Die Wirkung von Einstellungseffekten auf Problemlösestrategien

Eine Hausarbeit zu A. Luchins Artikel Mechanization in Problem Solving – The Effect of Einstellung


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Einleitung

Mechanisierung beim Problemlösen – Die Wirkung der „Einstellung“

Hypothesen der Erklärung des Einstellungseffekts

Variationen des Umfüllexperiments

Nicht Einstellungsverhalten

Ähnliche Experimente

Diskussion

Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Luchins veröffentlichte 1942 ein Wasserumfüllexperiment mit dessen Hilfe er den Effekt von Einstellung untersuchte. Er stellte fest, dass schon wenige Durchgänge der theoretischen Umfüllaufgaben dazu ausreichten um bei den Probanden eine Einstellung zu erzeugen, von der sie sich nicht mehr erholten. Zusätzlich stellte er fünf Arbeitshypothesen auf, die sowohl die mechanische Tendenz, als auch innere und äußere Faktoren des Menschen berücksichtigten. Diesen entsprechend entwickelte er Variationen des Experiments, wodurch die 2. und 5. Hypothese teilweise verifiziert wurden. Luchins entwickelte weitere Experimente, die dem erstgenannten ähnlich waren, um die Einstellung einer Situation auf andere übertragen zu können.

Er erkannte wie viel Einfluss Einstellung auf unser Handeln hat und forderte Veränderungen im Lehrsystem.

Einleitung

Jeden Tag begegnen wir zu lösenden Problemen. Als Problem wird eine Situation dann erlebt, „wenn eine Reaktion verlangt wird, die der Person nicht unmittelbar zur Verfügung steht.“ Doch was verbirgt sich hinter diesem Prozess? „Problemlösen besteht im Auffinden eines vorher nicht bekannten Weges von einem gegebenen Anfangszustand zu einem gewünschten und mehr oder minder genau bekannten Endzustand.” (Dorsch, 2004, S. 731)

Der Gestaltpsychologe Dr. Wolfgang Köhler geht davon aus, dass zur Problemlösung eine Umstrukturierung der Situation erforderlich ist. Dabei werden durch zielgerichtetes Denken Hindernisse auf dem Weg zum Ziel beseitigt. (Engelkamp und Zimmer, 2006, S. 632) Ein Beispiel hierfür ist, „das so genannte Aha-Erlebnis, das ein tiefes Verständnis für die Lösung eines Problems signalisiert, [es] tritt plötzlich und unvermutet am Ende eines Denkprozesses auf.“ (Spada, 2006, S. 202) Dieses Phänomen zeigt die plötzliche Einsicht in die Problemstrukturen nach einer Transformation der Situation und kann zu einer Lösung führen. (Engelkamp und Zimmer, 2006, S. 632)

Zum Verständnis des Problems führt nicht jeder Denkprozess. Manchmal sind die Problemlöser auch darauf fixiert, Objekte in ihrer bekannten Funktion zu verwenden, wodurch das Erkennen neuer Funktionen jedoch verhindert wird. (Anderson, 2001, S. 268) Diese funktionale Fixierung – auch funktionale Gebundenheit genannt – ist eine mentale Blockierung einem Objekt gegenüber.

In einigen Situationen wirken sich frühere Erfahrungen nicht produktiv auf das Lösen des aktuellen Problems aus. Ein solcher Punkt, in dem die Transferleistung hinderlich ist, ist der von Luchins ab 1938 untersuchte Einstellungseffekt. Als Einstellung bezeichnet Luchins in diesem Kontext das Erzeugen eines mechanisierten Verhaltens, welches eine Lösungsstrategie für ähnliche Probleme darstellt, die beibehalten wird, selbst wenn eine einfachere Lösung möglich wäre.

Den entstandenen Einstellungseffekt (E-Effekt) untersuchte Luchins mit Hilfe von Umfüllaufgaben mit theoretischen Wasserbehältern. Um den gefundenen Effekt tiefergehend zu erforschen, variierte er sein Experiment und entwickelte ähnliche Experimente, um seine zugrunde liegenden Hypothesen zu validieren. Weiter untersuchte er die maßgeblichen Faktoren für diesen Effekt.

Dies führt zu der Frage: Ist das von Luchins abstrakt gewählte Experiment auch auf andere Umstände übertragbar und wodurch wird der E-Effekt bedingt?

Mechanisierung beim Problemlösen – Die Wirkung der „Einstellung“

Abraham S. Luchins, einer der bedeutendsten amerikanischen Gestaltpsychologen, führte 1938 ein breit angelegtes Experiment zum Thema Mechanisierung beim Problemlösen durch.1

Sein Ziel war in dem Experiment bei den Versuchspersonen eine Einstellung zu erzeugen und zu untersuchen. Dieses Experiment führte er mit über 900 Versuchspersonen durch; dabei rekrutierte er Menschen möglichst vieler verschiedener Altersgruppen und Bildungsgrade (Luchins 1942, S. 1). Zusätzlich unterteilte er die Versuchspersonen zufällig in 3 unterschiedliche Gruppen: Kontrollgruppe, „Don't be blind“-Gruppe und die Grundgruppe.

Die Instruktionen bei diesem Experiments lauteten: „Schreiben Sie bitte nieder, wie man eine gewünschte Wassermenge erhalten kann, wenn bestimmte leere Meßgefäße zur Verfügung stehen.“ (Graumann, 1969, S. 172) Dazu hatten die Versuchspersonen einen unbegrenzten theoretischen Wasservorrat zur Verfügung. Zur Lösung jeder Aufgabe waren jeweils 2,5 Minuten gegeben. Die erste Aufgabe wurde beispielhaft vom Versuchsleiter an einer Wandtafel mit folgenden Worten gelöst: „Man füllt zuerst das 127-Quart-Gefäß2 und gießt dann aus ihm einmal den 21-Quart-Krug und zweimal den 3-Quart-Krug voll. Im 127-Quart-Krug bleiben dann die gewünschten 100 Quart Wasser zurück.“ (Graumann, 1969, S. 172)

Nun folgten die Aufgaben 1 bis 5 für die Probanden. Diese nannte Luchins Einstellungsaufgaben (E-Aufgaben), da die Probanden das stets gleiche Lösungsprinzip einübten: Gefäß B füllen und aus diesem mit Gefäß A einmal und Gefäß C zweimal Wasser entnehmen (B-A-2C).

Die weiteren Aufgaben dienten zur Kontrolle des Einstellungseffektes. In der Tabelle sind sie mit C1 bis C4 benannt. Bei diesen kritischen (C-) Aufgaben war es möglich, durch eine direktere Methode (D-Lösung) eine passende Antwort zu finden. Diese vier Aufgaben stellten den wichtigsten Teil von Luchins Experiment dar. Sie zeigten an, ob die Probanden die einfache und schnelle D-Lösung nahmen oder das Schema der zuvor mehrfach verwendete Einstellungslösung. Mit Ausnahme von Aufgabe 8, war aber für alle Aufgaben das Lösungsschema B-A-2C möglich. Beispielsweise ist zum Lösen von Aufgabe 6 A-C und bei Aufgabe 7 A+C der direkte Lösungsweg. Aufgabe 8 unterbricht die entstandene Einstellung indem sie nur durch A-C gelöst werden kann. Den 2. Block kritischer Aufgaben stellen Aufgabe 9, auch zu lösen durch A+C und Aufgabe 10 lösbar durch A-C dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

E1 bis E5→ Einstellungsaufgaben (B-A-2C)

C1 bis C2→ kritische Aufgaben (B-A-2C oder direktes Muster 6: A+C; 7: A-C)

9→ Testaufgabe (nur A-C möglich)

C3 bis C4→ kritische Aufgaben (B-A-2C oder direktes Muster 10: A+C; 11: A-C)

(Vergleiche Graumann, 1969, S. 172)

„Die sehr stabilen Effekte, die [A.] Luchins und [E.] Luchins [1970] beobachten konnten, besagen, dass die meisten Probanden die einfacheren Lösungswege für die Probleme 6 und 7 nicht erkannten (sie verwenden statt dessen weiterhin die dafür umständlichere Prozedur B-A-2C) und dass viele am relativ einfachen Problem 8 scheiterten. Sie nennen diese Tendenz, an einem als erfolgreich erkannten Lösungsweg festzuhalten, Problemlöseeinstellung (problem solving set).“ (Hussy, 1984, S. 205) Die beschriebene Problemlöseeinstellung zeigt sich in Aufgabe 8 dadurch, dass auf der Suche nach anderen Lösungen Lösungswege mit weniger als vier Schritten ausgeschlossen wurden.

Luchins Probanden der Grundgruppe hatten den Lösungsweg nach fünf Einstellungsaufgaben schon derart „mechanisiert“, dass nur ca. 25% von ihnen den direkten Weg verwendeten. Hingegen wählten annähernd 100% der Versuchspersonen der Kontrollgruppe den direkten Weg. Diese Gruppe erhielt keine Einstellungsaufgaben und begann erst mit Aufgabe 6 (Funke, 2003, S.114).

Die DBB-Gruppe hatte den Auftrag, sich nach Abschluss von Aufgabe 6 den Hinweis „Achtung, gut aufpassen!“ (engl. orig.: „Don't be blind!“) zu notieren. Der Hinweis sollte dazu dienen herauszufinden, ob die Versuchspersonen einen geringeren E-Effekt und somit eine Erholung vom E-Effekt durch diesen Hinweis zeigen. Diese Unterbrechung wirkte sich unterschiedlich stark auf den E-Effekt aus. Je nach Probandengruppe (bedingt durch Alter und Bildungsgrad) verwendeten 10% bis 50% den direkten Weg. Somit ist der E-Effekt in dieser Gruppe geringer als in der Grundgruppe.

Resümierend sagte Hussy: „Die Experimente von Luchins und Luchins verdeutlichen, dass bereits wenige Wiederholungen einer erfolgreichen Lösungsstrategie ausreichen, um eine Fixierung beim Umgang mit weiteren ähnlichen Situationen zu erzeugen (= Lern- und Gedächtniseffekte beim Problemlösen).“ ( Hussy, 1984, S. 205)

[...]


1 Mechanization in Problem Solving – The Effect of Einstellung

2 Ein Quart = 1,136 Liter

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Wirkung von Einstellungseffekten auf Problemlösestrategien
Untertitel
Eine Hausarbeit zu A. Luchins Artikel Mechanization in Problem Solving – The Effect of Einstellung
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Allgemeine Psychologie 1
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V126156
ISBN (eBook)
9783640322534
ISBN (Buch)
9783640320660
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirkung, Einstellungseffekten, Problemlösestrategien, Eine, Hausarbeit, Luchins, Artikel, Mechanization, Problem, Solving, Effect, Einstellung
Arbeit zitieren
Jaya Gerlach (Autor:in), 2009, Die Wirkung von Einstellungseffekten auf Problemlösestrategien , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126156

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