Kaiserin Adelheid

Vom Thronstreit bis zur Regentschaft


Seminararbeit, 2009

13 Seiten, Note: 13


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die Nachfolgekrise
1.1 Aufenthalt in Pavia
1.2 Reichstag in Rohr

2 Rolle Adelheids während der Regentschaft Theophanus

3 Regentschaft Adelheids
3.1 Bedeutung für das Ostfrankenreich
3.2 Außenpolitische Bedeutung für das Ostfrankenreich
3.3 Ottos III. Weg zur Selbständigkeit

4 Fazit

5 Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Nachdem der 3jährige Otto, Sohn Kaiser Ottos II., im Frühjahr 983 in Verona zum König gewählt worden war, wurde er ins Ostfrankenreich gebracht, um dort nach der Krönung anstelle seines Vaters den ottonischen Hof zu repräsentieren. Offenbar wollten die Fürsten durch die Obhut über Otto III. eine Nebenregierung etablieren.[1] Nachdem sich die Nachricht über den Tod des Kaisers verbreitet hatte, nahm Heinrich der Zänker[2] den kleinen Otto an sich. Die Nachfolgekrise begann. Die Quedlinburger Annalen führen über die Ambitionen Heinrichs aus: „[…] er begehrte König zu heißen und zum Könige geweiht zu werden.“[3]

Die Quellen, wie die Chronik des Thietmar von Merseburg und die Annalen von Quedlinburg und Hildesheim, die auch im Zuge dieser Arbeit verwendet werden, berichten ausführlich über diese Ereignisse. Es liegt auf der Hand, dass Kaiserin Theophanu als Ottos III. Mutter und als Gegenspielerin des Zänkers eine herausragende Bedeutung im Thronstreit und der nachfolgenden Regentschaft einzuräumen ist. Doch wie verhält es sich in diesen Geschehnissen mit Kaiserin Adelheid, der Großmutter Ottos III.? Hatte sie eine tragende Rolle im Thronstreit und von welcher Bedeutung war sie für das Reich während Theophanus Regentschaft und nach dem Tode derselbigen?

Im ersten Teil dieser Arbeit wird geklärt, von welcher Relevanz Adelheid für den Thronstreit war. D. h., brachte sie sich allein in den Streit ein oder wurde sie von anderen gerufen. Anschließend wird auf die Frage eingegangen, wie sich Adelheid in den Verhandlungen mit dem Zänker in Rohr hervortat.

Nachfolgend soll im zweiten Teil erörtert werden, inwiefern Adelheid an der Regentschaft für Otto nach Beendigung des Thronstreites beteiligt war und wie lange sie diesem Regiment angehörte.

Zum Schluss wird im letzten Teil die Bedeutung von Adelheids Regentschaft erörtert. Welches Wirken hatte ihre Regentschaft auf das Reich? Wie äußerten sich ihre Machtbefugnisse? Welche Zeitspanne umfasst ihre Regentschaft?

Neben den bereits genannten Quellen werden vor allem die Königsdiplome Ottos III. verwendet. Aber auch auf die Briefsammlung von Gerbert von Reims und die Lebensbeschreibung der Kaiserin Adelheid sind für diese Arbeit von Bedeutung.

1 Die Nachfolgekrise

1.1 Aufenthalt in Pavia

Nach dem Tod Ottos II. am 7. Dezember 983 verließ Theophanu Rom und ging „[…] schwer getroffen durch den jüngst erlittenen furchtbaren Verlust und durch die Trennung von ihrem einzigen Sohne, zur Kaiserin Adelheid in die Stadt Pavia, wurde tiefbewegt empfangen und fand liebevollen Trost.“[4] Zusammen mit Adelheid sollte das Königtum Ottos III. gesichert werden.[5] Nachdem der Zänker sich in Quedlinburg zum König ausrufen lassen hatte, rief die Opposition unter Willigis die beiden Kaiserinnen ins Reich.[6] Die Quedlinburger Annalen berichten, dass sich die Königspartei Anfang 984 an Adelheid wandte, damit diese ins Reich käme und ihnen im Kampfe gegen den Zänker beistehe. Auf diesen Hilferuf hin zog sie mit Theophanu ins Reich. Ihr Zug zu den Verhandlungen in Rohr mit dem Zänker wurde von engen Familienangehörigen Adelheids, wie ihrer Tochter Mathilde, ihrem Bruder König Konrad von Burgund und den Großen aus Franken, Italien, Gallien, Schwaben, Franken, Lothringen, Sachsen, Thüringen und dem Slavenland begleitet.[7] Obwohl Theophanu zweifellos als Königsmutter eine besondere Rolle im Thronstreit spielte, so wird Adelheid hier gegenüber ihrer Schwiegertochter hervorgehoben. Vielleicht genoss Adelheid als mater regnorum[8] und als consors regni[9] Ottos I. größeres Ansehen und ihre Beteiligung an der Regierung ihres Mannes und Sohnes[10] versprach Kontinuität. Evtl. schwang die Abneigung gegen die „Griechin“[11], die ihr einige nach der Niederlage gegen die Sarazenen entgegenbrachten, mit.[12]

1.2 Reichstag in Rohr

„Nach Rohr kamen die Kaiserinnen, die bisher in Pavia in Demut göttlichen Trostes geharrt hatten, und alle Fürsten des Kaisertums und Kaiserreichs.“[13] Bei den Verhandlungen unterstützten den Zänker der burgundische König Konrad und Adelheid vermittelnd.[14] Die Gespräche hatten zum Ergebnis, dass der Zänker „das werthvolle Pfand“[15] an seine Großmutter, Mutter und Tante übergab. Mit Erhalt dieses Pfands erlangten die kaiserlichen Damen die faktische Verfügungsgewalt über das Reich.[16] Die Quedlinburger Annalen berichten, dass die Kaiserinnen anschließend bejubelt mit Otto in Quedlinburg einzogen, um die Rechtmäßigkeit des ottonischen Königtums untermauern zu lassen.[17]

2 Rolle Adelheids während der Regentschaft Theophanus

Bis März 985 trat Adelheid neben Theophanu - oft auch zusammen - als wichtigste Intervenientin in den Urkunden auf.[18] In den Quedlinburger Annalen wird sie zusammen mit Theophanu und der Äbtissin Mathilde, Adelheids Tochter, als „kaiserliche[n] Frauen, die die Regierung besorgten“[19] bezeichnet.

[...]


[1] Vgl. Offergeld, Reges pueri, S. 656 f.

[2] Heinrich II. von Bayern, auch als der Zänker bezeichnet, war Ottos III. Großonkel. Er war ein Nachkomme Heinrichs I. von Bayern, eines Sohnes Otto des Großen.

[3] Ann. Quedlinburgenses ad a. 984, ed. Giese, S. 471: […] ut et rex dici et in regem benedici appeteret, übersetzt in Winckelmann, Jahrbücher von Quedlinburg 984, S. 3; vgl. auch Uhlirz, Jahrbücher, S. 11: Auch wenn Otto III. noch ein Kind gewesen war, so konnte er trotzdem die Herrschaftswürde tragen. Jedoch führte derjenige die tatsächliche Gewalt aus in dessen Obhut sich der König befand.

[4] Thietmar, Chronicon IV 1, ed. Holtzmann, S. 130: […] pro dolor! in hoc ordine ultimi, novitate diri vulneris et unici absencia filii perculsa, ad Ethelheidam inperatricem Papiam civitatem veniens, magno succipitur luctu caritativoque lenitur solatio; übersetzt in Trillmich, Thietmar von Merseburg, Chronik, IV 1, S. 115; vgl. auch RI II 3, Nr. 956s.

[5] Vgl. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, S. 297; vgl. auch Schnith, Frauen, S. 57.

[6] Vgl. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, S. 297.

[7] Vgl. Ann. Quedlinburgenses ad a. 984, ed. Giese, S. 471.

[8] Gerbert von Reims sprach Adelheid als mater regnorum in seinen Briefen Nr. 74, ed. Weigel, S. 105 sowie 128, ed. Edb., S. 156 an; siehe hierzu besonders Offergeld, Reges pueri, S. 728; Glocker, Verwandten, S. 92.

[9] Vgl. D O I 343, siehe auch hierzu Glocker, Verwandten, S. 89–91.

[10] Siehe Thietmar, Chronicon III 1, ed. Holtzmann, S. 96: […] cuius [piae genitricis suae] gubernaculo vigebat […]. Da Otto II. unter Leitung seiner Mutter heranwuchs, legt dies nahe, dass diese auch einen gewissen Einfluss auf seine Regierung hatte; vgl. hierzu auch Schnith, Frauen, S. 49.

[11] Epitaphium Adelheidae c. 8, ed. Pertz, S. 640.

[12] Siehe hierzu Brunonis Vita S. Aldalberti, ed. Pertz, S. 598; vgl. auch Glocker, Verwandten, S. 93; vgl. auch Stefan Weinfurter, Otto III. (983 - 1002), in: Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919 - 1519), hg. v. Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter, München 2003, S. 73–96, hier S. 76.

[13] Thietmar, Chronicon IV 8, ed. Holtzmann, S. 140: Ventum est ad Rara ab inperatricibus in Papia humiliter divinam consolationem huc usque prestolantibus et ab universis imperii ac regni principibus […], übersetzt in Trillmich, Thietmar von Merseburg, Chronik, IV 8, S. 123.

[14] Heinrich der Zänker war der Ehemann Giselas von Burgund, einer Nichte Adelheids. König Konrad von Burgund war somit sein Schwiegervater. König Konrad setzte sich besonders für seinen Schwiegersohn ein. Siehe Ann. Quedlinburgenses ad a. 984, ed. Giese, S. 473; vgl. auch Offergeld, Reges pueri, S. 681 f.; vgl. Beumann, Ottonen, S. 129; siehe besonders Odilo Engels, Theophanu - die westliche Kaiserin aus dem Osten, in: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Kongreßakten des 4. Symposions des Mediävistenverbandes in Köln vom 11. - 14. März 1991 aus Anlaß des 1000. Todesjahres der Kaiserin Theophanu (Veröffentlichungen des Mediävistenverbandes 4), hg. v. Odilo Engels, Peter Schreiner, Sigmaringen 1993, S. 13–38, hier S. 19–21: Heinrich I. von Bayern half seinem Bruder Otto I. und Adelheid bei den Aufständen des Liudolf, Ottos I. Sohn. Dafür erhielt Heinrich I. Adelheids Dank, der auch für seinen Sohn, den Zänker, Gültigkeit hatte. Als im Sommer 974 die Streitigkeiten mit dem Zänker begonnen hatten, nahmen die Interventionen Adelheids in Ottos II. Urkunden ab. Adelheid musste 987 den ottonischen Hof verlassen, weil ihr Schwiegersohn Lothar von Frankreich ins westl. Reichsgebiet eingefallen war; siehe auch Schnith, Frauen, S. 38; Begünstigung des Zänkers durch Adelheid Ebd., S. 50.

[15] Ann. Quedlinburgenses ad a. 984, ed. Giese, S. 473: pignore unico; übersetzt in Winckelmann, Jahrbücher von Quedlinburg, 984, S. 4.

[16] Vgl. Offergeld, Reges pueri, S. 682; siehe auch Kirchner, Kaiserinnen, S. 132–134: Mit der Sorge um das Königskind verfügte die Mutter auch über die Reichsinsignien (Reichskrone, Reichsschwert und die Heilige Lanze).

[17] Vgl. Ann. Quedlinburgenses ad a. 984, ed. Giese, S. 473; vgl. auch Offergeld, Reges pueri, S. 681.

[18] Vgl. hierzu Ebd., S. 690: Zehn Urkunden wurden zwischen Oktober 984 und Februar 985 erlassen. Sechs auf Bestreben Theophanus, fünf auf Intervention Adelheids und in drei Urkunden intervenieren beide zusammen (DD O III. 3, 6, 9); vgl. auch Uhlirz, Jahrbücher, S. 37.

[19] Ann. Quedlinburgenses ad a. 985, ed. Giese, S. 475: […] dominis imperialibus, quas regni cura erat […]; ebd: At dominae, quarum[…], cura regnum regisque regebatur infantia […], übersetzt in Winckelmann, Jahrbücher von Quedlinburg 985, S. 5.

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Details

Titel
Kaiserin Adelheid
Untertitel
Vom Thronstreit bis zur Regentschaft
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Institut für Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Augustus
Note
13
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V145604
ISBN (eBook)
9783640562138
ISBN (Buch)
9783640561971
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kaiserin, Adelheid, Thronstreit, Regentschaft
Arbeit zitieren
Janette Rau (Autor:in), 2009, Kaiserin Adelheid, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/145604

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