Warum gestiefelter Kater und nicht handschuhtragender Hund

Über die Anthropomorphisierung von Tieren in Märchen am Beispiel des gestiefelten Katers


Seminararbeit, 2006

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Märchen
2.1 Märchen - allgemein
2.1.1 Das Volksmärchen – Merkmale
2.2 Der gestiefelte Kater – Wissenswertes
2.3 Das Märchen: Der gestiefelte Kater

3. Tiere
3.1 Tiere im Märchen
3.2 Hilfreiche Tiere im Märchen
3.3 Katzen in Märchen

4. Anthropomorphisierung
4.1 Anthropomorphisierung - Definition
4.2 Anthropomorphisierung im Märchen
4.2.1 Märchenendogene Anthropomorphisierung
4.2.2 Märchenexogene Anthropomorphisierung

5. Der gestiefelte Kater - Analyse
5.1 Anthropomorphisierung des Katers
5.2 Warum Katze und nicht Hund?
5.3 Warum Stiefel und nicht Handschuhe?

6. Zusammenfassung
6.1 Zusammenfassung
6.2 Persönliche Stellungnahme

7. Literatur

8. Anhang:

1. Einleitung

Die folgende Arbeit befasst sich mit dem gestiefelten Kater.

Schon in meiner frühen Kindheit kam ich mit Märchen in Kontakt. Sie haben mich immer fasziniert und bewegen mich auch heute noch. So kam ich dazu eine Hausarbeit über ein Märchen zu schreiben. Auch der gestiefelte Kater wurde mir früher vorgelesen und als Kind habe ich dieses Märchen immer gemocht. Heute allerdings sehe ich das aus einem anderen Blickwinkel, denn ich frage mich, wieso gerade der Kater, eine Katze zum Titelhelden des Märchens wird und eben nicht beispielsweise ein Hund. Den zugegebener Maßen provokanten Titel habe ich demnach bewusst so gewählt.

Im zweiten Kapitel werde ich allgemein auf Märchen und auf Merkmale im Volksmärchen eingehen und mich dann speziell mit dem gestiefelten Kater beschäftigen. Dazu gehört auch eine knappe Wiedergabe des Inhalts.

Im darauffolgenden Kapitel gehe ich näher auf die Tiere im Märchen ein. Ich werde der Frage nachgehen, welche Funktion Tiere in Märchen und welche Motive die hilfreichen Tiere haben. Ebenso wird die Thematik der Katzen in Märchen näher behandelt.

Im vierten Kapitel steht die Anthropomorphisierung im Vordergrund und die Anthropomorphiesierung im Märchen.

Das fünfte Kapitel enthält den eigentlichen Kern der Arbeit. Ich werde zum einen darauf eingehen, an welchen Stellen die Katze vermenschlicht wird und zum anderen den Fragen nachgehen, warum gerade die Katze in dem Märchen verwendet wird und warum diese Stiefel trägt.

Zum Schluss fasse ich meine Aussagen zusammen und gebe eine eigene Stellungnahme.

Aufgrund der besseren Lesbarkeit und Übersicht werden in dieser Arbeit ausschließlich männliche Termini verwendet. Gemeint sind natürlich stets beide Geschlechter. Ausnahmen dazu sind klar gekennzeichnet.

Zitate sind der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst.

2. Märchen

2.1 Märchen - allgemein

Das Märchen ist das Diminutiv zu „Mär“ und bedeutet Nachricht, Bericht, Kunde, Erzählung. Die meisten europäischen Märchen wurden Ende des 18. Jahrhunderts, meist durch mündliche Überlieferung, aufgezeichnet. Zuvor galten die Märchen als traditionelle Unterhaltung der Unterschicht, da sie sich während der Arbeit, beim Spinnen und auch in Kasernen von Soldaten erzählt wurden.

Den Brüdern Grimm ist es zu verdanken, dass das Märchen zur Kinderlektüre wurden (vgl. SCHWEIKLE 1990, S. 292 ff.).

Wichtig hierbei ist zu erwähnen, dass Märchen einen starken Symbolcharakter haben. Sie sprechen durch das Symbol in nicht leicht durchschaubaren Bildern, die jedoch immer sinnvoll sind (vgl. HASENKAMP 1958, S. 26).

2.1.1 Das Volksmärchen – Merkmale

Ein Volksmärchen lässt sich über textinterne Merkmale bestimmen. Die Handlung in einem Volksmärchen ist beispielsweise einsträngig, d.h. dass es keine Nebenhandlungen gibt. Das Geschehen ist ort- und zeitlos, da alle Angaben so allgemein sind, dass man nicht rekonstruieren kann, wann oder wo etwas stattfindet. Die Figuren in solchen Märchen sind eindimensional, d.h. sie sind entweder gut oder böse, klug oder dumm. Hinzu kommt, dass der Held am Anfang mit einem Problem oder einer Mangelsituation konfrontiert wird, das abzustellen oder zu lösen gilt. Auf dem Weg dorthin helfen wunderbare Requisiten oder Figuren. Typisch für Volksmärchen ist, dass Tiere sprechen und Menschen sich mit ihnen unterhalten können.

„Das Volksmärchen ist sprachlich einfach; es gibt hauptsächlich Hauptsätze, keine schwierigen Vokabeln und immer wiederkehrende Formeln“(NEUHAUS 2005, S. 5).

2.2 Der gestiefelte Kater – Wissenswertes

Der gestiefelte Kater wurde 1697 von Charles Perrault unter dem Titel: „Le maistre chat ou le chat botté“ erstmals veröffentlicht. Charles Perrault hat es demnach niedergeschrieben, der Verfasser ist jedoch unbekannt, da das Märchen zuvor mündlich erzählt und von vielen Erzählern verändert wurde.

Ludwig Tieck griff diese Erzählung 1797 auf und fertigte ein Theaterstück „Der gestiefelte Kater. Ein Kindermährchen in drey Akten“ an, wobei er dabei die Thematik dramatisierte. Auf diese Dramatisierung griff Grimm 1812 bei der Bearbeitung, der von Jeanette Hassenpflug erzählten Variation, zurück. Die Brüder Grimm nahmen das Märchen wegen der deutlichen Abhängigkeit von Perrault nicht mit in ihre Sammlungen der Kinder- und Hausmärchen auf, dennoch gilt der gestiefelte Kater als Grimmsches Märchen und erscheint in populären Grimm-Ausgaben (vgl. DIEDERICHS 1995, S.131; KÖHLER-ZÜLCH 1996, S. 1070 f.).

2.3 Das Märchen: Der gestiefelte Kater

In dem Märchen „Der gestiefelte Kater“ verstirbt ein Müller, der seinen drei Söhnen eine Mühle, einen Esel und einen Kater vererbt. Der jüngste Sohn ist über den Kater nicht sehr erfreut und will ihn töten, um sich Pelzhandschuhe anfertigen zu lassen. Jedoch fängt der Kater plötzlich an zu sprechen und fordert den Sohn auf, ihm Sack und Stiefel zu besorgen. Mit dem Sack fängt der Kater dann Kaninchen und Rebhühner und bringt diese dem König im Namen des Grafen von Carabas. Der Kater rät dem Grafen daraufhin in einem bestimmten Fluss baden zu gehen. Währendessen nimmt der Kater dem Grafen seine Kleider weg und schreit um Hilfe, als er den König mit der Prinzessin an ihnen vorbei fahren sieht. Der König hilft dem Grafen und nimmt ihn in seiner Kutsche mit. Der Kater eilt der Kutsche voraus und befiehlt allen Feldarbeitern, dass sie beteuern sollen, dass das Grundstück, auf dem sie arbeiten, dem Grafen von Carabas gehört. Der Kater kommt an ein Schloss und überlistet dort den Zauberer, so dass sich der Zauberer in eine Maus verwandelt und der Kater ihn auffrisst. So gehört dem Grafen ein Schloss. Der König und die Prinzessin sind vom Reichtum des Grafen so begeistert, dass der Graf von Carabas und die Prinzessin heiraten und der Kater der erste Minister des Landes wird (vgl. VILLARET 1957, S. 423 ff.).

3. Tiere

3.1 Tiere im Märchen

Die Tiere im Märchen gelten nach RÖHRICH (1974) meist als Sympathietiere, die ein symbiotisches Lebensgefühl von Mensch und Tier vermitteln. Die Tiere treten als hilfreiche oder moralische Tiere auf. Sie sind Wesen, die selbstständig handeln und im Ablauf der Erzählung eine wichtige Funktion ausüben, indem sie das Geschehen für den Helden entscheiden (vgl. ebd., S. 81).

3.2 Hilfreiche Tiere im Märchen

Die Faszination, die Menschen beim Hören oder Lesen von Märchen mit hilfreichen Tieren haben, sind sehr vielseitig. Die Menschen sehnen sich nach dem Wunderbaren und freuen sich darüber, dass dem Märchenhelden dank der Tiere gelingt, was sie alleine nicht hätten bewerkstelligen können. Der Leser freut sich über die Barmherzigkeit der Tiere und staunt über ihre unwahrscheinlichen Fähigkeiten. Ebenso fühlt er mit den Helden mit, die als dumm verrufen waren und später doch den Tüchtigen überlegen sind. Hinzukommt, dass sich das Gefühl einstellt, dass sich eine geheime und schöne Ordnung des Lebens offenbart, die Harmonie und Erlösung herstellt.

Schnell unterliegt der Rezipient dem Trugschluss, dass Tiere im Märchen aus Dankbarkeit (rettend) eingreifen und helfen würden. Das ursprüngliche Motiv aber ist, dass die Tiere von sich aus und spontan helfen, da sie die Zaubermittel, das höhere Wissen und die Weisheit besitzen, die den Menschen, denen sie helfen, fehlt (vgl. ESTERL/SOLMS 1991, S. 152). Wie die Tiere im einzelnen helfen ist sicherlich oft recht phantastisch, aber „dass sie überhaut helfen und dass sie sogar die häufigsten Helfer des Märchenhelden sind, dass es mehr tierische Helfer als hilfreiche Jenseitige und Menschen gibt - das lässt doch eine Grundanschauung der Märchenwelt deutlich werden“ (RÖHRICH 1982, S. 82).

In der Rege]l handelt es ich bei den hilfreichen Tieren um Tiere aus der freien Natur und weniger um Haustiere. Erst bei den späteren Erzählungen, in den nicht mehr jägerischen sondern eher bäuerlichen Epochen, gehören dann auch Haustiere zu den hilfreichen Tieren, wie z.B. Hund, Katze und Hahn. Schnell wird erkannt, dass auch das Märchen über den gestiefelten Kater zu einer bäuerlichen Epoche gehört, da der Kater einem Müller gehörte.

3.3 Katzen in Märchen

Katzen spielen in Märchen eine au1ergewöhnliche Rolle. Im Gegensatz zu dem vorherigen Kapitel, in denen Tiere stets als hilfreich und gut in einem Märchen geschildert werden, überwiegt laut ROSCHMANN-STELTENKAMP die negative Darstellung der Katze. Besonders negativ wird die schwarze Katze angesehen. Diese bildet den Ausgangspunkt verschiedener abergläubischer und magischer Vorstellungen. ROSCHMANN-STELTENKAMP weist darauf hin, dass über die schwarze Katze gesagt wird, dass sie die Gedanken der Menschen vergifte, Krankheit, Blindheit und Armut bringe. Zudem wird die schwarze Katze als Begleittier oder Verkörperung der Hexe gesehen.

Allerdings werden gelegentlich auch positive Aspekte der Katze thematisiert. Dadurch, dass die Katze beispielsweise beim Fallen stets auf ihren Fü1en landet, lässt sie als unverletzlich erscheinen und man schreibt ihr mehrere Leben zu. Sie gilt als au1ergewöhnliches Tier, das mit magischer Weisheit ausgestattet ist. Einige Märchen handeln von hilfreichen Katzen. Eine Katze bewahrt beispielsweise den Liebhaber ihrer Besitzerin vor deren Ehemann (Blutsbruders Frau). In dem Märchen „Von den 3 dankbaren Tieren“ rettet ein Mann einer Katze ihr Leben und diese verhilft ihm später zu Reichtum, sowie auch in dem Märchen „Zauberring“. Dort rettet ebenfalls ein Mann einer Katze das Leben und diese hilft ihm später. Ebenso wird in dem Märchen „Maus als Braut“ eine hilfreiche Katze dargestellt, indem sie als verzauberte Prinzessin einem armen Burschen zu Reichtum verhilft und ihn nach ihrer Erlösung heiratet. Es ist demnach kein Einzelfall, dass Katzen in einem Märchen als hilfreich dargestellt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Warum gestiefelter Kater und nicht handschuhtragender Hund
Untertitel
Über die Anthropomorphisierung von Tieren in Märchen am Beispiel des gestiefelten Katers
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V131318
ISBN (eBook)
9783640414550
ISBN (Buch)
9783640413249
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Warum, Kater, Hund, Anthropomorphisierung, Tieren, Märchen, Beispiel, Katers
Arbeit zitieren
Christina Schlicker (Autor:in), 2006, Warum gestiefelter Kater und nicht handschuhtragender Hund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131318

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