Achtsamkeit und ihre Bedeutung für das Wohlbefinden

Eine explorative Studie


Diplomarbeit, 2009

215 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ABSTRACT

I. THEORETISCHER TEIL
1. EINLEITUNG
2. ACHTSAMKEIT
2.1 Der Ursprung der Achtsamkeit und die Entwicklung der Achtsamkeit in der westlichen Wissenschaft
2.1.1 Achtsamkeit in der humanistischen Psychologie
2.1.2 Achtsamkeit in der Verhaltenstherapie
2.1.3 Achtsamkeit in der Positiven Psychologie
2.2 Begriffsbestimmung, theoretische Modelle
2.2.1 Das buddhistische Modell der Achtsamkeit
2.2.2 „Klassische“ Definition der Achtsamkeit nach Kabat-Zinn
2.2.3 Facetten der Achtsamkeit
2.2.4 Modelle der Achtsamkeit
2.2.4.1 Modell der Achtsamkeit nach Langer
2.2.4.2 Sternberg's Images of Mindfulness
2.2.4.3 Shapiro, Carlson, Astin und Freedman's „Model of Mindfulness“
2.2.4.4 Zwei-Komponenten-Modell der Achtsamkeit (Bishop et al.)
2.2.4.5 Goleman: Achtsamkeit als Grundlage der Emotionalen Kompetenz
2.3 Instrumente zur Erfassung von Achtsamkeit
2.3.1 Cognitive and Affective Mindfulness Scale
2.3.2 Five Facets Mindfulness Questionaire
2.3.3 Freiburger Fragebogen zur Achtsamkeit
2.3.4 Kentucky Inventory of Mindfulness Skills
2.3.5 Mindfulness Attention Awareness Scale
2.3.6 Mindfulness Questionaire
2.3.7 Toronto Mindfulness Scale
2.4 Achtsamkeit als Intervention
2.4.1 Mindfulness-Based Stress Reduction
2.4.1.1 Achtsamkeitsübung
2.4.1.2 Sitzmeditation
2.4.1.3 Body Scan
2.4.1.4 Yoga
2.4.1.5 Gehmeditation
2.4.1.6 Ein Tag voller Achtsamkeit
2.4.2 Mindfulness-Based Cognitive Therapy
2.4.2.1 Doing Mode
2.4.2.2 Being Mode
2.4.2.3 Das Acht-Sitzungen-Programm nach Segal et al
2.4.3 Dialektisch-Behaviorale Therapie
2.4.3.1 Therapiephasen
2.4.3.2 Fertigkeitentraining
2.4.4 Acceptance and Commitment Therapy
2.4.5 Wirksamkeitsstudien zum MBSR-Programm
2.4.6 Wirksamkeitsstudien der MBCT
2.4.7 Achtsamkeit und geistige Übungen
2.4.7.1 Aktuelle Forschungen im Bereich der geistigen Übungen
2.4.7.2 Relevante Studien
2.5 Geschlechtsspezifische Aspekte der Achtsamkeit
3. EMOTIONALE INTELLIGENZ
3.1 Historischer Abriss
3.2 Überblick über das Konstrukt
3.3 Modelle der emotionalen Intelligenz
3.3.1 Modell der emotionalen Intelligenz von Mayer, Salovey und Caruso
3.3.2 Modell der emotionalen Intelligenz von Bar-On
3.3.3 Modell der der emotionalen Intelligenz nach Goleman
3.3.4 Das Meta-Mood-Konzept
3.4 Achtsamkeit und emotionale Intelligenz
4. SELBSTWERT UND SELBSTWERTGEFÜHL
4.1 Überblick über das Konstrukt des Selbstwert
4.2 Achtsamkeit und Selbstwert
5. OFFENHEIT FÜR ERFAHRUNGEN
5.1 Überblick über das Konstrukt der Offenheit
5.2 Achtsamkeit und Offenheit
5.2.1 Achtsamkeit und Offenheit im Buddhismus
5.2.2 Achtsamkeit und Offenheit in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion
5.2.3 Zusammenfassung der Beziehungen Offenheit - Achtsamkeit
5.2.4 Relevante Studien
6. PHYSISCHE UND PSYCHISCHE GESUNDHEIT
6.1 Definitionen von Gesundheit
6.2 Lebenszufriedenheit als Aspekt der psychischen Gesundheit
6.2.1 Abgrenzungen bzw. Überschneidungen zu anderen Konstrukten
6.2.1.1 Subjektives Wohlbefinden
6.2.1.2 Lebensqualität
6.2.1.3 Glück (Happiness)
6.2.2 Achtsamkeit und Lebenszufriedenheit
6.3 Modell der Salutogenese
6.4 Gesundheit aus der Perspektive des Buddhismus
6.5 Achtsamkeit und Gesundheit
6.5.1 Relevante Befragungsstudien
6.5.2 Relevante Interventionsstudien
7. ZUSAMMENFASSUNG UND SCHLUSSFOLGERUNG FÜR DIE WEITERE FORSCHUNG

II. EMPIRISCHER TEIL
8. FRAGESTELLUNGEN UND HYPOTHESEN
8.1 Achtsamkeit und emotionale Intelligenz
8.2 Achtsamkeit und Selbstwert
8.3 Achtsamkeit und Offenheit für Erfahrungen
8.4 Achtsamkeit und Gesundheit
8.5 Achtsamkeit und Unterschiede in geistige Übungen
8.6 Achtsamkeit und Geschlechtsunterschiede
8.7 Zusätzliche explorative Fragestellungen
8.7.1 Kann Achtsamkeit die Gesundheit fördern?
8.7.2 Hat das Praktizieren geistiger Übungen einen Einfluss auf die weiteren untersuchten Konstrukte?
8.7.3 Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den anderen untersuchten Konstrukten?
8.7.4 Gibt es Interaktionseffekte (Geschlecht x geistige Übungen)
9. VERSUCHSPLAN UND METHODIK
9.1 Versuchsplan und geplante statistische Auswertung
9.2 Untersuchungsdesign
9.3 Stichprobe und Kriterien des Samplings
9.4 Messinstrumente
9.4.1 Vorüberlegungen zur Auswahl der Verfahren
9.4.2 Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI-R)
9.4.3 Gießener Beschwerdebogen (GBB)
9.4.4 Kentucky Inventory of Mindfulness Skills (KIMS)
9.4.5 Multidimensionale Selbstwertskala (MSWS)
9.4.6 NEO-Persönlichkeitsinventar (NEO-PI-R)
9.4.7 Skalen der psychischen Gesundheit (SPG)
9.4.8 Trait Meta Mood Scale (TMMS)
9.4.9 Angaben zur Person
9.5 Versuchsplanung - Drehbuch
9.6 Ethische und juristische Gesichtspunkte
9.7 Kritische Würdigung der Versuchsplanung
9.8 Versuchsdurchführung
10. ERGEBNISSE
10.1 Stichprobenbeschreibung
10.1.1 Verteilung des Geschlechts
10.1.2 Altersaufteilung
10.1.3 Schulabschluss
10.1.4 Berufsgruppen
10.1.5 Familienstand
10.1.6 Kinder
10.1.7 Aktuelle psychische Krankheiten
10.1.8 Aktuelle Medikamenteneinnahme
10.1.9 Aktuelle Psychotherapie
10.1.10 Teilnahme eines Kurses geistiger Übungen
10.1.11 Praxis geistiger Übungen
10.2 Hypothesenbezogene Fragestellungen
10.2.1 Achtsamkeit und emotionale Intelligenz
10.2.2 Achtsamkeit und Selbstwert
10.2.3 Achtsamkeit und Offenheit für Erfahrungen
10.2.4 Achtsamkeit und Gesundheit
10.2.5 Achtsamkeit und Unterschiede in geistigen Übungen
10.2.6 Achtsamkeit und Geschlechtsunterschiede
10.3 Weitere explorative Fragestellungen
10.3.1 Kann Achtsamkeit die Gesundheit fördern?
10.3.2 Hat das Praktizieren geistiger Übungen einen Einfluss auf die weiteren untersuchten Konstrukte?
10.3.3 Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den anderen untersuchten Konstrukten?
10.3.4 Gibt es Interaktionseffekte (Geschlecht x geistige Übungen)
11. ZUSAMMENFASSUNG UND DISKUSSION
11.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
11.2 Generalisierbarkeit der Ergebnisse
11.3 Korrelation mit den Achtsamkeitsfacetten
11.4 Achtsamkeit und emotionale Intelligenz
11.5 Achtsamkeit und Selbstwert
11.6 Achtsamkeit und Offenheit für Erfahrungen
11.7 Achtsamkeit und Gesundheit
11.7.1 Achtsamkeit und psychische Gesundheit
11.7.2 Achtsamkeit und Lebenszufriedenheit
11.7.3 Achtsamkeit und somatische Beschwerden
11.8 Achtsamkeit und Unterschiede in geistigen Übungen
11.9 Achtsamkeit und Geschlechtsunterschiede
11.10 Methodische Einschränkungen der Studie
11.11 Implikationen für die Praxis und Forschung
12. LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG A - Fragebogenkatalog

ABSTRACT

Achtsamkeit (mindfulness) - basierend auf buddhistischen Erkenntnissen - wird definiert als absichtsvolle, nicht wertende Aufmerksamkeit auf das bewusste Erleben im gegenwärtigen Moment (Kabat-Zinn; 2003b). In den letzten drei Jahrzehnten wurde Achtsamkeit immer mehr in die empirisch-orientierte klinische wie auch Gesundheitspsychologie einbezogen.

Die vorliegende Arbeit hat den Hintergrund, Zusammenhänge zwischen Achtsamkeit und Wohlbefinden bei der Normalbevölkerung herzustellen bzw. relevante Studien zu erhärten. Weiters sollen Unterschiede bei Praktizierenden von geistigen Übungen wie auch zwischen Männern und Frauen geprüft werden. Die Daten wurden mittels Fragebogen der zu untersuchenden Konstrukte Achtsamkeit, emotionaler Intelligenz, Lebenszufriedenheit, Selbstwert, Offenheit für Erfahrungen und Gesundheit (psychisch wie körperlich) an einer Stichprobe der Normalbevölkerung (N = 147) erhoben.

Die Hypothesen der Zusammenhänge aller untersuchten Konstrukte haben sich bestätigt. Die Ergebnisse zeigen, dass Achtsamkeit wichtige Verbindungen zu allen untersuchten Konstrukten eingeht, wie sie auch das Wohlbefinden fördert bzw. schützt. Weiters wurden Unterschiede zwischen Praktizierenden von geistigen Übungen wie auch des Geschlechts untersucht. Für AnwenderInnen von geistigen Übungen zeigte sich ein Einfluss der Achtsamkeit auf das Wohlbefinden wie auch emotionaler Intelligenz, Selbstwert und der Offenheit für neue Erfahrungen. Für den bis jetzt beinahe gar nicht untersuchten Bereich der Geschlechterdifferenzen war kein Unterschied zwischen Männern und Frauen zu finden.

Es konnten innerhalb dieser Arbeit nicht alle mit Achtsamkeit zusammenhängenden Konstrukte untersucht werden. Diese Arbeit demonstriert den enormen Umfang des Konstruktes Achtsamkeit mit Wohlbefinden und soll (neue) Hinweise liefern, in welche Richtung die Forschungen zukünftig führen sollen, Achtsamkeit bzw. Wohlbefinden zu steigern.

I. THEORETISCHER TEIL

1. EINLEITUNG

Achtsamkeit (mindfulness), eine absichtsvolle, nicht wertende Aufmerksamkeit auf das bewusste Erleben im gegenwärtigen Moment (Kabat-Zinn; 2003b), wird eine immer größer werdende Aufmerksamkeit von Seiten der Psychotherapie gewidmet. Achtsamkeit findet ihren Ursprung in der Philosophie des Buddhis­mus, der Achtsamkeit als das Kernstück der Lehren des Buddhas bezeichnet (Gunarantana, 1992; Hanh, 1999; Nanamoli und Bodhi, 1995). In der Psychotherapie wird sie sogar laut Hayes (2004, S. 5) als „dritte Welle“ der Verhaltenstherapie bezeichnet. Seit über 20 Jahren werden Achtsamkeits­Interventionen in der Klinik mit Erfolg angewandt.

Die Anzahl der Studien, begannen in den 1990er Jahren mit weniger als 90 Untersuchungen und erhöhten sich exponentionell auf über 600 (Stand: Okto­ber 2006) (Brown, Ryan & Creswell, 2007). Geprägt durch die mit Erfolg angewandten achtsamkeitsbasierenden Interventionen stieg das Interesse der Forschung und das Thema Achtsamkeit wurde auch in den Popularmedien immer beliebter. Dieses verstärkte Interesse an der Eigenschaft Achtsamkeit liegt nach Kabat-Zinn (2003a, b) darin begründet, dass durch die Forschung auf diesem Gebiet Erkenntnisse über die Interaktionen von Körper und Geist und somit neue Therapieansätze für die Behandlung von körperlichen und psychi­schen Erkrankungen gefunden werden können.

Achtsamkeit schafft neue Potenziale, um Situationen zu meistern, behauptet Fleur Wöss, eine Buddhismus-Expertin am traditionellen Marketing-Forum am 24. Oktober 2008 im Linzer Design-Center (Haas, 2008). Auch im Wirtschafts­leben könnten durch Achtsamkeit schwierige Situationen anders betrachtet und Probleme gelassener und besser gelöst werden.

Die Erforschung der Achtsamkeit und ihrer Effekte ist eine Herausforderung für unsere westliche Grundhaltung und auch für einige etablierte Paradigmen in der Psychologie, die die Wichtigkeit des Ichs oder des „constructed self“ (S. 211) als entsprechende Triebkraft des menschlichen Verhaltens in den Vordergrund stellen (Brown et al, 2007). Achtsamkeit hat ihren Erfolg mit „quiet the ego“ (Heppner & Kernis, 2007; Niemiec, Ryan & Brown, 2008). Dies bedeutet, dass eine achtsame Person nicht nach möglichst hohem Selbstwert trachtet, sondern sich ihre Handlungen wohl überlegt (Brown & Ryan, 2003a).

Brown und Ryan (2003a) haben darauf hingewiesen, dass die generelle Veran­lagung, achtsam zu sein, mit anderen Konstrukten zusammenhängen kann, die relevant sind für psychische Gesundheit und Wohlbefinden, körperliche Gesundheit, Selbstkontrolle und interpersonelles Verhalten (Brown et al, 2007). Brown und Ryan (2003a) zeigten in Studien, dass dispositionale und State- Achtsamkeit selbstregulierendes Verhalten und positive emotionale Zustände voraussagen. Es wird im Bereich der achtsamkeitsbasierenden Therapie­ansätze bzw. Achtsamkeitstrainings viel geforscht, jedoch gibt es wenige Unter­suchungen in Richtung eines natürlich auftauchenden Charaktermerkmals. Man erkennt zwar, dass fast jeder die Kapazität der inneren Achtsamkeit besitzt und sich dieser auch bewusst sein kann, jedoch differieren die Menschen hier sehr in ihrem Willen oder in ihrer Neigung, sich achtsam zu verhalten und dies auch einzusetzen (Brown & Ryan, 2003a).

Achtsamkeit geht mit erhöhter Gesundheit, Lebensqualität und Lebenszufriedenheit einher (Buchheld & Walach, 2001). Damit kann die Vielfalt der Konstrukte des Wohlbefindens mit Achtsamkeit verknüpft werden. Um die Bedeutung dieser Bewusstseinsform auf das psychologische Wohlbefinden zu untersuchen, müsste man die Forschung in den Bereichen des Sozialen, der Persönlichkeit und Gesundheit vorantreiben.

Brown und Ryan (2003a) leiteten, auf erste Hypothesen aufbauend, empirische Verbindungen zwischen Achtsamkeit und Wohlbefinden her. Um den Beweis zu erbringen, dass Achtsamkeit selbstregulierendes Verhalten bewirkt, wurde zuerst untersucht, ob diese mit größerer Bewusstheit innerer Zustände einher­geht. Dabei ging man davon aus, dass Achtsamkeit wie ein Prädiktor zwischen impliziten und expliziten Indikatoren von emotionalem Wohlbefinden wirkt. Zusätzlich untersuchten die Autoren Verbindungen der Mindfulness-Attention

Awareness Scale (MAAS) mit Messinstrumenten der Selbstkontrolle und des Wohlbefindens. Weiters wurde mittels eines Interventionsbeispiels getestet, ob bei Krebspatienten Veränderungen in der Stimmung bzw. im Stress vor und nach einem Achtsamkeitstraining auftraten (Brown & Ryan, 2003a).

Ruth Baer und KollegInnen (2004, 2006) griffen dieses Thema in ihren Studien ebenfalls auf. Ihre Hauptaspekte lagen auf der psychischen Dimension mit einem Spektrum an Kriterien wie Lebensqualität, Depressionen, Ängste, Coping-Stile u.a. Weitere Betrachtungsweisen bezogen sich auf die physische Dimension wie körperliche Symptome, Schmerzen, körperliches Wohlbefinden, etc. (Baer et al., 2004, 2006). Baer verwies auf diverse andere Autoren, die behaupten, dass die Fähigkeit der Achtsamkeit mit anderen Techniken als nur der Meditation erlernt werden kann (Baer et al., 2004). Auch sprechen verschie­dene Autoren davon, dass Achtsamkeit eine Eigenschaft sei, die bei jedem Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorkäme.

Goleman (1995), der sich mit emotionaler und sozialer Intelligenz befasst, be­tont, dass Achtsamkeit die fortwährende Wahrnehmung der eigenen inneren Zustände kennzeichnet. Das heißt, auch in turbulenten Situationen bewahren achtsame Menschen eine neutrale Einstellung, sprich die Fähigkeit zur Selbst­reflexion. Für ihn ist Achtsamkeit im Hinblick auf die Emotionen eine grund­legende emotionale Kompetenz, auf der andere wie z.B. die emotionale Selbst­kontrolle aufbauen (Goleman, 1995).

Die oben erwähnten Studien von Brown und Ryan (2003b) bzw. von Baer und KollegInnen (2004, 2006) bilden die Grundlage dieser Diplomarbeit. Die Ziel­stellung der vorliegenden Arbeit liegt zum einen auf einer Zusammenfassung der bis jetzt erbrachten Befunde im Zusammenspiel von Achtsamkeit mit Wohlbefinden und den damit assoziierten Konstrukten wie emotionale Intelli­genz, Selbstwert, Offenheit für Erfahrungen sowie psychische und physische Gesundheit. Im empirischen Teil wird anhand eines Fragebogens an der Gesamtbevölkerung untersucht, ob Menschen, die generell innerlich achtsamer sind, die Eigenschaften von emotionaler Intelligenz, Offenheit für Erfahrungen,

Selbstwert sowie Gesundheit in einen höheren Maß aufweisen. Sie soll die empirischen Verbindungen zwischen Achtsamkeit und Wohlbefinden im Sinne der oben erwähnten Studie herstellen. In der Folge ergab sich, dass in dieser Arbeit alle Subskalen der einzelnen Konstrukte mit den einzelnen Achtsamkeits­facetten korreliert werden. Hier soll untersucht werden, ob bestimmte Sub­skalen die Verbindungen der Achtsamkeit zu den untersuchten Konstrukten des Wohlbefindens vermindern oder erhöhen.

Des Weiteren wird in dieser Arbeit erforscht, ob das Ausmaß, in dem jemand meditative Übungen betreibt, einen Einfluss auf dieses Zusammenspiel der einzelnen Konstrukte mit der Achtsamkeit hat. Nicht ganz ein Viertel der Stich­probe aus der Normalbevölkerung besteht aus Praktizierenden von geistigen Übungen. Hier soll untersucht werden, ob diese Personen höhere Zusammen­hänge aufweisen.

Die Genderthematik, welche im Gesundheitsbereich von Jahr zu Jahr an Bedeutsamkeit gewinnt, soll in dieser Diplomarbeit ebenfalls berücksichtigt werden. Es wird untersucht, ob sich Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei den oben angeführten Zusammenhängen zwischen Achtsamkeit und den damit verknüpften Konstrukten des Wohlbefindens finden.

Diese Arbeit ist so aufgebaut, dass nach dem Abstract und der Einleitung im 1. Kapitel, im 2. Kapitel auf die Achtsamkeit sehr spezifisch eingangen wird, begin­nend vom Ursprung der Achtsamkeit, der im Buddhismus begründet liegt und die Entwicklung der Achtsamkeit in der westlichen Wissenschaft, , im speziellen in der humanistischen und Positiven Psychologie wie auch in der Verhaltens­therapie. In den nachfolgenden Unterkapiteln der Achtsamkeit werden die verschiedenen Modelle und Begriffsbestimmungen der Achtsamkeit vorgestellt, von der Sichtweise des Buddhismus bis hin zur kognitiven Perspektive. Die weiteren Unterkapitel beschäftigen sich mit den Instrumenten zur Erfassung der Achtsamkeit, in dem die bis jetzt vorhandenen acht wichtigsten Fragebögen beschrieben werden. Im folgenden Unterkapitel wird über Achtsamkeit als Intervention mit den vier wichtigsten Programmen, der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), der Mindfulness Based Cognitive Therapy (MBCT), der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) sowie der Acceptance and Commitment Therapy (ACT) wie auch über die bedeutendsten Wirksamkeits­studien zum MBSR-Programm, MBCT als auch über Achtsamkeitsmeditation und den aktuellen Forschungen in diesem Bereich informiert. Das letzte Unterkapitel geht auf die geschlechtsspezifischen Aspekte der Achtsamkeit ein. Die folgenden Kapitel 3 - 6 befassen sich mit den in dieser Arbeit untersuchten Konstrukten. Jedes Kapitel beginnt mit einem Überblick über das einzelne Kon­strukt selbst, danach werden die Verbindungen zur Achtsamkeit in den dazu relevanten Studien näher erläutert. Dies erscheint im Rahmen der Arbeit auf­grund der vielen Verbindungen sinnvoll. Zum Abschluss des theoretischen Teils folgt im 7. Kapitel die Zusammenfassung und kritische Diskussion des Forschungsstandes.

Im empirischen Teil werden im 8. Kapitel die Fragestellungen und die dazu entsprechenden Hypothesen aufgestellt. Das 9. Kapitel gibt einen Überblick über den Versuchsplan, das Untersuchungsdesign, die Zusammensetzung der Stichprobe und deren Kriterien, die Verwendung der Messinstrumente, die Ver­suchsdurchführung und eine kritische Stellungnahme dazu.

Das 10. Kapitel umfasst die Ergebnisse zu den einzelnen Hypothesen wie auch die Zusammenfassung dieser.

Die Diskussion folgt im 11. Kapitel, in der es zum einen um die Generalisierbar- keit der Ergebnisse geht und zum anderen werden die Ergebnisse aus dem Gesichtspunkt der Achtsamkeitsfacetten wie auch den untersuchten Konstruk­ten des Wohlbefindens beleuchtet. Den Abschluss bilden das Literaturverzeichnis wie im Anhang der verwendete Fragebogenkatalog.

2. ACHTSAMKEIT

2.1 Der Ursprung der Achtsamkeit und die Entwicklung der Achtsamkeit in der wissenschaftlichen Forschung

Buddha sprach in einer seiner Lehrreden von den „Grundlagen der Achtsam­keit“ und sah durch diese „rechte Achtsamkeit“ einen Weg aus der inneren und äußeren Bedrängnis. Rechte Achtsamkeit ist die unerlässliche Grundlage für rechtes Leben und Denken, um größere innere Kraft und größeres, reineres Glück zu entwickeln. Eine Lebensweise, die heute ebenso gangbar ist wie vor 2500 Jahren, ob westliche oder östliche Tradition, für den Geschäftsmann wie für den Mönch. Das letzte Ziel des Weges rechter Achtsamkeit ist die endgül­tige Leidaufhebung durch die gänzliche Überwindung von Gier, Hass und Wahn. Dieser Weg wurde von Buddha klar und deutlich durch den „Edlen Achtfachen Pfad zur Leidaufhebung“ gewiesen. (Nyanaponika, 1993)

Wenn wir das Wort Meditation im weiteren Sinne als Bewusstseinserhellung und -erhöhung verstehen, dürfte die Satipatthana-Methode von Buddha (d.h. die Ausbildung in Rechter Achtsamkeit) für uns westliche Menschen der geeig­netste Zugang zur Meditation sein (Nyanaponika, 1993). Es ist eine Methode, die aber auch außerhalb des Buddhismus angewandt wird, nämlich um tief ins eigene Innere zu schauen, um sich selbst und die Art unseres Bestehens zu erforschen. (Kabat-Zinn, 1990).

Auch in der Tradition des Zen-Buddhismus vermittelt die sitzende Meditation, genannt „Zazen“, die ursprünglichste und intensivste Erfahrung von Achtsam­keit. Ursprung und Wesen der Achtsamkeit wurzeln im Zen, einer Welt- und Lebensanschauung, die mit einer sehr dezidierten Körper-Geist-Schulung einhergeht, deren Ziel „Satori“ ist, was Erleuchtung bedeutet (Bohus & Huppertz, 2006). Der Zen-Buddhismus ist ein Teil der buddhistischen Tradition und ent­stand im 5. und 6. Jahrhundert nach Christus in China als Reformbewegung des Buddhismus. Der Zen-Buddhismus betont die Meditation und rückt die dogmatischen und ethischen Aspekte in den Hintergrund. Im Westen wurde der Zen-Buddhismus erst durch Schopenhauer im 19. Jahrhundert bekannt. Doch es dauerte weitere 120 Jahre, bis man in unserem Kulturkreis anfing, sich mit dieser Form des Buddhismus zu beschäftigen. Die ersten Veröffentlichungen über Zen erfolgten in Deutschland 1923, in den USA durch Daisetz Suzuki 1927. Wirklich bekannt wurde die Zen-Tradition jedoch erst ab den 50er Jahren, als die Psychotherapie begann, die Zen-Tradtion für sich zu erschließen. (Bohus & Huppertz, 2006).

Eine wichtige Brücke vom Zen zur humanistischen Psychologie ergaben die Kontakte von C.G. Jung und Erich Fromm mit Daisetz Suzuki in den späten zwanziger Jahren. Besonders Erich Fromm sah im Zen eine Möglichkeit, Verdrängungen durch intensive Beschäftigung mit dem eigenen Selbst beseiti­gen zu können (Bohus & Huppertz, 2006). Ein weiterer Zen-Pionier in den USA, Alan Watts, kooperierte mit der emigrierten Charlotte Selver, die aus der so ge­nannten „Ausdrucksgymnastik“ in den vierziger Jahren die „Sensory Aware- ness“-Arbeit entwickelte, welche das menschliche Wachstumspotential durch umfassende achtsame Wahrnehmung im Hier und Jetzt entfalten konnte. Durch den Kontakt mit dem „Sensory Awareness“-Training integrierte Fritz Perls dieses Wahrnehmen im Hier und Jetzt zu einem zentralen Element in die Gestalttherapie. Ab den 60er Jahren verband sich östliche Spiritualität mit humanistischer Psychologie über das kalifornische Esalen-Institut, wo Selver und Perls Seminare abhielten (Bohus & Huppertz, 2006).

In den vergangenen 40 Jahren hat die buddhistische Tradition der Meditation in Rechter Achtsamkeit bis zu einem gewissen Grad auch im Westen Fuß gefasst (Batchelor, 1994; Fields, 1992). Mehrere Generationen von Menschen im westlichen Kulturkreis üben diese Methoden in ihrem eigenen Alltagsleben täg­lich bis hin zu intensiven, von Meditationslehrern angeleiteten „Retreats“ (Rückzug aus dem Alltagsleben), die von einem Wochenende bis zu drei Monaten oder länger dauern können (siehe z.B. Goldstein, 2002; Walsh, 1977, 1978). Dieses Phänomen weist auf kulturelle Veränderungen hin (Kabat- Zinn, 2006). Ende der 70er Jahre entstanden in den USA erste psychotherapeutische Verfahren, die auf Achtsamkeit basieren und anfangs zur Behandlung von Depressionen, Schmerzerkrankungen und Borderline-Störun- gen genutzt wurden (Hacker, 2006).

Kabat-Zinn (2003a) nimmt an, dass der allerwichtigste Grund für das stärker werdende Interesse an Achtsamkeit in Studien, Dissertationen, klinischen Anwendungen etc. der ist, dass neue Dimensionen von therapeutischen Vortei­len erwachsen und daraus neue Einsichten in die Interaktion von Geist und Körper entstehen. Es werden neben der von ihm entwickelten MBSR (Mindful­ness-based stress reduction)-Therapie auch bei spezifischen affektiven Störun­gen spezielle Therapieformen wie die Mindfulness-based Cognitive Therapy (MBCT; Segal, Williams und Teasdale, 2002), die Dialektische-Behavoriale Therapie (DBT; Linehan, 1993a) sowie die Acceptance and Commitment Thera­pie (ACT; Hayes, Luoma, Bond, Masuda & Lillis, 2006) entwickelt, die im Kapi­tel 5 näher beschrieben werden.

In jüngster Zeit werden Achtsamkeitsinterventionen immer mehr in verhaltenstherapeutische bzw. -medizinische Ansätze integriert und auf internationaler Ebene rezipiert (Heidenreich & Michalak, 2003). Überlegungen von Germer (2005) weisen darauf hin, dass klassische psychotherapeutische Ansätze und Behandlungen Prinzipien enthalten können, die dem Achtsamkeitsprinzip mehr oder weniger stark ähneln. Als Beispiel führt er Freuds „gleichschwebende Aufmerksamkeit“ (vgl. Michal, 2004) und die „Präsenz“ der modernen Gesprächspsychotherapie (Bundschuh-Müller, 2004) an. Weiters finden sich auch in der verhaltenstherapeutischen Arbeit viele Analogien zum Achtsamkeitsprinzip (Heidenreich & Michalak, 2003). Ein Bei­spiel sei die Instruktion während einer Exposition „alle Erlebnisse ohne Vermei­dung“ zu erfahren, also nicht kognitiv zu vermeiden (Germer, 2005). Germer (2005) teilt Ansätze der Achtsamkeit in zwei gegensätzliche Richtungen ein: Den deutlichsten Bezug zur historischen Achtsamkeitstradition sind für Germer (2005) die achtsamkeitsbasierenden Ansätze. Achtsamkeit ist ein grundlegen­des Therapieprinzip in der Behandlung mit regelmässig integrierten Meditationsübungen, wo andere Inhalte zusätzlich ergänzt werden. Hier er­wähnt Germer (2005) die Mindfulness Based Stress Reduction nach Kabat-Zinn (1990) und die Mindfulness-based cognitive therapy nach Segal, Williams und Teasdale (2002). Das Hauptziel der achtsamkeitsinformierenden Ansätze in der Psychotherapie ist nicht der Aufbau der Achtsamkeit, sondern Achtsamkeits­elemente werden im Rahmen eines multimodalen Behandlungssettings auch mit anderen Behandlungselementen zusammengeführt. Zum Beispiel wird bei der Dialektisch-Behavorialen Therapie von Linehan (1993a, 1993b) im Rahmen eines Fertigkeitentrainings die Achtsamkeit zwar gefördert, ausgedehnte Meditiationsübungen werden jedoch keine durchgeführt (Germer, 2005)

2.1.1 Achtsamkeit in der humanistischen Psychologie

Die Wurzeln dieser Psychologierichtung reichen zurück in die Zeit zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg, die von zahlreichen humanistischen Reformbewegungen in psychologischen und pädagogischen Arbeitsfeldern ge­prägt war, wie Völkerverständigung, allgemeine Menschenrechte und einer sittlichen Grundsätzen verpflichteten moralischen Erziehung.

Der bedeutendste Repräsentant der humanistischen Psychologie ist die von Carl Rogers in den vierziger Jahren gegründete Personenzentrierte (oder: Klientenzentrierte) Psychotherapie, deren Grundlage ein Menschenbild ist, das Selbstentwicklungsfähigkeit, Entscheidungsfreiheit und Selbstverantwortung hervorhebt. Im Mittelpunkt steht die Beziehung zwischen TherapeutIn und KlientIn (Bundschuh-Müller, 2004).

Achtsamkeitsnahe Prinzipien finden sich sowohl in den klassischen Basisvariablen von Rogers, wie „unbedingte positive Wertschätzung“, „empathi- sches Verstehen“ und „Kongruenz“ als auch das bei modernen Ansätzen zu findende Phänomen „Präsenz“ (Geller & Greenberg, 2002). Des Weiteren wird

eine Verbindung zwischen Achtsamkeit und dem Focusing von Gendlin (1981) hergestellt. Es geht wie bei der Achtsamkeit um eine klare prä-reflexive Wahrnehmung von körperlichen Phänomenen und Veränderungen. (Heiden­reich & Michalak, 2006).

2.1.2 Achtsamkeit in der Verhaltenstherapie

In den letzten Jahren werden verstärkt Achtsamkeitsprinzipien in moderne verhaltenstherapeutische Modelle und Interventionen integriert, die sich aus meditativen Traditionen herleiten. Die Verhaltenstherapie ist vorwiegend veränderungsorientiert (Heidenreich & Michalak, 2003).

Die Prinzipien der Achtsamkeit bedeuten eine fruchtbare Erweiterung dieser Modelle und Interventionen (Bohus, 2006). In diesem Sinne sprechen auch ver­schiedene Autoren immer wieder von einer „dritten Welle“ nach der behaviora- len und der kognitiven. (Segal, Williams & Teasdale, 2002; Hayes, 2004). Sie sollen verhaltenstherapeutische Modelle jedoch nicht ersetzen (Heidenreich & Michalak, 2003).

Kabat-Zinn legt mit seiner Mindfulness Based Stress Therapy einen verhaltensmedizinisch fundierten Ansatz vor, während die Mindfulness-based Cognitive Therapie for Depression von Segal et al. auch klassisch kognitive Interventionen integriert (Heidenreich & Michalak, 2003). Es ist für Kabat-Zinn (2003a) wichtig zu betonen, dass Achtsamkeit einzigartige Qualitäten und Charakteristiken im Sinne einer meditativen Gewohnheit aufweist und es sich nicht nur um eine weitere viel versprechende kognitive Verhaltenstechnik mit Wachstumspotential handelt.

2.1.3 Achtsamkeit in der Positiven Psychologie

In den USA hat sich in den letzten Jahren eine Bewegung unter dem Namen Positive Psychologie entwickelt, die mittlerweile auch in Europa Resonanzen auslöst (z.B. Ernst, 2003). Das Hauptaugenmerk des von Seligman (2003) geprägten Begriffes liegt auf der Erforschung von positiven Gefühlszuständen wie Glück, Zufriedenheit, Erfüllung sowie deren Entstehung, Mechanismen und aufrechterhaltende Bedingungen. Es wurde damit ein Programm gestartet, das den Ausgleich schaffen soll zu den bis dahin eher auf die dysfunktionalen, neurotischen oder pathologischen Aspekte der menschlichen Psyche fixierten Schulen innerhalb der Psychologie. Diese „offiziell erlaubte“ Öffnung in der akademischen Psychologie hin zu Forschungsfeldern wie Glück, Mitgefühl, Extase, kam auch der Meditationsforschung zugute, die seit den 1990er Jahren durch die Renaissance der Achtsamkeitsmeditation und der daraus entstehen­den westlichen Therapieprogramme einen starken Zuwachs an Publikationen und Aktivität verzeichnet (Hamilton, Kitzman, & Guyotte, 2006).

Die Themenfelder der Positiven Psychologie reichen von Lebenszufriedenheit über Kreativität, Flow, Glück, Selbstvertrauen, emotionaler Intelligenz bis hin zur Achtsamkeit und zeigen, dass im Mittelpunkt des Interesses dieser Psychologierichtung verschiedene Determinanten für Wohlbefinden stehen (Seligman & Csikszentmihalyi, 2000). Achtsamkeitsinterventionen beinhalten viele Basiselemente der Positiven Psychologie, wie z.B. die Stärkung von metakognitiven Fertigkeiten als auch das Verändern von Schemata, die Emotio­nen, Gesundheit und Krankheit betreffen. (Hamilton et al., 2006). Achtsamkeit meistert u.a. die Fähigkeit der Aufmerksamkeitsregulierung wie Fokussieren und Perspektivenwechsel (shifting) (Bishop, 2002). Achtsamkeit wird mittler­weile als „missing link“ (Hamilton et al., 2006, S. 123) zwischen kognitiver Therapie und Positiver Psychologie bezeichnet. Dies dadurch, da Achtsamkeit Verknüpfungen zwischen Kognitionen und Emotionen herstellen kann. Durch achtsames Handeln werden Menschen angeleitet, sich auf positive Gegebenheiten zu konzentrieren (Hamilton et al., 2006).

Der Achtsamkeit wird ein wichtiger Stellenwert in der Positiven Psychologie eingeräumt. Die Positive Psychologie demonstriert, dass wir unser Glück verbessern können, indem wir unsere Ansicht der Welt verändern ((Hamilton et al., 2006). Achtsamkeit ist neben anderen Determinanten zum Wohlbefinden eine Möglichkeit, dies zu bewerkstelligen (Seligman & Csikszentmihalyi, 2000).

2.2 Begriffsbestimmung, theoretische Modelle

Der Begriff „Achtsamkeit“ stammt vom Wort „sati“ aus der Sprache Pali (Literatursprache der Buddhisten) und bedeutet so viel wie„sich erinnern“ (Reißmüller, 2006), hat aber einen Modus zu Bewusstsein, das eine Anwesenheit des Geistes bedeutet (Bodhi, 2006; Nyaniponika, 1976). Grossman (2006, S. 110f) hat sich Gedanken über den Begriff der Achtsamkeit gemacht, die ich wie folgt zitieren möchte:

„Laut ‘Webster’s Dictionary’ wird z.B. ‘mindfulness’ (Achtsamkeit) als Eigenschaft von ‘having in mind’ (im Kopf/Geist haben) definiert und als ‘aware, headful or careful of something (to be mindful of the danger)’ (aufmerksam, achtgebend, vorsichtig gegenüber etwas (auf die Gefahr achten), zu sein. Im Internet-Hyperdictionary

(http://www.hyperdictionary.com/dictionary/mindfulness) wird ‘mindful­ness’ definiert als ‘the trait of staying aware of (paying close attention to) your responsibilities’ (das Persönlichkeitsmerkmal, sich seiner Verant­wortung bewusst zu sein (genau darauf zu achten)), und Roget’s Thesaurus bietet dafür die folgenden Synonyme an: care, carefulness, caution, gingerliness, heed, heedfulness or regard (Roget, 1995; dt: Für­sorge, Sorgfalt, Vorsicht, Behutsamkeit, Bedacht, Beachtung oder Berücksichtigung).“

Umgangsprachlich bedeutet Achtsamkeit „Beachtung schenken“ oder sich innerhalb eines bestimmten Kontextes zu kümmern. Kinder werden von Eltern aufgefordert: „Achte bitte auf deine Sprache!“ oder „Achte auf deine Manieren!“, was beinhaltet, dass das Kind darauf achten sollte, sich auf eine gesellschaft­lich korrekte Art und Weise zu verhalten. „Ich verspreche dir, dass ich deine Tipps beachten werde“ oder „Er achtete immer auf seine Verantwortung gegen­über der Familie“. Diese Formulierungen betonen sorgfältige Aufmerksamkeit, so dass niemand unter den Folgen achtlosen Verhaltens leiden muss (vgl. Grossman, 2006).

Ein wissenschaftlicher beliebter und zeitgenössischer Einsatz des Begriffs beinhaltet Offenheit gegenüber Neuem, Aufmerksamkeit bezüglich Differenzen, Empfindsamkeit für verschiedene Kontexte, Bewusstsein multipler Perspektiven sowie die Orientierung an der Gegenwart (Langer, 1997; Sternberg, 2000). Dieser Begriff umfasst das Bewusstsein und die Einschätzung der Variabilität verschiedener Situationen in der Gegenwart, sowie die praktische und zielgerichtete Entwicklung bestimmter Fertigkeiten, durch die die Wahrnehmung von Unterschieden gewährleistet wird. Diese oben angeführten Definitionskategorien überlappen sich mit buddhistischer Achtsamkeit jedoch nur soweit, als sie sich an Aspekten des Bewusstseins und/oder des gegenwärtigen Augenblicks orientieren (vgl. Grossman, 2006)

Folgende Annahmen über buddhistischen Konzepte und Vorgehensweisen hin­aus machen Autoren wie Buchheld, Grossman und Walach (2002), Goleman (1998), Kabat-Zinn (1993) und Nanamoli und Bodhi (1995) deutlich:

„1. Menschen sind sich im Allgemeinen ihrer Erfahrungen von Augenblick zu Augenblick nicht bewusst, und sie operieren häufig im Autopiloten­Modus.
2. Der Mangel an Bewusstsein bezüglich der eigenen geistigen Inhalte und Prozesse bietet einen guten Nährboden für fehlerhafte Wahrnehmungen und Selbsttäuschungen.
3. Wir sind in der Lage dazu, die Fähigkeit zu entwickeln, von Augenblick zu Augenblick ein nicht wertendes und höchst differenziertes Bewusst­sein unserer geistigen Inhalte aufrecht zu erhalten.
4. Die Entwicklung dieser Fähigkeit geht allmählich von statten, nimmt langsam zu und erfordert ständiges Üben.
5. Durch das Bewusstsein der Erfahrungen von Augenblick zu Augen­blick entsteht ein reichhaltiges und vitaleres Lebensgefühl, insofern als die Erfahrungen dabei lebhafter werden und unbewusste Reaktivität durch achtsame Anteilnahme ersetzt wird.
6. Durch eine solche beständige nicht-wertende Beobachtung geistiger Inhalte entsteht langsam ein größerer Wahrheitsgehalt der Wahrnehmun­gen.
7. Weil eine genauere Wahrnehmung der eigenen geistigen Reaktionen auf äußere und innere Stimuli erreicht wurde, werden dadurch zusätzli­che Informationen gewonnen, die wiederum wirksame Handlungen in der Welt fördern und zu einem stärkeren Gefühl der Kontrolle führen.“ (Grossman, 2006, S. 114f.)

2.2.1 Das buddhistische Modell der Achtsamkeit

Achtsamkeit beinhaltet nicht nur kognitive, sondern auch emotionale, soziale und ethische Dimensionen, die weit über unsere wissenschaftliche psychologi­sche Definition hinausgehen (Grosmann, 2006). Achtsamkeit ist ein Herzstück in der Lehre des Buddha und der Begriff „Rechte Achtsamkeit“ drückt die Verbindung von Achtsamkeit mit einer heilsamen, altruistischen Motivation aus. „Rechte Achtsamkeit“ ist ein Bestandteil des von Buddha beschriebenen „Edlen Achtfachen Pfades“, der zur Beendigung allen Leidens führt (Nyanaponika, 1993).

Achtsamkeit gilt als erster der „Sieben Erleuchtungsfaktoren“ und ist Wachstumsbedingung für die weiteren Faktoren sowie ausgleichendes Element zwischen den drei aufweckenden Eigenschaften: Energie, Erkenntnis und Freude; gemeinsam mit den stabilisierenden Eigenschaften der Erleuchtung: Gelassenheit, Sammlung und Gleichmut (Goldstein & Kornfield, 1996). Weiters ist Achtsamkeit neben Vertrauen, Energie, Sammlung und Weisheit die fünfte „Geistige Fähigkeit“ und erfüllt auch hier eine beschützende und ausgleichende Funktion. (Buchheld & Walach, 2001)

Zur Entfaltung von Achtsamkeit stehen in engem Bezug Weisheit und Mitgefühl, die die beiden Säulen der buddhistischen Lehre darstellen. In Verbindung mit dem Begriff der Wissensklarheit bildet Achtsamkeit eine Geistesqualität, die die Übung des „Reinen Beobachtens“ beinhaltet. Achtsamkeit als „Reines Beobachten“ liefert der Wissensklarheit das bloße Erfahrungsmaterial. Wenn Wahrnehmung und Gedanken gleich mit rechter Achtsamkeit aufgenommen und geprüft werden, bieten sie sorgfältiges Erfahrungsmaterial und ohne Vorur­teile vermischten Gedankenrohstoff, wodurch die praktischen und sittlichen Entscheidungen sowie seine Denkurteile unvergleichlich höher verlässlich werden. Rechte Achtsamkeit wurde von Buddha als der Weg zur Befreiung des Geistes und damit zu wahrer menschlicher Größe erklärt. Es ist der Weg zur Entfaltung zum hohen und höchsten Menschtums (Nyanaponika, 1993).

Durch Achtsamkeitsmeditation (Vipassana-Mediation) entsteht eine innere Haltung von „liebevoller Güte“. Mit dieser einhergehenden inneren Sanftmut und Flexibilität kann sich die Achtsamkeit jeder Erfahrung öffnen. Der voll­kommenste Vertiefungszustand - die Sammlung bis zum höchsten Grad der Konzentration - wird durch die Kontinuität der Achtsamkeit erreicht (Goldstein & Kornfield, 1996). Durch diese Sammlung können sich auch unbewusste Wider­stände lösen (Mannschatz, 1992; vgl. Buchheld & Walach, 2001). Vipassana bedeutet übersetzt „intuitives Wissen“, „inneres Verstehen“ oder „Hellblick“ (Gruber, 1997). Genau diese drei Merkmale sollen die wesentliche Begründung für therapeutische Veränderungen sein. Dieses Nicht-Vorhanden­sein einer gleich bleibenden „Person“ hinter den wechselnden Moment-zu- Moment-Erfahrungen enthält die Chance, alte Gewohnheitsmuster zu durch­brechen (Hayward, 1996). Das Ziel der Achtsamkeitsmeditation liegt in der endgültigen Aufhebung des Leidens durch die vollständige Überwindung von Verlangen, Ignoranz und Aversion (Nyanaponika, 1993).

Die Vipassana-Meditation bildet die Grundlage des Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR-) Programmes von Kabat-Zinn, der die Bedeutung der Meditation auf die Gesundheit erkannte und in seinen Interventionen integrierte.

2.2.2 „Klassische“ Definition der Achtsamkeit nach Kabat-Zinn

Diese sicherlich am bekanntesten und häufigsten zitierte Definition knüpft eng an das buddhistische Vorverständnis an. Unter Achtsamkeit versteht Kabat- Zinn (1990) einen Bewusstseinszustand, der folgende drei Punkte enthält:

1. Die Aufmerksamkeitslenkung auf den aktuellen Moment
2. Die gezielte Aufrechterhaltung dieser Aufmerksamkeitslenkung
3. Das Nicht-Bewerten aller aufkommenden Bewusstseinsinhalte

Diese „achtsame Haltung“ wird von Kabat-Zinn (1990) dem „Autopiloten­modus“ gegenübergestellt. Dieser ist dadurch gekennzeichnet, dass wir nicht im Kontakt mit der Erfahrung des gegenwärtigen Moments sind, sondern in Erinnerungen oder Zukunftsgedanken schwelgen. Diese Gedanken sind oft mit stark bewertenden Emotionen und Kognitionen verbunden und sind uns nicht bewusst. Das bedeutet, dass Körper und Geist keine Einheit bilden. Ein Beispiel: Man geht die Stiege hinunter, registriert dies gar nicht, weil man mit den

Gedanken bei der nächsten Besprechung oder dem letzten Gespräch mit einem Arbeitskollegen ist (Heidenreich & Michalak, 2006).

2.2.3 Facetten der Achtsamkeit

Baer, Smith und Allen (2004) orientierten sich an der Annahme, dass die valideste Erfassung eines multifaktioriellen Konstrukts darin besteht, jede Facette einzeln und reliabel zu erfassen. Den besonderen Vorteil sahen die AutorInnen (2004) darin, dass die verschiedenen Facetten eventuell differentiell mit anderen psychologischen Konstrukten korrelieren. Laut der klassischen Literatur besteht Achtsamkeit aus vier Fähigkeiten: Beobachten, Beschreiben, bewusste Aufmerksamkeitslenkung und Akzeptieren ohne Bewertung (Heiden­reich, Ströhle & Michalak, 2006). Von Baer, Smith, Hopkins, Krietemeyer und Toney (2006) wurde diesen noch eine fünfte hinzugefügt, die Facette der nicht­reaktiven Haltung.

- Beobachtenvon Stimuli inklusive aller internen Phänomene wie Körper­empfindungen, Kognitionen und Emotionen sowie aller externen Phänomene wie Geräusche und Gerüche. (Dimidjian & Linehan, 2003b; Kabat-Zinn, 1990; Segal, Williams & Teasdale, 2002).
- Beschreibender beobachteten Stimuli in sachlicher Form. Sie werden kurz benannt, z.B. Traurigkeit oder „jetzt spielt wieder die Niemand-Mag- Mich-Platte“) mit dem Schwerpunkt, dass dies nicht auf eine wertende Art und ohne Interpretation von Äußerungen (konzeptuelle Analyse) passiert (Baer et al., 2004; Michalak, Heidenreich & Bohus, 2006).
- Mit Aufmerksamkeit handelnoder Fokussieren nur einer Sache im gegenwärtigen Moment (kein „Autopilot“), d.h. sich vollständig mit der aktuellen Tätigkeit beschäftigen (z.B. wenn ich gehe, dann gehe ich; wenn ich stehe, dann stehe ich) (Michalak et al., 2006).
- Akzeptieren ohne Bewertungder gegenwärtigen Erfahrung. Es gibt in diesem Fall keine Wertung wie gut/schlecht, richtig/falsch, wertvoll/nicht wertvoll, etc. Die Realität wird erlaubt, wie sie ist, ohne Versuche des Vermeidens, Entkommens oder Veränderns (Dimidjian & Linehan, 2003b; Linehan, 1993a; Segal et al., 2002).
- Nicht-reaktive Haltung(non-reactive stance) auf interne Erfahrungen (Michalak et al., 2006).

2.2.4 Modelle der Achtsamkeit

Um einen Einblick in die Vielfältigkeit der konzeptionellen Überlegungen zu geben, werden in den nächsten Kapiteln die bis jetzt in der Forschung entwickelten wichtigsten Modelle bzw. Modell-Ansätze näher erläutert.

2.2.4.1 Modell der Achtsamkeit nach Langer

Grundsätzlich teilt Langer (1989) das Bewusstsein in zwei Zustände: Mindless­ness und Mind/ulness. Mindlessness wird als „Gedankenlosigkeit“ beschrieben, indem Reize des Umfelds auf automatische und unflexible Weise ohne bewusste Überlegung weitergeleitet werden.. Die Menschen in diesem Zustand der Mindlessness verlassen sich auf alte Einstellungen und Kategorien. Dadurch wird das Verhalten eher automatisch gelenkt als selbst geführt (Langer, 1989). Achtsamkeit (mind/ulness) hingegen wird durch eine Reihe von Geistes­haltungen bestimmt:

1. Das Denken in sich permanent verfeinernden Kategorien: Das bedeutet dem Kontext und der Komplexität einer Situation entsprechend neue Kategorien zu entwickeln, anstatt sich starr auf gewohnte Denk- und Wahrnehmungsweisen zu verlassen.
2. Die präsente Offenheit für neue Informationen: Untersuchungen zeigen, dass der Mensch dazu tendiert, das Neue einer Situation zu ignorieren, wenn er Reizfolgen ausgesetzt ist, die er aus vergangenen Erfahrungen bereits zu kennen meint. Interventionen und Verhalten sind mit größerem Erfolg verbunden, wenn deren Basis durch „aktiv denkendes Hören und Sehen“ (Langer, 1993, S. 79) immer wieder erweitert und differenziert wird.
3. Multiperspektivität: Für jede Situation gibt es mindestens so viele Perspektiven wie Beobachter und die Fähigkeit, Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen zu können, gilt unter anderem als Grundlage zum Entgegenwirken von Vorurteilen.
4. Prozessorientiertheit: Je mehr man sich auf das aktuelle Tun, anstatt auf das letztendlich fokussierte Ziel (und ein eventuelles Scheitern) konzentriert, umso stärker ist die zur Verfügung stehende Leistungs-, Wahrnehmungs- und Urteilsfähigkeit.
5. Intuition als Quelle neuer Kategorien und Sichtweisen: Unser Empfinden und Verständnis der Welt wird durch das kategorisierende Denken konstant gehalten, während sie über die Intuition als Ganzes verstanden wird. „Aus einer intuitiven Erfahrung der Welt entsteht ein ständiger Fluss von neuen Unterscheidungen. Der Rückgriff auf die Intuition verhilft zu einer immer fortwährenden Infragestellung gewohnter Denk- und Wahrnehmungskategorien. Starre Kategorien werden im Lichte der Intuition verflüssigt, aktualisiert und integriert.

(Langer, 1989, 1993, 1997)

2.2.4.2 Sternberg’s Images of Mindfulness:

Achtsamkeit besteht für Sternberg (2000) aus folgenden Aspekten, die er von Langer (1997) übernimmt: Offenheit gegenüber Neuem, Aufmerksamkeit bezüglich Differenzen, Empfindsamkeit für verschiedene Kontexte, Bewusstsein multipler Perspektiven und Orientierung an der Gegenwart (Sternberg, 2000). Sternberg (2000) konzeptualisiert Achtsamkeit auf drei Ebenen:

1. Achtsamkeit als kognitive Fähigkeit:

Achtsamkeit zählt wie Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen, Orientierung etc. zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen. Achtsamkeit beinhaltet als kognitive Fähigkeit Aufmerksamkeit und Konzentration.

2. Achtsamkeit als Trait:

Achtsamkeit ist eine stabile Persönlichkeitseigenschaft wie Extraversion oder Neurotizismus.

3. Achtsamkeit als kognitiver Stil:

Achtsamkeit repräsentiert eine Bevorzugung bestimmter kognitiver Fähig­keiten in einer relativ überdauernden und konsistenten Form.

Sternberg (2000) erläutert, dass Achtsamkeit Charakteristika aus allen drei Sichtweisen beinhaltet, jedoch am ehesten dem kognitiven Stil entspricht. Er schlägt eine Konstruktvalidierung vor, um dies zu klären.

2.2.4.3 Shapiro, Carlson, Astin und Freedman’s Model of Mindfulness

Das Modell von Shapiro et al. (2006) basiert auf drei Komponenten\Intention (Absicht), Attention (Aufmerksamkeit) und Attitude (Haltung). Diese drei Komponenten bewirken einen Mechanismus, der Reperceiving (Neubewertung) benannt wird (Shapiro et al., 2006).

Unter Absicht (Intention) versteht man das Wissen, warum man Achtsamkeit übt. Shapiro (1992) zeigte anhand einer Studie, dass die Absicht, mit der man die Achtsamkeitsmeditation praktiziert, beträchtliche Auswirkungen auf das Resultat der Praxis hat. Personen, die Stress abbauen wollen, können dies mit dieser Meditationspraxis erreichen.Mit Aufmerksamkeit (Attention) meint man, dass man von Moment zu Moment seine inneren und äußeren Erfahrungen beobachten kann. Von vielen PsychologInnen wird dies als wichtige Voraus­setzung zur Heilung angesehen und veranschaulicht das Kernstück der Achtsamkeit. Weiters hat die Haltung (Attitude), mit der man Achtsamkeit pflegt, Einfluss auf das Ergebnis. Personen können mit einer kritischen und kalten Haltung oder mit einer freundlichen und offenherzigen Haltung Achtsamkeit üben. Dadurch entwickelt sich bei der letzteren Haltung die Fähigkeit, nicht ständig nach erfreulichen Erfahrungen zu suchen bzw. die unerfreulichen zu meiden. Ergänzende Mechanismen zu den drei Komponenten sind Selbst­kontrolle und -management, Klarheit der Werte, Flexibilität, Kognition, Emotion und Verhalten sowie Exposition (Shapiro et al., 2006).

In der Theorie führen die drei Komponenten Absicht, Aufmerksamkeit und Haltung dazu, dass man eine objektivere Sichtweise erhält und dadurch die Emotionen und Gedanken neu bewerten kann. Man hat dadurch die Möglichkeit, sich von Gedanken bzw. alten Erfahrungen zu distanzieren und urteilt bzw. handelt von einem beobachtenden (neutralen) Standpunkt aus. Durch dieses Reperceiving (Neubewerten) erhält man die Möglichkeit, diese Erfahrungen wahrzunehmen und mit ihnen umzugehen, anstelle von ihnen kontrolliert zu werden (Shapiro et al., 2006)

[...]

Ende der Leseprobe aus 215 Seiten

Details

Titel
Achtsamkeit und ihre Bedeutung für das Wohlbefinden
Untertitel
Eine explorative Studie
Hochschule
Universität Salzburg  (Institut für Psychologie)
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
215
Katalognummer
V147888
ISBN (eBook)
9783640584963
ISBN (Buch)
9783640585014
Dateigröße
1775 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Achtsamkeit, Mindfulness, Wohlbefinden
Arbeit zitieren
Gisela Lenzeder (Autor:in), 2009, Achtsamkeit und ihre Bedeutung für das Wohlbefinden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147888

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