten können. (vgl. Keller u.a., 2008 b, S. 366) Neben diesen qualitativen Aspekten darf jedoch auch bei den Metaphern die Quantität nicht gänzlich ausgeklammert werden, denn „die Dominanz einer Metapher (token) äußert sich vor allem in der Häufigkeit ihres Vorkommens, die Dominanz eines Metaphernbereichs dagegen in der Häufigkeit und in der Vielfalt seiner tokens im Diskurs.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 366)

Für den metaphernbezogenen Diskursvergleich gilt es daraufhin zu ermitteln, ob in den verschiedenen Diskursen die gleichen Metapherntokens, -konzepte und -bereiche aktiviert werden oder nicht, die gleichen Metapherntokens, -konzepte, -bereiche dominieren und schließlich, bei längeren untersuchten Zeitabschnitten, ob Veränderungen in der Verwendung der Metaphern gleichzeitig erfolgen oder ob sich deutliche zeitliche Unterschiede ergeben. (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 23) Wie schon auf der Ebene der Lexik kann der zeitliche Aspekt bei der vorliegenden Arbeit vernachlässigt werden.

2.2.2.3 Argumentation

Nach der Analyse der im Textkorpus vorkommenden Metaphern wendet sich die dritte Analyseebene schließlich der in den Texten geführten Argumentation zu, denn „ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Diskursanalyse ist die Argumentationsanalyse, unter der […] im Folgenden nicht nur eine Analyse der expliziten Argumentation verstanden [werden soll].“ (Niehr, 1996, S. 87) Dies bliebe besonders bei Pressetexten, wie sie das Korpus der vorliegenden Arbeit bilden, zu sehr an der Oberfläche. Gerade hier werden oft sprachliche Mittel eingesetzt, um implizit zu argumentieren. Solche Formen der Argumentation, wie sie etwa in Form von Präsuppositionen, Implikaturen, Stereotypen oder Kollektivsymbolen vorliegen können, müssen in der Argumentationsanalyse ebenfalls berücksichtigt werden. (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 24) Dabei ist allerdings zu beachten, dass „ein Großteil der in der Presse vorkommenden Argumente - z.B. in Agenturmeldungen oder Nachrichten - lediglich zitierend verwendet wird. Diese Art der Verwendung muss von der ‚originären’ Anführung von Argumenten - z.B. in Kommentaren - unterschieden werden.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 370) Eine weitere Unterscheidung ist die zwischen einzelnen Argumenten und komplexen Argumentationsmustern. Das Nebeneinanderstellen dieser verschiedenen Argumentationsweisen bezeichnen die Düsseldorfer als „eine geeignete und praktikable Möglichkeit, die argumentationsbezogenen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Teildiskurse möglichst vollständig darstellen zu können.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 27) Im Vergleich zu den ersten beiden Analyseebenen kommt der Argumentationsanalyse an dieser Stelle eine besondere Bedeutung zu, denn sie ist „besonders dazu geeignet, Unterschiede in der Behandlung öffentlich relevanter Themen herauszuarbeiten, die sich nicht auf der Wortebene lokalisieren lassen.“ (Keller u.a., 2008 b, S. 367) Zum konkreten Vorgehen der Argumentationsanalyse bietet es sich an, zunächst alle relevanten Argumente in einer ersten Lektüre des Textkorpus zu sammeln. Diese werden dann in einem zweiten Schritt unter prototypisch formulierte Argumente subsumiert, um den Zusammenhang der Argumente untereinander zu verdeutlichen. Dabei ist die richtige Anzahl der prototypischen Argumente von entscheidender Bedeutung. Formuliert man zu wenig, geraten die Inhalte der tatsächlichen Argumente und ihre Bandbreite aus dem Blickfeld. Ist die Anzahl dagegen zu hoch, wird die gemeinsame inhaltliche Basis der Einzelargumente nicht mehr deutlich. (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 27) „Eine Quantifizierung der vorkommenden Argumente erlaubt […] schließlich, Aussagen darüber zu treffen, ‚wie’, d.h. mit welchen Argumenten, in einem spezifischen Teildiskurs pro und contra bestimmte Positionen argumentiert wurde.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 27) Darüber hinaus wird so auch die Bedeutung bestimmter Einzelargumente deutlich. Sie lässt sich daran belegen, dass Argumente in einer bestimmten Phase des Diskurses häufiger, seltener oder gar nicht mehr verwendet werden. Darüber hinaus deutet das Auftauchen neuer Argumente auf eine veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit hin, die sich sprachlich manifestiert. Ebenfalls sollte beachtet werden, welche Argumente in einem Diskurs besonders umstritten sind und welche als Gemeingut gelten und somit keinen expliziten Widerspruch erfahren. (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 27) „Für die Analyse von nicht nur expliziten, sondern auch implizit in Äußerungen enthaltenen, interpretativ zu erschließenden Argumentationsmustern bietet sich der aus der rhetorischen Tradition entnommene Topos- Begriff an.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 24) Dabei wird unter einem Topos ein „beliebig und unangefochten verwendbares Argument als Ausdruck kollektiver Erfahrungen verstanden.“ (Bußmann, 1990, S. 797) Der Topos-Begriff ist für die hier vorliegende Art der Argumentationsanalyse besonders geeignet, weil er nach Aristoteles „einerseits die allgemeinen Muster des Argumentierens, andererseits in bestimmten Wissensbereichen gültige, also kontextbestimmte ‚besondere’ Muster der Argumentation bezeichnet.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 24) An dieser Stelle ebenfalls von Bedeutung ist Bornscheuers Adaption des antiken Topos-Begriffs. Demzufolge kommen Topoi vier Merkmale zu, Habitualität, Potentialität, Intentionalität und Symbolizität. Zum Merkmal der Habitualität lässt sich sagen, dass ein Topos ein Standard des einer jeden Gesellschaft eigenen Bewusstseins- oder Sprachhabitus ist, ein Strukturelement des sprachlich-sozialen Gefüges. (vgl. Bornscheuer, 1976, S. 96) Die Potentialität kennzeichnet einen Topos als „ein inhaltlicher oder formaler Gesichtspunkt, der in vielen konkreten Problemerörterungen verwendbar ist und der die verschiedenartigsten Argumentationen bzw. amplifikatorische Explikationen ermöglicht.“ (Bornscheuer, 1976, S. 99) Das dritte Merkmal der Intentionalität schreibt dem Topos die Merkmale eines zentralen Strukturelements des gesellschaftlichen Kommunikationsgefüges zu. Von jedem einzelnen Topos aus kann dabei jederzeit ein weiterführender Verständnishorizont intendiert werden. (vgl. Bornscheuer, 1976, S. 102) Das letzte Strukturmerkmal der Topoi ist schließlich das der Symbolizität. Topoi „können sich zu regelrechten Beschwörungsformeln eines bestimmten Selbstverständnisses verdinglichen und gegenüber einer Sinnprüfung oder Sinnkorrektur bei konkreten gesellschaftlichen Veränderungen auf lange Zeit immun bleiben.“ (Bornscheuer, 1976, S. 103) Mit der Analyse der auf diese Art gekennzeichneten Topoi „sollen also auf allgemein-formalen Mustern des Argumentierens aufgebaute, für einen Themenbereich inhaltlich spezifizierte Denkstrukturen oder Denkfiguren des Herangehens an eine Fragestellung erfasst werden. Bei der konkreten Textinterpretation müssen die jeweils sprachlich unterschiedlichen Vorkommen der definierten Topoi aufgefunden und zugeordnet werden.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 25)

„Der Vorteil des hier vorgestellten Vorgehens besteht in einer methodisch begründeten und nachvollziehbaren Auswertung einer Vielzahl von Texten. Es eignet sich insofern gerade für den Diskursvergleich“, (Niehr, Böke, 2000, S. 25) wie er typisch für die Düsseldorfer Methode der Diskursanalyse ist und auch in dieser Arbeit Anwendung finden soll. Die hier vorgestellten Überlegungen, die die Düsseldorfer in ihrem Projekt zur linguistischen Erforschung des Migrationsdiskurses entwickelt haben, sind selbstverständlich nicht an diesen speziellen Diskurs gebunden, sondern in beliebiger Weise auf andere Diskurse übertragbar. Ihre Funktionalität gilt es in weiteren konkreten Diskursanalysen unter Beweis zu stellen. (vgl. Keller u.a., 2008 b S. 26)

2.2.3 Das Migrationsprojekt

Nachdem die Arbeit und die Methoden der Düsseldorfer Schule in der Theorie vorgestellt wurden, soll dies nun anhand eines konkreten Beispiels verdeutlicht werden. Das geschieht anhand des Forschungsprojektes zum Migrationsdiskurs, dessen Ziel es war, zu untersuchen, wie das Thema Migration seit 1945 in Deutschland, Österreich und der Schweiz thematisiert wurde. „Durch den Vergleich der Migrationsdiskurse in verschiedenen europäischen Ländern können spezifische Aussagen über ‚nationalsprachliche’ Eigenheiten und damit neue diskursgeschichtlich fundierte Erkenntnisse insbesondere zur Plurizentrizität des Deutschen gewonnen werden.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 33/34) Durch die Wahl des Themas und die zeitliche Einschränkung auf die Zeit seit 1945 wurden bereits die ersten Kriterien zur Eingrenzung des Korpus der relevanten Texte vorgenommen. Eine weitere Einschränkung erfolgte durch die Konzentration auf Zeitungsartikel. Hierzu wurden sechs deutsche Zeitungen aus dem Bereich der seriösen Presse ausgewählt. Dies waren die Frankfurter Rundschau (FR), die Süddeutsche Zeitung (SZ), die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die Rheinische Post (RP), Die Welt, Die Zeit und Der Spiegel. Ein „vergleichbares Spektrum der österreichischen und Schweizer Printmedien ist wegen der projektbezogenen Schwerpunktsetzung auf den bundesdeutschen Diskurs nicht angestrebt worden.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 29) Daher war die Anzahl der zu berücksichtigenden Zeitungen aus Österreich und der Schweiz geringer. Aus Österreich wurden zunächst drei Zeitungen ausgewertet, und zwar Arbeiter-Zeitung, Kurier und Die Presse. Im späteren Verlauf wurden noch die Salzburger Nachrichten hinzugenommen. Aus der Schweiz waren Neue Züricher Zeitung, Tages-Anzeiger, Basler Nachrichten und Basler Zeitung relevant.

„Eine zeitliche Beschränkung erfolgte durch die Auswahl bestimmter, soziohistorisch als besonders signifikant erscheinender Zeitabschnitte. Der Vergleich des bundesdeutschen mit dem österreichischen bzw. dem Schweizer Diskurs gebot es, diese Zeitabschnitte nach Daten und Ereignissen zu bestimmen, die mutmaßlich auch Einfluss auf die Diskussion in den drei Ländern gehabt hatten.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 29)

Hierfür wurden die folgenden Zeiträume ausgewählt: 1965 - 67, da er die erste Rezession von 1966/67 umfasst; 1972 - 74, die Zeit der Ölkrise; und 1979 - 83, da in diesem Zeitraum ein Anstieg der Flüchtlingsbewegungen aus dem Osten, besonders Polen und Vietnam verzeichnet wurde. Insgesamt umfasst das Korpus 4.500 relevante Zeitungsartikel. (vgl. Jung u.a., 1997, S. 194) Zur Entwicklung des Diskurses kann man sagen, dass in den 50er und 60er Jahren eine breite Diskussion über Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten vorherrschend war. In den 70er Jahren rücken schließlich die Gastarbeiter ins Zentrum der öffentlichen Diskussion. Zu dieser Zeit erhält der Migrationsdiskurs erstmals eine negative Grundtendenz. Im Laufe der 80er Jahre ist schließlich ein Trend zu einer immer undifferenzierteren öffentlichen Wahrnehmung der verschiedenen Einwanderergruppen und ihrer pauschalisierenden Ablehnung als ‚Ausländer’ zu verzeichnen. (vgl. Jung u.a., 1997, S. 24/25) Zum genauen Verlauf der Diskussion werden im Folgenden die Ergebnisse des Düsseldorfer Forschungsprojektes kurz zusammengefasst.

Zur Analyse der Lexik wurden zunächst die diskursrelevanten Wörter ermittelt. Um als diskursrelevant zu gelten, muss ein Wort „mindestens eins der folgenden Kriterien erfüllen: häufigeres Vorkommen, sprachliche Heterogenität bzw. Konkurrenz, metasprachliche Thematisierung, Sprachwandel.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 162) Die so ermittelten Begriffe wurden dann zunächst in fünf Kategorien eingeteilt. Dabei handelte es sich um Kollektivbezeichnungen, mit denen auf die ArbeitsmigrantInnen Bezug genommen wird (Fremdarbeiter, Gastarbeiter, Fremde, ausländische Mitbürger, Südländer, Touristen, Illegale, Tschusch, Kolaric…); Wörter, die die Anpassung der MigrantInnen an die Aufnahmegesellschaft kennzeichnen (Integration, Eingliederung, Assimilierung, Anpassung, Einbürgerung); Wörter und Parolen, die auf die Ausgrenzung und Ablehnung von MigrantInnen hinweisen (Ausländer- / Fremdenfeindlichkeit, Ausländer- / Fremdenhass, Überfremdung, Ausländer raus), Bezeichnungen, die die Migrationsgesellschaft charakterisieren (Einwanderungsland) sowie Bezeichnungen für die die Wanderung beeinflussenden Maßnahmen (Anwerbung, Rotation, Familienzusammenführung, Anwerbestopp, Abschiebung). (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 162/163) Die Quantität dieser vorkommenden Begriffe wurde zunächst durch eine Belegrecherche ermittelt.

„Die gewichtende Belegsicherung hat immer mit Bewertung zu tun. Es ist nicht nur wie in der traditionellen Semantik die Wortbedeutung aus einem Kontext zu abstrahieren, sondern es gilt auch, den Stellenwert dieses Belegs innerhalb des untersuchten Diskurses richtig einzuschätzen.“ (Jung u.a., 1997, S. 199)

Dies ist insbesondere bei Pressetexten von Bedeutung, da Begriffe hier in zitierter Form vorkommen können. Sie geben dann nicht unbedingt die Meinung der Zeitung oder des Autors wieder. Sie können sogar im Gegenteil aufgeführt werden, um sich von einer bestimmten Position bewusst zu distanzieren. Darüber hinaus kann sich auch die Bedeutung eines Begriffes im Laufe einer Diskussion ändern. „Umbrüche des lexikalisch-begrifflichen Gefüges in der öffentlichen Diskussion äußern sich zunächst als Konkurrenz zwischen alten und neuen Beziehungen, als Diskurse und Gegendiskurse.“ (Wierlacher, Stöltzel, 1994, S. 597) Bei der Untersuchung der Lexik des Migrationsdiskurses wurden vor allem drei methodische Zugänge genutzt: der Wörterbuchvergleich, die systematische Belegrecherche und -interpretation sowie Wortfrequenzuntersuchungen. Die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungsschritte sollen im Folgenden kurz wiedergegeben werden. Ausführlich zu finden sind sie in dem Artikel von Matthias Jung (in: Jung u.a.1997). Da der dritte methodische Angang, die Wortfrequenzuntersuchungen, auf einem andersartigen Textkorpus basieren, werden diese Ergebnisse hier nicht detailliert wiedergegeben. Während die ersten beiden Methoden sich mit Pressetexten befassen, also mit der gleichen Textsorte wie die vorliegende Analyse, beruht die dritte auf Bundestagsdebatten und Debattenausschnitten zum Thema ‚Migration’.

Der Wörterbuchvergleich sollte das gesamte migrationsspezifische Wortinventar anhand des Rechtschreibdudens erfassen. Da der Duden alle 5 bis 7 Jahre neu bearbeitet wird und nicht ausschließlich als Rechtschreib-, sondern auch als Bedeutungswörterbuch fungiert, eignet er sich gut, dauerhafte Veränderungen auf der lexikalischen Ebene eines bestimmten Diskurses sichtbar zu machen. (vgl. Jung u.a., 1997, S. 195) Zunächst fällt auf, dass das lexikalische Grundinventar stark durch den völkerrechtlichen Aspekt und den Umgang mit eingeborenen Minderheiten (Staatenloser, Asyl, Minderheit, Ausweisung) sowie durch Historismen (Völkerwanderung) geprägt ist. Es dominiert darüber hinaus der Blick nach außen, was in dem häufigen Auftauchen von Ausdrücken, die speziell mit Emigration zu tun haben (Exil, Auswandererschiff), deutlich wird. Typisch für das migrationsspezifische Vokabular sind außerdem traditionelle Kategorisierungen nach dem Motto ‚Einheimische’ -‚Fremde’, Oberbegriffe für Wanderungsbewegungen sowie Vokabeln, die Spannungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen bezeichnen können (Rassenhass). Betrachtet man die Neueinträge und Streichungen, die es im Laufe der einzelnen Neuauflagen des Dudens gegeben hat, kommt darüber hinaus der Faktor ‚Sprachbewusstsein’ ins Spiel. Denn in Lexika können sich einzelne Begriffe nicht unbewusst ausbreiten oder verschwinden. Jede Veränderung ist das Ergebnis einer gut durchdachten und reflektierten Entscheidung. (vgl. Jung u.a., 1997, S. 196/97) Die Intensivierung der Asyldebatte in der zweiten Hälfte der 80er Jahre hat dazu geführt, dass es in den Neuausgaben von 1991 und 1996 zu einer starken Ausweitung der Begrifflichkeit kam. Die Sensibilisierung für diskriminierendes und ‚völkisches’ Vokabular führte zu einer Reihe von Neuaufnahmen und Streichungen. So wurden beispielsweise die Begriffe ‚Sinti’ und ‚Roma’ anstelle von ‚Zigeuner’ aufgenommen, Begriffe wie ‚fremdstämmig’, ‚Ausländerei’, ‚negerhaft’ oder ‚volksfremd’ verschwanden ganz. Generell kann man sagen, dass es nur sehr wenig migrationsspezifische Positivbegriffe gibt. Lediglich vier Beispiele konnten gefunden werden, ‚Gastarbeiter’, ‚Kulturaustausch’, ‚Völkerverständigung’ und ‚Gastland’. Allerdings sind diese wiederum in ihrer Perspektive stark nach außen gerichtet, was den positiven Gesamteindruck etwas trübt. (vgl. Jung u.a., 1997, S. 196/97) In einem zweiten Schritt wurde die Belegrecherche eingesetzt, um die Lexik des Migrationsdiskurses zu untersuchen. „Wie die lexikographische Analyse gehört [sie] zum klassischen Bestand linguistischen, speziell sprachgeschichtlichen Vorgehens, und ihre Ergebnisse finden häufig unmittelbaren Eingang in die Wörterbuchartikel.“ (Jung u.a., 1997, S. 199) In der Untersuchung von Kollektivbezeichnungen für Einwanderer fand in dem vorliegenden Beispiel eine Konzentration auf die Ausdrücke ‚Flüchtling’ und ‚Asylant’ statt. Diese Wahl ist bedingt „durch die intensive und sprachkritische Thematisierung dieser Wörter in den 80er und 90er Jahren.“ (Jung u.a., 1997, S. 200) Dabei handelt es sich um ein wichtiges Kriterium zur Belegauswahl, das auf kollektives Sprachbewusstsein verweist. Verschiedene Quellen weisen darauf hin, dass ‚Flüchtling’ bezogen auf Deutsche in der Nachkriegszeit in der Umgangssprache regelrecht Schimpfwortcharakter hatte.

„In der öffentlichen Diskursarena wird die Pejorisierung von Flüchtling und der damit bezeichneten Menschen allerdings selten direkt, d.h. in propositionaler Form ausgesprochen, sondern sie spiegelt sich dort in bestimmten Kontextualisierungen, d.h. beispielsweise in der Häufung von Komposita wie Flüchtlingsproblem oder Flüchtlingsschwemme wider. Überhaupt findet man damals - bezogen auf deutsche Migranten - die gleiche Bedrohungsmetaphorik, die in der Asyldebatte der 80er und 90er Jahre immer wieder kritisiert worden ist.“ (Jung u.a., 1997, S. 201) Ende der 70er Jahre rückt schließlich der zweite Begriff, der hier thematisiert werden soll, in das Zentrum der öffentlichen Diskussion. Die Belegrecherche zeigt eine deutliche Abwertung des Begriffs Asylant. Dennoch ist festzuhalten, dass das Wort im Korpus der für diese Untersuchung relevanten Pressetexte in der ganzen Bandbreite von negativen über neutrale bis zu positiven Kontextualisierungen […] zu finden ist. (vgl. Jung u.a., 1997, S. 202) Die Bedeutung einzelner Lexeme kann also sehr ambivalent sein und ist von verschiedenen Faktoren wie dem Stand der aktuellen Debatte oder dem Medium abhängig, in dem es Verwendung findet.

Nachdem einige Ergebnisse der Lexemanalyse vorgestellt wurden, soll nun ein kurzer Überblick über die Verwendung der Metaphern im Migrationsdiskurs gegeben werden. „Im metaphorischen Prozess des ‚x als y’, der wechselseitigen Projektion von ‚Sinngehalten’ aus einem Wortbereich auf den anderen, besteht der besondere wirklichkeitsinterpretierende […] Charakter der Metapher, der sie für unsere Analyse beachtenswert macht.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 164) Zur Analyse der Metaphorik werden die vorkommenden Metaphern genau diesen Herkunftsbereichen bzw. den durch sie konstituierten Metaphernbereichen zugeordnet. Von den vielen im bundesdeutschen Migrationsdiskurs vorkommenden Metaphern sind im Besonderen vier Bereiche diskursrelevant. Es handelt sich um die Bereiche Wasser, Fahrzeuge/Maschinen, Krieg/Militär und Waren. (vgl. Niehr, Böke, 2000, S. 31) Daneben gibt es allerdings noch eine Reihe weiterer Aspekte, unter denen man Metaphern zusammenfassen und analysieren kann.

„Die Metapherntypologie kann je nach Untersuchungsinteresse unter gattungsbezogen wortsemantischen (z.B. Wasser-Metaphorik), konzeptuellen (z.B. BewegungsMetaphorik), pragmatischen (z.B. Bedrohungs-Metaphorik) o.a. Gesichtspunkten erstellt und interpretiert werden.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 164)

Auf welche dieser Gesichtspunkte zur Unterteilung man dabei zurückgreift, kann von entscheidender Bedeutung sein. Der emotive Gehalt einer Metapher sowie ihre argumentative Funktion darf nicht außer Acht gelassen werden, denn sie haben einen beachtlichen Einfluss auf die beim Hörer oder Leser erzielte Wirkung. „So schürt beispielsweise Bedrohungs- Metaphorik Ängste und rechtfertigt Abwehrhandlungen.“ (Niehr, Böke, 2000, S. 165) Für den diskurslinguistischen Vergleich der Metaphern bedeutet dies, über den quantitativen und qualitativen Vergleich der Metaphernlexeme hinaus auch noch andere Aspekte zu berücksichtigen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 86 Seiten

Details

Titel
"Das ist ein Schlachten und kein Krieg"
Untertitel
Diskursanalyse zur Presseberichterstattung zum Völkermord in Ruanda
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
86
Katalognummer
V154633
ISBN (eBook)
9783640674961
ISBN (Buch)
9783640675159
Dateigröße
761 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Presseberichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der tageszeitung im Zeitraum von April bis Juli 1994. Berücksichtigt werden Artikel, die sich mit dem Völkermord in Ruanda befassen, diese werden nach der Düsseldorfer Methode analysiert. Dabei stehen Lexik, Metaphorik und Argumentation im Mittelpunkt.
Schlagworte
Diskursanalyse, Presseberichterstattung, Völkermord, Ruanda, Schlachten, Krieg
Arbeit zitieren
Stefanie Bock (Autor:in), 2009, "Das ist ein Schlachten und kein Krieg", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154633

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