Altersgemischtes Lernen - Schulanfang auf neuen Wegen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Altersgemischtes Lernen
1. Definition
2. Geschichtlicher Überblick
2.1 Frühe Altersmischung
2.2 Mittelalter
2.3 Das 17.Jahrhundert
2.4 Maria Montessori (1870 – 1952 )
2.5 Berthold Otto (1859 – 1933)
2.6 Peter Petersen (1884 – 1952)
3. Vor- und Nachteile altersgemischten Lernens
4. Untersuchungen in der Bundesrepublik: Ein Vergleich des jahrgangs-heterogenen mit dem (traditionellen) jahrgangshomogenen Unterricht

B. Schulanfang auf neuen Wegen
1. Modelle
1.1 Modell A: Jahrgangsgemischte Eingangsstufe mit variabler Verweildauer
1.2 Das Modell B: Grundschulförderklassen neuen Zuschnitts
1.3 Modell C : Einzelmaßnahmen – Umsetzung an allen Schulen möglich
2. Ziele des Schulversuchs
3. Merkmale des Projekts
4. Entwicklungen und Ergebnisse

C. Praxisbeispiel: Silcherschule Fellbach

D. Reflexion

E. Quellen- und Literaturverzeichnis

A. Altersgemischtes Lernen

Da die Entwicklungsunterschiede der Kinder am Schulanfang drei bis vier Jahre betragen, ist das Lernen im Gleichschritt nicht möglich!

Eine Lösung bietet das altersgemischte Lernen.

1. Definition

Altersmischung bezeichnet „die Zusammenlegung mehrerer Jahrgänge zu einer Schulklasse oder festen Lerngruppe.“[1]

2. Geschichtlicher Überblick

2.1 Frühe Altersmischung

Altersmischung wird heute vielfach diskutiert, aber auch früher schon kannte man die Altersmischung – damals war diese etwas ganz normales und alltägliches.

Das Problem der Homogenisierung, so wie wir es heute kennen, kannte man zur damaligen Zeit noch nicht. In der Schule war der Einzelunterricht vorherrschend. So unterrichtete der Lehrer stets einen Schüler, auch wenn sich mehrere Schüler unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Leistungsstandes im Raum befanden. Die anderen Schüler mussten solange warten und sich derweil anderweitig beschäftigen – sei es allein oder mit anderen zusammen. Erst wenn der Lehrer den Unterricht eines Schülers beendet hatte, wandte er sich dem nächsten zu.[2]

2.2 Mittelalter

Im Mittelalter sah das Schulsystem folgendermaßen aus:

Zu jeder Zeit konnten Schüler aufgenommen werden. Anders als heute gab es demnach keinen einheitlichen Einschulungszeitpunkt.

Die Schüler wurden in Abteilungen eingeteilt – man spricht auch von so genannten ‚Haufen’. Diese Einteilung erfolgte nicht nach dem Alter, sondern nach den vorhandenen Kenntnissen und der jeweils vorliegenden Leistung.

Auch die Versetzung war damals nicht einheitlich geregelt, sondern erfolgte nach individuellem Lerntempo. Einige Schüler konnten ihre Kurse demnach schneller zurücklegen, als andere, womit die Dauer der Kurse nicht einheitlich geregelt war. Ebenso wenig gab es eine feste Anzahl an Kursen, denn umso mehr unterschiedliche Leistungs- und Entwicklungsstände die Schüler aufwiesen, desto mehr Kurse konnten zusammen gestellt werden.[3]

2.3 Das 17.Jahrhundert

Im 17. Jahrhundert änderte sich dieses Schulsystem – ab etwa 1750 kam es allmählich zu einer Wandlung und schließlich zu einer Neuentwicklung des Schulwesens.

John Amos Comenius’ (1592–1670) „Große Didaktik“ spielte dabei eine wichtige Rolle – sie bereitete den Weg zur Jahrgangsklasse.

Comenius wollte allen Jugendlichen die gleiche Bildung ermöglichen. Dazu war es notwenig, dass alle Schulen ihre Methoden und ihre Organisation vereinheitlichten.

„Nach Comenius’ Vorstellung sollte weitgehend derselbe Lehrstoff unterrichtet werden.“

Auch das Stoffpensum sollte an das Alter der Schüler angepasst werden.

Zudem war es notwendig, dass es nur noch einen Einschulungstermin pro Jahr gab. Damit sollte der zuvor jederzeit möglichen Aufnahme von Schülern entgegengewirkt werden.

Zuletzt sollte jede Klasse ein Buch bekommen, in dem der gesamte Lehrstoff eines Jahres enthalten war. Dieses Buch bzw. diese Bücher – nämlich pro Klassenstufe eines – sollten an allen Schulen einheitlich sein, wodurch ein gleichmäßiges Voranschreiten aller Schüler am Stoff ermöglicht wurde.

„Der Lehrer konnte auf diese Weise bis zu 100 Schüler gleichzeitig unterrichten.“

Anstelle des Einzel- bzw. des Abteilungsunterricht war im 17. Jahrhundert nun der Jahrgangsunterricht getreten. Die frühe Altersmischung bzw. das altersgemischte Lernen wurde durch das Lernen in jahrgangshomogenen Klassen abgelöst.[4]

„Die Klasse ist kein Beisammensein von vielen einzelnen mehr, sondern ein einziger Körper, der geschlossen reagiert. Das Ideal ist die völlige Homogenität, die zum leitenden Prinzip der Jahresklasse wird.“[5]

Unter dem Ideal der völligen Homogenität wird hier das gleiche Alter, der gleiche Entwicklungs- und Leistungsstand und damit auch das gleiche Voranschreiten aller am Stoff verstanden. Dieses Ideal ist bis heute das leitende Prinzip der Jahresklasse geblieben. Es ist bis heute aber auch eine Illusion geblieben, da solch völlige Homogenität so nicht zu verwirklichen ist.

2.4 Maria Montessori (1870 – 1952 )

Überall in der Natur und in der Gesellschaft leben, lernen und arbeiten mehrere Altersgruppen zusammen. Dies hatte Maria Montessori bereist früh erkannt und richtete ihre Pädagogik daher auf das altersgemischte Lernen aus.[6]

Maria Montessori betont die „Bedeutung des sozialen Gefüges einer geschlechts- und altersgemischten Gruppierung.“. Diese Gruppierungen sollen über drei Altersjahrgänge gehen, weil dadurch der Unterschied zwischen den Kindern groß genug sei, dass sie den jeweils anderen als „anders […], hilfebedürftig oder hilfegebend“ wahrnehmen können.

Zu dieser Erkenntnis, dass das Lernen und Aufwachsen von Kindern am besten in altersgemischten Gruppen gelingt, gelangt Maria Montessori vor allem durch Beobachtung und Erfahrung.

Maria Montessori erkennt, dass jedes Kind bessere Entwicklungsmöglichkeiten in jahrgangsgemischten Gruppen hat, da es nach seinem eigenen Tempo im Lernprozess voranschreitet. Die begabten Kinder können Lernstoff schneller erarbeiten, leistungsschwächere Kinder haben gleichzeitig die Möglichkeit ein Thema länger und ausführlicher zu vertiefen.

Das Helfen spielt eine große Rolle, da sich die Kinder unterschiedlichen Alters gegenseitig helfen können.

Maria Montessoris Lernkonzept sieht folgendermaßen aus: „Die Kinder arbeiten in einer vorbereiteten Umgebung mit eigens für die individuelle Freiarbeit hergestellten Materialien“. Hierdurch komme es zu einer Differenzierung bis hin zur Individualisierung nach Leistungsvermögen, Lernfähigkeit, Motivation und Rhythmus.

Die bewusst gestaltete Umgebung soll das Kind zur selbstbestimmten und konzentrierten Tätigkeit anregen. Möglichst viele offen zugängliche Materialien sollen zur Eigenaktivität auffordern und die Kinder zu einer intensiven Beschäftigung anregen.

„Für uns muss gerade die Umgebung dem Kind angepasst werden, und nicht das Kind soll sich einer vorgepassten Umgebung anpassen.“ Dieses Zitat von Maria Montessori fasst den Kerngedanken ihrer Pädagogik zusammen und lässt die Grundlage ihres Konzeptes erkennen.

2.5 Berthold Otto (1859 – 1933)

Berthold Otto bezeichnet 1897 die traditionelle Schule als „Zwangsanstalt, in der geistige Leistungen als sittliche Pflicht gefordert werden“. Er wendet sich gegen Zwang, gegen Strafe und gegen Lehrpläne.[7]

Er betont in stärkstem Maße die Pädagogik vom Kinde aus und versucht daraus eine reale Unterrichtsform zu gewinnen. Als Grundlage hierfür dient ihm dabei das natürliche Aufwachsen des Kindes in der Familie. Unterricht bedeutet für ihn eine Begegnung unterschiedlich alter Kinder, ähnlich einer Situation unter Geschwistern in der Familie.

Das Konzept von Bertold Otto ist der freie Gesamtunterricht, was nichts anderes als die Übertragung der in der Familie üblichen Lernverfahren auf die Schule meint. Zentral ist dabei ein täglich stattfindender einstündiger Gesprächskreis, in dem die Schüler unterschiedlichen Alters über ein beliebiges Thema sprechen, ähnlich wie bei einem Tischgespräch mit dem gebildeten Vater in der Familie. Der Bildungsbegriff von Berthold Otto entspricht ebenso diesem Kerngedanken. „Gebildet ist, wer alles versteht, was er spricht.“

Der Reformpädagoge stellt das Kind mit seinen Interessen in den Mittelpunkt und fordert in diesem Zuge das uneingeschränkte Fragerecht des Kindes. Er möchte als vorrangiges Ziel die Erziehung zu geistiger Selbstständigkeit, Aufgeschlossenheit und sittlicher Verantwortlichkeit erreichen.

2.6 Peter Petersen (1884 – 1952)

Der Reformpädagoge Peter Petersen kritisiert die Unsinnigkeit der Nichtversetzung und die damit verbundene Aufhebung der Jahresklassen. Denn durch das Wiederholen einer Klasse werden die betroffenen Schüler quasi ein Jahr zurück versetzt. Das bedeutet wiederum, dass diese Schüler zusammen mit Schülern späterer Jahrgänge unterrichtet werden.[8]

[...]


[1] Laging 2007, 1

[2] Ebd., 7

[3] Ebd., 7

[4] Ebd., 7

[5] Geißler 1960, 55 in Laging 2007, 7

[6] Laging 2007, 11

[7] Laging 2007, 11f.

[8] Laging 2007, 12ff.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Altersgemischtes Lernen - Schulanfang auf neuen Wegen
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
26
Katalognummer
V148042
ISBN (eBook)
9783640579587
ISBN (Buch)
9783640578849
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Altersgemischtes, Lernen, Schulanfang, Wegen
Arbeit zitieren
Tanja Aust (Autor:in), 2008, Altersgemischtes Lernen - Schulanfang auf neuen Wegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148042

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