Helden und ferne Länder in mittelalterlichen Abenteuerromanen


Referat (Ausarbeitung), 2009

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt:

1. Einführung in die spätmittelalterliche, mittelniederdeutsche Literatur

2. Die Volksbücher – Entstehung, Inhalt, Wirkung
2.1. Die Entstehung der Volksbücher
2.2. Inhalte
2.3. Wirkungsgeschichte

3. Das Volksbuch „Fortunatus“ als Beispiel spätmittelalterlicher Literatur
3.1. Inhalt
3.2. Interpretationsansätze

4. Fazit

Literatur:

Quellen:

1. Einführung in die spätmittelalterliche, mittelniederdeutsche Literatur

Ursprünglich in mittelniederdeutsch abgefasste literarische Werke waren in jeder Phase des Mittelalters relativ rar gesät, da die deutschsprachige Literatur hauptsächlich von der höfischen Adelskultur Frankreichs inspiriert war und daher die Ursprungsorte deutscher literarischer Texte zumeist im südwestlichen Teil des deutschsprachigen Raums zu finden waren[1]. Zwar entstand im 13. Jahrhundert ein volkssprachlicher Zweig mittelniederdeutscher Literatur, allerdings wurde Mittelniederdeutsch als Schriftsprache bald vom Frühneuhochdeutschen verdrängt[2].

Literatur wurde späterhin auch weiter in Mittelniederdeutsch verfasst; zum Ende des Mittelalters hin handelte es sich aber meist um Tradierungen hochdeutscher Texte in die Volkssprache – es entstanden kaum noch originäre Werke mittelniederdeutscher Sprache. Im Gegenteil: selbst Dichter, deren sprachliche Wurzeln im Mittelniederdeutschen lagen, bemühten sich um eine Anpassung an das literarische Ideal, das zu ihrer Zeit galt, und schrieben ihre Texte weitestmöglich in einer als höher empfundenen hochdeutschen Sprachform[3]. Nachdem sich die mittelniederdeutsche Literatur auf Grund der politischen und kulturellen Gegebenheiten überhaupt erst langsamer entwickelt hatte als die hochdeutsche, fand ihre Verbreitung Anfang des 16. Jahrhunderts ein frühes Ende.

Der Buchdruck hätte alle Strömungen deutschsprachiger Literatur fördern können; anhand der vorhandenen Primärquellen wird aber deutlich, dass kaum mittelniederdeutsche Werke in gedruckter Form vorliegen. Offenbar gab es keinen „Markt“ für mittelniederdeutsche Literatur.

Ein bestimmtes Genre hingegen wurde durch die Entwicklung des Buchdrucks stark gefördert: die so genannten Volksbücher. Es gab diese nicht nur in verschiedenen hochdeutschen Sprachformen, sondern, hauptsächlich als Übertragungen, auch in niederdeutscher Form. Als literarische Werke unterschiedlicher Gattungen machten die Volksbücher einen großen Teil der spätmittelalterlichen Literatur aus. Im frühen und hohen Mittelalter hatten sich Werke weltlichen Inhalts an fremdsprachigen Vorlagen orientiert; so wurden die Texte höfischer Dichtkunst aus dem Französischen übersetzt, und wissenschaftliche Texte wie Lehrwerke oder Bücher über Heilkunde aus dem Lateinischen. Mit Aufkommen der Volksbücher änderte sich diese Situation; es wurden vermehrt Texte in der Volkssprache verfasst, die nicht mehr ausschließlich religiös motiviert waren. Tatsächlich entstanden im späten Mittelalter die ersten deutschen Romane, somit die ersten ursprünglich deutschen Werke der Unterhaltungsliteratur. Zumeist wurden für solche Texte bereits bekannte Themen und Motive herangezogen, zumal, wenn die verarbeiteten Stoffe historischer Natur waren.[4] In seltenen Fällen aber lässt sich der Inhalt eines spätmittelalterlichen Volksbuchs mit epischem Inhalt nicht auf ein früheres, fremdsprachiges Werk zurückverfolgen.

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll es um die Volksbücher im gesamten deutschsprachigen Raum gehen – und um das „Fortunatus“ -Volksbuch als Beispiel spätmittelalterlicher Prosaerzählung.

2. Die Volksbücher – Entstehung, Inhalt, Wirkung

Der Literaturhistoriker Joseph Görres schrieb in seinem 1807 erschienenen Werk „Die teutschen Volksbücher“:

So bilden sie gewissermaßen den stammhaftesten Teil der ganzen Literatur, den Kern ihres eigenthümlichen Lebens, das innerste Fundament ihres ganzen körperlichen Bestandes, während ihr höheres Leben bey den höheren Ständen wohnt.[5]

Dass der körperliche Bestand der deutschen Literatur von Görres, dessen Werk der deutschen Romantik zuzuordnen ist, höher geschätzt wird als ihr höheres Leben, wird deutlich; bezeichnet er doch die Volksbücher auch als durch alle Stände durchpulsierend[6] und räumt diesem literarischen Genre die Fähigkeit ein, das Leben des deutschen Volkes in all seinen Facetten widerzuspiegeln. Diese Auffassung entstand aus der Idealisierung des Mittelalters wie der eines deutschen Volkes im Allgemeinen, das den Werken der Romantik eigen ist, und widerspricht vollkommen der Auffassung, die in der späteren literaturwissenschaftlichen Forschung vertreten wird, wenn es um die teutschen Volksbücher geht. Hierzu gibt schon der Titel des Werkes von Hans Joachim Kreutzer, „Der Mythos vom Volksbuch“, einen Hinweis. Es wird noch darauf eingegangen werden, inwieweit sich die verschiedenen Ansichten zu den Volksbüchern unterscheiden.

Zunächst sei gesagt, dass es sich bei ihnen um die literarischen Werke handelt – wobei der Literaturbegriff mittelalterlicher Literatur zu Grunde liegt – die als erste in relativ großer Zahl publiziert wurden und somit einem ebenfalls relativ breiten Anteil der Bevölkerung zugänglich waren. Inhaltlich sind Volksbücher in verschiedene Gattungen zu unterteilen; der mittelalterliche Literaturbegriff beinhaltet nicht nur „schöne Literatur“, sondern eben auch Gebrauchsliteratur verschiedenster Bereiche, was aus der geringen Anzahl erhaltener Primärquellen resultiert; dementsprechend gehören zum Genre der Volksbücher eben nicht nur Romane und Prosaerzählungen, sondern auch die schönen Historien-, Wetter- und Arzneybüchlein, wie es im Titel von Joseph Görres’ Abhandlung heißt.[7]

2.1. Die Entstehung der Volksbücher

Hauptsächlich zwei technische Neuerungen machten das Entstehen der Volksbücher möglich: zum einen die Papierherstellung, zum zweiten der Buchdruck. Die erste Papiermühle in Deutschland wurde 1390 in Nürnberg errichtet – und Nürnberg gehörte ebenso wie Augsburg zu den Hauptproduktionsorten für Literatur im späten Mittelalter – der Buchdruck entstand um 1450.[8]

Als während des frühen und hohen Mittelalters sämtliche Texte mit der Hand auf Pergament geschrieben wurden, als Bücher nur in den Bibliotheken der Klöster zu finden waren, war an eine Literatur, ebenso wie an eine lesende Bevölkerung, nicht zu denken. Bücher waren selten und wertvoll, Abschriften von Texten waren ausschließlich dem Adel und dem Klerus vorbehalten. Es konnte Jahre dauern, ein einziges Buch herzustellen.

Mit dem Zusammenwirken der Papierherstellung und des Buchdrucks aber veränderte sich diese Situation. In einem langsamen, aber deutlich fortschreitenden Prozess hielt das geschriebene, bzw. gedruckte Wort Einzug in die Bevölkerung. Dieser Prozess wird oftmals als Entstehung einer neuen Öffentlichkeit beschrieben. Auch bezeichnet er den Beginn einer frühen Säkularisierung. Am Beispiel der Gesetzestexte wird dies deutlich: wurden neue Gesetze in den einzelnen Fürstentümern zuvor mündlich von den Kanzeln der Kirchen verkündet und standen somit nie nur im weltlichen Zusammenhang, sondern immer auch im geistlichen, so entfernte sich die Gesetzgebung von der Kirche, sobald man anfing, Gesetzestexte in gedruckter Form zu publizieren, wie im „Sachsenspiegel“.

Natürlich war es nicht so, dass die Lesefähigkeit sofort in allen Schichten der Bevölkerung aufkam; noch zu Beginn der frühen Neuzeit war die deutsche Gesellschaft eine größtenteils analphabetische. Allerdings waren Schrift und Literatur nun nicht mehr nur Attribut des Adels und der Kleriker; auch die bürgerlichen Stände hatten, durch die breitere Publikation schriftlicher Werke die Möglichkeit gewonnen, zu lesen und Literatur zu rezipieren.

Es entstand also ein Markt für Bücher. Der Beruf des Buchdruckers gewann Anerkennung, und da das Urheberrecht noch nicht erfunden war, beruhte der Buchdruck auf den Wünschen der jeweiligen Auftraggeber. Die meisten Buchdrucker beschäftigten Künstler, die die jeweiligen Bücher mit Holzschnitten illustrierten, so dass die Volksbücher zum einen auch nicht vollständig alphabetisierten Bevölkerungsschichten – wie dem Bürgertum zu jener Zeit – zugänglich waren (vergleichbar mit den so genannten Einblattdrucken, die im späten Mittelalter eine frühe Form der Zeitung bildeten und aus Text und Illustration im Verhältnis eins zu eins bestanden, um allgemein verständlich zu sein), und zum zweiten durchaus einen künstlerischen Wert besaßen.[9]

Fand der jeweilige Buchdrucker, dass ein bestimmtes Buch sich großer Beliebtheit erfreute, ließ er mehrere hundert Exemplare herstellen, die dann, zumeist von fahrenden Händlern, auf Märkten verkauft wurden.

[...]


[1] Vgl. Beckers, S. 9.

[2] Ebd., S. 4.

[3] A. a. O., S. 10.

[4] Vgl. Beckers, S. 52, zur Entwicklung eines niederdeutschen Alexander-Volksbuchs.

[5] Görres, S. 2.

[6] A. a. O.

[7] A. a. O.

[8] Classen, S. 23.

[9] A. a. O.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Helden und ferne Länder in mittelalterlichen Abenteuerromanen
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Fakultät III)
Veranstaltung
Niederdeutsche Sprachgeschichte 1. Alt- und Mittelniederdeutsch
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
12
Katalognummer
V130477
ISBN (eBook)
9783640392100
ISBN (Buch)
9783640391950
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Ausarbeitung zu einem Referat über Volksbücher, mittelalterliche Abenteuerromane.
Schlagworte
Helden, Länder, Abenteuerromanen
Arbeit zitieren
Karoline Wolff (Autor:in), 2009, Helden und ferne Länder in mittelalterlichen Abenteuerromanen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130477

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