Geschichte der Erziehungswissenschaft und Geschichte der Sozialpädagogik

Ein Vergleich


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2009

12 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Themenwahl / Fragestellung
1.1.1 Motivation
1.1.2 Fragestellung
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Geschichte
2.1 Pädagogik / Erziehungswissenschaft
2.1.1 Pädagogik und Erziehungswissenschaft
2.1.2 Geschichte der Pädagogik
2.2 Sozialpädagogik
2.2.1 Begriffsbildung
2.2.2 Geschichte

3 Vergleich
3.1.1 Ursprünge
3.1.2 (Machtpolitische) Relevanz oder: Wissen ist Macht
3.1.3 (Historische) Eckdaten im Vergleich

4 Fazit
4.1 Historische Ursprünge
4.2 Eckdaten

5 Literatur

1 Einleitung

1.1 Themenwahl / Fragestellung

1.1.1 Motivation

Die Themenwahl ergibt sich aus praktischen Überlegungen im Hinblick auf die schriftliche Prüfung im aktuellen Kurs.

1.1.2 Fragestellung

Ein historischer Vergleich der beiden Disziplinen Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaft soll anhand der im Literaturverzeichnis aufgeführten Texte angegangen werden. Insbesondere wird mich die Fragestellung beschäftigen, in welcher Art sich gesellschaftliche (oder politische) Änderungen auf die genannten Fachrichtungen ausgewirkt haben. Weiter will ich zeigen, dass einerseits die Erziehungswissenschaft ihren Ursprung in theoretischen Ansätzen hat, die Sozialpädagogik auf der anderen Seite praktisch begründet ist. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Professionalisierung entsprechender ‚Gattungen’.

1.2 Aufbau der Arbeit

Einleitend sollen die Begriffe Sozialpädagogik und Erziehungswissenschaft aus heutiger Sicht (thematisch) voneinander abgegrenzt werden. In einer kurzen Zusammenfassung werden sowohl die Geschichte der Sozialpädagogik als auch jene der Erziehungswissenschaft skizziert. Gemeinsamkeiten, bzw. Unterschiede sollen aufgezeigt und erläutert werden. Abschliessend wird die oben dargelegte Fragestellung erläutert.

2 Geschichte

2.1 Pädagogik / Erziehungswissenschaft

2.1.1 Pädagogik und Erziehungswissenschaft

Der erst zu Beginn des 20. Jahrhundert (Lenzen, 1994, S. 14) gelegentlich auftauchende Begriff ‚Erziehungswissenschaft’ entzog sich allmählich dem Gebiet der (allgemeinen) Pädagogik, eine Wortschöpfung, welche aus der Antike stammt (ebd. S. 14). In der Funktion waren damit Dienste gemeint, welche zumeist Sklaven zu versehen hatten, nämlich Knaben vornehmer Bürger auf dem Weg von und zur ‚Schule’ vor Übergriffen zu schützen.

In der historischen Entwicklung grenzte sich die Erziehungswissenschaft inhaltlich von der Pädagogik durch die Formulierung einer anderen Fragestellung ab. Währenddem die „ältere“ (ebd. S. 14) Pädagogik am ehesten Normen und Werte pädagogischen Handelns betrachtet, wird in der Erziehungswissenschaft vermehrt nach dem ‚Wie’ gefragt. Als Instrument bedient man sich zumeist empirisch-analytischer Methoden (ebd. S. 14). Heute werden die beiden Begriffe synonym verwendet, auch wenn, wie Lenzen betont, das Wort ‚Erziehung’ ein viel grösseres Klientel mit einbezieht, also auch auf ganze Gesellschaftsgruppen angewendet werden kann. Dennoch kann von zwei (Denk-) Traditionen gesprochen werden, welche sich im Idealfall ergänzen.

2.1.2 Geschichte der Pädagogik

Ursprünge einer ‚theoretischen Pädagogik’

Vor dem geschichtlichen Hintergrund der Aufklärung wurde im Jahre 1783 der erste Lehrstuhl für Pädagogik in Halle eingerichtet. Das Gedankengut der Aufklärung fusst auf einem in Grundzügen philosophischen Ansatz, welcher die Vernunft des (einzelnen) Menschen in den Vordergrund stellt und damit hergebrachte Machtstrukturen wie (Bluts-) Adel oder kirchliche Obrigkeiten hinterfragte, in seiner Konsequenz also das ganze herrschende System untergrub. Dies führte dann auch zu politischem und gesellschaftlichem Umdenken, welches in der französischen Revolution einen lauten Höhepunkt fand. Das nunmehr anerkannte Recht auf ‚eigenes Denken’ brachte die eigentlichen Volksschulen hervor, welche - in unterschiedlichen Schattierungen - staatlich geprägt waren. Dass damit ein (potenzielles) Steuerungsinstrument geschaffen wurde erkennt Lenzen, der schreibt: „Aus dieser Macht, die in aller Regel bestritten wird, erwächst eine grosse Verantwortung. So ist es nicht gleichgültig, in wessen Händen sich ein Erziehungssystem befindet“ (ebd. S. 15).

Als Konsequenz folgte die Verwissenschaftlichung der Pädagogik und damit Theorieansätze, beziehungsweise -hintergründe. Pädagogik wurde erst als Geisteswissenschaft verstanden, deren Verständniskonzeption in der Hermeneutik - ein auf Interpretation (bestehender Tatsachen) bedachter Ansatz - lag. Die junge Fachrichtung war also noch weit davon entfernt, eine eigentlich Erfahrungswissenschaft zu sein, wie auch empirische Ansätze vollends fehlten.

Kritische Erziehungswissenschaft

In der kritischen Erziehungswissenschaft, welche sich Mitte der 1960er Jahre auszugestalten begann, ging es übergeordnet darum, sich von Einflüssen freizumachen, welche als subjektiv zu bezeichnen sind. „Fragen der empirischen Wahrheit dürften nicht mit Wertfragen vermischt werden“ (ebd. S. 28). Dahinter stand (vor allem in Deutschland) die Überlegung, wie Pädagogik gestaltet werden müsse, um Vereinnahmung durch Staat und System zu verhindern. Dies war auch als Kritik an der Hermeneutik gedacht, welche nicht den Wandel, sondern lediglich das bereits Bestehende untersuche und deshalb keine nachhaltige Wirkung entfalten könne (ebd. S. 26).

„Erziehungswissenschaft müsse der Emanzipation des Menschen von überflüssiger sozialer Herrschaft dienen“ (ebd. S. 29) war eine der Aussagen jener Zeit, welche aufzeigt, dass die fachliche Ausrichtung nunmehr weit über das ursprüngliche Gebiet der (individualisierten) Pädagogik hinausging und bereit war, politische Äusserungen zu formulieren. Gleichwohl war es ein ‚Befreiungsprozess’ der Pädagogik, welche sich als eigenständige (unabhängige) Fachrichtung zu etablieren suchte. Wird nun eine klare Begriffstrennung zwischen Pädagogik und Erziehungswissenschaft angestrebt, so kann in diese Zeit, also die späten 1960er Jahre, die ‚Geburtsstunde’ der Erziehungswissenschaft gelegt werden.

Abkehr vom rein theoretischen Modell

Mit der Schulreform der 1970er Jahre in Deutschland geriet die rein theoretische Ausrichtung der kritischen Erziehungswissenschaft ins Wanken. Auch hatte sich die „Kritische Theorie […], jedenfalls in ihrer reinen Form, totgelaufen (ebd. S. 30). In der Folge war die „Spanne von der Mitte der 70er bis zur Mitte der 80er Jahre […] gekennzeichnet durch die Vielheit, die Pluralität der Konzepte“ (ebd. S. 31), welche verschiedenen geisteswissenschaftlichen Strömungen entstammten.

Die neuere Zeit bis in die Gegenwart zeigt eine Abkehr von der ‚alleine selig machenden Theorie’ hin zu einem Dualismus aus handlungsorientierter Pädagogik und Erziehungswissenschaft, welche sich mit den „Implikationen der Erziehung“ (ebd. S. 37) beschäftigt.

2.2 Sozialpädagogik

2.2.1 Begriffsbildung

Mühe scheint bereits der Umstand zu machen, Sozialpädagogik begrifflich und inhaltlich zu fassen, respektive von der Sozialarbeit abzugrenzen. Letztere reklamiert „traditionell die Arbeit mit Erwachsenen als Differenzierung gegenüber der Sozialpädagogik, die sich primär […] mit Fragen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen unter problematischen Bedingungen beschäftigt“ (Gabriel, 2007, S. 773). Mit ‚Soziale Arbeit’ wurde ein Konsensterminus geschaffen, welcher die beiden oben genannten Bereiche - mit mehr oder weniger Erfolg - in sich zu vereinigen versucht.

2.2.2 Geschichte

Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung hatte tief greifende Veränderungen der Gesellschaft zur Folge. Betroffen davon waren besonders die einkommensschwächeren Schichten. Einerseits schaffte Lohnabhängigkeit materielle Unsicherheiten, andererseits führte zunehmende Urbanisierung zu einem „Funktionsverlust der Familie, der durch die Schule nicht kompensierbar“ (Gabriel, 2007, S. 778) schien. Kinder waren nicht mehr in das Arbeitsleben der Eltern eingebunden und ihre Lebenswelt trennte sich mehr und mehr von der der Erwachsenen. Die „Freisetzung des Individuums aus tradierten ständischen Strukturen“ (Raithel et al., 2005, S. 293) forderte die „Aufnahme sozialintegrativer Fragestellungen in die Pädagogik“ (ebd. S. 293) und mit „der Erkenntnis, dass ganze Bevölkerungsgruppen im Zentrum und nicht am Rand der gesellschaftlichen Modernisierungsdynamiken [verelendeten, begann] der Aufstieg des Sozialstaats“ (Gabriel, 2007, S. 773).

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Geschichte der Erziehungswissenschaft und Geschichte der Sozialpädagogik
Untertitel
Ein Vergleich
Hochschule
Universität Zürich  (Institut für Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
KM1
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2009
Seiten
12
Katalognummer
V140528
ISBN (eBook)
9783640487899
ISBN (Buch)
9783640488070
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogik, Erziehungswissenschaft, Geschichte, tolk
Arbeit zitieren
Claude Sturzenegger (Autor:in), 2009, Geschichte der Erziehungswissenschaft und Geschichte der Sozialpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/140528

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