Fehlerverhalten eines norwegischen DAF-Kurses


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der DAF-Kurs
2.1 Die Kursteilnehmer
2.2 Der Stellenwert des Deutschen in Norwegen

3 Die mündlichen Fehler
3.1 Das Fehlerverhalten
3.2 Die Fehlerkorrektur

4 Die schriftlichen Fehler

5 Schlussbemerkung

6 Anhang

1 Einleitung

Fehler – die erste Reaktion auf dieses Wort ist für gewöhnlich eine negative. Fehler gelten gemeinhin als Wissensdefizite, als etwas Schlechtes, das vermieden werden muss. Die Chancen, die ein Fehler für einen Lerner bergen kann, sind den wenigsten bekannt. Zwar sagt der Volksmund: „Aus Fehlern lernt man.“ Doch verpönt bleibt es gerade beim Fremdsprachenlernen weiterhin, einen Fehler zu machen.

Nicht nur für die Selbstreflexion und die damit verbundene Weiterentwicklung des Fremdsprachenlerners sind Fehler ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses. Auch für den Lehrenden sind sie wichtige Elemente, um den individuellen Lernprozess eines Lerners besser zu verstehen und in die richtige Richtung zu lenken.

In dieser Studie geht es ebenfalls um Fehler. Das „Objekt“ meiner Forschung ist ein DAF-Kurs der Hochschule in Oslo. In diesem hatte ich für einige Wochen die Gelegenheit, das Fehlerverhalten der norwegischen Studenten beim Deutschunterricht genau zu beobachten und zu analysieren. Die Ergebnisse meiner Forschung finden sich auf den kommenden Seiten.

2 Der DAF-Kurs

Der Kurs, in dem ich meine Fehlerforschung betrieben habe, fand an der Hochschule in Oslo (Høgskolen i Oslo) statt. Er trug die Bezeichnung „für Fortgeschrittene“ und richtete sich an Deutschlernende auf dem ungefähren Niveau B1/B2. Er war nicht ausschließlich für Studenten konzipiert, sondern wurde auch für externe Interessenten angeboten. Jeder Teilnehmer musste eine Gebühr von 2000 Kronen bezahlen.

Der Zeitraum, in dem ich meine Beobachtungen gemacht habe, war von Mitte August bis Ende September 2009. In dieser Zeit konnte ich sowohl als stiller Betrachter des Kurses als auch als unterrichtender Assistent tätig werden, was mir unterschiedliche Aspekte des Fehlerverhaltens meiner norwegischen Schüler näherbringen konnte.

Besonders wissenswert für mich persönlich war die Fehlerentwicklung in Bezug auf die Ausgangs- und Zielsprache. Aufgrund der Verwandtschaft beider Sprachen fand ich es interessant zu erfahren, welche Fehler gerade norwegische Deutschlerner im Gegensatz zu Lernern anderer Muttersprachen machen, die nicht mit dem Deutschen verwandt sind.

Da das Spektrum unterschiedlicher Lernercharakter in dem Kurs sehr groß war, bot sich mir eine besonders große Vielfalt verschiedener Lernertypen mit unterschiedlichsten Fehlerverhalten.

2.1 Die Kursteilnehmer

Die Leiterin des Kurses, Verena, war gleichzeitig auch die einzige Mitarbeiterin der Deutsch-Abteilung an der Hochschule in Oslo. Sie ist gebürtige Schweizerin und schweizerdeutsche Muttersprachlerin. Durch ihre Tätigkeit als Deutschdozentin hat sich Verena Hochdeutsch angeeignet, das aber eine hörbare Schweizer Färbung beibehalten hat. Verena lebt seit 40 Jahren in Norwegen und beherrscht somit auch beinahe muttersprachliches Norwegisch.

Der Deutsch-Kurs hatte 13 Teilnehmer. 12 davon waren norwegische Muttersprachler, ein Teilnehmer hatte als Muttersprache Schwedisch. Einige der Kursteilnehmer kannten Verena bereits aus früheren Kursen oder über gemeinsame Bekannte und waren mit ihrer individuellen Art, Deutsch zu sprechen, bereits vertraut. Andere Kursteilnehmer lernten sie erst durch den Kurs kennen und hatten vorher keinen Unterricht von ihr bekommen.

Von den Kursteilnehmern waren drei männlich und zehn weiblich. Das Alter streckte sich von 18 bis 67 Jahren. Alle hatten unterschiedliche Motivationen, um an dem Kurs teilzunehmen.

Die jüngste Teilnehmerin war zusammen mit ihrer Muter dort, um das bereits gelernte Deutsch wieder aufzufrischen. Diesen Grund gaben die meisten Teilnehmer an, auch wenn der Zeitpunkt des ersten Erwerbs der deutschen Sprache zwischen 2 und 50 Jahren her lag und die Sprache in dieser Zeit unterschiedlich aktiv verwendet wurde. Eine Ausnahme bildete ein Student der Ägyptologie, der Deutsch brauchte, um Fachtexte zu lesen, die hauptsächlich in Deutsch zur Verfügung standen. Ein anderer Kursteilnehmer benötigte Deutsch, weil seine Firma mit einer deutschen zusammenarbeitet und er viele deutsche Kollegen und Kunden hat. Einige Kursteilnehmer wollten ihr Deutsch verbessern, da sie Bekannte in Deutschland haben und in Deutschland besser mit der Sprache zurechtkommen möchten.

Als ebenso unterschiedlich wie die jeweiligen Motivationen stellten sich jedoch auch die wahren Kompetenzen der einzelnen Teilnehmer heraus. Da in Norwegen noch kein großer Gebrauch von den Niveaustufen des Europäischen Referenzrahmens gemacht wird, und es auch keinen Einstufungstest oder ähnliches für den Kurs gab, schwankten die Deutschkenntnisse der Teilnehmer ziemlich stark. Ich möchte die niedrigste Sprachkompetenz bei einem guten A1 oder geringeren A2 einstufen, was ich damit begründe, dass ich vom entsprechenden Schüler, der noch nie zuvor mit jemandem Deutsch gesprochen hatte, nach der Aussprache der Vokale im Deutschen gefragt wurde. Allem Anschein nach beschränkte sich seine bisherige Fähigkeit im Deutschen lediglich auf Leseverstehen und geringes Hörverstehen. Die höchste Sprachkompetenz möchte ich hingegen auf ein gutes B1 oder geringeres B2-Niveau schätzen. Die entsprechende Teilnehmerin sprach sehr flüssig, machte aber schriftlich und auch grammatikalisch zum Teil größere Fehler. Weitere Ausführungen dessen folgen im dritten Kapitel der Hausarbeit.

2.2 Der Stellenwert des Deutschen in Norwegen

Im heutigen Norwegen existieren die beiden Amtssprachen Bokmål und Nynorsk. Die Beherrschung beider Sprachen wird von jedem Norweger erwartet, denn in den Schulen werden beide Sprachen unterrichtet. So muss jeder norwegische Schüler fähig sein, die grundlegenden Regeln der jeweils nicht aktiv verwendeten Sprache dennoch weitestgehend anwenden zu können.

Trotzdem Nynorsk einen geringeren Sprecheranteil hat als Bokmål, wird darauf geachtet, beide Sprachen gleichwertig zu verwenden. Der Name einer Institution kann auf dem Schild der Haltestelle folglich auf Nynorsk stehen, auch wenn der offizielle Name in Bokmål gehandelt wird. An erster Stelle wird allerdings immer Bokmål aufgeführt, so z.B. auf norwegischen Websites oder Infobroschüren.

Auch bei der Orthografie gibt es zwar Regeln, was Bokmål und Nynorsk betrifft, doch dialektale Abweichungen sind ebenfalls erlaubt. Die Mischung einzelner dem Bokmål angehörigen Vokabeln in Nynorsk oder andersherum ist zudem auch möglich und verhält sich völlig anders als zum Beispiel die Handhabung zwischen britischem und amerikanischem Englisch, bei dem in keinem Fall, außer in der Umgangssprache, gemischt werden darf.

Dieser komplizierten Situation bei der Verwendung des Norwegischen kommt zusätzlich die Situation der Fremdsprachen hinzu. Es wird sicher wenig überraschen, dass diese ähnlich individuell und verworren ist wie die der norwegischen Sprache. Gemeinhin lässt sich behaupten, dass Fremdsprachen im Allgemeinen in Norwegen einen eher geringen Stellenwert haben.

Die erste Fremdsprache, die an norwegischen Schulen unterrichtet wird, ist in den meisten Fällen Englisch. An einigen Schulen wird jedoch auch Deutsch als erste Fremdsprache angeboten. Dies ist besonders in Regionen der Fall, in denen bevorzugt Nynorsk gesprochen wird. Durch die Unterschiede zwischen Nynorsk und Bokmål lässt sich eine gering größere Ähnlichkeit zwischen Nynorsk und Deutsch feststellen als zwischen Bokmål und Deutsch.

Bis zu den 1950er Jahren war in Gesamtnorwegen Deutsch an allen Schulen die erste Fremdsprache. Mittlerweile büßt Deutsch seinen Stellenwert ein. Deutsch wird als ein anstrengendes und anspruchsvolles Fach empfunden, das zu schwierig für die meisten Schüler ist.

Während Deutsch unmodern wird, kommt ein weiteres Problem hinzu: Nach der Pensionierung von Sprachlehrern wurden viele Jahre lang keine neuen Lehrkräfte mehr an ihrer Stelle eingesetzt. Auch gibt es kaum ausgebildete Lehrkräfte, sondern meist nur unqualifizierte Privatpersonen aus anderen Fachbereichen, die Sprachkurse zu speziellen Themenbereichen geben. Es gibt kaum Nachwuchs im sprachlichen Lehrbereich.

Zwar ist Oslo als norwegische Hauptstadt in der Fremdsprachenausbildung noch am breitesten gefächert, doch die Tatsache, dass an der Hochschule in Oslo nur eine einzige Person für den gesamten Deutschunterricht zuständig ist, mag Anstoß zum Nachdenken geben. Das Deutsche leidet wie alle anderen Fremdsprachen auch an einer nicht ausreichenden Bildungspolitik.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Fehlerverhalten eines norwegischen DAF-Kurses
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Seminar für Sprachlehrforschung)
Veranstaltung
Fehler, Fehlerverhalten und Fehlerkorrektur
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V144845
ISBN (eBook)
9783640557035
ISBN (Buch)
9783640557820
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
HiO, DAF, Fehleranalyse, Fehlerkorrektur
Arbeit zitieren
BA Jenny Schulz (Autor:in), 2009, Fehlerverhalten eines norwegischen DAF-Kurses, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144845

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