Hauptmanns "Die Weber" und der Naturalismus


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

A. Einleitung
1. Historisch-politische und literaturhistorische Grundlagen
1.1 Die politische Situation zu Zeiten des Naturalismus
1.1.1 Das Weberelend – Der Weberaufstand von 1844
1.2 Inhalt und Struktur des Textes

B. Hauptteil
2. Analyse des Drama mit Blick auf den Naturalismus
2.1 Der Naturalismus
2.2 Die Rolle der Sprache

C. Fazit

D. Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur

A. Einleitung

„Hier im Ort ist ein Gericht,
noch schlimmer als die Vehmen,
wo man nicht erst ein Urteil spricht,
das Leben schnell zu nehmen.
Hier wird der Mensch langsam gequält,
hier ist die Folterkammer,
hier werden Seufzer viel gezählt
als Zeugen von dem Jammer.“
1

Das Drama „Die Weber“ von Gerhart Hauptmann wird noch heute zur Weltliteratur gezählt. Thematisch werden darin die wirtschaftlichen Verhältnisse und das Elend aufgezeigt, denen das Webervolk 1844 ausgeliefert war. In der ersten Strophe des Blutgerichtes (s.o.) klingt bereits eine Stimmung der Unfreiheit und Ausbeutung an2. Die folgende Hausarbeit, die sich ausschließlich diesem Drama Hauptmanns widmet, entstand im Rahmen eines Seminars zu dem Thema „Sprache und Literatur im 19. Jahrhundert“. Nach einer kurzen Darstellung der relevanten Bezugspunkte des Dramas, wie der politische Situation und dem Aufbau, wird insbesondere auf ein typisches Merkmal des Naturalismus eingegangen. Die Rolle der Sprache bzw. des Dialektes wird näher beleuchtet, da dieser in dieser Form erstmals im Naturalismus Einzug hält und von dort an verstärkt in der Literatur zu finden ist. Damit soll gezeigt werden, dass Hauptmann mit den „Webern“ ein typisches Werk des Naturalismus geschaffen hat.

Die Widmung Hauptmanns an seinen Vater gleich zu Beginn des Werkes lässt darauf schließen, dass seine Familie in ähnlicher Weise von den Ausbeutungen durch ihre Arbeitgeber betroffen war, wie die Weber seines Dramas. So beschließt Hauptmann 1888 in Zürich, diese Thematik in einem Drama aufzuarbeiten. Dazu studierte er intensiv historische Quellen und unternahm zwei Informationsreisen in das schlesische Webergebiet. Zu seinen primären Textquellen gehört vor allem die Schrift „ Über die Noth der Leinenarbeiter in Schlesien und die Mittel ihr abzuhelfen“ von Alexander Schneer aus dem Jahre 1844. Aber auch „Blüthe und Verfall des Leinenwebers in Schlesien“ von Alfred Zimmermann (1885) und „Das Elend und der Aufruhr in Schlesien“ von Wilhelm Wolff (1845) zog er für seine Recherche heran. Aus dem letzt genannten entstammt das Weberlied.3

1891 verfasst Gerhart Hauptmann schließlich sein wohl bedeutendstes Werk, das Drama „Die Weber“. Im Vordergrund steht hierbei der Weberaufstand des Jahres 1844, welcher den geschichtlichen Rahmen des Dramas bildet. Im Juni 1844 wird ein spontaner Aufstand der Weber in den schlesischen Orten Kaschbach, Langenbielau und Peterswalbau mit militärischer Gewalt niedergeschlagen.

Bis heute ist es als eines der bekanntesten Stücke der naturalistischen Literaturepoche bekannt. Die Uraufführung seines Werkes war am 26. Februar 1893 im Neuen Theater Berlin. Die erste öffentliche Aufführung fand erst am 25. September 1894 im Deutschen Theater Berlin statt.4 Zuvor versuchte die Wilhelminische Zensurbehörde die Aufführung der „Weber“ zu verhindern. Die Begründung lautete damals, die im Drama enthaltenen Schilderungen seien dazu angetan, Klassenhass zu erzeugen und sie könnten zu "einem Anziehungspunkt für den zu Demonstrationen geneigten Teil der Bevölkerung Berlins" werden. Nach langen gerichtlichen Auseinandersetzungen 3 wurde schließlich das Verbot aufgehoben.5 Entgegen dieser Bestrebungen erhielt Gerhart Hauptmann 1912 den Literatur-Nobelpreis u.a. für sein Werk „Die Weber“6.

1. Historisch - politische und literaturhistorische Grundlagen

Der Titel des vorliegenden Dramas („ Die Weber. Ein Schauspiel aus den vierziger Jahren “) zeigt zum einen, dass es sich um ein modernes, soziales Werk handelt, aber auch dass zugleich sozial-geschichtliche Aspekte darin behandelt werden. Gerhart Hauptmann wagt also einen Schritt in die Vergangenheit.7

Somit spielen historisch-politische und literaturhistorische Aspekte eine Rolle bei der Analyse dieses Stückes. Die Zeit des Naturalismus und die Zeit des Weberaufstandes liegen zwar eng beieinander, mlich im 19. Jahrhundert, dennoch sollten sie zunächst getrennt von einander betrachtet werden.

1.1 Die politische Situation zu Zeiten des Naturalismus

Das Ende des 19. Jahrhunderts war geprägt durch viele gesellschaftliche und politische Veränderungen. Die Industrialisierung und die Verstädterung führten zu mehr Armut und Elend. Eine Reihe von Erfindungen, die im Zuge der Industrialisierung zum Einsatz kamen, revolutionierten das Zusammenleben im positiven sowie im negativen Sinne. So wurden viele Arbeitsprozesse durch den Einsatz von Maschinen vereinfacht, allerdings ging damit einher, dass zahlreiche Arbeitsplätze verloren gingen. Die Kluft zwischen Arm und Reich begann auseinander zu driften. Die gescheiterte Revolution von 1848 schwebte noch immer in den Köpfen der Bürger und die Differenzen zwischen den Arbeitern und den Fabrikbesitzern waren nahezu unüberwindbar.

Diese Tendenzen beeinflussen den Naturalismus maßgeblich (siehe Kapitel 2.1). Der Literatur sollte eine größere Macht in der Gesellschaft zukommen. Durch verbesserte bildungspolitische Bedingungen hatte sich zumindest die Leserschaft stark vergrößert, wodurch ein viel breiteres Publikum erreicht werden konnte. Unterschiedlichste Entwicklungen führten zu einem enormen Anstieg des Lebenstempos; jene zogen die Gefahr einer Entfremdung und Verdinglichung menschlicher Beziehungen mit sich.

1.1.1 Das Weberelend – Der Weberaufstand von 1844

Im Drama „Die Weber“ werden die genannten poltischen Umstände durch die Darstellung der Beziehung zwischen den Webern und den Fabrikanten deutlich. Fehlender Respekt und menschenunwürdiges Verhalten zeichnet diese Beziehung aus. Die Weber versuchten wiederholt, ihre Lage durch Aufstände zu verbessern. Der erste Aufstand fand bereits 1793 statt und hatte, viel mehr als der Aufstand von 1844, einen ideologisch-revolutionären Charakter, wohingegen letzterer stark affektgeladen erscheint. Das Gewerbe der Weber in Schlesien ist alt und hatte seine Blütezeit bereits in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts. In der Zeit zwischen den Aufständen wurden Versuche unternommen, die Leinenweberei Schlesiens den neuen Verhältnissen anzupassen, allerdings blieb diese Weberei hinter dem technischen Fortschritt ihrer Zeit weit zurück, sodass die ausländische Leinenindustrie stetig konkurrenzfähiger wurde. Preußen erholte sich in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, wohingegen Schlesien den Aufschwung verpasste, unter anderem weil die zuständigen Minister und Präsidenten den Notstand leugneten.8 So änderte sich lange nichts an der misslichen Lage, sehr zum Leidwesen der dortigen Weber.

Eine Behandlung der Weberthematik bedeutete auch zum Ausgang des 19. Jahrhunderts noch eine Anklage an das gesellschaftliche System, da die Lage der Weber vergleichbar war mit der Lage des Proletariat im 19. Jahrhundert.9

1.2 Inhalt und Struktur des Textes

Das Stück „Die Weber“ weist viele typisch naturalistische Aspekte bezüglich seines Inhaltes und seiner Struktur auf, was in Kapitel 2.1 näher erläutert wird. Es lassen sich zudem typische Merkmale eines Dramas finden. So unterstützt die traditionelle Fünfaktigkeit die - auf Wirkung und Kontrast angelegte - Spannungskurve. Der erste Akt dient der allgemeinen Charakteristik der Situation und versteht sich als Massenszene. Die Masse wird hier bereits zur ‚dramatis persona‘, d.h. die Masse der verhungernden Weber wird zur dramatischen Person.10

[...]


1 Blutgericht, (I. und II.).

2 Im zweiten Akt des Dramas findet diese Strophe erstmals, im vierten Akt wird sie erneut gesungen.

3 Kindler 1970, S. 10159f.

4 Cowen 1980, S. 65.

5 Schwab-Felisch 20026, S. 93.

6 Rinsum 1994, S. 346.

7 May 1964, S. 159.

8 Schwab- Felisch 2002, S. 74f.

9 Schildberg-Schroth 1992, S. 11.

10 Schößler 2003, S.110.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Hauptmanns "Die Weber" und der Naturalismus
Hochschule
Universität Trier  (Germanistik)
Veranstaltung
Hauptseminar "Sprache und Literatur im 19. Jahrhundert"
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V126610
ISBN (eBook)
9783640324811
ISBN (Buch)
9783640326426
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Augenmerk liegt auf dem Naturalismus
Schlagworte
Hauptmanns, Weber, Naturalismus
Arbeit zitieren
Martina Pauls (Autor:in), 2009, Hauptmanns "Die Weber" und der Naturalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126610

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