Komik im Mittelalter

Das Komische in Ulrichs von Liechtenstein "Das Frauenbuch“


Seminararbeit, 2009

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Methodische grundüberlegungen

III. Komik im mittelalter

IV. Das komische in ulrichs von Liechtensteins Frauenbuch

V. schlussbemerkung

VI. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Ulrich von Liechtenstein war in vieler Hinsicht ein Pionier. Er verfasste den ersten deutschen Ich-Roman, den Frauendienst. Er experimentierte weiterhin mit der Form von Texten, was für die Zeit in der er lebte und werkte besonders war.

Im Frauenbuch, welches 1257 entstand und im Mittelpunkt meiner Arbeit steht, behandelt Ulrich die Thematik der angemessenen Verhaltensformen von Männern und Frauen, es ist eine „Mischung aus Zeitklage und Didaxe“[1], die zu der Frühphase einer später weiterentwickelten Gattung zugerechnet werden kann: der Minnerede.

Die Minnethematik bildet in dem Werk Ulrichs den Mittelpunkt, ein Streitgespräch zwischen den Geschlechtern wird gezeigt, Verhaltensnormen werden diskutiert. Es wird sich mit den ideellen Minnevorstellungen auseinandergesetzt.

Pionier scheint er auch bei dem Thema „Komik“ gewesen zu sein. In der Einleitung der Reclam Ausgabe schreibt der Herausgeber Christopher Young: „Im Gegensatz zu allen anderen Beispielen der frühen deutschen Minnelehre enthält das Frauenbuch eine neue Dimension: den Humor.“[2] Im Mittelpunkt meiner Arbeit wird die Frage stehen, ob diese von Christopher Young beschriebene Dimension tatsächlich in Ulrichs Werk zu finden ist, ob sie das Werk ausmacht oder sie nur am Rande zu finden ist. Handelt es sich bei dem Frauenbuch um ein humoristisches Werk oder um ein ernstes? Handelt es sich vielleicht aber auch um ein ernstes Werk mit komischen Passagen oder vielleicht genau umgekehrt – ein komisches Werk mit ernsten?

In meiner Arbeit werde ich das Werk „Das Frauenbuch“ von Ulrich von Liechtenstein untersuchen und versuchen „das Komische“ ausfindig zu machen und an Textstellen zu belegen. Da die Analyse und Interpretation eines Werkes aus dem Mittelalter mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist, man den Sinn nicht 1:1 in die heutige Zeit übertragen kann, stelle ich zunächst methodische Überlegungen an und erläutere vor welche Herausforderungen man sich gestellt sieht, wenn man sich mit dem Thema „Komik im Mittelalter - Das Komische in Ulrichs von Liechtenstein "Frauenbuch" auseinandersetzen möchte.

Um Komik in einem Text identifizieren zu können, muss man ihn in seinem Kontext begreifen, deshalb werde ich in einem weiteren Schritt versuchen Komik im Mittelalter zu beschreiben und das Besondere des Komischen herauszustellen.

Der Schwerpunkt meiner Untersuchung ist die Beschäftigung mit der Komik in Ulrichs von Liechtensteins „Frauenbuch“. Diesen werde ich versuchen exemplarisch an Textstellen zu erarbeiten und mich dem Komischen in Ulrichs Werk anzunähern und es zu verdeutlichen.

In meiner Schlussbemerkung betrachte ich die Untersuchung und Herangehensweise kritisch und beleuchte mögliche Fehlerquellen und unüberwindbare Barrieren einer Textanalyse und Interpretation eines mittelalterlichen Textes in der heutigen Zeit. Des Weiteren werde ich eine Einschätzung geben um was es sich meiner Meinung nach bei dem Werk handelt - um ein humoristisches oder ein ernstgemeintes Werk.

II. Methodische grundüberlegungen

Warum stellt gerade die Beschäftigung mit einem mittelhochdeutschen Text eine besondere Herausforderung dar. Was macht es so schwer einen Text aus dem Mittelalter zu analysieren? Was ist zu beachten wenn man aus der heutigen Zeit sich dem Textverständnis eines mittelalterlichen Textes nähern möchte?

Diesen Fragen werden ich in diesem Abschnitt über die methodischen Grundüberlegungen nachgehen. Bei der Beschäftigung mit einem komischen Text handelt es sich immer um eine Beschäftigung mit der Textpragmatik, da mehr als nur werkinterne Bezüge gezogen werden müssen um Komik zu verstehen.[3] So kann ein Text komisch gemeint sein, zeigt aber nicht diese Wirkung. Folglich sind nicht nur der Autor und sein Text für das Verständnis entscheidend, sondern immer auch die Rezipienten – das Publikum, welches entscheidet ob das Vorgetragene tatsächliche komisch ist. Das Verhältnis von Dichtung und seinem Publikum ist somit von besonderer Bedeutung.

Aus diesem Grund ist es notwendig um zu verstehen ob ein Text komisch ist, sich in das jeweilige Publikum hineinzuversetzen. Dieses Einfühlen, das Verstehen von Gedankenvorgängen ist um so schwieriger je weiter ein Text und das Leben des Publikums zurückliegt und je weiter die Lebensweisen und Gewohnheiten von unseren entfernt sind.

So ist es sicherlich leichter einen komischen Text aus dem Jahre 1960 zu verstehen, ihn als komisch zu identifizieren, als einen aus dem Jahre 1257, dem Jahr als Ulrich von Liechtenstein „Das Frauenbuch“ verfasste.

Folglich können aufgrund der kulturellen Unterschiede zwischen der heutigen Lebensweise und der mittelalterlichen leicht Textpassagen missverstanden werden und komische Textstellen einfach überlesen werden.

Gerade die Analyse von Texten in Bezug auf ihre komischen Elemente ist besonders schwierig. Nicht nur zeitliche Unterschiede erschweren die Analyse, insbesonders bei dem Aufspüren von Komik, „ denn bekanntlich können komische Dispositionen von Situation zu Situation, von Individuum zu Individuum, von einer sozialen Gruppe zur anderen und von Epoche zu Epoche differieren.“[4] Diese Eigenheit von Komik und die schlechte Fassbarkeit/Wandelbarkeit von Komik je nach Situation erschwert zu der geschichtlichen Gebundenheit mittelalterlicher Texte das Identifizieren von komischen Elementen.

Da der Minnesang und die Minnerede im Mittelalter vermutlich an Aufführungssituationen gebunden waren, haben diese sicherlich bei der Erzeugung von Komik eine wichtige Rolle gespielt.

Trotz dieser Einschränkungen hält Tomas Tomasek „die Komik in mittelalterlicher Literatur [für] kein unzugängliches Terrain“[5]. Auf Grund der Tatsache, dass Komisches jemanden zum Lachen bringt, ist Tomasek der Überzeugung, dass sich in Texten, welche diesen Zweck erfüllen sollten, Anzeichen in der Struktur zu finden sind und das diese identifiziert werden können.

So lassen sich komische Elemente vielleicht nicht auf Anhieb eindeutig als solche erkennen, jedoch kann man versuchen sie in Abgrenzung zu der Norm zu entlarven.

Die Aufdeckung eines Kontrastes ist nach Tomasek ein wichtiger Schritt in der Komikanalyse.[6] Dieser Kontrast kann durch ein Antagonismus innerhalb des Textes bestehen, in der Struktur des Textes oder dessen Inhalt. Ein komischer Kontrast kann aber auch durch einen Gegensatz zwischen dem Dargestellten und der Wirklichkeit entstehen. Deckt man einen solchen komischen Gegensatz auf, so kann man dieser Textstelle, auch wenn sie zur Zeit des Mittelalters entstand, „komisches Potential“ zu messen.[7]

[...]


[1] Ulrich von Liechtenstein: Das Frauenbuch. Hrsg. von Christopher Young. Stuttgart: Philipp Reclam

Verlag 2003. S.10.

[2] Ebd. S. 20.

[3] Vgl. Tomasek, Tomas: Komik im Minnesang. Möglichkeiten einer Bestandsaufnahme. In: Komische Gegenwelten. Lachen und Literatur in Mittelalter und Früher Neuzeit. Hrsg. von Werner Röcke/Helga Neumann. Paderborn; München; Wien; Zürich: Verlag Ferdinand Schöningh GmbH: 1999. S. 13.

[4] Tomasek, T.: Komik im Minnesang. S. 13.

[5] Ebd. S. 13.

[6] Vgl. Ebd. S. 13.

[7] Vgl. Ebd. S. 16.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Komik im Mittelalter
Untertitel
Das Komische in Ulrichs von Liechtenstein "Das Frauenbuch“
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltung
Seminar "Ulrich von Liechtenstein: Das Frauenbuch"
Note
2,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V143653
ISBN (eBook)
9783640539376
ISBN (Buch)
9783640540112
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Komik, Mittelalter, Komische, Ulrichs, Liechtenstein, Frauenbuch“
Arbeit zitieren
Anna-Lena Schilling (Autor:in), 2009, Komik im Mittelalter , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/143653

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Komik im Mittelalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden