Umgang mit Psalmen im Religionsunterricht


Seminararbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theologische Erwägungen zu den Psalmen
2.1 Etymologie und Herkunft der Psalmen
2.2 Das Psalmenbuch als Teil des alten Testaments
2.3 Die Aufteilung und Ordnung der Psalmen
2.4 Die Psalmen und eigene Erfahrungen

3. Didaktische Erwägungen zu den Psalmen
3.1 Elementare Zugänge
3.2 Die Klagepsalmen und ihre Bedeutung für Kinder
3.3 Die Lobspsalmen und ihre Bedeutung für Kinder

4. Unterrichtsentwurf zum Umgang mit Psalmen
4.1 Unterrichtsverlauf

5. Resümee

6. Literatur

1. Einleitung

Im Seminar «Biblische Erzählungen im Religionsunterricht» wurden verschiedenste Unterrichtsvorschläge zum Umgang mit Bibeltexten im Religionsunterricht vorgestellt und reflektiert. Im Rahmen dieses Seminars beschäftigte ich mich gemeinsam mit drei Kommilitonen mit einer Unterrichtseinheit zum Psalm 23. Die vorliegende Arbeit befasst sich jedoch, außer im Kapitel vier, nicht mit einem einzelnen Psalm. Vielmehr versuche ich herauszustellen, auf welche Weise man im Religionsunterricht allgemein mit Psalmen arbeiten kann.

Zunächst werde ich dazu einen «theologisch-theoretischen» Blick auf die Psalmen werfen, um die Herkunft und Ordnung der Psalmen sowie ihre Bedeutung im Alten Testament darzustellen.

Im Anschluss versuche ich zu verdeutlichen, wie Kinder durch Psalmen einen elementaren Zugang zur Bibel erlangen und welche didaktischen Aspekte dabei eine Rolle spielen können.

In Kapitel vier dieser Arbeit skizziere ich einen Unterrichtsentwurf für eine vierte Grundschulklasse. Ziel dabei ist es, dass Schülerinnen und Schüler am Beispiel des Psalms 22 die Kraft biblischer Symbole erfahren und erkennen sowie Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit Kummer und Ängsten kennen lernen.

2. Theologische Erwägungen zu den Psalmen

2.1 Etymologie und Herkunft der Psalmen

Die Wörter «Psalm» und «Psalter» mit denen das biblische Buch bezeichnet wird, sind griechischen Ursprungs. Das griechische «psalmos» bedeutet soviel wie «Saitenspiel», was wiederum für das hebräische Äquivalent «mizmôr» steht, welches das vom «Saitenspiel» begleitete Lied meint.

In der Mehrzahl dient es als „Gesamtbezeichnung der Sammlung und damit des «Liederbuchs», etwa in der bedeutsamsten griechischen Bibelhandschrift, dem sogenannten Codex Vaticanus aus dem 4.Jh.n.Chr.“[1] Über das lateinische Wort «psalmus» wurde das «Saitenspiel» zur allgemeinen Bezeichnung für das biblische Buch.[2]

In den Psalmen des Alten Testaments ist, so Westermann, ein sprachliches Gut bewahrt, welches in seinen Grundzügen in die Frühzeit des Menschengeschlechts zurückreicht, das durch die Geschichte der Volkes Israels geprägt wurde und durch die Aufnahme in die Bibel bis hin in die Gegenwart lebendig ist. Für ihn sind die Psalmen Lieder, Gedichte und Dichtungen, die Jahrtausende überdauert haben und bis heute als Gebete «Lebenskraft» besitzen. Es sind lebendige Gebete, die vor allem die Geschichte des Volkes Israel widerspiegeln, wobei Westermann einräumt, dass wir heute viele Psalme (vor allem die Klagepsalme gegen Feinde) nicht direkt als unser Gebet übernehmen können.[3] „Zum Psalter gehören notwendig Worte, die uns nahe sind […] und solche, die uns fern und fremd sind. […] Wir müssen sie so nehmen wie sie sind.“[4] Die Psalmen sind vor allem Lieder, die aus dem Gottesdienst Israels entstanden sind. Alle sind zuerst gesungen und dann geschrieben worden, was eine lange mündliche Überlieferung im Zusammenhang des Gottesdiensts in Israel voraussetzt. Westermann zufolge, stellte der Gottesdienst in Israel das Zentrum des Lebens des Volkes dar und dadurch spiegelte sich auch die Geschichte und die Realität des Volkes Israel in ihren Gottesdiensten und damit auch in den Psalmen wieder. Die Gebete, Lobpreisungen und Klagen der Einzelnen entstanden vor allem im «alltäglichen» Leben außerhalb des Gottesdienstes.[5]

So hatte das Gebet im Gottesdienst die Funktion, „die Erfahrungen und das Rufen zu Gott der vielen draußen in eine Form zu bringen, die diese zusammenfasst und in der für viele die verschiedenen Erfahrungen so zur Sprache gebracht werden, daß sie es alle mitsprechen konnten.“[6]

Hierin liegt also das «Geheimnis» der Sprache der Psalmen, die von vielen als ihr eigene Realität, ihr eigenes Gebet verstanden wurde und mitgesprochen, bzw. gesungen werden konnte.

2.2 Das Psalmenbuch als Teil des Alten Testaments

Wenn heute von «den Psalmen» die Rede ist, werden damit meist die 150 Gedichte, Dichtungen, Lieder und Gebete bezeichnet, die in der Bibel im Buch der Psalmen vereinigt sind. Jedoch sind neben diesen 150 Psalmen noch weitere Psalmen im Alten Testament zu finden, so beispielsweise das Lied Mose in Dtn 32, das Klagelied Davids über den Tod Sauls in 2 Sam 1, 19-27, das Siegeslied am Schilfmeer in Ex 15,1-18 sowie große Teile des Ijob-Buches. Auch einige Textstellen des neuen Testaments werden manchmal als Psalmen bezeichnet, so z.B. das Magnificat Mariens in Lk 1, 46-55. Folglich stellt das Buch der Psalmen nur eine kleine Auswahl aller gedichteten und gesungenen Psalmen dar, bzw. wurden auch Texte entdeckt, die Psalmen darstellen, jedoch heute nicht im kanonischen Psalmenbuch zu finden sind.[7] Zenger sieht ähnlich wie Westermann die Psalmen als «Antwort Israels» mitten aus dem Leben an. Das wird deutlich an ihrem «Sitz im Leben», also an den Situationen in denen die Psalmen entstanden und immer verwendet wurden.[8] Der Psalter ist für Zenger ein «Volks- und Lebensbuch», vor allem sind die Psalmen jedoch „eine lobpreisende Antwort Israels. […] In jedem einzelnen Psalm und in diesem Buch als Ganzem geht es um den Lobpreis des Gottes Israel.“[9]

Dass der Psalter auch die lobpreisende Antwort Israels auf Gottes Heilshandeln sein will, wird Zenger zufolge auch an der, in vielen Bibelausgaben vorkommenden, Gliederung des Psalmenbuches in fünf Einzelbücher (Ps 1-41; Ps 42-72; Ps 73-89, Ps 90-106, Ps 107-150) sichtbar. Wie Mose Israel die fünf Bücher der Thora gab, gab David Israel die fünf Bücher der Psalmen.[10]

„Auf die Gabe der Tora in fünf Büchern antwortet Israel mit der (Rück-)Gabe der Preisungen in fünf Büchern. Auf die zentrale Botschaft der Tora, daß Gott die Schöpfung und sein Volk erwählt und liebt, antworten die Psalmen, insofern sie bezeugen, wie sehr Israel seinen Gott als Schöpfer und König sucht und liebt.“[11]

2.3 Die Aufteilung und Ordnung der Psalmen

Die Aufteilung der Psalmen in fünf Bücher soll folglich dem Pentateuch entsprechen, jedoch lässt sich das Psalmenbuch sachlich eher als Zusammenstellung und Sammlung mehrerer Psalmenbücher betrachten. Dies lässt sich unter anderem daran erkennen, dass sich die 150 Psalmen in der Bibel nicht einfach durch ihre vorkommende Reihenfolge systematisieren lassen. Zenger zufolge lassen sich die Psalmen eher durch ihre Überschriften zu Gruppen ordnen. So werden beispielsweise die Psalmen 3-41 David zugeschrieben, während Ps 42-49 Korachs Söhnen zugewiesene Psalmen sind, usw.[12] Eine andere Aufteilung des Psalmenbuches nimmt Klaus Seybold vor, der den Psalter nach dem Zweck der einzelnen Sammlungen unterteilt. Für ihn setzt sich der Psalter aus fünf verschiedenen Teilen zusammen:

1.) Die verschiedenen Davidsammlungen, welche zumeist Psalmen des Einzelnen darstellen.
2.) Den so genannten Gildensammlungen oder Gemeinde-Psalmen.
3.) Den verschiedenen hymnisch-liturgischen Texten, bestehend aus den so genannten Hallel- bzw. Hallelu-Jah-Psalmen.
4.) Dem den Davidsammlungen ähnlichen Wallfahrtspsalter.
5.) Einigen Einzeltexten, deren Bedeutung durch ihre Position im Psalter deutlich wird.[13]

Auch nimmt Seybold, bezogen auf Gunkel, eine Klassifizierung des Psalters nach Gattungen vor. Hierbei unterscheidet er acht Hauptgattungen sowie einige kleinere Gattungen, von denen ich die sieben wichtigsten kurz vorstellen möchte:

1.) Die Hymnen, welche Texte umfassen die als hymnisch gelten, also Gesang, Lobpreisung und Bekenntnis ineinander vereinen (z.B. Ps 8; 19; 29; 33; 150).
2.) Die Königspsalmen, welche sich auf das so genannte Königsritual beziehen (z.B. Ps 2; 18; 20; 72).
3.) Die Klagepsalmen der Gemeinde («Wir-Psalmen»), die Gebete des Volkes, bzw. der Gemeinde darstellen (z.B. Ps 44; 60; 74; 79).
4.) Die Klagepsalmen des Einzelnen («Ich-Psalmen»), die meist Bittgebete eines einzelnen Menschen in einer zu beklagenden Situation darstellen (z.B. Ps 3; 5; 6; 7; 17). Zu dieser Gruppe zählen auch die so genannten Vertrauenspsalmen (Ps 4; 11; 16; 23; 27; 62).
5.) Die Dankpsalmen des Einzelnen, welche meist «Danklieder» sind für eine erfahrenen Wohltat und bei denen der Lobpreis Jahwes im Vordergrund steht (z.B. Ps 30; 32; 34; 40).
6.) Die Wallfahrtspalmen, welche aus Kreisen von Pilgern stammen und für Wallfahrer als Gebets- und Liederbuch dienen sollen. (Ps 120-134).
7.) Die Geschichtspsalmen (Ps 78; 105; 106), deren Bezeichnung dadurch zustande kommt, dass in diesen Psalmen die Erzählung im Mittelpunkt steht.[14]

[...]


[1] Seybold 1986, 11.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. Westermann 1984, 11.

[4] Ebd., 11f.

[5] Vgl. ebd., 13ff.

[6] Westermann 1984, 15.

[7] Vgl. Zenger 2003, 21f.

[8] Vgl. ebd., 22ff.

[9] Ebd., 24.

[10] Vgl. Zenger 2003, 26.

[11] Ebd.

[12] Vgl. ebd., 27.

[13] Vgl. Seybold 1986, 27f.

[14] Vgl. Seybold 1986, 97ff.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Umgang mit Psalmen im Religionsunterricht
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Fachbereich 7 - Katholische Religion)
Veranstaltung
Biblische Erzählungen im Religionsunterricht
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V147325
ISBN (eBook)
9783640572052
ISBN (Buch)
9783640572403
Dateigröße
426 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Psalm, Psalme im Unterricht, Bibeldidaktik, Umgang mit Psalmen, Altes Testament, Unterrichtsentwurf, Psalmen, Lobpsalmen, Klagepsalmen, Psalme, Aufteilung und Ordnung der Psalmen, Seybold, Westermann, Zenger, Psalter, Sitz im Leben, Hausarbeit
Arbeit zitieren
Sebastian Schmidt (Autor:in), 2008, Umgang mit Psalmen im Religionsunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147325

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