Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja - Die erste Spaziergängerin im All


Fachbuch, 2010

12 Seiten


Leseprobe


Eine wichtige Rolle in der Geschichte der Raumfahrt spielte die ehemalige sowjetische Kosmonautin Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja. Sie war die zweite Frau im All und die Erste, die einen Weltraumausstieg unternahm. Sawizkaja hat mit Turbojets und Raketenflugzeugen viele Weltrekorde aufgestellt, die vom internationalen Weltluftsportverband („Fédéral Aéronautique Internationale“ = „FAI“) offiziell anerkannt sind.

Swetlana Sawizkaja kam am 8. August 1948 in Moskau zur Welt. In der Literatur findet man auch die Schreibweisen Svetlana Savitskaya und Svetlana Evgen’evna Savickaja ihres Namens. Ihr Vater Ewgenij Sawizki war im Zweiten Weltkrieg ein hochdekorierter Kampfpilot gewesen, der später bis zum stellvertretenden Kommandaten der „Sowjetischen Luftver- teidigung“ aufstieg.

Ohne Wissen ihrer privilegierten Familie begann Swetlana im Alter von 16 Jahren mit dem Fallschirmspringen. Als ihr Vater davon hörte, schimpfte er nicht, sondern fördert dieses Hobby weiter. An ihrem 17. Geburtstag hatte Swetlana bereits ins- gesamt 450 Fallschirmsprünge unternommen. Im Laufe des nächsten Jahres glückten ihr zwei Rekord-Stratosphären- sprünge aus einer Höhe von 14.250 bzw. 13.800 Metern.

Nach ihrem Schulabschluss 1966 schrieb sich Swetlana in das „Moskauer Staatliche Luftfahrtinstitut“ („MAI“) ein und nahm dort auch Flugstunden. Ab 1971 besaß sie die Lizenz als Fluglehrerin. 1972 machte sie ihren Abschluss am „MAI“ und wechselte dann an die „Michail-Gromow-Hochschule für Flugforschung“, um sich dort als Testpilotin ausbilden zu lassen. 1976 schloss sie die Ausbildung als Testpilotin erfolgreich ab. Von Mai 1978 bis Juni 1981 arbeitete sie beim Flugzeughersteller Jakowlew als Testpilotin.

Ab 1969 gehörte Swetlana Sawizkaja der sowjetischen Nationalmannschaft für Kunstflug an. Im Juni 1970 wurde sie in Hullavington (Großbritannien) mit einer „Jakowlew Jak- 18“ überraschend Weltmeisterin im Kunstflug. Bei den Welt- meisterschaften 1972 in Salon erreichte sie den dritten Platz, 1976 in Kiew mit einer „Jakowlew Jak-50“ den fünften Rang. 1977 verließ sie die Kunstflug-Nationalmannschaft.

Ab 1979 nahm Swetlana Sawizkaja am Auswahlverfahren für die zweite Gruppe von weiblichen Kosmonauten teil. Am 30. Juni 1980 nahm man sie offiziell in die Kosmonautengruppe auf. Ihr Examen bestand sie am 24. Februar 1982. Ab Dezember 1981 bereitete sich Swetlana Sawizkaja auf ihren ersten Raumflug vor. Geplant war ein Kurzzeitflug zur Raum- station „Saljut 7“, bei dem das Raumschiff der Langzeit- besatzung „Saljut 7 EO-1“ ausgetauscht werden sollte. Kom- mandant dieser Mission war Leonid Popow, der damit seinen dritten Flug unternehmen sollte. Als Bordingenieur hatte man Alexander Alexandrowitsch Serebrow nominiert, der wie Swetlana ein Weltraumneuling war.

Der Start von „Sojus T-7“ erfolgte am 19. August 1982 vom Weltraumbahnhof Baikonur in der Kasachischen Sozia- listischen Sowjetrepublik. 19 Jahre nach Walentina Tereschkowa wurde Swetlana Sawizkaja damit die zweite Frau im All. Die drei Kosmonauten Leonid Iwanowitsch Popow, Alexander Alexandrowitsch Serebrow und Swetlana Jew- genjewna Sawizkaja koppelten am 20. August 1982 an die Raumstation „Saljut 7“ an und wurden dort von Anatoli Beresowoi und Walentin Lebedew begrüßt. Es war das erste Mal, dass eine Raumstation eine Besatzung mit beiden Geschlechtern hatte. Sawizkaja erhielt das Orbitalmodul von „Sojus T-7“ als Privatbereich, schlief aber ebenso wie die Männer in der Raumstation. Am 27. August 1982 kehrten Popow, Sawizkaja und Serebrow wohlbehalten mit „Sojus T- 5“ zur Erde zurück.

Im Mai 1983 wechselte Swetlana Sawizkaja zu „NPO Energija“. Im Dezember 1983 teilte man sie zu ihrem zweiten Raumflug ein. Erneut war eine Kurzzeitmission zur Raumstation „Saljut 7“ geplant. Dieses Mal mussten dringend benötigte Werkzeuge zur Raumstation gebracht werden, damit die dritte Langzeitbesatzung „Saljut 7 EO-3“ eine Treibstoffleitung reparieren konnte.

Am 17. Juli 1984 startete Swetlana Sawizkaja zusammen mit Kommandant Wladimir Alexandrowitsch Dschanibekow und Forschungskosmonaut Igor Petrowitsch Wolk in Baikonur mit dem Raumschiff „Sojus T-12“ zur Raumstation „Saljut 7“. Sie trafen an Bord der Raumstation mit Leonid Kishim, Wladimir Slojow und Oleg Atkow zusammen. Am 25. Juli 1984 unternahm Swetlana Sawizkaja den ersten Weltraum- ausstieg bzw. Weltraumspaziergang einer Frau, der dreieinhalb Stunden dauerte. Die USA zogen drei Monate später nach, als Kathryn Sullivan bei der „Mission STS-41-G“ die Raumfähre „Challenger“ verließ. Zusammen mit Dschanibekow testete sie neue Werkzeuge und Verfahren zum Schweißen, Schneiden und Beschichten von Materialien unter Weltraumbedingungen. Die Rückkehr zur Erde endete am 29. Juli 1984 mit der Lan- dung in Dscheskasgan.

Ab Dezember 1984 bereitete sich Swetlana Sawizkaja auf einen dritten Raumflug vor, der unter ihrem Kommando nur aus Frauen bestehen sollte. Als weitere Besatzungsmitglieder waren dabei die Ärztin Jelena Dobokwaschina und die Ingenieurin Jekaterina Iwanowna vorgesehen. Doch im Februar 1985 ging der Funkkontak zu „Saljut 7“ verloren und diese Raumstation konnte nur durch eine aufwändige Rettungsaktion (Mission „Saljut 7 EO-4“) im Sommer 1985 gerettet werden. Nachdem die nächste Mission im November 1985 wegen Erkrankung des Kommandaten Wasjutin abgebrochen werden musste, hat man den geplanten Frauenflug endgültig gestrichen. Damals gab es auch das Problem, dass nach zwei erfolglosen Flügen im Jahr 1983 („Sojus T-8“ und „Sojus T-10-1) nicht genügend Sojus-Raumschiffe zur Verfügung standen.

Später wäre es möglich gewesen, mit dem Raumschiff „Sojus- TM“ zur neuen Raumstation „Mir“ zu fliegen. Doch dieses Vorhaben wurde wegen der Schwangerschaft von Swetlana Sawizkaja im Jahre 1986 nicht weiter verfolgt. Im Februar 1986 schloss Swetlana Sawizkaja ein Studium der technischen Wissenschaften an der „Moskauer Staatlichen Technischen Universität Bauman“ ab. Am 27. Oktober 1993 schied die 45-jährige Swetlana aus dem Kosmonautenkorps aus und wurde stellvertretende Bereichsleiterin bei „NPO Energija“. Von 1994 bis 1995 arbeitete sie als Assistenz-Pro- fessor im Bereich Wirtschaft und Investition am „Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstitut“.

Die vielseitig begabte Swetlana Sawizkaja machte auch in der Politik Karriere. Ab März 1989 war sie Abgeordnete im „Obersten Sowjet“ der UdSSR. Nach dem Zerfall der Sowjet- union kandidierte sie 1973 erfolglos bei den ersten Wahlen für die Kammer des Parlaments der Russischen Föderation („Duma“). Doch bei den nächsten Wahlen im Jahre 1995 konnte sie sich durchsetzen und wurde auch 1999, 2003 und 2007 wieder gewählt. Sie tritt für die „Kommunistische Partei“ der „Russischen Föderation“ an.

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Details

Titel
Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja - Die erste Spaziergängerin im All
Veranstaltung
-
Autor
Jahr
2010
Seiten
12
Katalognummer
V146737
ISBN (eBook)
9783640574476
Dateigröße
2808 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja, Ernst Probst, Astronautinnen, Kosmonautinnen, Raumfahrerinnen, Astronautin, Kosmonautin, Raumfahrerin, Weltall, All, Frauenbiografien, Biografien, Kurzbiografien
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2010, Swetlana Jewgenjewna Sawizkaja - Die erste Spaziergängerin im All, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146737

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