Leseprobe
1. Unterrichtszusammenhang
Thema der Unterrichtssequenz: Kreatives Schreiben und Erzählen zur „Schatztruhe“
Thema der Stunde: Schreibanlass: Entwicklung einer Abenteuergeschichte
Gliederung der Unterrichtssequenz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Kompetenzerwerb der Unterrichtsstunde (didaktischer Schwerpunkt)
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eine individuelle Schreibidee zu den Stimuli (Schatztruhe, Augenklappe, Edelsteine, Schnuller, Stein, Vogel) und schreiben eine Abenteuergeschichte dazu, um ihrer Kreativität und ihrem Schreibpotential Ausdruck zu verleihen.
Erwarteter Lernerwerb
Die Schülerinnen und Schüler ...
(1) ... erfassen die Gegenstände (Schatztruhe, Augenklappe, Edelsteine, Schnuller, Stein, Vogel) und verbalisieren ihre Eindrücke dazu.
(2) ... entwickeln und artikulieren Vorstellungsbilder sowie gemeinsame Handlungsstränge zu den Gegenständen für mögliche Schreibideen einer Abenteuergeschichte.
(3) ... verschriftlichen selbstständig ihre individuellen Schreibideen einer Abenteuergeschichte unter Berücksichtigung aller Gegenstände.
(4) ... präsentieren ihre individuellen Abenteuergeschichten eigenständig.
(5) ... erfassen die Abenteuergeschichten der Mitschüler[1] und verbalisieren bzw. bewerten die Präsentation mit Hilfe des Hörauftrags.
Differenzierte Lernerwerbe
DL (1) ... entwickeln eine Schreibidee und diverse Handlungsstränge mit Hilfe der Ideenboxen.
DL (2) ... setzen sich inhaltlich mit ihrer Abenteuergeschichte auseinander.
3. Bedingungsanalyse
3.1 Informationen zur Lerngruppe
Ich unterrichte die Lerngruppe seit dem zweiten Halbjahr des Schuljahres 08/09 in Deutsch. Zur Zeit bin ich für vier Unterrichtsstunden in der Klasse tätig und erteile in Absprache mit der Klassenlehrerin ausschließlich den Unterricht für die Kompetenzbereiche des Lesens, Umgang mit Medien, der Schreibfertigkeit und des Verfassens von Texten.
Seit Beginn der Anwärterzeit hat sich eine sehr gute Beziehung zwischen der Lerngruppe und mir entwickelt, so dass die Lernatmosphäre freundlich, lebendig und produktiv ist. Die Lerngruppe setzt sich aus 11 Mädchen und 15 Jungen zusammen.
3.2 Analyse der Lernausgangslage
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[2] [3] [4] [5] [6]
4. Sachanalyse
Das kreative Schreiben entwickelte sich durch die amerikanische, außerschulische Schreibbewegung „creative writing“ gegen Ende des 19. Jahrhunderts, aufgrund zunehmender Betonung der Subjektivität, zu einer bedeutsamen Richtung der Schreibdidaktik.[7] Es ist eine besondere, prozessorientierte Form des Schreibens, die durch gestaltende, assoziative, überarbeitende, kreative Methoden und Hindernisse trainiert und aktiviert werden kann und nicht in der Reproduktion von vorgegebenen Mustern besteht. Der Begriff der „Kreativität“ bezeichnet dabei die „Schöpferkraft“[8] und ist eine Eigenschaft menschlichen Handelns und Denkens, die immer eine gesellschaftliche sowie individuelle Dimension hat. Sie kann jedoch als Persönlichkeitsmerkmal gefördert werden, da sie in jedem Menschen veranlagt ist.[9] Das kreative Schreiben bietet einen neuen, schöpferischen, individuellen, fantasievollen Ansatz, bei dem die Persönlichkeit sowie das Denken und Handeln des Schreibers, durch einen schriftlichen Prozess zum Ausdruck kommt.[10] Die wichtigste Eigenschaft des kreativen Schreibens ist die Tatsache, dass die verschiedenen Zugänge des Schreibprozesses die ganze Person des Schreibers erfassen und erfordern, weshalb man auch von einer befreienden sowie verarbeitenden Wirkung spricht.[11]
In der Unterrichtsstunde werden die Methoden „Schreiben zu Stimuli“ und das „assoziative Verfahren“ verwendet. Die Stimuli bestehen aus sechs Gegenständen, die zum Schreiben anregen und provozieren sollen, da sie die Fantasie stimulieren und viele Möglichkeiten der Assoziation und Imagination bieten.[12] Das Prinzip der Imagination dient der Fantasieförderung, indem Gegensätze und fremde Gegenstände zugelassen sowie umgestaltet werden[13], um die kognitive und emotionale Grenze aufzuheben. Die Irritation durchbricht bekannte alltägliche Vorstellungsmuster, um die Schüler mit der Konfrontation der Gegenstände einen kognitiven und schriftlichen Problemlöseprozess bewältigen zu lassen. Die Vereinigung bekannter, gewöhnlicher Gegenstände[14] mit fremden und situativ unpassenden Gegenständen[15], verkörpert in der Unterrichtsstunde die Irritation als Aktivierung einer kreativen Schreibidee. Im „assoziativen Verfahren“ werden dann hilfreiche Wörter und Ideencluster strukturiert und verschriftlicht, um den Schülern einen Leitfaden zu bieten, Schreibhemmungen vorzubeugen und schneller die Schreibpraxis eröffnen zu können.[16]
Der Begriff „Abenteuer“ leitet sich aus dem vulgärlateinischen „adventura“ ab und bedeutet „ein unerwartetes, außergewöhnliches Ereignis“ mit einem ungewissen Ende. Die Abenteuergeschichte hat nach langer Entwicklung vielfältige Ausformungen gefunden, weshalb Texte mit verschiedener Qualität von der Hoch- bis zur Trivialliteratur als „Abenteuergeschichte“ betitelt werden. Prägnante Merkmale der heutigen Abenteuergeschichten sind z.B. die Gefahr, der Gesamtspannungsbogen, das Prinzip des Kampfes und Sieges, wechselnde Schauplätze sowie die Heldenfigur mit seinen Gefährten und Gegenspielern. Die Vorgänger der heutigen Abenteuergeschichten entstanden im 16./ 17. Jahrhundert, wie z.B. „Don Quijote“. Die Geschichte des Abenteuerbuches jedoch, geht bis auf alttestamentarische Erzählungen, wie die „Josephsgeschichten“ zurück.[17]
5. Didaktische Begründungen
Die Unterrichtsstunde umfasst den Kompetenzbereich „Schreiben- Texte verfassen“ und ermöglicht der Lerngruppe ihre Schreibfertigkeiten und- fähigkeiten als Mittel der Kommunikation und der zielgerichteten gedanklichen und schriftlichen Auseinandersetzung mit den Gegenständen einzusetzen.[18] Am Ende von Klasse vier sollen die Schüler fähig sein, angeleitet durch Schreibimpulse, eigene Texte zu planen, eigene Schreibideen zu entwickeln und sich für eine Schreibidee zu entscheiden.
[...]
[1] Mitschüler und Mitschülerinnen.
[2] Wird fortlaufend verwendet für Schülerinnen und Schüler.
[3] Mary Pope Osborne: „Das magische Baumhaus“; „Leselöwen Abenteuergeschichten“; diverse Astrid Lindgren Literatur, wie „Ronja Räubertochter“ und „Die Brüder Löwenherz“.
[4] Martina Will, Sylvia Nitsche: Vier Lesespur- Abenteuer. Spürnase pi. Hamburg, [Verlag Otto Heinevetter Lehrmittel GmbH], 2008.
[5] „Das finde ich besonders spannend an deiner Abenteuergeschichte“ (TOP), „Ich habe einen kleinen Tipp für dich“(TIPP); drei Tops und je nach Entscheidung des Geschichtenschreibers ein bis zwei Tipps.
[6] Vermutlich der Schüler A. und die Schülerin S., die im Sommer die Förderschule besuchen werden.
[7] Vgl. M. Fix: Texte schreiben, S. 115-116.
[8] Vgl. Der Große Duden. Fremdwörterbuch, S. 389.
[9] Vgl. I. Böttcher: Kreatives Schreiben, S. 10-11.
[10] Vgl. I. Böttcher: Kreatives Schreiben, S. 9-11.
[11] Vgl. K. Spinner: Kreatives Schreiben, S. 21.
[12] Vgl. I. Böttcher: Kreatives Schreiben, S. 25.
[13] Umgestaltung z.B. durch die Idee, der silberne Vogel ist eigentlich ein verzaubertes Mädchen.
[14] Schatztruhe, Edelsteine, Augenklappe.
[15] Silberner Vogel, Schnuller, Stein mit einem Gesicht.
[16] Vgl. I. Böttcher: Kreatives Schreiben, S. 11-13; 22-23.
[17] Vgl. G. Lange: Textarten- didaktisch, S. 1-2.
[18] Niedersächsisches Kultusministerium, Deutsch, S. 18-20; 11.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts/ Master of Education Ute Heijenga (Autor:in), 2010, Kreatives Schreiben einer Abenteuergeschichte in einer dritten Schulklasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151372
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