E.T.A. Hoffmann 'Der Sandmann' - Eine Interpretation


Seminararbeit, 2008

18 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Interpretation
2.1. Romantische Züge
2.2. Sprechende Namen
2.3. Methoden der Zweideutigkeit
2.4. Das Augenmotiv
2.5. Subjektivität, als Nährboden der Phantasie
2.6. Der Automat
2.7. Das Schauerliche im Werk

3. Abschluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Arbeit möchte ich mich mit den Hauptfragen in E.T.A. Hoffmanns Sandmann, und einigen Interpretationsmöglichkeiten beschäftigen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Im ersten Teil werde ich eine kurze Zusammenfassung der Romantik geben, beziehungsweise die wichtigsten Merkmale der Romantik anhand des Stückes erläutern, wobei ich einige unterschiede die Hoffmann geschaffen hat, einbeziehe. Im darauffolgenden Teil werde ich die sogenannten sprechenden Namen behandeln da diese eine große Rolle in Stück spielen, weil sie sofortige Charakterbeschreibung zu den jeweiligen Personen geben können, und zum Teil auch den Ausgang der Geschichte preisgeben können. Danach möchte ich die von Hoffmann gewählten Methoden erläutern, womit er die Spannung im Stück aufrecht hält, und er für eine konstante Unsicherheit beim Lesen sorgt, also die Methoden der Zweideutigkeit, und dementsprechend auch die beiden gängigen Interpretationsperspektiven. Wie bei fast allen Sandmann-Interpretationen, bedarf auch bei meiner das Auge, beziehungsweise das Augenmotiv einer größeren Erläuterung, da das Auge ein zentrales Motiv des Werkes ist, was ihm ihr ganzes Zusammenhalt und thematische Dichte verleiht. Im fünften Teil meiner Arbeit werde ich über die fatale Subjektivität des Protagonisten, und deren Konsequenzen, schreiben. Wir werden sehen in wie fern sich diese auf sein Leben einwirkte, bis letztendlich die Überhand gewonnen für Nathanaels Tod sorgte. Danach möchte ich mich kurz über die geschichtlichen Hintergründe des Stückes, im Zusammenhang mit dem Automaten Olimpia, äußern, damit wir etwas besser nachvollziehen können, wiese diese ein wichtiges Element des Gruseln, für die Menschen damals war, und es bis zum heutigen Tag ist. Im letzten Teil möchte ich schließlich dass Schauerliche in den Nachtstücken, beziehungsweise bei E.T.A. Hoffmann behandeln, wobei ich seine Neuerung zum sogenannten „ gothic tale“ hervorhebe, wodurch seine Stücke so gruselig, und letztendlich so berühmt und beliebt geworden sind.

2. Interpretation

2.1. Romantische Züge

Romantik bezeichnet eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst und Literatur sichtbar machte. Sie war eine Art Antwort auf die vernunftgerichtete Philosophie der Aufklärung und den Klassizismus, der strengen antiken Grundsätzen folgte. Neben dem Gefühl, Leidenschaft, Individualität und der Seele, sind die Grundthemen beziehungsweise Merkmale der Romantik auch das Unbewusste der menschlichen Psyche, Sehnsucht, Märchen, Mysterium und das Geheimnis. Eine sogenannte offene Form, ist auch für die Romantische Werke Charakteristisch. Dass heißt, das weder Form noch Inhalt der Werke festgelegt sind, und so können Märchen, Gedichte, Lieder und Erzählungen in einander gemischt werden. Auch die Wissenschaft und Philosophie tritt oft in Romantischen Literarischen Stücken auf. Sagen und Märchen aus der mündlichen Überlieferung werden auch gesammelt. Allerdings wurden auch Gefahren in dieser „anderen Welt“ gesehen. Die Nachtseite der Romantik, geprägt von Teufelspakten, Wahnsinn, Gespenstern, Schuld und Tod, findet sich besonders ausgeprägt bei E. T. A. Hoffmann .1

Der Sandmann erschien im Jahre 1814 in dem Band der Nachtstücke, die gruselige und schauerliche Geschichten, also Stücke die die Typischsten Werke der Nachtseite der Romantik sind, enthalten. In diesen wird die Abartige und Dämonische Seite der menschlichen Natur beleuchtet. So ist die Hauptthematik dieser Stücke Dunkelheit, Schlaf, Traum, Abgrund, Wahnsinn und Tod. So sind Unsicherheit, Täuschung der Optischen Wahrnehmung und der Sinne ständige Begleiter der Protagonisten, wie auch im Sandmann. Die Subjektivität bei der Betrachtungsweise spielt auch eine entscheidende Rolle in diesen Werken. Diese Stücke basieren also auf das Schauerliche und auf Gruseln, wobei Hoffman diese noch mit einem Psychologischen Profil erweitert, wodurch seine Werke noch zusammengesetzter und Furchterregender sind.

Hoffmann beschäftigt sich also mit der Dunklen Seite, also mit der Nachtseite der menschlichen Seele. Die Nacht ist in sich Unheimlich und birgt Unsicheres, aber ihr auch noch eine andere Eigenschaft zugesprochen. Die Naturphilosophen der Romantik glauben nicht, dass der menschliche Verstand alle Dinge in ihren Zusammenhängen bis ins letzte Detail erfassen und verstehen kann. Sie glauben, dass Mensch und Welt nur noch im Unbewussten miteinander verbunden seien und dass sich diese Verbindung nur im Zustand des ausgeschalteten Bewusstseins offenbare. Das Fehlen von Licht und dem Rationalen wird also benötigt um in der Lage zu sein Dinge in ihrer Wahren Form zu erkennen. Hoffmann interessierte sich für diese romantischen Naturphilosophischen Ideen, doch er betrachtete sie mit einer gewissen Distanz und Skepsis. In seinen Nachtstücken hat dass Dunkle eine zerstörerische Kraft, die in ihrem Wirken doch nicht eindeutig zu erklären ist. Im Sandmann bewegt sich Nathanael in einem Feld aus Nacht, Dunkelheit, Traum, Ohnmacht und Wahnsinn. Wenn er sich also auf seine Intuition, also auf das Unbewusste stützt, führt ihn dass nicht zu einer höheren Wahrheit, sondern in den Wahnsinn.

Es lassen sich etliche romantische Züge im Sandmann entdecken. Angefangen bei der Themenwahl, dem Mystischen Sandmann, denn die Romantik bedient sich oft aus Märchen und Mythen. Der Teufelspackt tritt im Stück auch auf, da Nathanael denkt dass sein Vater einen Packt mit dem teuflischen Coppelius geschlossen hat, und deshalb zu befürchten ist dass er seine Seele verliert. Schon der Zeitpunkt an dem er starb, ist Typisch in der Romantik, da man dem Mitternacht schon immer etwas Mystischen zugeschrieben hat, und so ist auch das Erscheinen von Coppola zur Mittagsstunde. Eine Kontrastierung von Tag und Nacht, Hell und Dunkel. Der tagsüber als Advokat Coppelius erscheine Mensch, wird nachts zur erschreckenden Gestalt, zu dem schrecklichen Sandmann, der Nathanaels Fantasie beschäftigt. Den Übergang vom Tag zu Nacht markiert der Zeitpunkt, also abends 9 Uhr, wenn die Kinder und die Mutter ins Bett müssen, weil der böse Sandmann kommt. Die Romantiker bedienen sich oft an Traum und Wahnsinn, die sich auch in mehreren Momenten des Werks finden lassen. Als Nathanael nicht recht entscheiden kann, was in der Nacht als er von Advokaten entdeckt wurde, die Dinge nur geträumt hat, oder sie in der Realität geschehen sind. Diese Unsicherheit, die Verschmelzung von Realität und Phantasie, der Weg von der klaren objektiven Wahrnehmung zu einer Traumwelt, macht Nathanael letztendlich Wahnsinnig.

Die offene Form und die Mischung von Gattungen ist auch Typisch für die Romantische Kunst und im Sandmann kann man dies eindeutig erkennen. Die Verflechtung von Musik, Poesie, privaten Briefen, und Gesang in das Stück ist Hoffmann brillant gelungen. Die romantische naturphilosophische Ansicht, dass der menschliche Verstand alle Dinge in ihren Zusammenhängen nicht bis ins letzte Detail erfassen und verstehen kann, lehnt Hoffman zwar nicht völlig ab, aber Möglichkeit einer psychologisch-rationalen Deutung der Geschehnisse unterscheidet er sich gewisser Masen von dem Typisch Romantischen. In dem Sinne auch, dass er den Wahnsinn nicht Mehr so ganz positiv konnotiert.

2.2. Sprechende Namen

In diesem Stück haben die sogenannten sprechenden Namen eine große Rolle, da sie zum Teil den Ausgang der Geschichte preisgeben, und auch Möglichkeiten zu mehreren Interpretationen des Gelesenen bieten. Dementsprechend sind auch die Namen der Charakteren zum Teil mehrdeutig, und können am Anfang verwirrend sein, hat man sich nicht mit dem Stück ausführlich auseinandergesetzt.

Von allen Namen ist, meiner Meinung nach, der des Protagonisten, am interessantesten, da er bei genauerer Analyse den Ausgang der Geschichte verrät, aber trotz dessen zweideutig ist. Nathanael in sich, bedeutet das Geschenk Gottes, es beinhaltet aber Natal was soviel heißt wie Geburt. Im Namen können wir aber auch Thana entdecken, was eine eindeutige Anspielung auf den griechischen Todesgott Thanatos ist. Wie wir am Ende des Stückes sehen können erhält mehr die letztliche Lesart ihre Validität.2

Clara, die Geliebte bzw. Braut von Nathanael, trägt den Namen des hellsichtigen, vernünftigen. Sie vertritt in der Tat eine logische und aufgeklärte Denkweise, und versucht den von Wahnsinn ergriffenen Protagonisten mit ihrer psychologisch-rationalen Deutung der Geschehnisse wieder in die reale Welt, und somit ins Leben zurückzuführen, was ihr letztendlich aber nicht gelingt.

[...]


1 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Romantik

2 vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Sandmann_(Hoffmann)

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
E.T.A. Hoffmann 'Der Sandmann' - Eine Interpretation
Hochschule
Pécsi Tudományegyetem  (Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für germanistische Literatur)
Veranstaltung
Romantische Erzählungen
Note
3
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V130039
ISBN (eBook)
9783640406531
ISBN (Buch)
9783640406852
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hoffmann, Sandmann, Interpretation Hoffmann, E.T.A Hoffmann, Interpretation Sandmann
Arbeit zitieren
Milán Győrfi (Autor:in), 2008, E.T.A. Hoffmann 'Der Sandmann' - Eine Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130039

Kommentare

  • Gast am 10.11.2014

    Für einen Ungarn ist das ziemlich gut deutsch geschrieben. Dennoch finden sich in den kurzen Auszügen zahlreiche Fehler. Offensichtlich ist die Arbeit nicht redigiert worden.Warum sollte ich dafür 13,- Euro ausgeben??

Blick ins Buch
Titel: E.T.A. Hoffmann 'Der Sandmann' - Eine Interpretation



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