Über die Arbeit und ihren gesellschaftlichen Wert


Hausarbeit, 2010

44 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aufbau & Methodik

3. Historischer Abriss uber Betrachtungsweisen der Arbeit
3.1 Annahmen in der Bibel und der Antike
3.2 Arbeit im Umbruch des 17. und 18. Jahrhundert

4 Adam Smith
4.1 Der Begriff der Arbeit bei Adam Smith
4.2 Der moralische Aspekt Adam Smiths

5. Die Bedeutung der Arbeit in unserer Gegenwart
5.1 Merkmale heutiger Arbeit
5.2 Einbettung der Arbeit in eine gesamtokonomische Realitat der Gegenwart
5.3 Entwicklungsmoglichkeiten der heutigen Arbeitsauffassung

6. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1. Religios-basierende, kapitalistische, naturlich-normative Wirtschaftsordnung

1. Einleitung

Die Naturwissenschaften, genauer die Physik hat eine recht einfache und verstandliche Formel fur die Arbeit begrundet. Sie lautet schlicht: W = F * s.[1] Was nichts anderes bedeutet, als das Arbeit(W) das Produkt aus aufgewendeter Kraft(F) zur Strecke(s) ist. So einfach wie es die Physik formulieren kann, obwohl auch fur sie mit dieser Formel die Arbeit nicht abschlieRend behandelt scheint, konnen es sich die Geistes- oder Sozialwissenschaften nicht machen. In ihnen taucht der Gegenstand der Arbeit in vielerlei Gestalt auf. Betrachtet man nur die Vielfalt, in welcher der Begriff „Arbeit" unser alltagliches Leben begleitet, so fallt einem schnell auf, das viele Bereiche nicht nur tangiert sondern ganzlich stellvertretend sich mit der Arbeit auseinanderzusetzten beteuern.

Steht hier das Arbeitsamt, auf welchem Arbeitslose nach Arbeit suchen; oder der Arbeits- und Sozialminister, der das Arbeitslosengeld verspricht nach seiner Wiederwahl hochzusetzten, gibt es anderswo allerlei Arbeitskreise in politischen wie auch sozialen Bereichen. Viele Menschen gehen jeden morgen zur Arbeit, oder verrichten zuhause notwendige Hausarbeiten. Die Klassenarbeit raubt einem Schuler der sechsten Klasse moglicherweise den letzten Nerv und nicht zuletzt tragen vorliegende und nachfolgende Zeilen den allgemein bekannten Namen der Gattung Hausarbeit.

Auch lasst sich der Begriff Arbeit in vielerlei Hinsicht untersuchen. So lasst sie sich beispielsweise als subjektiven Arbeitsbegriff verstehen, der Arbeit als muhevolle Beschaftigung versteht. Auch in der Subjekt Objekt Beziehung geht dieses Verstandnis vom Subjekt - dem Arbeitenden - uber das Medium die Arbeit - die Anstrengung oder die Muhe - auf den Output das Arbeitsstuck uber. Arbeit lasst sich auch soweit spannen, dass sie gesellschaftkonstituierend wird. Namlich dadurch, dass eine Gesellschaft wie die unsere, nur durch die Vielzahl an einzelnen Arbeitenden und dem Erschaffenen zu dem wird was sie mit all ihrer Produktvielfalt darstellt: einer Tausch und Konsumgesellschaft.[2] Auch lasst sich Arbeit von in okonomisch bewertbare oder nicht bewertbare Ergebnisse aufspalten, die beide jedoch als gesellschaftlich notwendig erachtet werden. So erhalt ein Manager im Lohnverhaltnis fur seine Arbeit ein Gehalt, wahrend die Hausfrauen und Mutter, welche ihre Kinder zuhause erziehen, okonomisch fur ihre Arbeit nicht erfasst werden, ebenso aber arbeiten.

Auch gibt es von Zeit zu Zeit, in welchen sich bestimmte gesellschaftliche Gruppen fur ungerecht behandelt fuhlen, Debatten daruber, ob die Arbeit des Einen relativ gesehen zu der Arbeit eines Anderen gerecht oder weniger gerecht entlohnt wird, wobei wir einen weiteren Punkt der Arbeit aufgreifen konnen, den der Entlohnung und des Prestiges, welche Arbeit zu vermitteln im Stande erachtet wird. Wenn wir also die hier aufgezahlten wenigen Punkte betrachten, so fallt uns schnell auf, dass der Begriff, der Wert, der Beitrag der Arbeit in und fur unsere Gesellschaft ein auRergewohnlich bedeutender ist.

Nun ist die Arbeit, in vielen Disziplinen versucht worden zu beschreiben und zu erklaren. Wenn wir uns ihr also versuchen zu nahern so mussen wir sie eingrenzen. Was diese vorliegende Hausarbeit versucht, ist herauszustellen, welchen Wert oder welche soziale Triebkraft sie zur Zeit der Entstehung des Kapitalismus hatte und wie es heute unter gleichen Gesichtspunkten um sie steht. Nachfolgende Arbeit geht demnach von einem Begriff der Arbeit aus, welche dem engen Ausschnitt der okonomischen Betrachtung zugrunde liegt, wie sie hauptsachlich durch Adam Smith begrundet wurde, durch Ricardo weiterentwickelt und durch Marx noch einmal erganzt wurde. Diese Einengung der Arbeit auf ihre wirtschaftliche Entfaltungskraft, wie sie vor dem Kapitalismus weder ganzlich derart bestand noch sonstwie in das Kleid der Okonomie gezwangt wurde, steht die Frage gegenuber, ob wir ihr diese Zwangsjacke erhalten mussen, oder ob wir Arbeit in einem groReren menschlichen Rahmen erkennen wollen. Wie Arbeit also von uns heute wahrgenommen wird ist erst eine relative neue Erscheinung, eine, die durch die Veranderungen des 17. und 18. Jahrhundert aufgekommen ist. Erst in dieser Zeit, in welcher die Arbeit durch das Gedankengut der Nationalokonomie aufgefasst worden ist, stammt die Grundlage fur das Verstandnis, welches uns weitgehends heute noch pragt.

Die Bedeutung dieser Verokonomisierung von Arbeit lasst vermuten, dass zwischen dem Menschen und die Einzwengung seiner produktiven Krafte unterdie Kategorie Arbeit eine falsche Wahrnehmung getreten ist, in welcher sich der Mensch reflektiert durch sein Erschaffenes verzerrt[3] wahrnimmt. Um diese aufzulosen mussen der okonomischen Realitat, die innerhalb der Sozialwissenschaften einen gewissen „Hegemonialschirm" aufgespannt hat,[4] Grenzen gesetzt werden, zumindest jedoch weitere Perspektiven hinzugefugt werden, die nicht aus ihr selbst stammen konnen.

2. Aufbau & Methodik

Die vorliegende Arbeit erstreckt sich uber drei wesentliche Bereiche. Erster Schritt wird sein die historischen Theorien, wie sie innerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften, vor allem der Philosophie[5] und der Wirtschaftswissenschaften Platz eingenommen haben, vertreten wurden, und wie sich diese bis auf den heutigen Tag verandert bzw. in ihrer Wahrnehmung erhalten haben. Dabei soll die Beschreibung der Arbeit, bzw. dem was dafur gehalten wurde, eingebunden in den historischen Kontext dargestellt werden, um somit ein besseres Verstandnis in die gesamten Erscheinungen der Umstande und ihres Ursprungs zu erhalten.

In einem zweiten Schritt, soll anschlieRend vor allem auf die Aussagen Adam Smiths abgestellt werden, der bis zum heutigen Tage unumstritten als der Vater des modernen Wirtschaftssystems gilt und der begleitet durch gewaltige Umbruche in der damaligen politischen, sozialen sowie religiosen Umwelt der Arbeit des Menschen, einen zentralen Punkt in der okonomischen Theorie einraumte.

Ein dritter Schritt wird demnach sein, die Situation wie sie sich heute darstellt zu erortern, und so darzustellen das ihre Unterschiede zu denen, welche Smith oder seine Kollegen aus der Zeit der Entstehung des Kapitalismus aufzeigen, deutlich werden. Auf Basis der Verschiedenheiten oder aber moglicher Gleichheiten, soll abschlieRend eine Kritik an den bestehenden Verhaltnissen einen Ausblick darauf geben, auf was die gegenwartige Gesellschaft achten muss, wo sie ansetzten muss, wenn weiterhin Prosperitat moglicherweise nicht in einem herkommlichen okonomischen Verstandnis, moglicherweise eher in einem den ganzen Menschen ergreifenden humanistischen Bild, das Ziel einer selbstgesteuerten rationalen Menschheit bzw. des Einzelnen sein soll.

3. Historischer Abriss uber Betrachtungsweisen der Arbeit

3.1 Annahmen in der Bibel und der Antike

Das Buch der Bucher, die Bibel ist eine der altesten Schriften, die fur viele Menschen heute noch Bezugspunkt darstellt wenn es darum geht ethische Fragen fur sich zu beantworten, erklart zu Beginn ein Arbeitskonzept, das heute noch in vielen Formen steckt. Im Buch Genesis findet man am Anfang die Schopfungsgeschichte, welche unter anderem aufgrund des Sundenfalls dem Mann die schwierige Aufgabe der Arbeit auferlegt, wahrend die Frau mit dem Kinderkriegen ihr Leiden im Leben erfahren soll. Somit gilt Arbeit bzw. ihre Muhsal als Strafe fur ungehorsames Verhalten. Arbeit, so heiRt es im ersten Buch Mose Kapitel drei, ist die Strafe fur den Mann, welcher schuldig geworden ist, dass nunmehr der Erdboden verflucht sei, und der Mensch im Angesicht seines SchweiRes sein Brot essen soll.[6] Die Bibel geht also zu Beginn der Menschheit davon aus, dass die Muhen der Arbeit gleichzusetzen sind mit der Bestrafung, verhangt durch eine irrationale Autoritat.[7] Versteht man jedoch die Aufgabe, welche Gott dem Menschen noch zu Zeiten vor dem Sundenfall gegeben hat, namlich die des Bewahrens der Schopfung als Arbeit, so kann diese nicht grundsatzlich als negativ besetzte Tatigkeit verstanden werden. Auch hat ja Gott selber zur Erschaffung der Erde und des Weltalls „gearbeitet"[8] und sich anschlieRend nach Vollendigung seines Werkes ausgeruht.[9] Also gab es auch bei ihm die Ermudungserscheinungen, wie wir sie bei einem Menschen anzunehmen wagen, welche dazu fuhrten, dass er davon Ruhe brauchte. Vielmehr zeigt sich der Charakter der Arbeit aufgrund des Sundenfalls, also des Ungehorsams von Adam und Eva, dahingehend verandert, dass er nunmehr mit Muhsal und Schmerz verbunden ist, und hierin die eigentliche Veranderung besteht. AuRerdem wird die Arbeit ab diesem Zeitpunkt als Notwendigkeit zum Uberleben aufgefasst, wie sie vor dem Sundenfall so nicht beschrieben wird.

An anderer Stelle jedoch geht die heilige Schrift zu einer anderen Auffassung uber, die nicht mehr ganzlich im Einklang mit den Aussagen des Buches Mose zu stehen scheint. So wird im Buch des Predigers von Salomon, vermehrt der Begriff der Arbeit, als einer der drei Bestandteile betrachtet, die den einzigen Sinn des menschlichen Lebens stiften. Dabei geht es jedoch weniger um den Prozess der Arbeit selber, sondern um das Ergebnis, welches beim Arbeiten oder nach getaner Arbeit herauskommt. Dabei heiRt es: „Sieh, was ich als gut, was ich als schon ersehen habe: Dass einer isst und trinkt und Gutes sieht bei all seiner Muhe, mit der er sich abmuht unter der Sonne, die Zahl seiner Lebenstage, die Gott ihm gegeben hat; denn das ist sein Teil / Auch jeder Mensch, dem Gott Reichtum und Guter gegeben und den er ermachtigt hat, davon zu geniefien und sein Teil zu nehmen und sich uber seiner Muhe zu freuen, - das ist eine Gabe Gottes"(Prediger 5,17 - 18).[10] Auch wenn hier selber die Arbeit als Prozess nach wie vor als Muhsal verstanden wird, so geht es hier bereits einen Schritt weiter in dem die Freude an dem Geschaffenen als zentraler Punkt in die Lebensphilosophie aufgenommen wird.11 Dieser Gedanke wird spater in der Antike erneut aufgegriffen wo Freude bzw. Gluck als das hochste zu erstrebende Gut des Menschseins angesehen wird. So basiert beispielsweise der Hedonismus ganzlich darauf und wird ebenso von Aristoteles, Epiker wie auch Spinoza aufgegriffen.

Im Neuen Testament ist der biblische Begriff der Arbeit zu einer zentralen Unterscheidung der katholischen wie auch der lutheranerischen Auffassung gekommen. Das Christentum was die Erfullung oder auch als die Ablosung des alten Testaments angesehen wird,12 halt im Brief des Paulus an die Thessalonicher den auch im Volksmund bekannten Satz parat, der da lautet: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."13 Im gesamten Zusammenhang wird deutlich, dass nach wie vor Arbeit als Abmuhen und Beschwerde angesehen wird, welcher es bedarf, um das tagliche Brot zu erwerben. Es wird als unmoralisch aufgefasst, dass jemandem der nicht arbeitet an den wenigen Freuden, welche das Leben bereit halt, namlich die des Essens - wie wir bei Salomon lesen konnten14-, teilhaben soll. Es kommt somit einer Verpflichtung gleich, deren es sich gebuhrt, unterzuordnen. Zudem ist es nur anstandig zu arbeiten und Teil des vorbildlichen Charakters wahrend nicht zu arbeiten Teil eines unsittlichen Charakters ist. Der lutheranische Begriff, der Arbeitsethik, wie er auch bei Calvin hin bis zu den Quakern zu finden ist, betrachtet Arbeit als Teil des Seligwerdens. Gute Werke sind dabei Kennzeichen fur Denjenigen, welcher auf dem Pfad der Tugend ist. Zwar bedarf es nicht mehr der guten Werke um von Gott wiederempfangen zu werden,15 aber sie sind als untrugliches Zeichen zu verstehen, bei einem der sie verrichtet. Nicht zuletzt wird Reichtum als Folge der Wiederbekehrung gesehen und vor allem durch Calvin so aufgefasst. Hierin unterscheidet sich Luther grundsatzlich von der katholischen Auffassung. Fur Luther im Sinne der apokryphischen Schriften wie es bei Sirach heiRt, Zeitverschwendung und Faulheit sind Sunden, soil jeder in seinem Stand versuchen Gott zu dienen. Wer Sklave ist soil Sklave bleiben und nicht suchen frei zu kommen.[16] Arbeit ist Teil der gottlichen Pflichten, die dem Menschen auferlegt worden sind. Sie sind somit Teil der Vorbereitung auf das Leben danach. Der Mensch beweist sich in seiner taglichen Arbeit dem Willen unterzuordnen, die sein nachirdisches Leben bestimmt. Diese bestatigt die Autoritat Gott, wenn auch auf Basis einer Annahme dieser GroRe als eine irrationale Autoritat und tragt dem Seligwerden dazu bei. Die Pflichterfullung der Arbeit steht stellvertretend fur die das Glaubensleben gegenuber Gott.17 In seinem gesunden Arbeitsverhalten spiegelt sich das gesunde religiose Leben gegenuber Gott wieder.

Wahrend die Katholiken in Askese, Fasten und Besinnlichkeit die Nahe Gottes suchen und dies als den Weg zu Gott empfinden, besteht bei den Protestanten die Arbeit und die Erfullung der weltlichen Pflichten im Vordergrund. Die katholische Vorstellung lieRe sich belegen durch, die 40 Tage in der Wuste,[18] die Stille im Garten Gethsemane,19 die Aussage Jesus bis zu seiner Wiederkunft keinen Wein mehr zu trinken,[20] in die Kammer zu gehen um vor Gott zu beten etc.[21] All dies sind Aussagen, welche sich auf ein glaubensgefalliges Leben nach innen zeigen, ein in der Absage an die alltaglich drohnende Welt und sind Verstandnis des katholischen christlichen Glaubens. Im Gegensatz dazu steht der protestantische Geist, gute Werke zu vollrichten, dem Kaiser zu geben was des Kaisers ist,[22] nur dem Essen zu gewahren, der auch arbeitet. Kurz und sicherlich reduziert lieRe es sich auf den Punkt gebracht sagen: Katholiken pilgern, Protestanten arbeiten und feiern Erntedankfest.

Leider reicht der Rahmen der Hausarbeit nicht aus den Zusammenhang zwischen dem Kapitalismus und der protestantischen Ethik aufzugreifen. Auch wenn Max Webers Aussagen nach neustem Stand der Forschung nicht immer alle Aspekte mit aufgegriffen zu haben scheinen, bleibt an den grundsatzlichen Zusammenhangen, wie er sie in „die protestantische Ethik" beschreibt kein Zweifel. Die Bestatigung, welche der Glaubige durch seine Arbeit aufgrund des beruflichen Erfolges und seiner hingegebenen Leistung erfahrt, lasst Ruckschluss auf sein Auserwahltsein zu, ganz in dem Sinne „Heiligung durch Arbeit." Das ruckt den materiellen Produktionsprozess in den Vordergrund und verwirft den an der Welt teilhabenden besinnlichen Glaubenszustand.

Haben wir bislang auf die christliche Philosophie abgestellt, die auch bei weit fortgeschrittener Sakularisierung in unserem kollektiven Bewusstsein schwelgt und wie sie durch die Bibel selbst oder von Vertretern ihrer Zunft verstanden wurde, so gab es jedoch auch auf anderer Ebene Gedanken und Entwicklungen, die es zu nennen gilt.

Sowohl bei Griechen als auch bei den Romern in den antiken Zeiten, galt Arbeit etwas was lediglich bestimmte Schichten zu erfullen hatten. Arbeit war Aufgabe von Sklaven, von einfachen Leuten, Bauern, Handwerkern und anderem Gesinde. So lasst sich beim altesten europaischen Literaten Homer bereits lesen, dass sich arbeiten fur den Kriegsadel nicht geziemt. Aristoteles unterscheidet zwei Arten der Arbeit. Bei der Einen handelt es sich um die Verrichtung korperlicher Arbeit, die das Hervorbringen von alltaglichen Dingen des Lebens handelt, bei der anderen geht es um die Geschafte der Politik, der Staatslenkung und Entscheidungstreffen fur das Gesamtwohl.[23] Die Arbeit wird von Sklaven, oder Banausen verrichtet, von Unfreien, wahrend die Politik von Freien ausgefuhrt wird. Dem Begriff der Freiheit steht der Begriff der Notwendigkeit gegenuber. Unfreie verrichten die Notwendigkeiten, von welchen ein freier Mann entledigt ist, der sich mit dem Handeln in der politischen Sphare beschaftigt, welches die „Arbeit" der Oberschicht, der Politiker ist. Diese Auffassung, dass eine Schicht sich um das Hervorbringen der alltaglichen Lebensdinge zu bemuhen hat und eine andere sich um die organisatorische Gesamtheit kummert ist jedoch kein Gedanke, der sich nach den antiken Zeiten von selber aufgelost hatte. Er hat mindestens noch eine ganze Weile den Machten der alten wie auch der neuen Welt getrotzt und ist zumindest bis zu den Burgerkriegen der Vereinigten Staaten ein weitgehendes Selbstverstandnis gewesen. So war beispielsweise John C. Calhoun,[24] Vizeprasident und Senator innerhalb der Sudstaaten der Ansicht, das unabhangig jeder Gesellschaftform, sei es in der Antike oder den biblischen Zeiten, selbst im Garten Eden so gewesen, das ein Element dem anderen durch seine Arbeit gedient hatte. Somit sei Sklaverei, die Beschaftigung von Leibeigenen, das eine Leben zu leben durch die Arbeit eines Anderen, ein nahezu naturlicher Zustand des Menschseins. Selbst die Ehe zwischen Mann und Frau wurde dem gleich keinem anderen Prinzip, als der Teilung der Arbeit unterliegen. Diese Einstellung war auch innerhalb des Feudalismus bzw. der monarchischen absoluten Systeme nicht anders. Lediglich im Mittelalter kommt es allmahlich nicht mehr zu der gleichen starken Trennung wie noch in der Antike. Die korperliche Arbeit wird nicht mehr ganzlich als unwurdig empfunden. Dennoch sind die Priester und der Ritterstand davon freigestellt.

Wie das Arbeiten an sich im Laufe der Zeit eine Veranderung erlebt hat, gilt es auch fur die sprachlichen Begriffe, welche die Arbeit oder das Arbeiten stellvertreten. So lasst sich nachweislich feststellen, dass in der abendlandischen Kultur, unter Arbeit allgemein ein muhevolles, beschwerliches tatig sein gesehen wurde. Z.B. steht das Wort „arvum" im Lateinischen fur Acker,[25] welcher gepflugt wird. „Arba" im germanischen ist gleichbedeutend fur Knecht.[26] Auch „laborare"[27] das lateinische Wort fur arbeiten, besitzt vielfach die Bedeutung, sich anstrengen, leiden, oder sich von etwas belastigt fuhlen.

[...]


[1] Vgl. http://www.lernstunde.de/thema/arbeitenergie/grundwissen.htm, besucht am 26. Mai 2009.

[2] Vgl. Barzel (1973); S. 201.

[3] Vgl. Albert Einstein, entnommen aus Chodron (2007); S. 21.

[4] Vgl. Denkhaus (2006); Normative Okonomik, neue Institutionenokonomik und das Governancekonzept. Siehe: http://verwaltungsrechtsoekonomik.de/uploads/media/W.Denkhaus.pdf

[5] Die Aussagen der Bibel, wie sie in allgemeiner Auffassung der theologischen Wissenschaften zugeordnet werden, werden hier vielmehr als geschichtliche und philosophische Aussagen angesehen.

[6] Vgl. l.Mose 3,17; l.Mose 5,29.

[7] Vgl. Fromm 2005; S. 20.

[8] Vgl. l.Mose 1,1; l.Mose 2,3 ...„Und so schuf Gott Himmel und Erde"...

[9] Vgl. 1.Mose 2,2.

[10] Prediger 5,17-18; Vgl. Prediger 2,1; 2,24-25; 8,1; 8,15.

[11] Vgl. Psalm 90,10; Psalm 90,17.

1) Vgl. Matt. 5,17 „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulosen, ich bin nicht gekommen, aufzulosen, sondern zu erfullen".

[13] Vgl. ).Thes. 3,6-15.

[14] Vgl. Brief des Paulus an die Korinther.

[15] Vgl. Jakobus 2,14; Warnung vor dem Glauben ohne Werke.

[16] Vgl. Markus 1,12; Matthaus 4,1-11.

[17] Vgl. Matthaus 26,36.

[18] Vgl. Matthaus 26,27f.

[19] Vgl. Matthaus 6,6.

[20] Vgl. Matthaus 22,21.

[21] Vgl. Fromm (2009), S. 115; Vgl. Chomsky (2003), S. 30f.

[22] Vgl. http://bioguide.congress.gov/scripts/biodisplav.pl?index=C000044, besucht am 24. Juni'09.

[23] http://albertmartin.de/latein/?q=arvum: besucht am 24. Juni'09.

[24] Vgl. Kylstra (1991), S.33.

[25] http://albertmartin.de/latein/?q=laborare&con=Q: besucht am 24. Juni'09.

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Über die Arbeit und ihren gesellschaftlichen Wert
Hochschule
European School of Business Reutlingen
Veranstaltung
Business Ethics
Note
1,9
Autor
Jahr
2010
Seiten
44
Katalognummer
V149595
ISBN (eBook)
9783640602940
ISBN (Buch)
9783640602131
Dateigröße
844 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Smith, Arbeit, Moral
Arbeit zitieren
Markus Löbke (Autor:in), 2010, Über die Arbeit und ihren gesellschaftlichen Wert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149595

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