Der Schlosspark in Tiefurt bei Weimar


Seminararbeit, 2010

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Tiefurt

2. Die Geschichte von Schloss und Park

3. Gang durch den Park
3.1 Das Konstantin-Denkmal
3.2 Das Monument „Amor als Nachtigall“
3.3 Die Büsten „Weimars drei Genien“
3.4 Das Leopold-Denkmal
3.5 Der Mozart-Gedenkstein
3.6 Der Teesalon
3.7 Der Musentempel
3.8 Die Felsengrotte
3.9 Das Erinnerungsmonument für Johann Gottfried Herder

4. Quellenverzeichnis
4.1 Literatur
4.2 Internet

5. Anhang

1. Tiefurt

Das beschauliche Tiefurt liegt vor den Toren Weimars an der Ilm. Nur 4 km östlich vom Weimarer Stadtzentrum und dessen bekannten Ilmpark entfernt, findet man den im Vergleich zum Weimarer Park ländlichen Tiefurter Schlosspark (Vgl. Abb. Deckblatt), in dem viele bekannte deutsche Persönlichkeiten aufeinander trafen. So sind etwa der Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), der Dichter, Philosoph und Historiker Johann Friedrich Schiller (1759-1805), der Dichter, Übersetzer und Theologe Johann Gottfried von Herder (1744-1803) sowie der Dichter, Übersetzer und Herausgeber Christoph Martin Wieland (1733-1813) bis heute auch hier lebendig. (Vgl. Abb. 1) (Günther 1993: 91 f.)

Der Park teilt sich in zwei Partien. Zum einen gibt es vor dem ehemaligen Kammergutsgebäude sanft abfallende Wiesen mit schönen raumbildenden Baumgruppen. Zum anderen findet man am Ostufer einen dicht mit Bäumen bewachsenden Steilhang, der dem inneren Park einen anmutigen Rahmen verleiht. (Menzel 1978: 3)

Vor etwa 200 Jahren war ein großer Gutshof Ausgangspunkt für diesen Park. Der Hof mit Feldern, Wiesen und Wäldern war lange Zeit ein herzogliches Kammergut, das von einem Pächter, der in einem alten Haus am Rande des Dorfes wohnte, bewirtschaftet wurde. Dieses Haus, auf dessen alten Fundamenten der Neubau des Schlosses Tiefurt im Folgenden trat, wurde 1580 erbaut und im Jahr 1765 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Vom Schloss (Vgl. Abb. 2), das zum Wohnhaus für den Prinzen Constantin und seines Erziehers Karl Ludwig von Knebel umfunktioniert wurde, erstreckt sich der Park mit 21 ha über beide Seiten des Ilmufers. Die Parkgestaltung mit Plätzen zur Erinnerung, aber auch mit Blumen- und Nutzgärten wurde unter Herzogin Anna Amalia fortgesetzt. Von Eduard Petzold erhielt der Park zurzeit der Großherzogin Maria Pawlownas weitere prägende Stilelemente. Prägend für den Park war die etappenweise erfolgte Gestaltung, die nicht nach einem Plan vollzogen wurde, sondern durch das Anfügen einer Partie an die andere. (Menzel 1978: 3 f.)

Erst 1922 wurde das Dorf Tiefurt zu Weimar eingemeindet. Daher wird Tiefurt in der folgenden geschichtlichen Abhandlung als eigenständiges Dorf gesehen. Es muss aber erwähnt werden, dass das Schloss und der Schlosspark Tiefurt aufgrund der Eingemeindung Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Klassisches Weimar“ wurden.

2. Die Geschichte von Schloss und Park

Im Allgemeinen lässt sich die Entwicklung des Schlosses und des Parks in drei Etappen einteilen. In der ersten Phase, die etwa die Jahre von 1775 bis 1807 einnimmt und maßgeblich durch Prinz Konstantin von Weimar (1758-1793) geprägt ist, entstanden zunächst eine Einsiedelei am Fuße des Steilhanges und die Vergilgrotte oberhalb des Lohholzes. Diese für Tiefurt so wichtige Etappe wurde nur durch die vor 1776 getroffene Entscheidung möglich, dass der Prinz, der der jüngste Bruder des regierenden Herzogs Karl August war, eine eigene Hofhaltung in Tiefurt erhalten sollte. Daher wurde das ehemalige Pachthaus als Prinzenquartier requiriert. Bereits im Mai 1776 konnte in das neue Quartier eingezogen werden. In den Jahren zwischen 1775 und 1807 prägten, neben Prinz Konstantin, auch sein Erzieher der Lyriker und Übersetzer Karl Ludwig von Knebel (1744-1834), sowie Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (geb. Braunschweig-Wolfenbüttel; 1739-1807) und der Leipziger Maler, Bildhauer und Kunstprofessor Adam Friedrich Oeser (1717-1799) den Park. So war es in dieser Zeit besonders Karl Ludwig von Knebel, der den ersten Plan einer Parkanlage zwischen 1776 und 1780 nicht nur entwickelte, sondern auch verwirklichte. Unter anderem war Knebel für die Entstehung von Parkarchitekturen, Erbauungs- und Erinnerungsmonumente zuständig. Die Knebelschen Anlagen weisen deutliche Merkmale des landschaftlichen Gartenstils auf. Er gestaltete ein Stück Acker- und Wiesenland an der Ilm, legte Rondells und verschlungene Wege an, baute eine rasenverkleidete Einsiedelei und eine chinesische Hütte mit geschwungenem Dach. Die Monumente, die nicht erhalten sind, waren eher einfach gehalten und wenig kunstvoll. Dafür ist die gerade Allee zwischen Schloss und Ilm, die zum eigentlichen Garten an der Ilm führte, der von einem Obst- und Nutzgarten umgeben war, ebenso erhalten wie die von Schlängelwegen durchzogene neue Parkschöpfung. Das bis heute erhalten gebliebene unverwechselbare Gepräge des Schlosses und des Parks gehört daher zu Knebels Verdiensten. (Menzel 1978: 4 f.)

Nach kurzem Leerstand nahm sich Anna Amalia 1781 des bereits wieder verwaisten Schlosses an, da sie noch bis 1775 die Regierung des Landes Sachsen-Weimar-Eisenach geleitet hatte. Das Schloss Tiefurt wurde nun ihr Sommersitz, der vorher das Schloss Ettersburg war. Der Grund liegt darin, dass das „Rustizieren“ in Mode gekommen war, d. h. das einfache Leben auf dem Land. In den folgenden Jahren erstrahlte Tiefurt zu einigem Ruhm, da Anna Amalia auch in Tiefurt Gelehrte und Freunde um sich versammelte. (Vgl. Menzel 1978: 5) Die Tafelrunde der Herzogin, der Treff von Adligen, Angehörigen des Hofes, Literaten und Künstlern, fand im Speisezimmer im ersten Stock statt. Bekannt wurde diese literarische Vereinigung vor allem durch die Herausgabe des „Tiefurter Journals“[1]. (Vgl. Abb. 1) Wie im Wittumspalais ging es auch im Schloss Tiefurt in den Gesprächen um Kunst und Literatur, es wurde vorgelesen, gemalt und musiziert. Die Glanzzeit der Tiefurter Geselligkeit, die ihren Niederschlag im Journal von Tiefurt fand, verbindet sich mit den ersten vier Jahren ihrer sommerlichen Aufenthalte. Die Aufführungen des Weimarer Liebhabertheaters gehörten zu den besonderen Ereignissen dieser Zeit. So waren die Sommer zwischen 1781 und 1784 die Glanzzeit der Tiefurter Tafelrunde, des geselligen Lebens und schöpferischen Neugestaltens. (Vgl. Sucher, Wurlitzer 2007: 138)

War es der jüngste Sohn Anna Amalias, Prinz Konstantin, der die ersten landschaftlich gestalteten Partien angelegt hatte, so setzte seine Mutter die Parkgestaltung schrittweise fort. Ab 1780 drängte Anna Amalia auf eine Erweiterung und Verbesserung des Schlossparks. Anna Amalia übernahm zwar Knebels Anlagen, bildete sie jedoch um und führte sie weiter. Es ist zu betonen, dass sie in die Neugestaltung selbst mit eingriff, wobei ihr zwei Gärtner zur Hilfe standen, jedoch keine Gartenarchitekten. Auf diese Weise wuchs der Tiefurter Park von 1782 bis 1788 zu seinem heutigen Umfang heran. Die Wiesenfläche zwischen Ilm und Bauerngärten wurde einbezogen und der landschaftsarchitektonische Schritt über die Ilm hinweg in die steile, bewaldete Berglehne des Lohhölzchens hinein gewagt. An den Wiesenpark im Tal grenzte ein Berg- und Waldpark, der neue gestalterische Möglichkeiten bot. Man wollte Tiefurt zu einer modernen Parkschöpfung heranwachsen lassen. Zuvor herrschte der architektonische bzw. französische Parkstil vor, der ein strenger Stil mit regelmäßiger Anlage im ebenen Gelände und genauer Gliederung ist, bei dem alles großräumig weit, übersichtlich klar wirkt. Durch Bäume, Alleen, Hecken und Beete ist dieser Garten in straffe Linien gefasst.

Auf dem Weg fort von diesem geordneten und geradlinigen Gartenstil hin zum landschaftlichen bzw. englischen Garten wurde 1782 eine Wegenetz im Lohhölzchen angelegt, der durch den Wörlitzer Park angeregt wurde. Im selben Jahr ließ Anna Amalia Büsten der drei Weimarer Genien Wieland, Goethe und Herder aufstellen. Zu Ehren der Sängerin und Komponistin Corona Schröter wurde ein Grottensitzplatz mit der Figur eines „Nachtigallen fütternden Amors“ errichtet. Weiterhin wurde der Park vom Kammergut abgetrennt und die landschaftsgestalterischen Eingriffe wurden auf das andere Ilmufer ausgedehnt. Erst nach 1782 wurde der urwüchsig bewachsene Ilmhang durch Wege erschlossen und gelichtet, um Aussichten zu schaffen. Des Weiteren errichtete man bergseitig Steinmauern mit Sitznischen und auf dem ehemaligen Weinberg wurde Blumen-, Obst- und Gemüsezucht betrieben. Das heutige Wegenetz am Hang entspricht fast unverändert dem damaligen Zustand, jedoch sind die Schutzhütte aus Holz, das Bienenhaus, die Wasserkunst und die Eisgrube, die zu jener Zeit errichtet wurden, verschwunden. Dass man eine so große Anzahl von Parkarchitekturen und Erinnerungsmerkmale erbaute, liegt vor allem daran, dass sie ein wichtiges Gestaltungselement des Englischen Gartens bilden. (Eckhardt, Seifert 1983: 20 f.)

[...]


[1] Das „Journal von Tiefurt“ wurde nach dem Vorbild des „Journal de Paris“, die berühmte Pariser literarische Zeitschrift, geschaffen. Die Auflage des Tiefurter Journals betrug maximal 11 Exemplare, die von zwei professionellen Schreibern und vier Primanern des Gymnasiums handschriftlich gefertigt wurden. Die Herausgeberin war Anna Amalia, der Kammerherr und Übersetzer der Herzogin Friedrich Hildebrand von Einsiedel (1750-1828) war der Chefredakteur des Journals. In der Zeit zwischen 1781 und 1784 erschienen 47 Ausgaben. (Mende 2007: 314; Seifert, Eckardt 1983: 17 f.)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Schlosspark in Tiefurt bei Weimar
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Caspar-David-Friedrich Institut)
Veranstaltung
Der frühe Landschaftsgarten in Deutschland im 18. Jahrhundert
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
15
Katalognummer
V147526
ISBN (eBook)
9783640583171
ISBN (Buch)
9783640583522
Dateigröße
755 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Seminararbeit gibt einen historischen Überblick über den Schlosspark Tiefurt sowie dessen Monumente, die anhand eines fiktiven Spaziergangs abgehandelt werden.
Schlagworte
Schlosspark, Tiefurt, Weimar
Arbeit zitieren
Rebecca Elisabeth Meyer (Autor:in), 2010, Der Schlosspark in Tiefurt bei Weimar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147526

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