"Tief sitzt mein Schmerz" - Funktion und Dynamik von Selbstverletzendem Verhalten junger Frauen aus sozialpsychologischer Sicht


Diplomarbeit, 2007

144 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung
0.1 Einführung in die Thematik
0.2 Motivation und Zielsetzung
0.3 Aufbau der Arbeit

1. Grundlagen
1.1 Begriffsbestimmung
1.2 Definitionen
1.3 Symptomatik und Erscheinungsform
1.3.1 Komplexität der Symptomatik
1.3.2 Übersicht der Erscheinungsformen
1.3.3 Offene Selbstverletzung
1.3.4 Heimliche Selbstverletzung (artifizielle Krankheiten)
1.3.4.1 Artifizielle Krankheit im engeren Sinne
1.3.4.2 Das Münchhausen - Syndrom
1.3.4.3 Das Münchhausen - by - proxy - Syndrom bei Kindern
1.3.5 Selbstverletzung in Wechselwirkung mit anderen psychischen Störungen
1.4 Diagnostik
1.4.1 Persönlichkeitsstörungen
1.4.2 Borderline - Persönlichkeitsstörung
1.4.3 Narzisstische - Persönlichkeitsstörung
1.4.4 Diagnostische Überschneidung
1.5 Epidemiologie
1.6 Ursachen und Hintergründe
1.6.1 Erklärungsansätze
1.6.2 Auslöser
1.6.2.1 Vernachlässigung
1.6.2.2 Körperliche Misshandlung
1.6.2.3 Sexueller Missbrauch
1.6.2.4 Persönlichkeitsstruktur
1.7 Motive, Ablauf und Erleben
1.7.1 Funktionen
1.7.2 Spannungsbogen
1.7.3 Endorphine - körpereigene Schmerzmittel und Glückshormone

2. Untersuchungsdesign
2.1 Fragestellung der Untersuchung
2.2 Methodische Einordnung der Untersuchung und Problematik
2.2.1 Beschreibung der angewandten Erhebungsmethode - das narrative Interview
2.2.2. Vorgehensweise bei der Erhebung der Daten
2.2.2.1 Die Befragungspersonen
2.2.2.2 Das Interview
2.2.3 Vorgehensweise bei der Auswertung der gewonnenen Daten
2.2.4 Kritische Auseinandersetzung mit der Erhebung

3. Präsentation der Untersuchungsergebnisse: Funktion und Dynamik von Selbstverletzendem Verhalten
3.1 Funktionen
3.1.1 Intrapsychische Funktionen
3.1.1.1 Spannungsabbau (Ventil)
3.1.1.2 Mittel gegen Gefühlsarmut und Leblosigkeit
3.1.1.3 Suchtmittel
3.1.1.4 Antidepressivum
3.1.1.5 Selbstbestrafung
3.1.1.6 Ablenkung von Erinnerungen
3.1.2 Interpsychische Funktionen
3.1.2.1 Kommunikationsmittel (Hilfeschrei)
3.2 Personenbedingte Faktoren
3.2.1 Angst (-störungen)
3.2.2 Negatives Selbstkonzept
3.2.3 Depression
3.3. Kindheitsbelastende Faktoren
3.3.1 Trennung und Scheidung der Eltern
3.3.2 Tod eines Elternteiles
3.3.3 Sexueller Missbrauch
3.3.4 Vernachlässigung
3.4 Umfeldbedingte Faktoren
3.4.1 Soziale Unterstützung
3.4.1.1 Soziale Unterstützung A
3.4.1.2 Soziale Unterstützung B
3.4.1.3 Effekte der Sozialen Unterstützung
3.4.2 Soziales Stigma
3.4.3 Konflikte in der Familie und weibliche Adoleszenz

4. Zusammenfassende Ergebnisdiskussion

5.Soziale Arbeit und Selbstverletzendes Verhalten
5.1 Grundlagen der Sozialen Arbeit
5.1.1 Definition und Begriffsbestimmung
5.1.2 Arbeitsfelder
5.1.2.1 Kinder- und Jugendhilfe
5.1.2.2 Altenhilfe
5.1.2.3 Soziale Arbeit mit Mädchen und Frauen
5.1.2.4 Soziale Arbeit - Armut und Randgruppen
5.1.2.5 Soziale Arbeit in spezifischen Bereichen
5.2 Kooperation Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie
5.2.1 Hilfen und Angebote für junge Frauen mit Selbstverletzendem Verhalten
5.2.1.1 Der Paragraph § 35a SGB VIII
5.2.1.2 Partizipation sichern. Sozialpädagogische Konzepte am Beispiel des "Jugendhilfezentrums Margaretenhort" nach § 35a SGB VIII
5.2.1.3 Kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff der "seelischen Behinderung
5.2.2 Therapiekonzepte für junge Frauen mit Selbstverletzendem Verhalten

6. Fazit

Quellenverzeichnis

Anhang

Muster einer ärztlichen Stellungnahme zur Planung einer

Eingliederungshilfe

0. Einleitung

0.1 Einführung in die Thematik

Das Selbstverletzende Verhalten in der von mir untersuchten Form kann in seinem Umfang als ein Phänomen des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Jedoch hat diese Aggression die gegen den eigenen Körper gerichtet ist viele Gesichter und findet bereits in der Geschichte in diversen Kulturen seinen Platz. „Sehr häufig entstellten die Menschen sich das Gesicht freiwillig, um ihren Kummer oder ihre Trauer kundzutun. Als deutlich sichtbares Zeichen ihres Schmerzes kratzten sich im alten Griechenland und in Rom die Frauen mit den Fingernägeln ihre Wangen blutig - bis es per Gesetz verboten wurde. Manchmal hatten Hauteinritzungen auch religiöse Hintergründe; sie sollten zeigen, dass jetzt die richtige Beziehung zu Göttern und Geistern hergestellt sei“ (Liggett und Liggett 1989: 90). In ihrem Gemälde berichtet Elisabetta Sirani, wie sich die römische Stoikerin Porcia und Frau von Brutus mit Hilfe eines Messers die Beine verletzt. Dies stellt ein bildhaftes Zeugnis dar, dass Selbstverletzungen auch schon im römischen Reich verübt wurden.

„Im Christentum ist Jesus als ‚Vorbild’ zu nennen. Er hat mit seinen körperlichen Verletzungen das Leiden auf sich genommen. Daraufhin haben sich immer wieder Märtyrer und Märtyrerinnen extremen Leiden ausgesetzt, um sich über weltliche Dinge hinwegzusetzen und eine höhere Daseinsform zu erreichen“ (Schmeißer 2000: 13).

Bei vielen Völkern Afrikas aber auch Asiens sind es die Initiationsriten, bei denen sich junge Frauen und Männer meist sehr schmerzvollen Verletzungen im Genitalbereich aber auch anderen Körperregionen aussetzen. Diese Riten sollen den Übergang vom Kindes- zum Erwachsennenalter darstellen und sind in unserer westlichen Kultur nicht ganz unumstritten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auch in der Neuzeit nehmen Selbstverletzungen in unter- schiedlichster Gestalt ganz selbst- verständlich ihren Platz ein. So sind es Frauen, aber auch Männer, die bis zum Exzess versuchen, ihren Körper zu verändern. Sei es mit Hilfe von Schönheitsoperationen oder einer Art von Essstörung. Daneben „ziehen seit den 1980er Jahren neue Formen der Körpermodifikation, im Englischen als ‚body modification’, ‚BodyMod’ oder im deutschen auch als ‚Body-Art’ bezeichnet, die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich: Techniken der Körperveränderung wie Tätowierungen, Piercings, Brandings, Skarifizierungen, Cuttings, Implantate, Sewings, Verstümmelung durch Beschneidung, Spaltung von Körperteilen und sogar Amputationen. Fast keine dieser Technik ist wirklich neu; alle wurden abgeleitet von ritualisierten Formen des Körperschmückens, wie es auch bei den Ureinwohnern vieler Länder lange Brauch ist“ (Kasten 2006: 11). Von vielen Praktizierenden wird die Klassifizierung dieser Formen der Körpermodifikation in das Selbstverletzende Verhalten jedoch stark abgelehnt. Natürlich hängt die Körpermodifikation und das Selbstverletzende Verhalten auch immer mit der subjektiven Wahrnehmung jedes Einzelnen zusammen. Wird der Schmerz aber bewusst gesucht und möchte sich der/ die Betroffene beispielsweise dadurch bestrafen oder ein erotisches Gefühl damit erlangen, kann von einem Selbstverletzenden Verhalten gesprochen werden.

Der Schwerpunkt dieser Diplomarbeit soll sich auf das Symptom der „offenen Selbstverletzung“ beziehen, wobei sich die Betroffenen mit Hilfe von Rasierklingen, Messern, Glasscherben, Skalpellen etc. in die Haut ritzen oder schneiden. Auch das zu heiße Baden oder Duschen, welches zu Hautverbrennungen führen kann, gehört zum Symptom der offenen Selbstverletzung.

0.2 Motivation und Zielsetzung

Bevor ich begann mich mit dem Phänomen des Selbstverletzenden Verhaltens näher zu beschäftigen, hatte ich bisher nur wenige Kontakte mit diesem Verhalten der Betroffenen. Auch ich konnte es zuerst nicht verstehen, warum Menschen und vor allem junge Frauen sich freiwillig ritzen, schneiden und verbrennen. Ich fragte mich immer wieder, was in diesen jungen Frauen vorgehen muss, das sie dazu treibt sich selber Schmerzen zuzufügen. Interessiert, fasziniert und geschockt zugleich loggte ich mich zunächst in Chaträume wie zum Beispiel rotetraenen.de ein, um ein wenig von den Betroffenen selbst zu lesen. Später las ich spezielle Fachliteratur, die es mir ermöglichte, dass nötige Hindergrundwissen und damit ein verstärktes Interesse an dieser Thematik zu erlangen.

Die Aufgabe meiner Diplomarbeit soll darin liegen, darzulegen, welches Ausmaß das Selbstverletzende Verhalten mit seinen Funktionen besitzt und welche Rolle das nähere soziale Umfeld dabei einnimmt. Hierbei bediene ich mich der Erhebungsmethode des narrativen Interviews. Darüber hinaus soll diese Arbeit dazu beitragen, die Hintergründe psychischer Erkrankungen besser zu verstehen und damit auch die von psychischer Krankheit betroffenen Personen. Durch das Einfügen von Gedichten und Statements, möchte ich auf die Brisanz dieser Thematik verweisen und eine Partizipation der Betroffenen erreichen.

0.3 Aufbau der Arbeit

Die Diplomarbeit teilt sich in drei große Hauptteile auf: Grundlagenteil; Untersuchungsteil und Praxisteil - Soziale Arbeit. Während der Grundlagenteil und der Praxisteil - Soziale Arbeit jeweils nur aus einem Kapitel bestehen, gliedert sich der Untersuchungsteil in folgende Kapitel auf: Untersuchungsdesign; Präsentation der Untersuchungsergebnisse sowie Zusammenfassende Ergebnisdiskussion.

Im ersten Kapitel - Grundlagen wird das Selbstverletzende Verhaltens, und speziell die offene Selbstverletzung, vorgestellt; zunächst in den Punkten 1.1 Begriffsbestimmung; 1.2 Definitionen; 1.3 Symptomatik und Erscheinungsform sowie 1.4 Diagnostik. In welcher geschlechtsspezifischen Aufteilung und Häufigkeit das Selbstverletzende Verhalten in Erscheinung tritt, soll im Punkt 1.5 Epidemiologie geklärt werden. Der Punkt 1.6 Ursachen und Hintergründe gibt Aufschluss darüber, warum es zu diesen Verhaltensweisen kommt. Hierbei bediene ich mich Theorien aus der Neurobiologie, der Verhaltensforschung und der Sozialpsychologie. Im letzten Punkt 1.7 Motive, Ablauf und Erleben geht es darum, theoretische Grundlagen zum Umfang und Erscheinungsbild des Selbstverletzenden Verhaltens anzuführen.

Das zweite Kapitel - Untersuchungsdesign befasst sich mit der Fragestellung der Untersuchung (Punkt 2.1) und mit dem Punkt 2.2 Methodische Einordnung der Untersuchung und Problematik. Dieser Methodenteil stellt die Erhebungsmethode des narrativen Interviews vor, die Befragungspersonen sowie den Ablauf des Interviews.

Im nächsten und dritten Kapitel - Präsentation der Untersuchungsergebnisse werden die Aussagen der Interviews in vier Dimensionen gegliedert: Funktionen, Personenbedingte Faktoren, Kindheitsbelastende Faktoren sowie Umfeldbedingte Faktoren. Damit soll der Ergebnispräsentation ein Rahmen gegeben und die im dritten Kapitel thesenartig formulierten Fragestellungen beantwortet werden.

Folgend im vierten Kapitel - Zusammenfassende Ergebnisdiskussion werden die Dimensionen und Ergebnisse miteinander in eine Beziehung gebracht, um damit deren eventuelle Abhängigkeit offenzulegen und zu diskutieren. Hierbei soll im speziellen eine Klärung der Frage nach der Rolle des sozialen Umfeldes auf das Selbstverletzende Verhalten und dessen Funktionen erfolgen.

Abschließend habe ich im fünften Kapitel Soziale Arbeit und Selbstverletzendes Verhalten das interdisziplinäre Arbeitsfeld „Kooperation Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie“ beleuchtet. Dieses Arbeitsfeld soll helfen, mögliche Unterstützungen und Angebote für die Betroffenen zu erschließen.

1. Grundlagen

1.1 Begriffsbestimmung

In der deutschsprachigen Literatur ist eine Fülle unterschiedlichster Begrifflichkeiten von Selbstverletzung zu finden. So verwenden die Autoren Herpertz & Saß (1995), Klosinski (1999, 2004), Sachse (1994, 2002) Ackermann (2004), Teuber (1998), Schmeißer (2000) sowie Eckardt (1994) den Begriff des „Selbstverletzenden Verhaltens“. Mummendey (2000), Resch (1997) und Paar (1996) gebrauchen dagegen den Begriff der Selbstschädigung. Bei Subkowski (2002) kommt der Begriff der Autoaggression vor und bei Hänsli (1996) kann man den Begriff der Automutilation entdecken. Doctors (in Streek-Fischer 2004) hingegen redet von dem „sich Selbst-Schneiden“.

Wie man sieht, gibt es noch keinen einheitlichen Begriff, demnach keine verbindlich angesehene Nomenklatur. Man kann eher von einer „Privatnomenklatur“ der Autoren sprechen. Jedoch scheint sich in der Literatur ein Trend zu dem Begriff des „Selbstverletzenden Verhaltens“ zu entwickeln. Von daher möchte ich in meiner Arbeit auch von diesem Begriff ausgehen.

1.2 Definitionen

Meine Definition des Selbstverletzenden Verhaltens lautet wie folgt:

Die Selbstschädigung der Haut bei jungen Frauen ist ein destruktives Verhalten zur Emotionsregulation, dass sich gegen die eigene Person richtet, bei dem sich die Betroffenen zumeist auf den Armen, Beinen oder dem Rumpf leichte bis schwere Schnittverletzungen beibringen. Oft geschieht dieses Verhalten in einem tranceähnlichen Zustand ohne suizidale Motivation.

Diese Definition habe ich bereits eng an mein gewähltes Thema gelehnt und wie Doctors einer bestimmten Personengruppe zugeschrieben.

Ihre Definition lautet wie folgt:

„Personen, die sich ritzen (oder gebräuchlicher: schneiden), fügen sich Wunden zu, die leicht und oberflächlich sind statt tief und gravierend. Oft fügen sie sich mehrere leichte Schnitte oder Kratzer zu und wiederholen dieses Verhalten immer wieder.“ (Doctors in Streek-Fischer 2004 : 270).

Während Doctors das Selbstverletzende Verhalten enger definiert, sind es AutorInnen wie Schmeißer, Klosinski und Eckardt, die das Symptom des Selbstverletzenden Verhaltens differenzierter betrachten:

Nach Schmeißer (2000: 18, zitiert nach Feuser 1984/85) ist „selbstverletzendes Verhalten (engl. self-injurious behavior) eine Form von Autoaggression. Als Autoaggression wird der aggressive Akt gegen die eigene Person bezeichnet“.

Hierbei unterteilt sie in „leichte (z.B. schlagen mit der flachen Hand), mittlere (Beißen, Kratzen, Kneifen - mit sichtbaren Verletzungen) und schwere (lebensbedrohliche Verletzungen, z.B. Stechen mit den Fingern in die Augen,

Abbeißen der Fingerkuppen, Lippe oder Zunge)“ Selbstverletzungen (Schmeißer 2000: 18, vgl. nach Rohmann/Hartmann 1992: 17).

Klosinski stellt das Symptom noch umfassender dar, indem er nicht nur auf die aktiven-selbstverletzenden Verhaltensweisen, sondern auch auf passive und indirekte Selbstschädigungsformen eingeht.

Seiner Meinung nach „reicht das Spektrum von selbstschädigenden Verhaltensweisen indirekter Art, von Medikamentenmissbrauch und Drogenkonsum oder den Mißbrauch von Genußmitteln (Rauchen oder übermäßiges Trinken), bis hin zum Suizid“ (Klosinski 1999: 14). Zu den passiven Selbstschädigungsformen zählt er: „körperliche Passivität und Bewegungsarmut, Desorganisation des Tagesablaufs, selbstprogrammierter Mißerfolg, Freizeitbeschäftigungen, die geistige Verarmung bewirken, negative Selbstbewertung und deren Kompensation durch Selbstbehauptungstechniken, Ausstiegs- und Fluchttendenzen“ (Klosinski 1999: 14).

Ergänzend zu den bisher aufgeführten Selbstschädigungsformen führt Eckardt in ihrer Begriffsklärung noch die „Extremsportarten auf, bei denen bis zur körperlichen Erschöpfung oder bis zur Entwicklung körperlicher Schäden trainiert wird, z.B. extremes Bodybuilding“ (1994: 32).

1.3 Symptomatik und Erscheinungsform

Im folgenden Verlauf soll zum einen allgemein auf das Phänomen der Selbstverletzung eingegangen werden und zum anderen auf die Erscheinungsformen der offenen und heimlichen Selbstverletzung. Des Weiteren wird ein kurzer Überblick über mögliche psychische Krankheitsbilder gegeben, die zusammen mit der Selbstverletzung auftreten können.

1.3.1 Komplexität der Symptomatik

Wie schon in Punkt 1.2 „Definitionen“ erwähnt, ist nach Schmeißer (2000: 18, zitiert nach Feuser 1984/85) „selbstverletzendes Verhalten (engl. selfinjurious behavior) eine Form von Autoaggression. Als Autoaggression wird der aggressive Akt gegen die eigene Person bezeichnet“.

Hierbei unterteilt sie in „leichte (z.B. schlagen mit der flachen Hand), mittlere (Beißen, Kratzen, Kneifen - mit sichtbaren Verletzungen) und schwere (lebensbedrohliche Verletzungen, z.B. Stechen mit den Fingern in die Augen, Abbeißen der Fingerkuppen, Lippe oder Zunge)“ Selbstverletzungen (Schmeißer 2000: 18, vgl. nach Rohmann/Hartmann 1992: 17). „Die Verletzung der Haut ist, […], die häufigste Form der Selbstverletzung junger Frauen. Dabei wird mit einem Gegenstand in die Haut geschnitten“ (Teuber 2004: 30). Auf diese Gruppe von Betroffenen soll sich in dieser Arbeit bezogen werden. Ihnen wird die Erscheinungsform der offenen Selbstverletzung zugeschrieben. „Abzugrenzen vom offenen SVV sind die heimlich induzierten Krankheiten“ (Sachsse 2002: 35, zitiert nach Paar 1995). Doch „während früher die Meinung vorherrschte, offener und heimlicher Selbstschädigung lägen sehr unterschiedliche psychodynamische Prozesse zugrunde, werden die Grenzen inzwischen eher fließend gesehen. So gibt es durchaus Patientinnen, die sich selbst offen und heimlich gleichzeitig verletzen. Beide Symptombildungen werden heute psychodynamisch auf dissoziative1 Prozesse bezogen“ (Sachsse 2002: 35- 36).

1.3.2 Übersicht der Erscheinungsformen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: aus (Ackermann 2004: 17)

1.3.3 Offene Selbstverletzung

„Als offene Selbstverletzung bezeichnet man die wiederholte Gewebe- schädigung am eigenen Körper durch Schneiden, Verbrennen oder ähnliches ohne suizidale Absicht“ (http://www.rotelinien.de, 05.04.2007). „Am häufigsten kommen Schnitte mit Rasierklingen, Glasscherben, scharfen Messern, Scheren oder Skalpellen vor“ (Schmeißer 2000: 20). Hierbei verletzen sich die Betroffenen in einem Zustand der Depersonalisation oder einem anderen dissoziativen Zustand. Ihr Handeln geschieht also nicht bewusst und willentlich. „Von offener Selbstverletzung ist auch zu sprechen, wenn der Patient die schädigende Handlung vor Zeugen vornimmt oder im Verlauf der Erstversorgung oder auch während der ersten psychosomatischen Konsiliaruntersuchung (Methode zur Versorgung von Patientinnen mit psychischen und psychosomatischen Komorbiditäten2 ) die Verursachung aufklärt“ (Schmeißer 2000: 20, zitiert nach Willenberg/Eckardt 1997: 109).

1.3.4 Heimliche Selbstverletzung (artifizielle Krankheiten)

Bei der heimlichen Selbstverletzung verschweigen die Betroffenen im Unterschied zur offenen Selbstverletzung, dass sie sich ihre Verletzungen selber beigebracht haben.

„Der Oberbegriff artifizielle Störungen/ Krankheit umfaßt die vier folgenden Gruppen:

1. artifizielle Krankheit im engeren Sinne, 2. das Münchhausen-Syndrom, 3. das Münchhausen - by - proxy - Syndrom (Münchausen - Stellvertreter - Syndrom) bei Kindern und 4. das Münchausen - by - proxy - Syndrom bei Erwachsenen“ (Klosinski 1999: 24).

1.3.4.1 Artifizielle Krankheit im engeren Sinne

Die Patientinnengruppe mit artifiziellen Erkrankungen täuschen und / oder erzeugen physische sowie psychische Krankheitsbilder künstlich vor, um auf diese Weise die Patientenrolle zu gewinnen und in Krankenhäuser eingeliefert zu werden. „Dabei geschieht das Vortäuschen, Verschlimmern, und Erzeugen von Symptomen absichtlich, aber nur in dem Sinne, daß ein hohes Maß an intellektueller Urteilsfähigkeit und überlegter, zielgerichteter Aktivität benötigt wird, damit die Selbstmanipulation nicht entdeckt wird“ […] „Angst, Lebensangst, Einsamkeit, Liebes- und Zuwendungsbedürfnisse finden keinen angemessenen Ausdruck außer eben im krankhaften Wunsch nach Aufmerksamkeit und Zuwendung („Attention - seeking - behavior“) (Klosinski 1999: 25). Versprechen sich die Betroffenen aus diesem Handlungsumfang einen Vorteil, nennt man dies Simulation und sieht von dem Begriff der artifiziellen Krankheit ab.

1.3.4.2 Das Münchhausen - Syndrom

„Der Begriff Münchhausen - Syndrom wurde 1951 von dem englischen Arzt Richard Asher eingeführt, weil ihn die Krankengeschichte und auch der Verlauf der Krankheit an die Lügengeschichten des Baron Münchhausen erinnerte“ (Schmeißer 2000: 27). Dem Umfang des Münchhausen - Syndrom schreibt Klosinski (1999: 25) folgende Symptome zu: „ 1. das Erfinden, Verschlimmern und Erzeugen von Krankheitssymptomen aus einer inneren Notwendigkeit heraus, um die Krankenrolle und Hospitalisation zu erlangen, 2. das geschickte, tendenziell hochstaplerische Erzählen von erklärenden Geschichten mit falschen Namen und Biographien (Pseudologia phantastica) sowie 3. das Aufsuchen immer wieder neuer Behandlungseinrichtungen“.

1.3.4.3 Das Münchhausen - by - proxy - Syndrom bei Kindern

Der Kinderarzt Roy Meadow gab diesem Syndrom im Jahre 1977 zum ersten Mal seinen Namen. „Diese Störung kann als eine Form der Kindesmißhandlung bezeichnet werden“ (Schmeißer 2000: 30). Hierbei betrachten die Mütter ihre Kinder als ihr erweitertes Körperteil und übertragen dabei ihre selbstverletzenden Verhaltensweisen auf das Kind. Es geht um eine menschlich krankhafte Bösartigkeit, die sich hinter guten Taten versteckt. Der Umfang dieser Störung erstreckt sich von Vergiftungen, über eine Erzeugung von ständig sich wiederholenden Durchfällen bis hin zu Diabetes oder epileptischen Anfällen an den Kindern. Auch Vortäuschungen von bestimmten Krankheitssymptomen wie beispielsweise, viel höheres Fieber angeben oder ein nachträgliches Hinzufügen von Krankheitserregern in den Urin gehören dazu. Die Motivation der Mütter besteht darin, zusammen mit ihren Kindern beständig Krankenhausaufenthalte zu erwirken. Die Betroffenen sind meist ohne Vater aufgewachsen und besitzen ein gestörtes Verhältnis zur Mutter, die oftmals selbst unter dem Münchhausen - Syndrom oder dem Münchhausen - by - proxy - Syndrom leidet oder litt.

1.3.5 Selbstverletzung in Wechselwirkung mit anderen psychischen Störungen

„Alle Patientinnen haben schwere Störungen des Körperbildes“ (Sachsse 2002: 37). Dazu können Eß- und Gewichtsstörungen, wie Anorexie, Bulimie oder auch Adipositas, gezählt werden, unter denen viele Betroffene leiden. Nicht selten haben die Betroffenen eine Suchtproblematik, die sich in einem Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch zeigt. „Regelhaft findet sich allerdings eine ausgeprägte Angst vor dem Alleinsein“ (Sachsse 2002: 37). Diesen Begleiterkrankungen liegen umfangreiche Arbeits- und Beziehungsstörungen zugrunde.

1.4 Diagnostik

Selbstverletzendes Verhalten gilt als ein Symptom von psychischen Krankheitsbildern und nicht als ein selbstständiges Krankheitsbild. Die Fachliteratur spricht häufig davon, dass es sich bei den Betroffenen mit dem Symptom des selbstverletzenden Verhaltens überwiegend um solche mit einer Borderline - Persönlichkeitsstörung sowie einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung handelt. Aus diesem Grund soll sich im weiteren Verlauf auf diese Störungen im Speziellen bezogen werden. Hierbei orientiere ich mich überwiegend an den Aussagen der Klassifikationssysteme ICD 10 und DSM IV. Zu Beginn möchte ich in diesem Zusammenhang zunächst allgemein auf den Begriff der Persönlichkeitsstörungen eingehen.

1.4.1 Persönlichkeitsstörungen

„Der Begriff ‚Persönlichkeitsstörung’ bildet ein Konzept, das unter dem Einfluss der modernen Klassifikationssysteme an die Stelle des alten Konzepts der ‚Psychopathie’ getreten ist und zugleich den vor allem aus der Psychoanalyse kommenden Begriff der ‚Charakterneurose mit einschließt. […] Die Grenze zwischen der Charakterisierung der Persönlichkeit in Persönlichkeitszüge (traits) und Persönlichkeitsstörungen (disorders) ist oft fließend. Hier macht sich sicherlich der Einfluss der Psychoanalyse, der von ihr eingeführte Begriff des ‚Charakters’ geltend“(Lang et al. 2007: 7).

Dilling et al. (1993:225) beschreibt Persönlichkeitsstörungen im Rahmen des ICD-10 als „umfassend tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen. Dabei findet man gegenüber der Mehrheit der Bevölkerung deutliche Abweichungen im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und in den Beziehungen zu anderen. Solche Verhaltensmuster sind zumeist stabil und beziehen sich auf vielfältige Bereiche von Verhalten und psychische Funktionen. Häufig gehen sie mit persönlichen Leiden und gestörter Funktionsfähigkeit einher. “

Im DSM IV werden Persönlichkeitsstörungen folgendermaßen definiert:

„Eine Persönlichkeitsstörung stellt ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten dar, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht, tiefgreifend und unflexibel ist, seinen Beginn in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter hat, im Zeitverlauf stabil ist und zu Leid oder Beeinträchtigungen führt.“ (Saß et al. 1996, S.711).

Nach Fiedler (1997: 4) „werden üblicherweise Persönlichkeitseigenschaften erst dann mit dem Etikett Persönlichkeitsstörung belegt, wenn sie deutlich in Richtung eines Leidens der Betroffenen (etwa unter der ‚Last ihrer Gewordenheit’) oder wenn sie in Richtung Dissozialität (Schwierigkeit sich in die bestehende Gesellschaft einzuordnen) oder (anti-)sozialer Devianz, also abweichendem Verhalten, extremisieren“.

Häufige Ursachen und Entstehungsbedingungen von Persönlichkeits- störungen können zum einen fehlende Zuverlässigkeit und Konstanz von Beziehungen wie beispielsweise, psychische Störungen der Eltern, chronische Familienstreitigkeiten, früher Verlust der Hauptbezugsperson oder geringer Altersabstand zu den Geschwistern sein. Weitere Ursachen und Entstehungsbedingungen können mangelnde Balance zwischen Autonomie- und Bindungsmöglichkeit (Trennungstraumata) sowie aggressive und sexuelle Traumatisierung sein.

1.4.2 Borderline - Persönlichkeitsstörung

Herpertz & Saß beschreiben den der Verletzung vorangehenden Zustand von PatientInnen mit Selbstverletzendem Verhalten wie folgt:

„Die schnell eskalierende Dysphorie (banale Alltagsverstimmung) enthält ein hohes Maß an Wut, Verzweiflung, Angst, absoluter Hilf- und Hoffnungslosigkeit, also affektive Merkmale, wie sie bei Borderline - Persönlichkeitsstörungen berichtet werden. Ferner finden sich Rache - und Bestrafungswünsche gegen Andere und Furcht vor eigener Aggression, Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. Die Verstimmung wird als unerträglich geschildert: kognitive Fähigkeiten sich vom Affekt zu distanzieren, ihn einzuordnen und zu charakterisieren stehen nicht zur Verfügung" (Herpertz und Saß 1994: 298).

Der Begriff der Borderline - Persönlichkeitsstörung hat über die Jahre einen starken Bedeutungswandel erfahren. „ Ursprünglich wurde das Konzept der Borderline - Störung vor allem eingesetzt, um Randphänomene im Grenzbereich zu den schizophrenen Störungen genauer zu fassen (so vor allem in der psychiatrischen Forschung) oder um eine eigene Störungsgruppe im Übergang zwischen Neurose und Schizophrenie zu konzeptualisieren (so vor allem in Ausarbeitungen der Psychoanalyse). In beiden Forschungstraditionen war jedoch schon früh übereinstimmend die Vermutung geäußert worden, dass es sich bei den gemeinten Phänomenen nicht nur um eine spezifische Symptomatik oder um ein spezifisches Syndrom handelt, sondern dass es sich dabei um die Eigenarten einer überdauernden Charakter- bzw. Persönlichkeitsstörung handeln könnte“ (Fiedler 2001: 237).

In dem amerikanischen Klassifikationssystem „American Psychiatric Association (DSM IV)“ wird Borderline unter der Diagnosenummer 301.83 direkt als Persönlichkeitsstörung benannt. Wobei sie im Merkmalskatalog der WHO (ICD-10) als Unterform der „emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen (F60.3) eingeordnet wird.

Selbstschädigendes Verhalten ist das fünfte von neun diagnostischen Kriterien im DSM IV für die Borderline - Persönlichkeitsstörung:

[…]

5) Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten

[…]

zitiert nach DSM IV/Saß et al. 1996: 739

1.4.3 Narzisstische - Persönlichkeitsstörung

„Nach psychoanalytischen Kriterien handelt es sich bei Patientinnen mit schwerem SVV überwiegend um solche mit einer narzißtischen Persönlichkeitsstörung, die in Belastungssituationen auf Borderline- Organisationsniveau regredieren und dissoziativ dekompensieren können" (Sachsse 2002: 55).

Ähnlich der Klassifizierung der Borderline-Persönlichkeitsstörung, wird die narzisstische Persönlichkeitsstörung im Katalog der WHO (ICD-10) nur unter dem Punkt „Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen (F 60.8)“ eingeordnet, aber nicht näher benannt. Und im DSM IV wird sie gemeinsam mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung auf der Achse II aufgeführt (siehe Abbildung).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Die multiaxiale Diagnosesystematik im DSM IV (APA 1994 zitiert nach Fiedler 2001: 31)

„Narzißmus“ gehört zu den zentralen Begriffen der Psychoanalyse. Er bezeichnet in seiner allgemeinen (positiven) Form die interaktionelle Fähigkeit eines Menschen, relativ konstante positive wie negative zwischenmenschliche Beziehungen auszubilden. In seiner (negativen) Variante zur Kennzeichnung einer Persönlichkeitsstörung bezeichnet er zumeist das Gegenteil: nämlich eine Störung der Beziehungsfähigkeit, die durch Selbstbezogenheit, eine hohe Empfindlichkeit gegenüber der Einschätzung durch andere und durch einen Mangel an Einfühlungsvermögen bestimmt ist“ (Fiedler 2001: 281).

Ausgewählte diagnostische Kriterien (insgesamt neun) der narzisstischen Persönlichkeitsstörung gemäß DSM-IV:

1) hat ein grandioses Gefühl der Wichtigkeit (übertreibt z.B. die eigenen Leistungen und Talente; erwartet, ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden), […]

7) zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren,

8) ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie, […]

zitiert nach DSM IV/Saß et al. 1996: 747

1.4.4 Diagnostische Überschneidung

In der Traumaforschung hat sich seit Beginn der neunziger Jahre ein neuer Begriff entwickelt, der sich in der deutschen Literatur bislang noch nicht vollständig durchsetzen konnte, sich aber mit einigen Symptomen der Boderline-Persönlichkeitsstörung überschneidet. Es ist der Begriff der „Komplexen Postraumatischen Belastungsstörung“ (Komplexe PTBS), im englischen auch „Complex PTSD“ oder „DESNOS“ (Disorder of Extreme Stress Not Otherwise Specified) genannt. Diese Bezeichnung wird in dieser Form im DSM-IV geführt und wird im ICD-10 als „andauernde Persönlichkeitsstörung nach Extrembelastung“ (F 62.0) klassifiziert.

„Als Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (komplexe PTBS) wird ein psychisches Krankheitsbild bezeichnet, das sich infolge schwerer, anhaltender Traumatisierungen (z.B. Misshandlungen oder sexueller Missbrauch, physische und/ oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit, existenzbedrohende Lebensereignisse) entwickeln kann. Es kann sowohl direkt im Anschluss an die Traumata, als auch mit zeitlicher Verzögerung (Monate bis Jahrzehnte) in Erscheinung treten. Im Unterschied zur Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist es durch ein breites Spektrum kognitiver, affektiver und psychosozialer Beeinträchtigungen gekennzeichnet, die über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben“ (http://de.wikipedia.org/, 08.06.2007). Hier sind insbesondere dissoziative Symptome zu nennen, wie sie auch bei der Borderline- Persönlichkeitsstörung zu finden sind, „also der Rückzug aus der Aufmerksamkeit, aus der Selbstwahrnehmung und dem Bewusstsein, sozusagen in den und gleichzeitig aus dem Körper“ (von Arnim et. al. in Remmel et. al. 2006: 402). Als zweites Hauptsymptom nennt von Arnim et. al. (vgl. ebd.) den gestörten Umgang mit Ärger, der sich u.a. in einem Spannungsabbau durch selbstverletzendes Verhalten äußert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Eine wichtige Differenzierung wurde 1991 durch L. Terr eingeführt: Frau Terr differenzierte den Trauma-Begriff in Typ-I- und Typ-II - Traumatisierungen:

- Typ I: kurz dauernd, heftig (z.B. Unfälle, Naturkatastrophen)
- Typ II: lang andauernd, komplex, häufig in jüngerem Lebensalter, wenn noch wenig Ressourcen zur Bewältigung des Traumas vorhanden sind“ (von Arnim et. al. in Remmel et. al. 2006: 401)

Im weiteren Verlauf meiner Arbeit soll unter dem Begriff der Posttraumatischen Belastungsstörung der Typ II verstanden werden, da einige Autoren noch immer nicht die Bezeichnung Komplexe PTBS übernommen haben.

1.5 Epidemiologie

In der Literatur findet man unterschiedliche Aussagen zur geschlechtsspezifischen Ausübung von Selbstverletzendem Verhalten. Jedoch besagen alle Studien, dass sich mehr Frauen/Mädchen als Männer/Jungen selbst verletzen. Herpertz und Saß (1994) gehen davon aus, dass das zahlenmäßige Verhältnis von Frauen zu Männern ca. bei 2:1 liegt. „Wobei es an anderer Stelle heißt, dass ungefähr 80% der Betroffenen Frauen seien“ (Schmeißer 2000: 39, vgl. nach Eckardt 1994: 42). Sachsse (2002) geht sogar von einem Verhältnis von 10:1 aus. Aus eigenen Erfahrungen schätzt er, daß von 100 psychotherapeutischen, psychosomatischen oder psychiatrischen Betten jeweils zwei bis drei von Patentinnen mit Selbstverletzendem Verhalten belegt sind (vgl. Sachsse 2002: 38). Nach Doctors (vgl. in Streek-Fischer 2004: 273) „betrifft dieses Phänomen vor allem Mädchen und Frauen, während es bei Jungen und Männern eher ein sekundäres Problem darstellt“. Sachsse (2002) vermutet in dem Geschlechterverhältnis einen erhöhten sexuellen Missbrauch bei Mädchen. Teuber (2000) betrachtet zudem noch gesellschaftliche Attribute von aggressiven Ausdrucksformen als möglichen Hintergrund für ein erhöhtes Ausüben von Autoaggression auf der Seite junger Frauen. So zitiert sie Mitscherlich (1992: 16 in Teuber 2000: 23): “Die passiv - aggressive, abhängige und leidensbereite Haltung der Frau wird durch die geschlechtsspezifische Sozialisation begünstigt, die dem Mann nach wie vor Aggression, Selbstbehauptung, Gefühlsabwehr offen zugesteht, der Frau aber unverändert die Rolle der sich Anpassenden, Gefühlvollen und Dienenden zuweist.“„Die geschlechtsspezifischen Bedingungen aggressiver Ausdrucksformen veranlassen Mädchen und Frauen dazu, Aggressionen eher gegen sich selbst zu richten und Schuldgefühle mit sich auszutragen“ (ebd.: 27).

1.6 Ursachen und Hintergründe

1.6.1 Erklärungsansätze

Neurobiologischen Untersuchungen zur Folge, kommt es bei der Selbstverletzung zu einer gesteigerten Aktivität endogener Opioide3. Diese sind zum einen für den tranceartigen Bewusstseinszustand und zum anderen für eine häufige Analgesie (Aufhebung der Schmerzempfindung) verantwortlich (vgl. Herpertz und Saß 1994: 301). „Verursacht wird die verminderte Schmerzempfindung durch Stress, ähnlich den Verhaltensbeobachtungen aus dem Tierreich, wo Angriffserregung und Schmerzempfinden einander ausschließen. Eine psychotrope, euphorisierende Wirkung, im Sinne eines inneren positiven Verstärkers, durch die Erhöhung des Endorphinspiegels, führt dann zu einem immer wiederkehrenden Selbstverletzungsverhalten der Betroffenen“ (Herpertz und Saß 1994: 302). Das Selbstverletzende Verhalten nimmt somit einen suchtartigen Charakter an. Eine weitere Hypothese aus der Neurobiologie besagt, dass ein zu niedriger Serotoninspiegel auch zu Selbstverletzungen führen kann. Nach Kasten (2006: 316) „untersuchte Steiger Frauen mit Bulimia nervosa und stellte fest, dass die serotonerge Funktion bei Frauen mit selbstverletzenden Handlungen deutlich geringer war, als bei Bulimikerinnen, die sich selbst nicht schnitten. Insbesondere die Tatsache, dass Antidepressiva, die den Serotoninspiegel anheben, auch einen positiven Effekt auf Aggressivität und Selbstverletzungen haben, untermauert diese Annahme.“ Auch Endorphine, aus der Gruppe der Neuropeptide, spielen bei den neurobiologischen Erklärungsansätzen eine wesentliche Rolle, da sie zu einer geringen Schmerzempfindlichkeit bei den Betroffenen beitragen. Näheres dazu möchte ich unter dem Punkt 1.7.3 Endorphine - körpereigene Schmerzmittel und Glückshormone erläutern.

Aus lerntheoretischer Sicht wird Selbstverletzendes Verhalten zumeist als Folge operanten Lernens (Konditionierung) begründet. Es kann in diesem Zusammenhang sowohl zu einer positiven, als auch negativen Verstärkung der Selbstverletzung kommen. „Eine offene Selbstschädigung stößt häufig auf Angst, Besorgnis, Mitleid und Zuwendung insbesondere bei Bezugspersonen und medizinischen Personal, und der Betroffene wird als Opfer gesehen“ (Herpertz und Saß 1994: 302). Diese Verhaltensweisen führen zu einer positiven Verstärkung des Verhaltens der Betroffenen, da ihnen die Wünsche nach Zuwendung und Nähe erfüllt werden. Die negative Verstärkung resultiert aus einem Vermeidungsverhalten. Hier benutzen die Betroffenen das Selbstverletzende Verhalten, um einen negativen Reiz (z.B. familiäre Konfliktsituation) zu minimieren und damit einem inneren Spannungsaufbau entgegenzuwirken.

Neben lerntheoretischen Erklärungsansätzen und neurobiologischen Aspekten geht Ackermann (2004) auf Bewältigungsmodelle, wie das Stress - Coping4 - Modell und das Lebensbewältigungskonzept ein. Sie erklärt das Stress - Coping - Modell, das sie auf der Grundlage von Selbstverletzendem Verhalten entwickelt hat wie folgt: „Die körperliche Verletzung, die aus der Belastungsbewältigung resultiert, kann wiederum Belastung sein, dadurch ergibt sich ein Kreislauf. Der Belastungs-Bewältigungs-Ablauf wird dann als ‚psychische Störung’ klassifiziert“ (Ackermann 2004: 86). Dieser Prozess unterliegt mehreren Einflussfaktoren, wie emotionalen, psychischen und sozialen Belastungen, dem dann „ein psychosoziales Erleben folgt, das dann von der Person selbst in Form der Verletzung auf den Körper übertragen wird“ (Ackermann 2004: 87). Das Lebensbewältigungskonzept nach Ackermann (2004) erklärt, dass es bei jungen Frauen mit Selbstverletzendem Verhalten, aufgrund bereits beschriebener Belastungen, zu einem Verlust der Handlungsfähigkeit kommen kann. Damit die Betroffenen ihr Leben wieder in den Griff bekommen können, wenden sie ihre Selbstverletzung als Lösung an, um dem Problem der Handlungsunfähigkeit entgegenzuwirken. Jedoch hält dieser Zustand bei vielen Betroffenen nicht lange vor. Ackermann (2004: 92) beschreibt dies mit „Desintegration nach kurzfristiger Integration“. Diese hat dann eine erneute Selbstverletzung zur Folge.

Aus sozialpsychologischer Sicht gibt es von einigen Psychiatern und Psychotherapeuten die Auffassung, dass das Selbstverletzende Verhalten mit den Jahren immer häufiger in Erscheinung tritt. Doctors (in Streek- Fischer 2004: 274) erklärt diese Ansichten mit einer vermehrten Medienpräsenz und einem Modelllernen: „Ich nehme vielmehr an, daß es einen Unterschied gibt zwischen jenen Personen, bei denen das Symptom aus ihrer Befindlichkeit erwächst, und solchen, die es beobachten und finden, daß es ihnen selbst ‚gut steht’. Zumindest beeinflußt die Publicity die Häufigkeit des Vorkommens.“

1.6.2 Auslöser

Nach Kasten (vgl. 2006: 309) wurde von 62% der Betroffenen berichtet, dass sie in ihrer Kindheit körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt waren. Darüber hinaus haben Selbstverletzer überdurch- schnittlich häufig Vernachlässigung erlebt. Oftmals gehen diese Gewalterfahrungen mit einer Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung einher. Gründe hierfür können mitunter sozioökonomische Belastungen (z.B. chronische Finanzknappheit, Arbeitslosigkeit) der Familien sein, die in der Regel mit einer problematischen familialen Beziehungs- und Interaktionsdynamik begleitet und überlagert werden. Nicht selten hat mindestens ein Elternteil mit einer Alkoholabhängigkeit oder mit einem Drogenproblem zu kämpfen. Aber auch in nach außen hin intakt wirkenden- und finanziell gut gestellten Familien können die o.g. Ursachen von selbstverletzendem Verhalten erscheinen.

Natürlich treten Kindesmisshandlungen nicht isoliert voneinander auf, es kann auch zu Überlagerungen kommen. So sind körperliche Misshandlungen nicht strickt vom sexuellen Missbrauch zu trennen, denn Verletzungen im Genitalbereich infolge sexuellen Missbrauchs können auch zu dem Umfang der körperlichen Misshandlungen gezählt werden. Ebenso tritt eine Vernachlässigung oftmals in Kombination mit körperlichen Misshandlungen auf. Ich möchte jedoch durch eine einzelne Betrachtung jedes Problemfeld hervorheben.

1.6.2.1 Vernachlässigung

„Wesentlich für die Entwicklung selbstverletzender Verhaltensweisen ist die Deprivation in früher Kindheit. Wurden Affen im ersten Lebensjahr völlig isoliert aufgezogen, zeigten sie rasch beträchtliche Verhaltensstörungen mit stereotypen Bewegungen und Selbstverletzungen“ (Kasten 2006: 315-316). Deegener (2005:37) versteht unter Vernachlässigung „die (ausgeprägte, d.h. andauernde oder wiederholte) Beeinträchtigung oder Schädigung der Entwicklung von Kindern durch die sorgeberechtigten und verpflichteten Personen gemeint auf Grund unzureichender Pflege und Kleidung, mangelnder Ernährung und gesundheitlicher Fürsorge, zu geringer Beaufsichtigung und Zuwendung, nachlässigem Schutz vor Gefahren sowie nicht hinreichender Anregung und Förderung motorischer, geistiger, emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Vielfach wird dabei zwischen körperlicher Vernachlässigung und emotionaler Vernachlässigung (nicht hinreichendem oder ständig wechselndem Beziehungsangebot) unterschieden“.

Kinder benötigen demnach grundlegende Bedürfnisse, um sich ihrem Alter entsprechend physisch wie auch psychisch positiv entfalten zu können. Motzkau unterteilt diese Bedürfnisse in körperliche Bedürfnisse, Schutzbedürfnisse, Bedürfnisse nach Bindung und Einfühlungsvermögen, Bedürfnis nach Wertschätzung, Bedürfnisse nach Anregung, Spiel und Leistung sowie das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung (vgl. 2005: 713):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kommt es nun zu einer langfristigen Unterlassung dieser Bedürfnisse durch Personensorgeberechtigte (in der Regel die Eltern), kann es zu Vernachlässigungserscheinungen kommen. Die Vernachlässigung kann also in körperlichen, emotionalen, materiellen oder sozialen Bereichen, aktiv oder passiv (unbewusst), auf Grund unzureichender Einsicht oder unzureichenden Wissens, erfolgen (vgl. ebd.: 712).

Die Folgen von Vernachlässigung unterteilt Motzkau (in Bange & Körner 2002: 714) in Bereiche der körperlichen Entwicklung, der psychischen Entwicklung und der sozialen Entwicklung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Schäden sind irreversibel, wenn die deprivative Situation andauert. Um überleben zu können, entwickelt das vernachlässigte Kind unbewusst bestimmte Abwehrmechanismen. Hierbei spaltet es alle Reize ab, die mit negativen Erfahrungen, wie beispielsweise Schmerz oder Hunger verbunden sind. Diese negativen Reize sind mit dem Körper gleichzusetzen, da er sie verursacht. Im Gegensatz zu einem umsorgten Kind, dessen Bedürfnisse nach kurzer Zeit auf Grund von z.B. Schreien oder Weinen befriedigt werden, führt dasselbe zu keinem positiven Effekt. Diese negativen Erfahrungen haben zur Folge, dass der Körper früher oder später als „verhasstes“ Objekt empfunden und somit abgespalten wird. Oftmals ist zu beobachten, dass die einzige Zuwendung in Form von Schlägen auf Grund dessen erfolgt, weil das Kind zu schreien beginnt. Somit macht das Kind frühe Erfahrungen mit dem Schmerz als Strafe. Die Selbstfürsorge der Betroffenen in Form von Selbstverletzung ist demnach ein Resultat aus den negativen Erfahrungen der Kindheit, da sie es nicht gelernt haben, sich auch ohne Schmerzen zuwenden zu können.

1.6.2.2 Körperliche Misshandlung

Körperliche Misshandlung liegt vor, wenn durch körperliche Gewaltanwendung von Eltern/Erziehungsberechtigten oder Dritten Kindern beabsichtigte, ernsthafte, temporäre oder dauerhafte Verletzungen oder der Tod zugefügt werden (vgl. Motzkau in Bange & Körner 2002: 300). „Durchgeführt wird sie am häufigsten von: Mutter (50%), Vater (45%), Bruder (16%), Stiefvater (4%), Schwester (3%), Onkel (3%) und andere Personen (16%)“ (Kasten 2006: 309).

Formen und Anzeichen von körperlicher Misshandlung nach Motzkau (in Bange & Körner 2002: 301-302/319) und Deegener (in Deegener & Körner 2005: 37):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Betroffene mit Selbstverletzendem Verhalten haben nicht selten Gewalt in ihren Familien erlebt. Diese Gewalt umfasst die bereits o.g. Erziehungsmaßnahmen bis hin zu jeglicher Art der Folter. „ Die Vorbilder und Identifikationsobjekte Mutter und Vater zeigen dem Kind eine Welt, in der nur Gewalt vorherrscht und Kontakt sowie Aufmerksamkeit mittels Gewaltanwendung erreicht werden“(Schmeißer 2000: 52). „Es befindet sich dabei in einem Dilemma auf mehreren Ebenen: Zwischen weiter bestehender Zuneigung zu den misshandelnden Elternteilen und Angst vor ihnen, zwischen Selbsterhaltung und Unterwerfung, zwischen Wut und Scham“ (Motzkau in Bange und Körner 2002: 304). Wegen der Abhängigkeit zu den Eltern kann das Kind die Gewalt jedoch nicht an den Eltern ausleben. „Hauptsächlich im unbewussten Versuch, sich vor dem Eindruck zu schützen, böse und vernichtende Eltern zu haben, nehmen die Kinder die Schuld für Misshandlungen mehr oder weniger auf sich, reagieren auch darauf mit Scham und vermindertem Selbstwertgefühl“ (ebd.). Oftmals werden dann Aggressionen gegen die eigene Person gerichtet. Diese Verhaltensweise haben die Betroffenen verinnerlicht, indem sie sich selbst verletzen. „Dieser gesamte Prozess mit seinen Auswirkungen hat häufig die Qualität eines zusätzlichen psychischen Traumas“ (ebd.).

1.6.2.3 Sexueller Missbrauch

Zum sexuellen Missbrauch „gehören genitale, orale und anale Praktiken einschließlich Geschlechtsverkehrs, Herstellung pornographischen Materials, Exhibitionismus oder anzügliche Bemerkungen“ (Moggi in Bange & Körner 2002: 116 zitiert nach Engfer 1997). Der sexuelle Missbrauch oder die sexuelle Gewalt (Hocke & Schäfter 1995) findet überwiegend in der Herkunftsfamilie der Betroffenen statt, aber er kann auch im nahen sozialen Umfeld der Mädchen stattfinden. „Als Lustobjekt wurden die Kinder nach Favazza (1996) in absteigender Häufigkeit von folgenden Personengruppen benutzt: Freund der Familie (43%), Bruder (25%), Vater (23%), Onkel (13%), Stiefvater (6%), Mutter (6%) und Großvater (4%)“(zitiert in Kasten 2006: 309). Hierbei unterscheidet man zwischen inner- und außerfamilialem sexuellen Missbrauch (vgl. Hocke & Schäfer 1995: 19). Dabei nutzen die Täter aus dem Verwandten bzw. Bekanntenkreis die Abhängigkeit zu ihrem Opfer aus. „In dieser erzwungenen sexuellen Beziehung befriedigt der Täter seine sexuellen Bedürfnisse gegen den Willen des Mädchens. Sie wird damit zum Opfer und existiert lediglich als Objekt“ (Teuber 2000: 71). Dies hat zur Folge, dass sich die Betroffenen nicht mehr als Subjekt mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen verstehen und es ihnen schwer fällt, diese in der Zukunft auch wahrzunehmen.

[...]


1 Dissoziation ist eine menschliche Fähigkeit, durch die bestimmte Gedanken, Einstellungen oder andere psychologische Aktivitäten ihre normale Relation zu anderen bzw. zur übrigen Persönlichkeit verlieren, sich abspalten und mehr oder minder unabhängig funktionieren (vgl. Sachsse 2002: 46, zitiert nach Arnold et al. 1980, S. 383).

2 „Komorbidität: Wenn sich bei einer Person mehrere Persönlichkeitsstörungen diagnostizieren lassen, so handelt es sich um Komorbidität der Persönlichkeitsstörungen untereinander“ (Häcker & Stapf 2004: 495) .

3 Opioide sind vom Körper gebildete Neuropeptide (kleine Eiweißmoleküle) (vgl. Reuter 2004: 594) „an denjenigen Synapsen, an denen auch Opiate angreifen“ (Klinke & Silbernagl 2003: 77)

4 Dieser Begriff stammt aus dem englischen, der im wissenschaftlichen Sprachgebrauch oft synonym zur Bewältigung verwendet wird.

Ende der Leseprobe aus 144 Seiten

Details

Titel
"Tief sitzt mein Schmerz" - Funktion und Dynamik von Selbstverletzendem Verhalten junger Frauen aus sozialpsychologischer Sicht
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg  (Fakultät I - Bildungs-, Kultur-, Sozialwissenschaften)
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
144
Katalognummer
V146546
ISBN (eBook)
9783640572953
ISBN (Buch)
9783640573240
Dateigröße
1712 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nach langem Überlegen, habe ich mich nun doch entschieden diese Diplomarbeit zu veröffentlichen. Vor allem aus dem Grund, da das Selbstverletzende Verhalten, wie auch andere psychische Erkrankungen, noch immer ein Schattendasein in unserer Gesellschaft fristet. Diese Diplomarbeit diente nicht nur dazu, mir einen Abschluss als Diplom Sozialpädagoge/-sozialarbeiter zu ermöglichen, denn mehr möchte ich mit ihr zu einer Aufklärung des von mir untersuchten Verhaltens beitragen.
Schlagworte
Selbstverletzung, Ritzen, Schneiden, Body Modification, Schmerz, Körpermodifikation, Body-Art, BodyMod, Spannunsabbau, Trauma, Scheidung, Erich Kasten, Adoleszenz, Psychiatrie, SVV, Selbstverletzendes Verlaten, narratives Interview
Arbeit zitieren
David Krause (Autor:in), 2007, "Tief sitzt mein Schmerz" - Funktion und Dynamik von Selbstverletzendem Verhalten junger Frauen aus sozialpsychologischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146546

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