Kampf der (Wirtschafts-) Kulturen?

Welcher Staat kommt am besten und schnellsten aus der aktuellen Krise und welche Konsequenzen wird das für das Wirtschaftssystem zeitigen?


Essay, 2009

13 Seiten


Leseprobe


Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise betrifft wohl alle Länder dieser Erde, wenn auch in unterschiedlicher Form. Selbst Inselstaaten, die nahezu ausschließlich vom Tourismus leben, müssen Einbußen wegen nachlassender Reiselust hinnehmen. Am stärksten sind offenbar die Länder mit den zumindest in Finanzwesen liberalsten Wirtschaftsformen betroffen wie die USA, England und einige andere EU-Länder. Hier haben nicht nur die Banken, Hedge Fonds, institutionelle Anleger und großen Unternehmen Verluste erwirtschaftet, sondern auch in hohem Maße Privat-Anleger, Familienbetriebe und Investoren.

So zeigt eine Studie[1] von 6/2009, dass die 10 Mio. reichsten Menschen der Welt mit einem Vermögen von ca. 3,3 Mio. USD in Welt-Durchschnitt 20% ihres Vermögens durch die Krise eingebüßt haben. Bei den „Superreichen“ mit Vermögen ab 30 Mio. USD schrumpfte diese Gruppe sogar um 25%. Auch hier haben Amerikaner und Briten infolge der Immobilien- und Finanzkrise am stärksten zu leiden und die größten Verluste zu verzeichnen. Deutschland musste deutlich geringere Verluste hinnehmen, weil es hierzulande keine ausgeprägte Immobilienblase gab.

Jeder dieser über 200 Staaten besitzt eine unterschiedliche Regierungs- und Wirtschaftsform. Die Frage, welches Land wie schnell und wie gut aus der Krise kommt, hängt offenbar wesentlich von einigen Faktoren ab, die sich aus der Struktur und dem Freiheitsgrad des jeweiligen Wirtschaftssystems ergeben.

Staaten wie die USA mit großer wirtschaftlicher Freiheit stehen heute unter der Generalanklage, die Krise über die Immobilienwirtschaft hauptsächlich verursacht zu haben. Große Länder in Europa mit ähnlichen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen haben sich teilweise an das amerikanische System angekoppelt und erleiden ähnlich hohe Schäden an ihrer Wirtschafts- und Finanzkraft.

Falsche Anreize für Führungskräfte und Mitarbeiter, mangelhafte Aufsicht- und Kontrollgremien sowie unsachgemäße Fördermaßnahmen nicht nur in Finanzinstituten, aber auch fehlerhafte politische Vorgaben der Regierungen werden heute allgemein als wichtige Ursachen genannt. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen waren Wirtschaftsfachleuten lange vorher bekannt und es hat an deutlichen Warnungen nicht gefehlt.

Zu denken gibt die Tatsache, dass gerade diese Länder mit einer liberalen Ausrichtung jetzt versuchen, den Staatseinfluss durch zusätzliche verschärfte Kontrollen, Vorschriften und gesetzliche Maßnahmen dramatisch zu erhöhen, um die wirtschaftlichen Freiheiten der Vergangenheit zu beschneiden.

Parallel dazu kann man besichtigen, wie andere Länder mit deutlich stringenteren Wirtschaftsstrukturen und intensiverer stattlicher Einflussnahme besser und schneller aus der Krise zu kommen scheinen und nicht die massiven Wachstumseinbrüche erleiden wie die Auslöser der Krise:

Das Beispiel China erhellt, wie selbst mitten in der Krise durch schnelles und wirksames Handeln (u. a. Ankurbelung der Binnenkonjunktur und des privaten Konsums) noch positives Wachstum zu erzielen ist. Daneben betreibt das Land von Staats wegen eine energische Rohstoff- und Zukunftssicherung für die Zeit nach der Krise. Es kauft systematisch zu derzeit äußerst günstigen Bedingungen Technologie und Kapazitäten im Ausland ein. Die Staatsholding China Investment Corporation (CIC) will in der nächsten Zeit mit politischer Rückendeckung größere Auslandszukäufe von Firmen mit benötigtem Know how tätigen.

Als ein Musterbeispiel von vielen staatlich gelenkten strategischen Zukäufen kann der Erwerb des Öl- und Gas-Unternehmens Addax gelten. Die kanadisch-schweizerische Addax hat mittlerweile ein Übernahmeangebot der chinesischen Sinopec Group angenommen. Damit erlangt Sinopec die Kontrolle über aussichtsreiche Ölfelder vor West-Afrika und im Irak und sichert die Energieversorgung Chinas für die Zukunft in starkem Maße.

Auf Schlüsseltechnologien wie die Kfz-Industrie hat China ein besonders begehrliches Auge geworfen. Neben weiteren PKW-Marken drängt China auf den Zukauf von Opel in Deutschland, weil die dort verfügbare Spitzentechnologie hohe Investitionen in den F & E-Bereich erübrigen würde. Zukäufe im Ölgeschäft (USA) und bei der Rohstoffversorgung (Australien) sind zunächst nicht zustande gekommen. Es lässt sich aber erkennen, wie langfristig und zukunftsorientiert staatlich gelenkte Unternehmen aus China arbeiten. Selbst für den Kauf der Automarke Hummer von GM ist die Zustimmung der chinesischen Regierung erforderlich.

Der Yuan soll mit staatlicher Hilfe anderer chinafreundlichen Länder in Asien zur Leitwährung entwickelt werden, wobei die Akzeptanz des Yuan natürlich auch auf die Erwartung zurückzuführen sein dürfte, dass die bislang staatlich manipulierte Währung auf mittlere Sicht gegenüber dem Dollar aufwerten wird.

Am deutlichsten wird die staatliche Einflussnahme auf das Wirtschaftsgeschehen Chinas in den Aktivitäten in Afrika, die häufig schon als der „Chinas Griff nach Afrika“ bezeichnet werden. Hier liegt der Focus vor Allem auf der Sicherung von Öllieferungen aus Angola, Sudan und auch Nigeria. Mit Namibia wurden Verträge zur Lieferung von Uran abgeschlossen, Südafrika steuert Gold, Mangan, Kupfer und Kobalt bei. Die Verknüpfung von wirtschaftlichen mit militärischen Interessen, wie sie eine Privatwirtschaft allein niemals anbahnen kann, wird durch Waffenlieferungen und Bartergeschäfte[2] untermauert. Waffen werden an Äthiopien, Eritrea, Simbabwe, Sudan und andere afrikanischen Länder geliefert, Namibia hat einen Kredit für den Aufbau des Tourismus erhalten, natürlich für den Ausbau von chinesischen Gruppenreisen dorthin.

[...]


[1] Capgemini/Merril Lynch: Personen mit mehr als 1 Mio $ Vermögen in 2007 und 2008, Juni 2009

[2] Tauschwarenverkehr

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kampf der (Wirtschafts-) Kulturen?
Untertitel
Welcher Staat kommt am besten und schnellsten aus der aktuellen Krise und welche Konsequenzen wird das für das Wirtschaftssystem zeitigen?
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V132858
ISBN (eBook)
9783640395958
ISBN (Buch)
9783640396344
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kampf, Kulturen, Welcher, Staat, Krise, Konsequenzen, Wirtschaftssystem
Arbeit zitieren
Rolf H. Warwitz (Autor:in), 2009, Kampf der (Wirtschafts-) Kulturen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132858

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