Die Vermischung der Kulturen

Zur Notwendigkeit eines interdisziplinären Verfahrens in der Medienforschung


Hausarbeit, 2009

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Das Problem der Profilierung des Begriffs Kultur
II.1 Der Kulturbegriff nach Siegfried J. Schmidt -Das Programm Kultur
II.1.1 Wirklichkeitsmodelle und Verhaltensweisen
II.1.2 Möglichkeiten des Programms Kultur

III. Das Problem der Profilierung des Begriffs Medium
III.1 Die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der Medien
III.1.2 Unterschiedliche Medienbegriffe
III.2 Die Medientheorie nach Marshall McLuhan

IV. Die Theorie einer „transkulturellen Gesellschaft nach Wolfang Welsch

V. Das integrative Medienkonzept nach S.J. Schmidt
V.1 Die Komponenten des Mediensystems
V.1.1 Die semiotischen Kommunikationsinstrumente
V.1.2 Die technisch-medialen Dispositive, bzw. Medientechnologien
V.1.3 Die sozialsystemische Institutionalisierung eines Mediums
V.1.4 Die Medienangebote
V.2 Nutzung und Wirkung nach Schmidt

VI. Schluss

I. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit diskutiert die These, dass zur Erforschung von Medien ein interdisziplinäres Verfahren notwendig ist, um sie in ihrer Komplexität erfassen und adäquat untersuchen zu können. Zentral ist dabei die Annahme, dass die Vermischung der Kulturen einer der größten Effekte der Medien ist.

Um diese These zu erläutern und den Grund für die Komplexität aufzuzeigen, ist es zunächst notwendig, die Begriffe Kultur und Medien zu profilieren. Bereits durch die Darstellung des Problems dieser Profilierung wird deutlich werden, dass unterschiedliche Theorien verschiedene Schwerpunkte beinhalten. Da es über den Umfang dieser Arbeit hinausgehen und nicht zu der Festigung der zentralen These dieser Hausarbeit beitragen würde, werden lediglich exemplarische Theorien vorgestellt, um einen Überblick der Unterschiede zu ermöglichen und der Begriff Kultur nach der Definition von Siegfried J. Schmidt verwendet, bzw. genauer erläutert.

Auch bei der darauf folgenden Problemdarstellung bezüglich der Begriffsprofilierung von Medien wird auf diese Weise vorgegangen. Hierbei bietet es sich, zum einen aufgrund der gemeinsamen Verwendung des Begriffs von Schmidt, Wolfang Welsch und Marshall McLuhan an, genauer auf McLuhans Medientheorie einzugehen. Zum anderen zeigt die Komplexität seiner Profilierung des Medienbegriffs, dass unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen bei der Erforschung der Medien angesprochen werden.

Das darauf folgende Kapitel befasst sich mit der Darstellung der Theorie einer „transkulturellen Gesellschaft“ nach Wolfang Welsch. Sie beschäftigt sich zentral mit der Vermischung der Kulturen und erläutert, welche Möglichkeiten eine solche Theorie bietet und aus welchen Gründen nicht mehr von homogenen Kulturen gesprochen werden kann. Diese Mischung sei nach Welsch die Wirkung von Medien. Aus diesem Grund folgt darauf der Vorschlag eines integrativen Medienkonzepts nach Siegfried J. Schmidt. Es basiert auf der Annahme, dass zur Erforschung der Medien die verschiedenen Ansätze der unterschiedlichen Wissenschaften synthetisiert werden müssen, da jede wissenschaftliche Theorie die Schwerpunkte einer anderen negieren würde und somit blinde Flecken bei der Untersuchung entstehen.

Unter der verwendeten Literatur stechen vor allem der Artikel „Transculturality. The puzzling of culture today“[1] von Welsch und das Buch „Kalte Faszination. Kultur. Medien. Wissenschaft in der Medienforschung“[2] von Schmidt hervor, da sie die zentralen Thesen dieser Arbeit beinhalten. Ergänzt wird sie durch die Verwendung von weiterer Fachliteratur und Internetquellen.

II. Das Problem der Profilierung des Begriffs Kultur

Will man die Wirkung der Medien auf eine Kultur untersuchen, muss zunächst der Begriff Kultur eingegrenzt, bzw. bestimmt werden. Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen Wort colo, 3.colui, culturs ab und bedeutet übersetzt bauen, bearbeiten, Ackerbau betreiben, wohnen, Sorge tragen, verehren, anbeten[3]. Schon bei der Übersetzung wird deutlich, dass unterschiedliche Disziplinen der Wissenschaften angesprochen sind. Zum einen kann Kultur also als naturwissenschaftlicher Gegenstand erforscht werden und zum anderen als geisteswissenschaftlicher, der sich wiederum in religiöse und gesellschaftliche Aspekte unterteilen lässt. Gemein haben jedoch die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen, dass der Unterschied zwischen zwei oder mehr Aspekten untersucht wird. Kultur ist also als eine Unterscheidungsgröße festzuhalten[4].

Doch schon bei der Verwendungsweise des Begriffs im Singular oder Plural lassen sich Unterschiede feststellen: spricht man von Kultur, sind damit vom Menschen hervorgebrachte Errungenschaften, die ihn von der Natur differenzieren und gestaltende, bewahrende oder ausbildende Handlungen gemeint. Der Singular umfasst also sowohl die Bereiche der Landwirtschaft, Religion und Politik als auch die der Kunst und Bildung. Ist jedoch von Kulturen die Rede, so sind damit unterschiedliche Lebensformen gemeint, die sich z.B. durch Sitten und Traditionen in den Bereichen Kleidung, Sprach und Familienstrukturen charakterisieren lassen.

Exemplarisch für diese sprachlichen und wissenschaftlichen Unterscheidungen lassen sich die frühen Theorien von Francis Bacon (1561-1626), der in den Begriff Kultur die Natur und ihre Lesbarkeit mit einschloss[5] und die von Giambattista Vico (1668-1744), der die Lesbarkeit der von menschlichen Schöpfungen als Gegenstand der Kulturwissenschaften sah[6], gegenüberstellen. Hier wird deutlich, wie das Verhältnis der Menschen zur Natur in den unterschiedlichen Epochen zur Prägung des Kulturbegriffs führte.

Spätere Beispiele sind das Verständnis von Kultur des Anthropologen Edward B. Tyler (1832-1917)[7], das das Wissen, den Glauben, die Kunst und Moral und das Gesetz einer Gesellschaft mit einbezieht und die extreme Kulturtheorie der nationalsozialistischen Wissenschaft, die Kultur aus biologischer Sicht betrachtet und die Unterschiede der Rassen in den Fokus rückt[8].

Des Weiteren kann man den Kulturbegriff grob in seine deskriptive und normative Verwendung unterteilen. Es lässt sich also sagen, dass Tyler sich dem deskriptiven Kulturbegriff bediente, wohingegen im Nationalsozialismus der normative Kulturbegriff verwendet wurde.

Schon hier wird deutlich, dass die Interdisziplinarität der Wissenschaften es ermöglicht, einen komplexen Kulturbegriff, der sowohl anthropologische als auch naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Elemente beinhaltet, zu erfassen.

II.1 Der Kulturbegriff nach Siegfried J. Schmidt -Das Programm Kultur

Der Philosoph und Kommunikationswissenschaftler Siegfried J. Schmidt stellt in seinem Buch „Kalte Faszination. Medien, Kultur, Wissenschaft in der Mediengesellschaft“[9] das Konzept des Programms Kultur vor. Wie schon im vorhergegangenem Kapitel erläutert, geht auch Schmidt anfangs auf die Problematik eines Kulturbegriffs ein, indem er die Unterschiede zwischen der Verwendung in der alltäglichen Sprache und im wissenschaftlichen Diskurs betont. Des Weiteren kann nach Schmidt Kultur nur im Rahmen einer bereits bestehenden Kultur definiert werden, d.h. der Wissenschaftler, der den Begriff zu profilieren versucht, befindet sich in einer Kultur, die seine Definition beeinflussen kann und muss daher seine Auffassung des Kulturbegriffs auf einer logischen, möglichst neutralen Argumentation aufbauen .

Im Wesentlichen lässt sich sagen, dass das Programm Kultur nicht aus den Phänomenen, die in einer Gesellschaft beobachtet werden können, besteht, sondern aus der Produktion und Interpretation dieser Phänomene. Es dient also der sozial verbindlichen kommunikativen Gesamtinterpretation von Wirklichkeitsmodellen, bzw. deren Verhaltensweisen, was im folgenden Kapitel genauer erläutert wird.

II.1.1. Wirklichkeitsmodelle und Verhaltensweisen

Was genau muss interpretiert und produziert werden, wenn man von dem Programm Kultur spricht? Die Basis für die Überlegung eines Kulturprogrammes bieten die Wirklichkeitsmodelle, die durch die Konstruktion und Systematisierung von Verhaltensweisen gegenüber anderen Mitgliedern einer Gesellschaft, der Natur und Umwelt, im Bezug auf Werte, Normen und Affekte entstehen. Um Teil einer Gesellschaft zu sein, muss das Individuum auf das ihn umgebende Wirklichkeitsmodell hin agieren. Dies geschieht, wenn es mit der gesellschaftlichen Semantik und den sanktionierten Verhaltensweisen vertraut ist und fähig ist, sie dauerhaft selbst zu produzieren. Dabei spielt das Programm Kultur nach Schmidt insofern eine Rolle, dass es durch die Anwender selbst entsteht, sprich: der Anwender, also der Mensch, ist nicht nur eine Schöpfung in einer Kultur, sondern auch Schöpfer einer Kultur. Dementsprechend entstehen innerhalb einer Kultur Wirklichkeitsmodelle, die durch die bereits bestehenden Verhaltensweisen, in Bezug dessen, wie es oben genannt wurde, interpretiert und reproduziert werden können. Etablieren sich neue Verhaltensweisen und verändern somit Wirklichkeitsmodelle, verändert sich auch das Programm Kultur. Es ist also einem dynamischen Prozess unterworfen. Nach Schmidt emigrieren Wirklichkeitsmodelle durch Interaktion und Kommunikation[10]. Diese Aussage deckt sich mit Wolfang Welschs Theorie einer „transkulturellen Gesellschaft“(vgl. Kap. IV).

[...]


[1] Welsch, Wolfgang: Transculturality. The puzzling of culture today. In: California Sociologist, 17 & 18 (1994/1995) S. 19-39.

[2] Schmidt, Siegfried J.: Kalte Faszination. Medien, Kultur, Wissenschaften in der Mediengesellschaft. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft Verlag 2000

[3] Stowasser J.M., Petsching M., Skutsch F.: Der kleine Stowasser. Lateinisch-Deutsches Wörterbuch. Bearbeitet und erweitert von Robert Pichl u.a. Gesamtredaktion: Hubert Reitterer und Wilfried Winkler. Wien: Hölderin-Pichler-Tempsky 1980

[4] Pethes, Nicolas: 03534 Literatur- und Kulturtheorie S.21 ff.

[5] Hiebler, Heinz: 03535 Kultur und Medien, S.11

[6] ebenda, S.12

[7] ebenda S.15

[8] ebenda S.21

[9] Schmidt, Siegfried J.: Kalte Faszination. Medien, Kultur, Wissenschaften in der Mediengesellschaft. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft Verlag 2000, S. 35ff.

[10] Schmidt, Siegfried J.: Kalte Faszination. Medien, Kultur, Wissenschaften in der Mediengesellschaft. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft Verlag 2000, S.34ff.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Vermischung der Kulturen
Untertitel
Zur Notwendigkeit eines interdisziplinären Verfahrens in der Medienforschung
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V140010
ISBN (eBook)
9783640500215
ISBN (Buch)
9783640500178
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vermischung, Kulturen, Notwendigkeit, Verfahrens, Medienforschung
Arbeit zitieren
Judith Binias (Autor:in), 2009, Die Vermischung der Kulturen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140010

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