Lilly Schönauer - Werte und Konflikte im Wohlfühlfernsehen


Diplomarbeit, 2009

143 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I. EINLEITUNG

II. THEORETISCHER TEIL
II.1 Werte
II.1.1 Definition des Begriffs Wert
II.1.1.1 Begriffsabgrenzung Wert - Norm - Moral
II.1.2 Theoretische Ausgangspunkte
II.1.2.1 Das Wertstufenmodell
II.1.2.2 Wertlevel
II.1.2.3 Wertebenen
II.1.2.4 Zusammenfassende Überlegungen
II.1.3 Gesellschaftlicher Wertewandel
II.1.3.1 Gründe
II.1.3.2 Aktuelle Studie
II.1.4 Orte der Wertevermittlung
II.1.4.1 Familie
II.1.4.2 Kindergarten
II.1.4.3 Schule
II.1.5 Fernsehen als Ort der Werteübertragung oder Wertevermittlung ?
II.1.5.1 Technik als Voraussetzung
II.1.5.2 Charakteristika eines Mediums
II.1.5.3 Fernsehen als Sinnstifter
II.2 Konflikte
II.2.1 Definition des Begriffs Konflikt
II.2.2 Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien
II.2.2.1 Die Konflikttheorie der Anerkennungstheorie Axel Honneths
II.2.2.2 Kritik
II.2.2.3 Zusammenfassende Überlegungen
II.2.3 Konfliktmerkmale
II.2.4 Konfliktursachen und -typen
II.2.5 Konfliktbewältigung
II.2.5.1 Mediation als Instrument der Konfliktregelung
II.2.5.2 Konflikt als Chance
II.2.6 Rolle der Medien

III. EMPIRISCHER TEIL
III.1 Die ARD/ORF-Erfolgsproduktion Lilly Schönauer
III.1.1 Öffentlich-rechtliches Fernsehen in Österreich
III.1.2 ORF-Gesetz (ORF-G)
III.1.2.1 Programmauftrag
III.1.2.2 Programmrichtlinien (P-RL)
III.1.3 Die Filme - der Untersuchungsgegenstand
III.1.3.1 Die Stimme des Herzens
III.1.3.2 Liebe hat Flügel
III.1.3.3 Umweg ins Glück
III.1.3.4 Liebe gut eingefädelt
III.1.3.5 Für immer und einen Tag
III.1.3.6 Und dann war es Liebe
III.1.4 Produktion
III.1.4.1 Kosten und Budget
III.1.4.2 Einschaltquoten und Marktanteile
III.1.5 Wohlfühlfernsehen
III.2 Analysemethode
III.3 Werte und Konflikte bei Lilly Schönauer
III.3.1 Die Stimme des Herzens
III.3.2 Liebe hat Flügel
III.3.3 Umweg ins Glück
III.3.4 Liebe gut eingefädelt
III.3.5 Für immer und einen Tag
III.3.6 Und dann war es Liebe
III.4 Ergebnis der empirischen Untersuchung
III.4.1 Werte
III.4.2 Konflikte

IV. ZUSAMMENFASSUNG

LITERATURVERZEICHNIS

ABSTRACT

Vorwort

Aufrichtig danken möchte ich ORF-Redakteurin Dr. Evelyn Itkin, die als Ideengeberin für diese Arbeit fungierte. Ein ebenfalls aufrichtiger Dank gilt Frau Mag. Katharina Schenk, Redaktionsleiterin der Abteilung Fernsehfilm 2 des ORF und verantwortliche Redakteurin für die TV-Reihe Lilly Schönauer. Sie versorgte mich stets mit wichtigen Informationen rund um die Filme und schenkte mir damit einen Teil ihrer ohnehin knapp bemessenen Zeit. Ein besonderes Dankeschön für die Betreuung dieser Arbeit geht an Dozent Dr. Clemens K. Stepina, der durch seine Anregungen meinen Blick im- mer wieder in die richtige Richtung lenkte. Des Weiteren danke ich allen, die mich unter- stützt und/oder Anteil an der Entstehung dieser Arbeit genommen haben. Im Besonderen sind dies: Kerstin Grädler, Sandra Schäfer, Mareike Dreuße, Magdalena Kronschläger, Christian Kohlhofer und Alexandra Carls.

Widmen möchte ich diese Arbeit meinen Eltern Erna und Manfred Grädler, die mich während meiner gesamten Studienzeit in allen Belangen stets bedingungslos unterstützt haben.

I. EINLEITUNG

Wenn der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, zur Rückbe- sinnung auf die Werte der US-Gründerväter -Ehrlichkeit, Mut, Toleranz, Fair Play- auffordert, wenn der deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki den Werteverfall im Fernsehen beklagt und wenn mit der Thomas Mann’schen Buddenbrooks- Verfilmung die Diskussion über großbürgerlichen Werte wie Disziplin und Fleiß in den Kinos Einzug hält, dann bekommt man leicht den Eindruck, dass Werte derzeit in aller Munde sind. Jedoch kommt man ebenso leicht auf den Gedanken, dass der Begriff au- genscheinlich universell verwendet kann. Jeder kann sich einmischen und etwas zur Thematik beitragen, fast schon als sei es chic, sich in Zeiten des Terrorismus, der Glo- balisierung, der Finanz- und Bankenkrise an die guten alten Werte zurück zu erinnern. Ein ähnliches Schicksal kann man rund um den Begriff Konflikt beobachten. Auch er ist allgegenwärtig, wenn auch vorwiegend im außenpolitischen Zusammenhang. Doch aus den allabendlichen Fernsehnachrichten ist er nicht wegzudenken, am bekanntesten ist wohl der seit Jahren schwelende Nahost-Konflikt in Israel und Palästina.

Auch die vorliegende Arbeit will sich der Diskussion anschließen, allerdings mit einem rein wissenschaftlichen Zugang. Als Untersuchungsgegenstand dient die seit dem Jahr 2005 von ORF und ARD in Gemeinschaftsarbeit produzierte Liebesfilmreihe Lilly Schönauer. Sechs Folgen wurden bislang ausgestrahlt und sollen unter Zuhilfenahme einer speziellen Analysemethode auf ihren Werte- und Konfliktgehalt hin untersucht werden. Im Vorfeld wird eine theoretische Annäherung an die beiden Themenkomplexe gewagt. Hilfreich ist dabei ein Blick in das Forschungsfeld der Soziologie, das sich - ganz allgemein gesprochen- mit übergeordneten Zusammenhängen zwischen Mensch und Gesellschaft beschäftigt. Dabei soll klar werden, inwiefern Werte und Konflikte wirklich allgegenwärtig sind und unser Leben tangieren.

Was den Forschungsstand anbelangt, so stößt man - wie die Eingangsworte bereits vermuten lassen - auf eine immense Flut an Literatur, sowohl Werte als auch Konflikte betreffend. Für den theoretischen ersten Teil der Arbeit galt es zunächst, die für diese Arbeit relevanten selbständigen Werke heraus zu selektieren. Noch wichtiger war es aber, sich auf die Suche nach unselbständiger Literatur zu machen, nach Aufsätzen und Artikeln, die sich mit speziellen Aspekten der Werte- und Konfliktdebatte beschäftigen. Zu Lilly Schönauer selbst existiert bislang keine wissenschaftliche Publikation. Die ein- gehende Beschäftigung mit den Filmen, ein schriftliches Interview mit den für die Reihe verantwortlichen Redakteurinnen sowie das Anwenden einer konkreten Analysemetho de machen es aber möglich, letztendlich zu einer theoretisch-empirischen Gesamtaussage über Lilly Schönauer zu gelangen, die im Umkehrschluss sicherlich wieder Anlass zu weiteren Diskussionen über Werte und Konflikte geben kann.

II. THEORETISCHER TEIL

II.1 Werte

II.1.1 Definition des Begriffs Wert

Kevin Leppek bringt die Problematik des Definierens in seiner 2006 erschienenen Dip- lomarbeit auf den Punkt. Er schreibt, dass es nicht eine einzige Definition des Begriffs Wert geben kann, weil es natürlich davon abhängt, aus welcher Sicht man ihn betrach- tet. Aus ökonomischer, theologischer, philosophischer, pädagogischer oder aus soziolo- gischer Sicht.1 Bezeichnend ist zunächst die Tatsache, dass eine Reihe von geläufigen Ausdrücken im Begriff Wert enthalten sind. Sie liefern erste vage Hinweise. Man kann etwas als ‚wertvoll’ ansehen, es kann einem etwas ‚wert’ sein wie zum Beispiel eine Freundschaft, was dann ein moralischer Wert ist. Es kann aber auch ein materieller Ge- genstand einen rein finanziellen Wert haben, zum Beispiel ein neues Fahrrad, das den Wert von 150 Euro hat. Man spricht dann von einem ökonomischen Wert oder Geld- wert. Und auch das Substantiv ‚Wertung’ sowie das Prädikat ‚Werten’ können für das Definieren nützlich sein. Zunächst soll ein Blick in das Universallexikon Der Brock- haus Aufschluss bringen. Dort wird einerseits zwischen philosophischer, ethischer, rechtlicher und volkswirtschaftlicher Definition unterschieden und andererseits definiert man ausgehend vom Substantiv Wertung. In der philosophischen Definition bedeutet Wert „in einem weiten Sinn Grund, Norm bzw. Ergebnis einer (positiven) Wertung, d.h. die Bevorzugung einer Handlung vor einer anderen oder eines Gegenstandes, eines Sachverhaltes vor einem anderen.“2

Pädagogen definieren weniger detailliert. Sie gehen davon aus, dass natürlich nicht jede einzelne Handlung von einem Wertungsvorgang geleitet werden kann. „Vom einzelnen Subjekt aus gesehen sind Werte allgemeine Leitvorstellungen, nach denen sich das soziale Handeln [das auf andere Menschen bezogene Handeln] […] richten soll. Werte begründen das Handeln, Normen begrenzen und sanktionieren es.“3

Am hilfreichsten ist jedoch der soziologische Wertebegriff. Auch hier werden Werte vor allem als Zielvorstellungen betrachtet, die unser Handeln leiten.

Werten bedeutet, etwas Anderes als erstrebenwert, genauer die Beziehung des Wertenden zu etwas Anderem als zuträglich/nicht zuträglich und erstrebens- wert/nicht erstrebenswert anzuerkennen. In die Wertung gehen sowohl Erkennt- nis- wie Willensakte ein. Das in der Geistesgeschichte viel übersehene Vermögen der Wertung folgt dem Erkennen, geht aber dem Wollen von Zielen und Mitteln voraus, ähnlich wie dieses dem Handeln, sodass die Reihenfolge lautet: Erkennen- Werten - Wollen - Handeln.4

Eine für diese Arbeit sehr nützliche Definition liefert Dieter Hermann. Er sieht „Werte als zentrale, abstrakte (und somit situationsunabhängige) Zielvorstellungen von Perso- nen, Gruppierungen, Organisationen oder Gesellschaften.“5 Natürlich steht auch bei ihm der handlungsleitende Charakter im Vordergrund, wobei er zwischen kulturel- len/gesellschaftlichen Werten und individuellen Werten unterscheidet. Letztere wieder- um können auf die Person selbst und auch auf ihre Umgebung, die Gesellschaft, bezo- gen sein. „Im ersten Fall sind es Vorstellungen einer Person über Ziele und Wünsche, die sie hinsichtlich ihres eigenen Lebens hat (individuelle reflexive Werte), während der zweite Fall Werte umfasst, die auf Staat und Gesellschaft gerichtet sind (individuelle projektive Werte).“6

II.1.1.1 Begriffsabgrenzung Wert - Norm - Moral

Da in der vorliegenden Arbeit immer wieder auch die Begriffe Norm und Moral auftau- chen, sollen sie an dieser Stelle vom Wertebegriff abgegrenzt werden. Auch wenn die Grenzen dazwischen oftmals fließend sind, ergeben sich bei näherem Betrachten doch Unterschiede.

Eine der klassischen Erklärungen zur Moral findet sich in der Theorie des US- amerikanischen Psychologen Lawrence Kohlberg. Sie ist insofern recht wertvoll, als darin gleichzeitig auch der Wertebegriff thematisiert wird. Kohlberg zeigt, dass die Art und Weise, wie Menschen über moralische Fragen urteilen, auf bestimmten kognitiven Strukturen aufbaut und konstruiert daraus ein sechsstufiges Modell. Je höher das er- reichte Niveau bzw. die Stufe eines Menschen ist, desto höher und häufiger ist seine Bereitschaft, moralisch gut zu handeln. Moral umfasst für ihn zwar Gedanken, Gefühle und Handlungen, jedoch liegt der Schwerpunkt im bewussten moralischen Urteilen, das den Handlungen ihre „spezifisch moralische Qualität“7 verleiht.

Moralisches Urteilen bezieht sich auf normative Entscheidungen, die vorschreiben, welche Formen des Handelns verpflichtend oder richtig sind. Es geht dabei um Urteile über Werte, nicht um beschreibende Stellungnahmen zu Tatsachen. Moralische Urteile enthalten verallgemeinerbare Vorschriften über Rechte, Pflichten und Verantwortungsbereiche; sie stellen nicht einfach Werturteile dar, die sich an Vorlieben oder Neigungen orientieren.8

Wenn die von verschiedenen Menschen vertretenen, konkurrierenden Interessen miteinander in Konflikt stehen, dann liegt ein moralisches Problem vor und genau dann sagen uns moralische Urteile, was wir in diesen Situationen tun sollen. Diese Konflikte werden durch die von Individuen, Gruppen, Gesellschaften und Institutionen vertretenen unterschiedlichen Ziele und Wertvorstellungen ausgelöst. Die Aufgabe der Moral ist somit, diese Konflikte zu lösen, deswegen definiert er den Begriff als „Instrumentarium für die Lösung von Interessenskonflikten.“9

Die unparteiische Berücksichtigung aller im Konflikt involvierter Interessen ist für ihn dabei die Lösung, die in jedem Fall gerecht sein muss.

Spezielle Werte und Normen spielen insofern eine Rolle, als Kohlberg sie als Faktoren bezeichnet, auf die sich die moralische Begründung und Rechtfertigung bezieht.10 In eine ähnliche Richtung geht eine weitere Erklärung, die Moral als das komplexe und vielschichtige System von Regeln, Normen und Wertmaßstäben sowie als Sitten einer Gesellschaft11 bezeichnet, was ebenfalls darauf hinweist, dass Werte einer Moral zugrunde liegen und das moralisch gute oder schlechte Handeln leiten und begründen. Jedoch darf man nicht übersehen, dass wir moralische Regeln ebenso wie Werte nur erkennen und anwenden können, indem wir uns durch das praktische Handeln im Laufe des Lebens an sie gewöhnen und sie anerkennen.12

Normen hingegen orientieren sich nicht an den je individuellen Bestrebungen, sondern an kollektiven Bedürfnissen und Zielen. Bringt man die Werte und die Moral ins Spiel, so begründen Werte wie gesehen das moralische Handeln, Normen jedoch begrenzen und sanktionieren dies. Dabei stehen Normen aber nicht im Gegensatz zu den subjektiv verfolgten Werten, sie haben eher ihr Fundament in den der Sozialität dienenden Werten. Sie werden aufgestellt, um bestimmte Werte für eine bestimmte Personengruppe realisieren zu können. Giesecke spricht von 3 sozialen Funktionen der Normen.

-Sie schreiben bestimmte Handlungen vor; so muss [ein] Fußballer regelmäßig zum Training erscheinen.
-Sie schützen die in einer Gemeinschaft besonders angesehenen Werte, indem sie Übertretungen sanktionieren.
-Sie setzen einen Rahmen für individuelle, an persönlichen Werten orientierte Handlungen.13
Auch Heinrichs betont den kollektiven Charakter von Normen und bezeichnet sie als „verbindlich gesetzte Werte“14.

Normen […] beinhalten eine formale (metakommunikative) Qualifikation von Werten: ihre soziale Verbindlichkeit. Werte aller Stufen können durch freie Ver- abredung oder aber durch obrigkeitliche Vorgabe als normativ verbindlich gesetzt werden, z.B. Grenzwerte von Chemikalien in Lebensmitteln oder einfach Ver- kehrsregeln - bis hin zu gesetzlichen Normen für die Erlaubtheit von Abtreibun- gen, unterschieden von moralischen Normen, die heute nicht mehr einheitlich festgesetzt werden können.15

Normen werden ebenso wie Werte und Moral am allerwenigsten in Handlungszusammenhängen des alltäglichen Lebens bewusst. Erst mit einem höheren Grad an Verbindlichkeit werden sie sichtbar. Korte/Schäfers schlagen unter der Vielzahl der Normen, die unser Handeln leiten, folgende Systematik vor:

-Einteilung der Normen nach dem Grad des Bewusstseins, mit dem sie in der einzelnen Handlung präsent sind;
-Einteilung nach dem Grad der Verbindlichkeit in Muss-Normen (z.B. Gesetze), SollNormen (z.B. Sitten) und Kann-Normen (z.B. Bräuche, Gewohnheiten);
-Einteilung nach dem/den Adressaten und Handlungszusammenhängen: personenbezogen; gruppenbezogen; gesellschaftsbezogen; sachbezogen usw.;
-Einteilung nach dem subjektiv gemeinten Sinn, der sich mit ihnen verbindet: Norm als Wert, aber auch als leidiges Muss.16

Normen, Werte und Moral sind somit nicht getrennt zu betrachten, sondern stehen in einem Gefüge zueinander. Sie bauen einerseits aufeinander auf, begründen und rechtfertigen sich gegenseitig.

II.1.2 Theoretische Ausgangspunkte

Will man sich dem Themenkomplex Werte von einer grundlegenden Position nähern, so ist es unerlässlich, als Ausgangspunkt einen zunächst theoretischen Zugang zu wählen. Wichtige Hinweise zur Verankerung von Werten in unserer Gesellschaft liefern die der in der Soziologie und Philosophie beheimateten Sozialtheorien, die aufbauend auf den Leistungen Anderer, im Laufe der letzten Jahrzehnte weiterentwickelt wurden. Lange Zeit galten Theorien wie beispielsweise die „Theorie des kommunikativen Handelns“ (Habermas 1981), die Niklas Luhmann’sche „Systemtheorie“(1984), die „General theo- ry of action systems“ (1951) des amerikanischen Soziologen Talcott Parsons als weg- weisend für die systematische Analyse und das Verstehen unserer Gesellschaft, des menschlichen Zusammenlebens sowie sozialer Systeme. Das Hauptanliegen der jünge- ren Sozialwissenschaftler ist es jedoch, den ihrer Meinung nach darin fehlenden Über- gang von Handlung zu System herauszuarbeiten, d.h. die klare Formulierung wie diese Lücke zu schließen ist. Eine wichtige Schlüsselrolle bei diesem Lückenschluss, der in seiner Gesamtheit nicht Thema der vorliegenden Arbeit sein soll, kommt dem Begriff Wert zu. Er ist sowohl mit dem individuellen menschlichen Handeln als auch mit der Gesellschaft im Sinne als Summe der Individuen17 eng verknüpft und kann dabei helfen, diverse Zusammenhänge menschlichen Lebens zu erklären. Somit soll im Folgenden der Versuch gemacht werden, sich dem Thema Werte unter Zuhilfenahme von erweiter- ten klassischen Sozialtheorien auf rein theoretischem Weg zu nähern und die Sichtweise der Soziologie auf die Thematik zu skizzieren.

II.1.2.1 Das Wertstufenmodell

Kritik an den klassischen Sozialtheorien findet sich vor allem in den Arbeiten des Sozi- alphilosophen Johannes Heinrichs, der in seinem 2003 erschienenen Werk Revolution der Demokratie Vorschläge für ein menschliches Zusammenleben in allen Staaten die- ser Welt liefert. Seit 1975 arbeitet Heinrichs an einer Reflexionstheorie, die das in allen oben genannten Theorien ungelöste Problem des Übergangs vom individuellen Handeln zum sozialen System lösen möchte18. Heinrichs sieht in seiner sozialen Reflexionstheo- rie die Basis aller Überlegungen im handelnden Menschen und vor allem in seiner Fä- higkeit zu reflektieren. Allgemein ausgedrückt beschäftigt sich Heinrichs zunächst mit anthropologischen Fragen und nimmt diese als Voraussetzung für seine Sozialtheorie. „Der Mensch ist wesentlich leibhaftiges Selbstreflexions- und daher Freiheitswesen in Interaktion mit Natur und Dingen, mit Seinesgleichen und dem unendlichen Sinn- Medium, wobei all diese Interaktions-Elemente Vermittlungsinstanzen der Selbstrefle- xion des Ich sind.“19

Doch nicht nur die wechselseitige Reflexion der Handelnden aufeinander, sei es durch Sprache oder allein durch den Blick oder Gestik, bildet das Zentrum seiner Überlegun- gen. Ausgehend von der Perspektive des menschlichen Handelns selbst, das sich nach Heinrichs in „objektiv-physisches, innersubjektives, soziales und Ausdruckshandeln“ untergliedern lässt - das soziale Handeln wiederum in „instrumentales Behandeln, stra- tegisches Handeln, kommunikatives Handeln und metakommunikatives Handeln“20 - und in seinem Sinne eine „Veränderung von Weltbestandteilen durch menschliche In- tention, also aus Wille und Freiheit“21 ist, kommt er zu einer 4-teiligen Reflexionsstu- fung, die wiederum zu einem Beziehungsgeflecht führt, das letztendlich ein System bzw. einen systembildenden Reflexionskreis erkennen lässt.22 Er bezieht sich dabei vor allem auf die philosophischen Überlegungen von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, dar- über hinaus macht er aber auch Anleihen bei George H. Mead und Talcott Parsons.

1. Einfache (instrumentelle) Intentionalität

Dies meint die einfach-unreflektierte Bezugnahme eines Subjektes auf einen Gegenstand bzw. auf den anderen als einen Gegenstand. Die pure Wahrnehmung eines Anderen, ohne dies zu reflektieren.

2. Je einseitig reflektierte (strategische) Intentionalität

Ein Subjekt berücksichtigt, d.h. reflektiert die Absicht des Anderen für die Zielverfol- gung seiner eigenen Interessen. Die Wahrnehmung, welche Intentionen der Andere hat, ob er dem eigenen Subjekt gegenüber freundlich oder feindlich gestimmt ist, dient der weiteren Strategiefindung, Berechnung und Taktik. Dies kann durchaus gegenseitig geschehen, muss aber zu keiner kommunikativen Gegenseitigkeit führen.

3. Doppelt gegenläufige, kommunikative Intentionalität

Die Erwartungen und Wünsche des Anderen werden von den jeweiligen Subjekten ge- genseitig reflektiert, wobei dies jeder um seiner selbst willen tut, als wären es die eige- nen. Es ist dies die Grundstruktur der Kommunikation. Auf dieser Stufe, der doppelt gegenläufigen Reflexion, kommt bereits ein Systemkreis zustande, der aber noch insta- bil ist. Die einzigen Gemeinsamkeiten sind hier die Inhalte von wechselseitigen Erwar- tungen und Erwartungserwartungen (ich erwarte, dass der Andere etwas Bestimmtes von mir erwartet, z.B. die Wahrheit zu sagen). Diese Stufe kann auch ohne Sprache, nur durch den Blick in Zusammenhang mit Gestik oder Mimik erreicht werden.

4. Abschlussreflexion: Stellungnahme zur Gemeinsamkeit

Hier wird dem instabilen Hin und Her der Kommunikation eine metakommunikative Stellungnahme und darin ein struktureller Abschluss hinzugefügt. Charakterisieren lässt sich diese wahre Kommunikation als ein Bevorteilenwollen des Anderen unter Zurückstellung der eigenen Ziele. Als Beispiel dient die Höflichkeit, die die Subjekte dazu veranlasst, dem jeweils Anderen den Vortritt zu lassen.

Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Blick, der hier reflektiert und auf eine Gemein- samkeit hin überprüft wird. Diese Stellungnahme kann im abweisenden, verständlichen, verstehenden oder rätselhaften Sinn erfolgen. Die kommunikative Gemeinschaft kann bestätigt, in Frage gestellt oder aufgelöst werden. Die Stabilität dieses Systemszirkels wird also durch die metakommunikative beiderseitige Reflexionsbewegung erreicht, die sich auf die Gemeinsamkeit von Verhaltensnormen oder ein darüber liegendes, offenes Sinnmedium bezieht23

Diese theoretische Grundüberlegung, dass soziale Systeme reflexionstheoretisch struk- turiert sind, ist für Heinrich insofern relevant, als er die Reflexionsstufen auch als Wert- stufen aus der Perspektive des Einzelnen betrachtet. Somit kommt er zu einem Wertstu- fenmodell, das die Bedürfnispyramide von Abraham H. Maslow auf dem Jahr 1981 er- weitert. Maslow gehört zu den wichtigsten Vertretern der Humanistischen Psychologie und formulierte folgenden Kernsatz seiner Motivationstheorie: „Die grundlegendste Folge der Sättigung jedes Bedürfnisses ist das Untertauchen dieses Bedürfnisses und das Auftauchen eines neuen und höheren“24. Gleichzeitig stellte Maslow diese Bedürf- nishierarchie graphisch in Form einer Pyramide dar, die in Kapitel II.1.3 noch näher erläutert wird.

Heinrichs erweitert diese Pyramide und kommt anhand der oben besprochenen Reflexionsstufung zu folgendem Modell.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Wertstufenmodell von Johannes Heinrichs25

Jedes individuelle Handeln erfolgt also gemäß den einzelnen Wertstufen. Die Umset- zung der Werte erfolgt natürlich nicht immer in ansteigender Reihenfolge. Wie und in welcher Richtung Werte verfolgt und eingehalten werden, inwieweit beispielsweise Interessenswerte zugunsten Kommunikationswerte vernachlässigt werden, kann dabei nicht geklärt werden. Vorrangig gilt es einmal festzuhalten, dass nach Heinrichs jeder Mensch, also jedes menschliche Handeln nach Werten geordnet ist, gemäß der Fähig- keit zur Reflexion.26 Es ist hier also von einer dialektischen Stufung von Handeln und System die Rede, von einer aufsteigenden Komplexität. Systeme werden also durch Handeln konstituiert, wobei der reflexive Abschluss einer Handlung (die vierte Ebene, die Sinnebene) systembildend wirkt.27

II.1.2.2 Wertlevel

Der Sozialpolitiker Michael Opielka geht für seine Überlegungen ebenfalls von einer Viergliederung der Gesellschaft aus. Ein System, zum Beispiel das System Gesellschaft, lässt sich in vier sogenannte Subsysteme einteilen, die, wie oben geschildert, reflektiv aufeinander aufbauen. Wirtschaft, Politik, Gemeinschaft und Legitimation. Diese vier Systemebenen muss man als strukturelle Subsysteme des gesellschaftlichen Gesamtsys- tems verstehen, die über Handlungsgattungen konstituiert werden. Auf dem Level 1 steht demnach das wirtschaftliche Handeln, auf Level 2 das politische Handeln, auf Le- vel 3 das gemeinschaftliche und auf Level 4 das legitimatorische Handeln. Folgt man seinen Überlegungen weiter, so kommt auch Opielka zu dem Schluss, dass den vier Subsystemen der Gesellschaft Wertstufen entsprechen. Allerdings werden Heinrichs Grundbedürfnisse durch Bedürfniswerte ersetzt, der Ausdruck Level ersetzt den Begriff Wertstufe.

Somit ergibt sich folgende Strukturierung:

Level 4: Letztwerte

Level 3: Kommunikationswerte

Level 2: Interessenswerte

Level 1: Bedürfniswerte28

Da Opielka wie Heinrichs von einer reflexionstheoretischen Stufung ausgeht, lässt sich feststellen: „Werte können […] als inhaltliche Abschlussreflexion des Handelns auf der jeweiligen Handlungsstufe (Systemstufe) verstanden werden. […] Sie tragen aufgrund dieser formalen Abschlussreflexion zur Stabilität der Subsysteme entscheidend bei.“29 Als Beispiel gibt Opielka vier generalisierte Werte vor, die man - natürlich unter ande- ren - den vier gesellschaftlichen Systemstufen bzw. Subsystemen zuordnen kann.

Level 4: Gerechtigkeit

Level 3: Solidarität

Level 2: Gleichheit

Level 1: Freiheit30

II.1.2.3 Wertebenen

Auch Clemens Stepina versucht in seinem Entwurf systematischer Kommunikationsphi- losophie die bereits angesprochene Lücke zwischen Handlungen und Systemen zu schließen. Er geht ebenfalls davon aus, dass jede soziale Handlung auf einer intersub- jektiven Reflexion beruht und diese als Brücke in der angesprochenen Thematik dient.31 Um aufzuzeigen, dass seine Theorie eine „Handlungstheorie, in der sowohl individual- ökonomisches Subjektivitätshandeln wie sozial-solidarisches Intersubjektivitätshandeln reflektiert werden“ und eine „Gesellschaftstheorie, in der die Idee der Liberalwirtschaft wie die der kollektiven Solidar-Gemeinschaft vereinigt wird“ synthetisiert, entwirft Ste- pina eine dreistufige Struktur der Individualgemeinschaft als ein idealtypisches Modell der realen Kommunikationsgesellschaft. Darin integriert er das individuelle, auf persön- liche Vorteile ausgerichtete ökonomische Handeln und das gemeinschaftlich-politisch- solidarische Handeln und hebt beides auf ein neues Niveau. In Stepinas Worten:

Es erfolgt eine Einordnung des sozial unreflektierten, auf ökonomische Werte ausgerichteten Handelns in das soziale, an Normen der Gegenseitigkeit ausgerich- tete Handeln wie umgekehrt. Diese Verschränkungen und folglich die Neukombi- nationen von sozio-ökonomischem Handeln und sozio-ökonomischer Gesellschaft ergeben eine dialektische Zirkularität innerhalb der Kommunikationsgesellschaft, in der Individualität mit Werten der Gemeinschaft, Gemeinschaft mit Werten der Individualität angereichert werden.32

Er bezeichnet dieses neue Niveau als sogenannte „Individualgemeinschaft“33. Stepina betrachtet also Handlungs- und Gesellschafsebenen immer unter Bezugnahme auf die Werteebenen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Stepinas Dreistufige Struktur der Individual-Gemeinschaft (Kommunikationsgesellschaft)34

II.1.2.4 Zusammenfassende Überlegungen

Untersucht man diese drei Theoriemodelle in Bezug auf Werte, so wird also etwas sehr Grundlegendes klar, und zwar ihr Stellen(wert) im menschlichen Leben. Werte sind nicht als ein im Raum schwebendes Vakuum zu verstehen, sondern sie sind sowohl ein fester Bestandteil der subjektiven Ebene als auch ein Teil der gesellschaftlichen Ebene, somit tief in unserem Sein verankert. Werte werden, ganz allgemein gesprochen, „auf der Sinnebene in jedem Teilsystem der Gesellschaft erzeugt und erhalten“35. Sie helfen uns, gesellschaftliche Systeme zu verstehen sowie die Struktur sozialer Systeme zu ana- lysieren und zu beschreiben. „Werte bilden, bewusst oder unbewusst, die Motivations- struktur einer Persönlichkeit. Sie sind keine Dinge an sich, sondern Qualitäten, die al- lem, was es gibt, was erlebt wird oder was zu tun ist, beigelegt werden durch das menschliche Vermögen der Wertung.“36 Heinrichs und Opielka teilen Werte in vier ver- schiedene Kategorien ein und ordnen sie damit der vierteiligen Struktur des Systems Gesellschaft zu. Heinrichs macht unterdessen noch eine weitere Wertzuordnung ange- sichts der Begriffsunterscheidung Gesellschaft und Gemeinschaft. Bedürfnis- und Inter- essenswerte verbinden sich in der Gesellschaft und bringen diese zur Entfaltung. Die Gemeinschaft entsteht durch die Verbindung der beiden obersten Stufen, der Kommu- nikationswerte und Letztwerte.37

In eine abweichende Richtung geht Stepinas Einteilung der Gesellschaft als System in drei statt vier Ebenen. Auf der Handlungsebene ist dies das wirtschaftliche, solidarische und kommunikative Handeln, auf der Gesellschaftsebene die wirtschaftliche, gemein- schaftliche und kommunikative Gesellschaft. Dies ergibt natürlich auch auf der Werte- ebene eine Dreiteilung in ökonomische Werte, Gemeinschaftswerte und individualge- meinschaftliche Sinnwerte.

II.1.3 Gesellschaftlicher Wertewandel

Während Skeptiker von einem Verlust der Werte, vom Werteverfall oder gar vom Un- tergang der Werte sprechen, so widerspricht die Mehrzahl der Autoren, die die Entwick- lung und Veränderung von Werten in den vergangenen Jahrzehnten untersucht haben, dieser Schwarzmalerei. Sie stellen den Begriff Wertewandel im positiven Sinn in den Vordergrund und deuten damit an, dass Werte sich im Zusammenhang mit gesell- schaftspolitischen, kulturellen, vor allem auch ökonomischen Rahmenbedingungen schon immer veränderten und sich weiter verändern werden und man deswegen nicht davon ausgehen kann, dass die Werte der heutigen Zeit schlecht sind, während jene der Vergangenheit gut waren. Denn, wie Hans-Werner Prahl richtig feststellt, schon in frü- heren Zeiten hat man „über einen vermeintlichen Wertewandel geklagt und die dann eben noch weiter zurückliegenden ‚guten Zeiten’ als Bezugsrahmen gewählt“38.

Während frühere Werteuntersuchungen aus den Veränderungen hinsichtlich der Wert- vorstellungen von älteren und jüngeren Altersgruppen gespeist wurden, werden in jüngsten Umfragen vorwiegend Jugendliche zu ihren Wertvorstellungen interviewt. Werte werden nämlich wesentlich im Jugend- und jungen Erwachsenenalter geprägt und verändern sich danach in der Regel nur mehr recht wenig.39 Zunächst ist anzumerken, dass eine Flut an Literatur existiert, die sich mit dem Thema Wertewandel beschäftigt. Für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit ist von Bedeutung, wie sich Wertvorstel- lungen bis zur heutigen Zeit gewandelt haben. Welche Werte galten beispielsweise in den 50er Jahren? Welche Werte wurden der Gesellschaft wiederum 40 Jahre später übermittelt? Diese Frage können beantwortet werden, wenn man die Hauptstränge des gesellschaftlichen Wertewandels beleuchtet.

Inglehart (1971, 1977 und 1995) konstatiert in westlichen Industriegesellschaften seit etwa 1960 einen Wertewandel von materialistischen zu postmaterialistischen Werten. Klages (1984 und 1988) sieht einen Wandel von Pflicht- und Akzeptanz- werten zu Selbstentfaltungswerten, Noelle-Neumann (1978) beklagt den Zerfall der Leistungsethik und das Erstarken hedonistischer Orientierungen, Schulze (1996) sieht eine Veränderung von der Arbeits- zur Erlebnisgesellschaft und Meu- lemann (1993 und 1996) einen Wandel in West- und Ostdeutschland hinsichtlich der Werte Selbstbestimmung, Mitbestimmung, Gleichheit und Leistung. […] Nach Fromm (1976) hat eine bedeutsame Veränderung auf der ethischen Ebene stattgefunden, ein Wandel von der Ethik des Habens zur Ethik des Seins.40

Der Soziologe Dieter Hermann fast die wichtigsten Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte knapp und übersichtlich zusammen. Lange Zeit konzentrierte sich die inter- nationale Werteforschung auf die Untersuchungen des amerikanischen Politikwissen- schaftler Ronald Inglehart, auch wenn diese an vielfachen Stellen als zu einfach kriti- siert werden, weil darin weder Ursachen noch Folgen des Wertewandels völlig geklärt werden.41 Er baut seine Theorie auf die bereits erwähnte „Motivationstheorie“ von Ab- raham H. Maslow (1943) auf. Diese beiden Theorien sollen nun zunächst erläutert wer- den, da sie nach wie vor auf breite Anerkennung stoßen. Ebenso wichtig sind natürlich zeitgenössische Forschungen zum Wertewandel, die einen aktuellen Stand der Dinge liefern und an manchen Stellen sogar einen Blick in die Zukunft wagen.

Im Zentrum von Maslows „Motivationstheorie“ steht eine Hierarchie der Bedürfnisse, die unser Verhalten leitet. Er beginnt diese Hierarchie mit physiologischen Bedürfnis- sen, wie zum Beispiel Hunger, Durst, Schlaf und auch Sexualverlangen. Sollte also ein Mensch hungrig sein, werden laut Maslow alle anderen Bedürfnisse in den Hintergrund gedrängt. Sind die grundlegenden Bedürfnisse jedoch gestillt, strebt der Mensch nach höheren Ebenen in der Bedürfnishierarchie, „sofort tauchen andere (und höhere) Be- dürfnisse auf, und diese, mehr als physiologischer Hunger, beherrschen den Organis- mus“42. Maslow zählt dazu die Bedürfnisse nach Sicherheit, Stabilität, Schutz, Gebor- genheit, Angstfreiheit, Struktur, Ordnung, Gesetz, Grenzen. Auf einer weiteren, überge- ordneten Ebene siedelt er die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Liebe an, die auftau- chen, sobald die physiologischen sowie die Sicherheitsbedürfnisse befriedigt sind. „Man fühlt nunmehr, so stark wie nie zuvor, die Abwesenheit von Freunden, der Geliebten, der Ehefrau, der Kinder. Man wird nach liebevollen Beziehungen mit den Menschen im Allgemeinen hungern, also nach einem Platz in der Gruppe oder Familie, und man wird sich sehr intensiv bemühen, dieses Ziel zu erreichen.“43

Die wiederum höher liegenden Bedürfnisse nach Achtung teilt Maslow in zwei Unter- gruppen ein. Erstens in das Bedürfnis nach Stärke, Leistung, Bewältigung und Kompe- tenz und zweitens in den Wunsch nach Status, Berühmtheit, Ruhm, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Würde oder Wertschätzung, den Maslow den Wunsch nach einem guten Ruf oder Prestige nennt. „Auch wenn alle diese Bedürfnisse befriedigt sind, wird man häufig (wenn auch nicht immer) erwarten können, dass neue Unzufriedenheit und Unruhe entsteht, wenn der Einzelne nicht das tut, wofür er, als Individuum, geeignet ist.“44 Maslow meint damit das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, wobei er betont, dass dies eine spezifische Form von Bedürfnis ist und sich von Person zu Person ver- schieden ausdrückt. Beim in der Hierarchie folgenden Verlangen nach Wissen und Ver- stehen muss ordentlich zwischen kognitiven und konativen Bedürfnissen unterschieden werden. Zum einen handelt es sich dabei um die Voraussetzung zur Befriedigung der Grundbedürfnisse und zum anderen um ein Persönlichkeitsbedürfnis mit begehrendem Charakter. Zu guter letzt geht Maslow sogar noch davon aus, „dass es bei einigen Per- sonen ein wirklich grundlegendes ästhetisches Bedürfnis gibt. Sie werden (in einer be- sonderen Art und Weise) durch Hässlichkeit krank und werden von schöner Umgebung geheilt; sie haben ein aktives Verlangen und dieses kann nur von Schönheit befriedigt werden“45. Wichtig bei dieser Bedürfnishierarchie ist aber die Tatsache, dass die Rang- ordnung keineswegs als starr zu betrachten ist. Bei manchen Menschen ist beispielsweise das Bedürfnis nach Selbstachtung wichtiger als das Bedürfnis nach Liebe oder um- gekehrt.46

Basierend auf diesen hierarchisch überlagerten Bedürfnisebenen geht Inglehart davon aus, dass die Bedürfnisse kognitiv in Wertorientierungen transformiert werden und re- duziert die komplexe Rangordnung, indem er die Bedürfnisse in Gruppen zusammen- fasst. Die physiologischen Bedürfnisse und die Sicherheitsbedürfnisse nennt er ‚materi- alistische Werte’ und die im Maslow’schen Sinn höheren Bedürfnisse, wie Liebe, Un- abhängigkeit und Selbstverwirklichung werden bei Inglehart unter dem Begriff ‚post- materialistische Werte’ vereint.47 Folgende Hauptthesen begründen seine Annahme, dass sich ab dem zweiten Weltkrieg unser Wertesystem grundlegend geändert hat.

1. Die Mangelhypothese: die Prioritäten eines Individuums reflektieren eine sozio-ökonomische Umwelt. Man schätzt jene Dinge subjektiv am höchsten ein, die verhältnismäßig knapp sind.
2. Die Sozialisationshypothese: das Verhältnis zwischen sozioökonomischer Um- welt und Wertprioritäten ist nicht eines der unmittelbaren Anpassung. Eine be- trächtliche zeitliche Verzögerung spielt hierbei eine Rolle, da die Grundwerte ei- ner Person zum größten Teil jene Bedingungen reflektieren, die während der Ju- gendzeit vorherrschten.48

So ist festzuhalten, dass Menschen, die nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurden, eher postmaterialistische Wertprioritäten haben, als ältere Menschen, die in Zeiten ökonomischer Unsicherheit aufwuchsen.49

Ein recht umfassendes Konzept zum Wertewandel ab 1945 legt der Berliner Sozialge- schichtsprofessor Helmut Kaelble vor. Er untersucht in seiner Sozialgeschichte Europas 1945 bis zur Gegenwart verschiedene gesellschaftliche Strömungen, ausgehend von sozialen Grundkonstellationen, wozu für ihn auch der Wertewandel gehört, über soziale Hierarchien und Ungleichheiten bis hin zu gesellschaftlichen und staatlichen Belangen. Für ihn hat sich der Wertewandel zum einen im Sinne Ingleharts von materiellen zu postmateriellen Werten vollzogen, zum anderen aber nicht einfach derart geradlinig sondern auf eine kompliziertere Art und Weise. Individualisierung und Säkularisierung sind die zwei entscheidenden Faktoren, die zu einer Wandlung von politischen Werten, Familien- und Arbeitswerten und religiösen Werten führten. Den Begriff Individualisie rungsprozess greift Kaelble vom Soziologen Henri Madras auf. Dieser meint damit eine Ablösung von Bindungen an verschiedene Milieus, beispielsweise an soziale Milieus wie das Bürgertum, die industrielle Arbeiterklasse oder auch an ethnische und konfessi- onelle Milieus. Madras impliziert in diesen Begriff aber auch die Auflösung von be- stimmten Modellen, zum Beispiel dem klassischen Familien-Modell und auch die ab- nehmende Loyalität gegenüber Staat, Gewerkschaft und Kirche.50 Als Ursachen für die Individualisierung nennt Kaelble ebenfalls die damals vorherrschenden Rahmenbedin- gungen. Der Wohlfahrtsstaat gab soziale Sicherung, die Bildungschancen stiegen und der Arbeitsmarkt florierte. Somit verschwanden überindividuelle Werte wie Treue, Ge- horsam und Disziplin und machten individuellen Werten wie Selbstentfaltung, Risiko- bereitschaft oder persönlicher Verantwortung Platz.

Der Säkularisierungsprozess, der längst vor dem zweiten Weltkrieg vollzogen war, meint drei zusammenhängende Prozesse, (1. Den Rückgang der politischen Macht der Kirchen, das Ende ihrer weltlichen Aufgaben, von der Königskrönung bis hin zur Füh- rung von Geburts-, Heirats- und Sterberegistern, den Rückgang des riesigen Kirchenbe- sitzes. 2. Der Bedeutungsrückgang der Kirchen für die leitenden Werte und Sinngebun- gen einer Gesellschaft. 3. Die Schwächung der Bindung an die Kirchen, den Rückgang der Kirchenmitgliedschaften und der Gottesdienstbesuche, die nachlassende Nutzung kirchlicher Riten bei den wichtigsten Ereignissen des privaten Lebens wie Geburt, Hei- rat, Tod) wobei Kaelble vor allem den letzten davon berücksichtigt. Er wurde durch politische Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Modernisierung, Verstädterung und Verwissenschaftlichung, aber auch durch die Abkapselung der Kirchen gegenüber sozi- alem und kulturellem Wandel in Gang gesetzt.51

Kaelble unterscheidet also drei Epochen des Wertewandels. Die widersprüchliche Nachkriegszeit, die Zeit zwischen 1960 und 1980, in der sich der Individualisierungsprozess vollzog und der Säkularisierungsprozess einen neuen Schub erhielt und die Zeit ab den 1990er Jahren. Er bezieht sich dabei größtenteils auf die Studie European values study von Ashford Timms aus dem Jahr 1995.

In den 20 Jahren zwischen 1960 und 1980 wurde demnach eine „zunehmend liberalere Haltung bei Themen wie Abtreibung, Scheidung, Sterbehilfe, Homosexualität, eheli- chen Seitensprüngen und Prostitution aufgewiesen, wobei es nicht darum ging, ob die Befragten das selbst praktizierten“52. Des Weiteren konstatiert er einen Wandel bei den Erziehungswerten - Toleranz, Verantwortungsgefühl, Ehrlichkeit und gute Umgangs- formen wanderten in den Mittelpunkt, während Werte wie Gehorsam, Selbstlosigkeit, Geduld und Sparsamkeit eine nicht mehr sonderlich große Zustimmung fanden - und bei den Ehewerten, wobei die strikte Arbeitsteilung zwischen Ehemann und Ehefrau und die klassische Mutterrolle ihre Bedeutungen verloren. Die Arbeitswerte änderten sich ebenfalls - das Prinzip Bezahlung nach Leistung fand für eine gewisse Zeit eine sehr geringe Anhängerzahl -, während Familienwerte entgegen der weit verbreiteten Meinung nach wie vor hoch im Kurs standen und nur eine Minderheit die Familie als eine veraltete Institution ansah. In Sachen Religiosität gingen in diesem Zeitraum die Kirchenmitgliedschaften deutlich spürbar zurück, was natürlich auch zur Folge hatte, dass immer weniger an kirchlichen Riten, wie den Festtagsgottesdienst, die Taufe, die kirchliche Hochzeit, die Beerdigung teilnahmen.

Einen deutlichen Einschnitt sowie eine Entwicklung in eine andere Richtung beobachtet Kaelble ab den 1990er Jahren. Sie „fügten sich […] nicht so leicht in die Konzepte des Postmaterialismus, der Individualisierung und der Säkularisierung wie die vorhergehen- den Jahrzehnte“53. Einerseits setzten sich diese Konzepte natürlich fort, andererseits konstatierte man, dass sich zum Beispiel die Bedeutung der Familie nochmals erhöhte, die Toleranz gegenüber Minderheiten nahm entgegen vieler Annahmen zu und auch bei den Arbeitswerten war kein eindeutiger Trend zu einem Postmaterialismus feststellbar. Es war sogar eine Umkehr des religiösen Abwärtstrends in Sicht - in manchen Teilen Europas stiegen die Anzahl der Mitglieder und Kirchenbesuche wieder an -, wobei dies keine Anzeichen für eine Rückkehr von Religiosität und Kirchenbindung, sondern vielmehr für eine Abschwächung der Säkularisierung sind.54

Einen rückläufigen Trend in Sachen Wertewandel stellt aber nicht nur Kaelble fest. Als „Wertesynthese“55 bezeichnet Helmut Klages diese Entwicklung und meint damit, dass seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts bei den 18 bis 30-jährigen gleichermaßen tra- ditionelle und moderne Werte geschätzt werden. In seiner aus seinen Untersuchungen aufgestellten Typologie nennt er diese Gruppe die „Aktiven Realisten“56, die mit 36 Prozent mit vergrößerter Deutlichkeit die stärkste Teilgruppe ausmachte. Dabei geht es um materialistische Werte wie beispielsweise Wohlstand, Besitz und Karriereorientie- rung, die als ebenso wichtig angesehen wurden wie die hedonistischen Werte Lebensglück und Spaß am Leben. Selbst umweltbezogene Werte hatten in den Werthierarchien eine hohe Rangposition.57

Die „reine Selbstverwirklichungs-Single-Kultur“58 hat ihren Höhepunkt überschritten, so formuliert es Johannes Röser und bezieht sich damit auf die aktuelle Trendforschung, die unter anderem ergab, dass bei jungen Leuten familiäre Bindungen wieder den höchsten Stellenwert einnahmen, genauso wie der Wunsch nach eigenen Kindern. Die Mehrheit der Befragten sehen Werte wie Beständigkeit und Verlässlichkeit als wichtig an und die Vorstellung, dass man ohne Ehe, Kinder und Familie glücklich werden könne, findet bei der jungen Generation immer weniger Anhänger. Dennoch spricht auch Röser von einem Wertepluralismus, der natürlich weiterhin postmaterialistische Werte, wie den Wunsch nach Selbstverwirklichung, beinhaltet.59

Auch in einem aktuellen empirischen Stimmungsbild von deutschen Frauen und Män- nern weist Christian Duncker nach, dass der Wertewandel andauert, heute aber eine andere Dimension erreicht hat. Er nimmt in seiner Analyse eine geschlechterspezifische Trennung vor, kommt aber bei beiden Geschlechtern zu einem nahezu identischen Er- gebnis, das sich nur um Nuancen unterscheidet. Die drei Topwerte sowohl bei Männern als auch bei Frauen sind die Werte Familie und Partnerschaft, sichere Zukunft und fi- nanzielle Unabhängigkeit. Während bei den ersten beiden eine Bedeutungszunahme mit weiterhin steigender Tendenz feststellbar ist, sinkt die Wichtigkeit von finanzieller Un- abhängigkeit und auch beim Wert Selbstverwirklichung ist ein Bedeutungsverlust fest- stellbar.60 Somit wird auch hier deutlich, dass einerseits klassische Werte wieder ver- mehrt im Vordergrund stehen, andererseits wird eine Parallelität von Wertegruppen sichtbar. Diese haben nebeneinander Bestand, ohne mit einander in Konkurrenz zu tre- ten.

Matthias Horx wagt in diesem Zusammenhang einen Blick in die Zukunft und nennt diese Entwicklung, die bereits begonnen und sich weiter fortsetzen wird, „die neue Ära des Soft-Individualismus“61. Dabei geht es ebenfalls um eine Synthese von Werten, die „ein ‚Win-win’-Verhältnis zwischen ‚Bindungsqualität’ und gesteigerter Individualität herstellen“62. Mit anderen Worten: jeder Mensch erstellt sich je nach Alter und Lebens- situation sein jeweils passendes Wertesystem, das sowohl Werte wie Pflicht, Treue und Glaube beinhaltet, jedoch mit hedonistischen Werten wie Freiheit, Genuss, Ego, Spaß kombiniert wird. Das Ergebnis ist laut Horx dann eine soft-individualistische Wertean- sammlung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die Phasen der Werte nach Matthias Horx

Anregungen für einen in hohem Maße in Unternehmen und der Gesellschaft akzeptierten Wertekanon gibt Herrmann in seinen schlussfolgernden Betrachtungen. Er konzipiert für die Zukunft eine „posttraditionale Ethik“63, die sich positiv auf gesellschaftliche und ökonomische Verhaltensweisen auswirken wird. Er sieht in der Stärkung von modern-materialistischen Werten eine Gefahr und befürwortet eine Anwendung von posttraditionellen Werten, die drei Bereiche umfassen. „[..] die Ausrichtung am Leistungsgedanken, die Befürwortung einer konservativen Grundhaltung und Orientierung an christlich-religiösen Positionen.“64 Auch er vermischt also sich zunächst widersprechende Werte zu etwas Neuem, was die jeweils negativen Aspekte der einzelnen Werte kompensieren und zu einem Gleichgewicht führen soll.

II.1.3.1 Gründe

Die Gründe für den gesellschaftlichen Wertewandel sind mannigfaltig. Als Ursachen für die Veränderung von materialistischen zu postmaterialistischen Werten im Sinne Ingle- harts werden in erster Linie die technologischen Innovationen nach dem 2. Weltkrieg und die daraus resultierende Wohlstandsperiode genannt. Die materiellen Bedürfnisse waren dank einer immer weiter industrialisierten Gesellschaft gesättigt, so dass man höhere Werte anstrebte. Dadurch wurde vor allem Jugendlichen der Zugang zu mehr Bildung ermöglicht, der die Entstehung von postmaterialistischen Tendenzen zusätzlich förderte. Die Erweiterung des geistigen Horizonts entwickelte das Vermögen, zu diffe- renzieren und zu abstrahieren, aber auch die Konfrontation mit Meinungen und ideolo- gischen Richtungen führte zu einer kritischen Reflexion und zu einer Suche nach dem Sinn des Lebens, der immer mehr nur mit immateriellen Werten befriedigt werden konnte.

Als vierte und wesentliche Erklärung nennt Inglehart die Entstehung der Massenmedien, obwohl er auch auf die Schwierigkeit, ihre Leistungen zu beschreiben, hinweist. Fest steht, dass es durch die Expansion der Kommunikationsnetzwerke zu einem internationalen Netzwerk möglich wurde, mit nahezu allen Teilen der Welt zu kommunizieren. Dadurch entsteht einerseits eine Wissenserweiterung und andererseits in der Berichterstattung ein Wertepluralismus, da nicht nur die in der Gesellschaft bestehenden Wertvorstellungen zu Wort kommen, sondern auch diejenigen aus anderen Ländern, Gesellschaften, Gruppen und Kulturen. Beides wiederum gefährdet laut Inglehart die existierenden Werte und begünstigt einen Wandel.65

Die Massenmedien werden unter anderem auch bei Giesecke angeführt. Sie und die sich immer weiter entwickelnde Unterhaltungselektronik veränderten die Kommunikation und damit den Zugang zur Welt, wie es schon Inglehart angemerkt hat. Dazu kommen zwei weitere Faktoren. Die Erwerbstätigen hatten insbesondere nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der verkürzten Wochenarbeitszeit und Urlaubszeit immer mehr Freizeit zur Verfügung, die es möglich machte, alternative Wertvorstellungen überhaupt erst wahr- zunehmen. Die Erwerbstätigkeit hat in ihrer Funktion als Lebensmittelpunkt immer mehr an Bedeutung einbebüßt, die Menschen stellten die Freizeit mehr und mehr über die Arbeit. Schließlich spielte die Erhöhung der Einkommen eine Rolle, die natürlich die sogenannte „Freizeit- und Konsumgesellschaft“ der 50er Jahre begünstigte. Es warlaut Giesecke der Spielraum an Optionen, der einen Wertewandel nahezu herausforder- te.66

Gianni Vattimo nennt wie Kaelble die Säkularisierung der europäischen Gesellschaften als Grund für den Wandel, der nicht erst im 20. Jahrhundert, sondern bereits im ausge- henden Mittelalter seinen Anfang nahm. Dazu kommen die technische Revolution und die Entstehung der Großstädte im 19. Jahrhundert - sprich die industrialisierte Welt -, die zu einem „’Verlust des Zentrums’, das heißt die Auflösung der gemeinsamen Tradi- tionen und des Glaubens an gemeinsame Werte“67 im Sinne eines Massenphänomens führen.68 Dazu müssen auch die teils aus der Säkularisierung resultierende größere indi- viduelle Autonomie und Verantwortung genannt werden, die das einstige Wertefunda- ment veränderten. „Die Imperative werden nicht länger von Gott, der Religion, der Ge- sellschaft oder dem Staat vorgegeben, sondern sie gehen, in Übereinstimmung mit Kants kategorischem Imperativ, vom Individuum selbst aus.“69

Natürlich kann man den Wertewandel einerseits als einen sich über Jahrhunderte hinweg langsam anbahnenden Prozess ansehen, den die Menschen wenig bis gar nicht beeinflussen konnten. Er hat schließlich, wie oben gezeigt, seinen Ausgangspunkt bei Kirche, Staat oder Industrie. Andererseits, und das wird vor allem bei einem Blick auf das Ende der 1960er Jahre klar, ist der Wertewandel auch hausgemacht. Kaelble nennt zwar auch den Wohlstand, das gestiegene Einkommen, die hohe Arbeitsplatzsicherheit, die zunehmende Bildung, die immer bessere soziale Sicherung, die veränderte Religiosität aufgrund der zunehmenden Säkularisierung sowie die Individualisierung als Ursachen für den Wertewandel, aber er fügt „politische und kulturelle Akteure, Intellektuelle und Experten, Medien und soziale Bewegungen wie die Studentenbewegung [hinzu], die den Wertewandel wollten und erfolgreich herbeiführten“70.

Betrachtet man den Wertewandel in der jüngeren Zeit, der sich ja, wie in Kapitel II.1.3 gezeigt, einerseits durch eine Synthese von Wertvorstellungen - d.h. eine „Vereinigung gegensätzlich erscheinender Werte“71 - und andererseits durch eine Rückkehr zu alten Werten auszeichnet, so wird dieser auf eine Anpassung an die moderne, globalisierte Welt zurückgeführt sowie auf die Suche nach Sinn und Identität in einem Leben, das aus einer Vielfalt von Entscheidungs- und Lebensmöglichkeiten besteht. Opielka sucht die Ursache vor allem in drei Faktoren. Der internationale Terrorismus, der wohlfahrts- staatliche Rückbau in Verbindung mit volatilen Arbeitsmärkten sowie anhaltender Ar- beitslosigkeit und die Infragestellung von Gemeinschaftsidentitäten aufgrund von Im- migration führen zu zunehmenden Bedrohungswahrnehmungen und Unsicherheitsge- fühlen. Diese drückenden und bedrohlichen Lebensumstände führen natürlich zu einer Sehnsucht nach dem Sinn, nach Orientierung und nach Halt, was zum Beispiel die Insti- tution Familie erfüllen kann. Andererseits muss man auch ganz klar sehen, dass gerade die unsichere Lage am Arbeitsmarkt und die stets geforderte Flexibilität sowie Mobilität junge Menschen gewissermaßen dazu zwingen, Beruf und Karriere und damit der beruf- lichen Selbstverwirklichung oberste Priorität zu geben.72

Der Wertewandel nimmt also auf die jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungen und Rahmenbedingungen Bezug. Dabei sind die von allen Seiten verloren geglaubten alten Werte und Tugenden nicht vollständig verschwunden, sondern nur um solche Wertvor- stellungen erweitert worden, die das Leben in der heutigen Zeit charakterisieren.

Im Zuge des sozialen, kulturellen und ökonomischen Strukturwandels sind […] andere Instanzen der Sinngebung hinzugekommen und bilden einen sehr hetero- genen Wertekosmos aus. Waren Kirchen und Familien an Ewigkeiten orientiert, so sind die neuen ‚Sinngeber’ - wie Medien bzw. Kulturindustrie, Wissenschaf- ten, Trendmacher oder Konsumstile - eher an Kurzfristigkeit, raschem Umschlag und Tempo ausgerichtet.73

Somit kann man festhalten, dass in jüngerer Zeit in Folge von diversesten Entwicklungen in der Gesellschaft ein Wandel des Wertewandels74 im Gange ist. Dabei ist stets zu bedenken, dass ein Wertewandel stets ein „Wandel der Einstellungen zu Werten und ihrer Bedeutung für die Menschen im Wandel der Zeiten ist“75.

II.1.3.2 Aktuelle Studie

Einen guten Einblick in die momentane Situation liefern aktuelle Studien, die die Wert- haltungen von Jugendlichen untersuchen. Stellvertretend dafür sollen an dieser Stelle die Ergebnisse der deutschen Shell-Studie aus dem Jahr 2006 stehen, die in der einschlägigen Literatur stets breite Anerkennung finden.

Die mittlerweile 15. Jugendstudie erhält ihre Ergebnisse aus repräsentativ zusammengesetzten Stichproben von 2.532 Jugendlichen aus Deutschland im Alter von 12 bis 25 Jahren aus den alten und neuen Bundesländern. Diese werden von geschulten TNSInfratest-Interviewern zu ihrer Lebenssituation und zu ihren Einstellungen und Orientierungen persönlich befragt.

Auffallend an den Ergebnissen ist, dass das Wertesystem der Jugendlichen im Vergleich zur Studie 2002 weiterhin eine positive und stabile Ausrichtung aufweist. Dies ist vor- weggenommen die Hauptaussage der Studie, die, wie schon im Kapitel II.1.3 angespro- chen, dem Jammern über den angeblichen Werteverfall bei den Jugendlichen keine Nahrung bietet. Nennenswert ist die erneut gestiegene Bedeutung der Familie für junge Menschen. Egal, ob dies den Bereich Ehe, Kinder oder Partnerschaften im Allgemeinen betrifft, Rückhalt im privat-familiären Bereich ist in der Werteanschauung von Jugend- lichen auf Rang Nummer eins. So sind 72 Prozent der Befragten der Meinung, dass man ohne eine Familie nicht glücklich leben kann. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass aufgrund der ungünstigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Zahl derje- nigen, die eine eigene Familie mit Kindern gründen wollen, weiter sinkt. Die jungen Frauen möchten sehr wohl Kinder bekommen, nur betrachten sie es als schwierig, Aus- bildung, Beruf und den Kinderwunsch zeitlich adäquat zu realisieren, ohne dabei zwangsläufig auf die beruflichen Chancen verzichten zu müssen.

Einen großen Wert hat nämlich der Bereich Bildung, den Schulabschluss sehen die Jugendlichen als Schlüssel zum Erfolg. Hier spielt die soziale Herkunft aber insofern eine Rolle, als sozial besser gestellte Eltern ihren Kindern aussichtsreichere Schulformen bieten, als Eltern aus einem sozial schwierigen Verhältnis.

Die in den letzten Jahren viel beschworene Renaissance der Religion kann die Studie nicht bestätigen, denn die meisten Jugendlichen haben eine nur mäßige Bindung an kirchlich-religiöse Glaubensvorgaben. Nur 30 Prozent glauben an einen Gott, weitere 19 Prozent glauben an eine unpersönliche höhere Macht. 28 Prozent stehen der Religion neutral gegenüber, während die restlichen 23 Prozent in religiösen Dingen unsicher sind. Was vielmehr dominiert, ist eine Art Religion light, womit eine aus religiösen und pseudo-religiösen Elementen zusammen gebastelte Religion gemeint ist.

Weiterhin im Aufwind sind die sogenannten Sekundärtugenden, insbesondere Fleiß und Ehrgeiz, aber auch Kreativität, Sicherheit und Ordnung werden als wichtig erachtet.

Fast ebenso wichtig ist für sie das Streben nach persönlicher Unabhängigkeit, auch die- ser Wert hat an Bedeutung gewonnen. Es ist also in den Lebensorientierungen weiterhin eine Vermischung von traditionellen und modernen Werten beobachtbar. Was das Interesse an Politik anbelangt, so hat sich der Prozentsatz von 34 aus dem Jahr 2002 auf 39 Prozent erhöht, wobei man auch hier beachten muss, dass sich vor allem Schüler höherer Schulen als politisch interessiert einstufen. Das Vertrauen in politische Parteien und in die Bundesregierung bleibt aber weiterhin gering. Sehr hoch dagegen ist die Zustimmung zur Demokratie als Staatsform. Der politische Extremismus wird von allen entschieden abgelehnt.

Weiterhin auf hohem Niveau ist die Bereitschaft zu sozialem Engagement. So sind 33 Prozent oft und weitere 42 Prozent gelegentlich in sozialen Projekten aktiv. Wichtig dabei ist, dass die Jugendlichen diesen Einsatz als sinnvolle Freizeitgestaltung betrach- ten. Wiederum muss erwähnt werden: je höher das Bildungsniveau und die soziale Schicht, desto höher das gesellschaftliche Engagement. Auffallend ist, dass Mädchen das wertebewusstere Geschlecht darstellen. Für sie haben beispielsweise das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein sowie die Bereitschaft zu sozialem Engagement einen hö- heren Stellenwert.76

Zusammenfassend kann man also sagen:

Jugendliche heute haben ein hohes Maß an Bewusstsein für die großen Themen der Gesellschaft. Vom Altern der Gesellschaft über Probleme am Arbeitsmarkt bis hin zu ihren eigenen Zukunftsperspektiven: Jugendliche stellen sich den Heraus- forderungen. Was auch auf sie zukommt - sie suchen eine Lösung; sie lassen sich dabei nicht entmutigen.77

Somit wird erneut klar, dass sich Werthaltungen an die jeweils vorherrschenden gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen anpassen und folglich einem steten Wandel unterworfen sind.

II.1.4 Orte der Wertevermittlung

II.1.4.1 Familie

Generell kann man anhand der aktuellen Forschung zur Wertevermittlung feststellen, dass nicht die Familie im Allgemeinen, sondern die jeweils spezielle individuelle Fami- lie, in die ein Kind hineingeboren wird, den Grundstein zu dessen Werteentwicklung legt. Ein Neugeborenes tritt heutzutage in die moderne Familie ein, die „im Unterschied zu früheren Zeiten - eine höchst individuelle Gemeinschaft mit einer jeweils einmaligen Beziehungskonstellation geworden [ist] - der Ort der Privatsphäre“78. Damit ist gemeint, dass es heute neben dem klassischen Familienmodell, das aus Vater, Mutter und Kin- dern besteht, immer mehr Alleinerziehende, Patchwork-Familien, homosexuelle Ge- meinschaften etc. gibt, die dem Kind, das bei seiner Geburt keine Ahnung von Werten oder Normen hat, seine ersten Lehrstunden erteilen. Der renommierte Kleinkindforscher Martin Dornes fand heraus, dass schon ein neugeborener Säugling Fähigkeiten besitzt, die ihm ab einem Alter von ca. zwei Monaten ermöglichen, Verbindungen zwischen verschiedenen Erfahrungen herzustellen und dadurch eine sowohl in sich selbst als auch eine sich in der Umgebung befindliche Ordnung festzustellen. Säuglinge empfinden sich spätestens dann als getrennte, selbst handelnde Einheit, die nicht mit dem Handeln der Mutter verschmolzen ist. Mit ca. sieben Monaten kommen sie dann zu der Einsicht, dass diese inneren Erfahrungen mit anderen teilbar und kommunizierbar sind, was dem natürlichen Bedürfnis, die eigenen Wahrnehmungen stets zu teilen, entspringt. Affekte bzw. die inneren Zustände sind dabei das Ziel und der Gegenstand des Austauschs. Dornes schließt sich älteren Forschungen an und verwendet für diesen Prozess, bei dem zwei Personen unter Bezugnahme auf ein äußeres Objekt über Affekte kommunizieren, den Begriff „social referencing“79. Insbesondere ab dieser Phase ist es für die Mutter möglich, ihr Kind jenseits von expliziten Ge- und Verboten zu beeinflussen und ihm durch ihre Reaktionen auf sein Verhalten Botschaften zu senden, die entweder durch zustimmende Freude oder ablehnendes Missfallen gekennzeichnet sind. Somit kommu- niziert die Mutter auf averbalem Weg ihre Wünsche und Abneigungen, was vom Kind auch so verstanden wird.80 Im Übrigen muss man davon ausgehen, dass sowohl bewusst als auch unbewusst signalisierte Botschaften durch die jahrelange Interaktion vom Kind übernommen werden. (Dabei spielen auch bewusste oder unbewusste Phantasien der Bezugsperson eine sehr zentrale Rolle, die sich im Spiel, der Fütterung und dem alltäg- lichen Umgang äußern und das Verhalten des Kindes maßgeblich beeinflussen)81. Dabei muss man aber wissen: „Werte können nicht als Lernstoff vermittelt werden, man kann sie nur leben und erleben. Sie können nicht als Lernziele definiert werden, sie können bestenfalls einsichtig, durchschaubar, bewusst gemacht werden.“82 Somit ent- steht der Wertbildungsprozess eines Kindes im Rahmen des sozialen Handelns. Es nimmt die in der Familie existierenden Werte und Normen also auf, indem es zunächst das Handeln der anderen Familienmitglieder beobachtet und deren Verhalten kopiert. Besonders effektiv ist dieser Prozess in der sozialen Interaktion mit einem Menschen, der für das Kind emotional sehr stark besetzt ist. Ulrich Oevermann (u.a.) hat interes- sante Beobachtungen zur Struktur von eben jenen sozialisatorischen Interaktionen ge- macht. Seine These dazu lautet:

Das Kind bildet seine Sinninterpretationskapazität gerade dann, dass in der sozialisatorischen Interaktion - und das heißt: in der partikularistisch-konkreten ElternKind-Beziehung - ohne die Voraussetzung des universalistischen Bewusstseins, der kommunikativen Kompetenz, der ausgebildeten Ich-Identität, der Verinnerlichung des ‚generalized other’, der logischen und moralischen Urteilsfähigkeit - oder wie immer man es bezeichnen möge - gleichwohl allgemeine Bedeutung tragende und die allgemeine Struktur von Intersubjektivität realisierende Interaktionssequenzen objektiv erzeugt werden.83

Verantwortlich ist also ein wechselseitiger Prozess, der sich gegenseitig bedingt. Hat das Kind die Kapazität zur Sinninterpretation durch die Interaktion erlangt, so befähigt es diese, die jedem Interaktionstext innewohnende „latente Sinnstruktur“84 ohne sein Wissen aufzunehmen und dementsprechend zu handeln. Die latente Sinnstruktur ist also für Oevermann (u.a.) das zentrale Moment der Interaktion, denn sie konstituiert sich relativ unabhängig von den Motiven, Erwartungen und Intentionen der beteiligten Sub- jekte. Es handelt sich dabei um unabsichtlich erzeugte allgemeine Strukturen von Be- deutungen bzw. Bedeutungsmöglichkeiten, die sich von den innerpsychischen Reprä- sentanzen der an der konkreten Interaktion beteiligten Subjekte abgelöst haben und von diesen grundverschieden realisiert werden können.85 Einfacher ausgedrückt heißt dies, dass Interaktionstext und Inhalt nicht bedeutungskongruent sind. Bei jedem Sprechakt löst sich eine nicht beabsichtigte und nicht hörbare, versteckte Sinnebene ab, die höchst unterschiedlich antizipiert wird.

[...]


1 Vgl. Leppek, Kevin: Wertevermittlung am Beispiel des Fernsehsenders KI.KA der Kinderkanal. Wien: Dipl.-Arbeit 2006. S. 10.

2 Strzysch, Marianne; Weiß, Joachim (Red.): Der Brockhaus in fünfzehn Bänden. Fünfzehnter Band Vis-Zz. Leipzig; Mannheim: Brockhaus 1999. S. 208.

3 Giesecke, Hermann: Wie lernt man Werte? Grundlagen de Sozialerziehung. Weinheim; München: Juventa Verlag 2005. S. 32.

4 Heinrichs, Johannes: Revolution der Demokratie. Eine Realutopie. Berlin: Maas Verlag 2003. S. 97.

5 Hermann, Dieter: Posttraditionale Werte. Empirische Konzeption einer Gesellschafts- und Unternehmensethik. Hamburg: Merus Verlag 2008. S. 21.

6 Ebd.

7 Gielen, Uwe: Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung. In: Kuhmerker, Lisa; Gielen, Uwe; Hayes Richard L. (Hrsg.): Lawrence Kohlberg. Seine Bedeutung für die pädagogische und psychologische Praxis. München: Kindt Verlag 1996. S. 31- 58, hier S. 39.

8 Ebd.

9 Ebd.

10 Vgl. Pichler, Dominik: Werteerziehung in Schule und Sportunterricht. Ansätze und Konzepte einer Werte- und Moralerziehung zur Diskussion gestellt. Wien: Dipl.-Arb. 2001. S. 30ff.

11 Vgl. Opielka, Michael: Kultur versus Religion? Soziologische Analysen zu modernen Wertkonflikten. Bielefeld: Transcript Verlag 2007. S. 28.

12 Vgl. Honneth, Axel; Seel, Martin: Einleitung. In: McDowell, John: Wert und Wirklichkeit. Aufsätze zur Moralphilosophie. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 2002. S. 7-30, hier S. 16.

13 Giesecke, 2005, S. 32.

14 Heinrichs, 2003, S. 98.

15 Ebd.

16 Vgl. Schäfers, Bernhard: Lektion II. Soziales Handeln und seine Grundlagen: Normen, Werte, Sinn. In: Korte, Hermann; Schä fers, Bernhard (Hrsg.): Einführung in die Hauptbegriffe der Soziologie. Opladen: Leske + Budrich Verlag 2002. S. 25-43, hier S. 31.

17 Vgl. Opielka, 2007, S. 19.

18 Vgl. Heinrichs, 2003, S. 74.

19 Ebd., S. 81.

20 Ebd., S. 86 f.

21 Ebd., S. 84.

22 Ebd., S. 88.

23 Ebd., S. 91 ff.

24 Maslow, Abraham Harold: Motivation und Persönlichkeit. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2005. S 89.

25 Heinrichs, 2003, S. 97.

26 Ebd.

27 Vgl. Opielka, 2007, S. 21.

28 Vgl. Opielka, Michael: Gemeinschaft in Gesellschaft. Soziologie nach Hegel und Parsons. 2. überarbeitete Auflage. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 2006. S. 189.

29 Ebd., S. 190.

30 Ebd., S. 192.

31 Vgl. Stepina, Clemens K.: Systematische Handlungstheorie. Ideologiekritische Reformulierung des Handlungsbegriffs in Politik, Ethik und Poetik bei Aristoteles und im Neoaristotelismus. Mit einem Anhang: Neoaristotelismus und Spiel - ein ideologiekritischer Literaturbericht. Wien: Lehner 2007. S. 177.

32 Stepina, Clemens K.: Sichtungen. Historismus versus Kreativität. Wien: Passagen Verlag 2003. S. 76.

33 Stepina, 2007, S. 178.

34 Ebd., S. 180.

35 Opielka, 2007, S. 23.

36 Heinrichs, 2003, S. 97.

37 Vgl. Opielka, 2006, S. 129.

38 Prahl Hans-Werner: Soziologie der Freiheit. Paderborn u.a.: Verlag Ferdinand Schöningh 2002. S. 78.

39 Vgl. Kaelble, Hartmut: Sozialgeschichte Europas. 1945 bis zur Gegenwart. München: Verlag C.H. Beck 2007. S. 121.

40 Hermann, 2008, S. 26.

41 Vgl. Joas, Hans: Die Entstehung der Werte. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1997. S. 13.

42 Maslow, 2005, S. 65.

43 Ebd., S. 70 f.

44 Ebd., S. 73.

45 Ebd., S. 79.

46 Ebd.

47 Vgl. Inglehart, Ronald: Wertwandel in den westlichen Gesellschaften: Politische Konsequenzen von materialistischen und postmaterialsitischen Prioritäten. In: Klages, Helmut; u.a. (Hrsg.): Wertwandel und gesellschaftlicher Wandel. Frankfurt am Main; New York: Campus-Verlag 1979. S. 279-316, hier S. 281.

48 Ebd., S. 280.

49 Ebd., S. 284.

50 Vgl. Kaelble, 2007, S. 122.

51 Ebd., S. 123 ff.

52 Ebd., S. 125.

53 Ebd., S. 132.

54 Ebd., S. 134.

55 Klages, Helmut: Brauchen wir eine Rückkehr zu traditionellen Werten? In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Band 29/2001, S. 10.

56 Ebd., S. 11.

57 Gerlach, Irene: Wertewandel. In: Andersen, Uwe; Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik. In: Bundeszentrale für politische Bildung. http://www.bpb.de/wissen/00355013482403858800806860073338,1,0,Wertewandel.html#art1. Zugriff: 10.12.2008.

58 Röser, Johannes: Mut zur Religion. Erziehung, Werte und die Frage nach Gott. Freiburg; Basel; Wien: Herder Verlag 2005. S.

59 Vgl. Ebd., S. 47.

60 Vgl. Duncker, Christian: Was ist los mit den Deutschen? Ein aktuelles empirisches Stimmungsbild und mittelfristige Trends. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang Verlag 2005. S. 159 ff.

61 Horx, Matthias: Die acht Sphären der Zukunft. Ein Wegweiser in die Kultur des 21. Jahrhunderts. Wien; Hamburg: Signum Verlag 2000. S. 63.

62 Ebd.

63 Herrmann, 2008, S.127.

64 Ebd.

65 Vgl. Inglehart R. The silent revolution. Zitiert nach Bacher, Günther: Postmaterialistischer Wertwandel und FernsehUnterhaltung. Modell einer qualitativ-quantitativen Inhaltsanalyse von einem Monat TV-Spielfilmangebot im ORFHauptabendprogramm. Wien: Dipl-Arb. 1989. S. 75 f.

66 Vgl. Giesecke, 2005, S 52 ff.

67 Gianni Vattimo: Der Untergang der Werte? In: Bindé, Jérôme (Hrsg.): Die Zukunft der Werte. Dialoge über das 21. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 2007. S 25-35, hier S. 27.

68 Vgl. Ebd.

69 Morin, Edgar: Die Ethik der Komplexität und die Problematik der Werte. In: Ebd., S. 93-99, hier S. 93.

70 Kaelble, 2007, S. 130.

71 Klages, Helmut: Brauchen wir eine Rückkehr zu traditionellen Werten? Neue Fragen an Staat, Markt und Gesellschaft. In: Bur- kert-Dottolo, Günther R.; Kasper, Christian (Hrsg.): Wert und Wertewandel. Wien: Eigenverlag der Politischen Akademie 2004. S. 33-42, hier S. 34.

72 Vgl. Rickens, Christian: Wertedebatte. Feinbild ´68. In: Spiegel Online. http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,453979,00.html. Zugriff: 06.11.2008.

73 Duncker, 2005, S. 162.

74 Vgl. Bueb, Bernhard: Disziplin und Liberalität: Werteerziehung und die Folgen von 1968. In: Elz, Wolfgang; Rödder, Andreas (Hrsg.): Alte Werte - Neue Werte. Schlaglichter des Wertewandels. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlag 2008. S. 49-56, hier S. 54.

75 Ebd., S. 49.

76 Vgl. Shell AG (Hrsg.): 15. Shell Jugendstudie - Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. In: http://www.shell.com/static/de-de/downloads/society_environment/shell_youth_study/2006/youth_study_2006_exposee.pdf. Zu- griff: 16.01.2009.

77 Ebd.

78 Giesecke, 2005, S. 103.

79 Dornes, Martin: Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1993. S. 153.

80 Vgl. Ebd., S. 156 ff.

81 Vgl. Ebd., S. 217.

82 Krafft, Volker: Werte-Erziehung und der Umgang mit Computern. In: Staatliches Seminar für schulpraktische Ausbildung Freudenstadt (Hrsg.): Werte-Vermittlung und Werte-Erziehung. Berichte aus dem Seminar- und Schulalltag. Langenau-Ulm: Armin Vaas Verlag 2001. S. 17-21, hier S. 17.

83 Oevermann u.a.: Beobachtungen zur Struktur der sozialisatorischen Interaktion. In: Auwärter, Manfred; Kirsch, Edit; Schröter, Klaus (Hrsg.): Seminar: Kommunikation, Interaktion, Identität. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1976. S. 371-403, hier S. 388.

84 Ebd., S. 372.

85 Vgl. Ebd., S. 385.

Ende der Leseprobe aus 143 Seiten

Details

Titel
Lilly Schönauer - Werte und Konflikte im Wohlfühlfernsehen
Hochschule
Universität Wien  (Theater-, Film und Medienwissenschaft)
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
143
Katalognummer
V145017
ISBN (eBook)
9783640600557
ISBN (Buch)
9783640600830
Dateigröße
1665 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lilly, Schönauer, Werte, Konflikte, Wohlfühlfernsehen
Arbeit zitieren
Marion Grädler (Autor:in), 2009, Lilly Schönauer - Werte und Konflikte im Wohlfühlfernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145017

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