Heinrich VIII. und die englische Reformation


Examensarbeit, 2009

131 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Fragestellung und Aufbau der Arbeit
1.2. Quellen- und Forschungslage

2. Ausgangssituation
2.1. England zu Beginn des 16. Jahrhunderts
2.2. Trägerschichten der Reformation

3. Heinrich VIII. - Aspekte seiner Biographie
3.1. Kindheit und Jugend
3.2. Die Persönlichkeit Heinrichs VIII
3.3. Heinrich VIII. als König
3.3.1. Die ersten Jahre: 1509 bis 1527
3.3.2. Defensor Fidei

4. Der Konflikt mit Rom
4.1. Beginn der Scheidung: Gründe, Strategien, Ablauf
4.2. Thomas Wolsey
4.3. Thomas More
4.4. Das Reformationsparlament
4.5. Handlungsversuche
4.6. Thomas Cromwell
4.7. Der Klerus vor Gericht: Das Verfahren wegen praemunire

5. Der Bruch mit Rom und die Einrichtung der Anglikanischen Kirche: 1532 bis 1534
5.1. Gesetze
5.1.1. Act for the Submission of the Clergy: 1532
5.1.2. First Act in Restraint of Annates: 1532
5.1.3. Act in Restraint of Appeals to Rome: 1533
5.1.4. Act of First Fruits and Tenths: 1533
5.1.5. Second Act in Restraint of Annates: 1534
5.1.6. Act of Succession und Treason Act: 1534
5.1.7. Act of Supremacy: 1534
5.2. Reformatorische Maßnahmen
5.2.1. Die Klosterauflösungen
5.2.2. Verbot von Wallfahrten und traditioneller Volksfrömmigkeit
5.2.3. Die Bibel in englischer Sprache

6. Widerstand
6.1. Das Verhalten der Gesellschaft
6.2. Die Aufstände des Nordens

7. Der Mittelweg Heinrichs VIII
7.1. The Ten Articles: 1536
7.2. The Bishops’ Book: 1537
7.3. The Second Royal Injunctions of Henry VIII: 1538
7.4. Act for Abolishing Diversity in Opinion: 1539
7.5. Anna von Kleve und die Annäherung an die deutschen, protestantischen Fürsten

8. Heinrich VIII. zwischen 1539 und 1547
8.1. The King’s Book: 1543
8.2. Die letzten Jahre

9. Fazit: Heinrich VIII. und die englische Reformation

10. Anhang

11. Quellen- und Literaturverzeichnis
11.1. Primärquellen
11.2. Sekundärliteratur
11.3. Internetquellen
11.4. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Fragestellung und Aufbau der Arbeit

1509 bis 2009. Es ist nun 500 Jahre her, dass Heinrich VIII.[1] zum König von England proklamiert wurde und doch faszinieren sein Leben und sein Wirken die Menschen seither. Über diesen großen Monarchen wurde in jener langen Zeitspanne vieles geschrieben. Er wurde dabei als „Lümmel und Teufel“[2], „tyrannisches Ekel“[3] und vieles mehr bezeichnet. Sogar unter „Die großen Tyrannen der Weltgeschichte“[4] hat es Heinrich VIII. geschafft. Schon die Zeitgenossen sahen in ihm bereits einerseits einen eitlen Despoten und „Zerstörer der Klöster“, wogegen er andererseits als „Werkzeug der göttlichen Vorsehung, das England von den Irrtümern des Papismus befreite und als großer König, der seinem Reich zu Ruhm und Ansehen verhalf“ angesehen wurde.[5] Doch was ist geblieben? Natürlich hat Heinrich VIII. in seiner 38-jährigen Regierungszeit viele Erneuerungen hinterlassen, so zum Beispiel die Royal Navy oder die „Sovereignty of Parliament“.[6] Noch heute ist er berüchtigt für seine sechs Ehefrauen, wie ein alter Kinderreim aus einem englischen Schulbuch eindrucksvoll bezeugt: „Bluff Henry the Eight to six spouses was wedded: One died, one survived, two divorced, two beheaded“.[7]

Neben seinen zahlreichen Liaisons ist der wesentliche Grund für Heinrichs VIII. auch heute noch bestehende Anziehungskraft sicherlich aber der Bruch mit Rom und die Gründung der Anglikanischen Kirche. Luise Schorn-Schütte zufolge war ein Grundzug des 16. Jahrhunderts die „enge Verzahnung von Religiösem und Sozialem, von Religiösem und Politischem“.[8] Vor allem der letzte Teil dieser Aussage gilt auch für England. Heinrichs VIII. Regierung fiel genau in die Zeit, in der die Reformation und Konfessionalisierung auf dem Kontinent ihren Beginn nahmen und sich zusehends ausbreiteten. Der englische König, ein gläubiger Katholik ganz wie man es von einem Monarchen seiner Zeit erwartete[9], reagierte auf jene sogenannte Häresie[10] natürlich mit Ablehnung. Im Vorwort der Assertio Septem Sacramentorum, der Streitschrift gegen Martin Luther, schrieb er am 21. Mai 1521: „[...] for the sake of the Holy Apostolic See, that we bent all our thoughts and energies on uprooting in every possible way, this cockle, this heresy from the Lord’s flock”.[11] Darauf folgend schrieb er in einem Brief an Papst Leo X., dass er diesen verdorbenen Mann[12] zusammen mit seinen skandalösen und häretischen Veröffentlichungen zerstören wolle, sollte dieser es verweigern zu Gott zurückzukehren. Heinrich VIII. bemerkte ferner: „[...] that we shall ever defend and uphold, not only by force of arms but by the resources of our intelligence and our services as a Christian, the Holy Roman Church”.[13] Des Weiteren berichtete Mr. John Clark, Heinrichs VIII. Redner, Papst Leo X. folgendes, als er am päpstlichen Hof die Gründe, die Heinrich VIII. dazu bewegt hatten die Assertio gegen Martin Luther zu schreiben, vortragen sollte:

„ Only first be pleased that I declare the Reason that moved my most serene King to undertake this Work. For I believe it will cause Admiration in several, that a Prince ... should now, for the Glory of God, and Tranquillity of the Roman Church, by his Ingenuity and Pen, put a Stop to Heresies, which so endanger the Catholic Faith .[14]

Es wird also Heinrichs VIII. Absicht deutlich: Er lehnte die Häresie Luthers ab, wollte

sie mit allen Mitteln bekämpfen und die Heilige Katholische Kirche beschützen.

1547 aber, dem Todesjahr Heinrichs VIII., waren in England die Klöster aufgelöst, Heiligenverehrung und Wallfahrten verboten und anstatt der Heiligen Katholischen Kirche, mit dem Papst als Oberhaupt, bestimmte nun der englische König über die Anglikanische Kirche. Was war geschehen, nachdem Heinrich VIII. zu Beginn seiner Regierungszeit noch so vehement den alten Glauben verteidigt hatte?

Sicherlich war es des Königs Wunsch nach einem männlichen Thronfolger, der ihn zur Durchsetzung der Annullierung seiner ersten Ehe mit Katharina von Aragon bewegte, welche wiederum den Bruch mit Rom und schließlich die Gründung der Anglikanischen Kirche zufolge hatte. Doch hat Heinrich VIII. auch wirklich alles versucht, um die sogenannte Häresie zu stoppen, wie er es einst versprochen hatte? Patonif teilte die Regierungszeit Heinrichs VIII. in zwei Perioden ein: Die erste, in der Heinrich VIII. als „champion of Popery against all comers, against Luther among the rest“ auftrat und eine zweite, in der er sich vom Papismus abwandte.[15] David Loades erachtet die Jahre 1509 bis 1547 als „roller coaster of Henry’s religious policy“.[16]

Das Ziel dieser Arbeit ist es, jene Achterbahn, jenen Wandel von einem größtenteils streng katholischen zu einem der Reform gegenüber geöffneten Land, das Auf und Ab sowie das Hin und Her der Kontroversen in Heinrichs VIII. religiöser Politik darzustellen und anhand dieser Darstellungen seine Aussage, die Häresie abzuwenden und die Heilige Katholische Kirche zu beschützen, zu überprüfen und zu bewerten. Hat Heinrich VIII. wirklich versucht die Häresie abzuwenden und die Katholische Kirche zu bewahren? Wann verhielt er sich katholisch? Wann erlaubte er der Reformation Fuß zu fassen? Und aus welchen Gründen handelte er einmal für den Katholizismus, ein anderes Mal aber dagegen?

Um sowohl der Person Heinrichs VIII. als auch der englischen Reformation als solcher genügend Raum zu bieten, ist die Arbeit der Biografie Heinrichs VIII. entsprechend aufgebaut, wird aber immer wieder auf andere, wichtige Sachverhalte eingehen. So müssen zuerst die Rahmenbedingungen, welche der junge Monarch zu Beginn seiner Herrschaft in England vorfand, sowie seine persönliche Ausgangssituation dargelegt werden. Da seine Person für die folgenden Geschehnisse zentral war, und ein Verständnis der englischen Reformation ohne ein Verständnis von Heinrichs VIII. Persönlichkeit nicht möglich ist, ist auf seinen Charakter ebenfalls einzugehen. Erst nach der Auseinandersetzung mit diesen grundlegenden Gegebenheiten kann der Verlauf der Reformation[17] selbst angegangen werden. Der Chronologie der Zeit folgend und auf wichtige Sachverhalte eingehend, wird „des Königs große Angelegenheit“[18] in Bezug auf die Fragestellung der Arbeit hin dargelegt und analysiert. Wo handelte Heinrich VIII. den Katholizismus verteidigend, wie er es gesagt hatte? Wo und warum öffnete er der Reformation die Tür? Da der König nach dem Bruch mit Rom zwar seinem Ziel der dynastischen Sicherung keineswegs näher war, aber eine weitere Lösung von Rom ihn dieser Angelegenheit auch nicht näher bringen würde, stellt sich im Anschluss an den Bruch die Frage, warum Heinrich VIII. der Reformation auch weiterhin ein Fortschreiten ermöglichte. Wie wurde die Loslösung vom Papst umgesetzt? Und erneut: Handelte er hier für die Kirche und gegen die Reformation, wie er es einst sagte? Die reformatorischen Maßnahmen, wie beispielsweise die Auflösung der Klöster, werden daher, soweit möglich wiederum chronologisch, analysiert. Da der König seinen Willen nicht ganz ohne Widerstand durchsetzen konnte, soll auch der Widerstand kurz behandelt werden. Unter anderem werden in Kapitel 6.2. die Ereignisse der Pilgrimage of Grace dargestellt und bewertet. Schließlich wird der weitere Verlauf Heinrichs VIII. Biografie und der englischen Reformation geschildert und ebenfalls auf die Fragestellung hin analysiert.

Auch einzelne Kapitel zur persönlichen Überzeugung des Monarchen sowie zu seinen Nachfolgern und deren religiöser Politik wären innerhalb dieser Fragestellung interessant gewesen. Um den Umfang der Arbeit zu begrenzen muss auf diese sowie auf viele weitere Details und Themenbereiche wie beispielsweise dem Widerstand neben den Aufständen des Nordens, aber leider verzichtet werden.

1.2. Quellen- und Forschungslage

Ob Shakespeare, Fraenkel, Elton oder Scarisbrick, Heinrich VIII. und sein Leben hat Literaten, Theologen, Historiker und viele weitere seit jeher beschäftigt. Entsprechend dieser großen Faszination ist die Menge an Literatur, die es zu Heinrich VIII., seinem Leben und seinem Wirken gibt, kaum überschaubar. Gleiches gilt für jene Literatur, die sich stärker auf den Aspekt der Reformation bezieht. Dagegen lassen sich Werke, die sowohl das Leben Heinrichs VIII. als auch die Reformation in England zu seiner Zeit thematisieren, eher fassen. Zu nennen sind hier besonders Keith Randells Henry VIII and the Reformation in England, David Newcombes Henry VIII and the English Reformation oder auch G.W. Bernards The King’s Reformation, welche eine Basis dieser Arbeit bilden.

Aufgrund der enormen Menge der Literatur ist es im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich die gesamten Werke zum Thema zu erarbeiten, weshalb eine Auswahl getroffen werden musste. So habe ich sowohl Werke älteren Datums, um frühere Ansichten, als auch neueren Datums, um den neuesten Forschungsstand zu gewährleisten, berücksichtigt. Um die Fragestellung aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten beinhaltet die Literaturliste ferner sowohl Werke englischer als auch deutscher Autoren. Durch das neueste Werk von David Loades aus dem Jahre 2007 ist auch der neueste Forschungsstand abgedeckt. Ziel dieser äußerst vielseitigen Zusammenstellung als Grundlage meiner Arbeit ist es, einen möglichst breiten Blick auf das Thema zu erlangen, um dadurch so objektiv wie möglich die Ereignisse beurteilen zu können.

Wie die Diskussion darum, ob es sich um eine Reformation von oben oder unten handelte,[19] so gibt es auch eine Kontroverse um die Position Heinrichs VIII. innerhalb der Reformation. War Heinrich VIII. selbst derjenige, der die gesamte Macht inne hatte und über alles alleine bestimmte, wie Scarisbrick es darlegte oder war er nur eine Marionette seiner Minister und war es in Wirklichkeit Thomas Cromwell, der die Reformation in England maßgeblich beeinflusste, wie Elton einst argumentierte?[20] Leider kann aus besagten Gründen auch auf diese Kontroversen nicht weiter eingegangen werden, doch soll an dieser Stelle zumindest darauf verwiesen sein. Außerdem soll dem Leser zum besseren Verständnis der vorliegenden Arbeit deutlich gemacht werden, dass in dieser Arbeit der Mittelweg zwischen beiden Thesen angenommen und zur Grundlage gemacht wird. Heinrich VIII. hat demnach weder seine gesamte Politik alleine beschlossen, noch hat er sich dem Willen seiner Minister gebeugt. Er ließ sich von seinen Ministern beraten, „gave ear sometimes to one, sometimes to another“, doch die Fäden behielt er stets selbst in der Hand, denn „Henry VIII was the principal architect of [his] religious policy“.[21]

Des Weiteren hat sich George Bernard vor allem mit seinem Buch The King’s Reformation, von David Loades als „book of great weight and erudition“[22] bezeichnet, auf dem Gebiet der englischen Reformationsgeschichte einen Namen gemacht. Die dieser Arbeit zugrunde liegende Biografie ist an Uwe Baumanns Werk Heinrich VIII. angelehnt, das 1994 erschien, da sie einen genauen Einblick in die Materie bietet, ohne dabei, aufgrund ihres Detailreichtums, die großen Züge zu vernachlässigen. Alles Relevante lässt sich in dieser Darstellung sehr schnell und sehr gut nachvollziehen. Eine große Gesamtdarstellung zum Thema bietet das bereits genannte Werk von G.W. Bernard The King’s Reformation. Einer ebensolchen Monographie in deutscher Sprache fehlt jedoch bis heute.

Das wichtigste und grundlegende Quellenwerk sind die Letters and Papers, Foreign and Domestic, of the Reign of Henry VIII von J. S. Brewer, die bereits zwischen 1862 bis 1932 erschienen sind.[23] Ebenso sind die nach Sachgebieten geordneten State Papers und Calendars, in denen alle ausländischen Quellen, die sich auf das Thema beziehen, aufbereitet wurden, zu nennen. All diese relevanten Quellen sind in dem Band von Eberhard Jacobs und Eva de Vitray sowie in den Documents of the English Reformation von Gerald Bray hervorragend veröffentlicht worden, weswegen sich die Quellenarbeit dieser Arbeit auf jene Quellensammlungen bezieht.

Einen weiteren sehr guten und kritischen Überblick über die gesamte Literatur- und Quellenlage zum Thema, der weit über das Maß, welches hier dargestellt werden kann, hinausgeht, findet sich in Jonathan Wrights Essay „The King's Great Matter: Putting the Henry Back into the Henrician Reformation“. Wright erläutert hier die Positionen der unterschiedlichen Forscher, kommentiert diese und übt auch wie im Bezug auf Ethan Shagons These, dass Elisabeth Barton lediglich ein Werkzeug der Gegner des Königs gewesen sei, Kritik an verschiedenen Ansichten.[24]

2. Ausgangssituation

2.1. England zu Beginn des 16. Jahrhunderts

Um die Ereignisse der Geschichte zu verstehen ist es immer nötig auch einen gewissen Einblick in die Zeit davor und damit in die Ausgangssituation zu haben. So basierte die Reformation im Heiligen Römischen Reich auf Gegebenheiten, die laut Hans-Dieter Gelfert förmlich nach Reformation schrien, wogegen in England eine „Phase der Konsolidierung“ und damit eine völlig andere Stimmung herrschte. Etwa 150 Jahre zuvor unter John Wyclif, als die Bauern sich gegen die Grundherren erhoben hatten, wäre Gelfert zufolge eine Reformation in England daher wesentlich eher zu erwarten gewesen.[25] Die Lollarden, Wyclifs Anhänger blieben jedoch der einzige Überrest dieser Geschehnisse.

England hatte in jener Zeit eine bäuerlich-ländliche Gesellschaft, die sich wenig von früheren Jahrhunderten unterschied. Entsprechend hafteten der christlichen Religion auch noch sehr die alten heidnischen Bräuche an. Viele ländliche Feste aus der Zeit des Mittelalters wurden auch in der Ära Heinrichs VIII. beibehalten. Das religiöse Leben war

daher insgesamt sehr ikonoklastisch.[26] Besonders die vielen uns überlieferten Robin Hood Geschichten bezeugen das Bild einer aktiven katholischen Nation. Es handelte es sich also nicht um eine proto-protestantische Gesellschaft, sondern im Großen und Ganzen um eine Gesellschaft, die „faithful to the Catholic faith“ war.[27]

Oft heißt es jedoch, dass im England des frühen 16. Jahrhunderts ein weit verbreiteter Antiklerikalismus herrschte. Dies war nicht der Fall. England war, wie beschrieben, ein sehr religiöses Land. Die Bevölkerung hatte den Ruf einer „formal piety“ und viele gaben bereitwillig Spenden für Heilige und gingen auf Wallfahrten. Kein anderes Land Europas genoss außerdem bessere Beziehungen zum Papsttum.[28] König und Papst regierten die Kirche in England, so Elton, Hand in Hand, wobei Elton aber auch anmerkt, dass dem Papst mehr Macht über die englische Kirche sowie Einfluss auf die englische Politik zukam als Historiker häufig zugeben. Beispielsweise wurden in keinem anderen europäischen Land so viele Bischöfe in der Regierung eingesetzt wie in England. Aber gerade diese vermeintliche Stärke der Kirche sollte sich im Verlauf der Geschichte als eine Schwäche auswirken, da die eigene Führung somit kaum noch „men of spiritual excellence and theological distinction“, also hochqualifizierte Theologen, vorweisen konnte.[29] Dennoch: „ [...] the English Crown was virtually the only European power still to take seriously the claims to spiritual headship and pious devotion put forth by the [.] Holy See“.[30]

Christopher Haigh hat mit dem Vorurteil des Antiklerikalismus in seinem Essay „Anticlericalism and the English Reformation“ bereits 1987 aufgeräumt, in dem er den Klerus und die Zustände innerhalb der Kirche analysierte. So fand er zum Beispiel heraus, dass es viel mehr Priester gab, als Pfarreien, die diese hätten übernehmen können. Das Betreuungsverhältnis für die Bevölkerung war demnach gut.[31] Außerdem stieg die katholische Frömmigkeit in der Zeit vor der Reformation eher an anstatt nachzulassen. Auch Diarmaid MacCulloch widerlegte 1995 die These des Antiklerikalismus als Ursache der englischen Reformation und stellte fest, dass es innerhalb der Kirche damals vieles gab, das „good“, vieles, das „indifferent“ und nur wenig, das „disastrous“ war. MacCulloch entsprechend waren 1509 die einzigen Probleme der Kirche aus der Selbstgefälligkeit des Erfolges geboren.[32]

Die sogenannte Häresie hingegen war im frühen 16. Jahrhundert vermutlich sowohl geographisch als auch sozial nur begrenzt verbreitet und wurde von der breiten Masse abgelehnt.[33] Auch die Kirche der Zeit war Haighs Analyse gemäß in England keine, wie oft angenommen, ausschließlich korrupte oder repressive Institution, deren Situation dringende Reformen erforderte. Daraus resultierte, dass auch die Menschen nicht nach Reformen verlangten und auferlegte Veränderungen meist ohne Enthusiasmus oder Zustimmung aus der breiten Bevölkerung umgesetzt wurden. Die generelle Zufriedenheit der Menschen mit der Kirche verhinderte somit eine schnelle Verbreitung des Protestantismus, anders als auf dem Kontinent. Da jedoch viele reformatorische Schriften, wie etwa William Tyndales Obedience of a Christian Man über den Handel und die Häfen nach England gelangten, waren Luthers und andere reformatorische Ansichten und Lehren in England aber verbreitet und wurden diskutiert.[34] Die folgende Reformation in England führte aus all diesen Gründen letztlich nicht zu einem protestantischen, sondern zu einem geteilten England.[35] Bemerkenswert ist, dass die englische Reformation, trotz der Konflikte in Bristol, Gloucester, Oxford oder Rye in den 1530er Jahren, oder in Canterbury und London in den 1540er Jahren[36], weniger blutig als auf dem Kontinent ablief.[37] Die Reformation wurde also zu einem Kampf, überwiegend friedlich, aber nicht „uneventful“.[38]

Antiklerikalismus war damit also keine generelle Erscheinung und anstelle einer Ursache vielmehr eine Folge der englischen Reformation.[39] Heinrich VIII. attackierte in der Folgezeit demnach keine moribunde, das heißt dem Untergang geweihte, völlig veraltete Institution Kirche und nachlassende Religion, sondern einen kräftigen und wachsenden Glauben.[40]

David Newcombe hingegen argumentierte, dass die Kirche generell, wie jede Institution, ständig reformbedürftig war. Im Erkennen dieses Bedarfs nach Reformation sah er sogar ein Zeichen von Gesundheit, vor allem, wenn die Kirche in der Lage war sich selbst zu erneuern.[41] Geoffrey Elton wiederum war davon überzeugt, dass der Antiklerikalismus im England des beginnenden 16. Jahrhunderts stark, ja sogar stärker als in Frankreich, gewesen sei. Dass sich das Volk bei der Befürwortung der neuen Lehre aber eher zurückhielt, lag Elton zufolge vor allem im Neid einiger Minderheiten gegenüber der Kirche, deren Besitz rund ein Viertel des Reiches ausmachte. Bei diesen Minderheiten handelte es sich um Gruppen wie Kaufleute oder dem Adel, also solche, die viel Macht besaßen und demnach keinesfalls vernachlässigt werden dürfen. Auch Grundherren beneideten die Kirche und ihre Güter.[42] Christopher Haigh benennt weiterhin die „common lawyers who coveted ecclesiastical litigation and the Court politicians who aimed to make or salvage careers by taking advantage of the king’s concern for the succession“ und die somit ebenfalls aus Neid dem Protestantismus offen gegenüber standen.[43] Jene Gruppen erhofften sich von einem Zusammenbruch der kirchlichen Macht die Übertragung kirchlicher Rechte und vor allem Reichtümer auf sich selbst und wurden dadurch oftmals zu Unterstützern der Reformation. Gerade diese „lokale Prominenz“ begünstigte ein Erstarken der neuen Lehre.[44] Die englische Krone hingegen hatte bisher meist Vorteile aus der engen Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche gezogen - so vor allem hinsichtlich finanzieller Natur.[45] Anzumerken ist hierbei Eltons Erkenntnis, dass der Reichtum der Kirche sehr zentralisiert war. Ein Großteil des Vermögens lag in der Hand einiger weniger Kleriker, wohingegen der einfache Klerus oft in einem „state near to destitution“, also in Armut, lebte.[46]

Alles in allem fasst Elton die Situation im England des frühen 16. Jahrhunderts passend zusammen, wenn er sagt, dass in England förmliche Frömmigkeit bereitwillig mit Antiklerikalismus vereint wurde. Einerseits gab es eben jene Frömmigkeit, die sich in Heiligenverehrung und Wallfahrten ausdrückte, andererseits gab es die vielen Geschichten über unehrliche Pfarrer und die weit verbreitete Annahme, dass der Zustand der Kirche in England sehr zerrüttet und labil sei.[47] Da der Prozess interner Reformen jedoch von der Kirche nicht verweigert und viele der Probleme von ihr selbst aufgedeckt und auch angegangen wurden, gab es wohl eine allgemein verbreitete Zufriedenheit bezüglich der Selbstreform der Kirche. Auch wenn die Anzahl der Kritiker eher gering blieb, so gab es aber auch immer jene, die aus Eigeninteresse, Kritik übten. Als Beispiel dienen hier die benannten Kaufleute.[48]

Die Reformation verdankte zwar einen Großteil ihres Erfolges dem Buchdruck, doch dies änderte nichts daran, dass Lesen und Schreiben bei rund 80% der Bevölkerung[49] nur sehr gestreut als Kenntnisse vorhanden waren.[50] Weil die neue Lehre aber vor allem auf dem Lesen der Bibel beruhte, war jenen Menschen der Protestantismus nicht oder nur schwer zugänglich.[51] Da diese Fähigkeiten in den höheren Schichten des Adels, der Kaufleute und auch bei den Handwerkern, sowohl bei Männern als auch Frauen gleichermaßen, weiter verbreitet waren, konnte die neue Konfession hier auch eher Zuspruch finden.[52] Die circa 10000 Theologen um 1540 konnten zumindest theoretisch alle sowohl in Englisch als auch in Latein lesen und schreiben.[53] Diese Verteilung war für die Verbreitung der reformatorischen Lehren insofern wichtig, als dass das Lesen erst die Kenntnisnahme der neuen Lehre ermöglichte. Auch für die Gesetze Heinrichs VIII. war diese Tatsache relevant, da auch hier eine Weitergabe nur dadurch erfolgte, dass es in fast jeder Gemeinde zumindest eine Person gab, die lesen und schreiben konnte. Hauptsächlich der Adel, Kaufleute, Besitzende, wohlhabende Bauern und Handwerker waren es demnach, die die Möglichkeiten zur Lektüre der neuen Schriften hatten. Die Hauptstützen der neuen Lehre wurden somit Minderheiten, aber Minderheiten in „key positions“.[54]

Neben der neuen religiösen Lehre erfasste zu jener Zeit noch eine weitere neue Denkrichtung Europa: der Humanismus. Dieser gelangte ursprünglich zwischen 1480 bis 1490 durch William Grocyn und Thomas Lineacre nach England, hatte dort aber letztlich hauptsächlich wegen Erasmus von Rotterdam starken Zulauf. Humanistische Ideen verbreiteten sich vor allem in den ersten zehn Regierungsjahren Heinrichs VIII. sehr schnell. So beeinflusste er Persönlichkeiten wie Katharina von Aragon, John Fisher oder Thomas More, doch außer More verstand wohl keiner, wie weitreichend die Ideen und Vorstellungen der Humanisten waren. Vielmehr behielt man den alten Glauben bei ohne sich der wirklichen Aussagen des Humanismus bewusst zu sein. Lediglich die Ansicht, dass Kirche und Staat dringend reformiert werden müssten, übernahm man, wobei ich an dieser Stelle ausdrücklich kenntlich machen möchte, dass man zwar Reformen, nicht aber die Reformation befürwortete. Das Ziel der Humanisten lag darin die Herren der damaligen Welt zu bilden, um so den Weltfrieden zu ermöglichen. In Heinrich VIII. glaubte man einen passenden Herrscher gefunden zu haben: „They looked to Henry VIII as a prince of peace“.[55] Und in der Tat fand der Humanismus an keinem anderen europäischen Hof so viel Zulauf wie am Hofe Heinrichs VIII., eine Tatsache, die auch auf die Reformationsgeschichte Englands Einfluss hatte.[56]

Festzuhalten ist, dass zum Regierungsantritt Heinrichs VIII. weder Unzufriedenheit mit der Kirche herrschte, noch dringende Reformen in der englischen Kirche nötig waren.[57] In Christopher Haighs Worten: „The fact that there was a Reformation does not mean that it was wanted [...]“.[58] Der Grund, weshalb es dann aber doch zu einer Reformation kam liegt im Willen des Königs und seinen dynastischen und politische Prioritäten begründet.[59] Zwar waren die Engländer an Zwiste zwischen dem Papst und dem englischen König gewöhnt, doch dieses Mal sollte es mehr als ein Streit werden.[60] Nach Heinrich VIII. sollte die Kirche in England nicht mehr länger eine unabhängige Provinz sein, die wie die Monarchie über eigene Parlamente, eigene Gerichte und über ein eigenes Rechtssystem verfügte. All dies stand nach Heinrich VIII. unter der Macht der Krone.

Um die eigene Macht abzusichern und zu untermauern, hatten alle Könige Englands des sehr instabilen 15. Jahrhunderts zu Beginn ihrer Herrschaft bisher stets versucht sich die Unterstützung der Kirche, beispielsweise durch Bestechung, zu sichern.[61] Auch die Regierungszeit Heinrichs VIII. begann zunächst weder mit Reformen noch mit irgendwelchen Anzeichen dafür. Das seit zwei Generationen anhaltende Bevölkerungswachstum hatte allerdings zu stärkerer Arbeitslosigkeit geführt. Infolgedessen mussten für die vielen Menschen neben Arbeitsmöglichkeiten auch ausreichend Nahrungsgrundlagen geschaffen werden. Als Folge des Bevölkerungswachstums und der Nahrungsmittel- und Güterknappheit begannen nun langsam die Preise zu steigen; die spätere Inflation sollte Heinrichs VIII. Politik noch beeinflussen.[62] Butcher hatte demographische Veränderungen infolge von Seuchen und Migration festgestellt. Der ökonomische Umsturz innerhalb der englischen Agrargesellschaft ging jedoch nur langsam vonstatten.[63] Im Zusammenbruch alter zugunsten neuer Strukturen als Folgeerscheinung des Aufschwungs der ländlichen Industrialisierung einerseits und im Niedergang der Städte andererseits sah Butcher aber den Grund für häretische Aktivitäten.[64] All dessen ungeachtet konnte Heinrich VIII. dank seinem Vater alles in allem jedoch ein gesichertes Erbe - im Land selbst wie auch in Europa - antreten.[65] Wie beim Antritt jedes neuen Herrschers erwarteten die Menschen von Heinrich VIII letztlich aber große Veränderungen. Wie groß diese Veränderungen sein würden, hätte sich wohl keiner der Zeitgenossen träumen lassen.

2.2. Trägerschichten der Reformation

Wer waren die Unterstützer der englischen Reformation? Diese Frage soll das folgende Kapitel klären. Zu den ersten Reformatoren Englands gehörten unter anderen William Tyndale, John Frith und Erasmus von Rotterdam.[66] Auch die bereits erwähnten Lollarden sind in diesem Zuge zu nennen, wurden jedoch, da sie zu jener Zeit nur noch als Untergrundbewegung von Handwerkern und Arbeitern tätig waren, in der Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen.[67] Es handelte sich hierbei um die Anhänger John Wyclifs, dem ersten Widersacher der Kirche in England.[68] Ihr Zentrum lag in Cambridge und Anführer war der Prior des Augustinerordens Robert Barnes.[69] Von der Kirche aber auch von weltlichen Herrschern wurden sie gefürchtet, da sie deren gesamte Machtposition untergruben sowie die festgeschriebenen Gesetze und Gebote in Frage stellten. Auch die breite, sehr konservative Bevölkerung lehnte sie ab. Dennoch gelang es den Lollarden immer wieder, vor allem dank des Buchdrucks, sich eine Anhängerschaft aufzubauen. Eine Welle von Verbrennungen in den Jahren 1510 bis 1512 bezeugt ihr verstärktes Wiederaufleben zur Zeit Heinrichs VIII. Regierungsantritts.[70] Hauptsächlich im Südosten des Landes, in Städten wie Essex, Kent oder London konnten sich die Lollarden halten. Dies ist wichtig zu wissen, denn überall, wo sie eine Anhängerschaft werben konnten, war auch der Protestantismus später stärker vertreten.[71] Dabei ist es sicherlich kein Zufall, dass es sich hierbei besonders um den Südosten Englands handelte. Die Nähe zum Kontinent und vor allem der dadurch erleichterte Zugang zu reformatorischen Schriften über die südlichen Hafenstädte begünstigten diese Vorgänge.[72] Hauptsächlich junge Menschen ließen sich von den Lollarden beeinflussen.[73] Als Beispiel hierfür sind die Studenten in Cambridge zur Zeit der White Horse Tavern zu nennen[74]. Der Einfluss auf jene Gruppe sicherte ihnen damit auch den Einfluss auf die zukünftigen Anführer der Kirche Englands. Obwohl sie auf die breite Bevölkerung also nur wenig Macht ausüben konnten, hatte doch diese gezielte Beeinflussung der zukünftigen Politiker und Berater der Monarchie einen indirekten, aber wichtigen Einfluss auf den Verlauf der späteren Reformation.[75]

Da im vorherigen Kapitel bereits festgestellt wurde, dass die breite Bevölkerung Englands zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Großen und Ganzen mit der Kirche zufrieden war und die reformatorischen Lehren eher ablehnte, konnte die Kritik gegenüber der Kirche nur besonderen Interessengruppen entstammen.[76] Dabei handelte es sich, wie gesagt, hauptsächlich um die privilegierten Schichten der Gesellschaft. Anwälte, Kaufleute, Grundbesitzer, humanistische Akademiker und vor allem der Adel waren daher besonders für die reformatorischen Lehren offen.[77] Da sie sich durch eine Schwächung der Kirche einen eigenen Machtgewinn erhofften, zeichnet sich der Einfluss der Politik somit bereits in dieser sehr frühen Phase der englischen Reformation ab. Diese Gruppen wurden letztlich zu den Hauptstützen des neuen Protestantismus in England.[78]

Zwar gab es sehr viele gesellschaftliche Unterschiede, doch in zwei Tendenzen sind sich die meisten Historiker einig: Zum einen waren es vor allem junge Menschen, wie Studenten, die der Reformation offen gegenüber standen, zum anderen tendierte der Süden mit seiner Nähe zum Kontinent eher zum Protestantismus, während der Norden meist eher dem alten Katholizismus verbunden blieb, wie auch die dortigen Aufstände 1536 und 1537 beweisen.

Junge Menschen, vor allem in London, bildeten laut Brigdon die Hochburg des Englischen Protestantismus. Beispielhaft dafür ist die Geschichte Robert Barnes’, der aus Wittenberg kam und die Reformation in England einzuführen versuchte.[79]

Was die geographische Einteilung in einen katholischen Norden und einen protestantischen Süden betrifft, so muss klar sein, dass diese Aussage nur bis zu einem gewissen Grad Gültigkeit hat. Nicht alle Engländer des Nordens blieben dem Katholizismus treu und nicht alle Engländer im Süden übernahmen den neuen Glauben. Hadleigh, im Südosten Englands, blieb beispielsweise, trotz allem Bemühen Cranmers die Stadt zum protestantischen Zentrum zu machen, konservativ. Die Protestanten blieben hier bis zur Regierungszeit Elisabeths I. eine Minderheit.[80] Doch selbst Historiker wie Dickens oder Haigh, die, was die Einführung der Reformation betrifft, völlig unterschiedlicher Ansichten waren, stimmen darin überein dem Norden im Gegensatz zum Süden eine generell konservative Tendenz zuzuschreiben.

Doch was vereinte die Reformierten Englands? Es war ihre Kritik. Diese bezog sich insbesondere auf Missbräuche wie „simony, pluralism, non-residence, nepotism, sexual misconduct, ignorance and benefit of clergy“[81] und basierte auf den Grundsätzen der Bibel. Dass die Kirche der Bevölkerung die Bibel in englischer Landessprache vorzuenthalten versuchte, werteten die Reformierten daher als einen Versuch die christliche Religion alleine in der Macht der Kirche und fern von den Menschen zu halten. Die bereits Reformierten riefen daher auch die restliche Bevölkerung dazu auf sich selbst bis zu einem gewissen Grad Gedanken über ihren Glauben zu machen. Wichtiger als all dies und die Reformierten verbindend war das zentrale Problem, welches für sie in der Frage lag, wie man das ewige Leben und wodurch man Erlösung erreichen konnte.[82]

3. Heinrich VIII. - Aspekte seiner Biographie

3.1. Kindheit und Jugend

Geboren am 28. Juni 1491 in der königlichen Residenz zu Greenwich, war Heinrich VIII.[83] das dritte Kind des Grafen von Richmond, Heinrich Tudor, und Elisabeth von York, mit deren Ehe die Rosenkriege beendet worden waren und in England wieder ein legitimierter Monarch herrschte. Heinrich VIII. war der zweite von insgesamt vier Söhnen, die aus dieser Verbindung hervorgingen, erreichte aber als einziger das Erwachsenenalter.

Über die Kindheit und frühe Jugend ist vergleichsweise wenig bekannt. Dies hat sicherlich damit zu tun, dass ursprünglich Heinrichs VIII. älterer Bruder, Arthur, König von England werden sollte. Als Zweitgeborener wurde der junge Heinrich erst nach dessen Tode am 2. April 1502 Anwärter auf den englischen Thron.[84] Aufgrund der schlechten Quellenlage zu Heinrichs VIII. Kindheit, rankten sich im Laufe der Zeit viele Mythen und Legenden um diese Zeitspanne.[85] Man weiß aber, dass Heinrich VIII. als Kronprinz streng behütet wurde und von seinem Vater kaum Eigenverantwortung oder Unabhängigkeit zugestanden bekam. Dennoch war Heinrich VIII. hoch gebildet. Bereits als Kind war er sehr belesen. Seine Lehrer, der Dichter John Skelton, der Theologe John Fisher und später William Hone, unterrichteten ihn vermutlich in ähnlicher Literatur, in der auch sein Bruder einst ausgebildet worden war. Hierzu gehörten Schriften Homers, Vergils oder Caesars. Heinrich VIII. war außerdem „außerordentlich sprachgewandt“ und „ungewöhnlich treffsicher im Ausdruck“.[86] Er sprach wohl mindestens fünf Sprachen,[87] „konnte singen, tanzen, und spielen“. Zudem schrieb er Gedichte und Lieder, wie zum Beispiel Pastime with good company.[88] Giustinian, der venezianische Botschafter am Hofe Heinrichs VIII. bestätigte dies 1520 als er schrieb:

„His majesty [Henry VIII.] is twenty-nine years old and extremely handsome ; nature could not have done more for him ; . . . he is very accomplished ; . . . speaks good French, Latin, and Spanish ; is very religious[89] ; hears three Masses daily when he hunts, and sometimes five on other days ; he hears the office[90] every day in the Queen’s chamber, that is to say, vespers and compline“.[91]

Von Thomas More wurde er zudem als „strahlend schöne[r] Jüngling, dessen kraftvolle, stattliche Erscheinung das vollkommene Abbild seiner hervorragenden geistigen Tugenden [sei]“ beschrieben.[92] Thomas More wurde er zudem als Daneben war Heinrich VIII. ein sehr religiöser Mensch. Täglich hörte er drei Messen, an jenen Tagen, an denen er nicht zur Jagd ging, sogar fünf. Nach David Loades kannte er außerdem die Schriften der Kirchenväter besser als ein Theologiestudent[93] und scheint schon in frühen Jahren Interesse an theologischen Debatten gezeigt zu haben. Auch wenn seine diesbezüglichen Kenntnisse vermutlich geringer einzuschätzen sind, als er sie selbst einschätzte, so waren sie für einen König doch außergewöhnlich.[94] Im Grunde aber war Heinrich VIII. ein „man of the humanist New Learning and an admirer of Erasmus“. Dies erklärt auch warum er der Kirche zwar regelmäßig zu den üblichen Feiertagen spendete, diese Spenden jedoch mehr einer gewohnten Verpflichtung als tiefer Überzeugung entsprangen. Großzügige Gaben für religiöse Tätigkeiten unterließ er nach Loades Angaben meist ganz.

Selbst so gut ausgebildet gab er dies als König später auch an sein Volk weiter. Er unterstützte Schulen und Universitäten und befürwortete die für die damalige Zeit sehr moderne Forderung nach einem Auslandsstudium Der König lebte Bildung regelrecht vor.[95] Erasmus schrieb dazu passend im Jahre 1519: „Am englischen Hof gab es mehr Gelehrte als an irgendeiner Universität“.[96]

Heinrich VIII. entsprach also physisch wie psychisch dem Idealbild der Zeit. Er war fromm, sportlich, gut aussehend, talentiert, stark, klug und elegant. In einem Wort: Heinrich VIII. war königlich. Das Bewusstsein über all jene Vorzüge seiner Person führte im Verlauf seines Lebens jedoch auch zu einer gewissen Überheblichkeit. Sich selbst reihte Heinrich VIII. in die christlichen Ritter des Mittelalters ein und verhielt sich, wie man noch sehen sollte, in der Folgezeit auch entsprechend.[97]

Durch den frühen Tod seines Bruders wurde der junge Heinrich am 18. Februar 1503 zum Prinzen von Wales ausgerufen und war damit der offizielle Thronfolger.[98] Da die Rosenkriege noch nicht allzu lange vorüber waren und man sich in einer unsicheren Zeit befand, unterstützte Lady Margaret Beaufort, die Großmutter Heinrichs VIII., ihren Enkel von Beginn an. Außerdem standen Heinrich VIII. ausreichend Berater zur Verfügung. Noch im selben Jahr, genauer Ende Juni 15 03,[99] wurde er mit Katharina von Aragon,[100] der Witwe seines verstorbenen Bruders, verlobt.[101] Dieses Ereignis sollte für die weitere Entwicklung der englischen Kirche noch zu einem zentralen Punkt werden.

Nach dem Tode Heinrichs VII. übernahm sein Sohn als Heinrich VIII. am 29. Juni 1509 schließlich den englischen Thron. Von Anfang an lasteten auf ihm die Erwartungen nach einer goldenen Zeit. Und Heinrich VIII. vermochte tatsächlich diese Hoffnungen für zwanzig Jahre zu erfüllen. Mit der Scheidung und dem religiösen Wandel gegen den Willen des Volkes sollte sich dies jedoch ändern. Auch die Zeitgenossen sahen in Heinrich VIII. damit nicht mehr den idealen König, sondern begannen in ihm Züge eines Tyrannen festzustellen, der seine eigenen Interessen über die der Allgemeinheit stellte „behaving in covert and corrupt ways, perverting justice and, most importantly of all, abandoning sage and open counsel for the ministrations of sycophants and flatterers“. Diese Ansicht über Heinrich VIII. als Tyrannen beweist der König später selbst im Hochverratsgesetz von 1534: Indem er es verbietet, ihn als Tyrannen zu bezeichnen, wird er zum Tyrann.[102]

3.2. Die Persönlichkeit Heinrichs VIII.

Mit zunehmendem Alter entwickelte sich der König in jeglicher Hinsicht immer mehr zum Ideal eines englischen Königs in der frühen Neuzeit. Er war der „Inbegriff jugendlicher Schönheit und Kraft“ und mit „körperlichen und geistigen Talenten geradezu verschwenderisch ausgestattet“.[103] Vor allem seine große und imposante körperliche Erscheinung, wie die im Tower von London[104] ausgestellte Ritterrüstung des Königs noch heute verdeutlicht, erklärt möglicherweise auch, warum es ihm möglich war, so manche politischen Veränderungen durchzusetzen.[105] Heinrich VIII. war nicht nur laut seiner Position eine Führungspersönlichkeit, sondern hatte auch durch sein Erscheinungsbild diese Wirkung auf seine Untertanen. Richard Rex fasst diesen Aspekt treffend zusammen, wenn er sagt, dass Heinrich VIII. Kronrat und Parlament dominieren konnte. Auch in der Öffentlichkeit sollte diese Dominanz demonstriert werden. So kam es zu einer „selbst­bewusste[n] Konstruktion einer für die Öffentlichkeit bestimmten Identität“.[106]

Dass Heinrich VIII. durch seine Ehefrauen berüchtigt wurde, ist eine Fehleinschätzung, vor allem wenn man bedenkt, dass viele Könige der Zeit ein sehr viel ausschweifenderes Leben führten. Seine Ehen „standen [...] unter dem Primat der Politik, und diese unter dem der Absicherung seiner Dynastie“. Das Erstarken der Reformation beweist dies. Auch wenn er durch diese Situation zu kirchenpolitischen Maßnahmen getrieben wurde, deren Konsequenzen er sicherlich nicht absehen konnte und die sicherlich auch nicht so von ihm gewollt waren,[107] so sind Heinrichs VIII. Frauen doch ein Indiz dafür, dass der König „Berge versetzen konnte, wenn es darum ging seinen Willen durchzusetzen“.[108] Hierin lässt sich auch sein Talent erkennen „Gewissen und Zweckmäßigkeit, Selbstgerechtigkeit und Eigeninteresse geschickt miteinander zu verbinden“.[109] Heinrich VIII. hatte gewisse Ansichten. In England gab es bestimmte Prinzipien. Doch um seine Ziele zu erreichen verbog der König, wie sich in der vorliegenden Arbeit häufig zeigt, bereitwillig sowohl seine eigenen Ansichten wie auch die Grundsätze seines Landes. Obwohl er ein gelehrter und intelligenter Mann war, so waren, wenn es um das Erreichen dieser Ziele ging, seine Handlungen nur wenig von Vernunft bestimmt. Sein „sinnloses ehrgeiziges Ringen“ mit Frankreich um die Festung Boulogne, das England in finanzielle Probleme stürzte, dient hier nur als ein Beispiel.[110]

Letztlich kann man sagen, dass Heinrich VIII. ein Mensch voller Widersprüche war. Er war hoch gebildet, geschickt, das Ideal des damaligen Hofmanns. Andererseits war seine scheinbar so machtvolle Persönlichkeit jedoch geprägt von Sensibilität und Unsicherheit.[111] Und so widersprüchlich Heinrichs VIII. Charakter war, so widersprüchlich sollte auch seine Politik in der Folgezeit werden.

3.3. Heinrich VIII. als König

3.3.1. Die ersten Jahre: 1509 bis 1527

Mit dem Tode Heinrichs VII. am 22. April 1509 bestieg Heinrich VIII. noch am selben Tag den Thron.[112] Da er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht das achtzehnte Lebensjahr vollendet hatte, konnte seine Krönung erst nach seinem Geburtstag stattfinden. Am 29. Juni des Jahres 1509 wurde Heinrich VIII. offiziell König von England, ein Ereignis, das von der Bevölkerung mit sehr viel Jubel begleitet wurde. Das englische Volk sowie Gelehrte in ganz Europa erwarteten mit dem Beginn der Regierungszeit dieses neuen, jungen Monarchen auch den Beginn eines goldenen Zeitalters, eines „new age of magnanimous, open kingship“.[113] Grund dafür war vor allem die Unbeliebtheit seines Vaters aufgrund hoher Steuern und der verhassten Steuereintreiber Richard Empson und Edmund Dudley.[114]

Die grundsätzlichen Voraussetzungen für die Thronfolge Heinrichs VIII. waren gut. Er konnte auf ungewöhnlich königstreue Untertanen und Beamte zurückgreifen, da die meisten froh waren, dass es endlich wieder eine geordnete Monarchie und klare Verhältnisse gab, die die Gefahr des Wiederauflebens der großen Kämpfe des vorherigen Jahrhunderts begrenzten.[115] Dennoch war Heinrich VIII. auf die Unterstützung des Adels angewiesen und brauchte diesen, um seine Erlasse in den Grafschaften praktisch umsetzen zu können. Ebenso waren sein Beamtenapparat sowie Zuspruch und Rückhalt seitens des Volkes unerlässlich. Der König handelte allerdings nicht auf der Basis von Anfragen und Bittschriften, wie man fälschlicherweise annehmen könnte, sondern von Anordnungen und Befehlen.[116] Tatkräftig unterstützt wurde er von seinem Regierungsantritt an neben seiner Großmutter von seinen Beratern William Warham, Richard Fox und John Fisher. Heinrich VIII. wurde so zu einem souveränen Anführer und von jedem angesehen.[117] Zwar erwarteten viele mit dem Regierungsantritt große Veränderungen, doch einerseits erforderte die Situation in England zu jener Zeit keine Reformen und andererseits wollte man die Ruhe und den Frieden nicht gefährden. So begann eine ruhige Zeit, die geprägt war von Festen und Banketten, Tänzen und Turnieren, Jagden und Wettkämpfen und aus allem ging Heinrich VIII. erfolgreich hervor.[118] „Draufgängerisch [...] lebte der junge Monarch [...] den Kodex des spätmittelalterlichen Ritters, mit dem Doppelideal der Ehre und des Kriegsruhms“.[119] Damit wurde „eine höfische Welt der Ritterlichkeit; [in der er selbst] zum Ideal des [...] längst überlebten kühnen Recken, zum tapferen, treuen und unbesiegbaren Streiter für Ehre, Ruhm und Unsterblichkeit“ stilisiert wurde, geschaffen. Die schlachterprobten Könige des Mittelalters dienten dabei als Vorbilder. Was Heinrich VIII. suchte, war „Ehre, Ruhm und Unsterblichkeit“. Diese Suche würde sich schon bald in seinen Kriegen äußern und eine erste Ankündigung bot sein öffentlicher Schwur, den französischen König schon bald in die Schranken zu weisen. Lediglich die politische Lage Europas zu jener Zeit verhinderte ein sofortiges Vorgehen des jungen Monarchen.[120]

Um sich Popularität zu verschaffen, ging Heinrich VIII. zunächst auf die Beschwerden des Volkes ein. Die beiden verhassten Finanzkommissare Richard Empson und Edmund Dudley wurden infolgedessen wegen angeblichem Hochverrat bereits am 24. April 1509 verhaftet und, obwohl sie nachweisen konnten, dass sie lediglich Anweisungen Heinrichs VII. befolgt hatten, im August 1510 hingerichtet.[121] Niccolo Machiavelli schrieb dazu: „Ein Herrscher darf sich also um den Vorwurf der Grausamkeit nicht kümmern, wenn er dadurch seine Untertanen in Einigkeit und Ergebenheit halten kann“.[122] Obwohl Heinrich VIII. mit diesen Hinrichtungen scheinbar die Untaten bezüglich der Steuerbelastung für das Volk durch seinen Vater beglich, so änderte er in seinen eigenen Steuererhebungen nicht viel. Dies beweisen die wiederholten, wenn auch kleineren Aufstände Mitte der 1520er Jahre.

Innenpolitisch behielt Heinrich VIII. auf Rat seiner Berater[123] für den Anfang den auf Ausgleich bedachten Kurs seines Vaters bei. Zudem setzte er sich an die „Spitze einer neuerlichen Unterdrückung der Lollarden“.[124] Doch schon früh sollte sich dieser Kurs ändern.[125] Zunächst zielte er auf die Integration von Wales, Schottland und Irland ab sowie die Annexion Frankreichs. Ende der 1530er gelang ihm dieses Ziel in Wales, sodass der Süden gesichert war. 1541 nahm Heinrich VIII. zudem den Titel des Königs von Irland an, obgleich nur ein Teil der Insel unterworfen war.[126] In Schottland konnte er das Ziel dagegen nie erreichen. Erst nach dem Tode Elisabeths I. wurden die beiden Königreiche unter Jakob I. 1603 vereint. Auch die Annexion Frankreichs blieb ein lebenslanges, doch unerreichtes Ziel.

In religiöser Hinsicht machte der neue König das was von ihm erwartet wurde. Seine Frömmigkeit lebte er mit großem Eifer aus und er war ein „loyal son of Rome“[127] Sogar zu einer einzigen Wallfahrt nach Walsingham ließ er sich hinreißen.[128]

Mit dem Beginn der Aktivitäten Martin Luthers in Wittenberg begann auch die Auseinandersetzung mit der neuen Lehre in England. Am 12. Mai 1521 wurde die neue Lehre zum ersten Mal öffentlich wahrgenommen, als Bischof Fisher von Rochester nach der Hinrichtung des Herzogs von Buckingham zwei Stunden lang über die Gottlosigkeit des Reformers predigte. Im Anschluss an diese Predigt verkündete Kardinal Wolsey Luthers Verdammung und Luthers Schriften wurden öffentlich mit dem Ziel verbrannt, „[...] jene verdammenswerten und die Luft verpestenden Irrtümer und Ketzereien, die Luther verzapft hat, in diesem Königreich auszurotten, damit sie hier nicht als schädliche Dornensträucher Wurzeln schlagen“.[129] Diese Verbrennung wurde unter der Überschrift Pope’s Sentence against Martin Luther im Mai 1521 festgehalten:

„[...], and ther the By shop of Rochester made a sermon, by the consentinge of the whole clergie of England, by the commandment of the Pope, against one Martinus Eleuthereus, and all his workes, because hee erred sore, and spake against the hollie faithe; and denounced them accursed which kept anie of his bookes, and there were manie burned in the said church yeard of his said bookes duringe the sermon, which ended, my Lord Cardinall went home to dinner with all the other prelates[130]

William Warham riet Wolsey darüber hinaus, dass man nicht nur Luthers Bücher, sondern auch seine Anhänger verbrennen sollte, denn er glaubte, dass diese „neuen Schreiber“ genauso schlimm wie Luther seien.[131] Jeder, der Luthers Schriften weiterhin las, machte sich fortan der Ketzerei schuldig.[132] An dieser Stelle wird ein erster Schritt unternommen, um die Häresie schon im Keime zu ersticken. Noch im selben Jahr, im Juli 1521, veröffentlichte Heinrich VIII. seine Schrift Assertio septem Sacramentorum, für die er vom Papst den Titel defensor fidei erhielt. In dieser frühen Phase der Reformation entstanden auch jene in der Einleitung genannten Zitate, in denen Heinrich VIII. sich verpflichtete, der neuen Lehre Einhalt zu gebieten und die Heilige Katholische Kirche zu verteidigen. Und in jener frühen Phase hielt sich Heinrich VIII. noch an seine Aussagen.

Ein weiteres wichtiges Ereignis dieser Zeit ist die Geschichte um Richard Hunne, wegen dem es zu Streitigkeiten zwischen dem Bischof von London und der weltlichen Gerichtsbarkeit kam. Hunne war wegen der Begräbnisabgaben für die Bestattung seines verstorbenen Kindes in Zwist mit seinem Vikar geraten, wurde der Häresie beschuldigt, verhaftet und in das Gefängnis des Bischofs in die St. Paul’s Kathedrale gebracht. In seiner Zelle wurde er am 4. Dezember 1514 erhangen aufgefunden. Da man vermutete, dass Hunne erhangen worden war, führte dies zu großem Aufruhr. Das Londoner Untersuchungsgericht klagte daraufhin drei Berater des Bischofs wegen Mordes an. Der König wurde schließlich angerufen und entschied letztlich über den Fall:

„By the permission and ordinance of God we are King of England: and Kings of England in past times never had any superior but God only. Therefore, know you well, that we will maintain the right of our crown, and of our temporal jurisdiction, as well in this as in all other points, in as ample a manner as any of our predecessors have done before our time“.[133]

Dies war eine klare Ansage des Königs, keinen Herrscher auf Erden über sich zu dulden. Hunne, der mit dem Fall aber als Häretiker verdammt worden war, wurde am 20. Dezember 1514 in Smithfield als solcher verbrannt.[134] Alles in allem war der Fall nicht ordentlich gelöst worden. Heinrich VIII. hatte sich in dieser Situation gegen die von ihm eigentlich zu verteidigende Kirche gestellt, andererseits durch die Begnadigung der Mörder Hunnes diese wiederum auch verteidigt. Der Mittelweg Heinrichs VIII. wird hier zum esten Mal deutlich. Dennoch war die Sache nicht endgültig beigelegt, sondern, um in David Loades Worten zu sprechen: „layed down und revived fourteen years later under different circumstances“.[135]

Außenpolitisch behielt Heinrich VIII. anfangs die Richtung Heinrichs VII. bei, verließ aber auch hier schon bald die behutsame außenpolitische Linie seines Vaters.[136] Mit Heinrich V. zum Vorbild wollte er „die glorreichen Tage des Hundertjährigen Krieges durch eine Invasion in Frankreich wieder aufleben lassen“. Den perfekten Vorwand lieferte ihm Papst Julius II., der England um Unterstützung gegen Frankreich bat.[137] Offizieller Kriegsgrund wurde 1512 so Heinrichs VIII. „horror at Louis’ rebellion against the pope’s authority“.[138] Zum Wohl der Kirche plante der englische König fortan eine Art Kreuzzug gegen den französischen König, der wegen seiner Ambitionen in Norditalien mit dem Papst in Streit lag.[139] Es wird an dieser Stelle deutlich, dass Heinrich VIII. den Papst und die Kirche verteidigte und somit zu seiner Aussage stand. Da Kriege mit Frankreich in England eine lange Tradition hatten zog Heinrich VIII. von 1512 bis 1514 schließlich mit voller Unterstützung aus Volk und Adel sowie der Zuversicht auf einen schnellen und leichten Krieg, mit einer Armee von rund 30000 Soldaten, die alle mit Rüstungen und den neuesten Waffen ausgestattet waren, in den Krieg gegen Frankreich und, aufgrund der schottisch­französischen auld alliance, auch gegen Schottland.[140] 1513 schlug der englische König die Franzosen persönlich bei Therouanne und auch in der berühmten Sporenschlacht von Guinegate am 16. August 1513 war England gemeinsam an der Seite Kaiser Maximilians I. siegreich.[141] Auch die Schotten konnten, unter der Führung Katharinas von Aragon, im Herbst des Jahres 1513 bei Flodden geschlagen werden.[142] So kehrte Heinrich VIII. als ruhmreicher Sieger, das Prestige seines Landes in der Welt beträchtlich gestärkt, in seine Heimat zurück.[143] Ein Bündnis vom März 1514 zwischen Spanien, Frankreich und später auch dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation sorgte aber dafür, dass England nun zunehmend in politische Isolation geriet. Die zuvor guten Beziehungen nach Spanien sowie zum Kaiser wurden sehr gespannt.[144] Neben dieser Auswirkung ist der Krieg für die folgende Geschichte in sofern relevant, als dass mit ihm und vor allem durch den Friedensschluss mit Frankreich „der erste der beiden wichtigen Minister Heinrichs zur Macht empor stieg: Thomas Wolsey“,[145] der in der Folgezeit eine steile theologische wie politische Karriere bis hin zum päpstlichem Legat und Lordkanzler erleben sollte.[146] Ein weiteres wichtiges Ereignis, welches sich in Folge dieses Krieges auftat, ist der Zwist zwischen Heinrich VIII. und dem Papst. Dabei ging es um die Einsetzung des Bischofs der bis 1529 von den Engländern besetzten Stadt Tournai. Heinrich VIII. wollte, dass Thomas Wosley, der ihn im Krieg so unterstützt hatte, Bischof von Tournai werden sollte. Frankreich hatte jedoch einen eigenen Bischofsanwärter und dieser appellierte um Unterstützung an Rom. Heinrichs VIII. Aussage von 1516, er sei „supreme power and lord and king in the regality of Turnai without recognition of any superior“ sowie der Streit um den Bischofsstuhl, endeten in Papst Leos X. Androhung der Exkommunikation.[147] Erneut lässt sich das Streben des englischen Monarchen nach uneingeschränkter Macht erkennen und es wird ebenfalls deutlich, dass er den Papst nicht als höhergestellt anerkennt.

Der Vertrag von London, unterzeichnet am 2. Oktober 1518, darf bei der Betrachtung Heinrichs VIII. erster Regierungsjahre nicht ignoriert werden, da es sich hierbei um das erste europäische Friedensdokument handelt, dass von allen großen europäischen Mächten unterzeichnet worden war. Er verpflichtete alle Signatarstaaten zum Frieden und verlangte bei Verstoß ein kollektives Vorgehen aller übrigen Staaten gegen den „Friedensbrecher“.[148] Mit dem Tod Kaiser Maximilians I. im Januar 1519 wurde der Vertrag jedoch hinfällig. Maximilian I. folgte sein Enkel Karl V. auf den Thron. Nachdem auch der französische König bereits wenige Jahre zuvor verstorben und ihm der junge König Franz I. gefolgt war, standen damit im Jahre 1519 drei junge Monarchen an den Spitzen von drei der mächtigsten Reiche Europas. Statt Frieden galt es für sie vielmehr, sich in Kriegen zu beweisen und sich mit Ruhm zu bedecken.[149] Da Heinrich VIII. seinen Ruhmesdurst bereits im Krieg gegen Frankreich hatte stillen können, war er es nun hauptsächlich, der den Frieden zu bewahren versuchte. Doch die Rivalitäten zwischen dem französischen und römisch-deutschen Herrscher brachen bereits zwei Jahre später, im Jahr 1521, aus und sollten die europäische Politik für lange Zeit beeinflussen. Auch die englische Politik sollte von diesen außenpolitischen Gegebenheiten vor allem bis 1527 bestimmt sein, zumal es im Land selbst zu jener Zeit eher ruhig blieb.[150] Heinrich VIII. stellte sich im Laufe der Zeit zwischen den habsburgisch-französischen Streitigkeiten mal auf die eine, mal auf die andere Seite[151], ganz wie es ihm und seinem Land gerade am besten passte. Auch in diesem Verhalten wird deutlich, dass der König versuchte, alles zu seinen Gunsten zu drehen und zu nutzen. Prinzipien spielten dabei nur eine untergeordnete Rolle - eine Anmerkung, die für die Reformationsgeschichte in Heinrichs VIII. Regierungszeit noch relevant wurde.

Wesentlich relevanter als die militärischen Auseinandersetzungen ist Heinrichs VIII. Beziehung zu seiner ersten Ehefrau. Katharina von Aragon wurde in Juan Luis Vives Werk Intruction of a Christen Woman,[152] welches ihr gewidmet war, als „skillful, powerful and popular political figure“ beschrieben.[153] Sie galt weiterhin als „modest, obedient, intelligent, upright, calm, [and] wise“.[154] Im Alter von 16 Jahren war Katharina mit Heinrichs VIII. älterem Bruder Arthur verheiratet worden. Nach dem Tode Arthurs sollte der erst 12-jährige Heinrich der Mitgift wegen mit Katharina vermählt werden. Nachdem Katharina sowie ihre Hofdame Donna Elvira erklärt hatten, dass die Ehe mit Prinz Arthur nie vollzogen worden war,[155] erteilte Papst Julius II. am 26. Dezember 1503 per Dispens die Erlaubnis für eine Ehe zwischen ihr und dem jungen Heinrich VIII. Die Hochzeit wurde für den 28. Juni 1505, Heinrichs VIII. 15. Geburtstag angesetzt. Heinrich VIII. verweigerte die Eheschließung jedoch nur einen Tag zuvor, entschied sich letztlich aus fraglichen Gründen jedoch um und so wurden die beiden am 11. Juni 1509 in der Franziskanerkirche zu Greenwich verheiratet.[156] Die Annullierung dieser Ehe legte später den Grundstein der Anglikanischen Kirche. Die Ehe zwischen Heinrich VIII. und Katharina von Aragon verlief zunächst glücklich und harmonisch. Auf allen Festen erschienen die beiden gemeinsam und auch Heinrichs VIII. Äffären hielten sich für damalige Verhältnisse in Grenzen. So sind lediglich zwei oder drei Liebschaften des Königs bekannt und auch nur ein uneheliches Kind.[157] Als Katharina ihrem Mann am Neujahrstag 1511 einen Sohn schenkte, schien das Glück Heinrichs VIII. und Englands perfekt. Doch nur zwei Monate später sollte mit dem Tod des jungen Prinzen aus diesem Glück der Beginn für so manche, spätere „Bitterkeit und Ungerechtigkeit unter Henry“ werden.[158]

Am 18. Februar 1516 brachte Katharina die spätere Maria I.[159] zur Welt. Da in England jedoch noch nie zuvor eine Frau alleine das Land regiert hatte[160] und man zudem der Meinung war, dass eine Frau es nicht verhindern könnte, dass Fraktionen die Krone an sich reißen würden, war es so kurz nach dem Ende der Rosenkriege undenkbar, dass Maria Heinrichs VIII. Thronfolgerin werden könnte.[161] Nachdem die Königin insgesamt sechs Schwangerschaften durchlitten hatte und nur Maria sich entwickelte, wurde es zunehmend unwahrscheinlicher, dass Katharina England den nötigen Thronfolger gebären konnte.[162] Das Thronfolgeproblem Heinrichs VIII. war hiermit geboren. Neben den kuriosesten Ideen, wie beispielsweise der Verheiratung seines unehelichen Sohnes Heinrich FitzRoy[163] mit seiner Tochter Maria,[164] hatte Heinrich VIII. nun effektiv drei Handlungsalternativen, um seine Nachfolge zu sichern: Zum einen hätte er Heinrich FitzRoy, den er nach dessen Geburt sofort anerkannt und mit dem Titel Earl of Richmond ausgestattet hatte,[165] legitimieren und ihn somit zu seinem Nachfolger machen können. Da die Tudor-Dynastie jedoch noch sehr jung war, war die Gefahr, dass der junge Heinrich seinen Thronanspruch immer wieder aufs Neue hätte verteidigen müssen, zu groß. Zweitens hätte Heinrich VIII. Maria so schnell wie möglich verheiraten und darauf hoffen können, dass diese noch zu seinen Lebzeiten einen Sohn zur Welt bringen würde, der Thronfolger werden könnte. Da Maria aber noch sehr jung war und aufgrund ihrer kleinen Natur nicht den Anschein erweckte, als könne sie in naher Zukunft einen Thronfolger gebären, blieb Heinrich VIII. nur eine Alternative um die Dynastie zu sichern: Eine neue Frau.[166] Hinzu kam, dass die Schönheit der ohnehin sieben Jahre älteren Katharina aufgrund der vielen Geburten langsam verblasste, während Heinrich VIII. selbst in der Blüte seines Lebens stand.[167] Der Fortbestand der Tudor-Dynastie war gefährdet und trotz seiner harmonischen Ehe mit Katharina stellte der König die Sicherung der Thronfolge fortan allem voran. „[T]he king’s great matter“[168] bestimmte von nun an die Geschehnisse Englands.

3.3.2. Defensor Fidei

Traditionell trugen die Könige Frankreichs einen auszeichnenden kirchlichen Beinamen. Nachdem der französische König Ludwig XII. 1511 aber dem antirömischen Konzil von Pisa beigetreten war, bemühte sich Heinrich VIII. nun verstärkt um eine solche Ehrung.[169] Unbedingt wollte er auch dem englischen Königstitel eine religiöse Dimension hinzufügen.[170] In einem Brief vom 22. Mai 1516 schrieb Kardinal Wolsey an den Bischof von Worcester:

„Es ist bedauerlich, dass andere größeren Einfluss auf den Papst haben als ich und Gesandtschaften und Auszeichnungen empfangen haben, die ich nicht besitze. [...] Der König ist nicht erfreut, daß er nichts von dem Titel „Defensor Fidei“ gehört hat“.[171]

Heinrich VIII. hatte immer ein echtes Interesse an seinem Glauben gehabt und brachte sich schon früh in theologische Debatten ein. Dabei war er äußerst fromm, ohne es aber zu übertreiben.[172] Schließlich war Papst Julius II. bereit Heinrich VIII. einen Titel zu verleihen, allerdings unter der Bedingung, dass die Sache so lange geheim bleiben sollte bis der König der Kirche „weitreichende Dienste“ geleistet habe.[173] Heinrichs VIII. Verteidigungsschrift Assertio septem Sacramentorum adversus Martinum Lutherum edita ab invictissimo Angliae et Franciae rege et domino Hiberniae Henrico ejus nominee octavo,[174] die Verteidigung der sieben Sakramente gegen Martin Luthers De captivitate Babylonica ecclesiae, wurde im August 1521 in London gedruckt und im anschließenden Dezember veröffentlicht.[175] Sie war jener „weitreichende Dienst“. Der englische König ließ dem Papst am 14. September eine extra für diesen angefertigte, kostbare Abfassung zukommen, der er noch zwei handgeschriebene Zeilen mit der Aussage hinzufügte, dass dieser sein Geschenk nicht aus der Hand des Königs, sondern aus der Hand Gottes in Empfang nehmen möge. Außerdem war sein Sekretär angewiesen, dem Papst bei der Überweisung der Schrift den Beschluss des Königs kund zu tun, „[to] put a Stop to Heresies“, also die Ketzerei mit Gewalt auszurotten.[176] Der seit 1513 amtierende Papst Leo X. begann den Quellen zufolge sofort die Schrift mit Wohlwollen zu lesen und zeigte sich äußerst zufrieden und bewunderte Heinrichs VIII. Werk regelrecht.[177] Und in der Tat war die Assertio für das Werk eines Laien „not at all bad“.[178] Nun war der Papst auch mit der offiziellen Erteilung eines Titels an den König einverstanden und so wurde Heinrich VIII. durch eine Bulle vom 11. Oktober 1521 zum defensor fidei, dem Verteidiger des Glaubens.[179] In einem Schreiben des Papstes an Kardinal Wolsey wies der Papst aber auch auf die Verpflichtungen hin, die mit diesem Titel verbunden waren. So sollte Heinrich VIII. „gegenüber den Gefahren der Zeit handeln, die noch schlimmer seien als die Glaubenstrennung“. Gemeint war hiermit die Reformation sowie ein allgemeiner Frieden, vor allem mit Frankreich. Am 5. März 1524 wurde Heinrich VIII. die Titelzuweisung durch den neuen Papst Clemens VII. noch einmal offiziell in seiner Schrift auro bullata bestätigt. Hierin lobte der Papst ihn dafür, dass er stets „nicht bloß durch einzelne Taten, sondern immer seine Waffenmacht, wie auch die ihn auszeichnende Einsicht dazu verwendet [habe], Gott und die Religion zu schützen“.[180]

Heinrichs VIII. Assertio war laut Sierszyn eine der „antireformatorischen Schriften“. Die Lutheraner wurden darin als eine höllische Sekte, die sogar schlimmer als die Türken seien, bezeichnet und Luther als „Heinz von Gottes Ungnaden“ sowie als „Lügenmaul und Lästerzunge“ beschimpft.[181] Im Vorwort äußerte der englische König jene Aussagen, die in der Einleitung der vorliegenden Arbeit bereits erläutert wurden und durch die er sich verpflichtete die Katholische Kirche zu verteidigen und die reformatorischen Lehren zu bekämpfen.[182]

[...]


[1] Um Kontinuität zu gewährleisten werde ich in dieser Arbeit durchgängig die deutsche Entsprechung der Namen von Personen verwenden, soweit eine solche existiert. Da dies bei Gesetzen oftmals nicht möglich ist, verwende ich hierfür die original englische Bezeichnung.

[2] Jacob Burckhardt zitiert in Sierszyn, Armin: 2000 Jahre Kirchengeschichte. Band 3: Reformation und Gegenreformation, Holzgerlingen 320 05, S.284.

[3] Kielinger, Thomas: „Heinrich VIII. - der übel riechende Superstar“, in: Die Welt, URL: http://www.welt.de/kultur/article3593862/Heinrich-Vin-der-uebel-riechende-Superstar.html (03.06.2009).

[4] MENNINGEN, Peter: Die großen Tyrannen der Weltgeschichte, Paderborn 2005.

[5] Baumann, Uwe: Heinrich VIII., Reinbek bei Hamburg 21994, S.8.

[6] Loades, David: Henry VIII. Court, Church and Conflict, Richmond 2007, S.214f. / Baumann, U., S.7.

[7] Baumann, U., S.7.

[8] Schorn-Schütte, Luise: Die Reformation. Vorgeschichte - Verlauf - Wirkung, München 32003, S.77.

[9] Rex, Richard: Die Tudors, Essen 2006, S.56.

[10] Wird in dieser Arbeit von Häresie gesprochen, ist damit stets die Häresie als Irrlehre im negativen Sinne der Katholischen Kirche, ab dem Mittelalter auch gleichgesetzt mit der Ketzerei, gemeint. Ein Glaube also, der die definierte Doktrin der Katholischen Kirche ausdrücklich leugnet oder bezweifelt, nachdem die Taufe empfangen wurde. Vgl. Pill, David H.: The English Reformation. 1529-58, London 1973, S.219. / Werner, Ernst und Martin Erbstöber: Ketzer und Heilige. Das religiöse Leben im Hochmittelalter, Wien, Köln, Graz 1986, S.13f.

[11] Henry VIII, King of England: Assertio Septem Sacramentorum or Defence of the Seven Sacraments,

herausgegeben und eingeleitet von Rev. Louis O’Donovan, S.T.L., mit einem Vorwort von Seiner Eminenz James Cardinal Gibbons, Archbishop of Baltimore, New York u.a. 1908, S.152.

[12] Gemeint ist hier Martin Luther.

[13] Henry VIII (1908), S.154.

[14] Henry VIII (1908), S.48f.

[15] Henry VIII (1908), S.41.

[16] Loades, D., S.194.

[17] Über den Begriff „Reformation“ gibt es eine umfangreiche Kontroverse: Handelte es sich um einen Prozess oder ein Ereignis? War die Reformation von oben auferlegt oder von unten initiiert? Trifft der Begriff überhaupt auf die Sachverhalte in England zu? Im Rahmen dieser Arbeit kann auf jene Forschungsdebatten leider nicht eingegangen werden. Stattdessen verweise ich vor allem auf Haighs Artikel: Haigh, Christopher: „The Recent Historiography of the English Reformation“, in: Haigh, Christopher (Hrsg.): The English Reformation Revised, Cambridge 1987, S.19-33.

[18] Jacobs, Eberhard und Eva de Vitray (Hrsg.): Heinrich VIII. von England in Augenzeugenberichten,

Düsseldorf 1969, S.18.

[19] Laut Elton und Haigh war die englische Reformation eine schnelle, von oben, das heißt von der Regierung dem Volk aufoktroyierte. Dickens hingegen argumentierte mit einer antiklerikalen und antikatholischen Stimmung im Land, die gemeinsam mit starken Einflüssen der Lollarden zu einer schnellen Reformation aus dem Volk heraus, also von unten führte. Vgl. Elton, Geoffrey R.: Reform and Reformation. England 1509­1558, London 1981. / Haigh, Christopher: English Reformations. Religion, Politics, and Society under the Tudors, Oxford 1993. / Dickens, Arthur G.: The English Reformation, London 21968. / Newcombe, David G.: Henry VIII and the English Reformation, New York 1995, S.4.

[20] Elton, G. R. (1981), S.103. / Bernard, George W.: „The Making of Religious Policy. 1533-1546: Henry VIII and the Search for the Middle Way“, in: Historical Journal 41,2 (1998), S.321f.

[21] Bernard, G. W. (1998), S.321f.

[22] Loades, D., S.199.

[23] Jacobs, E. und De Vitray, E., S.397.

[24] Wright, Jonathan: „The King's Great Matter: Putting the Henry Back into the Henrician Reformation“, in: Reformation 12 (2007), S.192f.

[25] Gelfert, Hans-Dieter: Kleine Kulturgeschichte Großbritanniens. Von Stonehenge bis zum Millenium Dome, München 1999, S.84.

[26] Field, Sean: „Devotion, Discontent, and the Henrician Reformation: The Evidence of the Robin Hood Stories“, in: Journal of British Studies 41,1 (2002), S.7.

[27] Field, S., S.7.

[28] Elton, G. R. (1981), S.9.

[29] Elton, G. R. (1981), S.11f.

[30] Elton, G. R. (1981), S.9.

[31] Haigh, Christopher: „Anticlericalism and the English Reformation“, in: Haigh, Christopher (Hrsg.): The English Reformation Revised, Cambridge 1987, S.71.

[32] MacCulloch, Diarmaid: „Henry VIII and the Reform of the Church“, in: MacCulloch, Diarmaid (Hrsg.): The Reign of Henry VIII: Politics, Policy and Piety, Basingstoke und London 1995, S.160.

[33] Haigh, Christopher: „Introduction“, in: Haigh, Christopher (Hrsg.): The English Reformation Revised, Cambridge 1987, S.4f.

[34] MacCulloch, Diarmaid: Thomas Cranmer. A Life, New Haven 1996, S.26f. / Elton, G. R. (1981), S.126.

[35] Haigh, Christopher: „Conclusion“, in: Haigh, Christopher (Hrsg.): The English Reformation Revised, Cambridge 1987, S.209.

[36] Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.214.

[37] Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.209.

[38] Friedlich im Vergleich zur Reformation auf dem Kontinent, auch wenn die englische Reformation viele Leben, angefangen bei Thomas More, über die Aufständischen der Pilgrimage of Grace 1536 bis hin zu den Verfolgungen von Protestanten unter Maria I., kostete. Vgl. Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.214.

[39] Haigh, C. (1987) „Anticlericalism“, S.74.

[40] Haigh, C. (1987) „Introduction“, S.4.

[41] Newcombe, D. G., S.7.

[42] Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.211. / Newcombe, D. G., S.21. / Elton, G. R. (1981), S.19. / Elton, Geoffrey R.: Europa im Zeitalter der Reformation. 1517-1559, München 21982, S. 117.

[43] Haigh, C. (1987) „Anticlericalism“, S.73.

[44] Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.210.

[45] Newcombe, D. G., S.20.

[46] Elton, G. R. (1981), S.10.

[47] Elton, G. R. (1981), S.9f.

[48] Newcombe, D. G., S.9.

[49] Etwa 70% der Männer und 90% der Frauen konnten nicht lesen und/oder schreiben. Vgl. Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.213.

[50] Loades, D., S.116.

[51] Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.213.

[52] Loades, D., S.116. / Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.213.

[53] Loades, D., S.116.

[54] Field, S., S.10. / Haigh, C. (1987) „Conclusion“, S.213.

[55] Elton, G. R. (1981), S.13ff.

[56] Elton, G. R. (1982), S.117.

[57] Gelfert, H.-D., S.84.

[58] Haigh, C. (1987) „Introduction“, S.4.

[59] Newcombe, D. G., S.21.

[60] In der Geschichte Englands hatte es mehrfach Streitigkeiten zwischen dem König und der Kirche gegeben. Ein Beispiel hierfür ist die Auseinandersetzung zwischen Heinrich II. und Thomas Becket. Vgl. Newcombe, D. G., S.19.

[61] MacCulloch, D. (1995), S.160f.

[62] Elton, G. R. (1981), S.2f.

[63] Elton, G. R. (1981), S.2f.

[64] Laube, Adolf: „England und Deutschland im Zeitalter der Reformation“, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 29,7 (1981), S.1150. / Elton, G. R. (1981), S.2f.

[65] Elton, G. R. (1981), S.8.

[66] Newcombe, D. G., S.10ff

[67] Elton, G. R. (1981), S.11.

[68] Elton, G. R. (1982), S.117.

[69] Newcombe, D. G., S.12ff.

[70] Elton, G. R. (1981), S.11. / Field, S., S.10. / Brigdon, Susan: New Worlds, Lost Worlds: The Rule of the Tudors. 1485-1603, New York 2000, S.86f.

[71] Field, S., S.16.

[72] Siehe hierzu Abb. 1 auf S.112 der vorliegenden Arbeit. / Vgl. Field, S., S11. / Elton, G. R. (1981), S.4.

[73] Newcombe, D. G., S.14.

[74] An der Universität Cambridge hatte die Reformation einen ersten Halt gefunden. In der dortigen White Horse Tavern trafen sich von Beginn der 1520er Jahre an kleinere Gruppen reformiert Gesinnter, bekannt unter dem Namen Little Germany. Ihre berühmtesten Anhänger Robert Barnes, Hugh Latimer und John Frith wurden später alle als Häretiker verbrannt. Vgl. Elton, G. R. (1982), S. 117. / Haigh, C. (1993), S.58f.

[75] Elton, G. R. (1981), S.11. / Field, S., S.10. / Brigdon, S., S.86f.

[76] Haigh, C. (1987) „Introduction“, S.6.

[77] MacCulloch, D. (1995), S.169.

[78] Field, S., S.10.

[79] Field, S., S.10, 14.

[80] Field, S., S.12f.

[81] Simony: Das Kaufen oder Verkaufen von Kirchenämtern oder anderen spirituellen Dingen. Pluralism: Der Besitz von mehr als einer Pfründe zur selben Zeit. Non-residence: Dauerhafte Abwesenheit von einer Pfründe, die man gesetzlich innehat. Nepotism: Das Weiterreichen einer Pfründe oder eines kirchlichen Amtes an einen Verwandten. Sexual misconduct: Nicht-Einhalten des Zölibats. Ignorance and benefit of clergy: Die Befreiung des Klerus von weltlichen Gerichten. Vgl. Newcombe, D. G., S.14.

[82] Newcombe, D. G., S.17f.

[83] Siehe hierzu Abb. 2 auf S.113 der vorliegenden Arbeit.

[84] Baumann, U., S.10.

[85] Lord Herbert of Cherbury schrieb im Jahre 1649 beispielsweise, dass Heinrich VIII. eigentlich für eine Laufbahn in der Kirche ausersehen war. Aus Gründen, auf die hier leider nicht weiter eingegangen werden kann, ist diese Theorie jedoch zu verwerfen. Vgl. Rex, R. (2006), S.48. / Baumann, U., S.12. / Erbe, Michael: „Heinrich VIII. (1509-1547)“, in: Wende, Peter (Hrsg.): Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II., München 1998, S.31ff.

[86] Baumann, U., S.14.

[87] Englisch, Latein, Französisch, Spanisch, Griechisch und ein wenig Italienisch. Vgl. Baumann, U., S.23. / Erbe, M., S.32.

[88] Rex, R. (2006), S.48.

[89] Im Originalzitat durch Kursivierung hervorgehoben.

[90] Im Originalzitat durch Kursivierung hervorgehoben.

[91] Henry VIII (1908), S.74.

[92] Henry VIII (1908), S.74.

[93] Loades, D., S.177.

[94] Baumann, U., S.23.

[95] Henry VIII (1908), S.74.

[96] Jacobs, E. und De Vitray, E., S.27.

[97] Loades, D., S.177.

[98] Baumann, U., S.13f.

[99] Uwe Baumann gibt den 25. Juni 1503 an, wohingegen David Newcombe den 23. Juni 1503 als Datum der Verlobung angibt. Vgl. Baumann, U., S. 17. / Newcombe, D. G., S.25.

[100] Siehe hierzu Abb. 5 auf S. 114 der vorliegenden Arbeit.

[101] Newcombe, D. G., S.25.

Wright, J., S.195f.

Baumann, U., S.23.

Siehe hierzu Abb. 23 auf S.124 der vorliegenden Arbeit.

Siehe hierzu Abb. 3 auf S.113 der vorliegenden Arbeit.

Rex, R. (2006), S.47ff.

Erbe, M., S.33.

[108] Rex, R. (2006), S.47.

[109] Rex, R. (2006), S.61.

[110] Jacobs, E. und De Vitray, E., S.18.

[111] Erbe, M., S.31ff.

[112] Kluxen, Kurt: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 31985, S.178.

[113] Greg Walker zitiert in Wright, J., S.195.

[114] Baumann, U., S.20.

[115] Elton, G. R. (1981), S.22.

[116] Elton, G. R. (1981), S.24.

[117] Elton, G. R. (1981), S.22.

[118] Rex, R. (2006), S.49. / Baumann, U., S.25.

[119] Kielinger, T.

[120] Baumann, U., S.25f.

[121] Kluxen, K., S.178. / Elton, G. R. (1981), S.1, 35.

[122] Baumann, U., S.20.

[123] In der Forschung gibt es eine breite Debatte darüber, ob Heinrich VIII. seine Politik selbst bestimmte oder ob er nur eine Marionette seiner Minister war. Im Rahmen dieser Arbeit ist die detaillierte Ausführung dieser Forschungskontroverse leider nicht möglich. Nach sorgfältigem Abwägen der unterschiedlichen Standpunkte bin ich zu dem dieser Arbeit zugrunde liegenden Ergebnis gekommen, dass Heinrich VIII. sich wie beabsichtigt, von seinen Beratern hat beraten lassen und ihnen auch viele Freiheiten ließ. Arbeit und Entscheidungen delegierte er dabei jedoch, war stets auf dem Laufenden und hielt die Zügel seiner Politik fest in der Hand.

[124] Rex, R. (2006), S.50.

[125] Vogler, G., S.152.

[126] Elton, G. R. (1981), S.19. / Vogler, G., S.149f.

[127] MacCulloch, D. (1995), S.165.

[128] Elton, G. R. (1981), S.11.

[129] Jacobs, E. und De Vitray, E., S.80. / Henry VIII (1908), S.42. / Benrath, Karl: „Heinrich VIII. von England - Defensor Fidei“, in: Historische Zeitschrift 115 (1916), S.266.

[130] Henry VIII (1908), S.42.

[131] Jacobs, E. und De Vitray, E., S.80.

[132] Baumann, U., S.57. / Iserloh, Erwin, Glazik, Josef und Hubert Jedin: „Reformation, katholische Reform und Gegenreformation“, in: Jedin, Hubert [Hrsg.]: Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. 4, Freiburg, Basel, Wien 1967, S.384.

[133] McCann, Bill: „The case of Richard Hunne“, in: Story of London. A History of England’s Capital, URL: http://www.storyoflondon.com/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=360 (30.07.2009).

[134] Loades, D., S. 179. / McCann, B.

[135] Loades, D., S.179.

[136] Erbe, M., S.33.

[137] Rex, R. (2006), S.50f.

[138] MacCulloch, D. (1995), S.165.

[139] Rex, R. (2006), S.50f.

[140] Elton, G. R. (1981), S.33. / Rex, R. (2006), S.54f. / Kluxen, K., S.178.

[141] Erbe, M., S.34. / Kluxen, K., S.178.

[142] König James fiel am 9. September 1513. Vgl. Baumann, U., S.26ff. / Rex, R. (2006), S.54.

[143] Kluxen, K., S.178. / MacCulloch, D. (1995), S.46.

[144] Elton, G. R. (1981), S.40.

[145] Siehe hierzu Abb. 18 auf S.121 der vorliegenden Arbeit.

[146] Kluxen, K., S.178. / MacCulloch, D. (1995), S.46.

[147] MacCulloch, D. (1995), S.165.

[148] Baumann, U., S.47.

[149] Heinrich VIII. war 28 Jahre alt, Franz I. 25 und Karl V. gerade erst 19 Jahre alt. Vgl. Baumann, U., S.49f.

[150] Baumann, U., S.55.

[151] Kielinger, T.

[152] Das einflussreichste Buch der Zeit bezüglich Verhaltensregeln für eine Frau.

[153] Travitsky, Betty S.: „Reprinting Tudor History: The Case of Catherine of Aragon“, in: Renaissance Quarterly 50,1 (1997), S.164f.

[154] Elton, G. R. (1981), S.104.

[155] Baumann, U., S.17.

[156] Erbe, M., S.33. / Baumann, U., S.21.

[157] Elton, G. R. (1981), S.103.

[158] Rex, R. (2006), S.49f. / Baumann, U., S.58.

[159] Siehe hierzu Abb. 14 auf S.119 der vorliegenden Arbeit.

[160] Der Grund dafür lag in den Ehebestimmungen: Eine Königin durfte nicht unter ihrem Stand heiraten, die Vermählung mit einem ausländische Herrscher hätte aber die Übernahme Englands bedeutet, da nach damaligen Brauch, der Besitz der Braut an den Mann überging. Ein Problem, mit dem sich auch Elisabeth I. später konfrontiert sah und welches dazu führte, dass sie als Virgin Queen in die Geschichte eingegangen ist. Vgl. Baumann, U., S.60f.

[161] Newcombe, D. G., S.26. / Kielinger, T. / Baumann, U., S.60f. / Jokinen, Anniina: „King Henry VIII of England“, in: Luminarium. Anthology of English Literature, URL: http://www.luminarium.org/renlit/tudor.htm (14.07.2009).

[162] Elton, G. R. (1981), S.104. / Baumann, U., S.58. / Rex, R. (2006), S.59.

[163] Etwa neun Monate nach dem Michaelistag 1518 gebar Heinrichs VIII. Mätresse Elisabeth Blount einen Sohn, den der König auch sofort als seinen eigenen anerkannte. Vgl. Rex, R. (2006), S.59.

[164] Elton, G. R. (1981), S.104.

[165] Kielinger, T.

[166] Loades, D., S.78f.

[167] Elton, G. R. (1981), S.104.

[168] Vogler, G., S.152.

[169] Benrath, K., S.263f.

[170] Rex, R. (2006), S.57.

[171] Jacobs, E. und De Vitray, E., S.79.

[172] Rex, R. (2006), S.56f.

[173] Benrath, K., S.263f.

[174] Siehe hierzu Abb. 4 auf S. 114 der vorliegenden Arbeit.

[175] Benrath, K., S.267. / Vogler, G., S.152. / Henry VIII (1908), S.45.

[176] Vergleiche hierzu Kapitel 1.1. ab S.4. der vorliegenden Arbeit. / Benrath, K., S.267. / Henry VIII (1908), S.48.

[177] Benrath, K., S.268. / Henry VIII (1908), S.46.

[178] Loades, D., S.180.

[179] Benrath, K., S.269f. / Vogler, G., S.152.

[180] Benrath, K., S.274f.

[181] Sierszyn, A., S.282.

[182] Henry VIII (1908), S.152.

Ende der Leseprobe aus 131 Seiten

Details

Titel
Heinrich VIII. und die englische Reformation
Hochschule
Universität Trier
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
131
Katalognummer
V148323
ISBN (eBook)
9783640589463
ISBN (Buch)
9783640589821
Dateigröße
3421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Heinrich, VIII, Reformation
Arbeit zitieren
Tanja Weiler (Autor:in), 2009, Heinrich VIII. und die englische Reformation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148323

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