Otfrids Evangelienbuch

Anlayse: Evangelienbuch V, Kapitel 17, Verse 21-40


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

21 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zur Person Otfrid von Weißenburg

3 Das Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg

4 Neuhochdeutsche Übersetzung der Verse 21 - 40 des Kapitels 17 des Evangelienbuches V aus dem Althochdeutschen

5 Vergleich der übersetzten Textstelle mit der zugehörigen Textstelle in der Bibel

6 Von der antiken zur frühmittelalterlichen Astrologie

7 Schlussbemerkung

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Otfrid von Weißenburg gilt als der erste althochdeutsche Dichter. Sein zwischen 863 und 871 n. Chr. entstandenes ,liber evangeliorum’ trägt das Leben Jesus Christus aus allen vier Evangelien zusammen.[1] Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Analyse der Verse 21 - 40 aus Otfrieds Evangelienbuch V, Kapitel 17.

Der erste Teil beschäftigt sich mit der Person Otfrid von Weißenburg und seinem Evangelienbuch. Hierbei handelt es sich um eine Kurzbiographie des „ersten namentlich bekannte[n] althochdeutsche[n] Dichter[s]".[2] Zur Einführung in die Thematik soll die folgende Werkbeschreibung dienen.

Im zweiten Teil der Hausarbeit steht die Betrachtung der bereits erwähnten Textstelle im Vordergrund. Neben einer Übersetzung aus dem Althochdeutschen in das Neuhochdeutsche soll über die Syntax und das Reimschema gesprochen werden. Darauf folgt ein direkter Bibelvergleich der Textstelle, um einerseits die Verbindung zum Bibeltext zu verdeutlichen und andererseits die Unterschiede zwischen der Bibel und Otfrids Evangelienbuch erkennen zu können. Allein die Tatsache, dass es in der Bibel verschiedene Interpretationen der Himmelfahrt des Gottessohnes gibt, lässt einen spannenden Einblick in die textanalytische Arbeit Otfrids erahnen. Im Anschluss beschäftigt sich diese Hausarbeit mit der frühmittelalterlichen Astrologie in Bezug auf die zu analysierende Textstelle. Hierbei darf ein Abriss über das astrologische Verständnis der antiken und frühmittelalterlichen Menschen nicht fehlen. Des Weiteren bleibt zu untersuchen, warum Otfrid von Weißenburg der Astrologie einen solch hohen Stellenwert zumisst, dass sie den Hauptteil der Verse 21 - 40 ausmacht.

Abschließend sollen die wichtigsten Ergebnisse dieser Hausarbeit in einer Schlussbemerkung zusammengefasst werden.

2 Zur Person Otfrid von Weißenburg

Die genauen Lebensdaten des ersten namentlich erwähnten althochdeutschen Dichters Otfrid von Weißenburg sind den Literaturwissenschaftlern nicht bekannt. Dennoch lässt sich die Person Otfrid auf um 800 zurückdatieren und muss nach 870 gestorben sein.[3]

Otfrid von Weißenburg zählt zu den herausragendsten Persönlichkeiten des ostfränkischen Reiches, das von dem spätkarolinger Ludwig dem Deutschen[4] (806 - 876 n. Chr.) regiert wurde. Im Kloster Weißenburg[5] wirkte Otfrid als Mönch und Gelehrter. Um das Jahr 830 wurde ihm ein Studienaufenthalt im Kloster Fulda bei Rabanus Maurus[6] ermöglicht.[7]

Die Forschung geht davon aus, dass Otfrid später in der Hofkapelle des Königs tätig war. Sein dortiger Aufenthalt kann allerdings nicht von langer Dauer gewesen sein, denn die Wissenschaft hat herausgefunden, dass er ab ca. 847 n. Chr. ins Kloster Weißenburg zurückgekehrt sein muss, wo er als „Urkunden-Schreiber, Bibliothekar, Exeget und Grammatiklehrer“ wieder in Erscheinung trat. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das ,Liber evangeliorum’ - das Evangelienbuch - ein althochdeutsches Bibelepos, das Otfrid im südrheinfränkischem Dialekt niedergeschrieben hat.[8]

Das ‚Liber evangeliorum’ – das Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg – wurde um 870 n. Chr. geschrieben.[9] Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um ein althochdeutsches Bibelepos im südrheinfränkischem Dialekt. Das Evangelienbuch ist in fünf Bücher, unter Nutzung der vier Evangelien, gegliedert mit insgesamt 140 Kapiteln und 7104 Langzeilen.[10] Otfrids Bemühungen liegen in der dichterischen Darstellung der Heilsgeschichte Jesus Christus. In vier Handschriften ist das Evangelienbuch überliefert, jedoch enthält nur die sogenannte ,Heidelberger Handschrift’ das nachgetragene ,Georgslied’.[11]

Das Evangelienbuch Otfrids von Weißenburg

Mit dem Verfassen des Evangelienbuches muss Otfrid auch der erste althochdeutsche Dichter gewesen sein, der die Idee von einer volkssprachlichen Religionsschrift in die Tat umsetzte und sich damit in Kirchenkreisen vermutlich nicht überall sehr beliebt machte.[12] Inhaltlich befasst sich das Evangelienbuch mit dem Leben des Jesus von Nazareth in Form einer Evangelienharmonie, ergänzt durch Kommentare des Verfassers und exegetische Einschübe.[13] In den Kommentaren des Verfassers rechtfertigt er seine Arbeit an dieser Evangelienharmonie. Ofrid deutet die Evangeliendarstellungen mystischer, spiritueller und moralischer als die Bibel es tut. Im Gegensatz zum altsächsischen Großepos ,Heliand’ tritt die Göttlichkeit in Jesus Christus deutlicher hervor.[14]

4 Neuhochdeutsche Übersetzung der Verse 21 - 40 des Kapitels 17 des Evangelienbuches V aus dem Althochdeutschen Evangelienbuch V, Kapitel 17 Igitur qui convenerant, interrogabant eum V. 21 - 40

(übersetzt von Felix Wiedergrün)

Firliaz er thia érda oúh thuruh[15] tház[16], wanta wirdig si ni wás Er verließ die Erde auch deswegen, weil sie nicht würdig war bira míssodati[17], thaz er sia fúrdir[18] drati[19] in ihrer Sünde, dass er sie weiter betrat.

Sie híntarquamun[20] gáhun, joh sie after ímo sahun, Plötzlich erschraken sie und blickten ihm nach, sih wúntorotun[21] hárto súlichero[21] férto[23] sie wunderten sich sehr über sein derartiges Emporsteigen.

Thia súnnun[24] joh then mánon [25] so úbarfuar er gáhon[26].

[...]


[1] iasl.uni-muenchen.de/rezensio/liste/Seidl3484640510_1222.html (07.April 2007, 12:06 Uhr)

[2] Grabert, Dr. W.; Mulot, A.: Geschichte der Deutschen Literatur. München 61960, S. 22.

[3] „Otfrid von Weißenburg“: Der Brockhaus multimedial premium 2007. München 2007.

[4] Ludwig der Deutsche (Ludwig II.): *806 - |876; dritter Sohn Ludwigs des Frommen (Sohn Karls des Großen) und Irmingards (Enkelin Karl Martells); regierte in den Jahren 833/840/843-876

[5] Kloster Weißenburg: vom Speyerer Bischof Dragobodo um 600 n. Chr. gegründet

[6] Rabanus Maurus: *um 780 - |856; Abt des Klosters Fulda und Mainzer Erzbischof

[7] „Otfrid von Weißenburg“: Der Brockhaus multimedial premium 2007. München 2007.

[8] http://www.uni-greifswald.de/~dt_phil/litwiss/gratz/antho/otfrid.html (07.April 2007, 13:03 Uhr)

[9] http://digi.ub.uni-heidelberg.de/cpl52 (09.April 2007, 14:54 Uhr)

[10] Grabert, Dr. W.; Mulot, A.: Geschichte der Deutschen Literatur. München 61960, S. 22.

[11] Ebd., S. 23.

[12] Lachmann, Karl: Otfried (1836). (In:) Kleiber, Wolfgang: Otfrid von Weissenburg. Darmstadt 1978, S. 20f.

[13] http://www.germanistik.uni-muenchen.de/studium_lehre/veranst/pdf/Erl-Med-SoSe07.pdf (09.April 2007, 15:45 Uhr)

[14] http://www.bautz.de/bbkl/o/otfried_v_w.shtml (10.April 2007, 17:15 Uhr)

[15] trennb. Partikel vor Verben: durch-, hindurch-; Präposition mit Akkusativ: durch, wegen

[16] tház, that, dhaz(s), thas, (d)az, das, dat usw. [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Konj.: dass, da(her), weil, so dass, damit

[17] míssodati [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] missität, missa-, misso-, misse-, missitaat, issidät, misso- [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] st. F.: Missetat, Versehen, Sünde, Fehler

[18] furdir [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Adv. fürderhin, weiter, ferner

[19] drati [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] thräti, drät(t)i, dräte, trate [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Adj.: schnell, stürzend, heftig, stürmisch, rasch

[20] hintarquamun [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] hintar - queman [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] st. V. mit Genitiv: erstaunen, erschrecken über

[21] wúntorotun [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] wuntorôn mit AkkS., sih w. mit GS.: sich wundern über...

[22] súlichero [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] sulïch, sulïhc, suleh, sol(Th), sol(i)h, sol(ich), sole(c)h, selTh [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Pron.-Adj.: solch, so (beschaffen), derartig, von der Art

[23] férto [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] faran, far(en), fären, färin, farren [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] st. V.: fahren, (vorbei)gehen, sich begeben, weggehen, reisen

[24] súnnun [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] sunna [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] sw. F.: Sonne

[25] mánon [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] màno [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] sw. M.: Mond

[26] gáhon[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Adj. schnell

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Otfrids Evangelienbuch
Untertitel
Anlayse: Evangelienbuch V, Kapitel 17, Verse 21-40
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Otfrids Evangelienbuch
Note
1,5
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V88395
ISBN (eBook)
9783638024488
ISBN (Buch)
9783640319817
Dateigröße
748 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Otfrids, Evangelienbuch, Otfrids, Evangelienbuch
Arbeit zitieren
Felix Carl-Emil Wiedergrün (Autor:in), 2007, Otfrids Evangelienbuch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88395

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