Deindustrialisierung und Umgang mit dem industriellen Erbe

An den Beispielen: Ruhrgebiet, Glasgow und Bilbao


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung
1. Grund für diese Arbeit
2. Ziel dieser Arbeit

II. Deindustrialisierung und Umgang mit dem industriellen Erbe
1. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert in Großbritannien, Deutschland und im Baskenland (Spanien)
2. Strukturwandel und seine Folgen - von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- bzw. Informationsgesellschaft am Beispiel Ruhrgebiet
3. Formen der Umnutzung von Altindustrie, Denkmalpflege und Industrietourismus
3.1 Flächenrevitalisierung in Altindustriestädten
3.1.1 Stadtumbau in Bilbao – „Guggenheim Effekt“
3.1.2 Glasgow – eine Altindustriestadt im Wandel
3.2 Umgang mit dem industriellen Erbe im Ruhrgebiet
3.2.1 Industriedenkmalpflege im Ruhrgebiet
3.2.2 Industrietourismus im Ruhrgebiet

III. Vergleich und Darstellung der Unterschiede der drei Beispielstädte

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

1. Grund für diese Arbeit

Im Rahmen unseres Hauptseminars „Europas Städte: Aktuelle Themen und Prozesse“ soll jeder Kursteilnehmer eine Seminararbeit über ein ganz spezielles geographisches Thema bearbeiten und dies anhand von drei europäischen Beispielstädten vorstellen.

Ich habe mich für „Deindustrialisierung und Umgang mit dem industriellen Erbe“ entschieden, da der Prozess der Deindustrialisierung, der mit einem Strukturwandel einhergeht, entscheidend für das Verständnis der heutigen wirtschaftlichen Situation in Altindustrieregionen ist.

Außerdem spielt beim „Umgang mit dem industriellen Erbe“ vor allem die Umgestaltung und die Umnutzung bzw. ein Imagewechsel von altindustriellen Regionen eine große Rolle, was ebenfalls ein interessantes Themengebiet ist.

2. Ziel der Arbeit

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Deindustrialisierung anhand von ausgewählten europäischen Staaten darzustellen. Hierfür ist ein kurzer geschichtlicher Rückblick in die Zeit der Industrialisierung angebracht, um später den Strukturwandel im 20. Jahrhundert nachvollziehen zu können.

Außerdem befasst sich die Arbeit mit dem Umgang des industriellen Erbes in heutiger Zeit. Beabsichtigt ist aufzudecken, auf welche Weise die Hinterlassenschaften der industriellen Epoche in Altindustriestädten umgewandelt, umgenutzt und auch verwertet werden. Dies geschieht anhand der drei Beispielregionen bzw. -städte Ruhrgebiet, Glasgow und Bilbao. Am Ende werden diese einander gegenübergestellt und die verschiedenen Ansätze verglichen.

II. Deindustrialisierung und Umgang mit dem industriellen Erbe

1. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert in Großbritannien, Deutschland und im Baskenland (Spanien)

Eine der ersten Stufen der Industrialisierung war die Patentierung der Dampfmaschine, die durch James Watt im Jahre 1769 in Großbritannien erfunden wurde. Seither gilt Großbritannien als Mutterland der Industrialisierung. Erstmals konnte ohne Hilfe von Wasser und Wind Energie erzeugt werden. Für Produktionsverfahren bedeutete dies, dass eine unabhängige Standortwahl möglich wurde, was auch mit der um die Jahrhundertwende eingeführten Eisenbahn und dem Ausbau der Wasserstraßen zusammenhing (Wolf S.4). Fortan bildeten sich erste Industriezentren an den Orten in Großbritannien, wo Kohle, Eisenerz und Wasser vorrätig waren (Knox & Marston S.82).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb1.: Die Ausbreitung der Industrialisierung in Europa

In Deutschland setzte der durch technische Entwicklung und neue Erfindungen geprägte Prozess der Ausbreitung der Industrie und die damit verbundene arbeitsteilige Wirtschaft (Leser S.342) erst Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Verantwortlich dafür waren vor allem die im Vergleich zu Großbritannien nur zögerlich vorankommende, dann aber rapide zunehmende Eisenbahnvernetzung, die Erzeugung von Stahl und der Maschinenbau (Knox & Marston S.83). Industriegebiete entstanden in Regionen, die nahe an Kohle- und Erzlagerstätten lagen, wie z.B. im Ruhrgebiet oder im Saarland. Kennzeichnend für diese Gebiete waren das enorme Arbeitsangebot und das starke Bevölkerungswachstum. Uebbing schreibt hierzu: „Die wachsende Montanindustrie brauchte Arbeitskräfte. Mit jedem Bergwerk, das abgeteuft, mit jedem Hochofen, der angeblasen wurde, kamen die Menschen zu Tausenden ins Revier, kamen aus Polen, aus Litauen, aus Hinterpommern, kamen aber auch aus den Dörfern nahe den neuen Zechen. Sie brauchten Wohnungen in der Nähe der Werke.“ (Uebbing S.166). Auf diese Weise entstanden die ersten Industriezentren im „Revier“.

Als 1871 das Deutsche Reich gegründet wurde, war der Entwicklungsrückstand zu Großbritannien aufgeholt und Großbritannien wurde zum wichtigsten Importeur von deutscher Schwerindustrie.

Im Baskenland begann die Industrialisierung erst Mitte des 19. Jahrhunderts; früher als im restlichen Spanien, aber später als in Großbritannien und Deutschland (vgl. Abbildung 1). Insbesondere die Erzgewinnung war der ausschlaggebende Faktor für das Ansiedeln von Industrie (Meyer 2002 S.296).

In Folge der Industrialisierung Europas im 19. Jahrhundert kam es zu einem ersten Strukturwandel. Nicht mehr der primäre Sektor dominierte die Wirtschaft, sondern nach und nach kam es zu einer Zunahme und schließlich zu einer Dominanz des sekundären Sektors.

Heute bilden die altindustriellen Gebiete mit ihren zahlreichen Industrieanlagen und Industriebauten die Potenzialräume für die in dieser Arbeit behandelten Themen.

2. Strukturwandel und seine Folgen - von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- bzw. Informationsgesellschaft am Beispiel Ruhrgebiet

Wie im ersten Abschnitt bereits erwähnt wurde, vollzog sich mit der Industrialisierung ein erster Strukturwandel der Wirtschaft. Aus einer bäuerlichen, kleinstädtischen Agrargesellschaft entstand nach und nach eine Industriegesellschaft mit bedeutenden Zentren bezüglich des produzierenden Gewerbes (Wehling S.12). Im Ruhrgebiet war dies vor allem die Montanindustrie, welche durch das Vorhandensein von Kohle und Eisenerz im Wesentlichen auf der Eisen- und Stahlindustrie beruhte. Die Kulturlandschaft des Ruhrgebiets ist noch heute vielerorts von dieser Zeit durch alte Industriegebäude, Industrieanlagen und Industriebrachen geprägt.

Ab 1960 etwa begann ein neuerlicher Prozess des Wandels. Aus einer Industriegesellschaft entwickelte sich durch verschiedene, sich auch gegenseitig beeinflussende Parameter, eine so genannte Dienstleistungs- bzw. Informationsgesellschaft. Dieser Übergang wird als Deindustrialisierung bezeichnet (Leser 2002 S. 133). Frech stellt fest: „Die Industrie verliert, zumindest in Relation zur gesamtwirtschaftlichen Leistung, immer mehr an Bedeutung.“ (Frech 2000 S.182). Nicht mehr die Industrie, sondern der Dienstleistungssektor, der mit hohen Anforderungen an die Beschäftigten einhergeht, bestimmt die heutige Wirtschaftsstruktur. Hochtechnologie, Finanz- und Versicherungswesen, Dienste in der Beratung, Kommunikation und Vermarktung stehen im Vordergrund in den einstmaligen Industrieregionen (Schneider-Sliwa 2002 S.20).

Im Folgenden werden die Ursachen, Folgen und Schwierigkeiten für diesen neuerlichen Strukturwandel am Beispiel des Ruhrgebiets erläutert.

Als 1958 die Krise im Bergbau einsetzte, welche sich durch den innerdeutschen wie auch den internationalen Rückgang der Nachfrage nach Kohle und Stahl bemerkbar machte, verlor die Montanindustrie immer mehr an Bedeutung (Wolf 2005 S.6). Die Folge dieses Rückgangs war der Verlust einer großen Zahl von industriellen Arbeitsplätzen im Ruhrgebiet. Allein in dem Zeitraum der Jahre 1957 bis 1959 gingen über 200 000 Arbeitsplätze verloren (Wehling 2006 S.15).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Entwicklung der Beschäftigten in der Eisen- und Stahlindustrie und Rohstahlerzeugung im Ruhrgebiet

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Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Deindustrialisierung und Umgang mit dem industriellen Erbe
Untertitel
An den Beispielen: Ruhrgebiet, Glasgow und Bilbao
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Seminar für sozialwissenschaftliche Geographie)
Veranstaltung
Europas Städte: Aktuelle Themen und Prozesse
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V124663
ISBN (eBook)
9783640298235
ISBN (Buch)
9783640325689
Dateigröße
2472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deindustrialisierung, Umgang, Erbe, Europas, Städte, Aktuelle, Themen, Prozesse
Arbeit zitieren
Diplomand Rasso Bernhard (Autor:in), 2007, Deindustrialisierung und Umgang mit dem industriellen Erbe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124663

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