Lebensmüde - Suizidalität als Folge einer psychischen Krankheit?


Hausarbeit, 2009

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Definition
1.1. vollendeter Suizid
1.2. Suizidversuch
1.3. Suizidgedanken

2. Epidemiologie
2.1. Häufigkeit von Suizidhandlungen
2.2. Risikofaktoren für Suizide und Suizidversuche
2.3. Suizidmethoden

3. Ursachen
3.1. Familiärer Einfluss
3.2. Imitation und Ansteckung
3.3. Psychische Störungen

4. Behandlung

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Internetliteratur

8. Anhang

Warum gehen Menschen freiwillig aus dem Leben? Was treibt sie zu Handlungen von so schrecklicher Endgültigkeit?

„Ich möchte tot sein, dann ist alles vorbei. Dann sehe und höre ich nichts mehr. Warum soll es anders sein? Für wen oder was überhaupt noch? Einfach weglaufen, so dass mich niemand mehr findet. Aber diese Träume werden leider nicht erfüllt. Ich fühle mich einsam und verlassen. Mein Leben ist nicht lebenswert. Ich glaube, mir ist nicht mehr zu helfen. Ich gebe mich einfach auf, es bringt nichts mehr. …Es stellt sich keine ruhige Phase ein, die Gedanken bleiben nur beim Tod, und ich weiß nicht ob ich es schaffe, alles aufrechtzuerhalten. Meine Gedanken und Gefühle stellen sich einfach gegen mich. Bei der Vorstellung zu leben, empfinde ich Hass und Wut. Freundschaft ist mir fast egal. Es hat alles keinen Sinn. Ob ich anders denken kann? Es ist mir fast ein Rätsel! Ich sehe einfach kein Land mehr. Das andere treibt mich vorwärts. Es gibt einfach keine andere Lösung für mich. Es ist mächtiger als ich es bin…“[1]

Kann man Suizid verhindern? Wie geht man mit suizidgefährdeten Menschen um?

Um diesen Fragen nachgehen zu können, ist zunächst ein Mindestmaß an Kenntnissen zum Thema Suizidalität notwendig, was der folgende Text aufzeigen wird.

1. Definition

Eine eindeutige Definition von Suizidalität zu nennen ist schwierig umzusetzen, da dieser Begriff in unterschiedlichem Maße genutzt wird. Grenzfälle, wie beispielsweise „das Inkaufnehmen von Risiko oder das Handeln gegen ärztliche Vorschriften“[2] kann man nur schlecht einordnen. „Nach einer Definition des „Center for Studies of Suicid Prevention” (Ellis, 1988) sind drei Formen suizidalen Verhaltens zu unterscheiden:

- Vollendeter Suizid
- Suizidversuch und
- Suizidgedanken.“[3]

1.1. vollendeter Suizid

Häufig spricht man im allgemeinen Volk von „Selbstmord“, was aber nicht gerechtfertigt ist, da „Mord“ als eine „vorsätzliche Tötung eines Menschen, bei der der Täter aus Mordlust, Habgier, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs oder anderen niedrigen Beweggründen… grausam… handelt“[4] bezeichnet wird. Um neutral das Thema zu betrachten, verwendet die Wissenschaft den Begriff „Suizid“ (lat.: sui cidium = Selbsttötung oder sui caedere = sich fällen, töten, opfern)[5]. Es handelt sich also um ein bewusstes und überlegtes Handeln[6] das eigene Leben zu beenden. Der betroffene Mensch sieht den Tod als einzigen Ausweg aus seinen seelischen und körperlichen Leiden.

1.2. Suizidversuch

Bei dem Suizidversuch hingegen ist es eher eine Art Hilferuf, wobei eine richtige Selbsttötungstendenz nicht besteht. Man hat den Wunsch nach Ruhe und Beendigung des derzeitigen negativen emotionalen Zustandes[7].

Die WHO bezeichnet den Suizidversuch als eine „Handlung mit nicht-tödlichem Ausgang, bei der ein Individuum entweder gezielt ein nicht-habituelles Verhalten zeigt, das ohne Interventionen von dritter Seite eine Selbstbeschädigung bewirken würde, oder absichtlich eine Substanz in einer Dosis einnimmt, die über die verschriebene oder im Allgemeinen als therapeutisch angesehene Dosis hinausgeht und die zum Ziel hat, durch die aktuellen oder erwarteten Konsequenzen Veränderungen zu bewirken“ (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 2003, S. 383.)[8]

Ein weiterer Begriff, der hier zu benennen ist, lautet Parasuizid, „bei welchen die Personen versuchen, sich das Leben zu nehmen, aber überleben (Kessel, 1965).Manchmal sind sich die Personen bewusst, dass sie überleben werden. So definierte Kreitmann (1977) den Parasuizid als nicht tödlich endenden Akt einer Selbstverletzung in überlegter Weise.“[9] Man unterscheidet dabei „die „parasuizidale Geste“ (appellative /demonstrative Tendenz) und die „parasuizidale Pause“ (Abschalten)“[10] „Hierzu zählen etwa Selbstverletzungen durch Schneiden oder Verbrennen, exzessiver Missbrauch von Alkohol oder anderen psychotropen Substanzen, riskantes Verhalten im Straßenverkehr oder leichtsinniges Ausüben riskanter Sportarten.“[11]

Häufig ist ein vorrangiges Ziel der Menschen mithilfe suizidaler Gesten, Aufmerksamkeit zu bekommen. Beispielsweise verletzt sich möglicherweise ein Kind mit einem stumpfen Gegenstand leicht das Handgelenk, um gegen die geplante Scheidung oder einen Umzug zu protestieren. Es besteht bei diesem Versuch geringe „Erfolgsaussichten“, da der Gegenstand nicht scharf genug ist, um sich lebensbedrohlich zu verletzen oder weil evtl. auch Hilfe vor Ort gewesen wäre. Der Betroffene steht also nicht zu 100 % hinter dem Versuch, sich das Leben zu nehmen und hofft eher auf Hilfe und Aufmerksamkeit.

Suizid und Suizidversuch sind allerdings nur ein Aspekt von Suizidalität. Dem voraus gehen meist suizidale Handlungen, suizidale Ideen und der Wunsch zu sterben[12].

1.3. Suizidgedanken

Wenn man sich Gedanken über den Tod, insbesondere den eigenen macht, ist es zunächst kein Anzeichen einer psychischen Störung[13]. Jeder Mensch denkt im Laufe seines Lebens über den „Freitod“ in irgendeiner Art und Weise nach. Bei starker Belastung durch schreckliche Ereignisse, wie z.B. der Tod eines geliebten Menschen, können schon Aussagen, wie „Ich kann ohne ihn nicht weiterleben!“ fallen. Allerdings gehen solche Suizidgedanken meist nach gewisser Zeit vorüber. Mithilfe von Gesprächen mit u.a. Freunden oder psychologischer Betreuung, kann der Betroffene neue Sichtweisen von der schwierigen Situation bekommen und hat wieder die Kraft für die Zukunft zu planen.

Bei Suizidideen „handelt es sich um direkte Vorstellungen von der Suizidhandlung, d.h. „ich möchte mich umbringen“ und „wie kann ich mich umbringen“.“[14] Diese konkretisieren sich allmählich und werden in manchen Fällen zum „richtigen Zeitpunkt“ verwirklicht.

2. Epidemiologie

2.1. Häufigkeit von Suizidhandlungen

Statistisch gesehen sind Suizide vor dem 14. Lebensjahr eher selten. Ein konstanter Anstieg ist ab dem 13. Lebensjahr bis hin zum 24. Lebensjahr zu erkennen und nimmt mit ca. 12 bis 15 % die zweite Todesursache[15] von Jugendlichen ein.

„Zwischen verschiedenen Ländern, aber auch zwischen verschiedenen Regionen innerhalb eines Landes gibt es recht stabile (d.h. über Jahre konstante) Unterschiede in der Suizidrate – auch in Bezug auf Jugendliche. Offizielle Statistiken verschiedener Länder sind zwar nur begrenzt vergleichbar, aber zumindest in Europa ist eine gewisse Vergleichbarkeit anzunehmen.“[16] Statistiken zeigen, dass die Suizide bei Männern stets häufiger sind als bei Frauen[17], in Kriegszeiten abnehmen und Ende der 20er und 30er Jahre erhöht auftreten. Weiterhin ist zu sagen, dass die Zahl der Suizidziffern bei Frauen seit den 70er Jahren und bei den Männern seit Mitte der 80er Jahre stetig zurück geht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

„Mädchen bzw. Frauen in allen Altersstufen sind von Suiziden weniger betroffen als Jungen bzw. Männer. Dies hängt zum Teil mit der Art der ausgewählten Suizidmethode zusammen.“[19] Da z.B. ein Suizidversuch durch die Tabletteneinnahme bei Mädchen leichter zu behandeln und somit leichter zu verhindern ist[20].

Die Häufigkeit von Suizidversuchen aus Statistiken aus Spitalsbehandlungen zu erfassen, ist wesentlich schwieriger, da sich die meisten Jugendlichen nach Suizidversuchen nicht in professionelle Behandlung begeben. Hierbei sind die alle zwei Jahre durchgeführten Befragungen von Kindern und Jugendlichen seit 1990 vom „Center of Disease Control“ aussagekräftiger.[21]

„Ähnlich wie bei den vollendeten Suiziden gibt es auch bei den Suizidversuchen eine deutliche Zunahme mit dem Alter: Die Häufigkeit von Suizidversuchen wird bei Kindern von 6 bis 12 Jahren mit immerhin 1 % angegeben.“[22]

[...]


[1] Barnow et al. (2008), S. 145 f.

[2] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 87.

[3] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 87.

[4] Brockhaus (1998), S. 615.

[5] Vgl. Bronisch (1995), S. 9.

[6] Wittchen (1998), S. 386.

[7] Barnow et al. (2008), S. 146.

[8] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 88.

[9] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 87.

[10] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 88.

[11] Haltenhof und Eink (2006), S. 24.

[12] Vgl. Barnow et al. (2008), S. 147.

[13] Vgl. Wittchen (1998), S. 385.

[14] Bronisch (1995), S. 11.

[15] Vgl. Klicpera und Gasteiger (2007), S. 88.

[16] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 88.

[17] Siehe Anhang, Bild 6.

[18] Unter: http://www.suizidprophylaxe.de/Suizidstatistik.pdf

[19] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 89.

[20] Siehe Anhang, Tabelle 2.

[21] Vgl. Klicpera und Gasteiger (2007), S. 90.

[22] Klicpera und Gasteiger (2007), S. 90.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Lebensmüde - Suizidalität als Folge einer psychischen Krankheit?
Hochschule
Hochschule Neubrandenburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
23
Katalognummer
V126802
ISBN (eBook)
9783640335275
ISBN (Buch)
9783640335749
Dateigröße
968 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebensmüde, Suizidalität, Folge, Krankheit
Arbeit zitieren
Cathleen Schnell (Autor:in), 2009, Lebensmüde - Suizidalität als Folge einer psychischen Krankheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126802

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Lebensmüde - Suizidalität als Folge einer psychischen Krankheit?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden