Ein Vergleich unterschiedlicher DaZ-Fördermaterialien zum Fördergegenstand „Präpositionen“

Gehen die verschiedenen Materialien adäquat mit dem Fördergegenstand um?


Hausarbeit, 2009

23 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlagen zum Fördergegenstand „Präposition“
2.1 Grammatikalischer Hintergrund
2.2 Mögliche Schwierigkeiten für DaZ-Kinder

3 Beschreibung und Analyse der Sprach-fördermaterialien zum Fördergegenstand „Präpositionen“
3.1 Fördermaterial von Simone Neumann
3.1.1 Beschreibung des Fördermaterials
3.1.2 Analyse des Fördermaterials
3.2 Fördermaterial von Ruth Ahrens
3.2.1 Beschreibung des Fördermaterials
3.2.2 Analyse des Fördermaterials
3.3 Fördermaterial „Kombispiele zum Deutschlernen II“
3.3.1 Beschreibung des Fördermaterials
3.3.2 Analyse des Fördermaterials

4 Vergleichendes Resümee

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Gerade die sprachlichen Fähigkeiten werden in vielsprachigen Klassen nur unzureichend entwickelt. Das hat nicht zuletzt die PISA-Studie auf dramatische Weise deutlich gemacht. Generell ist das Bildungsrisiko für Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland sehr viel höher als in anderen Ländern mit vergleichbaren Einwanderungszahlen.[...]Kinder mit Deutsch als Zweitsprache sind nach wie vor einem Unterricht ausgesetzt, der die sprachlichen Fähigkeiten und Kenntnisse voraussetzt, die zuvor hätten vermittelt werden müssen.“

(Belke/Geck 2004, 5)

Ausgehend von diesem einleitenden Zitat wird deutlich, welch große Bedeutung eine frühe sprachliche Förderung von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache darstellt. Hierfür sind neben kompetenten ErzieherInnen und LehrerInnen unter anderem auch vielfältige Fördermaterialien von Nöten.

Fraglich ist an dieser Stelle jedoch vor allem, ob diese Fördermaterialien auch wirklich angemessen mit den jeweiligen Fördergegenständen umgehen.

In der vorliegenden Seminararbeit soll dieser Fragestellung anhand einer Analyse einiger ausgewählter Materialbeispiele nachgegangen werden.

Als Fördergegenstand wird der Bereich der Präpositionen dienen, unter anderem weil diese in fast jedem Satz vorkommen und ihnen auch generell ein hoher Anteil am Wortaufkommen in Texten zuteil wird. Zudem werden im Verlauf des (kindlichen) Zweitsprachenerwerbs Präpositionen anfangs häufig gänzlich weggelassen. Von den Kindern werden „die “kleinen“ Wörtchen nicht als sinntragende Elemente im Satz“ (Ahrens 2003, 155) erkannt, ihnen genügen zumeist einzelne Schlüsselbegriffe, um ein sinnvolles Verhältnis herzustellen. Das korrekte Anwenden von Präpositionen ist für einen richtigen Sprachgebrauch demnach unumgänglich. Gerade weil DaZ-Kinder in diesem Bereich immense Probleme haben, ist es von umso größerer Bedeutung, die Verwendbarkeit von Fördermaterialien zu Präpositionen kritisch zu überprüfen.

Hierfür seien zunächst die wichtigsten grammatikalischen Grundlagen erörtert, um damit in einem zweiten Schritt ein Basiswissen aufzubauen, welche genauen Schwierigkeiten vor allem DaZ-Kinder im Umgang mit dem Fördergegenstand „Präpositionen“ haben können. Im Hauptteil der Arbeit werden dann unterschiedliche Fördermaterialien beschrieben und mithilfe der zuvor erstellten Kriterien auf ihre Eignung hinsichtlich der Förderinhalte analysiert. Abschließend werden die Ergebnisse in einem Resümee vergleichend gegenübergestellt.

2 Theoretische Grundlagen zum Fördergegenstand „Präposition“

2.1 Grammatikalischer Hintergrund

Der Begriff Präposition stammt ursprünglich aus dem Lateinischen. Wörtlich übersetzt bedeutet dieser Ausdruck „das Vorangestellte“ und bezieht sich damit auf die Wortstellung. In der Regel stehen Präpositionen folglich vor ihrem Bezugswort. Ferner gibt es diverse Präpositionen, welche dem Bezugswort nachgestellt werden und auch einige wenige mehrgliedrige, die ihres einrahmen (vgl. Duden 20067, 607).

Die Funktion einer Präposition ist es, zwei unterschiedliche Größen in ein Verhältnis zueinander zu bringen, weshalb eine Präposition im Deutschen auch als Verhältniswort bezeichnet wird. Das Verhältnis oder die Beziehung zu einem Wort kann hierbei unterschiedlicher Art sein – so differenziert man zwischen temporalen, lokalen, modalen, kausalen und neutralen Präpositionen (vgl. ebd., 110).

Ein Verhältniswort kann ferner nie allein stehen, es fordert immer eine Ergänzung, welche im Normalfall eine Nominalphrase ist. Dieser Nominalphrase wird durch die vorangestellte Präposition ein Kasus zugewiesen, welcher Genitiv, Akkusativ oder Dativ sein kann (Rektion). Verhältniswörter können weiterhin unterschiedlich viele dieser Fälle regieren. So genannte Wechselpräpositionen wie an oder vor regieren zum Beispiel den Dativ und den Akkusativ, wohingegen das Verhältniswort durch lediglich den Akkusativ führt. Einige wenige Präpositionen – wie beispielsweise entlang – können im Deutschen sogar alle drei Fälle regieren (vlg. ebd., 611ff.).

Um die ausgewählten Fördermaterialien im nachfolgenden Teil der Seminararbeit adäquat analysieren und beurteilen zu können, ist es im nächsten Unterpunkt wichtig herauszuarbeiten, welche Probleme Kinder mit Deutsch als Zweitsprache nun mit dem Gebrauch beziehungsweise Erwerb von Präpositionen haben können. Auf diese Weise soll eine fundamentale Grundlage geschaffen werden, von der aus die Frage, ob das Fördermaterial angemessen mit dem Fördergegenstand umgeht, genauer eruiert werden soll.

2.2 Mögliche Schwierigkeiten für DaZ-Kinder

Der Erwerb und Gebrauch von Präpositionen kann für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache unter anderem aus folgenden Gründen sehr schwierig sein:

Da dem Bezugswort im Deutschen einige Präpositionen nachgestellt werden, kann es DaZ-Kindern schwer fallen, das Verhältnis beider Größen zueinander zu erkennen. Daher müssen ihnen die verschiedenen Möglichkeiten der Wortstellungen ganz klar verdeutlicht und mit ihnen eingeübt werden.

Präpositionen zeigen des Weiteren unterschiedliche Bedeutungsverhältnisse an, weshalb man sie nicht einfach von der einen in die andere Sprache übersetzen kann. Es ist nötig, ihre Bedeutung aus dem Zusammenhang zu erschließen. Das DaZ-Kind muss folglich lernen zwischen den verschiedenen Sinngehalten wie Raum, Ort, Zweck sowie Art und Weise, etc. differenzieren zukönnen, was eine besondere Schwierigkeit darstellt, wenn man diese Unterschiede aus der Muttersprache nicht kennt. Es muss verstanden werden, dass ein Verhältniswort verschiedene Beziehungen ausdrücken kann. Die Präposition auf repräsentiert beispielsweise Raum-, Zeit- und Modalbeziehungen ( auf dem Bett / auf ein paar Minuten / auf törichte Weise ) (vgl. ebd., 610f.). Diese Multifunktionalität ist jedoch nicht das einzige Hindernis, welches die Präposition für DaZ-Kinder mit sich bringt. Wie die drei aufgeführten Beispiele bereits zeigen, folgt nach einer bestimmten Präposition nicht automatisch immer derselbe Kasus. Mit dem richtigen Anwenden von Verhältniswörtern müssen folglich auch die verschiedenen Fälle erlernt werden, die sie regieren. Auch wenn die meisten Präpositionen nur einen Kasus erfordern, ist es wichtig, dass DaZ-Kinder auch die Wechselpräpositionen ( wie beispielsweise in, an auf, zwischen, vor, unter etc .) richtig anwenden können. Erschwert wird das Erlernen der Kasusrektion noch einmal dadurch, dass der verwendete Fall in einem Satz nicht immer gleich ersichtlich ist. Eine Präposition kann beispielsweise mit einem Artikel zusammengezogen werden, sodass ein Kurzwort entsteht und das eigentliche Kasussignal, welches dem Kind helfen soll, den Fall zu erkennen, quasi verschwindet (vgl. Ahrens 2003, 155f.).

Diese Punkte sollten als zentrale Inhalte in einem Fördermaterial für Präpositionen berücksichtigt werden, um eine Förderung im Bereich der Verhältniswörter angemessen und dem Kind gerecht durchzuführen. Ob dies in einzelnen Fördermaterialen der Fall ist, soll im Folgenden an einigen ausgewählten Beispielen eingehender analysiert werden.

3 Beschreibung und Analyse der Sprach-fördermaterialien zum Fördergegenstand „Präpositionen“

Bei den zu analysierenden Sprachfördermaterialien handelt es sich um drei zufällig ausgewählte Förderbücher, welche (unter anderem) alle den Fördergegenstand „Präpositionen“ beinhalten. Die Beschreibung der einzelnen Materialien soll auf die wichtigsten Aspekte begrenzt sein. Somit seien anfangs einige Informationen zu den Autoren, ihren allgemeinen Zielsetzungen und der Art der Sprachförderung gegeben. Des Weiteren soll die Zielgruppe bestimmt und der Aufbau des jeweiligen Förderbuches kurz erläutert werden. Letzteres aufzuzeigen ist von entscheidender Notwendigkeit, da im weiteren Verlauf nur auf diese Weise analysiert werden kann, inwieweit ausreichend theoretische Erläuterungen für den Fördernden vorhanden sind. Im Anschluss wird das eigentliche Fördermaterial zum Thema Präpositionen dann zunächst in detaillierter Form dargestellt, um es daraufhin genauer zu untersuchen.

Bei dieser Analyse soll in zwei Schritten vorgegangen werden: zuerst wird allgemeine Kritik an dem Fördermaterial geäußert respektive Unstimmigkeiten oder Unklarheiten der Materie thematisiert. Daraufhin soll die eingangs genannte, essentielle Frage beantwortet werden, ob die ausgewählten Fördermaterialien adäquat mit dem Fördergegenstand „Präpositionen“ umgehen, wobei die in 2.2 als zentral eruierten Förderinhalte Wortstellung, Verhältnisbeziehung und Rektion als Grundlage dienen sollen.

3.1 Fördermaterial von Simone Neumann

3.1.1 Beschreibung des Fördermaterials

Die Autorin des ersten Fördermaterials, welches nun dargestellt werden soll, ist von Beruf Sprachtherapeutin und hat es sich mit den zu untersuchenden Sprachfördermaterialien (vgl. Neumann 2001) zur Aufgabe gemacht, ganzheitliche Sprachförderung für Eltern, Erzieher und Therapeuten anzufertigen.

Das allgemeine Ziel ihrer zum größten Teil präventiven Förderung ist vor allem, dass sich alle Kindergarten- und Grundschulkinder im Alltag behaupten können, sowie ihnen soziale Kontakte als auch schulischen Erfolg zu sichern. Hierfür wird eine Sprachförderung in Einzelarbeit oder in Kleingruppen von ihr favorisiert. NEUMANNS Anliegen besteht ferner darin, Sprache nicht bloß einüben zu lassen, sondern „über Handeln, über das Spiel, über die Bewegung oder über die Wahrnehmung erfahrbar zu machen“ (ebd., 9).

Ferner sei angemerkt, dass es sich bei dieser Sammlung nicht explizit um Sprachfördermaterial für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache handelt. Sie bilden jedoch einen Teil der Zielgruppe, weshalb dieses Material ebenfalls auf seine Anwendbarkeit geprüft werden kann.

Aufgebaut ist das Förderbuch in sechs verschiedene Bereiche: nach einer kurzen Einleitung der Autorin folgt eine Einführung in die theoretischen Grundlagen der Sprachförderung. In dieser ist vor allem die Bedeutung der Sprache an sich und der Verlauf der kindlichen Sprachentwicklung thematisiert. Zudem wird der Zusammenhang von Sprache, Wahrnehmung und Bewegung erläutert, was als thematische Einführung in den späteren Hauptteil dient. Nach den theoretischen Vorbemerkungen folgen drei Kapitel mit Sprach-, Wahrnehmungs- und Bewegungsspielen. Im Anhang befinden sich, sortiert nach den einzelnen Kapiteln, zudem über 50 Seiten mit Arbeitsblättern.

Das Thema „Präpositionen“ ist in NEUMANNS Materialsammlung unter dem Abschnitt „Sprachspiele zur Erweiterung grammatischer Fähigkeiten“ zu finden. Dieses Kapitel umfasst mitsamt angehangenen Arbeitsblättern insgesamt zehn Seiten. Der Fördergegenstand „Präpositionen“ wird thematisch auf einer viertel Seite behandelt (vgl. ebd., 22). Nach der Überschrift „Präpositionen“ erfährt die Förderperson in einem ersten kurzen Abschnitt zunächst etwas über die Intention der beiden folgenden Spiele. Die Kinder sollen die Verhältniswörter mithilfe der aufgeführten Sprachspiele kennen lernen, um die Lage eines Gegenstandes beschreiben zu können. Auf die Spielintention folgt ein kurzer theoretischer Abschnitt, welcher dem Fördernden in drei Zeilen erklärt, was man unter Präpositionen versteht und welche Funktion sie haben. Zudem werden einige Beispiele für Verhältniswörter genannt. Daraufhin wird erläutert, dass Kinder sich Präpositionen am besten einprägen können, „wenn sie vom Kind praktisch durchgeführt werden müssen“ (ebd.), woraufhin drei beispielhafte Aufforderungen wie „Holst du bitte die Kiste unter deinem Bett hervor!“ (ebd.) aufgezählt werden.

Als eine weitere Übungsmöglichkeit wird das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ angegeben, wobei immer Gegenstände genannt werden sollen, welche sich auf, unter, in, vor, etc. etwas befinden. Als Beispiel wird folgender Satz angeführt: „Ich sehe, was, was du nicht siehst, und das liegt zwischen den Blumen ...“ (ebd.). An dieser Stelle wird zudem auf zwei Arbeitsblätter verwiesen, die sich im Anhang befinden (vgl. ebd., 67ff.). Auf dem ersten Arbeitsblatt, welches den Titel „Hallo, ich bin Max“ (siehe Anhang Fö1a) trägt, wird zunächst die Spielintention genannt: der folgende Reim soll Kindern die Präpositionen im Allgemeinen näher bringen. Daraufhin folgt die Anweisung an den Fördernden, dem Kind den entsprechenden Reim über Max vorzulesen. Wenn das Kind den Reim bereits kennen sollte, wird zwar ebenfalls vorgelesen, das Kind soll dann jedoch die Präpositionen selbst einsetzen. Erneut folgt ein Beispiel, wie man hierbei vorgehen sollte. Der Reim ist nun so aufgebaut, dass häufig am Ende eines kurzen Verses eine Präposition samt Bezugswort folgt. Es handelt sich um einen Paarreim. Zudem sind einige Nomen wie Pferd oder Haus mitten im Text als kleine Bilder dargestellt. Des Weiteren sind die entsprechenden Präpositionen, um welche es im Reim primär gehen soll, unterstrichen.

Mithilfe des zweiten Arbeitsblattes „Luisa, der kleine Schmetterling“ (siehe Anhang Fö1b) sollen die Lernenden ebenfalls unterschiedliche Präpositionen kennen lernen. Auf dem Arbeitsblatt (vgl. ebd., 69) ist in schwarz und weiß ein Stück Wiese abgebildet, mit Blättern, Blumen, Gras und einigen Schmetterlingen, welche sich alle an verschiedenen Orten aufhalten. Zudem ist ein Himmel gezeichnet, an welchem eine Sonne, zwei Wolken und zwei Vögel zu erkennen sind. Man soll dem Kind nun die Geschichte vorlesen oder es anhand der Bilder auch selbst erzählen lassen, wo sich der Schmetterling überall befindet (auf einem Blatt, neben einer Blume, etc.).

3.1.2 Analyse des Fördermaterials

Bei dem Fördermaterial von SIMONE NEUMANN zum Fördergegenstand „Präpositionen“ fällt sofort auf, dass dieser nur sehr knapp behandelt wird. Insgesamt vier unterschiedliche Sprachspiele zum Themenfeld Präpositionen werden in ganz knapper Form von ihr vorgestellt. Sie wirken im Grunde lediglich wie kurze Impulse, welchen man nachgehen könnte, wenn man spontan Lust bekommt, mit einem Kind Sprachförderung zu betreiben. An sich ist dies nichts Negatives, wenn man im Hinterkopf behält, dass die Autorin ja gerade das Spielen in den Vordergrund ihrer ganzheitlichen Sprachförderung stellt. Allerdings bleibt fraglich, ob diese Vorgehensweise wirklich gewinnbringend für ein Kind ist oder ob man nicht tiefer in die Materie einsteigen müsste, um sprachliche Fähigkeiten bei einem Kind erfolgreich zu fördern. Positiv ist hingegen, dass nicht nur Sprachspiele vorgestellt werden, sondern dass es ebenso zwei Arbeitsblätter gibt, mit denen gearbeitet wird und welche von den Lernenden auch noch später genutzt werden können. Hierbei muss jedoch Kritik an dem Arbeitsblatt „Luisa, der kleine Schmetterling“ geäußert werden, da bei diesem nicht ersichtlich wird, von welcher Geschichte bei „Lesen Sie dem Kind die Geschichte vor“ genau die Rede ist. Auf dem Arbeitsblatt selbst ist keine aufgeschriebene Erzählung zu finden und auch auf den übrigen Seiten des Buches lässt sich keine Geschichte, in welcher ein Schmetterling vorkommt, vorfinden. Der Fördernde soll sich zu dem Wiesenbild anscheinend selbst ein Geschehen ausdenken, was anhand der Spielerläuterung jedoch nicht sofort klar wird.

Im Folgenden gilt es nun mithilfe der erarbeiteten Kriterien die Frage zu beantworten, ob das Fördermaterial von SIMONE NEUMANN adäquat mit dem Fördergegenstand „Präpositionen“ umgeht, was anhand des erstellten Kriterienkatalogs geschehen soll. Betrachtet man hierfür ihre vier unterschiedlichen Fördermaterialien, so fällt sofort auf, dass bei diesen ausschließlich vorangestellte Präpositionen thematisiert werden. So kommen in allen Beispielen, welche für die jeweiligen Spiele angeführt werden, lediglich Präpositionen vor, die vor ihren Bezugswörtern stehen und auch der Kinderreim beinhaltet ausschließlich diese Variante der Wortstellung. Viele der Aufgaben sind jedoch auf die Kreativität des Fördernden angewiesen, da dieser sich viele Beispiele selbst ausdenken muss (außer bei dem Arbeitsblatt mit dem Kinderreim). Man könnte an dieser Stelle deshalb argumentieren, dass die Förderperson beispielsweise selbst nachgestellte Präpositionen in die Übungen mit einbaut. Da die unterschiedlichen Wortstellungen bei Präpositionen in den Materialien jedoch überhaupt nicht erwähnt werden und der Fördernde somit nicht auf die eigentliche Wichtigkeit hingewiesen wird, muss man davon ausgehen, dass die fördernde Person die Wortstellung bei den Sprachspielen nicht von allein berücksichtigt. Das Fördermaterial wird seiner eigentlichen Zielsetzung, Kindern unterschiedliche Präpositionen beizubringen, somit bereits an dieser Stelle nicht ganz gerecht, weil sich das Kennen lernen von Verhältniswörtern nur auf einen begrenzten Ausschnitt bezieht, da wirklich nur vorangestellte Präpositionen thematisiert werden. Es wird jedoch nicht bloß die Wortstellung unvollständig behandelt, denn auch bei den unterschiedlichen Verhältnissen von Präposition und Bezugswort beschränkt sich NEUMANNS Fördermaterial lediglich auf einen speziellen Inhalt: dem lokalen Verhältnis. Dies fällt vor allem bei dem Arbeitsblatt „Hallo, ich bin Max“ auf, da hier ausnahmslos lokale Präpositionen vorkommen (z.B.: über die Koppel / unter den Tisch). Ebenso arbeiten die beiden aufgeführten Sprachspiele (vgl. ebd., 22) lediglich mit lokalen Verhältniswörtern, was jedoch auch als Spielintention beider angegeben wird. Bei dem ersten Spiel, bei welchem die Kinder aufgefordert werden sollen, beispielsweise Gegenstände von einem bestimmten angegebenen Ort herzubringen, besteht demnach überhaupt nicht die Möglichkeit, Präpositionen mit anderen Verhältnissen in das Spielgeschehen mit einzubringen. Das Fördermaterial bietet dem Fördernden – sollte er das Wissen hierfür besitzen – diesbezüglich somit nicht die Möglichkeit, die Sprachspiele nach eigenen Vorstellungen sinnvoll zu erweitern respektive zu vervollständigen.

In einem nächsten Schritt sei analysiert, inwiefern in der Materialsammlung die unterschiedlichen Fälle Verwendung finden. Vergleicht man die Sprachspiele miteinander, so fällt dementsprechend auf, dass in Verbindung mit den Präpositionen nur der Dativ und der Akkusativ angewendet werden – der Genitiv hingegen kommt an keiner Stelle vor. Zudem gibt es für die fördernde Person auch keinen entsprechenden grammatikalischen Hinweis, sodass diese den fehlenden Kasus eventuell selbst in das Spiel mit einfügen könnte. Ferner kommen in einigen der Sprachspiele einzelne zusammengezogene Kurzwörter vor, was indessen positiv ist, da die Kinder diese somit auch erst einmal kennen lernen – auch wenn dies nicht bewusst geschieht, weil sie eben nicht besprochen und erklärt werden. Weiterhin sollte als positiv erachtet werden, dass die Kinder in Bezug auf Präpositionen somit wenigstens mit zwei Fällen vertraut gemacht werden. Dass man auf diese nicht spezieller eingeht, kann unter anderem an der Zielgruppe liegen, denn die Sprachspiele scheinen allesamt am ehesten für Kindergartenkinder geeignet zu sein.

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass SIMONE NEUMANNS vorliegendes Fördermaterial zum Gegenstand „Präpositionen“ zwar die wichtigsten Förderinhalte aufgreift, diese jedoch nicht vollkommen dargestellt und verwendet werden. Inwiefern dies in Bezug auf andere Fördermaterialien zu bewerten ist, soll im letzten Teil dieser Seminararbeit eruiert werden.

3.2 Fördermaterial von Ruth Ahrens

3.2.1 Beschreibung des Fördermaterials

RUTH AHRENS Fördermaterial zum Fördergegenstand „Präpositionen“ ist Bestandteil eines Sammelbandes mit dem Titel „Deutsch als Zweitsprache“. Zielsetzung der praktischen Übungsideen des Bandes und somit auch das allgemeine Ziel von AHRENS Fördermaterial ist es, eine kindgerechte Sprachförderung innerhalb eines integrativen Sprachunterrichts zu ermöglichen (vgl. Ahrens 2003, 74). Demnach soll mit den zusammengestellten Fördermaterialien vor allem GrundschullehrerInnen eine fundierte Unterstützung bei der Vermittlung der deutschen Sprache in ihrem Unterricht an die Hand gegeben werden. Die DaZ-Kinder sollen Sprache mithilfe der Materialien strukturiert erfassen, ohne dabei schwierigen Terminologien oder Erklärungen ausgesetzt zu sein.

Sowohl Aufbau als auch Inhalt des gesamten Bandes sind sehr komplex: auf den ersten 70 Seiten werden theoretische Grundlagen zu Thematiken wie „DaZ in der Schule“ oder „Lernbereiche der DaZ-Förderung“ eingehend erörtert. Im gleichen Umfang folgen daraufhin diverse Übungsideen zu unterschiedlichen Lernbereichen wie beispielsweise „Wortschatz und Wortbildung“. Den Schluss des Bandes bilden zahlreiche Kopiervorlagen sowie ein Anhang mit Literaturhinweisen zu grundlegenden Materialien.

Der Fördergegenstand „Präpositionen“ ist unter dem Abschnitt „Grammatik entdecken“ zu finden, welcher mitsamt Kopiervorlagen 34 Seiten umfasst. Die Präpositionen werden dabei auf insgesamt drei Seiten thematisch behandelt (vgl. ebd., 155-158), wobei Kopiervorlagen zu diesem Teil nicht vorhanden sind. Die komplette erste Seite bildet hierbei zunächst eine Einführung in den grammatikalischen Hintergrund des Fördergegenstandes. Diese dient dem Fördernden vor allem zur Orientierung, da er auf diese Weise erfährt, was bei einer Förderung in Bezug auf Präpositionen alles beachtet werden muss. Unter der Überschrift „Tipps für die Praxis“ (ebd., 156) folgen daraufhin Erklärungen zu vier unterschiedlichen Fördereinheiten. Zu jeder wird dabei zunächst das Lernziel benannt und falls erforderlich auch etwas zu den notwendigen Vorbereitungen erklärt. Es folgen die wichtigen Erläuterungen zu dem genauen Ablauf der Einheit und anschließend noch einige Bemerkungen, was beispielsweise noch wichtig zu beachten ist.

Das erste erläuterte Förderspiel mit dem Titel „Schnell weg hier!“ hat zum Ziel, dass Kinder die Bedeutung von lokalen beziehungsweise richtungsweisenden Präpositionen sinnlich erfassen. Dafür sollen die Kinder solange sie Musik hören, durch einen Raum gehen oder laufen. Stoppt die Förderperson die Musik, ruft sie gleichzeitig Aufforderungen wie „Es regnet, schnell unter den Tisch!“ (ebd., 157) in den Raum, welchen die Kinder dann nachkommen müssen. Als Bemerkung wird angeführt, dass Kinder hierdurch nicht nur die besagten Verhältniswörter kennen lernen, sondern aufgrund der notwendigen schnellen Reaktion vom Fördernden auch gleichzeitig beobachtet werden kann, welche Kinder noch Probleme mit den Präpositionen aufweisen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Ein Vergleich unterschiedlicher DaZ-Fördermaterialien zum Fördergegenstand „Präpositionen“
Untertitel
Gehen die verschiedenen Materialien adäquat mit dem Fördergegenstand um?
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Psycholinguistik & Didaktik der dt. Sprache)
Veranstaltung
Sprachförderung in Kindergarten und Schule
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
23
Katalognummer
V131193
ISBN (eBook)
9783640367115
ISBN (Buch)
9783640367429
Dateigröße
622 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, DaZ-Fördermaterialien, Materialien, DaZ, Fördergegenstan, Präposition
Arbeit zitieren
Katharina Büker (Autor:in), 2009, Ein Vergleich unterschiedlicher DaZ-Fördermaterialien zum Fördergegenstand „Präpositionen“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131193

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Titel: Ein Vergleich unterschiedlicher  DaZ-Fördermaterialien zum Fördergegenstand „Präpositionen“



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