Velazques und 'Die Übergabe von Breda'

Die Gestaltung des Salón de Reinos int Palast Buen Retiro


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Leben von Velázquez

3. Die politische Situation

4. Salón de Reinos
4.1. Die Gestaltung des Saals
4.2.Vergleich mit dem El Escorial

5. Die Übergabe von Breda
5.1. Bildbeschreibung
5.2.Veränderungen im Laufe der Entstehung
5.3.Studien
5.4.Portraits
5.6.Vorbilder
5.7.Vergleich mit anderen Bildern aus dem Salón de Reinos

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

Nach dem Tod von EI Greco entwickelte sich in Spanien eine neue naturalistische Hell-Dunkel-Malerei.[1] Bei ihr achtete man besonders auf die Betonung der Einzelheiten wie Falten und Gesichtsmerkmale, die durch einen geschickten Lichteinfall fast schon theatralisch hervorgehoben wurden. Man orientierte sich an den italienischen Vorbildern, indem man versuchte zur Klarheit und Direktheit der Formensprache zurückzukehren. Die Annäherung an italienische Malerei zeigt sich bereits bei den Künstlern im EI Escorial.[2] Einer der ersten Künstler, der sich den italienischen Naturalismus zuwandte, war Ribalta. Er versuchte den Naturalismus in seine Bilder einzubinden ohne auf die klaren Formen der Renaissance zu verzichten. Auch in Sevilla übernahmen die älteren Meister, wie Pacheco und Roelas, sehr zaghaft naturalistische Elemente, aber erst die jüngeren Künstler, wie Velázquez und Zubarán, banden den strengen Naturalismus in ihre Bilder ein. Ribera war einer der Maler mit dem das goldene Zeitalter der spanischen Malerei begann. Auch wenn er in Italien lebte, hatten seine Werke großen Einfluss auf die spanische Malerei. Seine großangelegten Kompositionen sind mit naturalistisch-­sinnlichen Darstellungen gefüllt. Der endgültige spanische Hochbarock entstand jedoch in Madrid. Hier wurden die Bilder vorwiegen für die Dekoration von Kirchen und Klöster genutzt.[3] Auch Velázquez unverwechselbarer Stil entwicke1te sich erst in Madrid. Seine Leichtigkeit in der Pinselführung und das Gespür für den Bildaufbau und die figürliche Komposition wären ohne seine Kenntnisse über die venezianischen und flämischen Gemälde nicht möglich.

2. Das Leben von Velázquez

Diego Rodriquez de Silva Velázquez wurde 1599 in Sevilla geboren.[4] Den Namen Velazquez nahm er von seiner Mutter an, die aus einer alten Familie sevillanischer Hildagos stammt.[5] Sein Vater Juan de Silva versuchte erst gar nicht, die Neigung seines Sohnes zur Malerei zu unterbinden. Er schickte ihn 1612 bei Francisco de Herrera in die Lehre.[6] De Herrera war Architekt und Maler von religiösen Bildern, Genre-Darstellungen und Stillleben. Doch wegen persönlicher Probleme mit de Herrera verließ er ihn nach zwei Jahren und begab sich für fünf Jahre in die Lehre von Francisco Pacheco.[7] Pacheco war nicht nur Zeichenlehrer, sondern auch Gelehrter, der gute Beziehungen zu anderen Künstler und Literaten in Sevilla pflegte und auch in Verbindung mit dem spanischen Königshaus stand. Nach seiner Hochzeit mit Pachecos Tochter, Juana de Miranda, am 23. April 1618, ermöglichte sein Schwiegervater ihm diese Verbindungen noch mehr zu nutzen.[8] So wurde Velázquez 1621 von Graf Olivarez, einen Förderer der Künste, an den Hof von Philipp IV geholt.[9] Hier wurde er 1623 Hofmaler und beschäftigte sich vorwiegend mit Reiterportraits und Jagdbildern.[10] Im Jahre 1628 besuchte Rubens für neun Monate den spanischen Hof, während dieser Zeit entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Velázquez und Rubens.[11] Durch Velázquez hohes Ansehen am Hofe wurde ihm ein Jahr später seine erste Reise nach Italien, im Gefolge von Spinola, ermöglicht.[12] Die Reise ging zuerst nach Mailand, wo Spinola Gouverneur war. Velázquez reiste dann weiter durch Italien. In Venedig bewunderte er, nach Palomino, einem Hofmaler unter Philipp V, die Werke von Tizian, Tintoretto und Paolo Veronese.[13] Des Weiteren hielt sich Velazquez in Rom auf. Hier kopierte er verschiedene Werke im Vatikan und besuchte für zwei Monate die Villa Medici.[14] Im Jahr 1631 kehrte er nach Spanien zurück.[15] Hier malte er dann vorwiegend Portraits von bekannten Persönlichkeiten dieser Zeit, u.a. Madame de Chavreux und dem Herzog von Modena. Velázquez wurde, wie alle anderen Hofmaler, dazu angehalten die verschiedenen Residenzen des Königs mit reichlich Wandschmuck auszustatten. Unter den Gebäuden befand sich auch der neue Palast des Königs, Buen Retiro, bei Madrid, für den er u.a. die „Übergabe von Breda" 1634/35 schuf.[16] Am 2. Januar 1649 brach Velázquez zu seiner zweiten Reise nach Italien auf.[17] Er hielt sich, unter anderem in Mailand auf, um Bilder für Philipp zu kaufen. Während der weiteren Reise traf er auf andere Künstler, wie Salvator Rosa, Bernini, Algarde und Nicolas Poussin.[18] Nach seiner Rückkehr 1651 nach Madrid übernahm Velázquez weitere Aufgaben am spanischen Hof und wurde u.a. Hofmarschall.[19] Im Alter von 61 Jahren verstarb er am 6. August 1660 in Madrid.[20]

3. Die politische Situation

Nach mehreren Jahren des Waffenstillstandes zwischen Spaniern und Niederländern wurde im Apri11621 der achtzigjährige Krieg wieder aufgenommen.[21] Der Krieg ging nicht nur um die Bekämpfung des Protestantismus durch die katholischen Spanier und die Vorherrschaft in Europa, sondern auch um die Erweiterung des Machteinflusses in den Kolonien, die den Staaten zu ökonomischen Reichtum verholfen. Am Anfang der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts wollten die Spanier noch nicht in das Kerngebiet der Niederländer eindringen.[22] Die Strategie von Spanien und Portugal zielte darauf ab, die Kolonien in Amerika, Afrika und Asien zurückzugewinnen und sie zu erweitem.[23] Außerdem wollten die Spanier eine Hauptbasis in Nordeuropa errichten, die sich in den südlichen Niederlande befinden sollte. In der Zeit zwischen 1614-1629 eroberten die Spanier verschiedene Städte und Dörfer in dem Reichsterritorium und drängten somit die Vorherrschaft der Niederländer in Zentraldeutschland zurück.[24] Bei den Niederländern führten diese Verluste zu politischen, ökonomischen und militärischen Problemen.[25] Im Jahre 1624 gab dann der spanische König den Befehl zur Einnahme von Breda. Die Belagerung der Stadt dauerte über neun Monate an. Dies zerrte nicht nur an den Kräften der Niederländer, unter ihrem Befehlshaber Justin von Nassau, auch die Spanier, unter dem Befehl von Ambrosio Spinola, waren in dieser Zeit einige Male kurz vor dem Rückzug aus der Belagerung. Erst am 5. Juni 1625 wurde Breda offiziell an die Spanier übergeben.[26] Der Grund der niederländischen Niederlage lag in der Erschöpfung der Vorräte. Spinola erlaubte den Niederländer aber großzügige Abzugbedingungen. So konnten die Einwohner die Stadt mit ihrem Eigentum verlassen.[27] Auch das niederländische Militär empfang Spinola human. So durfte die Armee mit Waffen und Fahnen aus der Stadt abziehen.[28] An dem Stadttor kam es dann zum Treffen von Spinola mit Nassau. Spinola befahl seinem Heer die Niederländer ohne Spott und Gewalt zu empfangen. Auch für seinen Gegner hatte Spino1a ermutigende und tröstende Worte.[29] Er gab Nassau für seinen würdevollen Rückzug spanische und niederländische Offiziere zum Geleit. Auch, wenn die Übergabe von Breda sehr barmherzig ablief, gibt es keine Hinweise auf die Übergabe eines Schlüssels von Nassau oder der Umarmung von Spinola, wie sie Velázquez später darstellt. Die Vorherrschaft der Spanier in Nordwesteuropa bestand noch bis in das Jahr 1629, danach könnte das neuerstarkte niederländische Militär seine verlorenen Städte wieder zurückerobern.[30]

4. Salón de Reinos

4.1. Die Gestaltung des Saals

In dem Madrider Palast Buen Retiro wurden 1631 mit den Arbeiten an der Umgestaltung des Baues begonnen. Mit den Ausarbeitungen des Salon de Reinos fing man 1633 an.[31] Der Saal befand sich im Nordflügel des Palastes.[32] Die Arbeit waren im April 1635 höchstwahrscheinlich beendet, da ein Besucher den fertigen Salon mit aufgehängten Bildern beschrieb.[33] Der Salon de Reinos diente als Thronsaal, als dieser wurde er jedoch selten für öffentliche Feste genutzt, in ihm fanden nur Staatsempfänge und besondere Hoffeste statt.[34] Die Maße des Saales betrugen 34,6m in der Länge, 10m in der Breite und 9m in der Höhe.[35] Die 20 Fenster des Saales besaßen je einen Balkon.[36] Des Weiteren war der Saal reich ausgestattet. Neben den Orientteppichen und den Tischen aus Jaspis war die Decke mit silbernen Löwen und Stuckdekoration versehen.[37] An der Decke über den Fenstern waren die Wappen der 24 Reiche der spanischen Monarchie angebracht. Philipp Troutman rekonstruierte die Gestaltung des Salons.[38] Er lässt die historischen Gemälde zwischen den Fenster hängen. Über den Fenster hingen, nach ihm, die Herkulesbilder von Zurbaran.[39] Die drei Reiterportraits der königlichen Familie[40] von Velázquez befanden sich neben und über der Tür.[41] Neben dem Thron befanden sich zwei weitere Bilder, eines von Philipp III und ein anderes von seiner Gemahlin Margarethe von Österreich.[42] Die Aufhängung der Bilder folgt einem festgelegten Konzept. So spiegeln die fünf Reiterportraits der Familie die Vergangenheit durch die Eltern des Königs, die Gegenwart durch den König und die Königin und die Zukunft durch den Kronprinzen wieder.[43] Durch diese Symbolik zeigt sich die andauernde legitime Herrschaft des spanischen Hofes, die schon in der Vergangenheit existierte und auch in der Zukunft weiter bestehen wird. Mit den 10 Herkulesbildern von Zurbaran werden die Siege und Taten Spaniens mit mythologischen Heldentaten verbunden. Die Verbindung zu den Herkulestaten entstand durch das mythologische alter ego des spanischen Königs, Herkules Hispanicus .[44] Herkules war der Gründungsahn des spanischen Hofes, auf denen sich aber auch alle anderen Dynastien neben den Habsburger beriefen.[45] Den Auftrag für die Bilderreihe bekam Zurbarán am 12. Juni 1634.[46] Es handelte sich anfangs um 12 Bilder über die Taten des Herkules.[47] Diese sollten wahrscheinlich über den 12 Gemälden mit militärischen Siegen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts angebracht werden.[48] Bezahlt wurden aber dann nur 10 Bilder, die wahrscheinlich über den 10 Fenstern im Saal angebracht wurden.[49] Die Gestaltung mit Herkulestaten kann auf die Inspiration durch den Palazzo deI Te bei Mantua zurückzuführen sein.[50] Dieser wurde von kaiserlichen und spanischen Truppen 1630 eingenommen. Velázquez und Maino sahen den Palast und die Herkulestaten, die hier angebracht waren.[51] Da Velazquez großen Einfluss auf das Konzept des Saales hatte, könnten, über seinen Vorschlag, die Herkulesbilder in die Gestaltung des Raumes aufgenommen wurden sein. Die 12 Gemälde über die militärischen Siege befassten sich, im Gegensatz zu den antiken Themen, mit Szenen aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts.[52] Fünf Bilder[53] zeigen Szenen von den spanischen Siegen aus dem Jahr 1625.[54] Zwei Bilder[55] zeigen die Schwierigkeiten vor 1625.[56] Ein weiteres Bild befasst sich mit der "Rückgewinnung der Insel San Cristobal" aus dem Jahre 1629 von Castell0 und die anderen Bilder zeigen die Siege aus dem Jahr 1633.[57] Bei allen Bildern liegt ein einheitliches Konzept in der Komposition und im strukturelle Aufbau vor, nur Maino[58] weicht bei seinem Bild davon ab. Die Bilder symbolisieren die Macht des spanischen Königshofs, seine Siege über den Protestantismus und die Ketzerei. Der Salon de Reinos stellt ein Paradigma der Monarchie dar, die eine beständige, gute und starke Macht ist, deren Herrschaft, auch mit Gewalt, legitim ist.[59]

[...]


[1] J. A. de Urbina, Museen der Welt. Der Prado Madrid, München 1994, S. 27.

[2] Ebd.

[3] Ebd.

[4] R.AM. Stevenson, Velazquez. Perioden seines Lebens und Schaffens, in: M. Foucault, Velazquez. Las Meninas, FrankfurtJMain 1966, S. 91.

[5] R.A.M. Stevenson 1966, S. 92.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] R.AM. Stevenson 1966, S. 93.

[9] Ebd.

[10] R.AM. Stevenson 1966, S. 94.

[11] RA.M. Stevenson 1966, S. 97.

[12] R.AM. Stevenson 1966, S. 99.

[13] Ebd.

[14] R.A.M. Stevenson 1966, S. 99.

[15] R.A.M. Stevenson 1966, S. 100.

[16] R.A.M. Stevenson 1966, S. 101.

[17] R.A. M. Stevenson 1966, S. 104.

[18] R.A.M. Stevenson 1966, S. 105

[19] R.A.M. Stevenson 1966, S. 106.

[20] R.A.M. Stevenson 1966, S. 107.

[21] J. Israel, der niederländisch-spanische Krieg und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation (1568-1648), in: K. Bußmann und H. Schilling (Hrg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa, Münster 1998, S. 118.

[22] J. Israel 1998, S. 118.

[23] J. lsrael1998, S. 119.

[24] J. Israel 1998, S. 118.

[25] J. Israel 1998, S. 119.

[26] J. Brown, Veläzquez. Painter and Courtier, London 1986, S. 118.

[27] J. L6pez-Rey, Veläzguez, Köln 1996, S.107.

[28] J. L6pez-Rey 1996, S. 107.

[29] J. L6pez-Rey 1996, S. 108.

[30] J. Israel 1998, S. 118.

[31] J.J. Luna Fernández, der Salóm de Reinos des Buen Retiro-Palastes in Madrid, in: K. Bußmann und H. Schilling (Hrg.), 1648. Krieg und Frieden in Europa, Münster 1998, S. 125.

[32] J.J. Luna Fernández 1998, S. 121.

[33] Ebd.

[34] Ebd.

[35] Ebd.

[36] Ebd.

[37] Ebd.

[38] E. Harris, Velázquez, Stuttgart 1982, S.125; s. Abb.1

[39] E. Harris 1982, S 125.

[40] Hierbei handelt es sich um Reiterportraits von Philipp IV, Isabella von Bourbon und dem Thronfolger Baltasar Carlos.

[41] E. Harris 1982, S.125.

[42] Ebd.

[43] J.J. Luna Fernández 1998, S.126.

[44] J.J. Luna Fernández 1998, S.121.

[45] J. Brown, the golden age of painting in spain, London 1991, S. 144.

[46] J.J. Luna Fernández 1998, S.122.

[47] Ebd.

[48] Ebd.

[49] Ebd.

[50] J.J. Luna Fernández 1998, S.123.

[51] Ebd.

[52] J.J. Luna Fernández 1998, S.125.

[53] die Bilder befassten sich mit der „Übergabe von Breda" von Velázquez, der "Rückgewinnung von Bahia" von Maino, der "Befreiung Genuas durch den Marquis von Santa Cruz" von Pereda, der der" Verteidigung von Cádiz" von Zurbarán und die "Rückgewinnung von Puerto Rico" von Cajés

[54] J.J. Luna Fernández 1998, S.121.

[55] Die Themen der Bilder sind die ,,Einnahme von Jülich" von Juseppe Leonardo und der "Sieg von Fleurus" von Carducho.

[56] J.J. Luna Fernández 1998, S.121.

[57] Ebd.

[58] Siehe Abschnitt 5.6.

[59] J.J. Luna Fernández 1998, S.121.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Velazques und 'Die Übergabe von Breda'
Untertitel
Die Gestaltung des Salón de Reinos int Palast Buen Retiro
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Kriegskunst: Das Bild des Krieges in der Kunst der Neuzeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V133813
ISBN (eBook)
9783640406623
ISBN (Buch)
9783640406722
Dateigröße
2675 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Velazques, Breda, Gestaltung, Salón, Reinos, Palast, Buen, Retiro
Arbeit zitieren
Kristin Müller-Wenzel (Autor:in), 2005, Velazques und 'Die Übergabe von Breda', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133813

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Velazques und 'Die Übergabe von Breda'



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden